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Osmanische Architektur ist der Oberbegriff fur die Architektur des Osmanischen Reiches In seinen Kerngebieten dem auf der Balkanhalbinsel gelegenen Rumelien und Kleinasien Anatolien entstand im 14 und 15 Jahrhundert eine Architektur die den fur die Islamische Architektur typischen Bauten wie der Moschee der Hochschule Madrasa der Karawanserei oder dem Bad Hamam eine besondere architektonische Gestalt verlieh Die osmanische Architektur integrierte Bauelemente aus der Rum seldschukischen ebenso wie aus der armenischen und persischen sowie der byzantinischen Architektur Aus der Synthese der Architektur des Nahen Ostens des Mittelmeerraums und des byzantinischen Reiches 1 entstanden einmalige Bauten Die Wohnhauser Moscheen Karawansereien und Medresen von Safranbolu und Bursa die Selimiye Moschee in Edirne und die monumentalen Bauten Istanbuls in der heutigen Republik Turkei zahlen zum UNESCO Welterbe Sultan Ahmed Moschee in Istanbul Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Uberblick 1 1 Vorbilder und fruhe Bauten 1 2 Fruhzeit 14 und 15 Jahrhundert 1 3 Klassische Zeit 16 Jahrhundert 1 4 17 Jahrhundert 1 5 Spatzeit 18 und 19 Jahrhundert 2 Bautypen 2 1 Moschee 2 1 1 Bautypen 2 1 2 Kuppeln 2 2 Wohnhauser 3 Erhaltung des architektonischen Erbes in Sudosteuropa 4 Zeittafel Osmanische Architektur 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichtlicher Uberblick BearbeitenVorbilder und fruhe Bauten Bearbeiten Nach Grundung des Osmanischen Reichs als Datum wird traditionell das Jahr 1299 angenommen besetzten und besiedelten die turkstammigen Osmanen nach und nach die ehemals byzantinischen Regionen Bithynien und Mysien Die ersten Bauten an denen sich stilistische Veranderungen nachweisen lassen die sie von der seldschukischen ebenso wie von der Architektur der Beyliks in anderen Regionen Anatoliens unterscheiden tauchen in den 1320er und 1330er Jahren auf Die Konstruktion der Wande und die schmuckenden Einzelheiten entstammen haufig der byzantinischen Architektur wahrend Grundrisse und Gewolbeformen eher der seldschukischen Bautradition entstammen Die Orhan Moschee in Bursa ist einer der altesten erhaltenen osmanischen Sakralbauten und ein gutes Beispiel fur den sogenannten byzantinisch osmanischen Ubergangsstil Das aus groben Ziegeln und Hausteinen aufgefuhrte Mauerwerk unterscheidet sich von den rein steinernen seldschukischen Bauten bei denen meist nur die Minarette aus den leichteren Ziegeln erbaut wurden Details der Baudekoration wie Kragsteinbander Sagezahn Friese und Ochsenaugen Fenster sind byzantinischen Ursprungs Ousterhout wies so viele technische und dekorative Parallelen zur auf das Baujahr 1336 datierten byzantinischen Panagia Pantobasilissa Kirche im bithynischen Tirilye auf dass er sogar davon ausging dass dieselben Baumeister Kirchen und Moscheen errichtet haben konnten Die reichliche Verwendung byzantinischer Spolien in fruhosmanischen Bauten deutlich sichtbar beispielsweise in den Saulen und Kapitellen der Nordfassade der Hudavendigar Moschee von Bursa ist ebenfalls nicht ungewohnlich fur die spatbyzantinische Architektur und muss nicht unbedingt als symbolische Aneignung verstanden werden 2 nbsp Orhan Cami Bursa nbsp Seldschukische Alaeddin Moschee Konya erbaut 1219 35 nbsp Ali Pasa Moschee Diyarbakir 1534 1537 nbsp Ertugrul Gazi Mausoleum in SogutEines der altesten erhaltenen Bauwerke der fruhosmanischen