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Bagaran armenisch Բագարան Gotterort turkisch Pakran modernes Dorf Kilittasi ist eine historische armenische Stadt und Festung die Ende des 3 Jahrhunderts v Chr als heiliger Ort zur Verehrung altarmenischer Gotter gegrundet wurde und im 9 Jahrhundert kurzzeitig die Hauptstadt der Bagratiden war Das Ruinenfeld liegt in der ostturkischen Provinz Kars an der durch den Fluss Achurjan gebildeten Landesgrenze zu Armenien Das kunstgeschichtlich bedeutendste Gebaude Bagarans ist die 624 631 datierte Kathedrale Theodoros Kirche auch Johanneskirche ein einzigartiger Zentralbau mit vier frei stehenden Mittelpfeilern dessen im 19 Jahrhundert noch vorhandene Ruine wie der gesamte Ort fast vollig zerstort ist Theodoros Kirche vor 1923Ein Dorf am ostlichen Flussufer in der armenischen Provinz Armawir erhielt 1968 den Namen Bagaran Viele seiner Einwohner stammen von der turkischen Seite Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Erforschung der historischen Stadt 4 Theodoros Kirche 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten40 2 43 65 Koordinaten 40 12 0 N 43 39 0 O nbsp nbsp Bagaran Der historische Ort lag nahe der Einmundung des im aussersten Nordwesten Armeniens entspringenden Achurjan Akhurian turkisch Arpacay in den Aras der in sudostlicher Richtung weiterfliesst und zusammen mit dem Achurjan die Grenze beider Lander bildet Innerhalb der Turkei trennt der Aras in diesem Bereich die Provinzen Kars im Norden und Igdir im Suden Das Ruinenfeld des historischen Bagaran befindet sich wenig nordlich oberhalb des kurdischen Dorfes Kilittasi auf einem nach allen Seiten steil abfallenden Felsplateau uber dem Ufer des Achurjan etwa funf Kilometer nordwestlich des gleichnamigen armenischen Dorfes Ein Weg am steilen Sudhang stellte den einzigen Zugang zur Stadt dar 1 Etwa zwei bis drei Kilometer nordlich des historischen Ortes stand die Kathedrale von Mren die mit weiteren Kirchen zum Umfeld der mittelalterlichen armenischen Hauptstadt Ani 34 Kilometer nordlich gehorte Kilittasi ist von der Fernstrasse 70 halbwegs zwischen Digor und Igdir erreichbar Die Zufahrtsstrasse beginnt 5 5 Kilometer sudlich des Abzweigs nach Karabag wo sich die Kathedrale von Mren befand Der Zugang zu beiden Ruinenstatten ist beschrankt 2 Bagaran ist nicht identisch mit dem Ort Bagavan Bagawan Bagaran weiter sudlich bei Diyadin in der Provinz Agri dessen 46 Meter lange Johanneskirche 631 639 im Jahr 1916 zerstort wurde 3 Das armenische Dorf Bagaran mit 652 Einwohnern bei der Volkszahlung von 2001 4 hiess bis 1935 Haji Bairam und bis 1968 Bakhchalar Es liegt in einer weiten Flussbiegung unmittelbar am Zusammenfluss von Aras und Achurjan auf einer Hohe von 1200 Metern In Hor und Sichtweite auf der anderen Seite des Achurjan liegt das turkische Dorf Halimjan Die Schnellstrasse M5 verbindet Jerewan in westlicher Richtung mit Etschmiadsin und Armawir Ihre Verlangerung fuhrt zum Aras und am Fluss entlang aufwarts zum Dorf Jerwandaschat und nach weiteren vier Kilometern nach Bagaran Von Norden ist Bagaran von Talin uber Karakert auf der M9 zu erreichen Zwischen Jerwandaschat und Bagaran lag auf einer Hugelkuppe uber dem Flussufer die antike Stadt Jerwandaschat Eruandaschat Yervandashat die um 200 v Chr von Orontes II armenisch Jerwand Eruand dem letzten Herrscher der Orontiden gegrundet wurde und kurzzeitig die Hauptstadt Armeniens war 5 In der sozialistischen Zeit befand sich Bagaran in einem grenznahen Sperrgebiet Um 2008 