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Die Doppelkapelle oder auch Doppelkirche im weiteren Sinne ist ein Bauwerk mit zwei ubereinander angeordneten gemeinsam genutzten Kultraumen bzw Kapellen unterschiedlicher liturgischer Funktion Meist befindet sich uber einer Begrabniskapelle im Untergeschoss eine Feierkirche im Obergeschoss Doppelkapelle der abgegange nen Burg Landsberg Sachsen Anhalt Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Bedeutung der Doppelkapellen als Standessymbol 3 Beispiele 3 1 Deutschland 3 2 Weitere Lander in Europa 3 3 Armenien 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseArchitektur Bearbeiten nbsp Burg Vianden in Luxemburg Blick durch die Fussbodenoffnung zum ObergeschossBei dieser in der mittelalterlichen europaischen Baukunst bis zum 13 Jahrhundert verwendeten speziellen Form des Sakralbaus werden die beiden Kirchenraume in ubereinanderliegenden Stockwerken errichtet meist mit identischen Grundrissen es gibt aber auch Ausnahmen wie zum Beispiel die Pfalzkapelle St Ulrich in Goslar Die fruhere Zuordnung der beiden Kapellengeschosse die eine Trennung zwischen den unteren und oberen Gesellschaftsschichten des Mittelalters annahm bei der die Unterkapelle dem gemeinen Volk und die Oberkapelle den feudalen Herren zugewiesen wurde ist durch keinen Beweis zu erharten Stattdessen ist die Unterscheidung zwischen einer offentlichen Unterkapelle in der der Herrscher vor Amtshandlungen oder bei Staatsbesuchen mit seinen Gasten eine Messe feierte von einer privaten Oberkapelle in der vor allem die Familie des Herrschers am Gottesdienst teilhaben konnte oder eine Oberkapelle die dem Hofgottesdienst vorbehalten war und eine Unterkapelle als Grabraum die auch den Totenmessen diente anzunehmen Bei diesen romanischen Kapellen sind Ober und Unterkapelle in der Regel durch eine meist sekundar erweiterte Bodenoffnung der oberen Kapelle miteinander verbunden Die Doppelkapelle fand zahlreiche Nachfolger vor allem als Karner der Kombination aus Friedhofskapelle und Beinhaus und in zahlreichen zweigeschossigen Friedhofskapellen Suddeutschlands Osterreichs und Bohmens Als reine Friedhofskapellen sind Doppelkapellen meist dem Heiligen Michael geweiht worden Den Charakter eines Kapellenkarners erhielt die Unterkapelle nach dem Scheitern der feudalen Kreuzzuge als spatgotische Heiltumskapelle mit burgerlicher Totengedachtniskapelle z B Kiedrich oder Gorlitz Bedeutung der Doppelkapellen als Standessymbol Bearbeiten nbsp Doppelkapelle der Kai ser pfalz Eger Tsche chi enAuffallig ist bei den Burganlagen auf denen bekannte erhaltene Doppelkapellen errichtet wurden dass es sich generell um Burgen des weltlichen oder geistlichen Hochadels handelt Also Burganlagen von Grafen Landgrafen Markgrafen Herzogen Bischofen bzw Bistumern sowie um Reichsburgen und Pfalzen des Konigtums Daraus wurde geschlussfolgert dass Doppelkapellen fur die Reprasentation des Standes dieser edlen Herren eine bedeutende Rolle im Hochmittelalter gespielt haben Als Beispiel einer Doppelkapelle in einer Konigspfalz sei hier die erhaltene Doppelkapelle der Kaiserpfalz und spateren Burg in Eger genannt Als in den Jahren 2005 2006 im Oberen Schloss Greiz der ehemaligen Burg Greiz die Reste einer romanischen Doppelkapelle entdeckt wurden wurde dies als Sensation der Burgenforschung eingestuft da Burg Greiz vermutlich um 1190 als Amtssitz einer seinerzeit niederadeligen Ministerialenfamilie den Vogten von Weida und Plauen errichtet wurde Obwohl die Vogte nur im Auftrag des Konigtums Landesburgen und Herrschaften wie Weida Plauen und Eger verwalteten wollten auch sie offensichtlich nicht auf eine reprasentative Doppelkapelle auf ihrer neuen Greizer Stammburg verzichten Wohnturm und der Palas mit der enthaltenen Doppelkapelle sollen hier ursprunglich ausserlich mit rotem Ziegelmauerwerk verblendet gewesen sein obwohl der ortlich vorhandene Kalkstein als Baumaterial billiger gewesen ware Auf der Neuenburg der Thuringer Landgrafen wurde um 1180 in der Kernburg der Bergfried abgerissen um Platz fur den Bau der Doppelkapelle zu schaffen wohl zeitgleich wurden in beiden Vorburgen zwei neue Bergfriede errichtet Hier wog das Reprasentationsbedurfnis offenbar hoher als das Sicherheitsbedurfnis einen Bergfried in der Kernburg zu haben Noch 1520 liessen die Herzoge von Mecklenburg auf Burg Stargard in ein ehemaliges Torhaus mit vorhandener hochmittelalterlicher Oberkapelle ab 1280 eine neue Unterkapelle einbauen und schufen so eine Doppelkapelle die nur in Fragmenten erhalten geblieben ist Beispiele