Architektur ist die Ertugrul Mescit die Turbe Mausoleum des Ertugrul Gazi des Vaters Osmans I in Sogut Es besitzt eine kleine Vorhalle ein grosser Bogen leitet in den quadratischen Innenraum der von einer Kuppel uberwolbt ist Der Bau ahnelt einem zoroastrischen Feuertempel der persischen Architektur 3 Deutlich erkennbar sind auch Vorbilder aus der seldschukischen Architektur Eine allerdings zu spaterer Zeit angebrachte Bauinschrift an der Alten Moschee von Edirne nennt Haci Alaeddin als Baumeister aus Konya der alten Hauptstadt der Rum Seldschuken 4 Eine fruhe osmanische Moschee ist in Manisa erhalten und diente spateren Bauten als Vorbild 5 Ein aus der seldschukischen Architektur ubernommenes Element ist die Betonung der Mihrabnische durch eine Kuppel wie sie sich beispielsweise in der Alaeddin Moschee in Konya findet Fruhzeit 14 und 15 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Alte Moschee von Edirne erbaut 1402 9 1414 nbsp Hagia Sophia in Vize Turkei nach der Eroberung Thrakiens umbenannt in Gazi Suleyman Pasa MoscheeDie osmanische Baukunst fand erste Eigenstandigkeit im Reprasentationsbedurfnis der Sultane die nach der Eroberung von Bursa 1326 Iznik 1331 und Edirne 1362 in diesen Stadten monumentale Bauwerke errichteten In Iznik sind aus dieser fruhen Zeit die Suleyman Pascha Medrese 1331 Haci Ozbek Moschee 1333 und die 1334 zur Orhan Moschee umgebaute Hagia Sophia Kirche erhalten Bursa war von 1326 bis 1368 die erste Hauptstadt des Osmanischen Reichs Im Zeitraum zwischen 1380 und 1420 entstanden dort die Hudavendigar Moschee errichtet 1365 1385 unter Murad I die Grosse Moschee Ulu Cami 1396 1399 die Grune Moschee 1412 1419 und die Orhan Gazi Moschee Diese Bauten pragten den so genannten Bursa Stil Dieser verlieh dem klassisch islamischen Stil der von einer Vielzahl von Kuppeln uberdachten Vielpfeiler Moschee eine spezifisch osmanische Auspragung Auf Bursa folgte von 1368 bis 1453 Edirne als Hauptstadt Am Rand des Stadtzentrums des antiken Adrianopel entstanden Baukomplexe Kulliye bestehend aus einer Moschee der ein Grabmal Turbe des Stifters Schulgebaude Medrese Bader Hamam und Armenkuchen Imaret angegliedert sein konnten In Edirne sind neben einer Markthalle Bedestan und der Cisr i Ergeni Ergeni oder lange Brucke turkisch uzun kopru die der ersten osmanischen Stadtgrundung auf dem Balkan Uzunkopru ihren Namen gab die Alte Moschee 6 Muradiyye und Uc Serefeli Moschee 7 aus der Fruhzeit der osmanischen Architektur erhalten nbsp nbsp Linkes Bild Kulliye Sultan Bayezids II in EdirneRechtes Bild Bayezid Moschee in Istanbul Im Zuge der Ausdehnung des Reichs ubernahmen die neuen Herrscher Kirchenbauten der byzantinischen Architektur wie die Hagia Sophia in Nicaa die Hagia Sophia von Trapezunt und nach der Eroberung von Konstantinopel 1453 Kirchen wie die Theotokos Kyriotissa Kirche die heutige Kalenderhane Moschee das Pantokrator Kloster die heutige Zeyrek Moschee die fruhbyzantinische Hagia Irene und die damals grosste Kirche der Christenheit die Hagia Sophia Im weiteren Verlauf gewinnt der stilistische Einfluss der byzantinischen Architektur zunehmend an Bedeutung Deutlich wird dies an den beiden Bauten des Architekten Hayreddin fur Sultan Bayezid II dem Sultan Bayezid Komplex in Edirne err 1484 1488 und der Beyazit Moschee err 1501 1506 in Istanbul Die monumentale Hauptkuppel der Beyazit Moschee wird von zwei Halbkuppeln ihr langliches Schiff von Doppelarkaden flankiert