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Die Kleidermode des Rokoko ahnlich wie die Architektur dieser Epoche gilt als Fortfuhrung des Barock und wird im Allgemeinen von etwa 1720 bis 1770 datiert zum Teil auch bis zum Ausbruch der Franzosischen Revolution 1789 Hauptausgangspunkt der Modeentwicklung war bis um 1760 der franzosische Konigshof in Versailles an dem sich die Mode in Gesamteuropa orientierte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Vom fruhen bis zum Hochrokoko ca 1720 1750 2 1 Die Damenmode 2 2 Die Herrenmode 3 Hochrokoko 1750 1770 3 1 Die Damenmode 3 2 Die Herrenmode 4 Spatrokoko 1770 1794 4 1 Die Damenmode 4 2 Die Herrenmode 5 Kleidung der Unter und Mittelschicht 5 1 Frauen 5 2 Manner 6 Unterkleidung 7 Materialien 8 Schuhe 9 Galerie 9 1 Mode des fruhen Rokoko 1720 1750 9 2 Mode des Hochrokoko 1750 1770 9 3 Mode des Spatrokoko 1770 1794 9 4 Hofische Kleidung 9 5 Kleidung der Mittel und Unterschicht 10 Einzelnachweise 11 Literatur 12 WeblinksGeschichtlicher Hintergrund BearbeitenMit dem Tod Ludwigs XIV 1715 verwaiste der franzosische Hof da der spatere Konig Ludwig XV noch nicht volljahrig war Die wohlwollenden oder abfalligen Ausserungen Ludwigs XIV hatten grossen Einfluss auf die Mode seiner Zeit gehabt das stark reglementierte Hofzeremoniell hatte obendrein dem Hochadel die Hofkleidung weitgehend vorgeschrieben In der darauf folgenden Regence fiel das hofische Kleiderreglement ebenso weg wie die Rolle des obersten Moderichters in Person des Konigs Viele Aristokraten verliessen Versailles und zogen in die unzahligen Palais Stadtschlosser und Appartements der Stadt Paris Dadurch bildete sich ein neues gesellschaftliches Leben aus das sich dezentral in den Salons der feinen Damen abspielte Was modisch war und was nicht wurde nunmehr vor allem in diesen Salons festgelegt und das anderte sich auch mit der Volljahrigkeit und offiziellen Thronbesteigung des neuen Konigs nicht Es wurde moglich eine mittlerweile als unmodern empfundene Steifheit in Kleidung und Benehmen abzulegen Die Stromung der Empfindsamkeit fuhrte zu einem Gefuhlskult der sich gegen reprasentative Machtentfaltung richtete Seit Jean Jacques Rousseaus Zuruck zur Natur bekamen auch das Naive und das Landliche hohen Stellenwert Vom fruhen bis zum Hochrokoko ca 1720 1750 Bearbeiten nbsp Kundschaft einer Pariser Kunsthandlung 1720In der Zeit zwischen dem Tod Ludwigs XIV und der Thronbesteigung Ludwigs XV gab es kein offizielles Hofzeremoniell so dass sich nicht hofische Modestromungen durchsetzen konnten Die Damenmode Bearbeiten So kam die Robe Volante in Mode die auch als Robe Battante bezeichnet wurde Ein Kleid mit tief eingelegten Falten vorn und hinten die ab Schulterhohe aufsprangen Ursprunglich ein bequemes Hauskleid wurden diese Roben zunehmend auch von Burgerlichen und Zofen auf der Strasse getragen Von der Konstruktion her lehnt sich die Robe Volante an das Hofkleid des spaten 17 Jahrhunderts an Ein Rock und ein daruber getragenes mantelartiges Manteau Kleid das vorne mehr oder weniger weit offen bleibt so dass die Schnurbrust sichtbar wird Die Armel sind ellbogenlang und haben aufgesetzte Armelaufschlage die in der Form an heutige Schwimmflugel erinnern Im Verlauf der 1720er wurde dieses spater Robe a la francaise genannte Kleid zunehmend auch von adligen Damen ausser Haus getragen Diese Roben umspielten den Oberkorper nur lose und wurden ab ca 1715 von immer grosser werdenden Reifrocken aufgespreizt Da die Konstruktion fruher Reifrocke der von Huhnerkorben der Zeit ahnelte wurden sie Panier frz Korb genannt nbsp Tanzstunde in Italien 1741Waren die fruhesten Reifrocke um 1710 herum noch