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Das herzogliche Haus Schleswig Holstein Gottorf oder auch Schleswig Holstein Gottorp ab 1720 nur noch Holstein Gottorf war eine Nebenlinie des Hauses Oldenburg Sie wurde benannt nach Schloss Gottorf bei Schleswig dem Stammsitz der Familie Wappen des Hauses Holstein GottorpDie Gottorfer Herzoge regierten von 1544 bis zum Beginn des 18 Jahrhunderts das gleichnamige territorial verstreute Teilherzogtum in Schleswig und Holstein von 1713 bis 1773 nur noch in Holstein Aus dem Haus Gottorf gingen zwischen 1751 und 1818 vier schwedische Konige seit 1762 die russischen Zaren sowie seit 1773 die Herzoge und spater Grossherzoge von Oldenburg hervor Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Geschichtlicher Hintergrund und Territorium 1 2 Ein politisch und kulturell bedeutender Kleinstaat 1 3 Niedergang des Herzogtums 1 4 Aufteilung in zwei Linien 2 Landesherren 3 Bekannte Mitglieder 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenGeschichtlicher Hintergrund und Territorium Bearbeiten nbsp Schloss Gottorf der namensgebende Stammsitz des Hauses Schleswig Holstein Gottorf nbsp Schleswig und Holstein um 1650 Die Karte zeigt die zersplitterten Herzogtumer der Gottorfer Anteil ist gelb gekennzeichnetFriedrich I von Danemark und Norwegen war in Personalunion Konig von Danemark und Herzog von Schleswig Er hinterliess bei seinem Tod 1533 vier Sohne Der jungste Friedrich von Danemark 1532 1556 wurde Bischof Christian III wurde als Nachfolger seines Vaters danischer Konig Obwohl der Vertrag von Ripen eine Aufteilung der Herzogtumer verhindern sollte teilte Konig Christian III 1544 mit seinen beiden weiteren Brudern Christian erhielt den sogenannten koniglichen Anteil Johann residierte als Herzog von Schleswig Holstein Hadersleben in Hadersleben Den dritten Teil mit der Residenz Schloss Gottorf erhielt Adolf Als Adolf I begrundete dieser die Linie der Herzoge von Schleswig Holstein Gottorf Die Aufteilung der einzelnen Verwaltungsgebiete in Schleswig und Holstein geschah zum einen nach der Hohe der Steuereinkunfte zum anderen beabsichtigt in verstreuten Territorien damit keine Seite einen dominanten Herrschaftsbereich herausbilden konnte Das bedeutete aber auch eine erschwerte Verwaltung und im Falle eines Krieges nicht zu verteidigende Grenzen Das Land war ein Flickenteppich von kleineren Verwaltungseinheiten den sogenannten Amtern in Holstein den Harden in Schleswig und den gemeinschaftlich regierten Guterdistrikten 1580 starb Johann kinderlos Friedrich II der Sohn und Nachfolger Christians III und Adolf I teilten seinen Haderslebener Besitz Die Herzogtumer zerfielen nun in zwei Teile Den danischen koniglichen Teil dessen Besitzer Friedrich II war und den gottorfschen herzoglichen Teil dessen Besitzer Adolf I war Zum Gottorfer Territorium das durch Gebietszukaufe und gewinne unter Herzog Adolf mehr als verdoppelt wurde gehorten neben den Landereien um den Stammsitz Gottorf unter anderem Teile Nordfrieslands die Halbinsel Eiderstedt das nordliche Dithmarschen Fehmarn die Amter Kiel Neumunster Bordesholm Reinbek Trittau und Cismar oder das heute zu Danemark gehorende Tondern Ein politisch und kulturell bedeutender Kleinstaat Bearbeiten Das kleine Herzogtum Schleswig Holstein Gottorf entwickelte sich auf politischem und kulturellem Gebiet