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Das Sudwestdeutsche Stufenland ist eine geologisch und geomorphologisch durch Schichtstufen gepragte Grosslandschaft ostlich des Oberrheingrabens in Baden Wurttemberg Bayern Hessen Thuringen und zu geringen Anteilen in der Schweiz Sie ist durch die Anhebung von Schwarzwald und Odenwald seit dem Oligozan in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Einbruch des Oberrheingrabens entstanden 1 Linksrheinisch liegt ihr das Nordfranzosische Schichtstufenland gegenuber Das Sudwestdeutsche Stufenland mit den Haupteinheitengruppen 07 08 16Das Sudwestdeutsche Stufenland wird in der Literatur auch unter Sudwestdeutsches Schichtstufenland Sudwestdeutsche Schichtstufenlandschaft Schwabisch Frankische s Schichtstufenland schaft und Suddeutsche s Schichtstufenland schaft gefuhrt wobei diese Begriffe im engeren Sinne nur die echten Schichtstufenlandschaften aus Trias und Jura bezeichnen was die Grundgebirge von Spessart Schwarz und Odenwald im Westen ausgrenzt Das Sudwestdeutsche Stufenland ist nach den Arbeiten der ehemaligen Bundesanstalt fur Landeskunde eine Grosslandschaft 2 Ordnung das Oberpfalzisch Obermainische Hugelland wird dabei zuweilen als eigenstandige Grosslandschaft 2 Ordnung aufgefasst 2 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Kurzbeschreibung 2 Naturraumliche Gliederung 3 Antiklinal Stufenland zwischen Paris und Bohmerwald 4 Erdgeschichtliche Entwicklung 5 Bedeutung fur die Entdeckung der Evolution 6 Menschliche Nutzung und wirtschaftliche Bedeutung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseLage und Kurzbeschreibung BearbeitenDas Sudwestdeutsche Stufenland stosst in steilem Abfall im Westen an den Oberrheingraben und im Nordwesten an das Rhein Main Tiefland Im Norden stosst es an das Osthessische Bergland mit Vogelsberg und Rhon im Nordosten an das Thuringisch Frankische Mittelgebirge mit Thuringer Wald Thuringer Schiefergebirge Frankenwald und Fichtelgebirge alles Teile der Mittelgebirgsschwelle sowie im Osten an den Oberpfalzer und den Bayerischen Wald die Teile der Bohmischen Masse sind Nach Suden zieht das Tal der Donau die Grenze zu den Voralpen Die Grosslandschaft umfasst von Westen nach Osten 1 die Mittelgebirge Schwarzwald Odenwald und Spessart Grundgebirge und Buntsandstein 2 die nebeneinander von Sudwesten nach Nordosten verlaufenden Bander der Gaulandschaften Muschelkalk und des Keuperberglandes Keuper 3 die Tafeln von Schwaben und Frankenalb Jura 3 4 Zum Sudwestdeutschen Schichtstufenland im engeren Sinne rechnet man nicht die Anteile an Grundgebirge im Westen dieser Grosslandschaft in Spessart Odenwald und Schwarzwald Nach Massgabe der unterschiedlichen Widerstandsfahigkeit der Gesteine im Sudwestdeutschen Schichtstufenlands entwickelten sich vier Haupt Schichtstufen s Abschnitt Erdgeschichtliche Entwicklung Naturraumliche Gliederung BearbeitenNach dem Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands und seinen Nachfolgepublikationen ist das sudwestdeutsche Stufenland eine naturraumliche Grossregion 2 Ordnung innerhalb des Schichtstufenlands 1 Ordnung Die untergeordneten Grossregionen 3 Ordnung sind in der Regel Haupteinheitengruppen jedoch werden sie hier in den Stufen Muschelkalk Gaue Keuper Lias Dogger und Jura bzw Malm Alben je in eine Schwabische und eine Frankische Gruppe unterteilt 5 Es folgt die Aufgliederung des Sudwestdeutschen Stufenlands in Haupteinheitengruppen zweistellig und Haupteinheiten dreistellig 6 7 in Klammern je die Zugehorigkeit zum Grundgebirge G bzw zur Schichtstufe Buntsandstein B Muschelkalk M Keuper K Schwarzer Jura SJ Lias