kegelformig gewesen wurden sie wahrend der 1720er kuppelformig und um 1730 vorn und hinten abgeflacht oval Die Roben daruber wurden gleichzeitig immer taillierter Aus den 1740ern haben sich Prachtroben hofische und oder Hochzeitsroben erhalten die im Querschnitt sehr flach oval sind im Aufschnitt rechteckig oder trapezformig d h unten mehr oder minder ausgestellt z B Victoria amp Albert Museum Inventarnummer T 260 amp A 1969 oder halbkreisformig z B Kronungskleid der Luise Ulrike von Schweden Livrustkammaren Stockholm In England und den Niederlanden hielt sich uber die 1720er hinaus eine Kleiderform die in England Mantua genannt wurde und direkt vom Manteau des spaten 17 Jahrhunderts abstammt Wahrend bei der Robe a la francaise die Ruckenfalten lose herabfallen werden sie bei der Mantua fest eingebugelt und zum Teil angenaht Prachtentfaltung bestand im fruhen 18 Jahrhundert vor allem darin grossmustrige Seidenbrokate oder damaste aus Spitalfields bzw Lyon zu verarbeiten fur besondere Anlasse auch mit Gold oder Silberfaden durchwirkte Seiden oder Gold bzw Silberstickerei kombiniert mit Kloppelspitzen am Ausschnitt und am Ellenbogen Engageantes Verzierungen in Form von Ruschen Schleifen oder ahnliches waren bis um ca 1750 noch nicht ublich Da die Robe zwischen Dekollete und Bauch aufklaffte wurde dort die Schnurbrust meist durch einen Stecker verdeckt sofern sie nicht selbst prachtig verziert war Das Haar wurde im Allgemeinen aufgesteckt getragen die Frisuren waren schlicht Perucken und Haarteile waren fur Damenfrisuren noch nicht ublich weil das naturliche Haar fur die modischen Frisuren ausreichte Mindestens ausser Haus meist aber auch im Haus trugen Frauen und Kinder eine Haube Die Herrenmode Bearbeiten So wie die Robe a la francaise auf Formen des spaten 17 Jh zuruckgeht kann auch der Herrenrock des fruhen 18 Jh seine Abstammung von Rocken des spaten 17 Jh nicht verleugnen Ein vollstandiger Manneranzug besteht aus Kniehose Culotte Weste und Rock Justaucorps Zu Anfang des 18 Jahrhunderts sitzt der kragenlose Rock eng kann vom Hals bis zu den Knien zugeknopft werden wird aber wie das ganze Jahrhundert lang meistens offengelassen die Armel reichen nicht bis zum Handgelenk dafur reichen die weiten Armelaufschlage bis zum Ellenbogen oder sogar daruber hinaus Relativ weit unten etwa auf Hufthohe sind Taschen angebracht die von grossen leicht gebogenen mit Knopfschluss versehenen Klappen verdeckt werden Die Weste ist fast ebenso lang wie der Rock und hat kleinere Taschen Anfangs waren Westen noch so gearbeitet dass man sie ohne Rock daruber tragen konnte d h sie hatten Armel und die Vorderseite und Rucken waren aus dem gleichen Stoff z B V amp A Nr T 200 1984 Ab ca 1720 wird die Weste der Tatsache angepasst dass immer ein Rock darubergetragen wurde Die Armel verschwinden und da der Westenrucken unsichtbar bleibt ist nur die Vorderseite mit dekorativem kostbarem Stoff belegt wahrend die Ruckseite meist aus naturfarbenem Leinen besteht Der Rucken ist in der hinteren Mitte von den Schulterblattern bis zum Saum geschlitzt so dass hier durch eine Schnurung die Weite reguliert werden kann Armelwesten werden nunmehr fast ausschliesslich von der arbeitenden Bevolkerung getragen Die Kniehose ist mit leicht gespreizten Beinen und voluminosem Hosenboden geschnitten Dies ist notig um trotz einer am unteren Oberschenkel eng anliegenden am Knie befestigten Hose sitzen und reiten zu konnen 1 Um beim Ankleiden den Fuss durch die enge Stelle am Knie stecken zu konnen wird in die aussere Hosenbeinnaht ein Schlitz mit Knopfschluss eingearbeitet Das Knieband wird mit einer Schnalle verschlossen Wahrend am Anfang des