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Ein Zentralbau ist ein Bauwerk dessen Hauptachsen gleich lang sind oder nur geringfugig differieren im Unterschied zu einem Langsbau etwa einer Basilika Mogliche Grundrisse eines Zentralbaus sind kreisformig Rotunde oval quadratisch kreuzformig sechseckig oktogonal auch nonagonal oder hoher polygonal Der obere Abschluss erfolgt freitragend oder mit Hilfe von einer oder mehreren Stutzen durch eine Decke ein Gewolbe oder eine Kuppel Er kann von einem Umgang umschlossen sein und oder sich zu Kapellen Nischen und Anraumen offnen Grundrisse von Zentralbauten 1 Rotunde 2 Griechisches Kreuz 3 Oktogon 4 Trikonchos Zum Vergleich 5 LangsbauEin seltsamer Bau ist die siebeneckige heptagonale Kirche Notre Dame de l Assomption in Rieux Minervois im sudfranzosischen Departement Aude in der Region Okzitanien Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsanwendung 2 Geschichtliche Entwicklung 3 Beispiele 4 LiteraturBegriffsanwendung BearbeitenDie Bezeichnung Zentralbau kann als gebaudekundlicher Terminus auf Gebaude unterschiedlicher Nutzung angewandt werden findet allerdings ublicherweise besonders bei der Typologie von Sakralbauten Verwendung insbesondere bei Kirchen und Moscheen Mausoleen z B das Taj Mahal in Agra Indien oder Kapitelhauser z B an der Kathedrale von Lincoln bilden Ubergange von der sakralen zur profanen Architektur in welcher Zentralbauten ebenfalls vertreten sein konnen Geschichtliche Entwicklung Bearbeiten Pantheon in Rom um 125 n Chr Die Zentralbauten sind vermutlich aus Grabbauten des Altertums hervorgegangen Fruhe Beispiele sind die zum Teil als Rundbauten errichteten Tempel der Antike z B das Pantheon Rom und der spatantike Konchenovalbau aus der Mitte des 4 Jahrhunderts n Chr von St Gereon Koln in Koln sowie die Hagia Sophia in Konstantinopel In der byzantinischen Architektur sind Zentralbauten in antiker Tradition ebenso verbreitet wie in der islamischen Architektur mit dem Felsendom aus der Umayyadenzeit als erstem bedeutenden Vertreter und besonders in der osmanischen Architektur wo sie fur die Moschee eine der kanonischen Bauformen darstellen In der abendlandischen Architektur in der Langsbauten vorherrschen sind sie dagegen verhaltnismassig selten und zumeist auf kleinere Dimensionen beschrankt Karl der Grosse knupfte mit dem Zentralbau des heutigen Aachener Doms der Pfalzkapelle seiner Aachener Pfalzanlage bewusst an spatantike Formen an namlich an die der Kirche San Vitale in Ravenna das im 5 Jahrhundert die letzte Hauptstadt des Westromischen Reichs war Dergestalt demonstriert Karl architektonisch die renovatio imperii und seinen Anspruch auf die Kaiserwurde Dieser Bau fand in der Romanik einige Nachahmer ansonsten blieben Zentralbauten beschrankt auf besondere Falle wie Grabkirchen Taufkirchen oder Nachbildungen des Heiligen Grabes etwa die unter Abt Eigil von Fulda errichtete von Hrabanus Maurus konzipierte Friedhofskirche St Michael zu Fulda von 822 Uber dem Konchenovalbau von St Gereon in Koln wurde zu Beginn des 13 Jahrhunderts ein Dekagon errichtet das den grossten freitragend uberwolbten Zentralbau des Mittelalters nordlich der Alpen darstellt Insbesondere in Italien haben Taufkirchen eine gewisse Tradition so in Florenz Pisa oder Parma Spater in der Gotik war der unfranzosische Zentralbau eine absolute Ausnahmeerscheinung etwa bei der Liebfrauenkirche in Trier oder die zwischen 1330 und 1370 errichtete spater barockisierte Kirche von Kloster Ettal In der byzantinischen Architektur spielte der Zentralbau besonders in Gestalt von Kreuzkuppelkirchen mit Trikonchos eine weitaus grossere Rolle Seltener waren die symmetrischen Tetrakonchen die jedoch in der fruhchristlichen armenischen Etschmiadsin Mastara und georgischen Architektur Dschwari am Anfang einer Entwicklung verschiedener Zentralbautypen