www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel befasst sich mit dem Kleidungsstuck fur weitere Bedeutungen siehe Haube Begriffsklarung Eine Haube ist eine Kopfbedeckung Das Wort Haube leitet sich von der althochdeutschen Bezeichnung huba ab und bedeutete ursprunglich eine Kopfbedeckung die die Haare vollstandig bedeckt 1 und die sowohl uber eine Gesichts als auch uber eine Halsoffnung verfugt 2 das heisst die das Gesicht und den Hals umschliesst und unter dem Kinn geschlossen wird Zu den Hauben gehoren daher auch die Kapuzen In Osterreich und Teilen von Altbayern wird Haube auch ganz allgemein fur weiche Kopfbedeckungen verwendet die eng am Kopf anliegen wie etwa Strickmutzen 3 oder auch fur Badekappen Haube um 1920Hauben werden von Mannern Frauen und Kindern getragen Die mannlichen Formen wie die Sturmhaube und die Fliegerhaube aber auch die im Mittelalter von beiden Geschlechtern getragene kapuzenartige Gugel oder die Bundhaube zeigen eine typische Auspragung wahrend die weiblichen Hauben oft um den Hals nicht ganz geschlossen werden oder der Verschluss sich auf Bander reduziert die unter dem Kinn zur Schleife gebunden werden insbesondere bei den Trachtenhauben Hersenier oder Turnierhaube von 1484Georgius Macropedius in einer Gugel Sogenannter Haarschutz oder eine Schutzhaube wird aus hygienischen Grunden getragen Fall oder Sturzhauben gelten als der Vorlaufer des Sturzhelms Inhaltsverzeichnis 1 Hauben fur Frauen 1 1 Geschichte 1 2 Formen 2 Hauben fur Manner 3 Hauben fur Sauglinge und Kleinkinder 4 Hauben fur hygienische Zwecke 5 Sonstige Einsatzbereiche 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHauben fur Frauen BearbeitenGeschichte Bearbeiten nbsp Variationen der Weiterentwicklung der Rokokohaube Mitte links und oben rechts zur Form der Schute Modekupfer 1802Im Mittelalter und der Fruhen Neuzeit verlangte die Norm von verheirateten Frauen das Tragen einer Haube wahrend unverheiratete ihr Haupt unbedeckt lassen durften Die Redensart unter die Haube kommen heiraten leitet sich davon ab 4 Die Haube galt als Zeichen der Frauenwurde und der Wohlanstandigkeit eine Frau ohne Haube oder andere Kopfbedeckung galt als loses Frauenzimmer In ganz Europa ist sie fester Bestandteil fast aller Frauentrachten Die Begrundung der Kirche dass Frauen ihr Haar zu bedecken hatten leitet sich ab aus 1 Kor 11 1 16 EU Kopftucher und Schleier als weibliche Kopfbedeckung waren jedoch bereits in der Antike ublich Gegenuber den losen Schleiertuchern die hochrangigen Ehefrauen und Nonnen vorbehalten waren hatte die ursprunglich enganliegende Haube den praktischen Nutzen das Haar aus dem Weg zu halten und es vor Verschmutzung zu schutzen z B beim Arbeiten am Feuer und anderen Haushaltsverrichtungen Das weibliche Personal fruherer Epochen trug generell Hauben wahrend der Arbeitszeit Fur Dienstmadchen und Zofen in vornehmen Haushalten zahlten aufwendig gearbeitete Haubchen und Schurzchen zur Arbeitskleidung und dienten daruber hinaus als Statussymbol des Arbeitgebers Hauben wurden meist aus feinem weissem Leinen gefertigt und je nach Epoche Anlass und Finanzkraft der Tragerin mitunter mit Volants Spitzen oder Bandern verziert Ab dem 18 Jahrhundert wurde stattdessen auch Baumwolle verwendet Daneben gab es auch steife Hauben aus stoffuberzogenem Karton Hauben ganz aus Spitze aus Samt Brokat mit Stickerei bedeckt usw Aus der Haube der burgerlichen Kleidermode des Rokoko entwickelte sich um 1800 die Schute Formen Bearbeiten Die Formen reichen von handtellergrossen Flecken uber das gesamte Haar bedeckende zum Teil kunstvoll arrangierte Hauben bis hin zu ausladenden Formen die auch den unteren Teil des Gesichts und den Hals bedeckten nbsp Gebende Anfang 14 Jahrhundert nbsp Hornerhaube Doppelhennin mit Kruseler 1439 nbsp Fontange Anfang 18 Jahrhundert nbsp Dormeuse um 1770Calotte Hauptartikel Calotte Die Calotte war eigentlich eine Mannerhaube die im 15 16 Jahrhundert auch von Frauen als Unterhaube unter dem