wurden die Reisebeschrankungen aufgehoben 6 Einige Felder in der Nahe des Dorfes gehoren zu einer neutralen Zone an der Grenze Bauern die ihre Felder dort bestellen wollen benotigen einen Passierschein 7 Geschichte BearbeitenBagaran war neben Armawir bei der gleichnamigen heutigen Stadt Jerwandaschat Artaxata Dvin und Ani einer der sechs mittelalterlichen Hauptstadte Armeniens Die Grundung des Ortes geht auf Orontes II Jerwand zuruck der von 212 bis 200 v Chr regierte Seit mindestens 400 v Chr diente der aus dem Iran stammenden armenischen Dynastie der Orontiden Armawir als Hauptstadt Orontiden lautet die Umschrift aus dem Griechischen Jerwandiden Eurandiden aus dem Armenischen Der Name ist von avestisch auruuant mittelpersisch arwand machtig Held abgeleitet 8 Nach Armawir regierten sie von Jerwandaschat von wo aus sie Bagaran grundeten und zu ihren religiosen Zentrum machten Der altarmenische Ortsname ist aus bagin Altar und aran Platz Ort zusammengesetzt vgl Bagavan mit Suffix awan Ort Die Gotterfiguren wurden von dem zuvor heiligen Ort Armawir nach Bagaran gebracht und dort auf dem Altar aufgestellt 9 Der Geschichtsschreiber Moses von Choren erwahnt im 5 Jahrhundert die Statuen von Anahit Muttergottin Schutzpatronin verwandt mit der zoroastrischen Anahita und Tir Orakelgott Gott der Weisheit und Schrift 10 Orontes ernannte seinen Bruder Eruaz zum Hohepriester und liess einen heiligen Wald armenisch t sendots antar neu geborener Wald anlegen Bagaran wurde unter seiner Herrschaft die heilige Stadt der Orontiden Im heiligen Wald fanden Rituale statt und die Priester sollen anhand von Blatterrauschen Wahrsagung betrieben haben Aufgegeben wurde Armawir unter anderem weil der Aras sein Flussbett funf Kilometer nach Suden verlagert hatte und es zu Problemen mit der Wasserversorgung gekommen war Die Verlagerung der Hauptstadt nach Jerwandaschat geschah laut Simon Payaslian vermutlich wegen einer politisch unsicheren Lage da sich mehrere Adelsfamilien um die Macht stritten Indem Orontes II den Tempelort in Bagaran raumlich getrennt vom Herrschersitz Jerwandaschat anlegen liess wollte er demnach vorsorglich verhindern dass die Pilgermassen sich zu einem Aufstand gegen ihn entschliessen konnten Unter Orontes II ahnelte die Verwaltung dem griechischen Vorbild und Griechisch wurde als Hofsprache eingefuhrt Mit Artaxias I reg 189 161 v Chr kam im Jahr 189 v Chr die Dynastie der Artaxiden an die Macht Artaxias und Zariadris der um 200 v Chr in der Sophene regierte nutzten mit Unterstutzung durch den seleukidischen Konig Antiochos III reg 223 187 die von internen Streitereien ruhrende Schwache der Orontiden aus Die angreifenden Truppen von Artaxias ruckten von der Nordkuste des Sewansees vor und trafen in einiger Entfernung von Jerwandaschat auf Orontes Einheiten denen sie grosse Verluste beibrachten Der Konig floh in seine Hauptstadt gefolgt von den Angreifern Bei der Ersturmung der Stadt wurde Orontes von einem der Soldaten erstochen Artaxias wandte sich anschliessend mit seinen Truppen gegen Bagaran den letzten Stutzpunkt der Orontiden In Bagaran toteten sie Eruaz den Bruder des Konigs Fur seine Verdienste wahrend der Gefechte ubergab Artaxias die Verwaltung von Bagaran an Smbat einen seiner Generale 11 Laut der Geschichtschronik von Vardan Arewelcʿi im 13 Jahrhundert ubernahm Artaxias in seinem 21 Lebensjahr die Herrschaft und liess die neue Hauptstadt Artaxata flussabwarts am Aras beim Kloster Chor Virap errichten Dorthin brachte man Gefangene