Brauner Jura BJ Dogger und Weisser Jura WJ Malm 07 D62 Oberpfalzisch Obermainisches Hugelland 070 Oberpfalzisches Hugelland div 071 Obermainisches Hugelland SJ BJ 08 D61 Frankische Alb 080 Nordliche Frankenalb WJ 081 Mittlere Frankenalb WJ 082 Sudliche Frankenalb WJ 09 D60 Schwabische Alb 090 Randen Klettgau und Randenalb WJ 0911 Hegaualb 8 WJ 0912 Westliche Flachenalb mit Donaudurchbruch 8 WJ 092 Baar Alb und Oberes Donautal WJ 093 Hohe Schwabenalb WJ 094 Mittlere Kuppenalb WJ 095 Mittlere Flachenalb WJ 096 Albuch und Hartsfeld WJ 097 Lonetal Flachenalb Niedere Alb WJ 098 Riesalb WJ 10 D58 Schwabisches Keuper Lias Land 100 Vorland der westlichen Schwabischen Alb K SJ BJ 101 Vorland der mittleren Schwabischen Alb SJ BJ 102 Vorland der ostlichen Schwabischen Alb SJ BJ 103 Nordlinger Ries SJ BJ WJ 104 Schonbuch und Glemswald K 105 Stuttgarter Bucht M 106 Filder M SJ 107 Schurwald und Welzheimer Wald K 108 Schwabisch Frankische Waldberge K 11 D59 Frankisches Keuper Lias Land 110 Vorland der Sudlichen Frankenalb SJ BJ 111 Vorland der Mittleren Frankenalb SJ BJ 112 Vorland der Nordlichen Frankenalb SJ BJ 113 Mittelfrankisches Becken K 114 Frankenhohe K 115 Steigerwald K 116 Hassberge K 117 Itz Baunach Hugelland K SJ 12 D57 Neckar und Tauber Gauplatten 120 Alb Wutach Gebiet M 121 Baar M 122 Obere Gaue M 123 Neckarbecken M 124 Strom und Heuchelberg K 125 Kraichgau M 126 Kocher Jagst Ebenen M 127 Hohenloher und Haller Ebene M 128 Bauland M 129 Tauberland M 13 D56 Mainfrankische Platten 130 Ochsenfurter Gau und Gollachgau M 131 Windsheimer Bucht M 132 Marktheidenfelder Platte M 133 Mittleres Maintal M 134 Gauplatten im Maindreieck M 135 Wern Lauer Platten M 136 Schweinfurter Becken M 137 Steigerwaldvorland M 1381 Grabfeld M 1382 Werra Gauplatten Meininger Kalkplatten M 139 Hesselbacher Waldland M 14 D55 Odenwald Spessart und Sudrhon 140 Sudrhon B 140 142 Spessart 141 Sandsteinspessart B 142 Vorderer Spessart G 143 Budinger Wald B 144 145 Odenwald 144 Sandstein Odenwald B 145 Vorderer Odenwald G 15 D54 Schwarzwald 150 Schwarzwald Randplatten B 151 Grindenschwarzwald und Enzhohen B 152 Nordlicher Talschwarzwald G 153 Mittlerer Schwarzwald G B 154 Sudostlicher Schwarzwald G B 155 Hochschwarzwald G 16 D69 Hochrheingebiet Dinkelberg und Hochrheintal 160 Hochrheintal Grenzgebiet zum Juragebirge 161 Dinkelberg M Das Bundesamt fur Naturschutz fasst das Sudwestdeutsche Stufenland mit dem kompletten Oberrheinischen Tiefland ebenfalls eine Grossregion 2 Ordnung und Grenzregion zum Nordfranzosischen Schichtstufenland im Westen zur Ubereinheit Sudwestliche Mittelgebirge Stufenland zusammen 6 Antiklinal Stufenland zwischen Paris und Bohmerwald BearbeitenDas Sudwestdeutsche Stufenland ist Teil eines Antiklinal Stufenlandes das sich vom Bohmerwald bis ins Pariser Becken erstreckt Dieses Antiklinal Stufenland entstand durch tektonische Aufwolbung der Erdoberflache zwischen Paris und Bohmerwald Nach dem Einbruch des Oberrheingrabens im Bereich der maximalen Hebung und Dehnung haben sich vor allem westlich und ostlich des Grabenbruchs Schichtstufenlander gebildet deren Gesteinsschichten jeweils vom Oberrhein weg abfallen im Westen Nordfrankreich und Pfalz das Nordfranzosische Schichtstufenland und im Osten Baden Wurttemberg und Nordbayern das Sudwestdeutsche Schichtstufenland Diese beiden grossflachigen Schichtstufenlander sind im Suden verbunden durch die Schichtstufen vor allem des Tafeljura am Hochrhein in der Region Basel sowie in der Ajoie und in der restlichen Burgundischen Pforte Im Bereich des Faltenjura um den Sudrand des Oberrheingrabens im Sundgau Pfirter Jura sind die beiden