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Luthorst ist ein Dorf in Sudniedersachsen im Landkreis Northeim das seit 1974 ein Stadtteil von Dassel ist LuthorstStadt DasselWappen von LuthorstKoordinaten 51 51 N 9 43 O 51 845972222222 9 7229444444444 180 Koordinaten 51 50 45 N 9 43 23 OHohe 180 m u NNEinwohner 644 1 Jan 2019 Eingemeindung 1 Marz 1974Postleitzahl 37586Vorwahl 05562Luthorst Niedersachsen Lage von Luthorst in Niedersachsen Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Politik 3 1 Ortsrat 3 2 Ortsburgermeister 3 3 Wappen 4 Sehenswurdigkeiten 4 1 Kirche 4 2 Gedenkstatten 4 3 Baum 5 Kultur und Infrastruktur 6 Personlichkeiten 6 1 In Luthorst geboren 6 2 In Luthorst gewirkt 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseName BearbeitenLuthorst wurde bereits im 9 Jahrhundert als Luthardessen in den Corveyer Traditionen erwahnt Der Ortsname formte sich im Laufe der Zeit zu Luthorst auch Luethorst um Geschichte BearbeitenDie Ortsgrundung erfolgte vermutlich im Fruhmittelalter an einer Wegkreuzung 1 Zu dieser Zeit der Sachsenherrschaft gehorte Luthorst zum Suilbergau und entwickelte sich zu einer Gerichts und Kultstatte 2 Nach der Unterwerfung des Gebiets durch Karl den Grossen um 800 und die Einfuhrung der Lehnsherrschaft erfolgte vom Kloster Corvey ausgehend die Konvertierung zum Christentum Eine erste geschichtlich gesicherte Erwahnung Luthorsts findet sich in den Corveyer Traditionen und lasst sich auf 866 877 datieren Das Reichskloster Corvey ubte ab diesem Zeitpunkt die Grundherrschaft uber Luthorst aus und das Amt Luthorst wurde als Verwaltungssitz fur umliegende inzwischen grosstenteils nicht mehr vorhandene kleinere Dorfer gegrundet Etwa im 11 Jahrhundert bekamen die Edelherren von Homburg dieses Amt zu lehen welche lokale Rechte wiederum spater an die Herren von Luthardessen als Afterlehen abtraten deren Stammsitz sich in Luthorst befand Diese bauten bis in das 14 Jahrhundert Besitz in Luthorst auf und waren in der Lage 1295 das Kloster Amelungsborn zu beschenken 3 und 1316 der ortlichen Kirche zwei Glocken zu schenken Im 14 Jahrhundert entwickelte sich Luthorst gelegen an einer Handelsstrasse zwischen Weser und Leine zu einem kleinen Marktort fahrender Kaufleute wurde als blek Flecken bezeichnet und war kirchlicher Mittelpunkt einer Parochie mit 7 umliegenden Dorfern Als Amt war Luthorst ebenfalls Sitz eines Gogerichts 4 dessen Gerichtsherren die Edelherren von Homburg waren wohingegen die Grafen von Dassel die Rechtsprechung uber das Halsgericht innehatten Nach dem Aussterben der Grafen von Dassel fiel der Ort komplett unter die Herrschaft der Homburger Die ubrige Grafschaft Dassel fiel an das Hochstift Hildesheim daher versuchte der Hildesheimer Bischof Gerhard von Berg den Einfluss der Homburger gering zu halten 5 Sogar Papst Gregor XI sah sich 1370 veranlasst der Luthorster Kirche Schutz zu versprechen und beauftragte damit den Abt des Klosters Reinhausen Heyso von Uslar 6 Im Jahr 1383 erfolgte der Bau der Burg Luthorst durch die Herren von Homburg welches vermutlich an der Stelle einer alteren Befestigung castrum aus dem 10 Jahrhundert lag Im Rahmen der Homburger Fehde zum Ende des 14 Jahrhunderts einer Fehde zwischen den Homburgern und den Herren von Luthardessen wurden letztere vertrieben und Luthorst und die umliegenden kleinen Dorfer geplundert verwustet und in Brand gesetzt 7 Die umliegenden Orte blieben wust und sind heute nicht mehr zu erkennen lediglich Portenhagen wurde etwa 200 Jahre spater wieder