Oberhalb der Arkaden erheben sich Tympana die von zahlreichen Fenstern durchbrochen sind und mittels Pendentifs an die Kuppel anschliessen Diese Bauweise sollte spater durch den Architekten Sinan und seinen Bauherrn Suleyman I zu einem neuen und originellen Baustil der klassischen osmanischen Moschee gefuhrt werden 8 Klassische Zeit 16 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Sinan Pascha Moschee in Prizren KosovoAls klassische Epoche der osmanischen Architektur gilt das 16 Jahrhundert Hier fallt die Expansionszeit des Reiches unter Suleyman I mit dem Wirken des Architektengenies Sinan um 1490 1588 zusammen Allgemein als grosster osmanischer Architekt bezeichnet ist Sinan aber auch einer der wenigen deren Namen nicht nur Spezialisten bekannt sind Ihm folgte 1588 Davut Aga diesem wiederum 1599 Dalgic Ahmed Cavus bis 1606 Davut Aga plante die Neue Moschee in Istanbul deren Bau erst 1663 fertiggestellt werden konnte Die Kriege dieser Zeit sowohl mit dem persischen Safawidenreich Osmanisch Safawidische Kriege 1532 1555 1578 1590 1623 1639 als auch mit der Habsburgermonarchie Langer Turkenkrieg 1593 1606 waren so kostspielig die politische Situation am Sultanshof so unsicher dass kaum Ressourcen fur aufwandige Bauten zur Verfugung standen Nach dem Friedensschluss von Zsitvatorok 1606 liess Sultan Ahmed I durch den Hofarchitekten Sedefkar Mehmed Aga die Sultan Ahmed Moschee nahe der Hagia Sophia errichten Ihre sechs Minarette pragen bis heute das Stadtbild 9 17 Jahrhundert Bearbeiten Das 17 Jahrhundert war politisch durch eine Reihe schnell wechselnder Sultane von geringem Einfluss gekennzeichnet die sich kaum als Mazene betatigen konnten Da wahrend dieser Zeit Frauen vor allem die Sultansmutter die Regierungsgeschafte bestimmten wird diese Periode als Weiberherrschaft bezeichnet Von 1635 stammt die Kulliye des Grosswesirs Bayram Pascha die sich neben dem Haseki Sultan Komplex befinden 1638 wurde zur Erinnerung an die gegluckte Eroberung Bagdads der Bagdad Kosku Bagdad Kiosk im vierten Hof des Topkapi Palasts errichtet Mit der Ernennung Koprulu Mehmed Paschas 1656 zum Grosswesir begann eine Periode politischer Stabilisierung so dass die Neue Moschee vollendet werden konnte Ungewohnlich erscheint bei dieser Moschee dass der zugehorige Baukomplex nur eine Turbe und einen prachtigen Pavillon besitzt keine Medrese Armenkuche oder ein Hospital mehr An den Hof der Neuen Moschee unmittelbar angrenzend wurde der Misir Carsisi Agyptischer Basar erbaut 10 Spatzeit 18 und 19 Jahrhundert Bearbeiten In der Spatzeit also im 18 und 19 Jahrhundert wird der Wandmalerei schliesslich grossere Bedeutung zugemessen und pflanzenartig wucherndes Ornament teils mit dem Barock entlehnter Motivik ist im Inneren der Moscheen in den Provinzen auch teils an den Aussenwanden z B in der Bunten Moschee in Tetovo und der von Travnik oder der Bairakli Moschee in Samokow zu finden Wenn auch die spatosmanischen Moscheen verspieltere Bauplastikelemente in ihr Repertoire aufnehmen so wird doch bis zuletzt nicht an der Grundidee der osmanischen Moschee dem uberkuppelten Kubus geruttelt die sie von anderen Architekturstilen der islamischen Welt unterscheidet nbsp Maktul Ibrahim Pascha Moschee in Rasgrad BulgarienIn der europaischen Kunstgeschichte wird der osmanischen Architektur nach wie vor kaum Raum geboten Dies hangt einerseits damit zusammen dass Europaer die osmanische Moschee lange fur ein wenig eigenstandiges