www.wikidata.de-de.nina.az
40 3569 44 5231 Koordinaten 40 21 24 8 N 44 31 23 2 O Dieser Artikel behandelt die antike Rundkirche bei Jeghward in Armenien fur andere Bedeutungen siehe Zoravor Vom Fuss des Berges Ara Richtung Sudwesten in die Ebene Zoravar armenisch Զորավոր andere Umschriften Soravar Sorawor ist eine in der zweiten Halfte des 7 Jahrhunderts errichtete Rundkirche mit acht Konchen bei Jeghward in der zentralarmenischen Provinz Kotajk Die ausserhalb des Dorfes Zoravan Զորավան fruher Pokravan erhaltene Ruine gilt als fruhester oktogonaler Kirchenbau in Armenien Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architekturgeschichtliche Entwicklung 4 Bauform 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Ruine der Grabkapelle auf dem alten Friedhof wenig oberhalb der Kirche Zoravan liegt auf 1488 Metern Hohe in einer hugeligen Hochebene rund 22 Kilometer nordlich der Landeshauptstadt Jerewan und 3 Kilometer nordostlich der Kleinstadt Jeghward an der Regionalstrasse H4 Aus der als Weideland fur Rinder und Schafe und als bewassertes Ackerland genutzten Ebene von Jeghward erhebt sich im Norden der breite zerkluftete Vulkan Ara Arai lehr mit einer Hohe von 2575 Metern Die H4 fuhrt weiter nach Norden bis zur Einmundung in die Schnellstrasse zwischen Aschtarak und Aparan und umrundet dabei den Ara an seiner Ostflanke Die mit Gras und vereinzelten Buschen bewachsenen Hugel waren im Mittelalter bewaldet Die nachstgelegenen Reste von Eichen und Ahornwaldern finden sich am Nordhang des Ara und auf der Tegheniats Bergkette oberhalb des Dorfes Buzhakan In Zoravan lebten im Januar 2008 nach der amtlichen Statistik 1566 Einwohner 1 Die Gegend ist seit vorchristlicher Zeit besiedelt das Dorf geht jedoch uberwiegend auf Einwanderer des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts aus der Turkei zuruck Vor dem sudlichen Ortsrand fuhrt bei einem kleinen Friedhof eine Erdstrasse links nach oben und erreicht an zwei Abzweigungen links haltend knapp zwei Kilometer vom Dorf entfernt die Kirche die am Hang eines mit Steinen ubersaten Hugels liegt Etwa 100 Meter weiter nordwestlich auf der Hugelkuppe steht auf einem alten Friedhof eine einschiffige Grabkapelle die einst ein Tonnengewolbe besass das mit Steinplatten gedeckt war Die halbrunde Apsis und ein Teil des Daches blieben erhalten Einige Grabsteine und Bruchstucke von Chatschkaren in der Umgebung der Kapelle stammen aus fruhchristlicher Zeit Geschichte BearbeitenLaut dem Geschichtsschreiber Wartan Bardjerberdtsi im 13 Jahrhundert liess Furst Grigor Mamikonian die Kirche errichten Er war etwa von 661 bis 685 Statthalter von Armenien in einer unruhigen Zeit als das Konigreich bereits durch mehrere arabische Invasionen aufgelost worden war 640 eroberten arabische Truppen die Hauptstadt Dvin und richteten an der Bevolkerung ein Massaker an bei dem auch der Katholikos der Armenisch Apostolischen Kirche Ezr ums Leben kam 2 Unter fortwahrendem ausseren Druck spalteten sich die armenischen Adelsfamilien in Unterstutzer der Eroberer aus dem Suden und Anhanger der gegnerischen Byzantiner Es bildeten sich einzelne Fraktionen die mehrfach die Seiten wechselten 701 hatten die Araber Armenien formal annektiert 3 Eine Erklarung weshalb im 7 Jahrhundert kleine turmartige Rundkirchen gebaut wurden konnte sein dass diese bei Uberfallen besser zu verteidigen waren als langgestreckte Basiliken 4 Architekturgeschichtliche Entwicklung Bearbeiten nbsp Westseite mit EingangDie altesten erhaltenen armenischen Zentralbauten sind Anlagen mit vier Konchen die in den vier Himmelsrichtungen von einem quadratischen Raum ausgehen Den Zentralraum uberragt ein Tambour mit einer Kuppel und einem abschliessenden Kegel oder Pyramidendach Dabei werden mehrere Formen unterschieden Tambour und Kuppel ruhen auf vier freistehenden Pfeilern wie beim Neubau der am Anfang der armenischen Tetrakonchen stehenden Kathedrale von Etschmiadsin Etschmiadsin II um 485 Dieser Typ wurde ausser