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Islamische Schule ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Siehe auch Madhhab fur islamische Rechtsschule Medrese 1 oder Madrasa arabisch مدرسة Ort des Studiums Plural Madaris turkisch medrese im Deutschen auch Medresse ist seit dem 10 Jahrhundert die Bezeichnung fur eine Lehreinrichtung in der den islamischen Grundsatzen gemass das Wissen der Zeit vermittelt werden soll In heutiger Zeit hingegen wird damit in bestimmten Regionen mit zwei parallelen Schulsystemen z B Bangladesch und Pakistan eine islamische Schule fur Kinder umgangssprachlich Koranschule oder Islamschule in Abgrenzung zu einer allgemeinbildenden Schule bezeichnet In der arabischen Welt sowie in einigen weiteren Sprachen die diesen Begriff unmittelbar aus dem Arabischen ubernommen haben z B im Persischen 2 wird heute allgemein jede Schule als Madrasa bezeichnet Mir i Arab Medrese in BucharaDie Sherdor Medrese in SamarkandDie Grosse von Madrasas variiert erheblich Wahrend einige nur aus einem einzigen Unterrichtsraum bestehen umfassen andere einen ganzen Komplex von Gebauden mit speziellen Raumlichkeiten fur die Lehre die Bibliothek die Unterbringung von Schulern und Lehrern sowie fur den Gottesdienst Personen die eine Madrasa Ausbildung vollstandig durchlaufen haben erhalten haufig bestimmte Ehrentitel wie Mullah im Iran Mawlawi in Sudasien oder Huddschat al Islam im Schiismus 3 Inhaltsverzeichnis 1 Lehrplan und Finanzierung 2 Geschichte 2 1 Etymologie Anfange und Verbreitung 2 2 Entwicklung in Sudasien 2 3 Entwicklung in Westafrika 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLehrplan und Finanzierung BearbeitenZu den Kerndisziplinen der Madrasa gehoren Fiqh Usul al fiqh und Hadithwissenschaft arabische Sprachlehre Klassisches Arabisch und Koranwissenschaften Daruber hinaus wurden insbesondere in den fruhen und einflussreichen Nizamiya genannten Madaris oder Medresen in Bagdad Nischapur Isfahan und Basra auch Naturwissenschaften sowie Logik und Mathematik unterrichtet Die beruhmten Universalgelehrten Omar Chayyam Ibn al Haytham und Ibn Sina entstammen diesen einflussreichen seldschukischen Medresen Die Madrasa wird ublicherweise durch eine fromme Stiftung finanziert Dem Stifter steht es dabei zu das Lehrprogramm sowie die Anzahl der Studenten Lehrer und anderen Bediensteten festzulegen Geschichte BearbeitenEtymologie Anfange und Verbreitung Bearbeiten Der Ausdruck Madrasa leitet sich wie moglicherweise auch der Stadtename Madras vom arabischen Verb د ر س DMG darasa lernen studieren mit Prafix ma des Ortes 4 ab und betraf ursprunglich den Ort an dem das Studium der islamischen Rechtslehre Fiqh stattfand 5 Anfangs waren Moscheen insbesondere Freitagsmoscheen die wichtigsten Orte fur die Vermittlung von Kenntnissen in dieser Disziplin 6 Im 10 Jahrhundert wurden im zentralasiatischen Chorasan mit der Grundung der ersten Madrasas erstmals spezialisierte Lernorte fur islamisches Recht geschaffen 7 Eine der altesten erhaltenen Madrasas in Zentralasien ist Chodscha Maschhad 11 12 Jahrhundert im heutigen Sudwesten Tadschikistans Die Einfuhrung der Madrasa im Irak erfolgte in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts als zwei Amtstrager des Seldschuken Reiches der Wezir Nizam al Mulk 1018 1092 und der Finanzminister mustaufi Scharaf al Mulk zwei Madrasas in Bagdad grundeten Nizam al Mulk begnugte sich nicht mit der Errichtung seiner Madrasa in Bagdad sondern grundete solche Schulen noch in mehreren