www.wikidata.de-de.nina.az
Das Priorat St Ansgar auch Kloster Nutschau genannt in Travenbruck bei Bad Oldesloe ist ein selbstandiges Benediktiner Priorat im Erzbistum Hamburg und gehort der Beuroner Kongregation an Blick auf das Herrenhaus Nutschau 2022Das Castrum Nutzkcow auf einem Holzschnitt von 1591 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Herrenhaus 1 3 Wirtschaftliche Verhaltnisse 1 4 Entwicklung des Hauses St Ansgar 1 5 Prior 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUm 830 wurde an der Trave eine Fliehburg errichtet mit einem Erdwall umgeben und gesichert die Nutschauer Schanze Sie sollte als Teil der karolingischen Grenzbefestigungen den Limes Saxoniae zwischen Elbe und Kieler Forde schutzen Dieser Sachsenwall trennte den westlichen germanischen Teil vom slavischen Ostteil des Landes Nutschau wurde 1249 erstmals als Nutzikowe genannt 1271 dann als Nucekowe und 1274 als Nutzekowe 1343 ging die Nutschauer Muhle als Geschenk an das Zisterzienserkloster Reinfeld In der Nahe des geschichtlich bedeutenden Punktes des Sachsenwalls entstand ein Herrensitz der Jahrhunderte spater vom Grafen Heinrich Rantzau erworben wurde Er war Humanist Vorkampfer der Reformation und Bahnbrecher der Renaissance in Schleswig Holstein Im Jahr 1577 begann er mit dem Bau des kleinen Wasserschlosses dem Castrum Nutzkow das in seiner ausseren Bausubstanz weitgehend unverandert geblieben ist Der auf einem zeitgenossischen Holzschnitt gezeigte innere Schlossgraben mit Zugbrucke und Vorwerk ist nicht mehr vorhanden 1 1777 wurde das Gut Nutschau zusammen mit den Dorfern Suhlen und Vinzier an den Gutsbesitzer Johann Matthias Schalburg verkauft Er liess 1778 die Wassermuhle an der Trave bauen und hob in den Folgejahren die Leibeigenschaft in Suhlen und Vinzier auf 2 Nach einem Konkurs wechselte Nutschau 1791 1801 in rascher Folge mehrmals den Besitzer Nach Annektierung der Herzogtumer Schleswig und Holstein durch Preussen 1867 wurde das Adlige Gut 1872 in den Gutsbezirk spater Amtsbezirk Nutschau uberfuhrt 1928 in die Landgemeinde Tralau eingegliedert 3 Bis zum Ubergang in Kirchenbesitz 1951 hatte der Gutshof Nutschau mit dem Herrenhaus in den Jahrhunderten 28 Besitzer 4 Grundung Bearbeiten Wahrend der Ansgarfeier zum 1100 Jahrestag der Grundung des Bistums Hamburg bekundeten 1931 der Abt und die Monche von Gerleve im Norden Deutschlands eine weitere benediktinische Niederlassung anzusiedeln 5 20 Jahre spater kam der Umstand zu Hilfe dass in Holstein nahe Bad Oldesloe das Gut Nutschau zum Verkauf angeboten wurde Abt Pius Buddenborg entsprach den dringlichen Bitten des Erzbischofs Wilhelm Berning von Osnabruck und des Abtprimas des Benediktinerordens Bernard Kalin zu Rom Gerlever Monche zur Grundung einer Cella nach Nutschau zu entsenden In Begleitung von P Cellerar Augustin Hessing uberprufte er am 17 November 1950 das angebotene Objekt und stellte fest Nutschau sei wegen seiner Lage des abgerundeten Besitzes und der baulichen Gegebenheiten fur ein Benediktinerkloster wohl geeignet 6 Am 3 Februar 1951 erwarb der Stifter Nutschaus Erzbischof Wilhelm Berning fur die Monche der Abtei St Joseph in Gerleve das Herrenhaus und Restgut in Nutschau Als ersten Monch seines Klosters entsandte der Grundungsabt Pius Buddenborg am 1 Marz 1951 P Michael Burgers dem bald P Plazidus Schornstein als Dekan der kleinen Kommunitat und zwei weitere Monche folgten 7 Die Eroffnung des Hauses St Ansgar in Nutschau zunachst als Exerzitienhaus der Abtei Gerleve wurde am 6 Mai 1951 durch den Grunderabt Pius Buddenborg vollzogen Ziel war aber von Anfang an die Errichtung eines Klosters