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Liudolf 11 oder 12 Marz 864 oder 866 gilt als Stammvater des Adelsgeschlechtes der Liudolfinger das mit Heinrich I Otto I dem Grossen Otto II Otto III und Heinrich II von 919 1024 in ununterbrochener Reihenfolge die Herrscher des Ostfrankenreiches stellten Liudolfs Herrschaftsmittelpunkt lag im ostlichen Altsachsen Gemeinsam mit seiner Frau der frankischen Adligen Oda grundete er das spater in Gandersheim ansassige Frauenkloster von Brunshausen Liudolfs Herkunft ist ungeklart die moderne Forschung vermutet eine Abstammung von dem Adelsgeschlecht der Cobbonen Liudolf mit Gandersheimer Stiftskirche und Schwert Figur vom ehemaligen Stiftergrabmal Liudolfs Holz um 1270 Sammlung Frauenstift Gandersheim Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Familie 3 Politische Bedeutung 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenHerkunft BearbeitenLiudolfs Abstammung ist nicht sicher zu bestimmen 1 In der um 877 verfassten Lebensbeschreibung der ersten Gandersheimer Abtissin Hathumod einer Tochter Liudolfs behauptet der Monch Agius Liudolf entstamme dem angesehensten Geschlecht in Sachsen 2 Auch Hrotsvit von Gandersheim berichtet in ihrem Mitte des 10 Jahrhunderts entstandenen Gedicht Primordia 3 Liudolf stamme von uberaus adligen Eltern ab deren Namen sie jedoch nicht erwahnen konnte oder wollte 4 In der um 980 entstandenen Lebensbeschreibung der frankischen Adligen Ida von Herzfeld der Vita s Idae des Werdener Monches Uffing erhebt dieser den Vorwurf Liudolf und sein Sohn Otto der Erlauchte hatten sich nicht um das Grab Idas gekummert ohne auszusprechen dass sie dazu nur als Abkommlinge verpflichtet gewesen waren 5 Zudem habe Liudolf seinen im Kindesalter verstorbenen Sohn dort beigesetzt Diese Grablege befand sich auf dem Hof Herzfeld der zunachst Idas Mann Ekbert dann Liudolf und schliesslich Otto dem Erlauchten gehorte bis dieser ihn gegen Besitzungen in Beek bei Duisburg eintauschte Albert K Homberg gelangte deshalb zu dem Ergebnis Liudolf sei der Enkel Idas und Ekberts 6 Tatsachlich hatte Idas Sohn Cobbo wie Liudolf ein enger Vertrauter Ludwig des Deutschen aus seiner Ehe mit Eila einen Sohn namens Liudolf 7 In der aus dem 12 Jahrhundert stammenden Gandersheimer Reimchronik des Gandersheimer Priesters Eberhard wird dagegen ein Brun als Vater des Liudolf genannt ebenso in spateren Reimchroniken des Hochmittelalters Nach Auffassung Winfried Glockers handelt es sich dabei nicht um lokales und damit verlassliches Wissen des Gandersheimer Priesters sondern um eine fruhe gelehrte Konstruktion 8 Familie Bearbeiten nbsp Liudolf Abbildung aus einer Stammtafel der Ottonen in der Chronica St Pantaleonis 2 Halfte des 12 Jahrhunderts Liudolf war nach den Angaben Hrotsvits von Gandersheim verheiratet mit Oda der Tochter des frankischen ansonsten aber unbekannten princeps Billung und der Aeda 9 Ausgehend von einer sachsischen Herkunft des Geschlechtes der Billunger wird vermutet Billung konne einer frankischen Nebenlinie der Billunger entstammen Dagegen lasst der Name Aeda auf eine Zugehorigkeit der Mutter zum frankischen Adelsgeschlecht der Konradiner schliessen 10 Nach den Angaben in Hrotsvits Primordia und der Lebensgeschichte der Abtissin Hathumod hatte das Paar elf oder zwolf Kinder von denen acht namentlich bekannt sind Drei oder vier Sohne und eine Tochter verstarben fruh Brun um 835 2 Februar 880 seit 877 Graf Otto I der Erlauchte vor 866 30 November 912 Hadwig Hathui 903 Tochter des Heinrich ducis austriacorum Popponen Thankmar 878 seit 877 Abt des Klosters Corvey Liutgard 877 bezeugt 17 oder 30 November 885 begraben in Aschaffenburg vor dem 29 November 874 Ludwig III der