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Der Locumtenenstaler auch Statthaltertaler genannt ist eine Gedenkpragung mit dem Brustbild des sachsischen Kurfursten Friedrich des Weisen 1486 1525 dessen Umschrift auf der Vorderseite mit Imperique locumtenens generalis lateinisch fur Reichsgeneralstatthalter endet 1 2 Dieser Titel war Friedrich vom Konig Maximilian I im Jahr 1507 verliehen worden 3 Der Statthaltertaler wurde als Munze Gedenkmunze und Medaille bezeichnet als Schautaler gepragt Locumtenenstaler Schautaler Friedrichs des Weisen o J gepragt nach 1507 auf die Statthalterwurde erste Vikariatsgedenkpragung Sachsens Silber Durchmesser 49 mm 28 76 g Inhaltsverzeichnis 1 Munzen und Medaillen Friedrichs III 2 Beschreibung des Locumtenenstalers 2 1 Vorderseite 2 2 Ruckseite 3 Erlauterung 3 1 Das Munzprivileg Konig Maximilians I fur Kurfurst Friedrich III 3 2 Kohlers historische Erklarung von 1730 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMunzen und Medaillen Friedrichs III BearbeitenAlleinpragungen Friedrichs sind selten Nach Paul Arnold langjahriger Direktor des Munzkabinetts in Dresden sind das nur zwei verschiedene Typen Gedenkmunzen und einseitige Lowenpfennige Zu den Gedenkmunzen die in Nurnberg auf die Statthalterwurde gepragt wurden zahlen demnach 4 1507 Gulden Taler Gulden Taler Schreckenberger Groschen 1510 Gulden Taler 1517 Gulden Taler Schreckenberger ohne Jahreszahl Gulden Taler Gulden Taler Gulden Taler Gulden Taler SchreckenbergerDie auf die Statthalterwurde gepragten Schautaler nicht Gedenkmunzen im Taler und Doppeltalergewicht sind Medaillen obwohl sie oft auch als Guldengroschen bezeichnet werden 5 Sie wurden nach einem Entwurf Lucas Cranachs des Alteren gestaltet und gehoren zu den schonsten deutschen Schautalern der Renaissance 6 Der andere Typ Gedenkmunze von 1522 mit dem Bildnis Friedrichs mit Mutze der auch als Schautaler bezeichnet wird ist kein Locumtenenstaler Er wurde wahrscheinlich in der Munzstatte Zwickau oder in Nurnberg gepragt 7 Der Schautaler diente als Vorlage fur die Vorderseite der Gedenkmunze zum 400 jahrigen Reformationsjubilaum 1917 aus der Munzstatte Muldenhutten mit dem Brustbild Friedrichs des Weisen 1486 1552 die heute zu den seltensten Munzen zahlt Beschreibung des Locumtenenstalers BearbeitenDer Locumtenenstaler ist in Varianten mit geringen Unterschieden in der Munzaufschrift sowie in der Hohe des Reliefs mit und ohne Jahreszahl und ohne Munzmeisterzeichen gepragt worden Der hier gezeigte Schautaler hat ein hohes medaillentypisches Relief wahrend andere Locumtenenstaler mit der ublichen Reliefhohe der Guldengroschen gepragt wurden und Gedenkmunzen sind Die nachfolgende Beschreibung bezieht sich auf die Abbildung siehe Bild oben Der silberne Schautaler hat einen Durchmesser von 49 Millimeter wiegt 28 76 Gramm und wurde in Hall gepragt In Katalogen wird teilweise auch Dresden als Munzstatte nach spater erfolgter Ubersendung der Stempel nach Sachsen fur wahrscheinlich gehalten Mit den Stempeln dieses breiten Schautalers sollten ursprunglich Doppelstucke gepragt werden 8 Der Stempelschnitt erfolgte nach einer Vorlage von Lucas Cranach dem Alteren der 1504 an den kursachsischen Hof nach Wittenberg kam und die Entwurfe fur die Statthaltermunzen und Medaillen anfertigte 9 Fur diese prachtvolle Renaissancepragung schnitt der