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Irind armenisch Իրինդ ist ein Dorf und eine Landgemeinde hamaynkner in der nordarmenischen Provinz Aragazotn mit offiziell 943 Einwohnern im Jahr 2012 In der Ortsmitte blieb die Ruine einer ungewohnlichen polygonalen Kirche mit sieben sternformig angeordneten Konchen erhalten die nach gangiger Ansicht in das 7 Jahrhundert datiert wird IrindԻրինդStaat Armenien ArmenienProvinz AragazotnKoordinaten 40 23 N 43 59 O 40 383333333333 43 983333333333 1884 Koordinaten 40 23 N 43 59 OHohe 1884 m Einwohner 943 2012 Zeitzone UTC 4 Gemeindeart LandgemeindeIrind Armenien Irind Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Ortsbild 3 Kirche 3 1 Herkunft der strahlenformigen Kuppelbauten 3 2 Bauform 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp OrtsmitteIrind liegt auf einer Hohe von 1884 Metern an den westlichen Auslaufern des Berges Aragaz Von der Schnellstrasse M1 zwischen Jerewan und Gjumri zweigt 18 Kilometer nordlich von Arutsch und funf Kilometer sudlich von Talin eine Strasse ins Dorf Katnagbhyur ab Vom Ortszentrum einen Kilometer ostlich der M1 fuhrt eine gute Asphaltstrasse bis zum ostlichen Ortsrand biegt dort an der Einmundung einer von Davtashen kommenden Nebenstrasse nach Norden ab und erreicht nach drei Kilometern Irind Die Ebene zwischen dem Tal des Flusses Achurjan an der turkischen Grenze die 30 Kilometer von Irind entfernt ist und dem Aragaz ist ein flach gewelltes baumloses Grasland das uberwiegend als Weideflache fur Rinder genutzt wird Ortsbild Bearbeiten nbsp Zentraler Platz mit dem Denkmal das an Flucht und Ortsgrundung erinnert und dem Marmorstandbild von Andranik Markarjan Bei der Volkszahlung des Jahres 2001 wurde die offizielle Einwohnerzahl mit 840 angegeben 1 Im Januar 2012 lebten nach der amtlichen Statistik in Irind 943 Einwohner 2 Wie die Nachbardorfer liegt Irind in einer Senke die von den Wasserlaufen nahe gelegener Quellen durchflossen wird Die Bauernhauser Viehstalle und Heuschober sind von Garten umgeben in denen Apfel und Kirschbaume gedeihen und Gemuse angebaut wird Der Ort wurde 1921 von Armeniern gegrundet die wegen des Volkermordes 1915 aus dem von armenischer Seite als Westarmenien bezeichneten Gebiet im heutigen Osten der Turkei geflohen waren 46 der Ankommlinge stammten aus der Stadt Sason und 33 aus Mus An die Umstande der Grundung erinnert ein Monument am zentralen Platz das zwei riesige Adler aus rosa Tuffsteinplatten zeigt die uber einem Torbogen miteinander verbunden sind Der Doppeladler ist seit dem 4 Jahrhundert ein dynastisches Zeichen des armenischen Christentums Die von Suden kommende Strasse endet an diesem Platz der kompakte Ortskern mit der Kirchenruine befindet sich ostlich davon Der stadtisch und in seiner Grosse fur ein agrarisch gepragtes Dorf uberdimensioniert wirkende Platz wurde als Park neben einem grossen Rathausgebaude angelegt Park Strasse und Rathaus sind Andranik Markarjan zu verdanken der von 2000 bis zu seinem Tod 2007 Premierminister Armeniens war und dessen aus Sason stammende Eltern hier lebten Zu Ehren Markarjans wurde 2010 neben dem Adler Denkmal ein uberlebensgrosses weisses Reinheit symbolisierendes Marmorstandbild aufgestellt 3 Ein okologisches Aufforstungsprogramm spendierte zwischen 2007 und 2010 dem Ort rund 4000 Baume davon sind 3200 in Privatgarten gepflanzte Obstbaume und 800 sonstige Baume die auf offentlichen Flachen fur