Derivat byzantinischer Baukunst besonders der Hagia Sophia hielten andererseits damit dass der osmanischen Architektur mit ihrer eher nuchternen Fassadengestaltung Repetition und Selbstreferenz die kunstlerische Kreativitat abgesprochen wurde Ingenieursasthetik Der Kenner vermag hingegen Uberraschendes weniger im Gesamtcharakter als im Detail zu finden Die Moscheen der Spatzeit zumindest seit der Nuruosmaniye Moschee 1748 1756 nahern sich allerdings bereits stark westlicher Asthetik an und selbst die Fassaden werden zur Zeit des sogenannten Osmanischen Barocks bewegter und verspielter ein Wandel der in Bauten wie der auffalligen Nusretiye Moschee 1820er seinen Hohepunkt findet bevor die Architektur der Tanzimatzeit nach 1839 dann tatsachlich als Teil des europaischen Mainstreams wenn auch mit lokalen Eigenheiten anzusehen ist Das Tabu uppiger plastischer Fassaden wird letztendlich zur Mitte des 19 Jahrhunderts gebrochen und Stilrichtungen europaischer Kunst Barock Gotik Neoklassizismus etc vermischen sich mit lokalem Substrat zu einem hybriden Eklektizismus z B Moscheen in Ortakoy Aksaray Yildiz Dolmabahce und Ciragan Palast am Bosporus holzern filigrane Kustenvillen yalis am Bosporus etc Bautypen BearbeitenMoschee Bearbeiten nbsp Grundriss der Isabey Moschee in Selcuk nbsp Moschee in Halfeti nbsp Hatuniye Moschee in TokatBautypen Bearbeiten Die einfachste und ursprunglichste Gestalt einer osmanischen Kuppelmoschee besteht aus einer quadratischen Haupthalle mit einer daruberliegenden Pendentifkuppel als Dach wie sie beispielsweise bei der Orhan Gazi Moschee in Gebze zu sehen ist Erweitert sich der Hallenraum zu einem Rechteck kann der verbleibende Raum mit einem flachen Dach oder mit Halbkuppeln gedeckt sein Die Kuppel liegt entweder uber der Mihrabnische oder zentral uber der Hallenmitte Die Zentralkuppel ist ein wichtiges Element osmanischer Architektur 11 Der Bauplan einer Kuppelmoschee kann durch seitliche Anbauten erweitert werden Haufig wird eine Vorhalle Son cemaat yeri vorangestellt die sich uber die gesamte Breite des Gebaudes erstreckt und dem ursprunglich quadratisch gedachten Grundriss ein rechteckiges Aussehen verleiht Gut sichtbar ist dies an der Hatuniye Moschee in Tokat Die Seitenflugel konnen ebenfalls flach eingedeckt oder uberkuppelt sein wobei die Hauptkuppel uber der Gebetshalle oft durch ihre Grosse oder eine Laterne betont wird Ist der Gebetsraum langlich wird der Hauptkuppel noch eine Halbkuppel angefugt welche meist der Eingangshalle gegenuber liegt 11 Wenn der langlichen Haupthalle ein Querschiff vorgelagert ist spricht man von einer Moschee vom T Typ dem verbreitetsten Bautyp im islamischen Westen Typisch fur fruhe osmanische Moscheen ist der umgekehrte T Typ oder Bursa Typ bei dem man von einer quer vorgelagerten Halle in einen langlichen Hauptraum gelangt Vorbilder hierfur finden sich in der seldschukischen Moscheearchitektur beispielsweise in der Isabey Moschee in Selcuk oder der Esrefoglu Moschee in Beysehir Die Gebetshalle kann durch seitliche Anbauten im Prinzip beliebig erweitert werden In diesem Fall sind die einzelnen Abschnitte jeweils mit Kuppeln gedeckt Dieser Bautyp ist in der gesamten islamischen Welt verbreitet ein Beispiel aus der Seldschukenzeit ist die monumentale Freitagsmoschee von Isfahan aus dem 11 Jahrhundert die mehrere Hundert Kuppeln besitzt In der osmanischen Architektur reprasentiert die Grosse Moschee von Bursa 1396 1399 diesen