aus allen Gegenden des Reiches und uberfuhrte die religiosen Kultobjekte von Bagaran 12 Das Reich der Artaxiden erstreckte sich in seiner Blutezeit nach dem Tod des seleukidischen Konigs 187 v Chr im Suden und Westen uber Grossarmenien hinaus Bagaran blieb weiterhin ein bedeutendes Kultzentrum der altarmenisch zoroastrischen Gotter bis zur Christianisierung Anfang des 4 Jahrhunderts Auf einen 325 n Chr verstorbenen Fursten namens Kamsar geht die armenische Dynastie Kamsakaran zuruck die nach dem Niedergang der Arsakiden als einer deren Zweige zu einer Regionalmacht aufstieg Konig Trdat III reg 298 um 330 ubergab ihnen Jerewandaschat das sie zur Hauptstadt der von ihnen beherrschten Region Arscharunik grosser als die heutige Provinz Armawir erklarten Wahrend des Machtkampfs zwischen den Byzantinern und Sassaniden gelang es den Kamsarakan wegen der geografischen Randlage ihres Gebietes von beiden Grossmachten weitgehend unbehelligt zu bleiben Dennoch nahmen die Kamsarakan 451 und 482 484 auf byzantinischer Seite an Aufstanden gegen die Sassaniden teil 771 772 erhoben sie sich vergeblich gegen die Araber Nach dieser Niederlage verloren sie ihre Macht an die Bagratiden 13 Die Kamsakaran sind als bedeutende Bauherren in die Geschichte eingegangen Neben der Theodoros Kirche von Bagaran liessen sie unter anderem im 7 Jahrhundert die grosse Kathedrale und eine kleinere Muttergotteskirche Surb Astvatsatsin in Talin errichten Ein Klostervorsteher von Bagaran namens Samot nahm einer Quelle zufolge 607 bei der Amtseinfuhrung des Katholikos Abraham I in Dvin teil 14 Unter den nachfolgenden Bagratiden 884 1045 war Bagaran anfangs fur kurze Zeit die Hauptstadt bevor Aschots Nachfolger Smbat I reg 890 892 914 die Residenz bei seinem Regierungsantritt nach Schirakawan verlegte und schliesslich 961 Ani die bedeutendste Hauptstadt der armenischen Bagratiden wurde Bagaran blieb ein bluhender Handelsposten auf dem Weg von Ani nach Westen Aschot Msaker Aschot der Fleischesser reg 809 826 827 liess einen Familienpalast und ein Mausoleum innerhalb der ummauerten Stadt erbauen Die Stadt der altarmenischen Gotter wurde zum Begrabnisort mehrerer Adligen Nacharare der Bagratiden unter ihnen Konig Aschot I reg 884 890 15 Die spatere Grabstatte der Bagratiden war das Kloster Horomos nordostlich von Ani 1048 wurde Bagaran bei einem Angriff der Seldschuken beschadigt Ab der Mitte des 11 Jahrhunderts verloren die meisten armenischen Gebiete ihre Unabhangigkeit und kamen unter byzantinische Verwaltung 16 1236 wurde Bagaran wie ganz Armenien von den Mongolen erobert 1394 zerstorte die Armee Timur Lenks den Ort vollstandig Bagaran verlor seine Bedeutung und war vermutlich bei der osmanischen Eroberung des Gebiets um 1579 bereits verschwunden Ein Besucher fand 1838 die Gebaude und Umfassungsmauern schwer beschadigt 17 Anfang des 20 Jahrhunderts lag hier noch ein garten und fruchtreiches armenisches Dorf 18 mit etwa 800 Einwohnern Nach dem Ende der kurzzeitig existierenden Demokratischen Republik Armenien eroberten Ende 1920 turkische Truppen wahrend des Turkisch Armenischen Krieges das Gebiet und die verbliebenen Armenier waren zur Flucht auf die ostliche Seite des Flusses gezwungen Erforschung der historischen Stadt BearbeitenZum historischen Bagaran gehorten bis Anfang des 20 Jahrhunderts Reste der Umfassungsmauern eines von Aschot I gebauten Palastes und von sonstigen Wohngebauden Ausser der Theodoros Kirche im Suden der Stadt gab es die Georgskirche im Norden und zwei weitere