nach der Regel des heiligen Benedikt Der Beginn des benediktinischen Ora et labora im holsteinischen Nutschau stand unter dem Patronat des Monchsbischofs Ansgar 8 Am 11 November 1960 erhob Abt Pius Buddenborg Nutschau als Priorat St Ansgar zum von Gerleve abhangigen Prioratus simplex Als ersten Prior fuhrte er P Amandus Eilermann ein und zur Kommunitat gehorten acht aus Gerleve kommende Monche Das Kloster des hl Ansgar zu Nutschau wurde am 16 Oktober 1975 zum Konventualpriorat erhoben und erhielt damit seine Selbstandigkeit Am 1 Januar 1979 bestand der Konvent dieser jungsten Klostergrundung der Beuroner Benediktinerkongregation aus acht Priester und drei Brudermonchen sowie einem Postulanten Bis 2021 stieg die Zahl auf 18 Mitglieder 12 Priester und 5 Brudermonche sowie ein Novize Herrenhaus Bearbeiten Der Renaissancebau ist eines der altesten Herrenhauser des Kreises Stormarn Vom Bauherren Heinrich Rantzau zeugt heute noch eine Steinplatte von 1577 am fruheren Treppenaufgang Das Dreigiebelhaus mit seinen einfachen Proportionen ist eine fur Schleswig Holstein typische Anlage des Mehrfachhauses mit je einem grossen Satteldach Ursprunglich als wehrhafter Bau errichtet wurden der Schlossgraben verfullt und die Zugbrucke ist nicht mehr vorhanden Auch das Innere des Hauses hat sich uber die Jahrhunderte vollig verandert Der mittlere Giebel der drei aneinandergebauten Hauser tragt einen schlanken Turm mit zwei Glocken Auf dem Zifferblatt der Turmuhr steht die Jahreszahl 1792 Das Dreigiebelhaus ist heute das Wahrzeichen Nutschaus 9 Nach dem Einzug der ersten Monche im Marz 1951 hatte Abt Pius Buddenborg von Gerleve schon am 6 Mai 1951 die kleine St Angar Kapelle als Mittelpunkt im Schloss benediziert Die Ewig Licht Ampel uber dem Tabernakel stammt aus der Torretta St Benedikts des im Zweiten Weltkrieg zerstorten Montecassino Diese Bronzeleuchte mit der Inschrift Emitte lucem tuam et veritatem tuam ist ein Werk um 1880 aus der Beuroner Kunstschule der Erzabtei Beuron Noch 1951 wurde mit der denkmalgerechten Sanierung des zum Herrenhaus umgebauten ehemaligen Wasserschlosses begonnen die 1953 endete Die weiteren Restaurierungen folgten von 1964 bis 1967 und von 1975 bis 1977 Ab 1996 wurde das Herrenhaus nach einem Entwurf der Architekten Gisberth Hulsmann und Elmar Paul Sommer aus Bonn Monschau in die Neuordnung der Klosteranlage einbezogen Im ersten Bauabschnitt wurden die Monchzellen abgebrochen und 1999 durch einen kraftigen Neubau neben dem Herrenhaus ersetzt Das neue Konventgebaude wurde am 19 Mai 1999 eingeweiht Im zweiten Bauabschnitt hatte man das Herrenhaus entkernt und bis 2006 komplett saniert Dort befinden sich nun die gemeinschaftlich genutzten Raumlichkeiten wie die Bibliothek der Kapitelsaal das Noviziat und Cellerariat das Musikzimmer ein Gastzimmer und eine Kapelle im Herrenhaus Ein Eingangsbauwerk zwischen Alt und Neubau errichtet verbindet die beiden Bauteile Herrenhaus und Konventgebaude auf zwei Ebenen miteinander Die markanteste und wichtigste Anderung im Bereich des Herrenhauses war die Entfernung der im 20 Jahrhundert errichteten Freitreppe sowie der im Innern anschliessenden Treppenanlage in der Halle des Hauses Der neue Eingang zwischen beiden Gebauden fur die heutige Nutzung erinnert an den seitlichen versetzten ursprunglichen Eingang Eine neue Wendeltreppe erschliesst nun die Geschosse in Verbindung einer grossen Galerie im Luftraum der Halle Kontrastreich dazu sind die bemalten Eichenholzdielen aus der Erbauungszeit in der neuen Deckenkonstruktion Die beiden Hauser stehen nunmehr als zwei Pole des neuen Klosters beisammen ohne dabei