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Mastara armenisch Մաստարա fruher Nerkin ist ein Dorf und eine Landgemeinde hamaynkner in der nordarmenischen Provinz Aragazotn mit 2652 Einwohnern im Jahr 2012 nach der amtlichen Statistik In der Ortsmitte blieb die Johanneskirche Surb Hovanes aus dem 7 Jahrhundert erhalten eine fur die Entwicklung des armenischen Zentralbaus bedeutende Architekturform Mastara Typ mit vier Konchen MastaraՄաստարաStaat Armenien ArmenienProvinz AragazotnKoordinaten 40 27 N 43 53 O 40 447777777778 43 881388888889 1723 Koordinaten 40 27 N 43 53 OHohe 1723 m Einwohner 2 652 2012 Zeitzone UTC 4Mastara Armenien MastaraJohanneskirche von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Ortsbild 4 Johanneskirche 4 1 Herkunft und Verbreitung 4 2 Bauform 4 3 Inschriften 5 Sohne und Tochter von Mastara 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenMastara liegt auf 1723 Metern Hohe in einer von flachen Hugeln umgebenen Senke im Westen des Berges Aragaz Von der Schnellstrasse M1 zwischen Jerewan und Gjumri zweigt rund 75 Kilometer nordlich der Hauptstadt Jerewan und sieben Kilometer hinter Talin eine Strasse nach Osten ab Sie fuhrt durch die einen knappen Kilometer neben der Schnellstrasse gelegene Ortsmitte von Mastara und weiter in die Auslaufer des Aragaz bis zum Dorf Garnahovit mit einer Zentralkuppelkirche aus dem 7 Jahrhundert Das nachste Dorf an der M1 Richtung Gjumri ist das 14 Kilometer entfernte Maralik von dem eine Strasse in ostlicher Richtung uber Pemzaschen nach Artik fuhrt Auf einer Nebenstrasse in westlicher Richtung ist die an der turkischen Grenze gelegene Basilika von Jereruk nahe der Siedlung Anipemza zu erreichen Die steinigen und nur mit Gras bewachsenen Hugel werden als Weideland fur Rinder und Schafe genutzt Geschichte BearbeitenDie Gegend ist seit vorchristlicher Zeit besiedelt wie Schlangen oder Drachensteine Vishap Steine zeigen die als Idole verehrt wurden Im 1 Jahrtausend v Chr verlief eine urartaische Handelsroute von Norden bis in die Ararat Ebene vermutlich entlang der heutigen Strasse an Mastara vorbei 1 Die Geschichte des Ortes ist wesentlich mit seiner Kirche verknupft Der Name Mastara ist nach der ortlichen Uberlieferung aus den beiden Wortern mas ein Stuck und tara ich begrub zusammengesetzt und erinnert an Gregor den Erleuchter der Anfang des 4 Jahrhunderts eine Reliquie von Johannes dem Taufer aus Caesarea mitgebracht und unter der Stelle des Altars vergraben haben soll Der Ortsname kann auch von mar und t ar a von Gott oder zu Gott gehorig abgeleitet werden In jedem Fall geht es wie bei den Herkunftslegenden vieler armenischer Kirchen darum mit dem heiligen Gregor den fruhesten und bedeutendsten Prediger des armenisch apostolischen Christentums als Begrunder anzufuhren In einer schlecht erhaltenen griechischen Inschrift an der Sudwand der Kirche wurde das Wort Peroz identifiziert das sich auf den sassanidischen Herrscher Peroz I beziehen soll der 459 bis 484 regierte Dies wurde die Fertigstellung eines Vorlaufers der heutigen Kirche und damit die Existenz des Ortes im 5 Jahrhundert bedeuten Eine andere Inschrift verweist auf den Bischof Theodoros Gnuni der 645 am Konzil von Dwin teilgenommen hatte Folglich konnte die Kirche in der Mitte des 7 Jahrhunderts gebaut worden sein Bis ins 19 Jahrhundert standen die Umfassungsmauern einer Festung die im Mittelalter um die Kirche errichtet worden war und zusammen mit Grabstatten und anderen Funden fur die fruhere Bedeutung des Ortes sprechen Im 18 Jahrhundert war der Kirchhof von einem hohen Zaun umgeben Der Priester des Dorfes liess den Zaun 1889 entfernen und die Umgebung herrichten wie aus einer Inschrift an der Sudwand der Ostkonche hervorgeht 1935 wurde die