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Das adlige Gut bezeichnet ahnlich dem Ritter oder dem Kanzleigut eine bestimmte Art von Gutern in den Herzogtumern Schleswig und Holstein Im einstmals unabhangigen Herzogtum Lauenburg wurde auch von den sogenannten Adligen Gerichten gesprochen Die adligen Guter waren landwirtschaftliche Betriebe und Verwaltungsbezirke zugleich Sie bildeten vom Mittelalter bis zu ihrer Auflosung wahrend der Weimarer Republik die vorherrschende Wirtschaftsform der drei Herzogtumer Schleswig Holstein Lauenburg Die adligen Guter liegen historisch bedingt mehrheitlich im ostlichen Landesteil Schleswig und Holstein um 1650 die adligen Guterbezirke hellorange lagen vorwiegend im Osten der Herzogtumer und standen unter der gemeinsamen Oberhoheit der danischen Konige und der Herzoge von Gottorf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Von der Grund zur Gutsherrschaft 1 2 Adlige Guter ab 1524 1 3 Gegenwart 2 Beispiele 3 Verwandte Begriffe 4 Weblinks 5 Literatur 6 NachweiseGeschichte BearbeitenVon der Grund zur Gutsherrschaft Bearbeiten nbsp Gut Breitenburg um 1590 Vor dem befestigten Herrenhaus liegen der Garten und der Wirtschaftshof nbsp Das Herrenhaus auf Gut Panker nbsp Das Torhaus auf Gut Jersbek nbsp Das Kuhhaus auf Gut EmkendorfDie adligen Guter haben ihren Ursprung im Mittelalter In Schleswig und Holstein bildete sich aus Mitgliedern der bedeutendsten eingesessenen Familien und zugezogenen Rittern die als Siedler der Sachsen 1 ins Land kamen eine Ritterschaft heraus 2 Die Ritterschaft wurde seit dem 12 Jahrhundert durch die Landesherren mit Grundbesitz belehnt dies vor allem im Kolonialgebiet der einstmals wendischen ostlich gelegenen Landstriche 2 Fur beide Seiten ergaben sich Vorteile Die Ritter die oftmals den Equites Originarii entstammten 3 errichteten Niederungsburgen arx oder castrum 2 3 genannt die sowohl dem Schutz des Ritters und seiner Familie als auch der Sicherung des Landes dienten Diese einfachen aber befestigten Ansitze bildeten zumeist die Keimzellen der spateren Herrenhauser Im Gegenzug fur die Sicherung des Landes wurden die Ritter zu Grundherren denen die ansassigen Bauern Abgaben leisteten und die auf Wirtschaftshofen den sogenannten curia Frondienste taten 2 3 In den folgenden Jahrhunderten anderte sich die rechtliche Stellung der ursprunglich freien Bauern Nachdem unter anderem mehrere Pestwellen zu einem Bevolkerungsruckgang fuhrten 1 und im Zuge der Reformation kirchliche Landereien an den Adel ubergingen 4 wurde es fur die Grundherren wichtig ihre Bauern an den Besitz zu binden und eine Abwanderung zu verhindern Aus den einst freien Bauern wurden so zunehmend Leibeigene 5 Die Bauerndorfer wurden zum Teil niedergelegt und aus den einstigen Wirtschaftshofen gingen die spateren Gutsdorfer hervor Adlige Guter ab 1524 Bearbeiten In der Grossen Landesmatrikel 6 von 1524 verlieh der danische Konig Friedrich I den Pralaten und Rittern das Recht dass sie als Gutsbesitzer selbst Recht uber Hals und Hand sprechen durften Sie erhielten also die sogenannte Hohe Gerichtsbarkeit ohne Einmischung der Landesherrschaft dies im Unterschied zum ubrigen Reich wo die Blutgerichtsbarkeit den Landesherren vorbehalten war und nur ausnahmsweise an Lehnsnehmer weitergereicht wurde Auch wurde die Leibeigenschaft zu der allerdings auch eine Fursorgepflicht gehorte als rechtmassig bestatigt 5 Die Guter der dazu befugten Ritter wurden in der Matrikel als Adliges Gut bezeichnet und die Herren hatten Stimme auf dem Landtag 6 Aus den befestigten Sitzen des Mittelalters gingen nun die Guter hervor wie sie zum Teil bis in die Gegenwart erhalten blieben Aus den burgartigen Herrenhausern wie Nutschau entwickelten sich im Laufe des 17 und 18 Jahrhunderts herrschaftliche Anwesen die zunehmend ohne Befestigungsanlagen auskamen Den Herrenhausern wurden Hofe mit Torhaus Scheunen Stallungen und weiteren Wirtschaftsgebauden vorangestellt denen zumeist die Gutsdorfer folgten 7 Auch Muhlen Meiereien und handwerkliche Betriebe gehorten zu den Gutern Die Adligen Guter waren innerhalb des Staatsgefuges im danisch dominierten Schleswig Holstein weitgehend selbststandig Die Oberherrschaft uber die