seit 1508 in der Munzstatte Hall tatige Ulrich Ursenthaler der Altere die Stempel 10 Vorderseite Bearbeiten Die Vorderseite zeigt das geharnischte Brustbild des Kurfursten mit Drahthaube im Bogenzierkreis Auf dem Harnisch ist IHS MARIA zu lesen Eine Drahthaube ist eine so genannte Kalotte eigentlich eine Unterhaube zur Bandigung langen Haupthaars und zugleich zur Befestigung des Baretts die oft bei mannlichen Privatbildnissen dieser Zeit erscheint Sie durfte hier als gepflegte Variante der Barhauptigkeit als Zeichen einer demutigen Grundhaltung zu verstehen sein 11 Die Umschrift lautet FRID ericus DVX SAX oniae ELECT or IMPER ii QVE LOCVM TENE n S GENERA lis unterbrochen von den Wappen Kurwappen Herzogtum Sachsen Thuringen und Meissen Ubersetzung Friedrich Herzog von Sachsen Kurfurst und Reichsgeneralstatthalter Ruckseite Bearbeiten Auf der Ruckseite ist ein nimbierter einkopfiger Reichsadler zu sehen der auf der Brust das habsburgisch burgundische Wappenschild tragt Die Umschrift lautet MAXIMILIANVS ROMANORVM REX SEMPER AUGVST us Ubersetzung Maximilian romischer Konig allzeit Mehrer des Reichs 12 Erlauterung BearbeitenDie Wurde des Reichsvikars erscheint in Sachsen erstmals ab 1507 auf Munzen des sachsischen Kurfursten Friedrichs des Weisen in Form von Imperique locumtenens generalis Es sind somit die ersten Vikariatsmunzen Kursachsens 13 Die Statthalterwurde wurde Friedrich III vom Konig Maximilian I am 8 August 1507 auf dem Reichstag zu Konstanz ubertragen und galt fur die Zeit der Abwesenheit des Konigs Nachdem Maximilian von seiner am 4 Februar 1508 in Trient erfolgten Wahl zum romischen Kaiser zuruckgekehrt war erlosch sein Amt als permanenter Vertreter des Konigs Ihm wurde aber ehrenhalber gestattet den Titel des Reichsgeneralstatthalters bis zum Tod Kaiser Maximilians I 1519 weiterhin zu fuhren 14 Friedrich III hat die Locumtenenstaler die sogenannten Konterfeimunzen 15 nach seinen personlichen Vorstellungen pragen lassen Nachdem er die Statthalterwurde vom Kaiser erhalten hatte beauftragte er Lucas Cranach den Alteren noch im gleichen Jahr mit Modellentwurfen Bis 1519 liess er vier Stempelschneider zur Herstellung der Stempel fur die Munzen und Medaillen mit seinem Konterfei arbeiten Hans Krug den Alteren Lorenz Werder Ulrich Usenthaler den Alteren und danach von 1513 bis 1519 den in Nurnberg tatigen Goldschmied und Stempelschneider Hans Krafft den Alteren der auf der Grundlage der verschiedenen Stempelpaare Stempelschnitte fur Statthaltermedaillen mit hohem Relief fertigte 16 Das Munzprivileg Konig Maximilians I fur Kurfurst Friedrich III Bearbeiten In dieser Urkunde ist u a enthalten welche Munznominale Friedrich III wahrend der Abwesenheit des Konigs pragen lassen kann welche Aufschrift sie tragen sollen und was das Munzbild der Vorder und Ruckseite der Silbermunzen darstellen soll Weiterhin ist vorgeschrieben dass Goldmunzen nach Gewicht und Feingehalt dem rheinischen Gulden entsprechen mussen und die Silbermunzen ihrem realen Wert Das Munzbild und die Aufschrift ist im Munzprivileg wie folgt vorgeschrieben Auf einer Seite soll ein Adler mit dem Wappen Osterreichs und Burgunds auf der Brust und der Legende Maximilians zu sehen sein auf der anderen Seite das kurfurstliche Wappen mit seinem Titel und den ihm verliehenen Statthaltertitel Dazu eine Anmerkung des Bearbeiters der