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Als Schichtstufe bzw Schichtstufenlandschaft bezeichnet die Geomorphologie eine Gelande bzw Reliefform die sich aus leicht geneigten fast parallel ubereinander liegenden Gesteinsschichten aufbaut Ihre Auspragung und Steilheit hangt im Wesentlichen von der Verwitterungsbestandigkeit und Lage der sie aufbauenden Gesteine ab Schematisierter Aufbau eines SchichtstufenprofilsInhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Schichtstufe im engeren Sinn 2 1 Beschreibung Formenschatz 2 1 1 Stufen und Sockelbildner 2 1 2 Stirn und Ruckseite 2 1 3 Schichtstufenlandschaft 2 1 4 Fliessrichtungen der Fliessgewasser 2 2 Entstehung Entwicklung 3 Sonderformen verwandte Formen 3 1 Schichttafel 3 2 Schichtkamm 3 3 Schichtrippe 3 4 Schichtrampe und Schichtschwelle 4 Bedeutung der mesozoischen Gesteinsschichten 5 Bedeutung der Kluftigkeit 6 Begriff der Strukturform 7 Forschungsgeschichte 8 Siehe auch 9 Literatur 9 1 Allgemeines 9 2 Spezielles 10 WeblinksAllgemeines BearbeitenVoraussetzung fur die Entstehung von Schichtstufen und der verwandten Formen Schichttafel Schichtkamm Schichtrippe Schichtrampe und Schichtschwelle ist in der Regel ein Schichtpaket mit unterschiedlich abtragungsresistenten Gesteinsschichten Diese Schichten wurden dann durch Verwitterung und oder Erosion angeschnitten was das typische Erscheinungsbild zur Folge hat Die Ubergange zwischen Stufe Tafel Kamm Rippe Rampe und Schwelle sind dabei fliessend Weitere wichtige Faktoren sind Neigung und Machtigkeit der beteiligten Schichten sowie die Art und Energie von Erosion und Verwitterung Von Schichten dominierte Reliefs sind meist heterolithisch das heisst aus mehreren solchen Gesteinsschichten bestehend Unterschiedliche Verwitterungsgrade in einer Schicht konnen aber auch zu einem homolithischen Schichtrelief fuhren In Mitteleuropa finden sich Schichtreliefe vor allem in Sudwestdeutschland Sudwestdeutsches Schichtstufenland und im Bereich Sudniedersachsen Nordhessen Thuringen Schichtstufe im engeren Sinn BearbeitenGelaufig sind auch die Begriffe Landstufe und Schichtstufenrelief Beschreibung Formenschatz Bearbeiten Stufen und Sockelbildner Bearbeiten Idealerweise steht am Beginn der Entwicklung einer Schichtstufe meist Hebung und damit verbundene Schragstellung eines Schichtpakets mit obenauf liegender widerstandigerer und untenliegender nachgiebigerer Gesteinsschicht um etwa 1 5 Zur Ausbildung der Stufe kommt es durch Erosion bis zur untenliegenden nachgiebigeren Schicht Die Schicht des obenauf liegenden abtragungsresistenteren harteren Gesteins heisst Stufenbildner und bildet die erhabenen Teile der Stufe siehe 2 1 2 Der Sockelbildner ist die Schicht des untergelagerten weniger abtragungsresistenten weicheren Gesteins Grad und Richtung der Schichtenschragstellung werden mit den geologischen Fachbegriffen Fallen auch Einfallen oder Schicht en fallen und Streichen beschrieben Stufenbildner sind in Mitteleuropa meist Kalke und Sandsteine Sockelbildner meist Mergel und Tone Stirn und Ruckseite Bearbeiten Das Querprofil ist deutlich asymmetrisch und teilt sich allgemein in Stirnseite und Ruckseite Vor der Stirnseite liegt das Vorland der Stufe auf die Ruckseite folgt das entsprechende Hinterland Die Stirnseite speziell einer Schichtstufe heisst Stufenhang Dieser teilt sich in Stufenstirn auch Oberhang und oberer Stufenhang das ist der obere steilere vom Stufenbildner eingenommene Hangbereich und Sockelhang auch Unterhang und unterer Stufenhang das ist der untere manchmal auch mittlere weniger steile vom Sockelbildner eingenommene Hangbereich Der Sockelhang kann noch in eine steilere Hangfusszone und weniger steile bis flache Fussflache gegliedert werden Im Stufenhang kann man an der Schichtfuge das