Jahrhunderts die Strumpfe noch oft uber das untere Ende der Kniehose gezogen wurden werden sie ab ca 1730 immer ofter darunter getragen Kurz unter dem Knie getragene Strumpfbander hindern sie daran herunterzurutschen Im Verlauf des fruhen 18 Jh werden die Rockschosse allmahlich weiter wie die Reifrocke der Damen erreichen sie in den 1740ern ihre grosste Weite Die Schosse wurden in jener Zeit oft ganzflachig durch Rosshaar verstarkt Die Armel werden langer bis fast zum Handgelenk die Weste ein wenig kurzer Um 1750 ist die Weste kaum noch knielang Anders als die Damen trugen die Herren oft Perucken Bis um 1750 war der vorherrschende Stil die Bourse dt Borse d h ein Pferdeschwanz der in einen schwarzen Taftbeutel gesteckt wurde Die eigenen oder die Peruckenhaare wurden mit Pomade bestrichen so dass der Haarpuder daran haftete Der Puder bestand aus feinem Mehl das entweder weiss gelassen oder mit Russ Ocker oder Zinnober eingefarbt wurde 2 So wie eine Frau ausser Haus eine Haube trug trug ein Herr einen Dreispitz Hochrokoko 1750 1770 Bearbeiten nbsp Madame de Pompadour 1756Die Damenmode Bearbeiten Die Mode des Hochrokokos fuhrt die Kleiderformen des fruhen Rokokos fort das heisst die Robe a la francaise frz Kleid im franzosischen Stil ist weiterhin das verbreitetste Kleidungsstuck der Oberschicht auf dem europaischen Kontinent Sie wird nunmehr mit einem zweiteiligen Vorderteil gearbeitet d h das Rockteil wird an das Oberteil angenaht statt wie zuvor in einem Stuck geschnitten was eine starkere Taillierung ermoglicht Stoffmuster werden kleinteiliger Aufgesetzte Dekorationen in Form von geruschten oder gefaltelten Volants Schleifen geknupften Seidenstrangen oder Chenille ubernehmen die Funktion der Prachtentfaltung Stickerei spielt hingegen keine Rolle mehr Die schlichten steifen Armelaufschlage werden durch zwei oder dreilagige Armelvolants mit bogig geschnittenen Kanten ersetzt Um 1750 kommt die Compere auf die das Ankleiden bequemer macht weil die Robe nur noch vorn zugeknopft werden muss Die Variante mit per Stecknadeln befestigtem Stecker wurde aber weiterhin getragen Gleichzeitig entwickelt sich in England das Manteau unter dem Einfluss des eher landlich gepragten dortigen Adels zu einem Kleidungsstuck weiter das ohne Reifrock auskommt und dessen Oberteil vorn mittig mit Haken und Osen verschlossen wird open robe also auch keinen Stecker benotigt Unter dem Namen Robe a l anglaise frz Kleid im englischen Stil wurde es ab ca 1770 in die kontinentaleuropaische Mode ubernommen nbsp Englisches Familienbildnis 1755Reifrocke wurden in der Breite kleiner und zunehmend durch die bequemeren Poschen ersetzt Nur fur festliche Anlasse z B Brautkleider und Hofkleidung werden wie bisher grosse Paniers verwendet Das Haar wurde weiterhin in schlichten Aufsteckfrisuren getragen bedeckt von einer Haube Eine der beliebtesten Frisuren ist ein am Nacken ansetzender Zopf der den Hinterkopf hoch gefuhrt und oben auf dem Kopf festgesteckt wird Auch das bekannte Bildnis der Madame de Pompadour im grunen Kleid zeigt diese Frisur im Spiegel hinter ihr Erst gegen Ende der 1760er turmen sich die Frisuren allmahlich auf Die Herrenmode Bearbeiten Auch bei den Herren bleiben die grundlegenden Kleidungsteile bestehen Weste Kniehose Rock Die Rockschosse werden allmahlich kleiner und weniger steif die Armel langer bis zum Handgelenk die Armelaufschlage kleiner Hatten die Armelaufschlage um 1720 noch vom unteren Unterarm bis zum Ellenbogen gereicht wobei sie deutlich weiter gewesen waren als der Armel waren sie in den 1760ern nur noch etwa handbreit und kaum weiter als der Armel Die Vorderkante des Rockes wird untenherum immer