Jungere Konig der Ostfranken 20 Januar 882 Karolinger Enda NN Hathumod 840 29 November 874 seit 852 Abtissin von Gandersheim begraben in Brunshausen Gerberga 5 September 896 oder 897 seit 874 Abtissin von Gandersheim Christina 1 April wohl 919 oder 920 seit 896 oder 897 Abtissin von Gandersheim begraben in der Stiftskirche Gandersheim eine weitere Tochter und noch zwei oder drei Sohne die jung verstarben Liudolf hatte umfangreichen Grundbesitz im Bardengau im westlichen Harzvorland dem Gebiet der Leine auf dem er 852 gemeinsam mit Oda und Altfrid dem Bischof von Hildesheim und vielleicht seinem Vetter in Brunshausen ein Frauenkloster grundete in dem Liudolf auch beerdigt wurde 881 wurde das Kloster nach Gandersheim verlegt als die Neubauten dort fertiggestellt waren Dort fand Oda ihre letzte Ruhestatte Das Kloster wurde zur Grablege der fruhen Liudolfinger und damit zum zentralen Ort ihrer Memoria Politische Bedeutung BearbeitenDen zeitgenossischen Nachrichten uber Liudolf und seine Angehorigen ist zu entnehmen dass die Familie zu den einflussreichsten in Sachsen gehorte Die Annahme einer Herzogsstellung Liudolfs rechtfertigen sie jedoch nicht 11 In Urkunden und Annalen wird Liudolf mehrfach als Graf comes und damit als frankisch karolingischer Amtstrager bezeichnet Der Titel eines Herzogs dux findet sich zu Lebzeiten nicht Die Eheschliessung mit Oda belegt Liudolfs Ebenburtigkeit mit dem frankischen Hochadel dem er moglicherweise selbst entstammte Mit der Grundung des Nonnenklosters Gandersheim im Mittelpunkt seiner Besitzung und der Aufgabe dieses Klosters als Familiengrablege brachte Liudolf seinen regionalen Herrschaftsanspruch zum Ausdruck den er durch die Ausstattung mit den Gebeinen Heiliger noch untermauerte Liudolfs herausragende Stellung in Sachsen wurde vom ostfrankischen Herrscher anerkannt Als Ludwig II der Deutsche seinem Sohn Ludwig III dem Jungeren Sachsen und Thuringen als Erbteil zuwies vermahlte er ihn mit Luitgard Liudolfs Tochter Die Brautwahl war politisch motiviert Ludwig II der Deutsche wollte seine Sohne mit derjenigen Familie verbinden die in der zugewiesenen Region aufgrund von Ansehen Besitz und Gefolgschaft die grosste politischen Bedeutung hatten In gleicher Absicht verheiratete Ludwig II seine Sohne Karl in Baiern und Karlmann in Schwaben mit Tochtern aus den fuhrenden Adelsgeschlechtern Die Xantener Annalen bezeichneten Liudolf in der Notiz uber seinen Tod als vir magnifici also als herausragenden Mann womit Angehorige des Hochadels bezeichnet wurden Schon bald nach seinem Tod wurde Liudolf als dux orientalium Saxonum bezeichnet also als Dux der ostlichen Sachsen Gleichwohl lasst diese Bezeichnung nicht zwingend den Schluss auf eine Herzogsstellung Liudolfs zu Der Gebrauch des Titels Dux war in den fruhmittelalterlichen Quellen vielfaltig Er wurde Herzogen Heerfuhrern Anfuhrern slawischer Stamme Grenzkommandanten oder Provinzgouverneuren des Frankenreiches zuerkannt Teilweise genugte die Stellung als Amtstrager oder ein Ehrenvorrang unter Adligen 12 In der alteren Forschung war es gleichwohl unbestritten dass die Liudolfinger in der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts die fuhrende Stellung in Sachsen einnahmen Liudolf als Stammvater des Geschlechtes galt bereits als Stammesherzog dem seine Sohne Brun und Otto in dieser Position folgten Dagegen meint Matthias Becher mit der Bezeichnung als dux sei eher beabsichtigt worden Liudolf allgemein als politisch bedeutende Person des Ostfrankenreiches zu bezeichnen 13 Zudem lassen sich Liudolfs grosse Konigsnahe und seine machtvolle Position in Sachsen nur mit der Heirat seiner Tochter Luitgard mit Ludwig den Jungeren begrunden dem Sohn