aufgebaut 1409 starb mit Heinrich VIII der letzte der Edelherren von Homburg aus und das Amt Luthorst fiel mit der Burg Greene und Hohenbuchen an seine Witwe Schonette von Nassau Diese heiratete wenig spater Herzog Otto von Grubenhagen aus der Familie der Welfen verkaufte aber das Amt Luthorst an das Hochstift Hildesheim Nach ihrem Tod kam es zu einem Disput uber die territorialen Zugehorigkeiten einiger Gebiete der letztlich in die Hildesheimer Stiftsfehde endete im Rahmen derer die erfolglose Belagerung der Burg Luthorst durch alfelder Truppen stattfand In Folge der Niederlage Hildesheims kam deren Enklave die ehemalige Grafschaft Dassel zu dem das Amt Hunnesruck mit umliegenden Dorfern gehorte zum welfischen Furstentum Calenberg Das Amt Luthorst und das Amt Hunnesruck wurden zusammengelegt und zum neugegrundeten Amt Erichsburg verlegt Bereits 1542 erfolgte durch Anton Corvinus die Einfuhrung der Reformation in Luthorst Luthorst und andere umliegenden Orte wurden im 16 18 Jahrhundert in mehrere Kriege verwickelt Im Schmalkaldischen Krieg wurde die nahe gelegene Erichsburg von kaiserlichen Truppen belagert Aufgrund der strategische Durchgangslage zwischen Weser und Leine zogen im Dreissigjahrigen Krieg mehrfach Armeen durch Luthorst Katholische Truppen unter Graf Tilly haben den Ort stark verwustet spater ebenso schwedische Soldaten Die Verwustungen hatten noch viele Jahrzehnte Auswirkungen auf die ortliche Landwirtschaft und nahezu alle grossen Hofe waren wust gefallen 1692 ging aus dem Furstentum Calenberg aufgrund von Erbvertragen das neugegrundete Kurfurstentum Hannover hervor zu dem auch das Amt Erichsburg mit Luthorst gehorte Zur Zeit des Siebenjahrigen Krieges hatte Luthorst unter der franzosischen Besatzung Einbecks zu leiden da hierfur Versorgungsabgaben von umliegenden Orten verlangt wurden bis 1761 General Luckner bei der Erichsburg Teile der franzosischen Truppen schlagen und versprengen konnte In der Zeit der napoleonischen Besatzung gehorte Luthorst zum Kanton Markoldendorf Distrikt Einbeck Departement an der Leine des Konigreichs Westphalen 1859 wurde das Amt Erichsburg aufgelost und Luthorst zum Amt Einbeck gelegt und ab 1866 gehorte die Region zum Konigreich Preussen Der Erste Weltkrieg verpflichtete 165 Kriegsteilnehmer aus Luthorst von denen 31 im Krieg gefallen sind Der Zweite Weltkrieg verlangte noch grossere Opfer und 77 Luthorster starben im Krieg wahrend auch die Dorfbewohner in Luthorst unter grosser Not und mangelnder Ernahrung zu leiden hatten Am Sonntagvormittag den 8 April 1945 erfolgte der Einmarsch amerikanischer Truppen von Wangelnstedt aus und die Kapitulation des Dorfes unter Leitung des Pastors ohne dass es zu Widerstand kam 8 Luthorst wurde am 1 Marz 1974 in die Stadt Dassel eingegliedert 9 Luthorst war seit jeher fast ausschliesslich land und viehwirtschaftlich gepragt Ab dem 16 Jahrhundert sind 10 18 grossere Meierhofe verzeichnet Er wurde grosstenteils Flachs Weizen Hafer Roggen angebaut und jahrhundertelang gab es mehrere grosse Schafherden im Ort Holzwirtschaft hat in kleinem Masse eine Rolle gespielt Durch wiederholte Wustungen im 14 17 Jahrhundert entwickelte sich die Landwirtschaft kaum Erst ab dem 18 Jahrhundert gab es einen Aufschwung der Landwirtschaft durch die langsame Abschaffung der Grundherrschaft rechtliche Reformen und technische Verbesserungen wie die Drainage feuchter Bachauen durch Bau von Graben und somit Nutzbarmachung der Boden als Acker Die landwirtschaftlich tatige Dorfbevolkerung