weiter nach aussen weggeschnitten Konnte der Rock um 1750 noch uber dem Bauch zugeknopft werden reichte es um 1770 herum gerade noch zu einer Knopfung uber der Brust Immer haufiger wird der Rock mit einem Umlegekragen oder einem niedrigen Stehkragen versehen Die Weste wurde noch kurzer und reicht ab ca 1760 nur bis knapp uber die Hufte Die Vorderkanten der Weste waren bisher gerade oder leicht gebogen gewesen ab ca 1760 aber knicken die Vorderkanten ab etwa Hufthohe auswarts Zweireihig geknopfte Westen kommen auf Durch die kurzer werdende Weste wird der Hosenschlitz in der vorderen Mitte sichtbar Wahrscheinlich deshalb wird er allmahlich durch eine Frontklappe verdrangt die in der franzosischen Literatur bavaroise genannt wird und tatsachlich Ahnlichkeit mit dem Verschluss der bayrischen Lederhosen hat 3 Spatrokoko 1770 1794 BearbeitenUm 1770 herum gewinnt die englische Mode auf dem Kontinent zunehmend an Bedeutung Der dortige Adel hatte eine Vorliebe fur das Leben auf seinen Landsitzen entwickelt fur Reiten Fahrten ins Grune Spaziergange und Jagdausfluge Dementsprechend verzichtete man bei der Kleidung auf alles was dabei allzu hinderlich war wie z B grosse Rockunterbauten oder grosse Armelaufschlage nbsp Englisches Paar 1785Die Damenmode Bearbeiten nbsp Damenkleid mit Langsstreifen 1780 Germanisches Nationalmuseum NurnbergDas Manteau das sich in England unabhangig weiterentwickelt hatte wird nun unter dem Namen Robe a l anglaise frz Kleid im englischen Stil gewissermassen reimportiert Die Anglaise kommt ohne Stecker aus weil sie vorn mittig mit Haken und Osen verschlossen wird und wird nicht uber einem Reifrock getragen sondern nur uber einem Polster das auf dem Hintern aufliegt Um 1772 entwickelt sich daraus die Robe a la polonaise die sich von der Anglaise dadurch unterscheidet dass der Rock beidseits der hinteren Mitte hochgerafft wird Die Robe a la francaise mit ihrem im Vergleich zum Pokissen vergleichsweise unbequemen Unterbau wird aus dem Alltag weitgehend verdrangt und fast nur noch zu festlichen Anlassen und bei Hof getragen Fur eine kurze Zeit in den 1780ern entwickelt sich die Abart der Robe a la piemontaise bei der die Ruckenfalten nicht mehr integraler Bestandteil des Kleidruckens sind sondern nachtraglich angesetzt werden Die Damenfrisuren die schon Ende der 1760er Tendenzen zum Hohenwachstum gezeigt hatten erreichten um 1775 76 ihr Maximum Nun wird es fur die meisten Frauen erstmals notig Haarteile oder gar Perucken zu tragen weil ihre eigenen Haare fur die hohen Frisuren nicht ausreichen siehe Pouf Diese Frisuren werden im hofischen Umfeld aufwendig mit Federn Perlen gemalten Miniaturen aber auch mit Schiffsmodellen a la Belle Poule dekoriert 4 im burgerlichen Milieu sitzen passend geformte Hauben obenauf Schon gegen Ende der 1770er werden die hohen Frisuren wieder niedriger und schliesslich um 1780 von Wuschelkopffrisuren abgelost zu denen entweder breitkrempige Hute oder eine Art Mini Zylinder getragen werden Bei den Kleidern setzt sich die englische Mode fort Einzige Ausnahme davon ist die Chemise a la Reine ein sehr weit geschnittenes Kleid aus weissem Musselin das nur durch horizontale Zugbander auf Figur gebracht wird Sie soll von Marie Antoinette von Frankreich als Umstandskleid erfunden worden sein Gegen Ende der 80er entwickelt sich die Taubenbrust Ein hoch aufgebauschtes Brusttuch das mehr vortauscht als vorhanden ist Die Mode des Spatrokokos uberlebte die Franzosische Revolution um mehrere Jahre Erst um 1794 1795 entwickelte sich die gracisierende Mode der hohen Taillen die fur das Directoire und Empire typisch ist Die Herrenmode Bearbeiten Auch die Frisuren der