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Das Kieler Schloss in Kiel in Schleswig Holstein war eine der Nebenresidenzen der Gottorfer Herzoge Das Schloss konnte eine abwechslungsreiche Baugeschichte vorweisen und wurde in der jungeren Kunstgeschichte als einer der bedeutendsten Profanbauten Schleswig Holstein bezeichnet Das Schloss wurde durch Bomben und einen folgenden Brand im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstort Die Ruine wurde anschliessend grosstenteils abgetragen und durch einen Neubau ersetzt Ostflugel mit dem sudwestlichen Turm links kolorierte Aufnahme von 1900 Blickrichtung NordenRantzaubau Westflugel gebaut 1965 Aufnahme von 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Nutzungsgeschichte 1 1 Vom Mittelalter in die Neuzeit 1 2 Vom 16 bis zum 18 Jahrhundert 1 3 Vom 19 Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg 1 4 Seit dem Zweiten Weltkrieg 2 Die Gebaude und ihre Architektur 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseNutzungsgeschichte BearbeitenVom Mittelalter in die Neuzeit Bearbeiten Das Kieler Schloss hatte seinen Ursprung in einer Burg des Mittelalters die vermutlich bereits 1242 zur Zeit der Grundung Kiels errichtet wurde und die Siedlung an einer schmalen Landzunge zwischen Kieler Forde und Kleinem Kiel schutzen sollte Bauherr war der Stadtgrunder Adolf von Schauenburg Im 15 Jahrhundert kam das Schloss infolge des Vertrags von Ripen in den Besitz des danischen Konigs Friedrich I der die mittelalterliche Burg durch moderne An und Umbauten zu einem Schloss erweitern liess Sein Sohn Adolf begrundete als Adolf I das Herzogtum Schleswig Holstein Gottorf dem die Stadt Kiel samt Schloss zugeschlagen wurden Herzog Adolf liess im Land zahlreiche Residenzen erbauen Wie auch in Reinbek Husum und Tonning wurde in Kiel ein stattlicher Neubau im Stil der niederlandischen Renaissance errichtet nbsp Ostflugel mit dem nordwestlichen Turm hinter den Baumen der Rantzaubau Westflugel Aufnahme von 1893 Blickrichtung Westen nbsp Ostflugel mit dem sudwestlichen Turm rechts Aufnahme von 1893 Blickrichtung Nordwesten nbsp Ostflugel links Kieler Forde rechts Aufnahme von 1893 Blickrichtung NordenVom 16 bis zum 18 Jahrhundert Bearbeiten Das Schloss war zu dieser Zeit eine Nebenresidenz Hauptsitz und Regierungszentrum des Herzogtums war Schloss Gottorf Das Kieler Schloss diente Christine von Hessen bis 1604 sowie anschliessend Sophie von Mecklenburg bis 1631 als Witwensitz Im Dreissigjahrigen Krieg wurde das Haus mehrmals besetzt und die Ausstattung dabei zum Teil geplundert 1665 wurde im Schloss die Grundungsfeier zur Stiftung der Christiana Albertina der Kieler Universitat begangen Die Witwe des Grunders Christian Albrecht Herzogin Friederike Amalie liess von 1695 bis 1697 den West und Sudflugel nach Planen des Architekten Domenico Pelli neu errichten Pelli oder Amalienbau 1 nachdem jener zehn Jahre zuvor wegen Baufalligkeit teilweise eingesturzt war Nach dem Ende des Grossen Nordischen Krieges wurden Schleswig und Holstein aufgeteilt Das Herzogtum Schleswig wurde kunftig in Personalunion durch den danischen Konig regiert das Gottorfer Schloss als Stammresidenz aufgegeben und das Kieler Schloss kurzzeitig Hauptresidenz des jetzt nur noch uber Holstein regierenden Gottorfer Herzogs Karl Friedrich Das Schloss war der Geburtsort seines Sohnes Karl Peter Ulrich des nachfolgenden Herzogs und spateren russischen Zaren Peter III Nach Peters Tod ubernahm Katharina die Grosse die Regierungsgeschafte unter ihr wurde der Renaissancebau des Schlosses zu einem grossen barocken Palais umgestaltet Sie entsagte ihren Anspruchen in Schleswig Holstein im Vertrag von Zarskoje Selo vom 27 August 1773 Das Herzogtum Holstein ging nun fur die nachsten 89 Jahre ebenfalls an den danischen Konig der feierliche Ubergabeakt wurde im Kieler Schloss abgehalten Vom 19 Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Im 19 Jahrhundert diente das Schloss unterschiedlichen Zwecken Es stand zeitweise der Universitat zur Verfugung und war von 1848 bis 1851 Sitz der Schleswig Holsteinischen Landesversammlung Wahrend des Deutsch Danischen Krieges diente es als Lazarett und militarisches Hauptquartier In der preussischen Zeit bezog wieder ein bedeutender Bewohner das Haus von 1888 bis 1918 war es der Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preussen