Kirchen An die Sudseite der Georgskirche war eine kleine Kapelle und an die Westseite war ein Gawit angebaut Die kleine St Schuschan Kirche Surb Schuschan 19 auch Theodorkirche wurde 914 918 von Furst Aschot errichtet Ihre Reste liegen auf armenischer Seite Die Sechs Konchen Anlage folgt dem Grundriss der grossen Kirche von Aragads Aragats Aragac 40 Kilometer sudostlich von Ani am Fluss Achurjan vom Anfang des 7 Jahrhunderts 20 Die Grabstatte der Bagratiden befand sich neben der Theodoros Kirche Von dieser waren bis zu ihrer Zerstorung um 1920 die Wande des Erdgeschosses weitgehend intakt das Obergeschoss war teilweise erhalten und die Kuppel fehlte 21 Seit Ende des Ersten Weltkrieges konnte mit der Eroberung des Gebiets durch turkische Truppen Bagaran nicht mehr besucht werden Die Kenntnis der haufig fur Stilvergleiche herangezogenen Theodoros Kirche stammen aus Beschreibungen und Fotografien vom Ende des 19 Jahrhunderts und aus den ersten Jahren des 20 Jahrhunderts Der georgisch russische Sprachwissenschaftler Nikolai Marr unternahm 1892 1893 und zwischen 1904 und 1917 archaologische Grabungen in Ani und den umliegenden Orten Er ubersetzte und kommentierte zahlreiche Bauinschriften Sein Schuler Joseph Orbeli publizierte 1913 und 1917 zwei Aufsatze 22 zu den Inschriften von Bagaran Hierauf beruhen die architekturgeschichtlichen Einordnungen die Josef Strzygowski 1918 veroffentlichte 23 Er traf laut seinem Tagebuch bei seiner dreiwochigen Rundreise durch Armenien am 1 Oktober 1913 zu einem kurzen Besuch in Bagaran ein 24 Die langste Inschrift in erkat agir altarmenische Eisenschrift von erkat Eisen und gir Schrift fuhrte nach Orbelis Angaben aussen um das gesamte Kirchengebaude Sie begann an der Nordseite der Westkonche und verlief gegen den Uhrzeigersinn in einer Linie entlang der obersten Mauerreihe bis zur Nordkonche Unklar ist weshalb an manchen Wandbereichen die Schrift zweizeilig war Der Inhalt des ersten Teils der Schrift scheint chronologisch zu sein Genannt werden der Auftraggeber But Arueghean und seine Frau Annay die nachdem ihr Ehemann ermordet wurde sein Werk fortsetzte Der zweite undatierte Teil konnte spater auf Annays Anweisung erganzt worden sein die sich moglicherweise durch die unten angesetzten Zeilen den Schutz Gottes fur sich und ihre Nachkommen erbat 25 Nach der gangigen Lehrmeinung die sich auf die Interpretation dieser Inschrift beruft wurde die Theodoros Kirche zwischen 624 und 631 errichtet Der georgische Kunsthistoriker Georgi Tschubinaschwili war ein vehementer Kritiker von Strzygowskis Fruhdatierungen der armenischen Kirchen und verwies auf Orbelis Ansicht dass die erste Inschrift auch wesentlich spater als im 7 Jahrhundert angebracht worden sein konnte 26 Theodoros Kirche BearbeitenDie altesten erhaltenen armenischen Zentralbauten sind Anlagen mit vier Konchen die in den vier Himmelsrichtungen von einem quadratischen Baukorper ausgehen Dieser wird von einer Kuppel mit einem dazwischen geschalteten Tambour uberdeckt Die zentrale Kuppel wurde zu einem charakteristischen Merkmal der armenischen wie der georgischen Architektur wobei auch mehrere fruhchristliche Basiliken bei einem Umbau in fruhchristlicher Zeit statisch umgerustet wurden damit sie eine Kuppel tragen konnten Hierzu war es erforderlich zwei Pfeiler in jeder Pfeilerreihe einer dreischiffigen Basilika zu verstarken um uber dieser Vierung ein durch Gurtbogen gebildetes Quadrat als Auflage fur Tambour und Kuppel zu bilden Eine solche Entwicklung