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Ein Zeugenberg auch Ausliegerberg ist ein Einzelberg in einer Schichtstufenlandschaft der durch Erosionsvorgange vom Schichtstufenplateau dem er ursprunglich angehorte isoliert wurde Der 668 Meter hohe Ipf ein Zeugenberg der Schichtstufe der Schwabischen Alb Inhaltsverzeichnis 1 Grundlegendes und Abgrenzung 2 Entstehung 2 1 Bei flach einfallenden Schichtstufen 2 2 Durch Reliefumkehr in tektonischen Graben 2 3 Bedeutung 3 Beispiele 3 1 Bekannte Zeugenberge der Jura Schichtstufen zwischen Coburg und Basel 3 2 Zeugengebirge der Mittelgebirgsschwelle 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGrundlegendes und Abgrenzung BearbeitenSchichtstufenlandschaften zeichnen sich durch eine Wechsellagerung von Schichtpaketen aus erosions und verwitterungsresistenten kompetenten Gesteinen und Schichtpaketen aus deutlich weniger erosions und verwitterungsresistenten inkompetenten Gesteinen aus Die kompetenten Gesteine werden als Stufenbildner die inkompetenten als Hang oder Sockelbildner bezeichnet Ein Zeugenberg weist in aller Regel eine flache aber steilwandige Kappe aus Stufenbildner Gestein auf den Oberhang der die unterlagernden Gesteine aus Sockelbildner den Unterhang vor rascher Erosion schutzt Man spricht hierbei auch von einer Armierung des Unterhang Gesteins durch das Oberhang Gestein Zeugenberge sind nicht gleichzusetzen mit Inselbergen bei denen es sich um isolierte Berge auf oft geologisch sehr alten Rumpfflachen handelt Tektonische Klippen sind zwar ebenfalls Bereiche die von dem Gesteinsverband dem sie ursprunglich angehorten durch Erosion isoliert wurden doch dieser Gesteinsverband ist eine tektonische Decke in einem Deckengebirge das heisst auch die Bildung tektonischer Decken findet in einem geologisch vollig anderen Umfeld als die Bildung von Zeugenbergen statt Entstehung BearbeitenIm Folgenden werden zwei Szenarien beschrieben nach denen Zeugenberge entstehen Bei flach einfallenden Schichtstufen Bearbeiten Klassische Zeugenberge entstehen in Schichtstufenlandschaften mit flach einfallenden Schichten durch die Erosionstatigkeit parallel zum Streichen verlaufender Flusse sogenannte subsequente Flusse Diese isolieren den topographisch hochsten und exponierten Teil einer Schichtstufe den Stufenfirst und zukunftigen Oberhang durch Eintiefung in den unterlagernden Hangbildner vom topographisch niedrigeren und noch teilweise von jungeren Schichten uberdeckten Teil der Schichtstufe Quer zum Streichen fliessende Flusse oder Bache die sogenannten obsequenten und resequenten Flusse sorgen gleichzeitig fur die Quergliederung des alten Stufenfirstes Das Ergebnis sind Zeugenberge die vor der neuen Stufenstirn der Hauptstufe stehen bleiben 1 Solange der Oberhang noch mit der Hauptstufe verbunden ist spricht man von einem Ausleger einem Sporn einem Vorsprung oder einer Berghalbinsel Die umliegenden Taler werden als Stufenrandbuchten Stufenrandtaler oder Stirnseitentaler bezeichnet Erst nach einer deutlichen Trennung von der Hauptstufe redet man von einem Zeugenberg Innerhalb des Hangbildner Horizontes kann aber noch lange eine Verbindung zur zuruckweichenden Hauptstufe bestehen Solche Zeugenberge bilden sich nur bei einem Fallwinkel der Schichten von 1 bis 2 Fallen die Schichten steiler ein ist der Hohenunterschied zwischen altem und neuem Stufenfirst so gross dass der alte