Barett getragen wurde DormeuseEine vor allem im spaten 18 Jahrhundert beliebte den Kopf fast ganz umschliessende Haubenform mit seitlich weit nach vorne gezogenen Ruschen Fontange Hauptartikel Fontange Die Fontange ist eine von ca 1680 bis 1720 vorherrschende Haubenform die von einem Aufsatz aus Bandschlaufen und Spitzen uberragt wurde Einer in mehreren Varianten uberlieferten Legende nach soll der Name auf eine Matresse Ludwigs XIV zuruckgehen Gebende Hauptartikel Gebende Das Gebende ist eine im spaten 13 und fruhen 14 Jahrhundert getragene Kombination aus einem Kinnband und einem kronenahnlichen Ring manchmal mit gekrauseltem Rand die mit Nadeln fixiert wurde Am Gebende wurde haufig die schleierartige Rise befestigt die den Hals und Dekollete bedeckte Hornerhaube Hauptartikel Hornerhaube Hornerhauben Doppelhennin gehoren zu den ausgefallenen Haubenformen des 15 Jahrhunderts KalescheDurch mehrere Fischbeinreifen aufgespannte Haube die wie das Faltdach der namensgebenden Kutsche zusammengeklappt werden konnte Sie wurde meist aus Seide gefertigt und schutzte die um 1770 1780 ublichen hohen Frisuren Sie konnte ebenfalls uber Hauben und Hute gezogen werden Diese Kopfbedeckung war hauptsachlich im von franzosischer Mode beeinflussten Mitteleuropa und in Nordamerika verbreitet Kruseler oder Kruseler Hauptartikel Kruseler Der Kruseler ist eigentlich eine Art Schleier bei dem die Stoffkanten eingekrauselt waren Er war im Spatmittelalter gebrauchlich und wurde teilweise uber einer engansitzenden Haube oder der Hornerhaube getragen auch verbunden mit der Hals und Dekollete verdeckenden Rise 5 Riegelhaube Hauptartikel Riegelhaube Die Riegelhaube bedeckt den Hinterkopf bis zu den Ohren und lauft am unteren Ende in zwei Spitzen aus die als Geisseuterl bezeichnet werden Tatsachlich waren nicht die Euter von Ziegen das Vorbild Sie entwickelte sich aus einer Haube des 18 Jahrhunderts deren Weite im Nacken mittels eines Zugbands reguliert und dieses mit einer Schleife im Nacken geschlossen wurde Die hierdurch gepragte Sehgewohnheit scheint eine Haube ohne wenigstens angedeutete Nackenschleife als unvollstandig wahrgenommen zu haben funktionslose Schleifenelemente im Nacken der Haube sind Bestandteil vieler Frauentrachten WeitereFladuse auch Flattuse Schneppenhaube Buckeburger Haube Flinderhaube Wulsthaube Radhaube Chenillehaube Dousettehaube Ruschenhaube Schleierhaube Brabanter Haube Limburger Haube Knipmutze Kornetthaube Kommodchen Tur Turke Boakkappe Plunderhaube Nebelhaube Prullmutze Reginahaube Schleifenhaube Ziehhaube Hauben fur Manner BearbeitenBeckenhaube Hauptartikel Beckenhaube Bei der Beckenhaube handelte es sich um eine Helmtyp Bundhaube Hauptartikel Bundhaube Die Bundhaube wurde zum Schutz des Kopfes unter einem Helm verwendet aber auch ohne diesen getragen Calotte Hauptartikel Calotte Die aus der Pileus genannten antiken Filzkappe hervorgegangene Calotte diente wie die Bundhaube als Unterhaube unter dem Helm und Hausbekleidung Drahthaube nbsp Locumtenenstaler Friedrichs des Weisen mit Drahthaube gepragt nach 1507 erste Vikariatsgedenkpragung Sachsens Eine Drahthaube ist eine so genannte Kalotte eigentlich eine Unterhaube zur Bandigung langen Haupthaars und zugleich zur Befestigung des Baretts die oft bei mannlichen Privatbildnissen dieser Zeit wie Jakob Fugger erscheint Sie durfte hier als gepflegte Variante der Barhauptigkeit als Zeichen einer demutigen Grundhaltung zu verstehen sein 6 Beispielsweise ist der sachsische Kurfurst Friedrich der Weise auf der Vorderseite des Locumtenenstalers der von Lucas Cranach dem Alteren gestaltet und auf die Verleihung der Statthalterwurde durch Konig Maximilian I gepragt wurde mit Drahthaube abgebildet Hauben fur Sauglinge und Kleinkinder Bearbeiten nbsp Verschiedene Formen von Sauglings und Kinderhauben im 18 JahrhundertUm die meist sparlich behaarten Sauglinge vor Kalte und Sonne zu schutzen trugen diese in fruherer Zeit generell Hauben meist einfache Bundhauben