Urkunde dass die Vorlage Maximilians verletzt wurde Der tatsachlich gepragte Guldengroschen 17 unterscheidet sich von der Vorlage im Wesentlichen dadurch dass Friedrich statt des vorgeschriebenen kurfurstlichen Wappens sein Brustbild verwendete obwohl die Beachtung dieser Urkunde bei Androhung folgender Strafen befohlen wurde Maximilian befiehlt unter Androhung der koniglichen Ungnade und einer Strafe von 50 Mark lotigen Goldes die Beachtung dieser Urkunde und die Akzeptierung der genannten Munzen als im Reich gangige Sorten 18 Die erhebliche Abweichung der Locumtenenstaler vom vorgeschriebenen Munzbild blieb ohne Konsequenzen Maximilian gestattete Friedrich den Statthaltertitel nach seiner Ruckkehr honoris causa bis zu seinem Tod weiter zu fuhren Kohlers historische Erklarung von 1730 Bearbeiten nbsp Der Kupferstich der Konterfeimunze aus Kohlers Munzbelustigung entspricht dem gepragten Original im Bild oben die Wappen sind hier besser erkennbarIn Johann David Kohlers Munzbelustigung erscheint der Locumtenenstaler als Churfurst Friedrich des Weisen zu Sachsen merkwurdige und im grossen Werth gehaltene silberne Contrafect Munze Conterfectmunze Konterfeimunze 19 mit den Worten IHS MARIa auf dem Halskragen In der Beschreibung der Ruckseite erklart der Gelehrte wieso der Reichsadler als einkopfiger und nicht als doppelkopfiger Adler wie das bei Kaisermunzen ublich ist dargestellt wurde Weil Maximilian nur ROMANORUM REX lat fur romischer Konig in dem umgesetzten Tittel genennt wird so hat man auch nur einen einkopffigten Adler auf der Munze abgebildet in der anderen angefuhrten Munze von A 1517 aber heisst er ROMANORUM IMPERATOR lat fur romischer Kaiser daher ist auf selbigen ein zweykopfigter Adler gesetzet worden Die Worte IHS MARIA auf dem Harnisch des Kurfursten erklart Kohler damit dass der Churfurst die Worte auf die Medaillen habe setzen lassen die er nach Rom an die Cardinale gesendet hat und dass er mit diesem Symbolo seine eifrige Bestandigkeit bey der Romischen Kirche an den Tag habe legen wollten 20 Der Schautaler so Kohler ist eigentlich kein ordentlicher Taler ob schon er die hiesige zwey Loth Talergewicht 29 23 g recht genau wiegt sondern es ist eine Contrafecten Munze oder Schaustuck das nicht current umlauffahig gewesen sondern von dem Churfursten nur zu Geschencken als ein Gnaden Pfenning Medaille mit Furstenbildnis die vom Fursten an Gunstlinge verschenkt wurden gebraucht worden wie sie dann auch von weit erhabenern und zierlichern Geprage sind als die Churfurstlichen Thaler 21 Siehe auch BearbeitenSachsische Munzgeschichte Vikariatsmunzen Sachsen Literatur BearbeitenWalther Haupt Sachsische Munzkunde Deutscher Verlag der Wissenschaft Berlin 1974 Walther Haupt Sachsische Munzkunde Tafeln Deutscher Verlag der Wissenschaft Berlin 1974 Tafel 54 Paul Arnold Die sachsische Talerwahrung von 1500 bis 1763 In Schweizerische numismatische Rundschau Band 59 1980 Klaus Keilitz Die sachsischen Munzen 1500 1547 H Gietl Regenstauf 2010 Johann David Kohler Historische Munzbelustigung Nurnberg 1730 Carl Christoph Schmieder Nachtrag zu dem Handworterbuch der gesamten Munzkunde Halle Berlin 1815 S 117 118 Locumtenensthaler und einer mit dem Kreuz C C S N ist jedoch kein Locumtenenstaler Friedrich von Schrotter Hrsg mit N Bauer K Regling A Suhle R Vasmer J Wilcke Worterbuch der Munzkunde