durchlief moglicherweise die Tekor Basilika deren vorhandenes basilikales Kirchenschiff in den 480er Jahren eine der altesten armenischen Steinkuppeln erhalten haben konnte 27 Nach anderer Auffassung war die Tekor Basilika von Anfang an als Kuppelbau geplant 28 Eine eindeutig durch einen Umbau Anfang des 7 Jahrhunderts entstandene Kuppelbasilika war die zweite Kathedrale von Dvin Hiervon abgeleitet entstand in der zweiten Halfte des 7 Jahrhunderts die von Anfang an als Kuppelbasilika geplante Kathedrale von Talin Eine Variante hiervon sind die Kuppelhallen von Ptghni und Arutsch sowie die Hauptkirche des Klosters Marmaschen Bei diesen tragen anstelle der vier Pfeiler Wandvorlagen die Last der Kuppel Gegenuber den Kuppelbasiliken sind Zentralbauten mit vier freistehenden Mittelpfeilern zu denen die Theodoros Kirche Kathedrale von Bagaran gehorte selten Zwei weiter verbreitete Typen von Zentralbauten sind Kreuzkuppelkirchen ohne Mittelpfeiler bei denen der Tambour von den vier inneren Wandecken getragen wurde etwa die Kamrawor Kirche von Aschtarak und Lmbatavank sowie quadratische Bauten deren Kuppel auf den Wandmitten aufliegt wie die Johanneskirche von Mastara Alle stammen aus dem 7 Jahrhundert Als Ausgangspunkt fur die Theodoros Kirche gilt die um 485 errichtete Kathedrale von Etschmiadsin Etschmiadsin II Vier aus dem Wandmitten des quadratischen zentralen Baus ragende Konchen ubernehmen in Etschmiadsin die seitlichen Schubkrafte die von der auf vier Pfeiler ruhenden Kuppel ausgehen Eine solche Konstruktion wurde nur ein einziges Mal bei der Kirche von Bagaran wiederholt Dafur wurde im 7 Jahrhundert das als goldenes Zeitalter der armenischen Architektur bezeichnet wird mit einer Vielzahl bis dahin unbekannter Formen experimentiert die neben der Spaltung in Glaubensfragen auch architektonisch als Trennung von der byzantinischen Kirche zu verstehen sind 29 Der wohl bedeutendste Zentralbau aus dieser Zeit war die Kathedrale von Swartnoz deren vier zentrale Pfeiler zur Stabilisierung durch halbrunde Saulenstellungen miteinander verbunden waren und so im Grundplan einen Vierpass bildeten Diese Anordnung reichte jedoch nicht um die Schubkrafte der immensen Kuppel aufzufangen sodass der Kernbau durch einen ausseren kreisrunden Umgang erweitert wurde Im Unterschied zu Bagaran wurde Swartnoz einige Male nachgeahmt bis zur Rundkirche von Bana im 10 Jahrhundert 30 Wahrend Etschmiadsin im Grundriss Bagaran vorwegnimmt jedoch bis auf den aufgesetzten Tambour eingeschossig ist entspricht der dreigeschossig in Rucksprungen steil aufragende Bau von Swartnoz der ebenfalls hohen dreigeschossigen Theodoros Kirche Das Erdgeschoss der Theodoros Kirche besass eine quadratische Grundflache von etwa 14 14 Metern aus der vier gleich grosse innen kreisrunde und aussen polygonale Konchen herausragten Eine halbkugelformige Decke schloss die Konchen Die beiden Eingange befanden sich in der Sud und der Westkonche An der Ostwand waren zu beiden Seiten der Altarapsis Nebenraume mit hufeisenformigen Apsiden angebaut die vom Hauptraum betreten wurden Daruber sass ein kreuzformiges Obergeschoss uber dem sich zuruckgesetzt in der Mitte der Tambour und das Pyramidendach der Kuppel erhoben Die Aussenhohe ohne Tambour betrug etwas uber 15 Meter Die Verbindung zwischen dem mittleren Kuppelquadrat und dem Quadrat der Aussenwande erfolgte durch Tonnengewolbe In dieser dreigestuften Hohengliederung war die Theodoros Kirche Vorbild fur die wenige Jahre spater errichtete Kathedrale von