BearbeitenDeutschland Bearbeiten nbsp Doppelkapelle der Burg Loh ra Thu ring en nbsp Kaiserkapelle Nurnberger Burg Meistens wurden die Doppelkapellen in staufischen Pfalzen bzw Burgen aber auch in Klostern errichtet Nachfolgend einige bekannte Beispiele Baden Wurttemberg Doppelkapelle St Sebastianus mit reichen Verzierungen von 1474 TauberbischofsheimBayern Erasmuskapelle St Erasmus und St Michael Kempten Doppelkapelle St Trinitatis und Johannes Nepomuk in der Burgruine Breitenstein Konigstein Breitenstein Kaiserkapelle und unteren Margarethenkapelle in der Kaiserburg Nurnberg Nurnberg St Jacobus Schondorf am AmmerseeHessen St Michael als fruhestes nachgewiesenes Beispiel in Deutschland Fulda St Katharinenkapelle der Burg Greifenstein mit gotischem Unterbau entstanden durch Baumassnahmen bei der Barockisierung der Schlosskirche Greifenstein Michaelskapelle 1444 mit Karner KiedrichMecklenburg Vorpommern Reste einer Doppelkapelle auf Burg Stargard entstanden um 1520 durch Einbau einer unteren Kapelle unter die bereits bestehende obere Kapelle ab 1280 Stadt Burg Stargard Niedersachsen Goslarer Pfalzkapelle St Ulrich Goslar Kapelle im Kloster St Ludgeri HelmstedtNordrhein Westfalen St Peterskapelle Netphen Doppelkapelle auf Schloss Rheda vereinfachter stutzenloser Raum Rheda Wiedenbruck Doppelkirche St Clemens Synthese von Emporenrotunde und Hofkapelle der Kolner Erzbischofe unter Wahrung der Trennung von Grabkapelle und Feierkirche SchwarzrheindorfRheinland Pfalz Kapelle im romanischen Bergfried der Reichsburg Trifels Annweiler am Trifels siehe Konigskapelle Trifels Nikolauskapelle in der Kaiserpfalz Kaiserslautern Palastkapelle St Gotthard am Mainzer Dom als eine Hofkapelle in ihrer vollkommensten Auspragung Mainz Doppelkapelle St Emmeram und St Katharina im Dom Speyer ehemalige Doppelkirche St Simeon der Porta Nigra mit dem Grab des Heiligen Simeon in der Unterkapelle TrierSachsen Doppelkapelle zum Heiligen Kreuz nach 1465 des Heiligen Grabes mit der Adamskapelle als Unterkapelle und der Golgathakapelle als Oberkapelle GorlitzSachsen Anhalt Kapelle auf Schloss Neuenburg Erweiterung der alteren Burgkapelle zur Doppelkapelle die Oberkapelle dabei als Einstutzenraum mit gezackten Gurtbogen Freyburg Kapelle St Crucis als einzig erhaltenes Gebaude der ehemaligen Burg Landsberg Landsberg Doppelkapelle St Nikolaus NienburgThuringen Kapelle in der Predigerkirche Eisenach im Jahre 2005 2006 im Oberen Schloss Greiz entdeckte Reste roman Portal mit Saulen der oberen Kapelle Wandnischen von unterer und oberer Kapelle und die Ansatze des ehem Kreuzrippengewolbes der oberen Kapelle einer romanischen Doppelkapelle Greiz Kapelle auf der Burg Lohra GrosslohraWeitere Lander in Europa Bearbeiten Bischofskapelle Hereford in England 1079 1095 Hereford Grossbritannien altestes erhaltenes Beispiel zweier durch eine Bodenoffnung verbundener Kapellen Doppelkapelle in der Burg Vianden Vianden Luxemburg Doppelkapelle St Ulrich und St Nikolaus im Benediktinerinnenkloster St Johann Mustair Schweiz Doppelkapelle auf der Kaiserpfalz Burg Eger Cheb Nordwestbohmen Doppelkapelle St Prokop Zabori nad Labem deutsch Saborsch an der Elbe Mittelbohmen romanischer Vierstutzenraum mit Narthex und reich geschmucktem Portal Doppelkapelle San Claudio al Chienti um 1030 1 Corridonia Macerata Marken alteste Doppelkapelle in ItalienArmenien Bearbeiten Ursprungsbau der Sankt Hripsime Kirche in Etschmiadsin Ende des 4 Jahrhunderts Erste Grabkirche fur Mesrop Maschtoz in Oschakan Mitte des 5 Jahrhunderts Muttergotteskirche Surb Astvatsatsin in Jeghward Anfang 14 Jahrhundert Muttergotteskirche Surb Astvatsatsin im Kloster Norawank von 1331 1339 Grabkirche von Kaputan bei Abowjan 1349 datiertSiehe auch BearbeitenDoppelkircheLiteratur BearbeitenOscar Schurer Romanische Doppelkapellen Eine typengeschichtliche Untersuchung In Marburger Jahrbuch fur Kunstwissenschaft 5 1929 S 99 192 Gerhard Strauss Harald Olbrich Hrsg Lexikon der Kunst Architektur bildende Kunst angewandte Kunst Industrieformgestaltung Kunsttheorie E A Seemann Leipzig 1989 ISBN 3 363 00286 6 Bd 2 Cin Gree S 193 f Mathias Haenchen Die mittelalterliche Baugeschichte der Goslarer Pfalzkapelle St Ulrich Diss TU Braunschweig 1998 Braunschweig 1998 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Doppelkapelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Doppelkapelle Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten http www rhema verlag de pdf Sahl exc pdfNormdaten Sachbegriff GND 4256403 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Doppelkapelle amp oldid 223577924