bei der Kathedrale von Bagaran 624 631 nicht weiterverfolgt 5 Zu einem zweiten Zentralbautyp gehoren Kreuzkuppelkirchen ohne Mittelpfeiler die als Kuppelquadrate mit Strebenischen bezeichnet werden und bei denen der Tambour von den vier inneren Wandecken getragen wird Diese entstanden im 7 Jahrhundert als kleine Trikonchen Muttergotteskirche in Talin oder als Monokonchen Lmbatavank Kamrawor Kirche von Aschtarak Bei letzteren stehen der halbrunden Konche des Altarraums im Osten drei rechteckige Seitenarme gegenuber Eine Variante mit einer vergrosserten Kuppel die auf den Seitenmitten der Aussenwande aufliegt und so den gesamten Innenraum uberspannt kommt vermutlich erstmals bei der Johanneskirche in Mastara Mitte 7 Jahrhundert vor Bei Erweiterungen dieser Grundrisse durch Eckraume seitlich des Altars liegen diese meist innerhalb einer geraden Aussenwand und ergeben einen teilummantelten Bau Vollstandig ummantelt wird ein Zentralbau dann wenn er Nebenraume in allen vier Ecken besitzt die innerhalb eines rechteckigen Baukorpers liegen Der alteste Vertreter dieses Typs ist die Kathedrale von Awan die in das Ende des 6 Jahrhunderts datiert wird Am Awan entsprechenden Ausgangspunkt der georgischen Architektur steht die Klosterkirche von Dschwari 586 605 6 Neben den Kuppelquadraten mit vier Ecknischen kategorisierte Josef Strzygowski 1918 auch die reinen Strebenischenbauten als strahlenformige Kuppelbauten 6 Den Ursprung dieses dritten Bautyps stellt vermutlich die Kathedrale von Swartnoz dar die ublicherweise in die Mitte des 7 Jahrhunderts datiert wird Die Kuppel des inneren Baukorpers ruht hierbei auf einem uber vier Wandpfeiler gespannten Quadrat von Gurtbogen Den auf die Pfeiler abgeleiteten Schub fangen die zu einem Vierpass zusammengestellten halbrunden Konchen auf Anstelle massiv gemauerter Konchenwande besass die Kathedrale von Swartnoz an drei Seiten im Halbkreis aufgestellte Saulenarkaden die fur viel Licht im Innern sorgen aber zugleich die Konstruktion instabil machen Daher war zur statischen Absicherung ein ausserer Mauerring erforderlich der im Erdgeschoss einen Umgang um den Zentralraum bildete Spatere Nachahmungen sind unter anderem die Kathedrale von Bana um 900 in der Ostturkei und die Gregorkirche des Gagik in Ani Ende 10 Jahrhundert an der turkisch armenischen Grenze 7 Als gedachte Weiterentwicklung der Kathedrale von Swartnoz konnen die polygonalen Grundrisse mit sechs oder acht Apsiden verstanden werden Eine chronologische Entstehung nach zunehmender Apsidenzahl kann jedoch nicht belegt werden sofern uberhaupt verlassliche Datierungen vorliegen Bei den auf syrische nordmesopotamische und byzantinische Vorbilder zuruckgehenden strahlenformigen Kuppelkirchen in Armenien kommen zur selben Zeit erbaute Anlagen mit vier sechs und acht Konchen vor 8 Der alteste polygonale Konchenbau in Armenien ist die Zoravar Kirche mit acht Konchen die eine nahezu ideale Kreisform bildet die sich ohne ausseren Umgang stabilisiert Die ebenfalls oktogonale Kirche von Irind Ende 7 oder 10 Jahrhundert weicht von dieser klaren Form ab Dort ist die Westseite als rechteckiger Eingangsraum ausgestaltet und die sieben verbliebenen Konchen werden durch zwei ostliche Nebenraume erganzt 9 Zoravar und Irind sind die beiden einzigen Achtkonchenanlagen des 7 Jahrhunderts in Armenien Daneben ist seit 1976 noch eine Kirche mit sechs Konchen beim Dorf Aragads Aragats Aragac am Achurjan Fluss 40 Kilometer sudostlich Ani an der turkischen Grenze bekannt die Ende 6 oder Anfang 7 Jahrhundert erbaut worden sein durfte 10 Auf ihr Vorbild geht vermutlich die hexagonale Kirche in der Zitadelle von Ani zuruck die inschriftlich 1026 datiert ist 11 Die Gregorkirche Surb Grigor von Ani Ende 10 Jahrhundert besitzt ebenfalls sechs Konchen In das Jahr 1036 datiert ist die dortige Erloserkirche mit acht Konchen Ab der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts wurden auch in Georgien Zentralbauten mit sechs Konchen