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Karl VIII der Freundliche oder der Hofische frz Charles VIII l Affable oder le Courtois 30 Juni 1470 in Schloss Amboise 7 April 1498 ebenda war von 1483 bis 1498 Konig von Frankreich Er wurde als dritter und einzig uberlebender Sohn von Ludwig XI von Frankreich und dessen Gemahlin Charlotte von Savoyen geboren Er war der siebte Konig aus dem Haus Valois und mit seinem Tod endete die Valois Hauptlinie Karl VIII von Frankreich Ecole Francaise 16 Jahrhundert Musee Conde in Chantilly Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit 1 2 Ehen 1 3 Italienkrieg 1 4 Tod 2 Nachkommen 3 Wappen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenKindheit Bearbeiten nbsp Der junge Karl VIII Karl VIII war von kleiner Gestalt und wurde deswegen oft belachelt 1 Er galt als schwachliches Kind und sein Vater sorgte sich im Sinne des Fortbestehens der Dynastie mehr um seine Gesundheit als um seine Ausbildung 2 Der Dauphin sollte als ein Instrument seiner Heiratspolitik die Stellung des Hauses Valois festigen Bereits 1475 fanden im Vorfeld des Vertrags von Picquigny in Amiens Gesprache zwischen dem englischen Konig Eduard IV und Ludwig XI statt bei denen eine Heirat Karls mit der englischen Konigstochter Elizabeth von York vereinbart wurde 3 1477 nach dem Tod Karls des Kuhnen von Burgund wollte Ludwig seinen Sohn mit der Erbin des Herzogtums Burgund Maria verheiraten doch lehnte Letztere dreizehn Jahre alter als der Dauphin Karl und somit mundig und souveran diese Ehe zu Gunsten des Habsburgers Maximilian ab Ludwig XI der sein Ende kommen sah versuchte seinen Sohn ab 1482 in die Regierungsgeschafte einzufuhren und riet ihm seinen Hofstaat zusammenzuhalten um einen reibungslosen Ubergang zu gewahrleisten 4 Der Dauphin Karl bestieg nach seines Vaters Tod 1483 mit erst dreizehn Jahren als Karl VIII den Thron worauf sogleich ein heftiger Streit zwischen seiner Schwester Anna von Beaujeu und Louis d Orleans um Vormundschaft und Regentschaft entbrannte Nach dem Entscheid der Generalstandeversammlung von 1484 stand Karls Conseil schliesslich bis etwa 1491 unter dem bestimmenden Einfluss seiner zehn Jahre alteren Schwester Anne und deren Gatten Pierre II de Bourbon Die Staatsgeschafte wurden in dieser Zeit im Wesentlichen vom nachmaligen Kardinal Guillaume Briconnet abgewickelt Ehen Bearbeiten Einen Monat vor der Thronbesteigung am 22 Juli 1483 wurde der Dauphin Karl mit der dreijahrigen Margarete Tochter aus der Ehe Maximilians I von Habsburg des spateren romischen Kaiser mit Maria von Burgund symbolisch verheiratet Diese Ehe war in Verletzung des Vertrages von Picquigny Teil des Friedens von Arras und wurde 1482 zwischen Frankreich Osterreich und den Burgundischen Niederlanden ausgehandelt Ziel war die Aussohnung in der seit 1477 von Krieg umtobten so genannten burgundischen Frage da das Haus Osterreich aus dem Erbe Karls des Kuhnen das Herzogtum Burgund beanspruchte die Krone Frankreichs allerdings das Kronlehen und einige flamische Besitzungen eingezogen hatte Gegen Louis d Orleans war 1488 der so genannte verruckte Krieg Guerre folle gegen die Bretonen auszufechten nachdem sich der zuruckgesetzte Prinz von Geblut auf die Seite der Furstenopposition im Umfeld von Franz II von der Bretagne und auf die Seite der bretonischen Unabhangigkeit gestellt hatte Der Versuch nach dem Tod des Herzogs von Bretagne seine elfjahrige Tochter Anne zu gewinnen und die Bretagne uber eine Ehe an die Krone zu binden schlug jedoch vorerst fehl Anne suchte ihre Rettung in einer Ehe mit Maximilian von Osterreich obwohl die so genannte Handschuhehe auch nicht vollzogen wurde Karl VIII durchkreuzte diese Heiratspolitik militarisch durch die Belagerung von