anderen Stadten wie Nischapur Mossul und Balch Mit diesen als Nizamiya bezeichneten Schulen erreichte das staatlich geforderte Madrasa Wesen seinen ersten Hohepunkt Im fruhen 12 Jahrhundert grundeten Sunniten die zu einflussreichen Positionen im Fatimidenreich gelangt waren die ersten Madrasas in Agypten 8 Zum wichtigsten Forderer der Madrasa in der zweiten Halfte des Jahrhunderts wurde Saladin Er grundete Madrasas nicht nur in Kairo sondern auch in den neu von ihm eroberten Gebieten Syrien Palastina und im Hedschas Die fruhen Madrasas waren alle entweder auf den schafiitischen oder hanafitischen Madhhab ausgerichtet In traditionalistischen Kreisen insbesondere bei den Hanbaliten gab es noch lange Zeit religiose Vorbehalte gegenuber der neuen Institution 9 Im Jahre 1234 grundete der abbasidische Kalif al Mustansir mit seiner al Madrasa al Mustansiriyya zum ersten Mal eine Madrasa die alle vier sunnitischen Madhhabs einbezog Spater wurden solche Vier Madhhab Madrasas auch an anderen Orten zum Beispiel in Kairo und Mekka errichtet Im 13 Jahrhundert wurde die Madrasa durch die Hafsiden 1229 1574 und Meriniden auch im Maghreb eingefuhrt Die erste Madrasa auf dem Gebiet des heutigen Tunesien war die 1258 gegrundete Madrasat al Maʿrad in Tunis Auf dem Gebiet Marokkos war die 1285 von Abu Yusuf Yaqub errichtete Madrasat as Saffarin die erste Bildungsinstitution dieser Art 10 Entwicklung in Sudasien Bearbeiten nbsp Die 1939 in der Nahe von Rangpur in Bangladesch errichtete Mohimaganj MadrasaIn Indien wurden die ersten Madrasas ebenfalls schon im 13 Jahrhundert gegrundet Um die Mitte des 18 Jahrhunderts wurde hier mit dem Dars i Nizami einem Lehrcurriculum das die Gelehrten von Farangi Mahall entwickelt hatten die Madrasa Ausbildung standardisiert Sie umfasste neben Traditionswissenschaften manqulat auch rationale Wissenschaften maʿqulat Zu ersteren gehorten arabische Grammatik und Syntax ṣarf wa naḥw Rhetorik balaġa Rechtstheorie Usul al fiqh Hadith Wissenschaft und Koranexegese zu letzteren Logik manṭiq Weisheitslehre ḥikma Theologie Kalam und Mathematik riyaḍiyat 11 Wahrend der britischen Kolonialzeit kam es unter den muslimischen Gelehrten zu Diskussionen daruber wie weit auch die modernen westlichen Wissenschaften in die Madrasa Ausbildung integriert werden sollten 12 Wahrend es in Farangi Mahall selbst diesbezuglich eine grosse Offenheit gab waren die Gelehrten des 1866 neu gegrundeten Dar ul Ulum Deoband erheblich zuruckhaltender Insbesondere Rashid Ahmad Gangohi einer der Mitbegrunder der Schule lehnte die modernen westlichen Wissenschaften ab 13 Keine Vorbehalte gab es dagegen hinsichtlich der Verwendung der modernen Drucktechnik zur Verbreitung der eigenen Bucher 14 Entwicklung in Westafrika BearbeitenIn Mali ist die Madrasa noch eine relativ junge Erscheinung Die ersten beiden Einrichtungen wurden 1946 in Kayes und Segou gegrundet Zwar standen sowohl die franzosische Kolonialmacht als auch spater das Regime von Modibo Keita den Madrasas ablehnend gegenuber 15 doch hatten diese grossen Zulauf Im Jahre 1983 besuchten insgesamt 60 000 Schuler eine solche Einrichtung 1985 wurden die Madrasas von der Regierung als Erziehungseinrichtungen anerkannt 16 In dem Dekret das die Madrasas gleichzeitig dem Erziehungsministerium unterstellte wurde die Malische Organisation fur Einheit und Fortschritt Association malienne pour l unite et le progres de l islam AMUPI als Reprasentant der Madrasas in den Verhandlungen mit den staatlichen Stellen bestimmt 17 