de Gruyter Berlin 1970 Nachdruck der Originalausgabe von 1930 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger transpress Lexikon Numismatik Berlin 1976 Michael Lilienthal Vollstandiges Thaler Cabinet das ist Historisch Critische Beschreibung Konigsberg Leipzig 1747 S 168 170 Nr 486 487 488 Ein sonderbarer Thaler Gunther Probszt Das Munzkabinett des Stiftes St Paul in Karnten Carinthia I Mitt h eilungen des Geschichtsvereines fur Karnten Carinthia I Geschichtliche Beitrage zur Heimatkunde Karntens Mitteilungen des Geschichtsvereines fur Karnten Carinthia I Geschichtliche und volkskundliche Beitrage zur Heimatkunde Karntens Jahrgang 1959 S 594ff online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung ca1Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich von Schrotter Worterbuch der Munzkunde S 358 Numismatischer Verein zu Dresden e V Hrsg Dresdner Numismatische Hefte Nr 1 1996 S 20 Genealogie 1507 Reichsgeneralstatthalter Heinz Fengler transpress Lexikon Numismatik S 203 Paul Arnold Walther Haupt und seine Sachsische Munzkunde In Numismatische Hefte Dresden Nr 20 1986 S 57 Paul Arnold Walther Haupt und seine Sachsische Munzkunde In Numismatische Hefte Dresden Nr 20 1986 S 57 Schautaler acsearch Einer der schonsten deutschen Schautaler der Renaissance hier vergoldet als doppelter Guldengroschen bezeichnet ist ein Schautaler Medaille Paul Arnold Walther Haupt und seine Sachsische Munzkunde In Numismatische Hefte Dresden Nr 20 1986 S 57 Schautaler oder Medaillen acsearch Munzstatte Hall oder Dresden nach spater erfolgter Ubersendung der Stempel nach Sachsen Anmerkung hierzu Die Munzstatte Dresden wurde erst 1556 von Kurfurst August errichtet Der Breite Guldengroschen ist ein Schautaler Medaille Paul Arnold Die sachsische Talerwahrung von 1500 bis 1763 Schweizerische numismatische Rundschau Band 59 1980 S 59 nach P Grotemeyer Die Statthaltermedaillen des Kurfursten Friedrichs des Weisen in Munchner Jahrbuch der bildenden Kunst 3 Folge XXI 1970 S 143 166 Kunker Auktion 2016 Nr 271 S 142 Seit 1508 Stempelschneider in der Munzstatte Hall ist verburgt Berthold Hinz Die Bildnisse der drei letzten ernestinisch sachsischen Kurfursten In Lesarten der Geschichte hrsg von Jens Flemming u a Kassel kassel university press 2004 S 199 220 Johann David Koler Historische Munzbelustigung Nurnberg 1730 S 257 Walther Haupt Sachsische Munzkunde S 167 Landratsamt fur Denkmalspflege und Archaologie in Sachsen Anhalt Martin Luther Schatze der Reformation Sandsteinverlag Darin S 62 Medaille sog Statthaltertaler auf die 1507 erlangte Generalstatthalterschaft Friedrich des Weisen Johann David Koeler Historische Munzbelustigung Nurnberg 1730 S 246 Landratsamt fur Denkmalspflege und Archaologie in Sachsen Anhalt Martin Luther Schatze der Reformation Sandsteinverlag S 62 Medailleure acsearch Guldengroschen Gedenkmunze auf die Statthalterwurde Der Reichstag zu Konstanz 1507 PDF bearbeitet von Dietmar Heil Reichstagsakten Mittlere Reihe 1 1 Reichsstatthalteramt Kurfurst Friedrichs von Sachsen S 3 Nr 736 Carl Christoph Schmieder Handworterbuch der gesammten Munzkunde Halle Berlin 1811 S 99 Anmerkung IHS MARIA steht nicht auf allen Schautalern Johann David Kohler Historische Munzbelustigung Nurnberg 1730 S 257 264 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Locumtenenstaler amp oldid 218505090