Schatten sorgen sollen 4 Kirche BearbeitenHerkunft der strahlenformigen Kuppelbauten Bearbeiten nbsp Kirche nach der SanierungDer alteste und bekannteste armenische Zentralkuppelbau mit vier Konchen Tetrakonchos ist die Kathedrale von Swartnoz die nach historischen und epigraphischen Quellen ublicherweise in die Mitte des 7 Jahrhunderts datiert wird und von der nur noch einige Steinreihen und Saulen aufrecht stehen Die Kuppel uberspannte den gesamten Zentralraum und wurde von Saulen und Halbsaulen an den vier inneren Wandecken getragen Dieser Typus eines Tetrakochos mit kreisrundem Umgang wurde mehrfach nachgeahmt unter anderem im 10 Jahrhundert in der Rundkirche von Bana Bei einer anderen unabhangig entstandenen Zentralbaukonstruktion ruht eine kleinere Kuppel auf vier im Quadrat angeordneten freistehenden Pfeilern wobei der Abstand zwischen Pfeilern und Wanden durch Gurtbogen uberbruckt wird Als Vorbild dieser Entwicklung gilt der um 485 entstandene Neubau der Kathedrale von Etschmiadsin Etschmiadsin II gefolgt von der ersten Phase der heute vollig zerstorten Theodoros Kirche in Bagaran die 624 631 datiert wird 5 Als gedankliche Weiterentwicklung der Kathedrale von Swartnoz der wiederum Tetrakonchen Vorlaufer im Mittelmeerraum und in Syrien zugrunde lagen 6 lassen sich die komplexeren polygonalen Grundrisse mit sechs oder acht Apsiden interpretieren Eine chronologische Abfolge der zunehmenden Apsidenzahl kann jedoch nicht belegt werden sofern uberhaupt verlassliche Datierungen vorliegen Im 10 11 Jahrhundert traten in der armenischen Baukunst zugleich Zentralbauten ohne Umgang mit vier sechs und acht Konchen auf 7 Im 7 Jahrhundert waren Sechs und Achtkonchenanlagen in Armenien selten deutlich haufiger kamen sie in der byzantinischen Architektur vor Die beiden einzigen bekannten Achtkonchenanlagen des 7 Jahrhunderts in Armenien sind nach Jean Michel Thierry die Zoravar Kirche bei Jeghward 661 685 und mit dem typologischen Unterschied der zum Eingang gewordenen Westkonche die Kirche von Irind 8 Strahlenformige Mehrkonchenkirchen ab dem 10 Jahrhundert sind beispielsweise die Kirche des Heiligen Gregor Surb Grigor in Ani mit sechs Konchen und die dortige Erloserkirche 1036 datiert mit acht Konchen Christina Maranci datiert auch Irind in das 10 Jahrhundert 9 wahrend Jean Michel Thierry aufgrund der architektonischen Verwandtschaft mit Swartnoz und Jeghegis Ende des 7 Jahrhunderts annimmt Bauform Bearbeiten nbsp Ubergang vom oktogonalen Erdgeschoss zum innen kreisrunden Tambour wahrend der Restaurierung Ende 2013Im Unterschied zur nachstverwandten Kirche von Jeghward mit ihrem beinahe symmetrischen oktogonalen Grundriss besitzt die Kirche von Irind sieben gleich grosse hufeisenformige Konchen Heptakonchos die strahlenformig um ein Zentrum gruppiert sind Nur im Westen befindet sich anstelle einer weiteren Konche ein rechteckiger Raum der vom Eingang zuerst betreten wird Die Eingangshalle war mit einem Kreuzgewolbe ohne Rippen uberdeckt Ein zweiter Eingang wurde im Suden rekonstruiert Hinzu kommen annahernd quadratische Nebenraume die zu beiden Seiten der Ostkonche angeordnet sind und von den beiden angrenzenden Konchen betreten werden Die Nebenraume liegen innerhalb einer rechteckigen Aussenmauer die im Osten aus der idealisierten runden Grundform hinausragt Die Aussenwande sind durch breite Dreiecksnischen zwischen den Konchen gegliedert Im Grundriss ergibt sich dadurch