Swartnoz 31 Die Theodoros Kirche von Bagaran spielt in Strzygowskis Theorie von der Entwicklung des armenischen Zentralkuppelbaus eine wesentliche Rolle Seiner Ansicht nach wurden diese Zentralbauten bereits im fruhen 4 Jahrhundert gleichzeitig in Armenien und im Iran wie in Bagaran zu sehen um vier frei stehende Pfeiler unter der Kuppel erganzt woraus sich spater im Grundriss immer kompliziertere Strebenischenbauten mit zusatzlichen Eckraumen entwickelt hatten Demnach seien auf den Mastara Typ Bauten des komplexeren Awan Hripsime Typs mit zusatzlichen Eckraumen gefolgt Tatsachlich ist bei diesen Kirchen des 7 Jahrhunderts keine zeitliche Abfolge erkennbar weshalb heute von einer parallelen Entwicklung ausgegangen wird Ausserdem ist uber armenische Zentralbauten aus dem 4 Jahrhundert nichts bekannt Kirchengeschichtlich falsch war Strzygowskis Annahme weil er die Entwicklung dieses christlichen Sakralbautyps in Armenien fruher als die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion im Romischen Reich 313 datierte 32 Am Entwicklungsbeginn der Zentralkuppelkirchen im christlichen Osten standen vermutlich zentralasiatische und iranische Kuppelbauten die um Apsiden erweitert wurden und vorrangig in derselben Funktion wie die heidnischen Vorbilder als Mausoleen oder Gedachtnisorte gedient haben 33 Im Iran gerieten bei dieser Frage die in sassanidischer und arabischer Zeit errichteten Tschahar Taq cahar ṭaq vier Bogen ins Blickfeld von einer hohen Kuppel uberwolbte quadratische Raume die zumindest zu einem Teil als Feuertempel dienten 34 Zoroastrische Feuertempel wurden wahrend der sassanidischen Oberherrschaft auch in Armenien errichtet nur scheinen die uberkuppelten und zugleich von Wanden umschlossenen Feuertempel wie sie sich Strzygowski idealisiert vorstellte die Ausnahme gewesen zu sein 35 Nach der armenischen Uberlieferung liegt dem von einer Kuppel uberwolbten und in die Hohe strebenden Zentrum der Kirchen eine Vision des heiligen Gregor zugrunde der Anfang des 4 Jahrhunderts aus Kappadokien kam und das Christentum in Armenien einfuhrte Literatur BearbeitenBurchard Brentjes Stepan Mnazakanjan Nona Stepanjan Kunst des Mittelalters in Armenien Union Verlag VOB Berlin 1981 Christina Maranci Medieval Armenian Architecture Construction of Race and Nation Hebrew University Armenian Studies 2 Peeters Leuven u a 2001 ISBN 978 9042909397 Simon Payaslian The History of Armenia From the Origins to the Present Palgrave Macmillan New York 2007 ISBN 978 1403974679 Annegret Plontke Luning Fruhchristliche Architektur in Kaukasien Die Entwicklung des christlichen Sakralbaus in Lazika Iberien Armenien Albanien und den Grenzregionen vom 4 bis zum 7 Jh Osterreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse 359 Band Veroffentlichungen zur Byzanzforschung Band 13 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2007 beiliegende CD ROM Katalog der erhaltenen Kirchenbauten S 76 78 ISBN 978 3700136828 Josef Strzygowski Die Baukunst der Armenier und Europa Band 1 Kunstverlag Anton Schroll Wien 1918 S 95 98 277f online bei Internet Archive Jean Michel Thierry Armenische Kunst Herder Freiburg B 1988 ISBN 3 451 21141 6Weblinks BearbeitenBagaran Encyclopaedia Iranica Rick Ney Armavir Tour Armenia 2008 S 89f Bagaran Church of St John the Baptist Princeton University Grundriss und Foto der Kirche rbedrosian com Memento vom 28 September 2013 im Internet Archive links Foto von innen Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Alexander Sinclair