gelangte erst mit den preussischen Agrarreformen zu eigener Unabhangigkeit Politik BearbeitenOrtsrat Bearbeiten Luthorst hat einen neunkopfigen Ortsrat der seit der Kommunalwahl 2021 von acht Mitgliedern der Wahlergemeinschaft Luthorst und von einem Mitglied der CDU besetzt ist Die Wahlbeteiligung lag bei 74 95 Prozent 10 Ortsburgermeister Bearbeiten Ortsburgermeister ist Ralf Finke stellvertretender Ortsburgermeister ist Uwe Fingerhut Wappen Bearbeiten Das Wappen ist eine neuzeitliche Uberarbeitung des Wappens der Herren von Luthardessen Die beiden Balken geben einen Hinweis auf ihre beiden Lehnsherren Die Kugeln erinnern an wust gefallene Nachbardorfer Ausserdem weist das Wappen auf die vorbeifliessende Bewer hin Sehenswurdigkeiten Bearbeiten Mittelalterlicher KirchturmKirche Bearbeiten Nach dem Chronisten Johannes Letzner wurde bereits die erste Kapelle des Ortes nach Magnus von Fussen benannt Dies ist der Schutzheilige gegen wilde Tiere 11 die damals unerwunscht waren Um 1225 wurde sie vom Corveyer Abt zur Pfarrkirche erhoben Die Herren von Luthardessen stifteten ihr 1316 zwei Glocken wovon heute noch eine erhalten ist die andere wurde 1942 eingeschmolzen 1504 wurde der Chorteil der Kirche neu gebaut und von Bischof Johannes Laasphe geweiht 12 Zwischen Chor und Turm befand sich das Beinhaus 1728 wurde es abgerissen und der neue Mittelteil der Kirche wurde 1732 fertiggestellt Daher stammt das heutige Kirchengebaude aus 3 Bauphasen Der Turm wird in das 10 Jahrhundert datiert als er Teil einer Burganlage war 1910 wurde er aussen durch Buntsandsteinstutzen verstarkt Der Taufstein wurde 1614 aus Alabaster hergestellt 13 Der rohe Stein wurde aus einer kleinen Olsberg oder Aulsberg genannten Erhebung unweit nordlich von Luthorst abgebaut Bis 1930 stand der Taufstein unten im Kirchturm 1931 wurde er von Friedrich Buhmann restauriert und an seinen heutigen Standort vor dem Chor gebracht Das Becken auf dem massiven Fuss ist durch kleine mit 3 Furchen kannelierte Pilaster die oben in Voluten enden in 8 Felder aufgeteilt Die 8 Felder zeigen von je einer Pilgermuschel uberwolbte Reliefs von Figuren davon 4 Putten und 4 Evangelisten Die Putten erinnern mit Inschrift an lokale Personlichkeiten darunter Pastor Beisner den Nachfolger von Johannes Letzner an dieser Kirche Bei den Evangelisten handelt es sich um Matthaus mit dem Attribut eines Engels Markus mit dem Attribut eines Lowen Lukas mit dem Attribut Stier und Johannes mit dem Attribut Adler An der Deckplatte des Taufsteins ist der Taufbefehl nach Mt 28 16 20 EU als lateinische Inschrift angebracht Die Kirche ist zudem seit 1850 mit einer Furtwangler Orgel ausgestattet Die evangelische Kirchengemeinde gehort zum Kirchenkreis Leine Solling Seit 2016 ist die Kirche eine Radwegekirche da der Europaradweg R1 durch den Ort fuhrt Gedenkstatten Bearbeiten Ein Wilhelm Busch Zimmer genannter Ausstellungsraum zu dem Thema Buschs Leben in Luthorst wurde vom Heimatverein eingerichtet Zudem gibt es einen Wilhelm Busch Gedenkstein In 12 Stationen ist das ortliche Wirken von Wilhelm Busch im Wilhelm Busch Pfad zusammengefasst 14 Die alte GerichtslindeBaum Bearbeiten Neben der Kirche steht eine Linde deren Alter auf mehrere hundert Jahre geschatzt wird Sie markiert den Standort des hier im Mittelalter abgehaltenen Gogerichts 1539 wurde diese Gerichtsstatte mit der Grundung des Amtes Erichsburg auf die Erichsburg verlegt Der heute noch vitale Baum ist innen hohl und wird seit unbekannter Zeit mit einer Zementfullung und