zu einem bedeutenden Machtfaktor in Nordeuropa Bereits unter Herzog Adolf wurden zahlreiche Residenzbauten wie die Schlosser von Gottorf und Kiel erweitert oder wie die Schlosser von Husum Reinbek Tonning und Trittau neu errichtet Ab 1586 stellten Mitglieder des Hauses Schleswig Holstein Gottorf auch die Furstbischofe von Lubeck und zwischen 1585 und 1634 auch die evangelischen Administratoren des Bistums Bremen 1620 wurde mit Friedrichstadt der letztlich erfolglose Versuch unternommen eine neue Stadt als Mittelpunkt einer von Spanien bis nach Russland reichenden Handelslinie zu grunden Erfolgreicher war die Kulturpolitik 1665 wurde mit kaiserlicher Einwilligung die Christian Albrechts Universitat zu Kiel gestiftet Der Gottorfer Riesenglobus gehorte zu den grossten technischen Wundern seiner Zeit und die exotischen Pflanzensammlungen in den Garten des Residenzschlosses wurden im Gottorfer Codex katalogisiert nbsp Wappen der Herzoge zu Schleswig Holstein GottorfStaatsrechtlich gehorte das Herzogtum teilweise zu Danemark teilweise zu Deutschland Der jeweilige Lehnsherr der Gottorfer Herzoge war fur die Gebiete in Holstein der jeweilige deutsche Kaiser fur die Gebiete in Schleswig nordlich der Eider der jeweilige danische Konig Wahrend die deutschen Kaiser wenig Interesse an dem kleinen norddeutschen Herzogtum hatten und es demzufolge nie Konflikte gab war das Verhaltnis zu Danemark schon im 16 Jahrhundert angespannt Herzoge und Konige waren gezwungen in der gemeinsamen Regierung Schleswig Holsteins zusammenzuarbeiten wobei jede Seite eigene Interessen verfolgte Obwohl ursprunglich aus einer danischen Nebenlinie entstanden wandten sich die Gottorfer Herzoge in ihrem Streben nach Unabhangigkeit im Laufe der Zeit zunehmend vom danischen Reich ab und stattdessen dem schwedischen Konigreich zu Anstatt so wie erhofft grossere Souveranitat zu erlangen fuhrte diese Politik wahrend des 17 Jahrhunderts jedoch zu fortwahrenden Konflikten mit Danemark die in der wiederholten Besetzung des Herzogtums von 1675 bis 1679 sowie von 1684 bis 1689 gipfelten Die sogenannte Gottorfer Frage wurde zu einem nordeuropaischen Politikum und konnte auch durch den Altonaer Vertrag nicht dauerhaft gelost werden Niedergang des Herzogtums Bearbeiten Im Grossen Nordischen Krieg verhielt sich Gottorf zwar offiziell neutral unterstutzte jedoch insgeheim das Konigreich Schweden indem es seine Festung Tonning zur Verfugung stellte Nachdem Schweden dem feindlichen Bundnis von Danemark und Russland unterlegen war wurden die schleswigschen Besitztumer des Herzogtums 1713 daher von der danischen Krone besetzt Im Frieden von Frederiksborg wurde diese Annexion 1720 bestatigt 1721 erfolgte auf Schloss Gottorf die Huldigung des danischen Konigs durch den Ritterstand Schleswigs Die herzogliche Familie regierte fortan als Haus Holstein Gottorf nur noch die in Holstein liegenden Anteile des Herzogtums und verlagerte die Residenz ins Kieler Schloss Faktisch zu einem Duodezstaat degradiert versuchten die Gottorfer Herzoge im Folgenden ihre alte Stellung wieder zu erlangen was ohne den nun geschwachten fruheren Bundnispartner Schweden aber nicht gelang Aufteilung in zwei Linien Bearbeiten nbsp Wappen des Hauses Romanow Holstein GottorpAls Christian Albrecht von Schleswig Holstein Gottorf 1695 starb teilte sich das Haus Schleswig