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Philippe de Commynes um 1447 in Flandern 18 Oktober 1511 auf Schloss Argenton war ein franzosischer Diplomat und Historiker sowie ein Berater der Konige Ludwig XI und Karl VIII Er gilt als einer der Vorlaufer der modernen Geschichtsschreibung und als Verfasser der ersten franzosischsprachigen Memoiren im modernen Sinne Philippe de Commynes Zeichnung Mediatheque Arras Ms Fr 266 fol 281Wappen des Philippe de Commynes um 1475 80Leben BearbeitenCommynes wurde in Renescure in der Grafschaft Flandern heute zu Frankreich gehorig geboren die zum Herzogtum Burgund gehorte einem quasi selbstandigen Territorium zwischen Frankreich und dem Heiligen Romischen Reich Er stammte aus einer Familie von Amtstragern in herzoglichen Diensten und kam selbst schon als Jugendlicher an den Hof in Brussel wo er als Knappe in den Dienst des angehenden Herzogs Karls des Kuhnen trat Trotz seiner Jugend entwickelte er ein enges Vertrauensverhaltnis zu seinem Dienstherrn So soll er 1468 den im Vorjahr Herzog gewordenen Karl erfolgreich davon abgehalten haben dem franzosischen Konig Ludwig XI nach dem Leben zu trachten als jener in Peronne in burgundische Gefangenschaft geraten war 1472 kehrte Commynes Herzog Karl uberraschend den Rucken und wechselte in den Dienst von dessen Erzfeind Konig Ludwig was ein ungeheuerlicher Treuebruch war Dank seiner intimen Kenntnis der Person und der Plane Karls konnte er den verschlagenen und politisch geschickten Ludwig bei seinen militarischen und diplomatischen Aktionen beraten die nicht unbeteiligt waren an Karls Niederlage und Tod 1477 Zugleich entwickelte er sich dank der Kontakte die er am franzosischen Hof zu den Botschaftern der diversen italienischen Staaten pflegte zu einem Kenner der dortigen Verhaltnisse 1478 reiste er selbst als Botschafter nach Turin Mailand und Florenz Zum Lohn fur seine Dienste erhielt er von Louis grossere Besitzungen ubereignet so dass er in den hoheren Adel einheiraten konnte Nach dem Tod Ludwigs im Jahr 1483 hatte Commynes Muhe einen angemessenen Platz unter seinem Nachfolger Karl VIII bzw unter dessen zunachst die Regentschaft fuhrenden alteren Schwester Anne de Beaujeu zu finden Er verlor Teile seines Besitzes und beteiligte sich an den Intrigen des franzosischen Hochadels gegen die Regentin Im Kontext der sogenannten Guerre folle 1488 wurde er vorubergehend gefangengesetzt und vom Hof verbannt In dieser Situation begann er 1489 mit der Abfassung seiner Erinnerungen aus der Zeit bei Herzog Karl und bei Konig Ludwig die er als Fursten darstellt die es verdienen dass man sich von ihnen ab bzw ihnen zuwendet weshalb er z B an passender Stelle auch andere Uberlaufer anfuhrt und ihre Motive analysiert 1492 erhielt Commynes wieder Zutritt zum Hof Als Konig Karl 1494 einen Feldzug nach Italien unternahm um langst obsolet geglaubte franzosische Anspruche auf die Krone des Konigreichs Neapel geltend zu machen wurde er als Diplomat nach Venedig geschickt Er sollte den machtigen Stadtstaat dazu bewegen neutral zu bleiben zwischen Frankreich und der rasch entstandenen gegnerischen Allianz der Heiligen Liga aus dem Haus Habsburg dem Haus Aragon und dem Papst als Herrscher des mittelitalienischen Kirchenstaates Commynes Mission blieb jedoch erfolglos Die Franzosen mussten Neapel raumen und Italien vorerst verlassen nbsp Philippe de Commynes auf dem Totenbett Den Haag Koninklijke Bibliotheek 76 E 13 fol 3r 1512 Aus Venedig zuruck griff er wieder zur Feder und verfasste von Ende 1495 bis Ende 1498 den zweiten Teil Buch VII und VIII der Memoiren worin er seine Zeit unter Karl VIII schildert insbesondere die Vorbereitung des Italienfeldzuges und seine Tatigkeit in Venedig Ein zentrales Motiv scheint hierbei sein Bedurfnis seinen dortigen Misserfolg zu erklaren so wie er in den ersten Buchern nicht zuletzt seine Untreue gegenuber Herzog Karl zu rechtfertigen versucht hatte Ein grosses Interesse Commynes galt aber auch den Existenzbedingungen und Motivationen der Fursten die er kennengelernt hatte bzw allgemein der Psychologie der Herrscher Die Erinnerungen kamen erst 1524 also posthum heraus und zwar gedruckt unter dem Titel Les memoires sur les principaux faicts et gestes de Louis onzieme et de Charles huitieme son filz roys de France Erinnerungen zu den wichtigsten Handlungen und Taten der franzosischen Konige Ludwig XI und Karl VIII seines Sohnes Konige von Frankreich Sie wurden lange Zeit als eine Art Lehrbuch fur Politik und Geheim Diplomatie gelesen und gelten als erstes Werk der Gattung Memoiren im heutigen Sinne in der franzosischen Literatur Literatur Bearbeiten Memoires de Philippe de Commynes T 1 1464 1477 franzosisch Paris 1901 Memoires de Philippe de Commynes T 2 1477 1498 franzosisch Paris 1903 The Memoirs of Philippe de Commines Lord of Argenton Containing the Histories of Louis XI and Charles VIII Kings of France and of Charles the Bold Duke of Burgundy to which is Added The Scandalous Chronicle Or Secret History of Louis XI by Sir Andrew Richard Scoble Autor Jean De Troyes Autor Band 2 London 1892 Biography of Philippe de Commines at the New Advent Catholic Encyclopedia Bibliography of Philippe de Commines s works in FrenchWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Philippe de Commynes Quellen und Volltexte nbsp Commons Philippe de Commynes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Philippe de Commynes im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Philippe de Commynes in der Deutschen Digitalen Bibliothek Artikel Commynes in Gert Pinkernell Namen Titel und Daten der franzosischen Literatur T 2 Hauptquelle des Artikels Normdaten Person GND 118521721 lobid OGND AKS LCCN n78088923 VIAF 92478972 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Commynes Philippe deKURZBESCHREIBUNG burgundisch franzosischer GeschichtsschreiberGEBURTSDATUM um 1447GEBURTSORT FlandernSTERBEDATUM 18 Oktober 1511STERBEORT Schloss Argenton Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philippe de Commynes amp oldid 230688679