Stufenfirst und potenzielle Oberhang bereits erodiert ist bevor die Flusse ihn vom Rest der Schichtstufe isoliert haben 1 Durch Reliefumkehr in tektonischen Graben Bearbeiten Eine andere Moglichkeit der Zeugenbergentstehung ist die Lage auf einer Grabenscholle Ein Stufenbildner auf einer tektonisch abgesenkten Scholle wird weit weniger von Erosion angegriffen als in den nicht abgesenkten Bereichen zum einen da flachenhaft wirkende Erosionsformen hoher liegendes Terrain stets starker angreifen als tiefer liegendes und zum anderen da im nicht abgesenkten Bereich der Schichtkontakt zum unterlagernden Sockelbildner ebenfalls topographisch hoher liegt und von den sich einschneidenden Flussen schneller erreicht wird Haben sich die Flusse im nicht abgesenkten Bereich erst bis in diesen unterlagernden Horizont eingetieft verbreitern sich die Flusstaler dort u a durch Quellerosion relativ schnell sodass das eigentlich relativ erosionsresistente Gestein des Stufenbildners dort nun zugig ausgeraumt wird Schliesslich ist der Stufenbildner im nicht abgesenkten Bereich komplett abgetragen Da der Sockelbildner deutlich weniger erosionsresistent ist als der auf der tektonisch abgesenkten Scholle noch gut erhaltene Stufenbildner wird das Gelande des nicht abgesenkten Bereiches deutlich schneller tiefergelegt als das des abgesenkten Bereiches und der dort erhaltene Stufenbildner wird als Zeugenberg aus der Landschaft herausmodelliert 2 Ein solcher Prozess fallt unter den Oberbegriff Reliefumkehr Bedeutung Bearbeiten nbsp Monument ValleyDie isolierten Berge bezeugen somit die fruhere zusammenhangende Verbreitung bestimmter Schichten weit uber das heutige Hauptverbreitungsgebiet hinaus Bei der Stufenruckverlegung bzw Stufenzersetzung kann sich eine ganze Zeugenberglandschaft ausbilden Ein bekanntes Beispiel hierfur ist das Monument Valley Beispiele BearbeitenBekannte Zeugenberge der Jura Schichtstufen zwischen Coburg und Basel Bearbeiten Zwischen Coburg im Nordosten und Basel im Sudwesten erstrecken sich ungefaltete leicht schrag gestellte Jura Schichten Sie gehoren zur Sudwestdeutschen Schichtstufenlandschaft bzw zum Juragebirge im weiteren Sinn und sind vor allem im Bereich des Weissjura in der Schweiz vor allem im Braunjura zu machtigen Schichtstufen ausgebildet Im gesamten Stufenbereich haben sich Zeugenberge und teilweise auch Zeugenberglandschaften entwickelt Die wichtigsten Zeugenberge der Frankischen Alb sind zunachst von Nord nach Sud weiter dann Richtung Sud West Staffelberg 540 m Walberla 532 m Hetzleser Berg 549 m Moritzberg 603 m Dillberg 595 m Buchberg 591 m Sulzburger Schlossberg 567 m Neuburg 587 m Schlossberg 607 m Hesselberg 689 m nbsp Die Drei Kaiserberge bei Schwabisch Gmund eine typische Zeugenberglandschaft in DeutschlandWichtige Zeugenberge der Schwabischen Alb ohne Pseudo Zeugenberge das heisst teil freistehende Berge vulkanischen Ursprungs wie die Limburg sind von Nordost nach Sudwest Ipf 668 m Kaltes Feld 781 m die Drei Kaiserberge Stuifen 757 m Rechberg 708 m und Hohenstaufen 684 m Michelsberg 724 m bei Geislingen an der Steige Achalm 707 m Farrenberg 821 m Rossberg 870 m Zoller 858 m mit Burg Hohenzollern Plateauscholle von Burgfelden 954 m Plettenberg 1002 m Lemberg Hochberg Oberhohenberg 1015 7 m Der Bereich des Baarjura stellt fast vollstandig eine Zeugenberglandschaft dar Zu ihr gehoren ohne Pseudo Zeugenberge