Schichtstufenlander ungefaltete Schichten auf kurze Distanz voneinander getrennt Die beteiligten Gesteinsschichten wurden in den mesozoischen Perioden Trias und Jura abgelagert Wegen unterschiedlicher Abtragungsresistenz und Kluftigkeit verschiedener ungefalteter und leicht schragliegender Gesteinsschichten schuf die Erosion Schichtstufen Erdgeschichtliche Entwicklung Bearbeiten Schematisches uberhohtes Profil durch das Schichtstufenland links Franzosisches rechts Suddeutsches Lila Grundgebirge Naturfarben Deckgebirge Der untere Teil der eingesunkenen Bruchschollen des Rheingrabens besteht aus durch tektonische Prozesse zerruttetem Gestein Das heutige Schichtstufenland war wahrend des Erdmittelalters Mesozoikum Sedimentationsgebiet Vor etwa 350 Millionen Jahren hatte sich in diesen Raum das von Gebirgszugen und Schwellen umgebene grosse Germanische Becken gebildet Zunachst akkumulierten in zahlreichen Senken darin Abtragungsprodukte des Variskischen Gebirges als Rotliegendes In der Trias und im Jura lag das Gebiet dann mal uber mal unter dem Meeresspiegel so dass abwechselnd Schichten mit kontinentalen und marinen Ablagerungen entstanden Die heute charakteristischen Schichtstufen bildeten sich seit dem Neogen nachdem aufgrund plattentektonischer Prozesse der Oberrheingraben vor ca 30 Mio Jahren angelegt wurde Hierbei wurden die Gebiete beiderseits des Grabens stark angehoben wobei auf deutscher Seite der Schwarzwald und im Westen auf franzosischer Seite die Vogesen entstanden Die Anhebung verkippte im gesamten suddeutschen Schichtstufenland die Schichten aus horizontaler in Schraglage so dass sie nun vom Oberrheingraben ausgehend nach Westen und Osten einfallen Durch die Anhebung und Schragstellung der Schichten waren sie nun verstarkter Verwitterung ausgesetzt hartere Schichten hielten dabei der Abtragung langer stand als weichere So verwittern Tonsteine sehr leicht und bilden Verflachungen wahrend die harten Sand oder Kalksteine weniger verwitterungsanfallig sind und Steilstufen ausbilden Die dabei entstandenen Strukturformen schliessen die geologischen Schichtglieder an der Erdoberflache auf Die wichtigsten Ablagerungsschichten sind nach Abschnitten des Mesozoikums benannt es sind in der Reihenfolge ihres Ausstreichens von West nach Ost Buntsandstein Muschelkalk Keuper Schwarzer Jura Brauner Jura und Weisser Jura Der Buntsandstein bildet die erste der vier grossen Schichtstufen Er findet sich im Nordschwarzwald im Spessart und am Ostrand des Odenwalds Da der auf ihm entstandene Boden wenig fruchtbar ist stehen hier noch heute grosse Waldgebiete Der Muschelkalk ist Grundlage der fruchtbaren Gaulandschaften von der Baar bis nach Unterfranken die von ihm gebildete zweite Grossstufe ist meist nur wenig ausgepragt Der wiederum weniger fruchtbare Keuper ist namensgebend fur die Schichtstufe der Keuperberglander die als dritte grosse Schichtstufe vor allem von Keupersandsteinen gebildet wird Die hochste und markanteste Schichtstufe schliesslich der Nord und Nordwestrand der Schwabischen und Frankischen Alb wird vor allem vom Weissen Jura im Sudwesten auch vom Braunen Jura gebildet Bedeutung fur die Entdeckung der Evolution BearbeitenIm raumlichen Ubereinander der Formationen des Deckgebirges ist das zeitliche Nacheinander ihrer Sedimentation im Verlaufe der erdgeschichtlichen Epochen abgebildet die stattfand bevor der Rheingrabenbruch begann einzusinken als der Grundgebirgssockel noch nicht schrag gelagert war und die entstehenden bzw schon entstandenen Schichten des Deckgebirges uber dem Gebiet des heutigen Oberrheingrabens noch eine zusammenhangende Landoberflache