1986 verabschiedete das Erziehungsministerium ohne Konsultation der Madrasa Leiter ein neues Unterrichtsprogramm fur die Madrasas das neue einheitliche Prufungen fur das Grundlegende Lehrdiplom Diplome d enseignement fondamental DEF vorsah Fur das Unterrichtsjahr 1987 88 waren diese Prufungen erstmals obligatorisch Schuler die sich weigerten an den Prufungen teilzunehmen wurden ab 1988 von Stipendien fur Studienaufenthalte im Ausland ausgeschlossen Die Madrasa Leiter protestierten gegen die staatliche Bevormundung und legten im September 1988 dem neuen Erziehungsminister einen eigenen Entwurf fur das Lehrprogramm vor Das Erziehungsministerium nahm diesen Entwurf an und richtete im selben Jahr fur die Madrasa Lehrer zwei Ausbildungsprogramme ein die auch eine praktische Ausbildung vorsahen Das eine Programm wurde von der Islamischen Organisation fur Bildung Wissenschaft und Kultur betreut und finanziert das andere von dem Islamisch Afrikanischen Zentrum in Khartum 18 1989 wurde die Kontrolle der Madrasas dem Zentrum fur die Forderung der arabischen Sprache Centre pour la promotion de la langue arabe CPLA einer Abteilung des Malischen Erziehungsministeriums ubertragen 19 nbsp Muhammed Amin Khan Madrasa in ChiwaIn den Landern des Maghreb ist die Madrasa eine der drei Ausbildungsstufen der traditionellen islamischen Bildung die zusammenfassend als Mahadra arabisch maḥḍara Pl maḥaḍir Sitzung Anwesenheit beim Lehrer Gastgeber u a 20 bezeichnet werden Hierzu gehort die einfuhrende Koranschule die als Maktab oder Kuttab bezeichnet wird Sie beschrankt sich zunachst ausschliesslich auf das Auswendiglernen ḥifẓ des Korantextes und die Schreibung desselben Zur Mahadra gehoren ferner die vertiefende Ausbildung an der Madrasa auch Mahadra im engeren Sinn und die religiose Spezialisierung die in der Zawiya erfolgt 21 22 Im Erziehungssystem Senegals spielt die Daara als traditionelle islamische Bildungsinstitution eine wichtige Rolle Siehe auch BearbeitenListe traditioneller islamischer BildungseinrichtungenLiteratur BearbeitenJonathan Berkey The Transmission of Knowledge in Medieval Cairo A Social History of Islamic Education New Jersey 1989 Jonathan P Berkey Madrasas Medieval and Modern Politics Education and the Problem of Muslim Identity In Robert W Hefner Muhammad Qasim Zaman Hrsg Schooling Islam The Culture and Politics of Modern Muslim Education Princeton University Press Princeton New Jersey 2006 S 40 60 Draft PDF 127 kB Louis Brenner La culture arabo islamique au Mali in Rene Otayek Le radicalisme islamique au sud du Sahara Da wa arabisation et critique de l Occident Karthala Paris 1993 S 161 188 Jamal Malik Hrsg Madrasas in South Asia Teaching Terror London New York 2008 Jamal Malik Colonialization of Islam Dissolution of Traditional Institutions in Pakistan New Delhi Lahore 1996 Jan Peter Hartung Helmut Reifeld Hrsg Islamic Education Diversity and National Identity Dini Madaris in India Post 9 11 New Delhi London 2006 Peter Heine Koranschulen fur afghanische Fluchtlinge In Peter Heine Terror in Allahs Namen Extremistische Krafte im Islam Herder Freiburg 2001 ISBN 3 451 05240 7 S 113 116 zu Medresen in Pakistan ab 1945 George Makdisi Muslim institutions of learning in eleventh century Baghdad In Bulletin of the Schoo of Oriental and African Studies Band 24 1961 S 1 56 Erneut abgedruckt in George Makdisi Religion Law and Learning in Classical Islam Hampshire 1991 George Makdisi The Rise of Colleges Institutions of Learning in Islam and the West