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Enver Hoxha ɛnˈvɛɾ ˈhodʒa deutsch auch Enver Hodscha 16 Oktober 1908 in Gjirokastra 11 April 1985 in Tirana war ein kommunistischer albanischer Politiker Von 1944 bis 1985 war er Generalsekretar des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Albaniens und diktatorischer Herrscher der Sozialistischen Volksrepublik Albanien Enver Hoxha 1971 Signatur Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 1 1 Herkunft fruhe Jahre und Familie 1 2 Grundung der Partei der Arbeit Albaniens Engagement in der Partisanenbewegung und Machtubernahme 1 3 Bundnis mit der Volksrepublik China 1 4 Tod und Personenkult bis zum Ende der Diktatur 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenHerkunft fruhe Jahre und Familie Bearbeiten nbsp Das wiederaufgebaute Geburtshaus Enver Hoxhas im typischen osmanischen Stil ist heute das ortliche Ethnografische MuseumHoxha wurde als Sohn einer wohlhabenden muslimischen Familie in der damals osmanischen Stadt Gjirokastra geboren 1 die Mutter hiess Gjylihan Gjylo der Vater Halil war Apotheker nach anderen Quellen Tuchhandler und stand dem Bektaschi Orden nahe Vierzehn Tage bevor Enver zum Studium nach Frankreich ging schickte ihn sein Vater zu Ilbasanli Selim Ruhi Baba von der Zall Tekke wo er dessen Segen erhielt 2 1927 schloss er erfolgreich das franzosische Lyzeum in Korca ab und studierte in der Folge von 1930 bis 1934 in Montpellier und Paris Von 1934 bis 1936 studierte er weiter in Brussel Rechtswissenschaften und wurde dort Sekretar im albanischen Konsulat In Frankreich und Belgien kam Hoxha erstmals intensiv mit kommunistischen Ideen in Beruhrung Nach seiner Ruckkehr ins Konigreich Albanien arbeitete er 1936 als Franzosischlehrer in seiner ehemaligen Schule in Korca bis er 1939 ein Berufsverbot erhielt Danach betrieb er einen Tabakladen in der Hauptstadt Tirana Enver Hoxha war mit Nexhmije Hoxha 1921 2020 verheiratet und hatte zwei Sohne Ilir und Sokol sowie eine Tochter Pranvera Grundung der Partei der Arbeit Albaniens Engagement in der Partisanenbewegung und Machtubernahme Bearbeiten nbsp Enver Hoxha bei seiner Matura mit 18 JahrenMit jugoslawischer Hilfe baute er die 1941 gegrundete Kommunistische Partei Albaniens auf deren Vorsitzender er ab 1943 war und die 1948 in Partei der Arbeit Albaniens PAA umbenannt wurde Wahrend des Zweiten Weltkriegs ubernahm er in der Widerstandsbewegung gegen die Besatzungsmachte und im Partisanenkampf bald fuhrende Aufgaben Am 22 Oktober 1944 wurde das von den Kommunisten dominierte Antifaschistische Nationale Befreiungskomitee in eine Demokratische Regierung Albaniens unter Enver Hoxha als Ministerprasident umgewandelt Am 17 November 1944 wurde Tirana eingenommen Am 29 November 1944 verliessen die letzten Truppen der Wehrmacht Albanien Am 11 Januar 1946 rief Hoxha die Sozialistische Volksrepublik Albanien aus Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits Mitglieder seines Familienclans in zahlreichen fuhrenden Partei und Regierungsamtern platziert Wirtschaftliche und politische Spannungen mit Jugoslawien aufgrund politisch ideologischer Meinungsverschiedenheiten mit dessen Staatsprasidenten Josip Broz Tito fuhrten ab 1948 dazu dass sich Enver Hoxha eng an Stalins Sowjetunion anlehnte Gleichzeitig liess er nach dem Vorbild Stalins Parteisauberungen durchfuhren und Oppositionelle toten Trotz mehrerer schwerer gesundheitlicher Schlage Diabetes Herzinsuffizienz und kleinere Schlaganfalle fuhrte er bis zuletzt die politischen Geschafte und leitete mehrere Sauberungsaktionen bei denen zahlreiche Menschen zumeist missliebig gewordene Politiker und Intellektuelle zum Tode oder zu langjahrigen Freiheitsstrafen mit nachfolgender Internierung verurteilt wurden die letzte 1982 1983 gegen Witwe und Sohne des machtigen Ministerprasidenten Mehmet Shehu und die Spitze des Sicherheitsdienstes Sigurimi sowie den Aussen und den Gesundheitsminister Shehu selbst starb 1981 unter ungeklarten Umstanden und wurde von Hoxha im Anschluss zum Volksfeind und Agenten mehrerer Geheimdienste deklariert 3 Vielfach wurde behauptet Shehu sei durch Suizid gestorben Bundnis mit der Volksrepublik China Bearbeiten Der Tod Stalins und die Entstalinisierung in der Sowjetunion