Guterbezirke unterlag ab 1544 abwechselnd bei der danischen Krone und dem herzoglichen Haus Schleswig Holstein Gottorf Seit dem 17 Jahrhundert war nicht mehr der Status des Besitzers fur die Qualifizierung eines Gutes als adlig massgeblich Auch Burgerliche konnten nun ein Adliges Gut besitzen Die ehemaligen Privilegien des adligen Besitzers hafteten seit der Matrikel von 1652 als dingliche Rechte dem Gut selbst an Die Rechte gingen ohne neue Verleihung auf jeden neuen Besitzer des Gutes uber Im Laufe des 18 Jahrhunderts schwand die Bedeutung der Landtage und damit der politische Einfluss der Gutsherren 6 Die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Guter hielt dagegen an Die Leibeigenschaft wurde in unterschiedlichen Phasen bis 1805 aufgehoben und der Gutsbesitz ging zumeist in ein Pachtverhaltnis uber In den gutsangehorigen Dorfern wurde die bauerliche Selbstverwaltung bis 1867 durch einen Bauernvogt gewahrleistet Mit der Einfuhrung der preussischen Verfassung 1867 verloren die Adligen Guter ihre Gerichtsbarkeit und wurden in Gutsbezirken neu organisiert Die Gutsbesitzer blieben bis zur Auflosung der Gutsbezirke 1928 jedoch weiterhin Obrigkeit der untersten Verwaltungsebene also praktisch Burgermeister legitimiert aus dem Grundeigentum fur den Gutsbezirk Gegenwart Bearbeiten Zahlreiche der einstmals adligen Guter existieren bis in die Gegenwart in Form landwirtschaftlicher Betriebe oder manchmal auch als touristisch genutzte Anlagen Die meisten der Guter befinden sich weiterhin in privatem Besitz Die einstigen gutsherrlichen Landereien werden von den Familien im Eigenbetrieb bewirtschaftet oder sind haufig auch verpachtet Einige der Anlagen dienen offentlichen oder kulturellen Zwecken wie beispielsweise Gut Salzau das heute das Landeskulturzentrum beherbergt Die Guter bilden innerhalb der Kulturlandschafts Schleswig Holsteins eine bedeutende Dominante haufig sind sie der Mittelpunkt der fruheren Gutsdorfer und durch ihre Hofe Zufahrtsalleen und die Felder begrenzenden Knicks pragende Bestandteile der Landschaft Beispiele BearbeitenBekannte Guter sind unter anderem Gut Panker Gut Hasselburg Gut Jersbek Gut Emkendorf Gut Guldenstein Gut Pronstorf siehe auch Herrenhauser in Schleswig Holstein und Liste historischer Orte in Schleswig HolsteinVerwandte Begriffe BearbeitenRittergut dem Adligen Gut entsprechende Rechtsform mit Grundherrschaftsrechten und Landtagsfahigkeit in anderen nord mittel und ostdeutschen Landern in Bayern und Osterreich Hofmark Herrenhaus Wohngebaude des Gutsbesitzers eines Adligen Guts Ritterguts Gutshof herrschaftliche Form des Bauernhofs bzw Wirtschaftsgebaude des Adligen Guts Ritterguts Ansitz steuerbefreiter Adelssitz ohne Grundherrschaftsrechte in Tirol Schloss in Schleswig Holstein und Mecklenburg nur Wohngebaude der Landesherren oder Bischofe in anderen Regionen auch fur stattliche Herrenhauser gebrauchlichWeblinks BearbeitenDas Adlige Gut auf geschichte s h deLiteratur BearbeitenJ Habich D Lafrenz H Schulze L Wilde Schlosser und Gutsanlagen in Schleswig Holstein L amp H Verlag Hamburg 1998 ISBN 3 928119 24 9 I Bubert H Walter Gutshofe Schlosser und Herrenhauser im ostlichen Holstein Sventana Verlag Schellhorn 1999 ISBN 3 927653 09 8 Hubertus Neuschaffer Schleswig Holsteins Schlosser und Herrenhauser Husum 1989 S 68f ISBN 3 88042 462 4 Georg v Hobe Gelting Die rechtliche Stellung der adligen Guter und Gutsbezirke in Schleswig Holstein in der Zeit von 1805 1928 Kiel Univ Diss 1974Nachweise Bearbeiten a b I Bubert H Walter Gutshofe Schlosser und Herrenhauser im ostlichen Holstein Seite 2 a b c d Hubertus Neuschaffer Schleswig Holsteins Schlosser und Herrenhauser Seite 5 a b c J Habich D Lafrenz H Schulze L Wilde Schlosser und Gutsanlagen in Schleswig Holstein Seite 17 Hubertus Neuschaffer Schleswig Holsteins Schlosser und Herrenhauser Seite 6 a b J Habich D Lafrenz H Schulze L Wilde Schlosser und Gutsanlagen in Schleswig Holstein Seite 18 a b c Hubertus Neuschaffer Schleswig Holsteins Schlosser und Herrenhauser Seite 9 I Bubert H Walter Gutshofe Schlosser und Herrenhauser im ostlichen Holstein Seite 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adliges Gut amp oldid 211903435