Manner wachsen in der ersten Halfte der 1770er in die Hohe um wenig spater wieder flacher und schlichter zu werden Die Justaucorps werden an der unteren Vorderkante starker weggeschnitten so dass sie nur noch uber der oberen Brust verschlossen werden konnen und auch da zum Teil nur mit Haken und Osen Knopfe und Knopflocher sind nur noch Dekorationselemente wobei die Knopfe mitunter recht gross und aufwendig verziert sind zum Beispiel mit Seidenstickerei Goldstickerei und Pailletten oder Emaille Miniaturmalerei Die Stehkragen der Rocke werden allmahlich hoher Haufig sieht man nun auch breite Revers Die Westen werden noch kurzer und immer ofter zweireihig statt zuvor einreihig geknopft Typische Verzierung dieser Zeit sind florale Stickereien in Plattstich Nadelmalerei aus unversponnenem Seiden Filament die an den Vorderkanten von Rock und Weste entlanglaufen und die Taschenklappen umrahmen Kleidung der Unter und Mittelschicht Bearbeiten nbsp KuchenmagdIm 18 Jahrhundert wurden von den Herrschern zwar noch Kleiderordnungen erlassen mit denen die Wahl der Kleidungsstucke eingeschrankt werden sollte damit der gesellschaftliche Stand des Tragers erkennbar war Jedoch wurde haufig und zum Teil flachendeckend dagegen verstossen so dass sie weitgehend wirkungslos blieben Theoretisch blieben gewisse Materialien den hoheren Standen vorbehalten z B Brokat und kostbare Pelze wie Hermelin und Zobel Die Mittel und Unterschicht partizipierte aber zunehmend am Phanomen der Mode 5 In den Volkstrachten die in diesem Zusammenhang entstanden wurden zeitgenossische Modephanomene aufgenommen fixiert und zum Teil bis heute uberliefert wie beim Rokokomieder das in manchen Volkstrachten erhalten blieb wahrend die Mode der hoheren Stande wechselte 6 Frauen Bearbeiten Die Beschreibungen oben beziehen sich v a auf Personen des Adels und der oberen wohlhabenden Burgerschicht Die Gattin eines Handwerksmeisters Beamten oder Handlers kleidete sich zu besonderen Anlassen der oben beschriebenen Mode entsprechend aber im Alltag trug sie wie die meisten gemeinen Burgerinnen anstatt der bodenlangen Robe eher eine Kombination aus Rock und Jacke Bei nicht korperlich arbeitenden Frauen der Mittelschicht folgten Zuschnitt und Auszier im Grunde meist der herrschenden Mode Arbeitende Frauen trugen im Alltag typischerweise T formig geschnittene lose sitzende Jacken Manteau de Lit die vorn uberlappten und von einer Schurze am Platz gehalten wurden dazu einen knochellangen Rock ein Schultertuch Fichu und eine Haube Die Schnurbrust war weniger steif als die der feinen Damen um mehr Bewegungsfreiheit zu ermoglichen Sie konnte angenestelte Armel haben so dass es sich erubrigte eine Jacke daruber zu tragen Zuschnitt und Auszier anderten sich im Verlauf des Jahrhunderts kaum Manner Bearbeiten Korperlich arbeitende Manner trugen statt der ublichen Weste Rock Kombination meist Armelwesten d h eine Kombination aus Weste und Rock die man heute wohl als Jacke klassifizieren wurde Anders als der Rock hatte die Armelweste keine Armelaufschlage die bei der Arbeit im Weg sein konnten und keine weiten Rockschosse so dass sie sparsamer im Stoffverbrauch und damit billiger war als ein Rock Die Lange der Armelweste anderte sich mit der herrschenden Mode d h sie war zu Beginn des Jahrhunderts fast knielang spater nur noch etwa huftlang Die Kniehosen waren je nach Beruf zuweilen etwas weiter geschnitten als in der Oberschicht ublich um grossere Bewegungsfreiheit zu ermoglichen Unterkleidung BearbeitenDie Unterkleidung ist wahrend des ganzen Jahrhunderts und fur alle gesellschaftlichen Schichten in etwa gleich Einzige Ausnahme davon bildet der Reifrock dessen