Bautyp Der Grundriss dieser Bauform ist in der Langs und Querachse rechteckig der ganze Bau ist durch Saulenreihen oder Wande untergliedert die die einzelnen Kuppeln tragen Auch diese sind daher in Reihen angeordnet Die Hauptkuppel der Gebetshalle kann von zwei Halbkuppeln flankiert und so wie auch durch ihre Grosse gestalterisch betont werden Auch eine Vorhalle findet sich haufig 11 Der am weitesten entwickelte Bautyp der fruhosmanischen Moschee weist zusatzlich zur Gebetshalle meist mit vielen Kuppeln noch einen angefugten Hof auf der von Arkadengangen Riwaq umgeben ist Im Hof befindet sich haufig ein Brunnen cesme oder Sadirvan 11 Dieser Bautyp entspricht der klassischen islamischen Hypostyl oder Hallenmoschee Er besteht aus einem umschlossenen Innenhof sahn und einer uberdachten Gebetshalle auf meist rechteckigem Grundriss Der Innenhof ist haufig von einem Arkadengang umgeben Ist die Moschee Teil eines Kulliye Komplexes ordnen sich weitere Gebaude wie die Medrese um den Innenhof an 12 Der klassisch islamische Bautyp einer Hallenmoschee mit vielen Pfeilern wandelte sich zu einem neuen typisch osmanischen Stil Schon die persische Architektur des 11 Jahrhunderts kannte einfachere Zentralbau Grundrisse mit vier zentral gruppierten Stutzpfeilern Die osmanische Architektur fuhrte diesen Bautyp in ihrer klassischen Zeit zur Meisterschaft Goodwin betrachtet die Sehzade Moschee in Istanbul 1543 von Sinan errichtet als Apotheose dieses Bautyps 13 Kuppeln Bearbeiten nbsp nbsp Linkes Bild Innenraum der Uc Serefeli Moschee Edirne um 1450 Rechtes Bild Innenraum der Sultan Ahmed Moschee Istanbul 1609 16 Im Lauf der Zeit wurde die Spannweite der Zentralkuppel immer grosser Die Kuppel der Kubbeli Mescit 1331 in Afyonkarahisar misst 7 40 m die der Ilyas Bey Cami in Gebze 1404 schon 14 m Die Yesil Turbe Grunes Mausoleum Mehmeds I von Bursa 1425 besitzt eine Kuppel von 15 m Spannweite Die grosste Kuppel seit Errichtung der Hagia Sophia in Konstantinopel besitzt die baugeschichtlich bedeutende Uc Serefeli Moschee in Edirne mit 24 m Spannweite Mitte des 15 Jahrhunderts unter Murad II errichtet wirken ihre Proportionen noch schwer und lastend Verglichen mit den spateren Moscheebauten Sinans ruht die Kuppel auf niedrigen Wanden und massiven Pfeilern Ihr innerer Arkadenhof ist der erste dieser Art in der osmanischen Architektur 14 Noch grossere Spannweiten auf hoheren Wanden von schlankeren Pfeilern gestutzt wurden mit einem besseren Verstandnis der byzantinischen Bauweise moglich Vor allem die Hagia Sophia von Konstantinopel pragte die architektonische Formensprache der osmanischen Zentralbauten mit riesigen trotz ihres Gewichts schwerelos wirkenden Kuppeln Der stilpragende Architekt dieses Bautyps war Mimar Sinan Die Gewolberippen und Kuppelschalen der Hagia Sophia des grossen Kirchenbaus Justinians I waren gleichzeitig ohne Lehrgerust in Ziegelbauweise aufgemauert worden Verbunden waren die Ziegel durch romischen Beton Opus caementitium Diese Bauweise machte die Kuppel deutlich leichter als eine massive Steinkuppel 15 In der Hagia Irene Kirche sind ahnlich wie bei westromischen Kuppeln die Rippen in der Schale versenkt und vom Verputz vollstandig verdeckt 16 Bei der Hagia Sophia laufen Kuppelschale und Rippen im Scheitelbereich in einem Medaillon zusammen wobei die Auslaufer der Rippen in der Kuppelschale versenkt sind Schale und Rippen bilden eine geschlossene Einheit Bei spateren byzantinischen Bauten