eine Sternform deren symmetrische Struktur durch die rechteckigen Ausbuchtungen im Osten und Westen unterbrochen wird Josef Strzygowski zahlte diesen Typus 1918 zu den Achtpassen mit Dreieckschlitzen 10 Die Aussenkanten der Konchen werden durch gedoppelte Halbsaulen mit kubischen Kapitellen betont zwischen denen sich Bogen uber den Nischen zum Halbkreis schliessen Hierbei wechseln sich vorkragende Blendbogen an den geraden Wandflachen mit in der Wandebene liegenden Bogen uber den Nischen ab Innen tragen einfache Halbsaulen an den Wandecken der Konchen Gurtbogen zwischen denen Pendentifs zum Fusskreis des Tambours uberleiten Die Wandfelder des innen runden und aussen achteckigen Tambours werden von grossen Rundbogenfenstern durchbrochen Ihre Anordnung entspricht den Fenstern der darunterliegenden Konchenwande In die Tambourecken schneiden V formige Nischen ein wie sie auch an der Johanneskirche Surb Hovanes in Mastara nordlich Talin Mitte 6 11 oder Mitte 7 Jahrhundert 12 und der Georgskirche Surb Geworg in Garnahovit bei Artik 7 Jahrhundert vorkommen Die nach Erdbeben spatestens seit dem 19 Jahrhundert fehlende Kuppel besass einen Durchmesser von 8 35 Metern Fotografien vom Beginn des 20 Jahrhunderts und aus den 1990er Jahren zeigen die Kirche in ahnlichem Erhaltungszustand als Trummerfeld mit der aufrecht stehenden Nordwand und einem Wandsegment des Tambours das zwei Fensteroffnungen enthalt Nach der Jahrtausendwende begannen umfangreiche Restaurierungen in Richtung eines ungefahren Wiederaufbaus unter Verwendung neuer Steinplatten 2013 waren die Aussenwande weitgehend bis zur Traufkante und einige Lagen des Tambours aufgemauert Die Wande bestehen fur Ostarmenien typisch aus sorgfaltig behauenen rosa Tuffplatten und einem Kern aus Gussmauerwerk Literatur BearbeitenBurchard Brentjes Stepan Mnazakanjan Nona Stepanjan Kunst des Mittelalters in Armenien Union Verlag VOB Berlin 1981 S 69 Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry Armenische Kunst Herder Freiburg B 1988 S 551 ISBN 3 451 21141 6 Christina Maranci Medieval Armenian Architecture Construction of Race and Nation Hebrew University Armenian Studies 2 Peeters Leuven u a 2001 Josef Strzygowski Die Baukunst der Armenier und Europa Band 1 Kunstverlag Anton Schroll Wien 1918 S 131 134 online bei Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Irind Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rick Ney Aragatsotn Marz Tour Armenia 2008 S 82f Irind Church ArmeniapediaEinzelnachweise Bearbeiten RA 2001 Population and Housing Census Results armstat am RA Aragatsotn Marz armstat am 2012 Monument of Andranik Margaryan erected in Irind panorama am 12 Juni 2010 Adrineh Der Boghossian ATP adds to Irind s community improvement Memento vom 5 Oktober 2011 im Internet Archive The Armenian Reporter 13 Juli 2010 Stepan Mnazakanjan Architektur In Burchard Brentjes u a S 66f 621 631 datiert bei Christina Maranci S 102 W Eugene Kleinbauer Zvart nots and the Origins of Christian Architecture in Armenia In The Art Bulletin Vol 54 No 3 College Art Association September 1972 S 245 262 hier S 256 Christina Maranci S 107 109 Jean Michel Thierry S 77 Christina Maranci S 109 Josef Strzygowski S 131 Stepan Mnazakanjan Architektur In Burchard Brentjes u a S 64 Patrick Donabedian Dokumentation der Kunststatten In Jean Michel Thierry S 563 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Irind amp oldid 222006652