Wandlungen in den vorstehenden Kapiteln beschrieben werden Fur Manner und Frauen besteht die Unterkleidung aus dem Hemd und Strumpfen Manner und Frauenhemden unterscheiden sich im Schnitt ein wenig sind aber beide aus Rechtecken und Dreiecken so zusammengesetzt dass moglichst wenig Stoff verschwendet wird Mannerhemden reichen bis etwa Mitte Oberschenkel die Armel bis zum Handgelenk sie haben einen Kragen und Manschetten Frauenhemden reichen mindestens bis gut uber die Knie die Armel aber nur bis zum Ellenbogen der Halsausschnitt ist gross genug das Dekollete freizulassen Das bevorzugte Material ist Leinen das auch bei heisser Wasche und starkem Rubbeln lange halt 7 8 Strumpfe konnten am Anfang des Jahrhunderts aus Leder gewebtem Stoff oder Gestrick sein 9 Gestrickte Stumpfe waren entweder recht grob oder wegen des hohen Arbeitsaufwandes fur feines Gestrick sehr teuer Um die Jahrhundertmitte wurde der Wirkrahmen erfunden der es ermoglichte relativ feine Strumpfe zu produzieren so dass sich auch die obere Mittelschicht feine Strumpfe leisten konnte Strumpfe reichten bis uber die Knie und wurden bei Frauen wie Mannern von Strumpfbandern gehalten die um die schmale Stelle zwischen Knie und Wade gebunden wurden Ein rein weibliches Stuck Unterkleidung ist die Schnurbrust die von Frauen aller Gesellschaftsschichten getragen wurde Siehe unter Korsett Materialien BearbeitenDie hauptsachlich verwendeten Fasern waren Leinen Wolle Baumwolle und Seide Leinen wurde wegen seiner Strapazierfahigkeit und Resistenz gegenuber hohen Temperaturen vor allem fur Leibwasche benutzt d h fur Manner und Frauenhemden Mannerunterhosen Schultertucher Hauben Schurzen und Taschentucher wegen seiner Steifheit und glatten Oberflache auch als Futterstoff z B fur Justaucorps oder als Ruckenteil von Mannerwesten Ungebleichtes und oder grobes Leinen war billig so dass armere Leute es auch fur Oberbekleidung benutzten Je feiner gesponnen und je heller gebleicht desto teurer war der Stoff Die feinsten fast durchsichtigen Qualitaten dienten den Wohlhabenden fur Armelvolants Jabots Hauben Schulter und Taschentucher Wolle der einfacheren Qualitaten war ahnlich billig wie Leinen und daher bei der Unterschicht beliebt Feinere Qualitaten wurden fur Alltagskleidung der Mittelschicht benutzt vor allem im Winter fur Jagd und Reitkleidung sowie Mantel Unversponnene Wolle diente als Wattierung in Manneranzugen und gesteppten Frauenrocken Da Wolle Pflanzenfarben sehr gut annimmt wurden aus feinem Kammgarn auch bunt gemusterte Stoffe gewebt unter anderem auch Damast und Brokat Baumwolle wurde erst seit der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts in nennenswertem Umfang aus Indien und Nordamerika importiert Weisse Baumwolle wurde ahnlich wie Leinen benutzt wahrend bunt bedruckte Zitz Kattune fur Oberbekleidung verwendet wurden Einige Lander wie England Frankreich und Preussen verboten den Import und die Herstellung bedruckter oder bemalter Baumwollstoffe Sie sahen in den bunten Kattunen eine Bedrohung der heimischen Damast und Brokatweberei weil bunt gemusterte Stoffe bis dahin nur als Seiden oder Wolldamast bzw brokat darstellbar gewesen waren Die Technik des Druckens auf Baumwollstoff war wesentlich einfacher und billiger als diese hochkomplexen Webtechniken und wurde daher schnell vor allem in der Mittelschicht popular Seide war bei weitem die teuerste Faser und damit weitgehend der Oberschicht vorbehalten Taft Atlas Faille Damast und Brokat waren die ublichsten Webarten Die namhaftesten Zentren der Seidenweberei waren Venedig Lyon und Spitalfields Seidenstoffe wurden fast ausschliesslich fur Oberbekleidung benutzt eine Ausnahme