Nantes und zwang so die inzwischen vierzehnjahrige Herzogin zur Ehe mit ihm Karl VIII und Anne heirateten am 6 Dezember 1491 auf Schloss Langeais 5 Maximilian hatte nicht die Mittel dem Herzogtum Bretagne zu Hilfe zu eilen und musste schliesslich hinnehmen dass der Ehevertrag mit Margarete widerrufen und von Innozenz VIII annulliert wurde Die Bretagne kam nach diesem so genannten bretonischen Brautraub faktisch definitiv an die franzosische Krone und war durch den Ehevertrag zusatzlich gebunden indem Anne fur den Fall dass sie keinen uberlebenden Dauphin gebar den Thronfolger Karls VIII zu heiraten hatte Erzherzogin Margarete die nach dem Frieden von Arras 1483 als Verlobte des Konigs am Hof Frankreichs gelebt hatte es hatte ja nur eine symbolische Hochzeit stattgefunden durfte nicht augenblicklich nach Deutschland zuruckkehren Erst 1493 als der Vertrag von Senlis einen Zwischenfrieden in der burgundischen Frage erbrachte wurde sie inzwischen dreizehnjahrig und ganzlich im Sinne der franzosischen Hofkultur erzogen samt ihrer Aussteuer zuruckgeschickt Italienkrieg Bearbeiten 1489 wurde Karl VIII von Papst Innozenz VIII der sich mit Ferdinand I von Neapel uberworfen hatte aufgefordert Neapel einzunehmen Rechtsanspruche liessen sich konstruieren indem auf Karl von Anjou den Eroberer und nachherigen Konigs von Neapel 1265 1266 1285 zuruckgegriffen wurde Ferner hatte Ludwig XI 1483 das Erbe der jungeren franzosischen Anjou beansprucht noch ehe in Rene II von Lothringen ein letzter eigenstandiger Pratendent Neapel abseits der Krone Frankreichs Neapel bedroht hatte Ferdinand seinerseits war angesichts der Spaltung Neapels in eine angevinische und in eine aragonesische Adelspartei bedroht nachdem Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte der Thronfolgekriege zuletzt aber die Verschworung der Barone 1485 86 sein Reich gepragt hatten Der junge und ambitionierte Konig rustete seine Armee und verstarkte seine Artillerie mit den modernsten Belagerungsgeraten jener Zeit Um sich den Rucken fur seine Eroberungsplane frei zu halten schloss er mit seinen Nachbarn Kontrakte die teuer erkauft wurden So kam 1492 mit Heinrich VII von England der Vertrag von Etaples zustande 1493 mit Maximilian I der Vertrag von Senlis und im selben Jahr mit Ferdinand II von Aragon der Vertrag von Barcelona 6 Aus den Reihen der Italiener eilte ihm der Mailander Usurpator Ludovico Sforza entgegen der von Ferdinands Nachfolger Alfonso bedroht war Weil die Italiener sich nach der Wahl des Papstes Alexanders VI im Konklave von 1492 vollig zerstritten hatten furchtete Lodovico Sforza die Forderung nach Beendigung seiner Regentschaft wie sie von Ferdinand von Neapel und Don Alfonso erhoben worden war Ein weiteres Ziel war die Usurpation der Herrschaft seines Neffen Gian Galeazzo Maria Sforza der seinerseits mit Isabella von Aragon verbunden war der Tochter von Alfonso Entsprechend verbundete er sich mit Karl VIII im Fruhjahr 1493 und lud ihn zu einem Zug gegen Neapel ein nbsp Einmarsch Karls VIII in Florenz Francesco Granacci 1518 Uffizien in Florenz nbsp Wappen Karls VIII Konig von Frankreich Neapel und Jerusalem Seit Ludwig I war der Konig von Neapel auch Titularkonig von Jerusalem 1494 fiel Karl mit 25 000 Mann darunter 8 000 Schweizer Soldner in Italien ein marschierte quer durch die Halbinsel und unterwarf die Republik Florenz gewissermassen im Vorbeigehen Dabei sturmte am 8 September 1494 seine Armee unter der Fuhrung von Ludwig von Orleans die Stadt Rapallo und metzelte samtliche Manner Frauen und Kinder nieder Das Massaker war die Vergeltung fur Rapallos Versuch mithilfe der drei Tage zuvor im Hafen von Genua gelandeten 5000 aragonesischen Soldaten die Truppen auf ihrem Marsch nach Neapel