Kirche fur Glaubige geschlossen und diente wahrend der Sowjetzeit als Viehstall 1993 wurde sie als Gotteshaus wiedereroffnet Ortsbild Bearbeiten nbsp Hauptstrasse in der OrtsmitteBei der Volkszahlung des Jahres 2001 wurde die offizielle Einwohnerzahl mit 2581 angegeben 2 Im Januar 2012 lebten laut der amtlichen Statistik 2652 Einwohner in Mastara 3 Im kompakten Ortskern bestimmen eingeschossige Bauernhauser mit Walmdachern aus Faserzementplatten Viehstalle und Garten hinter Mauern entlang kurviger Fahrwege das Bild In den Garten gedeihen Pappeln und Obstbaume Es gibt eine Sekundarschule und entlang der Durchgangsstrasse mehrere Lebensmittelladen und eine Apotheke Die Johanneskirche steht in einem ummauerten Bezirk mitten im Ort Etwas sudlich davon verbirgt sich eine kleine und einfache Saalkirche Surb Nshan mit Tonnengewolbe aus fruhchristlicher Zeit zwischen den Hausern Zu ihr gehort ein Schrein fur Tukh Manuk eine aus dem vorchristlichen Volksglauben uberlieferte Figur eines schwarzen Junglings Auf dem Friedhof stammen einige Grabsteine aus dem Mittelalter Die Ruine einer einschiffigen Kapelle vermutlich aus dem 7 Jahrhundert und Chatschkare aus dem 10 12 und 17 Jahrhundert blieben dort ebenfalls erhalten Auf einem Hugel nordostlich des Ortes sind die Ruinen einer Festung mit einer einschiffigen Kirche Surb Stephanos aus dem 10 11 Jahrhundert zu finden Johanneskirche BearbeitenHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Johanneskirche von SudostenDie Johanneskirche Surb Hovanes ist eine Zentralkuppelkirche mit vier Konchen Bereits die altesten armenischen Zentralbauten des 5 Jahrhunderts besassen im Zentrum eine quadratische Struktur die von einer Kuppel mit einem dazwischen geschalteten zylindrischen Tambour uberdeckt war Die Erweiterung dieser einfachsten Grundform erfolgte durch Konchen an jeder Seite wodurch sich nicht nur der Innenraum vergrosserte sondern auch die Schubkrafte der Kuppel besser seitwarts abgeleitet werden konnten Ein solcher Tetrakonchos bildete die Grundlage fur die Entwicklung der Zentralbauten in der armenischen Baukunst Als Vorbilder von ausserhalb wird auf Syrien und Mesopotamien verwiesen etwa auf die Tetrakonchen Kirchen von Seleucia Pieria Mitte 6 Jahrhundert oder Resafa Anfang 6 Jahrhundert 4 Der alteste erhaltene Tetrakonchos in Armenien ist der Neubau der Kathedrale von Etschmiadsin Etschmiadsin II um 485 der vier frei stehende Mittelpfeiler besitzt und so der vollig zerstorten Kathedrale von Bagaran aus den 630er Jahren entspricht Daneben entstanden im 7 Jahrhundert kleine Drei Konchen Kirchen ohne Mittelpfeiler wie die Muttergotteskirche von Talin oder Monokonchen mit ebenfalls kreuzformigem Grundriss wie Lmbatavank oder die Kamrawor Kirche von Aschtarak Die Kirche von Mastara stellt eine Weiterentwicklung dar bei der der Kuppeldurchmesser deutlich vergrossert wurde Durch ihre klare Form und ihre zeitliche Einordnung die von manchen Forschern bis in die Mitte des 6 Jahrhunderts vorverlegt wird steht sie fur eine als Mastara Typ bezeichnete Gruppe von Zentralbauten 5 Beim Mastara Typ treten die Konchen mittig uber den rechteckigen Grundriss hinaus und die ostliche Konche ist von Nebenraumen umgeben weshalb von einem teilummantelten Bau gesprochen wird Diesem Modell werden die Sergiuskirche in Artik die Muttergotteskirche in Woskepar Provinz Tawusch die Gregorkirche des Klosters Haritschawank alle 7 Jahrhundert die Klosterkirche von Soradir in der Nahe des Vansees und die Kathedrale von Kars 10 Jahrhundert zugerechnet Eine weitere Vergrosserung und statische Verbesserung stellt der Awan Hripsime Typ dar Hier wurde wie bei den beiden Namensgebern der Kathedrale von Awan Stadtteil von Jerewan und der Hripsime Kirche von Etschmiadsin