fuhrten ab 1956 dazu dass Enver Hoxha 1961 die Beziehungen zur UdSSR abbrach diejenigen zu den meisten osteuropaischen Staaten auf ein niedriges Niveau reduzierte und stattdessen ein enges Bundnis mit der Volksrepublik China einging Auch die Beziehungen zur westlichen Welt und zu den meisten blockfreien Staaten hatten wenig Substanz was Hoxha und andere Parteifuhrer nicht daran hinderte sich bei franzosischen Arzten behandeln und die eigenen Kinder in Frankreich und Schweden studieren zu lassen Zunachst wurde nach dem Bruch mit der Sowjetunion der Maoismus zur offiziellen Linie der Partei der Arbeit Albaniens erhoben Alle religiosen Traditionen des Landes wurden radikal bekampft und schliesslich erklarte Hoxha 1967 Albanien zum ersten atheistischen Staat der Welt Moscheen und insbesondere Kirchen wurden zweckentfremdet und zum grossen Teil zerstort 1968 trat Albanien unter Hoxhas Fuhrung formell aus dem Warschauer Pakt aus Spater kritisierte Hoxha die Ideen Mao Zedongs als revisionistisch Die Theorien des Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas legte Enver Hoxha dar sind grundverschieden vom Marxismus Leninismus Sie sind ein Amalgam von Ansichten wo sich dem Marxismus entlehnte Ideen und Thesen mit konfuzianischen buddhistischen anarchistischen trotzkistischen titoistischen chruschtschowianischen und eurokommunistischen Ideen und Thesen und mit ausgepragt nationalistischem und rassistischem Einschlag vermengt haben Nach dem Tod von Lin Biao 1971 sowie Mao Zedong 1976 und der damit einhergehenden Veranderung der chinesischen Politik brach Hoxha dann 1978 endgultig die privilegierten Beziehungen zur Volksrepublik China ab wobei die diplomatischen Beziehungen auf niedrigem Niveau erhalten blieben Bis zu seinem Tode 1985 betrieb Hoxha eine isolationistische Aussenpolitik der volligen Bindungslosigkeit Seine im Alter zunehmende paranoide Angst vor Angriffen auslandischer Grossmachte und der Nachbarstaaten fuhrte dazu dass Hoxha zur Verteidigung Albaniens den Bau von 750 000 Bunkern im Land in Auftrag gab 4 Der dazu notwendige Ausbau der Betonindustrie und der Import von Stahl belastete die albanische Wirtschaft auf Jahre stark und erzeugte im Volk ein Bild permanenter ausserer Bedrohung Seit dem Jahr 1968 erschien eine Ausgabe der Werke albanisch Vepra Enver Hoxhas die 1990 mit Band 71 abgebrochen wurde Daneben wurden Tagebucher und Memoirenbande des Diktators veroffentlicht Ziel der Werkausgabe war es Enver Hoxha zu einem klassischen Theoretiker des Marxismus Leninismus zu erheben Tod und Personenkult bis zum Ende der Diktatur Bearbeiten nbsp Grab Hoxhas auf dem Friedhof SharraEnver Hoxha starb am 11 April 1985 in Tirana im Alter von 76 Jahren an Herzversagen Er wurde auf dem Friedhof der Kriegshelden in Tirana begraben 5 Sein politischer Erbe Ramiz Alia 1925 2011 ubernahm die Fuhrung der Partei und des Staates Das Kulturzentrum Pyramide von Tirana war ursprunglich ein Museum fur Hoxha Die zahlreichen Institutionen die seinen Namen getragen hatten wurden nach seinem Tod umbenannt nbsp Berg Shpirag in Sudalbanien mit Propaganda Inschrift ENVER 1995 nbsp 2014 wurde daraus der Schriftzug NEVERDer Hoxha Kult im sozialistischen Albanien schlug sich allgegenwartig in Spruchbandern und Plakaten nieder in Liedern und Parolen wie Popull Parti Enver Volk Partei Enver die zum Beispiel in Bergwande geschlagen oder mit hellen Steinen ausgelegt wurden und kilometerweit sichtbar waren Auch nach seinem Tod wurde der Personenkult bis zum Sturz der Diktatur fortgesetzt Deutlich zum Ausdruck brachten dies die uberlebensgrossen Statuen in verschiedenen Stadten darunter auf dem Skanderbeg Platz in Tirana die im Februar 1991 bei den Studentenprotesten gesturzt wurden Sein Grab war bis 1992 auf dem Heldenfriedhof der Hauptstadt von einer Ehrengarde bewacht Dann wurde sein Leichnam exhumiert und auf dem Friedhof Sharra am westlichen Rand von Tirana bestattet Schriften BearbeitenVepra Werke 71 Bande Shtepia Botuese 8 Nentori Tirane 1968 1990 Gesammelte Werke aus dem Zeitraum von November 1941 bis Oktober 1979 Theoretische WerkeDie jugoslawische Selbstverwaltung kapitalistische Theorie und Praxis Verlag 8 Nentori Tirana 1978 Imperialismus und Revolution Verlag Roter Morgen Dortmund 