einem Eisenring gestutzt Am 9 Juni 1964 wurde die Linde durch ein Gewitter schwer beschadigt 15 Kultur und Infrastruktur BearbeitenDer Verein mit der hochsten Mitgliederzahl ist der TSV Germania Luthorst von 1903 der uber mehrere Sparten verfugt darunter Fussball Tischtennis Aerobic Walking Mannerturnen Kinderturnen und den Spielmannszug Die Schutzen des Ortes teilen sich das Sportheim zusammen mit dem Sportverein und dem Wilhelm Busch Zimmer Weitere Vereine sind der Taubenzuchtverein und die Reitergemeinschaft Luthorst In Luthorst befand sich bis 2005 in einem Vorgarten eine Sammlung von Gartenzwergen Hierzu gehorte der weltweit schwerste Gartenzwerg mit etwa 95 kg der einen Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde erhielt Luthorst verfugt uber einen Kindergarten Rund um Luthorst gibt es Wanderwege in den Amtsbergen und dem Elfas Personlichkeiten Bearbeiten Gedenktafel Ortsgeschichte und BuschIn Luthorst geboren Bearbeiten Bekannte hier geburtige Personen der Neuzeit sind Joachim Stunkel Ludwig Adolf Petri Adolf Just und Rudiger Butte In Luthorst gewirkt Bearbeiten Vom Chronisten Johannes Letzner der berufen durch Abt Reiner von Bocholtz die Pfarrstelle in Luthorst von 1583 bis 1589 innehatte sind Aufzeichnungen aus dieser Region vorhanden In Dassel ist ein Nachdruck seiner Zusammenstellung Dasselische und Einbeckische Chronica im Museum Grafschaft Dassel ausgestellt Der Dichter und Maler Wilhelm Busch hatte in Luthorst seine zweite Heimat Er lebte 1846 bis 1897 zeitweilig hier bei seinem Onkel dem Pastor Georg Kleine In Luthorst schuf Busch einige Werke die zum Teil im Wilhelm Busch Zimmer zu besichtigen sind Literatur BearbeitenBerthold Rohmeyer Geschichte von Luthorst und Portenhagen 1970 Weblinks Bearbeiten Commons Luthorst Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website von LuthorstEinzelnachweise Bearbeiten Albert Herbst Die alten Heer und Handelsstrassen Sudhannovers und angrenzender Gebiete 1926 S 73 Berthold Rohmeyer Geschichte von Luthorst und Portenhagen 1978 S 26 Julius Ficker Paul Puntchart Vom Reichsfurstenstande Forschungen zur Geschichte der Reichsverfassung zunachst im XII und XIII Jahrhundert Volume 2 Part 3 1984 S 327 Gotz Landwehr Die althannoverschen Landgerichte 1964 S 153 H Sudendorf Urkundenbuch zur Geschichte der Herzoge von Braunschweig und Luneburg und ihrer Lande Sechster Theil 1867 S 81 Nr 71 Urkundenbuch des Klosters Reinhausen Volume 37 Part 14 1991 S 122 Johannes Letzner Corbeiische Chronika 1604 S 116ff Berthold Rohmeyer Geschichte von Luthorst und Portenhagen 1978 S 191 Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 Mai 1970 bis 31 Dezember 1982 W Kohlhammer GmbH Stuttgart und Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 206 Ergebnis Ortsratswahl 2021 Abgerufen am 10 Juli 2022 Christian Rohr Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum Naturerfahrung im Spatmittelalter und am Beginn der Neuzeit Band 4 von Umwelthistorische Forschungen Bohlau 2007 ISBN 978 3 412 20042 8 S 509 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Zeitschrift des Vereins fur Thuringische Geschichte und Altertumskunde Band 6 1865 S 84 Rudolf Lindemann Der Taufstein in Luthorst in Einbecker Jahrbuch 37 1986 S 77 89 Wilhelm Busch Pfad Berthold Rohmeyer Die alte Gerichtslinde zu Luthorst in Sudhannoverscher Heimatkalender 1966 S 85 86Ortsteile der Stadt Dassel Dassel Amelsen Deitersen Eilensen Ellensen Hilwartshausen Hoppensen Hunnesruck 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