Eastern Turkey An Architectural and Archaeological Survey Band I The Pindar Press London 1987 ISBN 978 0907132325 S 422f Armenien Mren Karabag Kieler Bilddatenbank Naher Osten Christian Albrechts Universitat zu Kiel 2004 Jean Michel Thierry S 74 RA 2001 Population and Housing Census Results armstat am S 63 Eruandasat Encyclopaedia Iranica Tatul Hakobyan After years of isolation the ancient capitals of Yervandashat and Bagaran are now open to visitors Memento vom 22 Dezember 2010 im Internet Archive The Armenian Reporter 11 April 2009 S 16 Arevik Badalyan People in Bagaran village are used to living next to border keepers and Turkey 15 August 2010 Nina G Garsoian Armeno Iranian relations in the pre Islamic period Encyclopaedia Iranica Heinrich Gelzer August Burckhard Ubers Des Stephanos von Taron armenische Geschichte Scriptores sacri et profani B G Teubner Leipzig 1907 S 33 online bei Internet Archive K Ishkol Kerovpian Mythologie der vorchristlichen Armenier In Hans Wilhelm Haussig Carsten Colpe Hrsg Gotter und Mythen der kaukasischen und iranischen Volker Worterbuch der Mythologie Abteilung 1 Die alten Kulturvolker Band 4 Klett Cotta Stuttgart 1986 ISBN 3 12 909840 2 S 139 Simon Payaslian S 12f Robert W Thomson The Historical Compilation of Vardan Arewelcʿi In Dumbarton Oaks Papers 43 1989 S 125 226 hier S 160 Kamsarakan Encyclopaedia Iranica Josef Strzygowski S 277 Vahan M Kurkjian A History of Armenia Armenian General Benevolent Union of America New York 1958 Neuausgabe Indo European Publishing Los Angeles 2014 ISBN 978 1 60444 771 2 S 153 Bagratids Encyclopaedia Iranica Thomas Alexander Sinclair Eastern Turkey An Architectural and Archaeological Survey Band I The Pindar Press London 1987 S 423 Josef Strzygowski S 278 Armenian church of Surb Shushan at Bagaran survived from turkish bullets Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive panoramio com Foto Jean Michel Thierry S 75 175 Josef Strzygowski S 28 Abb 27 Joseph Orbeli Die Bagaran Inschrift aus dem Jahre 639 und andere armenische Stifterinschriften des 7 Jahrhunderts russisch St Petersburg 1913 und Die Kirche von Bagaran und ihre Inschriften russisch Petrograd 1917 Ulrich Bock Armenische Baukunst Geschichte und Problematik ihrer Erforschung 25 Veroffentlichung der Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universitat zu Koln Koln 1983 S 133 Anm 539 auf S 260 Christina Maranci S 81 Timothy Greenwood A Corpus of Early Medieval Armenian Inscriptions In Dumbarton Oaks Papers 58 2004 S 27 91 hier S 30f Georg Tschubinaschwili Die christliche Kunst im Kaukasus und ihr Verhaltnis zur allgemeinen Kunstgeschichte Eine kritische Wurdigung von Josef Strzygowskis Die Baukunst der Armenier und Europa In G Biermann Hrsg Monatshefte fur Kunstwissenschaft Klinkhart amp Biermann Leipzig 1922 S 218 Stepan Mnazakanjan Architektur In Burchard Brentjes u a S 61 Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry S 589 Armen Zarian Im Zeichen des Kreuzes Architektur der Armenier In Armenien Wiederentdeckung einer alten Kulturlandschaft Ausstellungskatalog Museum Bochum 1995 S 121 Jean Michel Thierry S 73 Stepan Mnazakanjan Architektur In Burchard Brentjes u a S 66f Annegret Plontke Luning S 310 Christina Maranci S 97f 100 Dietrich Huff Ancient Iranian Architecture Chartaq The Circle of Ancient Iranian Studies Ernst Diez Zur Kritik Strzygowskis In Kunst des Orients Bd 4 Mai 1963 S 98 109 hier S 105 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bagaran amp oldid 236415270