der in der Kaiserlichen Marine als Grossadmiral und wahrend des Ersten Weltkrieges als Oberbefehlshaber der Ostseestreitkrafte diente wahrend Kiel zum bedeutendsten Marinehafen des Kaiserreichs aufstieg Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Schloss an Bedeutung Prinz Heinrich zog sich auf sein Gut Hemmelmark zuruck und das Schloss wurde Verwaltungssitz und nahm die Landesbibliothek auf In den 1930er Jahren wurde geplant ein Haus der Landeskultur einzurichten Seit dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Ostflugel gebaut 1961 Aufnahme von 2007 Blickrichtung Suden nbsp Ostflugel rechts gebaut 1961 Historische Landeshalle links gebaut 1961 Aufnahme von 2007 Blickrichtung NordostenDas Schloss erlitt bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg starke Zerstorungen und brannte nach einem Angriff am 4 Januar 1944 bis auf die Grundmauern aus Dabei wurde auch die wertvolle Mobelsammlung vernichtet die zum Teil aus anderen holsteinischen Schlossern wie Plon stammte Der in den 1960er Jahren neu errichtete Ostflugel beherbergte bis 2003 in den oberen Stockwerken die Landesbibliothek Die unteren Geschosse mit teilweise sehr hohen Raumen und der daran anschliessende Anbau wurden zum Kulturzentrum Kieler Schloss Dort war unter anderem das Landesamt fur Denkmalpflege Schleswig Holstein untergebracht Der Anbau beherbergt einen Konzertsaal und ein Regionalstudio des NDR Der Westflugel wurde von der Volkshochschule genutzt Anstelle des abgetragenen Sudflugels wurde ein aufgestelzter Flachbau gesetzt und Historische Landeshalle genannt Das Kulturzentrum wurde 2003 privatisiert Landesbibliothek und Landesamt fur Denkmalpflege zogen in den weiter sudlich gelegenen Sartori amp Berger Speicher um Jahrlich finden im Schlosskomplex um die 300 verschiedene Veranstaltungen mit bis zu 200 000 Besuchern statt Seit 2005 steht der gesamte Schlosskomplex einschliesslich der Nachkriegsbauten unter Denkmalschutz 2 Die Gebaude und ihre Architektur Bearbeiten nbsp Westflugel links gebaut 1512Ostflugel rechts Renaissancebau gebaut 1558 falschlicherweise mit einem grossen statt vier kleinen Dachern dargestellt Stich von Georg Braun und Frans Hogenberg 16 JahrhundertIn der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts liess Adolf IV von Schauenburg und Holstein eine Burg in der Holstenstadt tom Kyle dem spateren Kiel erbauen die sich zeitgleich mit dem Ort entwickelte Uber die Gestalt dieser ersten Burg gibt es kaum Uberlieferungen Sie stand an der Stelle des heutigen Rantzaubaus auf der Westseite des Schlossplatzes Sie wurde 1502 niedergerissen Bis 1512 errichtete Friedrich I an der Stelle der vorgenannten Festung einen Neubau der als Neues Haus bezeichnet wurde Adolf I baute das Schloss von 1558 bis 1568 zu einem aufwendigen Renaissancesitz aus Dem Neuen Haus auf der Westseite wurde nun ein Bau von der Form eines grossen Quaders auf der Wasserseite der Ostseite entgegengestellt Hiervon ist heute nur noch das Fundament erhalten Das Gebaude besass vier nebeneinander liegende Einzeldacher und entsprach damit dem in der holsteinischen Schloss und Gutsarchitektur haufig anzutreffenden Mehrfachhaus wie man es z B auch heute noch in den Schlossern Ahrensburg und Glucksburg vorfindet Der Quader war mit einem Kranz von zwolf Ziergiebeln umgeben je vier auf den Stirnseiten der Dacher und je zwei auf den Schmalseiten des Baus Zwei schlanke Treppenturme schmuckten die Hofseite ein weiterer Gebaudetrakt verband die beiden Schlossteile Im Inneren fanden zahlreiche gewolbte Sale und Kabinette sowie die prachtig ausgestattete Schlosskapelle ihren Platz Nach Beendigung der Bauarbeiten hatten die gesamten Schlossgebaude einen dreiflugeligen c formigen Grundriss der auch am heutigen Nachkriegsbau noch nachempfunden werden kann 1685 sturzte der altere unter Friedrich I erbaute Flugel ein und wurde von 1695 bis 1697 im Auftrage Friederike Amalies der Frau Herzog Christian Albrechts durch einen Neubau den sogenannten Rantzauflugel oder Rantzaubau der heute noch grosstenteils steht ersetzt Baumeister war hierbei Domenico Pelli 3 Mitte des 18 Jahrhunderts befand sich der Flugel auf der Wasserseite der Ostseite in einem schlechten baulichen Zustand und wurde durch den Baumeister Rudolph Matthias Dallin umgebaut Die geschmuckten Renaissancegiebel samt den Einzeldachern wurden entfernt