Diese sollten eng sitzen Durch diese Massnahme versuchte man spatere abstehende Ohren bereits im Vorfeld zu vermeiden Eine weitere Besonderheit ist die Fallhaube bzw Sturzhaube in der Schweiz auch Bolli genannt Diese wurde von Kindern der burgerlichen Oberschicht und des Adels getragen Sie sollte verhindern dass Kleinkinder wahrend sie laufen lernten ihre empfindliche Kopfchen verletzten Die Fall bzw Sturzhaube war meist aus Leder gefertigt innen gepolstert und konnte bis zu einem gewissen Grad an den wachsenden Kopf angepasst werden Der umlaufende Bund war dabei zu einem dick gepolsterten Wulst geformt Meist waren diese Hauben mit Schleifen und Bandern geschmuckt Heute werden Fall bzw Sturzhauben als medizinische Hilfsmittel verwendet Sie dienen Epileptikern insbesondere Kindern mit dieser Erkrankung zur Pravention von Kopfverletzungen Hauben fur hygienische Zwecke Bearbeiten nbsp Kochhaube Niederlande um 1932 1937 nbsp Schutzhaube kombiniert mit Schutzvisier und Mund Nasen SchutzIn verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens und des lebensmittelproduzierenden bzw verarbeitenden Gewerbes ist das Tragen von Schutzhauben fur bestimmte Tatigkeiten vorgeschrieben In Deutschland ist die Grundlage hierfur das Infektionsschutzgesetz Je nach Einsatzbereich werden einfache Haarnetze Barrett oder Vlieshauben verwendet die durch einen Gummizug am Kopf gehalten werden Mit allen Modellen kann eine Haube fur den Bart Bartschutz kombiniert werden Sogenannte Astrohauben bedecken zusatzlich den Hals Kapuzenhauben auch den Nackenbereich Diese Hauben sind zum Teil mit integriertem Mund Nasen Schutz erhaltlich In der Regel handelt es sich bei diesen Produkten um Einmalartikel Sonstige Einsatzbereiche BearbeitenIn Reinraumen der Halbleiterfertigung und bei der Spurensicherung werden ebenfalls Hauben getragen bzw sind als Kapuze im Schutzoverall integriert Die Warbonnets der nordamerikanischen Prarie Indianer werden im Deutschen als Federhaube bezeichnet Literatur BearbeitenHelmut Heinter Die Fallhaube Eine Erfindung des 16 Jahrhunderts Medizinhistorisches Journal 1984 Kinderleben in Basel Eine Kulturgeschichte der fruhen Jahre Katalog zur Ausstellung 2005 2006 Historisches Museum Basel Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Haube Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Haube Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Haube im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kruseler Haube an Kruseler Puppchen Landschaftsmuseum Obermain Hauben aus dem 18 Jahrhundert Memento vom 30 Mai 2013 im Internet Archive Darstellungen fruhneuzeitlicher HaubenEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Geschichte der Kopfbedeckungen im Austria Forum im Heimatlexikon abgerufen am 4 Januar 2011 Christian F Feest und Alfred Janata Technologie und Ergologie in der Volkerkunde Band 2 Berlin Dietrich Reimer Verl 1989 S 172 Atlas zur deutschen Alltagssprache AdA Achte Runde Strickmutze Universitat Augsburg 14 Janner 2012 Dieses Sprichwort lasst sich aber auch auf den verballhornten Begriff des judischen Traubaldachins Chuppa zuruckfuhren vgl Judisches Brauchtum Memento vom 12 November 2013 im Internet Archive PDF 318 kB Bibelpastorale Arbeitsstelle im Seelsorgeamt der Diozese Regensburg abgerufen am 6 Marz 2012 S 51 Zum Kruseler siehe Horst Wolfgang Bohme Der Kruseler des 14 15 Jahrhunderts Zum Wandel eines modischen Kopfputzes nach spatmittelalterlichen Bildnisgrabmalern In Zwischen Kreuz und Zinne Festschrift fur Barbara Schock Werner zum 65 Geburtstag Deutsche Burgenvereinigung e V Braubach 2012 Veroffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung e V Reihe A Forschungen Band 15 S 29 44 Berthold Hinz Die Bildnisse der drei letzten ernestinisch sachsischen Kurfursten In Jens Fleming u a Lesarten der Geschichte Kassel University Press Kassel 2004 S 199 220 Normdaten Sachbegriff GND 4159201 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haube amp oldid 235526425