Edinburgh 1981 Farish A Noor Yoginder Sikand und Martin van Bruinessen Hrsg The Madrasa in Asia Political Activism and Transnational Linkages Amsterdam University Press Amsterdam 2008 ISBN 9789053567104 Johannes Pedersen George Makdisi Madrasa 1 The Institution in the Arabic Persian and Turkish Lands In The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd V London 1986 S 1123a 1134b doi 10 1163 1573 3912 islam COM 0610 Munibur Rahman Art Madrasa 2 In Muslim India In The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd V London 1986 S 1134b 1136a Mareike J Winkelmann From Behind the Curtain A Study of a Girls Madrasa in India Amsterdam University Press Amsterdam 2005 Online bei ISIM Review Leiden University Libraries PDF 1 3 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Koranschule Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Sebastian Gunther Die Madrasa als Bildungseinrichtung im mittelalterlichen Islam Einzelnachweise Bearbeiten Duden Im persischen Sprachgebrauch ist Madrase der Allgemeinbegriff fur Schule vgl Junker Alavi Persisch deutsches Worterbuch Leipzig Teheran 1970 S 699 Zur Kennzeichnung der beiden Schulkategorien Grund und weiterfuhrende Schule werden die Begriffe persisch دبستان DMG dabestan Grundschule und دبيرستان DMG dabirestan weiterfuhrende Schule Mittelschule Gymnasium benutzt vgl Junker Alavi S 300 301 In Iran werden die islamischen theologischen Hochschulen als حوزه DMG Ḥauze von arabisch حوزة DMG Ḥauza bezeichnet Karl Lokotsch Etymologisches Worterbuch der europaischen germanischen romanischen und slavischen Worter orientalischen Ursprungs Carl Winter Heidelberg 1927 S 107 Nr 1345 madrasa Hochschule Vgl Pedersen Makdisi 1124b Vgl Makdisi 1981 12 Vgl Pedersen Makdisi 1126b Vgl Berkey 131 Vgl Makdisi 1961 52 Vgl Pedersen Makdisi 1127b 1128a Vgl Francis Robinson The Ulama of Farangi Mahall and Islamic Culture in South Asia Delhi 2001 S 48 50 Vgl dazu Farhat Hasan Madaris and the challenges of modernity in Colonial India In Hartung Reifeld 56 72 Vgl Barbara Daly Metcalf Islamic Revival in British India Deoband 1860 1900 Princeton 1982 S 101 Vgl Hasan 67 69 Vgl Brenner 164f Vgl Brenner 168f Vgl Brenner 172f Vgl Brenner 169 171 175 Vgl Brenner 178f Das Wort maḥaḍra ist die nordafrikanische Variante des arabischen Wortes maḥḍara durch die dort gepflegte Offnung der geschlossenen und mit der anschliessenden Schliessung der offenen Silbe im Auslaut Zu maḥḍara siehe R Dozy Supplement aux dictionnaires arabes Paris Leiden 19673 Bd 1 S 299a assemblee reunion de personnes en societe Ecole mit Belegen Eine weitere Bedeutung des Wortes ist Protokoll der Beweisaufnahme in der islamischen Gerichtsbarkeit Siehe Christian Muller Gerichtspraxis im Stadtstaat Cordoba Zum Recht der Gesellschaft in einer malikitisch islamischen Rechtstradition des 5 11 Jahrhunderts Brill Leiden 1999 S 149 und Anm 269 Michael Hirth Traditionelle Bildung und Erziehung in Mauretanien Zum entwicklungspolitischen Potential der maurischen mahadra Europaische Hochschulschriften Bd 175 Reihe XXXI Politikwissenschaft Peter Lang Frankfurt u a 1991 S 34 Chouki El Hamel The Transmission of Islamic Knowledge in Moorish Society from the Rise of the Almoravids to the 19th Century Memento vom 3 August 2010 im Internet Archive PDF 1 4 MB In Journal of Religion in Africa XXIX 3 1999 S 62 87Normdaten Sachbegriff GND 4169230 5 lobid OGND AKS Anmerkung Ansetzungsform GND Medrese Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Madrasa amp oldid 232444257