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51 73614 9 79124 Koordinaten 51 44 10 1 N 9 47 28 5 O Die evangelisch lutherische Kirche St Blasii und Marien in Fredelsloh einem Ortsteil von Moringen im Landkreis Northeim ist ein bedeutendes Baudenkmal der Romanik in Niedersachsen Kirche St Blasii und Marien Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Glocken 3 2 Orgel 3 3 Weitere Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp St Blasii und Marien Stich von Conrad Wilhelm Hase 1882Die Kirche ist das einzige erhaltene Gebaude einer umfangreichen Klosteranlage aus dem 12 Jahrhundert Der Mainzer Erzbischof Adalbert I hatte 1132 das Augustiner Chorherren Stift mit dem Patrozinium des heiligen Blasius gegrundet Stiftskirche und Konventsgebaude entstanden in den folgenden Jahrzehnten Die Stiftung durch den Mainzer Erzbischof war auch dadurch motiviert dass Fredelsloh damals an der Grenze des Erzbistums Mainz lag wahrend fast der gesamte Solling dem Hochstift Paderborn unterstand Mainz versuchte damit einem eventuellen Vordringen Paderborns zuvorzukommen und stattete das neue Stift mit enormem Grundbesitz und Einkunften aus So bestatigte 1138 Erzbischof Adalbert II die Grundung seines Vorgangers und ubertrug ihr mehrere Zehnte 1 Noch in der Bauphase zwischen 1144 und 1146 wurde die Anlage um einen weiblichen Konvent zum Doppelkloster erweitert Die Kirche erhielt eine Nonnenempore mit separatem Zugang 2 3 Damals durfte das Zweitpatrozinium der Gottesmutter hinzugekommen sein Mit einer Urkunde von 1146 nahm Papst Eugen III das Chorherren und Frauenstift unter Propst Bertram in Fredelsloh in seinen Schutz und bestatigte dessen Besitzungen vor allem die beiden 1142 ubertragenen Kirchen in Stockheim und Markoldendorf Daruber hinaus gewahrte er die freie Propstwahl 4 Weitere aus dem 12 Jahrhundert uberlieferte Urkunden bezeugen Schutzmassnahmen erteilt 1153 von Konig Friedrich I und 1155 von Erzbischof Arnold von Mainz Letzterer ubertrug dem Konvent zudem die Seelsorge in zwei neuangelegten Dorfern und uberliess ihm den dortigen Zehnt Fur das 13 Jahrhundert sind die Grafen von Dassel als Vogte bezeugt Gegen Ende des 13 Jahrhunderts verliessen die Stiftsherren das Kloster Ein Brand im Jahr 1290 verursachte schwere Schaden an Teilen der Klosteranlage Die folgenden Jahrhunderte waren von wirtschaftlichem und kulturellem Niedergang gepragt 1542 wurde im Furstentum Calenberg von Herzogin Elisabeth die Reformation durchgefuhrt Das Kloster St Blasii und Marien wurde dem welfischen Klosterfonds heute Klosterkammer Hannover zugefuhrt und bestand als evangelisches Damenstift bis zum Dreissigjahrigen Krieg Die letzte urkundliche Bezeugung einer Stiftsdame stammt aus dem Jahr 1660 Nach dem Ende des Stifts wurden die Konventsgebaude als Steinbruch verwendet und schliesslich vollstandig abgetragen Da die kleine Dorfgemeinde kirchlich zu Moringen gehorte nutzte man die Stiftskirche als Kornspeicher In dieser Zeit war der Westbau durch eine Wand vom ubrigen Kirchenraum getrennt Im 20 Jahrhundert wurde St Blasii und Marien von der zum Kirchenkreis Leine Solling gehorenden Kirchengemeinde Leine Weper wieder in gottesdienstlichen Gebrauch genommen Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche bei einer tiefgreifenden Restaurierung durch die Klosterkammer um 1970 nbsp Turmfront mit WestapsisArchitektur BearbeitenDie aussere Gestalt der aus Wesersandstein erbauten Kirche ist weitgehend die originale Der dreischiffigen geosteten