standen Kompliziertere Anlagen besitzen sechs im Kreis angeordnete Konchen innerhalb eines Hexagons Gregorkirche von Ani 10 Jahrhundert oder bilden mit acht Konchen ein Oktogon Kathedrale des Gregor von Nazianz im 4 Jahrhundert in Zentralanatolien Zoravar und Irind im 7 Jahrhundert in Armenien Eine seltene Form sind die Strebenischenbau genannten Zentralbauten mit vier halbrunden Konchen die direkt miteinander verbunden sind und im Grundriss einen Vierpass ergeben Der bedeutendste armenische Strebenischenbau war die Kathedrale von Swartnoz aus dem 7 Jahrhundert der bedeutendste georgische die Rundkirche von Bana aus dem 10 Jahrhundert In der italienischen Renaissance trat mit dem Wiederaufleben des Kuppelbaus auch der Zentralbau starker in den Vordergrund Der Architekt Andrea Palladio setzte auch Profanbauten wie die beruhmte Villa Rotonda als streng symmetrischen Zentralbau um Auch im Sakralbau gab es einige neue Kirchenbauten die als Zentralbau angelegt waren jedoch forderte die zeitgenossische Liturgie eher die Form des Langbaus So wurde der Zentralbau meist mit einem Langhaus verbunden zum Beispiel beim Petersdom Rom Der ursprungliche Entwurf Bramantes von 1506 sah einen Zentralbau in Form eines griechischen Kreuzes vor Erst nach einer Plananderung Carlo Madernos wurde er in seiner heutigen basilikalen Form fertiggestellt Durch die Reformation gewann die Wortverkundigung die Predigt an Gewicht gegenuber dem einen der beiden evangelischen Sakramente dem Abendmahl Um eine bessere Horbarkeit zu erreichen wurde die Kanzel auf dem Hintergrund der fruhen reformatorischen Kirchenordnungen Wurttemberg Hessen und andere Landeskirchen moglichst weit in den Mittelpunkt der Gemeinde geruckt Predigtkirchen Querkirchen was spater in vereinzelten protestantischen Zentralbau Neubauten am besten moglich war Im 20 und 21 Jahrhundert entstanden und entstehen vereinzelt kirchliche Zentralbauten bei denen der Altar in der Mitte der kreisformig versammelten Gemeinde angelegt wurde so z B im neuen Entwurf fur den Umbau der St Hedwigs Kathedrale in Berlin oder in der vergleichsweise kleinen Kirche St Laurentius in Buchbach im Frankenwald Diese Tendenz ist grossenteils ausgelost durch Bestrebungen der Liturgischen Bewegung in der katholischen und der evangelischen Kirche sowie durch die Liturgiereform in der katholischen Kirche in Folge des 2 Vatikanischen Konzils Beispiele Bearbeiten Querschnitt des Pantheons in Rom Anfang des 2 Jh n Chr Grundriss des Pantheons Brescia Rotonda Grabmal des Theoderich Ravenna ab 520 Der Felsendom in Jerusalem ab 7 Jh Oktogon des Aachener Doms einstige Pfalzkapelle Karls des Grossen Ende 8 Jh Friedhofskapelle Chambon sur Lac Frankreich 10 und 12 Jh Ny kirke auf Bornholm 11 Jj St Martins Rotunde Prag ab 1080 Taufkapelle des Doms von Florenz ab 1060 Liebfrauenkirche in Trier ab 1230 Bramante Tempietto bei San Pietro in Montorio Rom ab 1502 Frauenkirche in Dresden ab 1726 Ludwigskirche in Darmstadt ab 1822 Frankfurter Paulskirche Blick in den Innenraum um 1830 Schinkel Nikolaikirche in Potsdam ab 1830 Kuppel ab 1842 Europaisches Haus der Andacht in Hofheim am Taunus ab 1960Weitere bedeutende Zentralbauten sind Markusdom in Venedig begonnen 976 Rotonda di San Lorenzo in Mantua Ende 11 Jahrhundert Der Plenarsaal des Hauses des Landtags in Nordrhein Westfalen 1988Literatur BearbeitenDenis Boniver Der Zentralraum Studien uber Wesen und Geschichte Stuttgart 1937 Wolfgang Gotz Zentralbau und Zentralbautendenz in der gotischen Architektur Berlin 1968 Matthias Untermann Der Zentralbau im Mittelalter Darmstadt 1989 Matthias Untermann Lioba Theis Zentralbau In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 9 LexMA Verlag Munchen 1998 ISBN 3 89659 909 7 Sp 537 541 Normdaten Sachbegriff GND 4190707 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentralbau amp oldid 227770281