www.wikidata.de-de.nina.az
Burg Landsberg ist der Rest einer Hohenburg auf einer Porphyrkuppe bei der Stadt Landsberg im Saalekreis in Sachsen Anhalt Von der ehemaligen Hohenburg die heute Teil der Strasse der Romanik ist sind nur unwesentliche Mauerreste vorhanden Bedeutend ist die kunsthistorisch wertvolle stauferzeitliche Doppelkapelle St Crucis Burg LandsbergDoppelkapelle als Rest der Burg LandsbergDoppelkapelle als Rest der Burg LandsbergStaat DeutschlandOrt LandsbergEntstehungszeit 1160 bis ca 1184Burgentyp Hohenburg auf PorphyrfelsenErhaltungszustand Kapelle geringe Mauerreste Fundament des ehemaligen BergfriedsStandische Stellung Markgrafen Adlige Ministeriale Geographische Lage 51 32 N 12 10 O 51 525597222222 12 163958333333 148 Koordinaten 51 31 32 1 N 12 9 50 2 OHohenlage 148 mBurg Landsberg Sachsen Anhalt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Landsberg mit Doppelkapelle nach Wilhelm Dilich um 1626 1629Durch archaologische Ausgrabungen wurde nachgewiesen dass der markante Burgberg von Landsberg bereits zu slawischer Zeit befestigt war Geringe Reste einer Umwallung lassen sich noch im Gelande feststellen Bei Abtragungen von Erdschichten in den 1990er Jahren wurden geringe Mauerreste der hochmittelalterlichen Burganlage freigelegt die Putzritzungen aufwiesen 1 Generell sind die Ausmasse der Burg bedingt durch den vormaligen Steinbruchbetrieb am Kapellenberg im Bereich des heutigen Felsenbades nur noch schwer zu bestimmen Im 12 Jahrhundert gehorte Landsberg den Wettinern Als Konrad der Grosse von Meissen sich 1156 in das Kloster auf dem Petersberg zuruckzog teilte er seine Besitzungen unter seinen drei Sohnen auf Dietrich erhielt die Ostmark bzw die Mark Lausitz zu welcher Landsberg gehorte 1174 wurde Dietrich urkundlich als Comes de Landsberc erwahnt Mithin wird die Burg zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt oder mindestens im Bau gewesen sein 2 Dietrich gehorte dem engen Umfeld von Kaiser Friedrich Barbarossa an So nahm er am Italienfeldzug 1176 77 und an den Friedensverhandlungen in Venedig teil Die enge Bindung zum Kaiser erklart auch die Bauform der Burgkapelle Doppelkapellen wurden nur im engen Umfeld des staufischen Kaiserhauses gebaut Man nimmt aufgrund der uberlieferten Baugeschichte an dass die Burg 1184 im Todesjahr Dietrichs fertiggestellt war Als bedeutender Gefolgsmann des Kaisers hatte Dietrich mit hoher Wahrscheinlichkeit Bauten in seiner Burg errichten lassen die dem hohen kunstlerischen Niveau der Burgkapelle entsprachen Die Doppelkapelle deren Architekturformen u a nach Ernst Ullmann einer staufischen Reichsidee in der Architektur verpflichtet sind 3 wurde als einheitlicher Baukorper zwischen 1156 und 1184 errichtet Die Zuschreibung einer vormaligen Basilika als Vorgangerbau der Burgkapelle bzw einer moglichen Stiftskirche die spater ab 1180 umgebaut wurde muss sowohl aufgrund der Bauforschung durch Reinhard Schmitt 4 als auch der Quellen und Literaturlage bei Auert Watzik Mertens 5 als falsch zuruckgewiesen werden Die Verwendung von Backsteinen an den Apsiden des ersten Geschosses d h der Oberkapelle ordnet Landsberg in eine Reihe fruher Backsteinbauten Pouch Eilenburg ein und setzt die Doppelkapelle in einen Kontext zu Bauten im Lausitzer sudbrandenburgischen als auch sachsischen Raum 6 Warum gerade in der vermutlich dem Markgrafen der adligen Oberschicht vorbehaltenen Oberkapelle Backstein als ausserlich sichtbares Material verbaut wurde ist derzeit noch ungeklart Ein oberhalb des Nordportals vorhandener Blendbogen uber dem Tympanon heute leider verputzt ist ebenso in Backstein ausgefuhrt Die bisherige Annahme dass Landsberg unter den Markgrafen Dietrich dem Weisen und dessen Sohn in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts eine Blutezeit erlebte muss zuruckgewiesen werden Markgraf Heinrich III der Erlauchte richtete fur seinen zweitgeborenen Sohn Dietrich ab 1258 61 die Markgrafschaft Landsberg ein die bis 1291 bestand Weissenfels diente als Residenz des wettinischen Territorialfurstentums