entwickelten sich Scheitelmedaillon und Kuppelrippen zu eigenstandigen Elementen Die Gewolberippen losen sich starker aus der Kuppelschale heraus und verschmelzen mit dem ebenfalls starker hervortretenden Medaillon so dass der Eindruck entsteht ein Gerust aus Rippen und Scheitelmedaillon sei der Kuppelschale unterlegt 17 Der Ubergang vom Kuppelrund zum quadratischen Unterbau wurde bei den seldschukischen und fruhen osmanischen Bauten durch dreieckige Gewolbezwickel turkische Dreiecke erreicht Trompen finden sich eher selten Nach byzantinischem Vorbild sind die Kuppeln der klassischen Periode als Pendentifkuppeln aufgefuhrt nbsp Langsschnitt der Hagia Sophia nbsp Grundriss der Hagia Sophia nbsp Suleymaniye Moschee nbsp Grundriss der Selimiye Moschee in EdirneWohnhauser Bearbeiten nbsp Fruhes osmanisches Wohnhaus in Cumalikizik Provinz Bursa nbsp Osmanisches Haus in Safranbolu nbsp Osmanisches Wohnhaus in Ohrid im heutigen Nordmazedonien nbsp Osmanisches Haus in Gjirokastra im Suden AlbaniensErhaltung des architektonischen Erbes in Sudosteuropa Bearbeiten nbsp Besistan der griechischen Stadt Serres dessen mutwillige Zerstorung verhindert werden konnte nbsp Eski Cami Alte Moschee von Jambol Bulgarien in den 1960er Jahren wieder aufgebautHeute noch stehen in den Landern Sudosteuropas viele Bauten aus der Fruhzeit der osmanischen Eroberungen So finden sich beispielsweise in Albanien noch die von Sinan erbaute Muradiye Moschee die Kursunlu Moschee von Shkodra die Pazar Moschee Mirahor Moschee oder die Kursunlu Moschee von Berat In den nach der Unabhangigkeit vom Osmanischen Reich entstandenen Nationalstaaten hatten die osmanischen Bauten als Symbole der Vergangenheit jedoch wenig Raum in der Ideologie der neuen Staaten Vor allem in den Jahren nach 1912 aber noch bis in die 1990er Jahre wurden viele Bauwerke bewusst zerstort In manchen Landern regte sich gegen die Zerstorungen Widerstand der aufgeklarteren Bevolkerungsteile so dass einzelne Bauten vor der Zerstorung bewahrt blieben 18 Albanien erlebte unter dem Diktator Enver Hoxha nach dem Zweiten Weltkrieg eine Kulturrevolution unmittelbar beeinflusst durch den Stalinismus und die maoistische Kulturrevolution Die Sakularisierung wurde gewaltsam vorangetrieben und nahm immer radikalere Formen an 1967 wurde ein totales Religionsverbot erlassen das die Ausubung jeder Religion unter Strafe stellte Hoxha erklarte das Land zum ersten atheistischen Staat der Welt Moscheen und Kirchen wurden systematisch zerstort In Bulgarien kam es unter Todor Schiwkow 1984 85 zu einer anti turkischen anti islamischen Kampagne In Bosnien Herzegowina zerstorten serbische und kroatische Nationalisten zahlreiche osmanische Bauwerke teils mit Dynamit Wahrend des Kosovokriegs verheerten serbische Kommandos 1998 99 die Altstadte von Gjakova Vushtrria und Pec Noch im Sommer 2001 wurden in der Republik Mazedonien zahlreiche historische Moscheen von mazedonischen Extremisten zerstort Machiel Kiel schatzt dass etwa 98 der historischen osmanischen Bausubstanz in Sudosteuropa verloren gegangen sind 18 Manchmal blieben historische Bauten durch das direkte Eingreifen staatlicher Funktionare erhalten So blieb wahrend der bulgarischen Besetzung der griechisch makedonischen Stadt Serres die historische Markthalle Besistan erhalten weil der Archaologe Bogdan Filow damals Premierminister der faschistischen Regierung Bulgariens dem Abriss Einhalt gebot Die Halle wurde spater vom