und stattdessen 1763 durch Ernst Georg Sonnin ein machtiges Mansarddach auf das Hauptgebaude gesetzt dessen optische Wirkung dadurch vollstandig verandert wurde Auch an den Innenraumen nahm Sonnin diverse Veranderungen vor Am sudwestlichen Turm des Flugels wurde die Haube entfernt und stattdessen eine Plattform angelegt die als Sternwarte dienen sollte 1838 vernichtete ein Brand weite Teile des Gebaudes und der Schlosskapelle Die Neuausstattung der Innenraume erfolge daraufhin in bescheideneren Formen Weitere Umbauten fanden fur Prinz Heinrich statt Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Teile des Schlosses stark in Mitleidenschaft gezogen Der Westflugel Rantzaubau wurde nach dem Krieg etwas verkurzt und renoviert Nachdem Plane verworfen worden waren die erhaltenen Mauern in einen Neubau einzubeziehen wurden der Sudflugel und der Ostflugel bis auf Teile des nordwestlichen Turms des Ostflugels abgerissen Von 1961 bis 1963 wurde durch die Architekten Sprotte und Neve ein neuer Ostflugel aus Backstein errichtet der die Dimensionen des Vorgangerbaus imitiert und auf dem erhaltenen Fundament steht An der Stelle des abgerissenen sudlichen Verbindungstraktes wurde ein aufgestelzter Flachbau gebaut die Historische Landeshalle Literatur BearbeitenRudiger Andressen Hrsg Das Kieler Schloss Residenz im Herzen der Stadt Wachholtz Verlag 2017 ISBN 9783529051340 S 384 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 3 Auflage Munchen 2009 ISBN 978 3 422 03120 3 S 412 Silke Hunzinger Furstliche Lustgarten des Barock in Schleswig Holstein In Marion Bejschowetz Iserhoht Reiner Hering Hrsg Die Ordnung der Natur Historische Garten und Parks in Schleswig Holstein Ausstellungskatalog Landesarchiv Schleswig Veroffentlichungen des Landesarchivs Schleswig Holstein 93 Hamburg University Press Schleswig 2008 ISBN 978 3 931292 83 6 S 79 90 Deert Lafrenz Aus gegebenem Anlass Eine Lanze fur das Kieler Schloss In Denkmal Zeitschrift fur Denkmalpflege in Schleswig Holstein 15 2008 ISSN 0946 4549 S 15 16 1 PDF Datei 337 35 kB Margita Marion Meyer Ingrid Wettig Homm Zur Rekonstruktion der historischen Teppichbeete am Fusse des Reiterstandbildes Kaiser Wilhelms I im Kieler Schlossgarten In Denkmal Zeitschrift fur Denkmalpflege in Schleswig Holstein 14 2007 ISSN 0946 4549 S 107 111 Deert Lafrenz Das Kieler Schloss Christians Hamburg 1987 ISBN 3 7672 1027 4 Carl Heinrich Seebach Das Kieler Schloss Nach Grabungsfunden Schriftquellen und Bildern Studien zur schleswig holsteinischen Kunstgeschichte Band 9 Neumunster 1965 Eva von Engelberg Dockal Kulturkarte Schleswig Holstein 1000mal Kultur entdecken 2 Auflage Wachholtz Verlag Neumunster 2005 ISBN 3 529 08006 3 Adrian von Buttlar Margita Marion Meyer Historische Garten in Schleswig Holstein 2 Auflage Boyens amp Co Heide 1998 ISBN 3 8042 0790 1 S 345 355 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kieler Schloss Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Veranstaltungszentrum Kieler Schloss Informationen uber das Kieler Schloss mit historischen Abbildungen Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun Gartenrouten zwischen den Meeren Das historische Kieler Schloss und Schlossgarten Freundeskreis Kieler SchlossEinzelnachweise Bearbeiten Hans Gunther Andresen Ahlmanns Hauser In Jurgen Ostwald Hrsg Wilhelm Ahlmann 1817 1910 Ein Schleswig Holsteiner aus Nordschleswig Bund Deutscher Nordschleswiger Apenrade 1998 S 93 Verzeichnis der eingetragenen Kulturdenkmale des Landes Schleswig Holstein ausser Lubeck PDF 423 kB Memento des Originals vom 28 April 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www schleswig holstein de herausgegeben vom Landesamt fur Denkmalpflege Stand 31 Dezember 2007 Erscheinungsdatum 9 Juni 2008 abgerufen am 23 Marz 2011 Dokument referenziert von dieser Webseite 1 2 Vorlage Toter Link www schleswig holstein de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2019 Suche in Webarchiven Jens Martin Neumann Das Schloss aus Ruinen wieder zu erwecken Friederike Amalie von Gottorf und ihr Witwensitz zu Kiel In Mitteilungen der Gesellschaft fur Kieler Stadtgeschichte 87 2013 S 1 3054 32425 10 14341 Koordinaten 54 19 27 3 N 10 8 36 3 O Normdaten Korperschaft GND 16310827 4 lobid OGND AKS LCCN sh85118202 VIAF 210756234 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kieler Schloss amp oldid 235395120