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Johannes von Salisbury englisch John of Salisbury lateinisch Joannes Salisberiensis um 1115 bei Salisbury 25 Oktober 1180 in Chartres war einer der bedeutendsten englischen Theologen seiner Zeit Er studierte bei Peter Abaelard in Paris arbeitete als Sekretar fur Thomas Becket in England und wurde 1176 zum Bischof von Chartres ernannt Der Anfang der Vorrede von Denis Foulechat zu seiner franzosischzen Ubersetzung des Policraticus des Johannes von Salisbury in der Handschrift Paris Bibliotheque nationale de France Fr 24287 fol 2r 14 Jahrhundert Die beruhmte Buchmalerei zeigt Konig Karl V von Frankreich Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Philosophische und theologische Positionen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohannes von Salisbury wurde zwischen 1115 und 1120 in der Nahe von Salisbury England geboren Uber seine Kindheit ist bis auf eine kurze biographische Notiz nichts bekannt Im Policraticus seinem Werk zur Staatskunst beschreibt er kurz sein Aufwachsen im Haus eines Priesters dem er wohl anvertraut worden war und der ihn den ersten Psalm lehrte Um das Jahr 1136 begann Johannes seine Studien bei Wilhelm von Conches Gilbert von Poitiers Thierry von Chartres und sogar Peter Abaelard Im Jahr 1147 schloss er seine Studien in Theologie ab und trat nach Priesterweihe und kurzer Tatigkeit fur seinen Freund Abt Peter von Celle in die Verwaltung des Erzbischofs Theobald von Canterbury ein Dort arbeitete er als Rechtsberater Gesandter und Sekretar Als Theobald 1162 starb setzte Johannes seine Tatigkeiten unter Thomas Becket fort fiel im Rahmen des Streits mit Heinrich II aber bald in Ungnade und musste seinem Dienstherrn 1163 ins franzosische Exil vorauseilen Erst 1170 kehrte er nach Canterbury zuruck nur kurz vor der Ermordung Thomas Beckets am 29 Dezember 1170 deren Augenzeuge er wurde Ab 1174 war er als Schatzmeister in Exeter tatig bevor er 1176 auf den Bischofsstuhl von Chartres gewahlt wurde Er starb am 25 Oktober 1180 und liegt in der Klosterkirche von Notre Dame de Josaphat begraben Werk BearbeitenAls Autor trat Johannes erstmals 1157 mit seinem Lehrgedicht Entheticus de dogmate philosophorum in Erscheinung das er wohl in den zwei vorausgehenden Jahren verfasst hatte Es handelt sich dabei um eine Verteidigung der trivialen Bildung in Form eines Pladoyers fur antike Literatur und Philosophie Zwei Jahre spater griff er in seinem Metalogicon dieses Thema nochmals auf dehnt seine Ausfuhrungen dabei aber auch auf Einsichten in den Lehr und Studienbetrieb seiner Zeit aus Im zeitgleich verfassten Policraticus 1156 59 entwarf er eine organologische Staats und Gesellschaftstheorie die auf Analogien zwischen menschlicher Anatomie und dem idealen Aufbau eines Staates beruht Ursprunglich als Furstenspiegel gedacht wird das Werk oft als erste grosse Staatstheorie des Mittelalters bezeichnet Inhaltlich sollte Thomas Becket auf seine geistlichen Pflichten als Reichskanzler aufmerksam gemacht werden Als Furstenspiegel behielt der Policraticus bis ins 17 Jahrhundert hinein Bedeutung Im ersten Teil kritisierte Johannes die Unsitten die sich am Hof breitmachten und zeigt die eigentlichen Pflichten der Vertreter des Staates auf Vor diesem Zusammenhang vertrat Johannes die Ansicht es sei die personliche Entscheidung eines einzelnen ob er sich in das Gemeinwesen einbringen wolle Ferner sei es erlaubt einen Herrscher zu toten der durch Aufhebung von Recht und Billigkeit die Grundordnung eines Gemeinwesens zerstore 1 Mit dem zweiten Teil wollte er eine Anleitung zur Tugend und zur wahren Gluckseligkeit bieten Er behandelt verschiedene antike philosophische Ansatze will aber stets die philosophischen Lehren mit den Einsichten des Christentums verbinden Mit der Historia Pontificalis von 1163 liegt ein historiographisches Werk von ihm vor in dem er sich mit seiner Zeit als Papstgesandter und dem Reimser Konzil von 1148 bis 1152 befasst Aus demselben Jahr stammt auch die Vita Anselmi die er zur Kanonisierung des Scholastikers Anselm von Canterbury verfasst Sein letztes selbst verfasstes Werk ist ein schriftlicher Bericht zu den Todesumstanden von Thomas Becket die Vita Sancti Thomae Zudem liegt eine zweibandige