bildeten Die in den Formationen des Deckgebirges eingelagerten Fossilien die an den Schichtstufen und auf den Schichtflachen besonders gut zuganglich sind gaben schon im 19 Jahrhundert dem Biologen Jean Baptiste de Lamarck Anlass zu der Vermutung dass sich im Verlaufe der Erdgeschichte die Pflanzen und Tierarten gewandelt hatten also dass es eine Evolutionsgeschichte gegeben habe die ebenfalls hierin abgebildet wird Die von Jean Baptiste de Lamarck und anderen Palaontologen im nordfranzosischen Schichtstufenland gemachten Entdeckungen konnten durch reiche Funde auf der suddeutschen Seite und spater auch weltweit erganzt werden Menschliche Nutzung und wirtschaftliche Bedeutung BearbeitenIm Oberrheingraben und im Mainzer Becken liegen wegen eiszeitlicher Lossablagerungen relativ fruchtbare Ackerbaulandschaften In den Gebirgen des Schichtstufenlands erbringen die Boden dagegen nur geringe bis mittlere Ertrage Wo Kalkgestein an der Oberflache liegt kommt es durch Verkarstung zu Hohlenbildungen wodurch in diesen Regionen die Niederschlage fast vollstandig versickern und die Landschaft sehr wasserarm ist so beispielsweise auf der Schwabischen und der Frankischen Alb die sich nordlich des Oberlaufs der Donau erstrecken In den niedrigen Lagen des Schichtstufenlands ist Weinbau weit verbreitet in hoheren Gebirgslagen spielt die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle Siehe auch BearbeitenListe der naturraumlichen Einheiten in Baden Wurttemberg die speziellen Erlauterungen unter Schichtstufe Geologische StrukturformLiteratur BearbeitenHansjorg Dongus Die Oberflachenformen Sudwestdeutschlands Borntraeger Berlin Stuttgart 2000 ISBN 3 443 01042 3 O F Geyer M P Gwinner Geologie von Baden Wurttemberg E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1991 E Meynen J Schmithusen J Gellert E Neef H Muller Miny J H Schultze Hrsg Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands Band II Bad Godesberg 1959 1962 Peter Rothe Die Geologie Deutschlands 48 Landschaften im Portrait Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 Roland Walter et al Geologie von Mitteleuropa 5 Auflage Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1992 ISBN 3 510 65149 9 S 369 Einzelnachweise Bearbeiten Meschede Martin 1957 Geologie Deutschlands Ein prozessorientierter Ansatz Springer Spektrum Berlin 2015 ISBN 978 3 662 45297 4 S 182 Aufteilung seit 1969 wie sie noch bis zur Auflosung der Bundesanstalt Anfang der 1990er Jahre publiziert wurde Emil Meynen und J Josef Schmithusen Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands Erste Lieferung Bundesanstalt fur Landeskunde Remagen 1953 Westermanns Lexikon der Geographie Braunschweig 1973 Karte der Grossregionen und Haupteinheitengruppen unter dem Link Quelle eine Original Kartenubersicht der Bundesanstalt fur Landeskunde uber die Grossregionen 1 bis 3 Ordnung a b Kartendienste Memento des Originals vom 19 Dezember 2012 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bfn de des BfN E Meynen und J J Schmithusen Handbuch der naturraumlichen Gliederung Deutschlands Band 2 Bundesanstalt fur Landeskunde zweite Lieferung Remagen 1955 aktualisierte Karte 1 1 000 000 mit Haupteinheiten 1960 a b Die genaue Eingrenzung von Baaralb Hegaualb und Donautal differiert zwischen Blatt 178 Sigmaringen 1959 und Blatt 186 Konstanz 1964 die Aufstellung zeigt die Aufteilung nach Blatt Konstanz Auf Blatt Sigmaringen ist der Donaudurchbruch Teil der Einheit 092 Baaralb und Donautal und die Westliche Flachenalb wird zu 091 Hegaualb gerechnet Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sudwestdeutsches Stufenland amp oldid 228559519