Landsberg lediglich der Titel der neu geschaffenen Markgrafschaft Landsberg verwies noch auf die einstige Bedeutung der Burg In Weissenfels stiftete Markgrafin Helena von Brandenburg 1284 das Klarissenkloster welches als neues Hauskloster der jungen Furstendynastie dienen sollte und in dessen Klosterkirche Markgraf Friedrich Tuta 1291 bestattet wurde 7 Mit dem Ubergang bzw dem Verkauf des nordlichen Teils der vormaligen Markgrafschaft Landsberg an die askanischen Markgrafen von Brandenburg genauer an Otto IV von Brandenburg 1291 begann der schrittweise Verfall der Burg da an ihr kein Interesse mehr bestand Der Verkauf entwickelte sich zum Ausgangspunkt einer askanisch wettinischen Fehde die die Annektierung Verwustung und Zerstorung von ganzen Landschaften Stadten und nicht zuletzt auch Burgen mit sich brachte Die Auseinandersetzungen um die dynastische Vormachtstellung und Einflussspharen der brandenburgischen Askanier und der Wettiner in Mitteldeutschland zogen sich bis ca 1320 hin und fanden mit dem Frieden von Tangermunde ein vorlaufiges Ende Das in wechselnden Lehnsbeziehungen stehende vormalige wettinische Ministerialengeschlecht der Schenken von Landsberg tat als Burgmannen auf der Burg Dienst ohne sie zu besitzen war aber bereits seit der Mitte des 13 Jahrhunderts nicht mehr in Landsberg vertreten 8 und erscheint ab 1330 auf Schloss Teupitz Der Bereich der vormals markgraflichen Burg die nur einen kurzen Hohepunkt als wichtige Landesburg und fruhe Residenz der Ostmark erlebte bevor sie ab dem 14 Jahrhundert zunehmend verfiel und als Steinbruch endete bedarf einer quellenkritischen Aufarbeitung und historiografischen Darstellung die allerdings noch aussteht Winfried Schich verwies zuletzt u a auf die Vernetzungen der wettinischen Burg Landsberg mit den brandenburgischen Stadten Alt und Neu Landsberg unter Berucksichtigung siedlungsgeschichtlicher Aspekte der Archaologie Burgenkunde als auch der Ortsnamensubertragung 9 Hinzuweisen ist weiterhin auf die Tatsache dass die bisher von Gottfried Sehmsdorf publizierte und angenommene Zerstorung einer nie existenten Reichsburg Landsberg in den Wirren eines adligen Rechtsstreits 1507 1514 19 zwischen den Wettinern und den Schenken von Landsberg die als Vollstreckung der Reichsacht geschah als falsch zuruckgewiesen werden muss 10 Kurz vor dem Dreissigjahrigen Krieg wurde der Zustand der Burg als jetzo ganz desoliert beschrieben auch die Kapelle befand sich in einem schlechten Zustand Beschadigungen im Dreissigjahrigen Krieg wiederholte Brande in der Stadt machten eine Erneuerung der Kapelle und des Daches 1658 62 notwendig Unter Christian I von Sachsen Merseburg erfolgten zahlreiche Reparaturen um die Kapelle als Gotteshaus und dynastischer Erinnerungsort bzw Statte der Memoria nutzbar zu machen Diese Adaption und Inkorporation vorhandener baulicher Relikte wie der Landsberger Doppelkapelle sollte nicht zuletzt durch das Bemuhen des Fursten um deren Wiederherstellung und damit imaginarer Besetzung bzw Teilhabe an deren Geschichte und spaterer Uberlieferung zum Ausdruck kommen Im 19 Jahrhundert entdeckte man die Doppelkapelle als wichtiges architektonisches Zeugnis der Romanik aus ihrem Wert als Denkmal heraus neu Erschwerend war die bereits 1789 einsetzende wilde Schatzgraberei nach vermuteten Grabbeigaben in der Unterkapelle die ab 1860 durchgreifende Restaurierungsarbeiten an der Kapelle unter Hinzuziehung von Ferdinand von Quast Friedrich August Stuler und anderen Begrundern der preussischen Denkmalpflege beforderten Dabei sollte die Doppelkapelle einer stylgerechten Restaurierung unterzogen werden die neben zahlreichen Veranderungen im Innenraum u a Einbringung eines blau goldenen Sternenhimmels auch das aussere Erscheinungsbild Aufbau eines Dachreiters analog der Petersberger Stiftskirche sowie massiver spitzwinkliger Dachgauben radikal verandert hatte Diese geplante Re Romanisierung konnte aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nicht vollstandig durchgefuhrt werden Lediglich die noch heute vorhandene