Holstein Gottorf in eine altere Linie die den Herzog von Schleswig Holstein Gottorf stellte und eine jungere Linie die das Hochstift Lubeck erhielt und deren Mitglieder damit Furstbischofe von Lubeck waren Durch familiare Verbindungen gelang den Gottorfern eine Annaherung an Russland das nach dem Nordischen Krieg als neue europaische Grossmacht auftrat Herzog Karl Friedrich von Holstein Gottorf aus der alteren Linie und Anna Petrowna Tochter Zar Peters des Grossen heirateten am 1 Juni 1725 in Sankt Petersburg Den einzigen Nachkommen dieser Ehe Karl Peter Ulrich von Holstein Gottorf machte seine Tante mutterlicherseits die Zarin Elisabeth die mit Karl August von Schleswig Holstein Gottorf aus der furstbischoflichen Linie verlobt gewesen war 1742 zum Thronfolger und Grossfursten von Russland 1762 wurde er als Peter III Zar von Russland und begrundete so die Linie Romanow Holstein Gottorf aus der bis zur Oktoberrevolution von 1917 die Zaren hervorgingen Das Restherzogtum Holstein Gottorf wurde nun in Personalunion mit dem Zarenreich verwaltet In Holstein begann die Grossfurstliche Zeit Peter III plante sogleich einen Krieg gegen Danemark um die Schleswiger Anteile des Gottorfer Herzogtums zuruckzugewinnen wurde aber bereits ein halbes Jahr nach seinem Regierungsantritt gesturzt und ermordet die Herrschaft ubernahm seine Witwe Katharina II Sie liess 1773 mit Danemark den Vertrag von Zarskoje Selo abschliessen der die Herrschaft der Gottorfer auch in Holstein beendete und den Danischen Gesamtstaat begrundete Der letzte Herzog Katharinas junger Sohn Paul musste auf die Herrschaft in Holstein Gottorf offiziell verzichten die Herzogtumer Schleswig und Holstein wurden nun ganzlich von den danischen Konigen regiert das Hochstift Lubeck kam zu Oldenburg Die jungere Linie kam unter dem Sohn von Christian August von Schleswig Holstein Gottorf Adolf Friedrich auf den Schwedischen Thron Adolf Friedrichs jungerer Bruder Friedrich August wurde damit Furstbischof von Lubeck Er ubernahm 1773 als regierender Herzog die Herrschaft in Oldenburg das gemass dem Vertrag von Zarskoje Selo im Gegenzug fur die Gewinnung Holstein Gottorfs von Danemark in die Unabhangigkeit entlassen wurde und begrundete damit die herzogliche spater grossherzogliche Linie des Hauses Oldenburg Diese regierte bis 1918 und stellt heute als alteste uberlebende Linie den Hauschef des Gesamthauses Oldenburg Gustav IV Adolf von Schweden ging 1809 ins Exil sein kinderloser Onkel Karl XIII musste als dessen Nachfolger 1810 den vom schwedischen Reichstag zum Kronprinzen gewahlten franzosischen Marschall Jean Baptiste Bernadotte adoptieren wodurch die Bernadottes 1818 die Holstein Gottorfer auf dem Thron ablosten Landesherren BearbeitenRegierungszeit Name Bemerkungen1544 1586 Adolf I Begrunder des Herzogtums1586 1587 Friedrich II Sohn von Adolf I 1587 1590 Philipp Sohn von Adolf I 1575 1616 Johann Adolf Sohn von Adolf I 1616 1659 Friedrich III Sohn von Johann Adolf1659 1695 Christian Albrecht Sohn von Friedrich III und Grunder der Universitat Kiel Ein jungerer Sohn von Christian Albrecht war Christian August von Schleswig Holstein Gottorf Dessen Sohn wurde als Adolf Friedrich Konig von Schweden 1751 1771 und begrundete die schwedische Linie der Dynastie die bis 1818 die schwedischen Konige stellte Ein weiterer Sohn Christian Albrechts Friedrich