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Dieser Artikel beschreibt den osterreichischen Turkenkrieg von 1593 1606 Als Langer Turkenkrieg wird aber auch der venezianisch turkische Krieg von 1463 1479 bezeichnet siehe Turkenkriege Der Lange Turkenkrieg war ein von 1593 bis 1606 wahrender Krieg zwischen dem Osmanischen Reich und mehreren christlichen Staaten insbesondere der Habsburgermonarchie Der Krieg endete mit dem Frieden von Zsitvatorok am 11 November 1606 Konfliktgebiete waren zu grossen Teilen das Konigliche Ungarn Transdanubien Kroatien und die Walachei Allegorie auf den Ausbruch des Langen Turkenkrieges Die Kriegserklarung vor KonstantinopelHans von Aachen um 1603 04 HGM Der Krieg zeichnete sich vor allem durch jahrelange Stellungskampfe aus und wurde deshalb auch Burgenkrieg genannt Grossere Gebietsgewinne konnte am Ende keiner der Konfliktbeteiligten erringen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verlauf 3 Folgen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Jahrzehnte nach der erfolglosen osmanischen Belagerung Wiens 1529 und der Scheineinnahme bei der Belagerung von Koszeg 1532 hatten zu einer relativen Beruhigung der politischen Lage in Ungarn gefuhrt Die Dreiteilung des Konigreichs war eine vollzogene Tatsache Im Osten lag das unter turkischer Hegemonie stehende Furstentum Siebenburgen im Westen Westtransdanubien unter habsburgischer Verwaltung und in der Mitte der turkische Herrschaftsbereich Die angrenzenden europaischen Machte hatten in den Jahrzehnten der relativen Ruhe Vorkehrungen getroffen und neue Grenzfestungen gebaut sowie vorhandene erneuert Hauptbefestigungen auf habsburgischer Seite befanden sich in Kanizsa Raab Komorn und Erlau Die osmanischen Festen Platze lagen in Gran Ofen Stuhlweissenburg und Temesvar 1 Verlauf Bearbeiten nbsp Schlacht von SissekKupferstichSeit 1555 herrschte in der Region ein standiger Kleinkrieg Der habsburgische Kaiser Rudolf II unterzeichnete am 29 November 1590 die vierte und letzte Bestatigung des Vertrags von 1547 der Tributzahlungen an den osmanischen Sultan vorsah Aufgrund grossangelegter beidseitiger Grenzverletzungen in Ungarn durch osmanische Akincis und habsburgische Uskoken weitete sich der Kleinkrieg zu einem offenen Krieg aus Im Sommer 1592 eroberten osmanische Streitkrafte die habsburgische Grenzfestung Bihac uberquerten den Grenzfluss Kupa und belagerten zweimal erfolglos die Festung Sissek Als die Osmanen angefuhrt vom Beylerbey von Bosnien Telli Hassan Pascha im Juni 1593 ein drittes Mal Sissek belagerten entsandten die Habsburger eine Entsatzarmee unter dem Kommando von Ruprecht von Eggenberg Diese besiegte die osmanischen Krafte in der Schlacht bei Sissek am 22 Juni 1593 Obwohl diese osmanischen Uberfalle nicht im Auftrag des Sultans erfolgt waren erklarte er daraufhin Kaiser Rudolf den Krieg da er die Niederlage als Schande empfand und auch ein Neffe des Sultans in der Schlacht gestorben war 2 3 nbsp Schlacht bei Mezokeresztesosmanisches ManuskriptDie ersten beiden Jahre verliefen militarisch unentschieden Die Osmanische Armee konnte zunachst einige ungarische Festungen erobern unter anderen die Hauptfestung Raab im Jahr 1594 Auf diplomatischem Gebiet gelang es den Habsburgern jedoch eine Kooperation mit Mihai Viteazul dem Woiwoden der Walachei einzugehen da dieser unzufrieden mit den immer hoher werdenden finanziellen Forderungen aus Istanbul war und er daraufhin im November 1594 eine Revolte gegen den Sultan begann bei der alle vorgefundenen Muslime umgebracht wurden 4 Dies war insofern bedeutend da dadurch den Osmanen ein wichtiger Weizenlieferant wegfiel und die traditionelle osmanische Versorgungslinie mit schwerem Kriegsmaterial vom