aufzuhalten Am 31 Dezember 1494 zogen Schweizer Soldner durch die Porta del Popolo in Rom ein Am 22 Februar 1495 nahm er Neapel ein ohne dass er sich einer offenen Schlacht hatte stellen mussen 7 Alfonso wurde vertrieben und Karl als Konig von Neapel eingesetzt Der Neapelzug im Herbst 1494 leitete die Italienischen Kriege der fruhen Neuzeit ein Gewisse Kreise in Florenz begrussten die Prasenz der Franzosen insbesondere der Dominikaner Girolamo Savonarola der in Karl ein Werkzeug Gottes sah um die Stadt von der grassierenden Korruption zu reinigen Viele Fursten Italiens wurden jedoch ob der Leichtigkeit der Eroberungen des franzosischen Konigs aufgeschreckt im Kirchenstaat war inzwischen Alexander VI auf Papst Innozenz VIII gefolgt und sogar Karls Verbundeter Ludovico Sforza begann nun zu wanken So arrangierte der Papst 1495 die sogenannte Heilige Liga von Venedig welche in der Schlacht bei Fornovo gegen Karl obsiegte dies obwohl die Liga mehr tote Soldaten zu beklagen hatte als das franzosische Heer Verluste hatte hinnehmen mussen Daruber hinaus verloren die Franzosen ihre gesamte auf dem Italienfeldzug gemachte Kriegsbeute Militarisch angeschlagen und politisch zusehends isoliert zog sich Karl weitere Schlachten meidend in die Heimat zuruck Seine in Neapel zuruckgelassene Garnison wurde von den Truppen des mit Alfonso II verbundeten Ferdinand II von Aragon rasch zur Kapitulation gezwungen Im Laufe der nachsten Jahre versuchte Karl seine Armee erneut aufzubauen um den Italienfeldzug wieder aufzunehmen doch lasteten die in den Jahren 1494 95 angehauften Schulden zu schwer Somit blieb sein Engagement in Italien ohne nachhaltigen Erfolg Tod Bearbeiten Karl VIII starb 27 jahrig am 7 April 1498 angeblich infolge eines Unfalls auf Schloss Amboise Als er so schon der Renaissance Spezialist Volker Reinhardt 8 sich auf den Weg machte um einer Partie Jeu de Paume beizuwohnen stiess er mit seiner Stirn so unglucklich und heftig gegen einen steinernen Tursturz dass er ins Koma fiel und wenige Stunden spater an einer einsetzenden Hirnblutung starb 9 Diese neuerdings von Friederike Haussmann bestrittene ersatzweise auf Syphilis hingelenkte Version 10 erfahrt Unterstutzung durch den Umstand dass Reinhardt unerwahnt liess dass Karl VIII schon 1976 Eingang fand in Ernst Baumlers Standardwerk Amors vergifteter Pfeil Kulturgeschichte einer verschwiegenen Krankheit 11 Auch die vielen Totgeburten unter seinen Nachkommen s u sprechen fur die Syphilisdiagnose 12 Karl VIII wurde wie die meisten franzosischen Konige in der Kathedrale von Saint Denis beerdigt Sein Herz wurde in die Notre Dame in Clery Saint Andre uberfuhrt wo auch seine Eltern begraben waren 13 Bei der Plunderung der Konigsgraber von Saint Denis wahrend der Franzosischen Revolution wurde sein Grab am 17 Oktober 1793 geoffnet und geplundert seine Uberreste wurden in einem Massengrab ausserhalb der Kirche beerdigt Da alle seine Nachkommen im fruhen Kindesalter starben erlosch mit ihm der altere Stamm des Hauses Valois Nachfolger wurde sein Onkel 3 Grades Ludwig XII ein Urenkel Karls V von Frankreich Nachkommen BearbeitenKinder 14 aus der am 6 Dezember 1491 geschlossenen Ehe mit Anne de Bretagne 1477 1514 Karl Roland Charles Orland 10 Oktober 1492 auf Schloss Plessis les Tours La Riche 6 Dezember 1495 in Amboise Dauphin von Viennois Grabmal in der Kathedrale Saint Gatien von Tours 15 Franz Francois 1493 totgeboren eine Tochter 1494 totgeboren Karl Charles 8 September 1496 auf Schloss Plessis les Tours La Riche 2 Oktober 1496 ebenda Dauphin von Viennois Grabmal in der Kathedrale Saint Gatien von Tours Franz Francois 1497 auf Schloss Plessis les Tours La Riche Anfang 1498 Dauphin von Viennois Anne 20 Marz 1498 7 April 1498 Karl Roland