Ludwigs II des Deutschen und vorgesehenem Erben des ostlichen Reichsteils Zu diesem Zeitpunkt war Liudolf jedoch bereits verstorben 14 Tatsachlich billigen ihm zeitgenossische Quellen anlasslich seines Todes nur eine herausragende politische Stellung im Ostfrankenreich zu ohne ihn als Herzog der Sachsen hervortreten zu lassen 15 Literatur BearbeitenGerd Althoff Die Ottonen Konigsherrschaft ohne Staat 3 durchgesehene Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 2013 ISBN 978 3 17 022443 8 Ernst Steindorff Liudolf Herzog in Sachsen In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 19 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 5 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Liudolf von Sachsen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Ubersicht bei Winfried Glocker Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik Studien zur Familienpolitik und zur Genealogie des sachsischen Kaiserhauses Bohlau Koln Wien 1989 S 254 257 Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 4 Annales chronica et historiae aevi Carolini et Saxonici Hahn Hannover 1841 S 166 175 hier S 167 Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 4 Annales chronica et historiae aevi Carolini et Saxonici Hahn Hannover 1841 S 302 335 hier S 306 Matthias Becher Rex Dux und Gens Untersuchungen zur Entstehung des sachsischen Herzogtums im 9 und 10 Jahrhundert Historische Studien Bd 444 Matthiesen Husum 1996 ISBN 3 7868 1444 9 S 84 Gabriele Isenberg Heiligenleben als Geschichtsquelle Ein schwieriger Zugang der Fall Ida von Herzfeld in Westfalische Zeitschrift 162 2012 S 23 43 hier S 32 und 41f Albert K Homberg Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses in Westfalische Zeitschrift Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Altertumskunde 100 1950 S 9 134 hier S 122 zuvor bereits Georg Waitz Jahrbucher des Deutschen Reichs unter Konig Heinrich I Duncker amp Humblot Berlin 1863 auch 1963 im Nachdruck der Ausgabe von 1885 S 192 Johannes Fried Der lange Schatten eines schwachen Herrschers Ludwig der Fromme die Kaiserin Judith Pseudoisidor und andere Personen in der Perspektive neuer Fragen Methoden und Erkenntnisse In Historische Zeitschrift Bd 284 2007 S 103 138 hier S 120 Winfried Glocker Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik Bohlau Koln Wien 1989 S 255 Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 4 Annales chronica et historiae aevi Carolini et Saxonici Hahn Hannover 1841 S 302 335 hier S 306 Filia Billungi cuiusdam principis almi Atque bonae famae generosae scilicet Aedae Winfried Glocker Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik Studien zur Familienpolitik und zur Genealogie des sachsischen Kaiserhauses Bohlau Koln Wien 1989 S 256 f Wolfgang Giese Heinrich I Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008 S 42 Matthias Becher Rex Dux und Gens Untersuchungen zur Entstehung des sachsischen Herzogtums im 9 und 10 Jahrhundert Matthiesen Husum 1996 ISBN 3 7868 1444 9 S 11 Matthias Becher Rex Dux und Gens Untersuchungen zur Entstehung des sachsischen Herzogtums im 9 und 10 Jahrhundert Husum 1996 S 73 Wilfried Hartmann Ludwig der Deutsche Primus Verlag Darmstadt 2002 ISBN 3 89678 452 8 S 98 Matthias Becher Rex Dux und Gens Untersuchungen zur Entstehung des sachsischen Herzogtums im 9 und 10 Jahrhundert Husum 1996 S 73 Normdaten Person GND 13795252X lobid OGND AKS VIAF 86113813 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME LiudolfKURZBESCHREIBUNG Graf in SachsenGEBURTSDATUM 9 JahrhundertSTERBEDATUM 11 Marz 864 oder 12 Marz 864 oder 11 Marz 866 oder 12 Marz 866 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liudolf Sachsen amp oldid 231679522