heisst Schichtgrenze zwischen Stufen und Sockelbildner des Ofteren einen Quellhorizont finden die Grenze zwischen Ober und Unterhang anzeigend Die Ruckseite speziell der Schichtstufe heisst Stufenflache auch Stufenlehne und Landterrasse Sie fallt nur selten mit der Dachflache des Stufenbildners zusammen und kann jungere Gesteine tragen die meist in sehr flachem Winkel angeschnitten werden Gegebenenfalls erfolgt der Ubergang zum Sockelbildner einer nachsten Stufe Der Stufenhang ist meist als Frontstufe auch kontrare Stufe ausgebildet Eine Frontstufe zeigt in Richtung der Aufwolbung des Schichtpakets weg vom Schichtfallen Die seltenere Achterstufe auch konforme Stufe zeigt hingegen in Richtung des Schichtfallens Die Stufenhohe ist abhangig von der Machtigkeit des Stufenbildners Der First markiert die hochsten Punkte einer Front Stufe Der Trauf bildet die nicht immer ausgebildete Kante im Schneiden von Hang und Flache Walm wird der Bereich zwischen First und Trauf genannt Von Vorkommen und Ort des Traufs hangen drei Arten von Stufen ab Firststufe auch Traufstufe ohne Walm First und Trauf fallen zusammen Trauf Walm Stufe auch Traufstufe mit Walm First und Trauf fallen nicht zusammen der dazwischenliegende Walm ist daher eher Teil der Stufenflache Walmstufe kein Trauf ausgebildet Hangsteigung nach oben hin geht stetig gegen Null Walm ist daher eher Teil des Hangs Der horizontale Verlauf der Stufenhangbereiche einer Schichtstufe zeigt sich aufgrund Erosion und Stufenruckverlagerung uberwiegend stark zerlappt und gebuchtet es treten auf Stufenrandbuchten Stufenrandtaler Stirnseitentaler Berghalbinseln Vorsprunge Gelandesporne Auslieger und Zeugenberge Ausliegerberge Im Gegensatz zu Berghalbinsel Vorsprung und Sporn ist ein Auslieger zwar ebenfalls mit der Hauptstufe noch im Stufenbildner verbunden jedoch ist die ursprungliche Stufenflache zwischen dem Auslieger und der Hauptstufe bereits erodiert Ein Zeugenberg auch Ausliegerberg hingegen ist auch im Bereich des Stufenbildners nicht mehr mit der Hauptstufe verbunden dafur in der Regel im Bereich des Sockelbildners Nota bene Auslieger ist also nicht gleich Ausliegerberg Zeugenberge und Auslieger treten sowohl mit als auch ohne eigene Stufenflache auf Schichtstufenlandschaft Bearbeiten Modell einer SchichtstufenlandschaftBei mehrfachem zusammenhangendem Auftreten von Schichtstufen spricht man von einer Schichtstufenlandschaft auch Schichtstufenland oder kurz Stufenland Die Entfernung der Frontstufen voneinander hangt ab von Einfallen und Machtigkeit der Schichten Bei geringmachtigen und rasch wechselnden Schichten konnen Kleinstufen auftreten Von einem Antiklinal Stufenland spricht man dann wenn Frontstufen mehrerer tektonisch zusammenhangender Einheiten von Stufenlandschaften sich gegenuberliegen und auf das gemeinsame Wolbungszentrum hinzeigen z B suddeutsch nordfranzosisches Antiklinal Stufenland bei einem Synklinal Stufenland zeigen die Frontstufen voneinander weg im Zentrum befindet sich meist eine Mulden oder Beckenlandschaft z B das Synklinal Stufenland um das Pariser Becken Fliessrichtungen der Fliessgewasser Bearbeiten Typisches Gewassernetz in SchichtstufenlandschaftenDie Fliessrichtungen der Fliessgewasser in einer Schichtstufenlandschaft bzw an einer Schichtstufe haben spezifische Bezeichnungen erhalten Merkwort kros Die konsequenten Gewasser fliessen in Richtung des Schichtenfallens haben aber bereits vor der Entstehung der Stufe bestanden Die resequenten Gewasser fliessen ebenfalls in Richtung des Schichtenfallens sind jedoch erst nach der Entstehung der Stufe entstanden Die obsequenten Gewasser fliessen entgegengesetzt zu den kon und resequenten Gewassern und haben eine wichtige Rolle bei der Stufenruckverlagerung Die subsequenten Gewasser fliessen