war der einzige Nachkomme der alter als ein paar Wochen wurde Der Verlust des Erstgeborenen angeblich infolge einer Maserninfektion Wahrscheinlicher ist Syphilis im Jahre 1495 traf die Eltern hart sodass man um die Gesundheit der Konigin lange Zeit besorgt war Wappen BearbeitenBeschreibung Im Blau und Silber gevierten Wappen drei goldene Lilien und ein goldenes mit gemeinem Kreuz bewinkeltes Kruckenkreuz oder Jerusalemkreuz Auf dem Schild eine goldene Lilienkrone Schildhalter sind zwei goldgeflugelte weissgekleidete Engel Um das Wappen ist die Kette des Ordre de Saint Michel mit dem Erzengel Michael im Medaillon gelegt Literatur BearbeitenJohn S C Bridge A History of France from the Death of Louis XI Bd 1 und 2 Oxford 1921 24 Neithard Bulst Karl VIII In Joachim Ehlers Heribert Muller Bernd Schneidmuller Hrsg Die franzosischen Konige des Mittelalters Beck Munchen 2006 Erstausgabe 1996 S 331ff ISBN 978 3 406 54739 3 Yvonne Labande Mailfert Charles VIII Paris 1986 Robert Knecht The Valois Kings of France 1328 1589 London 2004 ISBN 978 1 85285 522 2 Robert Knecht The Rise and Fall of Renaissance France Oxford Malden 2001 S 22ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl VIII Frankreich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Konigliche Haus Valois auf valois org franzosisch englisch Sterben bevor der Morgen graut In Der Spiegel Nr 40 1985 online 30 September 1985 Anmerkungen Bearbeiten Anne Denis Charles VIII et les Italiens Histoire et Mythe Demystification de Charles VIII Librairie Droz Genf 1979 S 119 Ivan Gobry Louis XI La force et la ruse Librairie Jules Tallandier Paris 2001 S 42 Christopher Wordsworth Ecclesiastical Biography Or Lives of Eminent Men Connected with the History of Religion in England From the Commencement of the Reformation Bd 1 BiblioBazaar Charleston South Carolina 2009 S 528 Ivan Gobry Louis XI La force et la ruse Librairie Jules Tallandier Paris 2001 S 133 Dominique Le Page und Michel Nassiet L Union de la Bretagne a la France Skol Vreizh Morlaix 2003 S 102 Andre Bourde Frankreich vom Ende des hundertjahrigen Krieges bis zum Beginn der Selbstherrschaft Ludwigs XIV In Handbuch der europaischen Geschichte Bd 3 S 139 Ernst Klett Verlag Stuttgart 1971 Robert Ritchie Historical Atlas of the Renaissance Checkmark Books New York 2004 S 64 Volker Reinhardt Die Borgia Geschichte einer unheimlichen Familie Munchen 2011 S 74 Heiner Gillmeister Tennis A Cultural History 2 Aufl Sheffield Equinox Publishing Ltd 2017 S 18 Friederike Haussmann Lucrezia Borgia Glanz und Gewalt Munchen S 72 Ernst Baumler Amors vergifteter Pfeil Kulturgeschichte einer verschwiegenen Krankheit Hamburg 1976 S 17 ff Vgl auch Christian Niemeyer Nietzsches Syphilis und die der Anderen Freiburg Munchen 2020 S 334 f Un pelerinage a Notre Dame de Clery Blanchard Orleans 1858 S 35 Sylvia Jurewitz Freischmidt Die Herrinnen der Loire Schlosser Koniginnen und Maitressen um den Lilienthron Piper Verlag Munchen 2003 S 485 Erganzt aus Stammliste der Valois Cynthia J Brown The cultural and political legacy of Anne de Bretagne D S Brewer Cambridge 2010 S 83 VorgangerAmtNachfolgerFranzDauphin von Frankreich 1470 1483Karl RolandLudwig XI Konig von Frankreich nbsp 1483 1498Ludwig XII Alfons II Konig von Neapel 1495Ferdinand II Normdaten Person GND 118776762 lobid OGND AKS LCCN n82158482 VIAF 34569564 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Karl VIII ALTERNATIVNAMEN Karl der Freundliche Karl der Hofische Charles VIII l Affable Charles VIII le CourtoisKURZBESCHREIBUNG Konig von Frankreich 1483 1498 GEBURTSDATUM 30 Juni 1470GEBURTSORT AmboiseSTERBEDATUM 7 April 1498STERBEORT Amboise Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl VIII Frankreich amp oldid 237237382