Hohenkarpfen 912 m Lupfen 976 m Mohringer Berg Lindenberg Scholle 949 m Furstenberg 918 m Lange 921 m Eichberg 914 m Buchberg 880 m Wichtigste Zeugenberge des sogenannten Tafeljura der Schweiz zwischen Bad Zurzach und Pfeffingen sind von Ost nach West auch hier hat sich die Schichtstufe bereits zu einem grossen Teil zu Zeugenberg und Ausliegerlandschaften umgebildet Geissberg 700 m Heuberg 558 m Schinberg 722 m Frickberg 650 m Farnsberg 758 m Sunnenberg 632 m Chienberg 741 m mit Sissacher und Rickenbacher Flue Zeugengebirge der Mittelgebirgsschwelle Bearbeiten nbsp Die Leuchtenburg steht auf einer Kuppe aus Muschelkalk der umliegende Buntsandstein ist nicht reliefbildendAuch innerhalb der eher durch Bruchschollen mit herausgehobenem Grundgebirge gepragten nordlich der eigentlichen Schichtstufenlandschaften gelegenen Mittelgebirgsschwelle spielen lokal Zeugenberge eine Rolle Speziell im Thuringer Becken mit Randplatten welches eine in sich mehr oder weniger geschlossene Schichtstufenlandschaft darstellt und seinem Umland liegen viele markante Zeugenberge der Muschelkalk Stufe Westlich und nordlich der nordwestlichen Randplatte sind vor allem die Gobert und das Ohmgebirge nebst Bleicheroder Bergen zu nennen die von ihrem Umfang her schon als Zeugengebirge bezeichnet werden konnen und hohere Hohen erreichen als die eigentliche Randplatte Daruber hinaus finden sich zahlreiche kuppenartige Einzel Zeugenberge westlich des Ohmgebirges und nordlich von Gobert und Obereichsfeld Sudostlich der Ilm Saale Platte welche zusammen mit der sich sudwestlich anschliessenden Ohrdrufer Platte die Sudost Randplatte des Beckens darstellt tauchen Zeugenberge eher vereinzelt auf wie z B Leuchtenburg und Dohlenstein bei Kahla oder der Kulm bei Saalfeld Streng genommen stellt auch der Singer Berg der oft als hochster Berg der Ilm Saale Platte aufgefuhrt wird einen Zeugenberg der Reinsberge im Osten der Ohrdrufer Platte dar Sudwestlich des Thuringer Beckens sind die beiden nordlichsten Kuppen der Rhon Dreienberg und Landecker Berg keine Basaltschlote sondern Zeugenberge der dortigen Muschelkalk Stufe Ein markanter Zeugenberg der Buntsandstein Stufe ist der Muppberg bei Neustadt bei Coburg Er ist Zeugenberg der sudostlichen Buntsandstein Abdachung des Schalkauer Plateaus Ahnlich verhalt es sich am nordlichen Rand des Spessarts Hier wird die Landschaft um Hailer Meerholz und Lutzelhausen gepragt durch die drei Zeugenberge den Niedermittlauer und den Meerholzer Heiligenkopf sowie den Rauenberg 3 Siehe auch BearbeitenTafelbergLiteratur BearbeitenLexikon der Geographie I 2001 S 108 Lexikon der Geographie III 2002 S 189 190 Lexikon der Geowissenschaften IV 2001 S 400 403 Harald Zepp Geomorphologie 2 Auflage Paderborn 2003 Kapitel 12 3 und 14 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Zeugenberg Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b Lars Wartenberg Bruchstufen und Schichtstufen GRIN Verlag 2003 S 8 ISBN 978 3 640 35670 6 Gottfried Hofbauer unter Mitarbeit von Rudolf Biemann Norgard Muhldorfer Werner Straussberger Hans Stuhlinger und Barbara Thies Die Ehrenburg das Walberla Aspekte zur Entstehung eines Zeugenbergs vor der Nordlichen Frankenalb www gdgh de Berichte B12 2007 PDF 2 7 MB Zeugenberge aufgerufen am 22 Dezember 2021Normdaten Sachbegriff GND 7722210 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zeugenberg amp oldid 238029991