August Furstbischof von Lubeck ab 1750 wurde 1773 erster Herzog von Oldenburg 1695 1702 Friedrich IV Sohn von Christian Albrecht1702 1739 Karl Friedrich Sohn von Friedrich IV minderjahrig Wurde 1713 im Grossen Nordischen Krieg von den Danen aus Gottorf vertrieben danach waren die Konige von Danemark auch Herzoge in den zuvor gottorfschen Anteilen von Schleswig die Gottorfer Herzoge herrschten nun vom Kieler Schloss aus uber die gottorfschen Teile von Holstein Regent war in dieser Zeit sein Onkel Christian August 1726 der Furstbischof von Lubeck war 1739 1762 Karl Peter Ulrich Sohn von Karl Friedrich wurde als Peter III 1762 zum russischen Zaren gekront und begrundete die Linie Romanow Holstein Gottorp1762 1773 Paul Sohn von Karl Peter Ulrich Zar von Russland 1796 1801 minderjahrigBekannte Mitglieder BearbeitenAugusta Maria von Schleswig Holstein Gottorf 1649 1728 deutsche Adelige Johann Friedrich von Schleswig Holstein Gottorf 1579 1634 Erzbischof von Bremen Furstbischof von Lubeck und Bischof von Verden Christine von Schleswig Holstein Gottorf 1573 1625 schwedische Konigin Magdalena Sibylla von Schleswig Holstein Gottorf 1631 1719 Herzogin von Mecklenburg Gustrow Hedwig Eleonora von Schleswig Holstein Gottorf 1636 1715 schwedische KoniginSiehe auch BearbeitenAbgeteilte Herren verwandte Nebenlinien des Hauses Gottorf aber ohne Regierungsgewalt uber Schleswig und Holstein Statthalter Schleswig Holsteins die Verwalter des koniglichen Anteils der Herzogtumer Literatur BearbeitenEckhard Hubner Staatspolitik und Familieninteresse Die gottorfische Frage in der russischen Aussenpolitik 1741 1773 Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig Holsteins Bd 83 Wachholtz Neumunster 1984 ISBN 3 529 02183 0 Kai Fuhrmann Die Auseinandersetzung zwischen koniglicher und gottorfischer Linie in den Herzogtumern Schleswig und Holstein in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts In Kieler Werkstucke Reihe A Beitrage zur schleswig holsteinischen und skandinavischen Geschichte Band 1 Frankfurt am Main 1990 Dieter Lohmeier Kleiner Staat ganz gross Schleswig Holstein Gottorf Boyens Heide 1997 ISBN 3 8042 0793 6 Robert Bohn Geschichte Schleswig Holsteins Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 50891 2 Bastian Hallbauer Jan Schlurmann Das schleswig holstein gottorfische Militar 1623 1773 In Eva S Fiebig Jan Schlurmann Hrsg Handbuch zur nordelbischen Militargeschichte Heere und Kriege in Schleswig Holstein Lauenburg Eutin und Lubeck 1623 1863 67 Husum 2010 S 61 92 Jan Schlurmann Die Gottorfer Frage 1625 1700 In Eva S Fiebig Jan Schlurmann Hrsg Handbuch zur nordelbischen Militargeschichte Heere und Kriege in Schleswig Holstein Lauenburg Eutin und Lubeck 1623 1863 67 Husum 2010 S 347 366 Jan Schlurmann Die Gottorfer Seeflagge von 1696 und ihre Nachfolgerinnen in Der Flaggenkurier 24 2018 Nr 47 S 3 5 C R Rasmussen E Imberger D Lohmeier I Mommsen Die Fursten des Landes Herzoge und Grafen von Schleswig Holstein und Lauenburg Wachholtz Verlag Neumunster 2008Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schleswig Holstein Gottorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte Schleswig Holsteins LandesteilungNormdaten Person GND 118759361 lobid OGND AKS VIAF 20476066 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schleswig Holstein Gottorf amp oldid 236118741