davon bilden die Oberstoffe von Schnurbrusten Der Pelz spielt bei den Herren jetzt nicht mehr die Rolle wie es noch Anfang des 17 Jahrhunderts der Fall war Selten gibt es im Gegensatz zur Damenbekleidung noch den Pelzbesatz Eine auffallige Rolle spielt gegen Ende des Jahrhunderts der Muff der bei Damen wie Herren mitunter eine beachtliche Grosse erreicht Er kann aus elegantem Hermelinfell aber auch aus opulentem Barenfell gefertigt sein Beliebt sind Pelzfutter bei denen das Fell beim bequemen Hausrock oder beim bodenlangen Schlafrock an den Kanten als Verbramung hervorschauen darf 10 Schuhe Bearbeiten nbsp Seidenbezogene DamenschuheSchuhe wurden im 18 Jahrhundert rahmengenaht und hatten einen Absatz Die Schuhe waren einleistig d h der rechte und linke Schuh waren nicht voneinander zu unterscheiden sofern sie noch nicht eingetragen waren Frauen wie Mannerschuhe hatten Laschen die sich uber dem Rist kreuzten In eine dieser Laschen wurden die kurzeren Dornen der Schuhschnalle von oben aussen eingestochen die andere wurde durch die Schnalle gezogen und die langeren Dornen von innen unten in diese gestochen Die Absatze von Mannerschuhen waren grossflachig und niedrig ahnlich wie bei heutigen Mannerschuhen und aus mehreren Lagen dicken Leders gefertigt Bei Frauenschuhen waren die Absatze hoher und bestanden daher aus einem mit Leder bezogenen Holzkern Sie waren seitlich und nach vorn eingezogen diese Absatzform heisst noch heute Louis XV Sie waren fur gewohnlich 3 5 cm hoch in Extremfallen bis zu 10 cm Galerie BearbeitenMode des fruhen Rokoko 1720 1750 Bearbeiten nbsp Eleanor James ca 1700 nbsp Karl III von Habsburg 1707 nbsp Jean Baptiste de Roll Montpellier 1713 nbsp Amerikanischer Maler 1730 nbsp Liebeserklarung Jean Francois de Troy 1730 nbsp Briefsieglerin Jean Baptiste Simeon Chardin 1732 nbsp Familienfruhstuck Francois Boucher 1739 nbsp Vorstellung Pietro Longhi 1741 nbsp Der Morgen danach William Hogarth 1743 45 nbsp Mary Ducane 1747 nbsp Maria Josepha von Sachsen Jean Etienne Liotard 1749 nbsp Robe a la francaise Amsterdam 1740 1760Mode des Hochrokoko 1750 1770 Bearbeiten nbsp Eleanor Frances Dixie 1753 nbsp Unbekannte Dame 1753 nbsp Prinzessin Elisabeth von Sachsen 1755 nbsp Gerard Cornelis van Riebeeck 1755 nbsp Familie von Wolstan Dixie 1755 nbsp Comte de Vaudreuil 1758 nbsp Baron Thure Leonard Klinckowstrom 1758 nbsp Konigin Charlotte 1764 nbsp Marie Christine von Osterreich 1765 nbsp John Hancock 1765 nbsp Woodbury Langdon 1767 nbsp John Hamilton Mortimer 1768Mode des Spatrokoko 1770 1794 Bearbeiten nbsp Herzog und Herzogin von Chartres mit Sohn 1776 nbsp M Naeff 1780 nbsp Englische Herren 1782 nbsp Comtesse de Provence in Chemise a la Reine 1782 nbsp Mrs Hibbert 1780er nbsp Gabriel Christie 1784 nbsp Frances d Arblay 1785 nbsp Familienportrat 1790 nbsp Marie Karoline von Osterreich 1791 nbsp Barn de Besenval 1792 nbsp Rosalie Duthe 1792 nbsp Sebastian Martinez y Perez 1792Hofische Kleidung Bearbeiten nbsp Die Familie Ludwigs XIV Frankreich um 1710 nbsp Friedrich Ludwig von Wurttemberg und Gemahlin ca 1716 nbsp Kaiser Karl VI Osterreich 1735 nbsp Kaiserin Elisabeth Christine Osterreich 1735 nbsp Zarin Elizaveta Petrovna Russland 1743 nbsp Prinzessin Adelaide Frankreich 1749 nbsp Marquis de Marigny Frankreich 1750 nbsp Maria Josepha von Sachsen Frankreich 1751 nbsp Zar Peter III Russland 1761 nbsp Katharina II Russland 1762 nbsp Louis XV Frankreich 1763 nbsp Louise Marie Adelaide de Bourbon Frankreich 1770 nbsp Joseph II Osterreich 1776 nbsp Maria Feodorovna Russland 1777 nbsp Marie Antoinette Frankreich 1778 nbsp Die franzosische Konigsfamilie 1782 nbsp George III England 1787 nbsp