im Schichtstreichen tendenziell parallel zur Stufe oft als Stufenrandfluss Entstehung Entwicklung Bearbeiten Die Entstehungszeit von Schichtstufen liegt vor dem Holozan Vorzeitform Im Holozan kam und kommt es lediglich zu Quellerosion Rutschungen und Bergsturzen Das Tempo der durch die ruckschreitende Erosion bedingten Stufenruckverlegung betrug bezogen auf Mitteleuropa und Quartar etwa 200 Meter bis 60 Kilometer Im Einzelnen sind Details von Entstehungszeit Entwicklungsgeschichte Art der Abtragung und Tempo der Ruckverlegung umstritten Sonderformen verwandte Formen BearbeitenSchichttafel Bearbeiten Schichttafelreliefe treten auf bei horizontal oder sehr flach gelagerten Schichtpaketen Einfallen etwa 0 1 teilweise mit plateauartigen Grossformen Die Tafelflache wird durch die Dachflache des Tafelbildners gepragt Stufenhange finden sich allseits Auslieger und Zeugenberge heissen Tafelberge kleinere Formen kommen als Felsturme und Felsnadeln vor Bei rascher fluvialer Eintiefung konnen Canyons entstehen Beispiele fur Schichttafellandschaften in Mitteleuropa sind das Rheinhessische Tafelland die Nordhessischen Tafelberge und das Elbsandsteingebirge in Nordamerika die Plateaux von Colorado mit dem Grand Canyon Ahnliche Landschaften wie Schichttafellandschaften kann man bei grossen Basalt und Lavadecken finden Schichtkamm Bearbeiten Schichtkammreliefe konnen bei relativ steil einfallenden Schichten Einfallen mehr als etwa 10 12 auftreten Die Kamme der herauspraparierten abtragungsresistenteren Schicht Kammbildner verlaufen im Gegensatz zu den Schichtstufen weitgehend geradlinig es finden sich keine Auslieger und Ahnliches Die Stirnseite heisst Stirnhang Die Ruckseite ist der in Richtung des Schichtenfallens abdachende Ruckhang eine Flache wie bei Schichtstufen ist nicht ausgebildet Das Querprofil kann auch symmetrisch sein In einer Schichtkammlandschaft finden sich zwischen den Kammen Ausraumzonen Schichtkammlandschaften treten beispielsweise in gefalteten Sedimentgesteinen auf und sind daher vor allem in Faltengebirgen oder tektonisch labilen Arealen zu finden Der Teutoburger Wald ist ein aus kretazischem Sandstein gebildeter Schichtkamm Auch die ridge and valley topography der Appalachen wird durch das Auftreten von Schichtkammen gekennzeichnet Schichtrippe Bearbeiten Schichtrippen landschaften treten bei senkrecht oder sehr steil einfallenden Schichten auf Bei Faltengebirgen konnen sie zu Graten verscharft sein Schichtrampe und Schichtschwelle Bearbeiten Schichtrampe und Schichtschwelle sind Ubergangsformen zwischen Schichtstufe bzw kamm einerseits und Rumpfflache andererseits mit wenig steilen Stirnseiten maximal etwa 8 10 Ursache kann eine bereits sehr weit erfolgte Abtragung oder ein vergleichsweise wenig resistenter Rampenbildner bzw Schwellenbildner sein Rampen sind asymmetrisch und haben Rampenhang und Rampenflache Schwellen sind symmetrisch kein bedeutender Reliefunterschied zwischen Stirn und Ruckseite Bedeutung der mesozoischen Gesteinsschichten BearbeitenSchichtreliefe finden sich in Europa meist in den Sedimentgesteinen des mesozoischen Deckgebirges Bedeutung der Kluftigkeit BearbeitenEs ist nicht nur die unterschiedliche Abtragungsresistenz der Gesteinsschichten welche zur Ausbildung von Schichtstufen fuhrt sondern auch die unterschiedliche Kluftigkeit Wasserdurchlassigkeit des Gesteins Diese Eigenschaft fuhrt zur Ausbildung von Schichtquellen welche bei der ruckschreitenden Erosion eine Rolle spielen Begriff der Strukturform BearbeitenBei der Schichtstufe handelt es sich im geomorphologischen Sinn um eine Strukturform Das bedeutet dass ihre Entstehung vor allem auf geologisch tektonische Voraussetzungen zuruckgeht Im Gegensatz dazu hangen Skulpturformen etwa die Stufen oder Tafelflachen ahnlichen