griechischen Altertumsdienst sorgfaltig restauriert und dient heute als archaologisches Museum der Stadt Nach dem Ende der kommunistischen Diktatur in Albanien wurden die abgerissenen Minarette der Alay Bey Moschee der Murad Bey Moschee oder der Abdurrahman Pascha Moschee nur notdurftig wieder aufgebaut da dem Land die hierzu notwendigen Mittel fehlten In Bulgarien wurden in den 1960er Jahren der Besistan des Hadim Ali Pascha 1501 in Jambol der einzige Bau seiner Art in diesem Land 19 und spater auch die Alte Moschee der Stadt 20 mit grossem finanziellen Aufwand aus ruinosem Zustand wieder aufgebaut und schmucken heute das an historischen Bauten eher arme Stadtzentrum Nach dem Erdbeben von Thessaloniki am 20 Juni 1978 wurden einige osmanische Bauten wieder hergestellt darunter zwei sehr grosse reich geschmuckte Hamams aus dem 15 Jahrhundert das Bey Hamam und das Pazar Hamam Nach einem Erdbeben 1963 wurden im historischen Stadtzentrum von Skopje etwa zehn osmanische Bauten wieder hergestellt und stehen seither unter Denkmalschutz Die Ambivalenz im Hinblick auf das osmanische Architekturerbe wird jedoch darin deutlich dass ausserhalb der geschutzten Zone Moscheen Hamams Turben und Derwischlogen gnadenlos abgerissen wurden um an ihrer Stelle die Hauptstadt der Sozialistischen Republik Mazedonien zu errichten 18 Siehe auch Liste von Moscheen in Albanien und Liste von Sakralbauten in NordmazedonienZeittafel Osmanische Architektur BearbeitenBauwerk 21 Baubeginn OrtSuleyman Pascha Medrese 1331 Iznik nbsp Haci Ozbek Moschee 1333 Iznik nbsp Orhan Moschee Hagia Sophia 1334 Iznik nbsp Orhan Moschee 1339 Bursa nbsp Muradiyye Moschee 1365 Bursa nbsp Isa Bey Moschee 1370 Selcuk nbsp Freitagsmoschee 1376 ManisaYildirim Kulliye 1390 Bursa nbsp Grosse Moschee 1396 Bursa nbsp Alte Moschee 1402 06 Edirne nbsp Grune Moschee und Kulliye 1419 Bursa nbsp Celebi Sultan Mehmed Moschee 1420 Didymoticho nbsp Uc Serefeli Moschee 1437 Edirne nbsp Rumeli Hisari 1452 Bosporus nbsp Topkapi Palast nach 1453 Istanbul nbsp Fatih Moschee und Kulliye 1463 70 Istanbul nbsp Cinili Kosk 1472 Istanbul nbsp Bayezid Kulliye 1484 EdirneBayezid Moschee 1486 Amasya nbsp Iliaz Beu Moschee 1494 Korca nbsp Beyazit Moschee 1501 06 IstanbulFatih Pascha Moschee 1518 20 Diyarbakir nbsp Muradie Moschee 1532 Vlora nbsp Chusrawiyya Moschee und Kulliye 1536 Aleppo im syrischen Burgerkrieg zerstort nbsp Sehzade Moschee 1543 48 Istanbul nbsp Suleymaniye Moschee und Kulliye 1550 56 Istanbul nbsp Mihrimah Sultan Moschee 1562 65 Istanbul nbsp Selimiye Moschee 1567 74 EdirneMuradiye Moschee 1586 Manisa nbsp Yeni Cami 1597 1663 Istanbul nbsp Sultan Ahmed Moschee 1609 16 Istanbul nbsp Bagdad Kiosk 1639 Topkapi Palast Istanbul nbsp Ahmed III Brunnen 1728 Istanbul nbsp Nuruosmaniye Moschee 1748 55 Istanbul nbsp Laleli Moschee und Kulliye 1759 63 Istanbul nbsp Neubau der Eyup Sultan Moschee 1798 Istanbul nbsp Nusretiye Moschee 1826 Istanbul nbsp Dolmabahce Palast 1853 Istanbul nbsp Turbe Mehmeds V Resat 1918 EyupSiehe auch BearbeitenBursa und Cumalikizik die Wiege des Osmanischen Reichs Suleymaniye Moschee in Istanbul Gazi Husrev Beg Moschee in Sarajevo Ferhadija Moschee in Banja Luka Turbe Mausolea Kulliye sozio religioser Komplex Literatur BearbeitenNur Akin Afife Batur Selcuk Batur Hrsg 7 Centuries of Ottoman architecture A Supra National Heritage YEM Istanbul 2000 Oktay Aslanapa Turkish Art and 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