Schwarzen Meer uber die Donau ins Kriegsgebiet blockiert wurde Der alternde Grosswesir Sinan Pascha wurde durch den Albaner Ferhat Pasa ersetzt Unter seiner Fuhrung ging die gute Position die die osmanische Armee unter Sinan Pascha erkampft hatte schnell verloren So konnten die Habsburger 1595 den grossten Teil der im Vorfeld von den Osmanen eroberten Gebiete im nordlichen Kroatien zuruckerobern Am 7 September des Jahres fiel Gran nach einer mehrmonatigen Belagerung durch Karl von Mansfeld wieder in osterreichische Hande Dadurch wurde die Donau Verteidigungslinie durchbrochen und das osmanische Bosnien geriet in Gefahr Zwar wurde Sinan Pascha erneut als Grosswesir eingesetzt doch auch er konnte das Blatt nicht wenden nbsp Erlau im 16 JahrhundertGeorg Hoefnagel 1542 1600 Die osmanischen Niederlagen fuhrten schliesslich dazu dass der neue turkische Sultan Mehmed III 1595 1603 das militarische Kommando ubernahm Er war der erste Sultan seit Suleyman I der die Armee direkt fuhrte 5 Durch die Einnahme der wichtigen Festung Erlau wollte er die Verbindung zwischen den verbundeten Osterreichern und Siebenburgen unterbrechen und so die militarische Lage wenden Am 12 Oktober 1596 gelang es dem Sultan mit seiner 100 000 Mann starken Armee die Festung einzunehmen Er setzte seinen Vormarsch fort um die habsburgische Armee zu stellen Die Osmanen konnten am 26 Oktober in der Schlacht bei Mezokeresztes dem einzigen grossen Gefecht des Krieges einen eindeutigen Sieg erringen Im Ergebnis war der Weg in das Heilige Romische Reich geoffnet Man hielt es fur notwendig Wien in den Verteidigungszustand zu versetzen Kaiser Rudolf II berief den Reichstag von 1597 98 ein um eine weitere Turkenhilfe durchzusetzen 6 Querelen innerhalb der Osmanischen Armee verhinderten dass ein Vorteil aus den militarischen Erfolgen gezogen werden konnte nbsp Eroberung der Festung Raab 1598In den folgenden Jahren kam es daher zu keinen grosseren Feldzugen der Konflikt zog sich vielmehr in Form eines Festungskrieges hin bei dem sich die Eroberung und Zuruckeroberung strategisch wichtiger Befestigungen standig abwechselten 1598 gelang es den habsburgischen Truppen unter Adolf von Schwarzenberg und Nikolaus II Palffy die Festungen Raab und Veszprem Weissbrunn von den Osmanen zuruckzuerobern Die anschliessende Belagerung von Buda blieb indes erfolglos Obwohl abzusehen war dass der Krieg keinen Sieger finden wurde zogerte Rudolf II das Ende hinaus da er glaubte dass der Triumph uber die Turken nur eine Frage der Zeit ware Jedoch waren es die Turken die 1600 wieder die Initiative ergriffen Durch den Verrat franzosischer Soldner ging zunachst die habsburgische Festung Papa verloren 1601 wurde Stuhlweissenburg von den Osmanen erobert die schliesslich auch noch die wichtige Festung Kanischa nach einer zweimonatigen Belagerung einnehmen konnten Zwei Versuche der Habsburger die Festung wieder in ihren Besitz zu bringen scheiterten 7 1602 eroberten die Habsburger Stuhlweissenburg zuruck doch auch eine erneute Belagerung Budas blieb ergebnislos 1603 starb der osmanische Sultan Mehmed III Nachfolger wurde der 14 jahrige Sohn Ahmed I 1603 1617 Friedensverhandlungen zwischen beiden Kriegsparteien schienen nun in Sichtweite da es auch auf der christlichen Seite zu einschneidenden Veranderungen kam 1601 wurde der pro osmanische Stephan Bocskai zum Fursten von Siebenburgen gewahlt was den habsburgischen Bemuhungen das Furstentum aus der osmanischen Einflusssphare zu losen entgegenstand 1604 kam es wegen der habsburgischen Rekatholisierungspolitik zu einem ungarischen Aufstand von der ungarischen Geschichtsschreibung auch Freiheitskrieg genannt der von Bocskai angefuhrt wurde 8 Nachdem ein Waffenstillstand mit