die jeweilige architektonische und historische Eigenstandigkeit zu verlieren Auch die Freianlagen vor und der hinter dem Herrenhaus befindliche Park nehmen direkten Bezug auf die durch die Architektur vorgegebene neue Ordnung Das sanierte Herrenhaus wurde 2007 mit dem BDA Preis Schleswig Holstein ausgezeichnet Wirtschaftliche Verhaltnisse Bearbeiten Von den Landereien des Adeligen Gutes Nutschau fruherer Jahrhunderte wurden am 3 Februar 1951 nur 84 Hektar des Restgutes fur die Benediktiner erworben Davon waren etwa ein Viertel Ackerflache ein weiteres Viertel Wald und die restlichen Flachen wurde als Wiesen und Weiden genutzt Die Monche fuhrten die Landwirtschaft der Schwerpunkt lag dabei auf der Rinderhaltung und der Milchwirtschaft Da die Stallungen und Scheunen nicht ausreichten errichtete man 1962 einen geraumigen Wirtschaftsbau Zwanzig Jahre lang haben hier die Monche die Felder bestellt ausgesat und geerntet Viehhaltung betrieben und die Weideflachen und Wiesen trockengelegt und melioriert Im Winter wurde der Wald durchforstet und Sturmschaden beseitigt Seit 1971 ist das Ackerland verpachtet dem Kloster obliegt nur noch die Bewirtschaftung des Waldes Das Gut diente 1958 als Kulisse fur den Film Das Madchen vom Moorhof Entwicklung des Hauses St Ansgar Bearbeiten Mit dem 1954 begonnenen Erweiterungsbau der heutigen Bildungsstatte Haus St Ansgar standen seit 1959 den Monchen in Nutschau ein Exerzitienhaus mit 30 Betten Vortrags und Speiseraume und eine Kapelle zur Verfugung Die Gesamtplanung von Kloster Kirche und Erwachsenen und Jugendausbildungsstatte Haus St Ansgar ist 1973 und 1974 nach Entwurfen des Hamburger Architekten Eduard Frieling ausgefuhrt worden Die Grundsteinlegung der Erweiterungsbauten fand durch Abt Clemens Schmeing von Gerleve am 1 April 1974 im Beisein des Bischofs von Osnabruck Helmut Hermann Wittler Beim Kloster das seinen Schwerpunkt im alten Herrenhaus behalten hat und 1981 mit einem ebenerdigen Wohnbereich mit Krankenzimmer erweitert werden konnte ist ein Bereich der Stille entstanden Er umfasst die zentrale Kapelle die Kirche St Ansgar Den Grundriss der Kirche bildet ein Quadrat von siebzehn mal siebzehn Metern mit einem um 45 Zentimeter abgesenkten engeren Kreis Die kunstlerische Gestaltung hatte der Glasmaler Siegfried Assmann aus Hamburg ubernommen Nach seinen Entwurfen entstanden die dreiseitige farbige Bleiverglasung die die Firma Oidtmann aus Linnich ausfuhrte Ebenso der Altar das Lesepult und Retabel mit Tabernakel Das Thema der Retabel ist der Apokalypse entnommen Der wiederkommende Christus inmitten der neuen Stadt Jerusalem Die Bleiverglasung nimmt die Farben der umgebenden ostholsteinischen Landschaft auf Das Blau des Wassers der Trave und des Himmels das Dunkel der Moorerde die hellen Tone von Sand Mergel und Lehm der Moranen und Feldsteine Die Farben verdichten sich hin zu Regenbogentonen Westseite und losen sich bei der Retabel in Transparenz des Lichtes auf Der stille Bereich fur die Menschen 10 Das ehemalige Inspektorenhaus wurde von 1976 bis 1977 zum Jugendhaus St Benedikt umgebaut und am 21 Marz 1977 eingeweiht 1990 erfolgte eine Erweiterung des Jugendhauses In der Osterwoche 1978 hielt die Salzburger Abtekonferenz ihre Jahresversammlung im Kloster Nutschau ab Neben dem Abtprimas Viktor Josef Dammertz aus Rom nahmen 52 Abte aus der Schweiz Osterreich Sudtirol Ungarn und Deutschland teil Prior Bearbeiten Jahreszahlen und Namen bezeichnen die nachweisbare Erwahnung als Prior 11 November 1960 P Amandus Eilermann OSB 1 Oktober 1971 P Gaudentius Sauermann OSB 1994 P Antonius Terstiege OSB verstarb kurz darauf 