der Grundriss durch Nebenraume in allen vier Ecken zu einem aussen quadratischen Baukorper erweitert 6 Diese wesentlich komplexeren Formen konnen jedoch nicht pauschal in eine zeitliche Entwicklungslinie nach dem Mastara Typ gestellt werden wie es Josef Strzygowski 1918 fur seine architektonische Evolutionstheorie benotigte Tatsachlich mussen sich die verschiedenen Formen nebeneinander gebildet haben denn die Mastara Kirche lasst sich nicht genauer als in die Mitte des 7 Jahrhunderts einordnen wahrend Awan um 600 und Hripsime 618 datiert wird 7 Bauform Bearbeiten nbsp Holzempore an der Westseite Ubergang zum Tambour abwechselnd durch Halbkugeln und Trompen Das Gebaude ist nahezu symmetrisch und misst innen 11 2 12 Meter Alle vier uber die quadratische Grundform hinausragenden halbkreisformigen Konchen sind von einer pentagonalen Aussenwand umgeben Ihre Breite betragt innen etwa funf Meter Die Ostapsis wird nur in ihrem unteren Bereich von rechteckigen Nebenraumen flankiert deren flach geneigte Pultdacher bis zur halben Hohe der Aussenwande reichen Der oktogonale Tambour wird an den Wandecken durch rechtwinklig eingeschnittene Nischen gegliedert Sie befinden sich uber den Trompen und tragen an dieser Stelle zur Gewichtsreduzierung bei 8 Die Kuppel wird von einem Pyramidendach uberdeckt Die beiden Portale in der West und der Sudkonche sind von breiten Blendbogen uber viergliedrigen Saulen mit wurfelformigen Kapitellen umgeben Eine ahnliche Portalgestaltung jedoch mit Doppelsaulen war im 7 Jahrhundert weit verbreitet Ein Rundbogenfenster befindet sich in jeder geraden Wand des Hauptbaus und in den Wandflachen des Tambours Erganzend zu den ublichen hufeisenformigen Ornamentfriesen uber den Fenstern ist das Westfenster durch ein ungewohnliches Ornament betont Uber dem Fensterbogen spannt sich ein weiterer Bogen der ein Feld mit einer Inschrift und ein Kreuzrelief umrahmt Die Fensterbogen sind mit einem reichen Formenschatz dekoriert unter anderem hufeisenformige Friese Flechtbander Weinranken und Kanneluren Kranzgesimse mit hufeisenformigen Bogen bilden die Traufkante am Hauptbau und am Tambour Im Innern wechseln sich am Ubergang der Wande zum Tambour Halbkugeln uber den acht Konchen mit acht grossenTrompen in den Ecken ab Unmittelbar daruber folgen acht kleinere Trompen die zu den 16 inneren Wandfeldern des Tambours uberleiten von denen jedes zweite durch ein Rundbogenfenster erhellt wird Oberhalb der Fensterreihe vermitteln 16 noch kleinere Gewolbezwickel zu einer 32 seitigen Ubergangszone zum Grundkreis der Kuppel 9 Zwolf schmale Rippen verlaufen strahlenformig uber die Kuppel und gehoren zu den wenigen ornamentalen Gliederungen Die Nebenraume sind durch Turen vom Kirchenschiff aus zuganglich Auf den vermutlich von einem alteren Bau stammenden Tursturzen der Eingange zu den Nebenraumen ist die Verherrlichung des Kreuzes zu sehen Die Szene blieb unvollstandig und zeigt nur einen Engel vor dem Kreuz Der nordliche Nebenraum ist mit einer halbrunden Apsis ausgestattet die Sakristei im Suden mit einer geraden Ostwand dient als Kleiderkammer und zur Aufbewahrung der Ritualobjekte 10 Die Wande sind zum grossen Teil verputzt Reste von Malereien sind nicht mehr oder waren nie vorhanden Die Kirche ist fur Gottesdienste eingerichtet Sie wirkt hell und geraumig Eine holzerne Empore uber dem westlichen Drittel des Raumes ist durch Holztreppen an beiden Seiten zuganglich Inschriften Bearbeiten nbsp Bogenfeld uber dem Fenster der Westkonche nbsp Inschrift uber dem SudfensterIn sieben Inschriften wird der Name des Auftraggebers Grigoras Siwni genannt Wer er war ist nicht bekannt Fur die Datierung am wichtigsten ist die Inschrift auf einem Stein uber dem Bogenfries des Sudfensters Ihre Ubersetzung