Bocskai der nunmehr Furst von Ungarn und Siebenburgen war den Aufstand im November 1605 beendet hatte wandten sich die Habsburger wieder den Turken zu Feldmarschall Tilly konnte die turkisch tatarisch heiduckischen Streifscharen am 3 Dezember 1605 bei Rabahidveg besiegen und in die Flucht schlagen 9 nbsp Karte der kroatischen Lander und bosnischen Paschalik um 1606Folgen BearbeitenDer Krieg fand mit dem am 11 November 1606 abgeschlossenen Frieden von Zsitvatorok sein Ende Wegen der drohenden Gefahr eines Zweifrontenkrieges gegen die Habsburger im Nordwesten und die persischen Safawiden damals regierte Abbas I ostlich vom Osmanischen Reich musste der Sultan den Kaiser erstmals als gleichberechtigten Verhandlungspartner anerkennen Eine einmalige Zahlung von 200 000 Gulden beendete den bis dahin jahrlich zu zahlenden habsburgischen Tribut Trotz des Friedensschlusses verblieben zahlreiche Soldaten noch jahrelang in Kriegsgefangenschaft Die Kriegsparteien hatten in Artikel VII zwar einen Gefangenenaustausch vereinbart hiervon waren jedoch alle Gefangenen explizit ausgenommen die in Haft zugesichert hatten ein Losegeld zu zahlen Zahlreiche Angehorige bzw Landesherren bemuhten sich die gefangenen Soldaten freizukaufen 10 Es folgte eine relativ lange Phase des Friedens zwischen dem Osmanischen Reich und Habsburg sie endete am 12 April 1663 mit dem Beginn des vierten Turkenkrieges Dieser verschob das militarische Gleichgewicht zugunsten Habsburgs Es gab keine Gebietsverschiebungen im Zuge der beidseitigen Ermattungsstrategie wurden grosse Gebiete in Ungarn und Siebenburgen verwustet Am 9 August 1664 11 wurde der Frieden von Eisenburg unterzeichnet Siehe auch BearbeitenTurkenkriege TalikizadeLiteratur BearbeitenKlaus Jurgen Bremm Die Turken vor Wien Zwei Weltmachte im Ringen um Europa WBG Theiss Darmstadt 2021 ISBN 978 3 8062 4132 7 Harald Heppner Der lange Turkenkrieg 1593 1606 ein Wendepunkt im habsburgisch osmanischen Gegensatz In Osmanli Arastirmalari Band 2 1981 S 133 146 PDF 668 kB Schoole Mostafawy Claus Hattler Hrsg Kaiser und Sultan Nachbarn in Europas Mitte 1600 1700 Hirmer Munchen 2019 Jan Paul Niederkorn Die europaischen Machte und der Lange Turkenkrieg Kaiser Rudolfs II 1593 1606 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1993 ISBN 3 7001 2111 3 Ernst Dieter Petritsch Der lange Turkenkrieg 1593 1606 In Toni Kurz Hrsg Adelige Macht und Religionsfreiheit 1608 Der Horner Bund Horn 2008 S 142 155 Claudia Reichl Ham Der Lange Turkenkrieg Rudolfs II und seine Rezeption im Heeresgeschichtlichen Museum In Viribus Unitis Jahresbericht 2007 des Heeresgeschichtlichen Museums Wien 2008 ISBN 978 3 902551 06 1 S 7 22 Stephen Turnbull The Ottoman Empire 1326 1699 Osprey Publishing Oxford 2003 ISBN 1 84176 569 4 Einzelnachweise Bearbeiten Stephen Turnbull The Ottoman Empire 1326 1699 S 62 Ive Mazuran Povijest Hrvatske od 15 stoljeca do 18 stoljeca p 148 Ferdo Sisic Povijest Hrvata pregled povijesti hrvatskog naroda 600 1918 p 305 306 Zagreb ISBN 953 214 197 9 Ezel Kural Shaw History of the Ottoman Empire and modern Turkey Band 1 S 184 Ezel Kural Shaw History of the Ottoman Empire and modern Turkey Band 1 S 185 Leopold Ranke Zur deutschen Geschichte Vom Religionsfrieden bis zum dreissigjahrigen Krieg Leipzig 1868 S 135 ff Online Version Stephen Turnbull The Ottoman Empire 1326 1699 S 67 Ernst August Geschichte des Burgenlandes In Internationales Kunsthistorisches Symposion Mogersdorf Eisenstadt 1972 S 122 Ernst August Geschichte des Burgenlandes S 124 Thomas Dorfner Der Preis der Freiheit S 128 129 Vgl Wagner Das Turkenjahr 1664 1964 S 441 und S 611 Anm 17 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langer Turkenkrieg amp oldid 230892937