5 September 1994 P Leo Overmeyer OSB 27 Januar 2015 P Johannes Tebbe OSBLiteratur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Johannes von Schroder Darstellungen von Schlossern und Herrenhausern der Herzogthumer Schleswig Holstein Lauenburg vorzugsweise aus dem 15 und 16 Jahrhundert Hamburg 1862 S 100f Peter Hirschfeld Herrenhauser und Schlosser in Schleswig Holstein Deutscher Kunstverlag Munchen 1973 S 56f Abtei Gerleve Ein Uberblick uber Werden Wachsen und Wirken 1904 1974 Lunen 1974 auch als Sonderdruck Kloster Nutschau Benediktiner Priorat St Ansgar Gaudentius Sauermann Kirchweihe in Nutschau BM 51 1975 S 148 150 Gaudentius Sauermann Die Errichtung des Konventualpriorats St Ansgar in Nutschauam 14 bis 16 Oktober 1975 BM 52 1976 S 139 141 Amandus Eilermann Nutschau In Die Benediktinerkloster in Niedersachsen Schleswig Holstein und Bremen Germania Benedictina Band VI Norddeutschland St Ottilien 1979 ISBN 3 88096 606 0 S 386 388 Die Benediktinerabtei Gerleve Ihr Werden Wachsen und Wirken Die Grundung von Sankt Angar in Nutschau Holstein Munster 1998 ISBN 3 402 05377 2 S 123 134 Gaudentius Sauermann und andere Per ducatum evangelii Benediktiner Kloster Nutschau Unter der Fuhrung des Evangeliums Katholische Verlagsgesellschaft Sankt Ansgar Hamburg 2001 ISBN 3 932379 20 9 Hans Werner Rickert Gut Nutschau vom Rittersitz zum Benediktinerkloster Eine Chronik Wachholtz Neumunster 2007 ISBN 978 3 529 06360 2 Helmut Behrens Vom Herrenhaus zum Haus des Herrn Die Sanierung des Herrenhauses Nutschau In Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte Mitteilungen Heft 73 Februar 2008 S 19 27 online Deert Lafrenz Gutshofe und Herrenhauser in Schleswig Holstein Herausgegeben vom Landesamt fur Denkmalpflege Schleswig Holstein Michael Imhof Verlag Petersberg 2 Auflage 2015 ISBN 978 3 86568 971 9 S 407 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herrenhaus Nutschau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kloster Nutschau Artikel im Stormarn Lexikon zum Herrenhaus Nutschau Artikel im Stormarn Lexikon zum Adligen Gut NutschauEinzelnachweise Bearbeiten P Lindberg Hypotyposis arcium palatiorum libroum pyramiddum ab Henrico Ranzovio conditorum etc Hamburg 1591 S 47f und Frankfurt am Main 1592 S 66f Holzschnitt vom Schloss Nachricht von der vormaligen und gegenwartigen Verfassung des Gutes Nutschau Schleswig Holsteinische Provinzialberichte 1786 S 571 585 Das Gut Nutschau auf Stormarnlexikon de Geschichte des Herrenhauses auf Kloster Nutschau de Die Grundung von Sankt Ansgar in Nutschau In Die Benediktinerabtei Gerleve 1998 S 124 Kloster Nutschau Nutschaus Grundung In Benediktinerpriorat St Ansgar 1983 S 4 5 Amandus Eilermann Nutschau in Germania Benedictina Bd VI Norddeutschland 1979 S 386 Klosterkirche auf kloster nuetschau de Amandus Eilermann Nutschau Bau und Kunstgeschichte In Germania Benedictina Bd VI Norddeutschland 1979 S 387 Kloster Nutschau Der Stille Bereich die Statte der Besinnung Bildung und Begegnung und die Kirche In Benediktinerpriorat St Ansgar 1983 S 17 19 Beuroner Kongregation Mannerkloster Erzabtei Beuron Abtei Seckau Abtei Maria Laach Abtei Weingarten Abtei Gerleve Abtei Neresheim Abtei Grussau Abtei Neuburg Abtei Tholey Priorat NutschauFrauenkloster Abtei St Hildegard Abtei Herstelle Abtei Kellenried Abtei Engelthal Abtei Saben Abtei Varensell Abtei Fulda Kloster Marienrode Kloster Aasebakken 53 8225 10 326666666667 Koordinaten 53 49 21 N 10 19 36 O Normdaten Korperschaft GND 1235699 2 lobid OGND AKS VIAF 134542501 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Priorat St Ansgar Nutschau amp oldid 239097767