Rumpfflachen uberwiegend mit exogenen Prozessen zusammen Forschungsgeschichte BearbeitenDie Frage ob die Schichtflache eine Akkordanz oder eine Skulpturform ist verbindet die Schichtstufenforschung auf das engste mit der Rumpfstufenforschung Eine erste Hohephase erlebte die Schichtstufenforschung in der Mitte des 19 Jahrhunderts Die Entwicklung der Schichtstufenforschung begann im anglo amerikanischen Raum in dem zuerst die Vorstellung vorherrschte dass die Schichtstufen marine Abrasionsplattformen seien Charles Lyell Mit dieser These setzen sich mehrere bedeutende amerikanische Forscher kritisch auseinander Andrew Ramsay John Wesley Powell 1834 1902 Grove Karl Gilbert 1843 1918 was wieder zu neuen Theorien fuhrte Die ersten Geomorphologen die sich im deutschsprachigen Raum mit den Schichtstufen beschaftigten Georg von Neumayer Alfred Hettner waren noch sehr stark von den anglo amerikanischen Vorarbeiten beeinflusst 1894 pragte Albrecht Penck den Begriff der Schichtstufenlandschaft Die Zyklentheorie von William Morris Davis aus den 1920er Jahren gab der gesamten Geomorphologie und damit auch der Schichtstufenforschung neue Impulse An ihr wurde jedoch kritisiert dass sie die unterschiedlichen Gesteinsschichten nicht ausreichend betone Gradmann So kam es acht Jahre nach dem Davis schen Zyklusmodell zu der Veroffentlichung der klassischen Schichtstufentheorie durch Heinrich Schmitthenner 1887 1957 die zu Teilen noch heute das Verstandnis von Schichtstufen bestimmt In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg weitete sich die Schichtstufenforschung unter starker empirisch gepragter Vorgehensweise zunehmend auf den aussereuropaischen Raum aus was zu einer grosseren Berucksichtigung von klimatischen Aspekten fuhrte z B Hans Mortensen 1894 1964 Jean Tricart 1920 2003 Julius Budel oder Ingrid Dorrer Dies fuhrte schliesslich zu einem markanten Forschungsstreit in den 1950er bis 1970er Jahren zwischen denjenigen die die Schichtflachen als strukturbedingte Flachen interpretierten und denjenigen die eher zu einer Skulpturform tendierten Dieser Gelehrtenstreit war gleichzeitig der vorlaufige Hohepunkt der Schichtstufenforschung Dabei konnte sich aber keines der beiden Lager in vollem Masse durchsetzen Seit den 80er Jahren tendiert die Geomorphologie zunehmend zu einem prozessualen Verstandnis und beschaftigt sich vornehmlich nur noch mit ausgewahlten Teilaspekten oder Prozessen Eine ganzheitliche Deutung ist dabei fast vollstandig in den Hintergrund getreten Die Versuche zur Erklarung der Schichtstufenlandschaften standen so immer im Spannungsfeld zwischen der Betonung von exogenen Skulptur Rumpfflachenbetonung und endogenen Struktur Faktoren Siehe auch BearbeitenSudwestdeutsches Schichtstufenland Nordfranzosisches Schichtstufenland Niagara Schichtstufe Grand Staircase Grosse Randstufe GelandestufeLiteratur BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Lexikon der Geographie I 2001 S 108 Lexikon der Geographie III 2002 S 189 190 Lexikon der Geowissenschaften IV 2001 S 400 403 Harald Zepp Geomorphologie 2 Aufl Paderborn 2003 1 Aufl 2002 Kapitel 12 3 und 14 3Spezielles Bearbeiten H Blume Probleme der Schichtstufenlandschaft Darmstadt 1971 H Dongus Strukturbetonte Zuge im Relief der Erde in Geographische Rundschau 9 1975 S 373 378 M Gwinner Zur Natur der Schichtstufen im Schichtstufenland von Sudwestdeutschland Mannheimer Geographische Arbeiten 1 1977 S 277 293 H Schmitthenner Probleme der Schichtstufenlandschaft Marburg 1956 E Schunke und J Sponemann Schichtstufen und Schichtkamme in Mitteleuropa Gottinger Geographische Abhandlungen 60 1972 S 65 92Weblinks BearbeitenSudwestrundfunk Geomorphologie Schichtstufen 2003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schichtstufe amp oldid 234809911