Basilika mit Querhaus sind im Westen zwei quadratische Turme mit Satteldach vorgesetzt Den rechteckigen Chor schliesst eine halbhohe Apsis Zwei kleinere Apsiden befinden sich an den Ostseiten der Querhausarme in Verlangerung der Seitenschiffe Der Bauschmuck beschrankt sich auf Bogenfriese unter den Dachtraufen und wandgliedernde Gesimse Das Hauptportal befindet sich am nordlichen Querhausarm 5 Als einmalig gilt der halbe Treppenturm der wie eine Westapsis zwischen den Turmen eingefugt ist und uber eine Wendeltreppe Zugang zur Nonnenempore gab Bei einem spateren Umbau wurde der Nonnenchor durch eine Galerie ersetzt die die Wendeltreppe mit den Turmen verbindet Der Einbau dieser teilweise verdeckten doppellaufigen Wendeltreppe wird in das 13 Jahrhundert datiert in einen Zeitraum also in dem regionale Landesherren wie Ludolf II von Dassel von Kreuzzugen zuruckgekommen waren Derartige Treppen waren sonst nur im Orient verbreitet 6 7 nbsp Engelsempore nbsp Doppelbogenfries der WestapsisDiese Westapsis ist aussen mit einem Doppelbogenornament verziert Ein in dieser Weise verschlungener Bogenfries ist im norddeutschen Raum selten weitere Vorkommen sind die Kirche des Klosters Jerichow und die Kirche in Mandelsloh 8 Das Mittelschiff wird westlich von der Emporenwand abgeschlossen Sie besteht aus 3 durch Arkaden gebildete Geschosse mit von unten nach oben 2 3 und 4 Bogen die die Neun Chore der Engel symbolisieren Vergleichsbauten in Altsachsen weisen nur 2 Arkadengeschosse auf mit Ausnahme der Michaeliskirche Hildesheim Im 17 Jahrhundert wurde der Kirchenraum auf Vierung Chor und Querhaus verkleinert indem auf den mittelalterlichen Kanzellettner der die Westseite der Vierung markierte eine Fachwerkwand gesetzt wurde Als sich wegen des sandigen Erdbodens eine leichte Sudneigung des Gebaudes abzeichnete wurden um 1730 zusatzliche Stutzpfeiler eingebaut Um 1850 wurde der Lettner mit der aufgesetzten Wand entfernt und eine Stutzmauer vor die Emporenwand gesetzt Die Wirkung des Innenraums ist dadurch beeintrachtigt und der Westbau ist dadurch nur uber die Westapsis zuganglich Der regelmassige Stutzenwechsel von Saulen und Pfeilern wurde bei Reparaturarbeiten nach dem Brand von 1290 verwischt als einige Saulen durch Pfeiler ersetzt wurden 2005 wurden Schaden an den Fugen der Turme festgestellt Die aus diesem Grund 2013 begonnene Restaurierung wurde 2015 abgeschlossen Ausstattung BearbeitenGlocken Bearbeiten Pommersche Glocke In der Fredelsloher Klosterkirche befindet sich im Sudturm eine Glocke die aus dem Jahr 1736 stammt und durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs in den kleinen sudniedersachsischen Ort gekommen ist Sie wiegt etwa 300 Kilogramm und wird als Tauf und Stundenglocke benutzt Laut Inschrift wurde das Stuck von der Glockengiesserei Scheel in Stettin fur den Ort Parlin im Kreis Naugard in Hinterpommern hergestellt der heute Parlino heisst und zur polnischen Landgemeinde Stara Dabrowa Alt Damerow Powiat Stargardzki gehort Die Glocke sollte wegen ihres Bronzegehalts im Zweiten Weltkrieg fur Rustungszwecke eingeschmolzen werden Deswegen wurde sie nach Hamburg gebracht wo sie aber vermutlich wegen ihres hohen Alters nicht dem Einschmelzen zum Opfer fiel Nach dem Kriegsende lagerte sie mit vielen anderen noch nicht eingeschmolzenen Glocken in Hamburg auf dem Glockenfriedhof Wie die meisten anderen Exemplare aus den ehemaligen deutschen und nun polnischen Gebieten wurde sie nicht an den Ursprungsort zuruckgebracht