errichtet Einen symmetrischen oktogonalen Grundriss mit acht eingeschriebenen Konchen besass die heute zerstorte Kirche von Varzahan nahe der nordostturkischen Stadt Bayburt die nur grob in das 10 oder 11 Jahrhundert datiert werden kann 12 Bauform Bearbeiten nbsp Sudseite Den herausragenden Betonarmierungseisen nach zu urteilen war eine weitere Rekonstruktion vorgesehen Die kreisformige Aussenwand um die acht halbkreisformigen Konchen ist durch breite Dreiecksnischen zwischen den Konchen gegliedert so dass sich ein 18 seitiges Polygon ergibt Die oben trichterformig geschlossenen Dreiecksnischen die auch als Gestaltungselemente von Basiliken vorkommen sind sehr wahrscheinlich armenischen Ursprungs 13 Die Konchen schliessen aussen mittig mit geraden Wandflachen ab nur die breitere Konche an der Ostseite ist aussen pentagonal geformt und ragt etwa uber die Kreislinie hinaus Das Gebaude wird durch einen zweistufigen Sockel erhoht Die in den Raum ragenden Trennwande der Konchen enden an Halbsaulen mit wurfelformigen Kapitellen die eine umlaufende Bogenreihe tragen Sie bildet die Grundkonstruktion von der Pendentifs in den Ecken zum innen runden und aussen zwolfeckigen Tambour uberleiten Ein ehemals vorhandenes mit Steinplatten gedecktes Pyramidendach kann nur vermutet werden Der Bauschmuck ist sparsamer als in Irind Die Kanten der Tambourwande werden durch Rundstabe hervorgehoben Uber den schmalen Rundbogenfenstern in jeder Konchenwand verlaufen hufeisenformige Friese die mit verschiedenen Arten von Weinranken Blattgirlanden mit Palmetten oder Granatapfeln und geometrischen Formen verziert sind Die Kehle des vorkragenden Kranzgesimses am Hauptbau ist mit einem Korbgeflecht reliefiert das nicht wieder rekonstruierte Gesims am Tambour zeigte Weinranken Nach Putzresten zu urteilen mussen die Innenwande einst bemalt gewesen sein Der Eingang befindet sich im Westen Dort hatte man vermutlich bei einer Restaurierung Anfang des 14 Jahrhunderts einen heute fehlenden Gawit angebaut dessen Eingangsseite wie in Mughni aus drei grossen Arkaden bestand 14 1947 wurde der bis dahin einzig erhaltene nordliche Teil des Gebaudes statisch gesichert In den 1970er Jahren fanden weitere Restaurierungsmassnahmen statt so dass heute der Hauptbau nahezu vollstandig rekonstruiert ist Vom Tambour steht etwa ein Viertel der Wand an der Nordseite 15 Literatur BearbeitenBurchard Brentjes Stepan Mnazakanjan Nona Stepanjan Kunst des Mittelalters in Armenien Union Verlag VOB Berlin 1981 Jean Michel Thierry Armenische Kunst Herder Freiburg B 1988 S 596 ISBN 3 451 21141 6Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zoravar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rick Ney Kotaik marz Tour Armenia 2006 S 38 Zoravar Armenian Studies ProgramEinzelnachweise Bearbeiten RA Kotayk Marz armstat am 2012 S 246 Christina Maranci Byzantium through Armenian Eyes Cultural Appropriation and the Church of Zuart noc In Gesta Vol 40 No 2 2001 S 105 124 hier S 107 Simon Payaslian The History of Armenia From the Origins to the Present Palgrave Macmillan New York 2007 S 47 Rick Ney S 38 Jean Michel Thierry S 69 Josef Strzygowski Die Baukunst der Armenier und Europa Band 1 Kunstverlag Anton Schroll Wien 1918 S 72 online bei Internet Archive Jean Michel Thierry S 72f Christina Maranci Medieval Armenian Architecture Construction of Race and Nation Hebrew University Armenian Studies 2 Peeters Leuven u a 2001 S 107 109 Stepan Mnazakanjan Architektur In Burchard Brentjes u a S 69 Jean Michel Thierry S 77 The Hexagonal Church in the Ani Citadel Virtual Ani Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry S 502 505 509 Armen Zarian Im Zeichen des Kreuzes Architektur der Armenier In Armenien Wiederentdeckung einer alten Kulturlandschaft Ausstellungskatalog Museum Bochum 1995 S 122 Jean Michel Thierry S 323 Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry S 596 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zoravar amp oldid 239072287