Edition seiner umfangreichen Korrespondenz aus den Jahren 1153 1161 und 1163 1180 vor Aus seiner Zeit als Bischof von Chartres 1176 1180 sind keine weiteren Schriften bekannt Philosophische und theologische Positionen BearbeitenIm Universalienstreit naherte Johannes von Salisbury sich den Auffassungen des Aristoteles Universalien hatten ihm zufolge keine selbstandige Existenz sondern seien mentale Vorstellungen von wirklichen Gattungen Diese Position wird auch als Konzeptualismus bezeichnet Bekannt ist Salisbury auch fur seine vehementen Attacken gegen die von ihm Cornificianer genannten Bildungspragmatiker die etwa seit Ende des 11 Jahrhunderts Einfluss auf Bildungskanon und Bildungspolitik nehmen wollten Speziell im Entheticus de dogmate philosophorum und im Metalogicon finden sich explizite Aussagen gegen die Cornificianer und zur Verteidigung des Triviums Darin knupfte er auch an Ciceros Gedanken an wonach Menschen sich aus ihren tierischen Ursprungen aufgrund ihrer eigenen Fahigkeiten vor allem durch Sprache und Vernunft zu zivilisierten Wesen entwickelt haben Daher seien die Qualitaten des Menschen und die Grenzen seiner Erkenntnis nicht von Geburt an beschrankt seine naturlichen Anlagen konnten durch Erziehung weiterentwickelt werden Dabei sei der Mensch nicht allein auf die Gnade Gottes angewiesen er musse die materielle Welt nicht meiden 2 Werke BearbeitenPolicraticus de nugis curialium Fratres vitae communis Brussel um 1479 81 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Johannes von Salisbury Policraticus I IV CCCM 118 ed K S B Keats Rohan Turnhout 1993 massgebliche Ausgabe Ioannis Sareberiensis Policratici sive de nugis curialium et vestigiis philosophorum libri VIII ed Clemens Webb London 1909 altere Ausgabe John of Salisbury Policraticus Of the Frivolities of Courtiers and the footprints of Philosophers transl by Cary J Nederman Cambridge U P 1990 englische Teil Ubersetzung Johannes von Salisbury Policraticus Eine Textauswahl Lateinisch Deutsch ausgewahlt ubersetzt und eingeleitet von Stefan Seit Freiburg Breisgau Herder 2008 Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters 14 ISBN 978 3 451 28705 3 Literatur BearbeitenAnthony Brown John of Salisbury In Franciscan Studies 19 1959 S 241 297 Anne J Duggan Johannes von Salisbury In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 17 de Gruyter Berlin New York 1988 ISBN 3 11 011506 9 S 153 155 Hans Werner Goetz Johannes von Salisbury In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 599 601 Udo Krolzik Johannes von Salisbury In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 549 552 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Hans Liebeschutz Humanism in the life and writings of John of Salisbury In Studies of the Warburg Institute 17 Nendeln 1968 David Luscombe John of Salisbury in recent scholarship In Michael Wilks Hrsg The World of John of Salisbury Oxford 1984 S 445 457 Janet Martin John of Salisbury and the Classics Univ Diss Cambridge 1968 Peter von Moos Geschichte als Topik Das rhetorische Exemplum von der Antike zur Neuzeit und die historiae im Policraticus Johanns von Salisbury ORDO Studien zur Literatur und Gesellschaft des MAs und der fruhen Neuzeit 2 Hildesheim Olms 1988 Ursula Odoj Wissenschaft und Politik bei Johannes von Salisbury Univ Diss Munchen 1974 Rudolf Van Dijk Johannes v Salisbury In Lexikon fur Theologie und Kirche LThK Band 5 Freiburg 1996 Sp 964 965 Weblinks BearbeitenEintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3 Eintrag in der Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 Einzelnachweise Bearbeiten Bernd Roeck Der Morgen der Welt 1 Auflage C H Beck 2017 S 319 John of Salisbury in plato stanford eduVorgangerAmtNachfolgerWilhelm von BloisBischof von Chartres 1176 1180Petrus CellensisNormdaten Person GND 11855803X lobid OGND AKS LCCN n80086522 NDL 00620889 VIAF 67145970022632250570 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johannes von SalisburyALTERNATIVNAMEN John of Salisbury Joannes SalisberiensisKURZBESCHREIBUNG englischer Theologe Bischof von ChartresGEBURTSDATUM um 1115STERBEDATUM 25 Oktober 1180STERBEORT Chartres Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes von Salisbury amp oldid 230234800