Auch die Gemeinde in Fredelsloh musste eine Glocke aus der Klosterkirche zum Einschmelzen abliefern Erst 1952 sorgte der damalige Landessuperintendent Franz Wiebe Northeim mit der Glocke aus Parlin fur Ersatz 9 Weitere Glocken Neben der pommerschen Glocke die den Ton h aufweist hangen im Turm eine 1924 von der am Galgenberg Hildesheim ansassigen Firma Radler gegossene Glocke mit Ton a und eine 1958 angeschaffte grosse Glocke mit Ton fis der Glockengiesser Familie Schilling 10 Orgel Bearbeiten 2017 wurde eine elektronische Orgel mit 3 Manualen und 60 Registern installiert 11 Sie ersetzte eine veraltete rund 40 Jahre genutzte elektronische Orgel Eine zuvor bis um 1970 vorhandene Pfeifenorgel von Philipp Furtwangler amp Sohne aus 1889 ist nicht erhalten 12 Weitere Ausstattung Bearbeiten Im Chor befinden sich zwolf Apostelreliefs aus dem 14 Jahrhundert Zudem befindet sich dort ein steinernes romanisches Taufbecken 10 Die Buntglasfenster stammen aus den 1970er Jahren und enthalten Darstellungen der beiden Schutzpatrone der Kirche des Christusmonogramms sowie mit Kelch und Brotkorb Symbole fur das Abendmahl Jesu Literatur BearbeitenFritz Both Die Klosterkirche St Blasii und Marien in Fredelsloh Kleine Kunstfuhrer fur Niedersachsen Heft 22 2 Auflage Gottingen 1987 Horst Gramatzki Das Stift Fredelsloh von der Grundung bis zum Erloschen seines Konvents Historische und baugeschichtliche Untersuchungen 2001 ISBN 3 8311 1974 0 Hans Jurgen Kutzner Arno Schelle Barbara Schweikle Gerhard Steffen Stiftskirche Fredelsloh Kunstgeschichtlicher Rundgang und historischer Abriss 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Blasii und Marien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Klosterkirche Fredelsloh Rekonstruktionszeichnung im mittelalterlichen Zustand von Wolfgang BraunEinzelnachweise Bearbeiten Peter Acht Mainzer Urkundenbuch Bd 2 Die Urkunden seit dem Tode Erzbischof Adalberts I 1137 bis zum Tode Erzbischof Konrads 1200 Nr 5 Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt 1968 siehe Geschichte und Architektur sowie Beatrix Freifrau von Wolff Metternich Fredelsloher Stiftskirche aus der Romanik In Kunstfuhrer Hildesheim Weserbergland Hamburg 1992 S 66 Heinrich Otte Handbuch der kirchlichen Kunst Archaologie des deutschen Mittelalters Band 1 1868 S 75 Erhard Kuhlhorn Historisch Landeskundliche Exkursionskarte Blatt Moringen am Solling Hrsg Erhard Kuhlhorn Lax Hildesheim 1976 ISBN 3 7848 3624 0 S 176 Horst Gramatzki Das Stift Fredelsloh von der Grundung bis zum Erloschen seines Konvents Historische und baugeschichtliche Untersuchungen 2001 S 162 f books google de Bericht in HNA Das Bauaufmass dieser Treppe erfolgte unter Friedrich Mielke Arno Schelle Fredelsloher Fundstucke und Fragmente Texte und Topfe Kloster und Keramik Fotos und Forschung Folge 1 2010 S 165 170 Horst Gramatzki Das Stift Fredelsloh von der Grundung bis zum Erloschen seines Konvents Historische und baugeschichtliche Untersuchungen 2001 S 184 Artikel aus HNA de vom 14 Mai 2014 Glocke aus Pommern strandete nach Zweitem Weltkrieg in Fredelsloh a b Arno Schelle Hrsg Fredelsloher Fundstucke und Fragmente Folge 2 Texte von Fritz Both 2014 S 19 Klosterkammer finanziert modernes Instrument fur Klosterkirche Fredelsloh Fritz Both Fredelsloher Fundstucke und Fragmente Folge 2 2014 S 105Normdaten Korperschaft GND 16093723 1 lobid OGND AKS VIAF 160808977 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Blasii und Marien Fredelsloh amp oldid 216445543