1980 ISBN 3 88196 209 3 Ursprunglich veroffentlicht im April 1978 Eurokommunismus ist Antikommunismus Verlag Roter Morgen Dortmund 1980 ISBN 3 88196 211 5 MemoirenBegegnungen mit Stalin Erinnerungen Verlag Roter Morgen Dortmund 1980 ISBN 3 88196 210 7 Die Chruschtschowianer Erinnerungen Verlag 8 Nentori Tirana 1980 Anglo amerikanische Machenschaften in Albanien Erinnerungen aus dem nationalen Befreiungskampf Verlag 8 Nentori Tirana 1982 Die Titoisten Historische Aufzeichnungen Verlag 8 Nentori Tirana 1983 Ursprunglich veroffentlicht Ende 1982 Auszuge in Die Zeit Nr 3 1983 S 6 Kindheitsjahre Verlag 8 Nentori Tirana 1983 ubersetzt und kommentiert von Basil Schader Hrsg Kindheitsjahre Erinnerungen an Gjirokastra 1908 1927 Kommentierte Studienausgabe Bohlau Verlag Wien 2021 ISBN 978 3 205 21305 5 Aus dem politischen TagebuchBetrachtungen uber den Nahen und Mittleren Osten 1958 1983 Aus dem politischen Tagebuch Verlag 8 Nentori Tirana 1984 Die Supermachte 1959 1984 Aus dem politischen Tagebuch Verlag 8 Nentori Tirana 1986 Betrachtungen uber China Aus dem politischen Tagebuch 2 Bande Verlag 8 Nentori Tirana 1979 Tagebucheintrage aus dem Zeitraum von April 1962 bis Dezember 1977 Literatur BearbeitenRino Benincasa Enver Hoxha Der Pharao des Sozialismus und der Sohne des albanischen Adlers Prisma Point Lengwil 1995 ISBN 3 907567 01 3 Blendi Fevziu Enver Hoxha E para biografi e bazuar ne dokumente te arkivit personal dhe ne rrefimet e atyre qe e njohen UET Press Tirane 2011 ISBN 978 99956 39 35 8 Blendi Fevziu Enver Hoxha The Iron Fist of Albania I B Tauris London 2016 ISBN 978 1 78453 485 1 ubersetzt von Majlinda Nishku Rezension Harry Hamm Rebellen gegen Moskau Albanien Pekings Bruckenkopf in Europa Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1962 DNB 451789644 Lloyd Jones Der Mann der Enver Hodscha war Hanser Munchen Wien 1994 ISBN 3 8031 2298 8 Wagenbach Berlin 1998 ISBN 3 8031 2298 8 Roman K Lange Hoxha Enver in Biographisches Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Bd 2 Munchen 1976 S 186 188 Enver Hodscha in Internationales Biographisches Archiv 31 1985 vom 22 Juli 1985 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar James S O Donnell A coming of age Albania under Enver Hoxha East European Monographs Boulder 1999 ISBN 0 88033 415 0 Riccardo Orizio Allein mit dem Teufel Begegnungen mit sieben Diktatoren Originaltitel Talk of the Devil ubersetzt von Barbel Deninger Hugendubel Diederichs Kreuzlingen Munchen 2004 ISBN 3 7205 2485 X S 103 128 Thomas Schreiber Enver Hodja Le sultan rouge Editions Jean Claude Lattes Paris 1994 ISBN 2 7096 1390 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Enver Hoxha Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Enver Hoxha Zitate Literatur von und uber Enver Hoxha im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Enver Hoxha in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Richard Cavendish Death of Enver Hoxha Richard Cavendish provides an overview of the life and career of the Albanian dictator Enver Hoxha who died on April 11th 1985 In History Today Volume 60 Issue 4 April 2010 abgerufen am 3 Mai 2014 englisch Baba Rexheb 1901 1995 In The Bektashi Order of Dervishes Abgerufen am 26 Dezember 2014 englisch In fact before Enver set off for France to study fourteen years earlier his father brought him to seek the blessing of Baba Selim Josef Dvorak Ubermensch a D Albaniens Abschied von Enver Hoxha In FORVM XXXI Jahr Heft 361 363 1 Marz 1984 S 33 38 Solveig Grothe Bunkerland Albanien Alle in Deckung In einestages Spiegel Online 6 August 2012 abgerufen am 14 Marz 2014 Die Zeit 17 1985 Hauptlingswechsel im Land der SkipetarenVorgangerAmtNachfolger Sekretar des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Albaniens 1941 1985Ramiz AliaIbrahim BicakciuMinisterprasident Albaniens 1944 1954Mehmet ShehuNormdaten Person GND 118553879 lobid OGND AKS LCCN n79081298 VIAF 103967331 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hoxha EnverALTERNATIVNAMEN Hodscha EnverKURZBESCHREIBUNG kommunistischer albanischer PolitikerGEBURTSDATUM 16 Oktober 1908GEBURTSORT GjirokastraSTERBEDATUM 11 April 1985STERBEORT Tirana Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Enver Hoxha amp oldid 238008992