Bestuhlung der Fussboden u a wurden neben einer weniger bauinvasiven und kostenintensiven Instandsetzung ausgefuhrt Seit 1990 und zuletzt 2003 erfolgten neuerliche umfassende Restaurierungen und Konservierungen Verputzung der Kapelle nach vormaliger Steinsichtigkeit des Aussenbaus unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten Literatur BearbeitenJohann Gottlob Horn Umbstandlicher Bericht von dem alten Osterlandischen Marggraffthum Landsberg Dresden und Leipzig 1725 Waldemar Giese Die Mark Landsberg bis zu Ihrem Ubergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291 in Thuringisch sachsische Zeitschrift fur Geschichte und Kunst 8 1918 S 1 54 105 157 Heinrich L Nickel Die Doppelkapelle zu Landsberg Berlin 1960 Rolf Kutscher Geschichte der Burg und Stadt Landsberg Teil I Landsberg 1961 Ders Geschichte Landsbergs 10 14 Jahrhundert Landsberg 1979 Gottfried Sehmsdorf Die Doppelkapelle in Landsberg bei Halle Grosse Baudenkmaler 450 Munchen Berlin 1993 Gunter George Doppelkapelle St Crucis Landsberg Halle 1993 Gottfried Sehmsdorf Die Zerstorung der Burg und Stadt Landsberg in Heimat Jahrbuch Saalkreis 12 2006 S 22 30 Claudia Trummer Fruher Backsteinbau in Sachsen und Sudbrandenburg Kultur und Lebensformen in Mittelalter und Neuzeit 4 Berlin 2011 Stefan Auert Watzik Henning Mertens Hrsg Peripherien sachsischer Geschichte Mitteldeutschland Seeburg und Landsberg als Herrschafts und Kulturraume der Ekkehardiner und Wettiner 936 1347 Beitrage zur Landsberger Regionalgeschichte 1 Landsberg 2011 ISBN 978 3 940744 43 2 Stefan Auert Watzik Henning Mertens Hrsg Zeiten und Wege Landsberg als historischer Vernetzungsort sachsischer Geschichte zwischen Mittelalter und Moderne Beitrage zur Landsberger Regionalgeschichte 2 Landsberg 2014 ISBN 978 3 00 047646 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Landsberg Sachsen Anhalt Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Eric Mertens Erde Scherben Steine Landsberg im Spiegel der Archaologie Ein Bericht In Stefan Auert Watzik Henning Mertens Hrsg Zeiten und Wege Landsberg als historischer Vernetzungsort sachsischer Geschichte zwischen Mittelalter und Moderne Beitrage zur Landsberger Regionalgeschichte 2 Landsberg 2014 S 49 90 Reinhard Schmitt Zur Baugeschichte der Doppelkapelle in Landsberg Saalekreis vom 12 bis zum spaten 19 Jahrhundert In Auert Watzik Mertens Hrsg 2014 S 91 128 Ernst Ullmann Die Reichsidee in der staufischen Kunst In Ders Von der Romanik bis zum Historismus Architektur Stil und Bedeutung Leipzig 1987 S 52 60 Reinhard Schmitt Zur Baugeschichte der Doppelkapelle in Landsberg Saalkreis In Burgen und Schlosser in Sachsen Anhalt 13 2004 S 54 80 Stefan Auert Watzik Fortuna Mord und Politik Geschichte und Vernetzung der Markgrafschaft Landsberg als terra incognita in der mitteldeutschen Historiografie In Ders Henning Mertens Hrsg Peripherien sachsischer Geschichte Mitteldeutschland Seeburg und Landsberg als Herrschafts und Kulturraume der Ekkehardiner und Wettiner 743 1347 Beitrage zur Landsberger Regionalgeschichte 1 Landsberg 2011 S 185 266 Claudia Trummer Backstein als Auszeichnung Ein Baumaterial als mogliches Zeichen der Herrschaft In Auert Watzik Mertens Hrsg 2014 S 129 148 Franz Jager Kurze Geschichte des Klarissenklosters zu Weissenfels In Weissenfels Geschichte der Stadt 1 Aufl Dossel 2010 S 243 254 Wolfgang Rose An der Grenze Teupitz und das markische Schenkenlandchen im Mittelalter und in der Fruhen Neuzeit In Auert Watzik Mertens Hrsg 2014 S 319 356 Winfried Schich Die wettinische Burg Landsberg und die brandenburgischen Stadte Alt und Neu Landsberg Ihre Geschichte und fruhe Funktion In Auert Watzik Mertens Hrsg 2014 S 11 48 Stefan Auert Watzik ein hochst schatzbares architectonisches Denkmal Die Landsberger Doppelkapelle als mittelalterliches Architekturdenkmal und sachsischer Erinnerungsort Deutungen und Zuschreibungen seit dem 17 Jahrhundert In Ders Mertens Hrsg 2014 S 149 204 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Landsberg Sachsen Anhalt amp oldid 235744226