lautet Zur Zeit des Herrn Theodoros Bischofs von Gnunikh wurde das gottliche Haus erbaut um den unwurdigen Grigoras zu erlosen 11 Von Bischof Theodoros Gnuni Gnunikh ist bekannt dass er 645 am Konzil in Dwin teilgenommen hatte Daraus leiten Strzygowski und fast alle nachfolgenden Forscher die Datierung der Kirche in die Mitte des 7 Jahrhunderts ab Bei keiner Inschrift handelt es sich jedoch um die Widmung des ursprunglichen Baus Erhaltene spater hinzugefugte Bauinschriften wiederholen ublicherweise wortlich fruhere Inschriften oder geben sinngemass fruher stattgefundene Ereignisse wieder Bauinschriften waren als Bewahrer der moglichst lange zuruckreichenden Tradition eines Gebaudes zur Selbstidentifikation der Gemeinde von Bedeutung und wurden falls ein Neubau notwendig war als Spolien ubernommen Kopien fertigte man allgemein nur an wenn das Kirchengebaude mitsamt seinen Inschriften zerstort war Ulrich Bock aussert daher Zweifel an der Altersbestimmung und schlagt eine Entstehung in der Zeit der Ersatzinschriften ab dem 9 Jahrhundert vor 12 Eine Inschrift erwahnt die Restaurierung der Kirche im Jahr 891 durch Sargis einen Sohn des Priesters Artawasd andere Inschriften stammen aus den Jahren 1010 und 1015 In den beiden Inschriften im Bogenfeld uber dem Westfenster steht Durch Gottes Hilfe an dem Monche Grigoras wurde der Zufluchtsort erbaut Und Diese Kathedrale ist eine Braut mit dem Kreuze als Krone bekranzt sie hat als Brautigam Christus als Brautgaste die Apostel Propheten und Martyrer sie beschutzt uns durch Jahrhunderte und erlost den Grigoras 13 Sohne und Tochter von Mastara BearbeitenHowhannes Barseghjan 1920 2014 LinguistLiteratur BearbeitenBurchard Brentjes Stepan Mnazakanjan Nona Stepanjan Kunst des Mittelalters in Armenien Union Verlag VOB Berlin 1981 Paolo Cuneo Architettura Armena dal quarto al diciannovesimo secolo Band 1 De Luca Editore Rom 1988 S 224f Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry Armenische Kunst Herder Freiburg B 1988 S 585f ISBN 3 451 21141 6 Josef Strzygowski Die Baukunst der Armenier und Europa Band 1 Kunstverlag Anton Schroll Wien 1918 S 74 76 online bei Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johanneskirche von Mastara Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rick Ney Aragatsotn Marz Tour Armenia 2008 S 89f Mastara Armenian Studies Program St John in Mastara armenica org Mastara Church ArmeniapediaEinzelnachweise Bearbeiten Adam Thomas Smith Imperial Archipelago The Making of the Urartian Landscape in Southern Transcaucasia Dissertation University of Arizona 1996 S 198 211 RA 2001 Population and Housing Census Results armstat am S 55 RA Aragatsotn Marz armstat am 2012 S 245 W Eugene Kleinbauer Zvart nots and the Origins of Christian Architecture in Armenia In The Art Bulletin Vol 54 No 3 College Art Association September 1972 S 245 262 Jean Michel Thierry S 69 Stepan Mnazakanjan Architektur In Burchard Brentjes u a S 62 65 Christina Maranci Medieval Armenian Architecture Construction of Race and Nation Hebrew University Armenian Studies 2 Peeters Leuven u a 2001 S 97 Francesco Gandolfo Armenien und Georgien In Beat Brenk Spatantike und fruhes Christentum Propylaen Kunstgeschichte Ullstein Frankfurt M u a 1985 S 211 Hilde Romanazzi Domed medieval churches in Armenia form and construction Instituto Juan de Herrera Madrid 2009 S 1205 Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry S 564 Josef Strzygowski S 44 Ulrich Bock Armenische Baukunst Geschichte und Problematik ihrer Erforschung 25 Veroffentlichung der Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universitat zu Koln Koln 1983 S 149 151 Josef Strzygowski S 45 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mastara amp oldid 204782423