Maria Luisa von Parma Spanien ca 1790Kleidung der Mittel und Unterschicht Bearbeiten nbsp Saufgelage um 1702 nbsp Mutter mit Kindern 1728 nbsp Verschiedene Gewerke fruhes 18 Jh nbsp Armer Poet um 1730 nbsp Gemusehandlerin 1731 nbsp Wascherin 1735 nbsp Kuchenmagd um 1736 nbsp Gouvernante 1739 nbsp Kochin 1739 nbsp Schokoladentrinkerin 1744 nbsp Kammerzofe 1744 nbsp Apotheker 1752 nbsp Savoyerin 1757 nbsp Dorfliche Szene 1761 nbsp Tavernenszene 1762 nbsp Arbeiter 1780 nbsp Heuernte 1785Einzelnachweise Bearbeiten Victoria amp Albert Museum Nr T 435 1967 Johann Bartholomaus Trommsdorff Kallopistria oder die Kunst der Toilette fur die elegante Welt Erfurt 1805 Garsault L Art du Tailleur Neuchatel 1780 S 82 Nr 158 Erika Thiel Geschichte des Kostums Die europaische Mode von den Anfangen bis zur Gegenwart Henschel Berlin 1982 Marita Bombeck Kleider der Vernunft Die Vorgeschichte burgerlicher Prasentation und Reprasentation in der Kleidung Lit Munster 2005 ISBN 3 8258 2676 7 Ernestine Hutter Adrett geschnurt Schnur und Steppmieder vom Rokoko bis zur Gegenwart Katalog zur Sonderausstellung im Volkskundemuseum des Carolino Augusteum Carolino Augusteum Salzburg 1999 Almut Junker Eva Stille Dessous Zur Geschichte der Unterwasche 1700 1960 Historisches Museum Frankfurt 1991 Francois Alexandre Pierre de Garsault L art de la lingere Neuchatel 1780 Amaranthes Nutzbares galantes und curieuses Frauenzimmer Lexicon Leipzig 1715 Eva Nienholdt Pelz in der Mode des 18 Jahrhunderts In Das Pelzgewerbe Jg VII Neue Folge Nr 6 1956 S 235 245 Literatur BearbeitenJanet Arnold Patterns of Fashion 1 Englishwomen s dresses and their construction c 1660 1860 Macmillan London 1972 Linda Baumgarten John Watson Florine Carr Costume Close Up Clothing Construction and Pattern 1750 1790 Costume and Fashion Press 2000 Linda Baumgarten What Clothes Reveal The Language of Clothing in Colonial and Federal America The Colonial Williamsburg Collection Colonial Williamsburg Foundation 2003 F J Bertuch G M Kraus Journal des Luxus und der Moden Leipzig 1786 1795 Max von Boehn Die Mode Menschen und Moden im XVIII Jahrhundert Bruckmann Munchen 1909 Nancy Bradfield Costume in Detail 1730 1930 Costume and Fashion Press New York 1997 Madeleine Delpierre Dress in France in the 18th century Yale University Press New Haven London 1997 Denis Diderot Jean d Alembert u a Recueil des Planches sur les Sciences les Arts Liberaux et les Arts Mechaniques Paris 17 1771 Francois Alexandre Pierre de Garsault L art de la lingere Neuchatel 1780 Francois Alexandre Pierre de Garsault L art du tailleur Neuchatel 1780 Avril Hart Susan North Historical Fashion in Detail The 17th and 18th Centuries V amp A Publications London 1998 Aileen Ribeiro Dress in Eighteenth Century Europe 1715 1789 Yale University Press New Haven 2002 Los Angeles County Museum of Art An Elegant Art Fashion amp Fantasy in the Eighteenth Century LACMA Los Angeles 1983 Sharon Sadako Takeda Kaye Duirkand Spilker Fashioning Fashion European Dress in Detail 1700 1915 Delmonico Prestel Munchen u a 2010 The Kyoto Costume Institute Revolution in Fashion European Clothing 1715 1815 Abbeville New York 1990 Norah Waugh The Cut of Men s Clothes 1600 1900 Faber amp Faber London 1994 Norah Waugh The Cut of Women s Clothes 1600 1930 Faber amp Faber London 1968 P Zimmermann Die junge Haushalterinn ein Buch fur Mutter und Tochter Basel 1792 bis 1807 Weblinks BearbeitenFuhrung durch die Damenmode abgerufen am 8 Marz 2012 Fuhrung durch die Herrenmode abgerufen am 8 Marz 2012 Haar und Frisur im Rokoko abgerufen am 8 Marz 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleidermode des Rokoko amp oldid 239010785