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Opus caementicium im Deutschen ausser in archaologischen Fachpublikationen meist Opus caementitium geschrieben auch Gussmauerwerk oder Romischer Beton genannt ist die lateinische Bezeichnung fur eine betonahnliche Substanz bzw ein bestimmtes Herstellungsverfahren mithilfe derer die Romer spatestens seit dem 3 Jahrhundert v Chr Teile von Mauern spater ganze Bauwerke errichteten Opus caementicium als Baustoff der Kuppel des Pantheons in RomSegment der romischen Eifelwasserleitung aus opus caementicium und gemauertem Segmentbogen aus NatursteinDer ahnlich zusammengesetzte Opus signinum enthielt feinere Zuschlagstoffe und wurde als wasserdichter Estrichmortel verwendet und zu dekorativem Sichtestrich verarbeitet Inhaltsverzeichnis 1 Bestandteile 1 1 Eigenschaften 2 Bauweise und bauliche Entwicklung 3 Verwendungszwecke 4 Geschichtlicher Hintergrund 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBestandteile BearbeitenIm opus caementicium wird gebrannter Kalk zumeist weisser Kalk ohne tonartige Bestandteile mit Zuschlagen wie Quarz Grauwacke Sandstein Tuff oder Ziegelbruchstucken im Verhaltnis von 1 3 gemischt Gebrannt wurden die Kalksteine zur damaligen Zeit in Kalkofen bzw ausgehobenen Schachtofen mit einem Durchmesser von etwa drei Metern und einer Tiefe von ca vier Metern Die Brenntemperaturen schwankten je nach Steinart zwischen 900 und 1350 C Um ein Bindemittel mit hydratischen Eigenschaften zu erhalten wurden dem Kalk naturliche und kunstliche Puzzolane wie Tuffe Vulkanasche oder Ziegelmehle beigemengt Aus der Reaktion des in den Puzzolanen enthaltenen SiO2 und dem Ca OH 2 aus dem Brenn und Loschvorgang des Kalks bildet sich wasserunlosliches Calciumsilicathydrat siehe Puzzolanische Reaktion Durch die Beimengung von Puzzolanen wie Tuff oder Ziegelmehl erhalt das opus caementicium hydratische Eigenschaften Wie heutiger Beton ist opus caementicium feuchtigkeitsbestandig und hartet auch unter Wasser aus 1 Durch die Zugabe von Wasser reagiert der gebrannte Kalk unter starker Hitzeentwicklung und das so entstandene opus caementicium wird warm verarbeitet Eigenschaften Bearbeiten Die Druckfestigkeit von opus caementicium wird je nach verwendeten Ausgangsstoffen mit Werten von 5 bis 40 N mm angegeben Die Rohdichte liegt mit Werten von ca 1 53 bis 2 59 kg dm fur luftgetrocknete Proben im Bereich heutigen Betons 2 0 bis 2 4 kg dm Mit 20 bis 55 Vol hat opus caementicium jedoch im Gegensatz zu 10 bis 15 Vol ein deutlich hoheres Wasseraufnahmevermogen als heutiger Beton Bauweise und bauliche Entwicklung BearbeitenDie Bauweise des opus caementicium geht auf das griechische Vorbild des sogenannten Emplekton zuruck Hier wurde zwischen zwei Schalen aus Mauersteinen ein Mortel aus Bruchsteinen und Kalk gefullt der einen Verbund zwischen den Mauerschalen herstellt Die Romer verwendeten mit der Zeit immer dunner werdende Schalen aus Kalksteinen oder keramischen Mauersteinen die sie mit opus caementicium verfullten Je nach Ausbildung der Aussenschalen wurde zwischen den Bauformen des opus quadratum grosse behauene Kalksteine opus incertum unregelmassiges Natursteinmauerwerk opus reticulatum netzformig angeordnete kleine Tuff Steine in Pyramidenform mit der Spitze ins Bauteilinnere zeigend ca 80 v Chr und opus testaceum keramische Mauerziegel um die Zeitenwende unterschieden Sie traten in der Entwicklung nacheinander oder in Mischformen opus mixtum auf Spater werden anstelle der Schalen aus Mauersteinen auch den heutigen Schalelementen im Betonbau ahnlich Holzbalken oder bretter fur die Dauer des Erhartungsprozesses verwendet die spater entfernt und wiederverwendet werden konnten Opus caementicium war effizienter zu verarbeiten als Mauerwerk aus Findlingen und behauenen Natursteinen denn es konnte in Formen gegossen werden Aus dekorativen und moglicherweise konstruktiven Grunden wurden teilweise aus Ziegeln gemauerte Zwischenschichten eingefugt Ziegeldurchschuss Verwendungszwecke BearbeitenInsbesondere Wasserleitungen und Hafenmolen wurden mit dem opus caementicium hergestellt Durch die Zugabe von puzzolanischen Stoffen wie Tuff Vulkanasche oder Ziegelmehl wurde eine ausreichende Widerstandsfahigkeit gegen Wasser erreicht Grosse Teile Fundament Gewolbe und obere Innenwande des Kolosseums in Rom bestehen aus opus caementicium und auch die romischen Kuppelbauten mit riesigen Spannweiten z B das Pantheon in Rom Kuppel mit 43 3 Metern Durchmesser ca 120 n Chr wurden erst durch die Verwendung des opus caementicium moglich Beim Bau des Pantheons lasst sich eine Verwendung von unterschiedlichen Zuschlagen beobachten Fur das Fundament wurden dichte Travertine fur die Kuppel leichte Gesteinskornung wie Tuff oder Bims eingesetzt Geschichtlicher Hintergrund BearbeitenBereits 1000 v Chr mischten die Phonizier ihre Mortel mit Ziegelmehl und spater vulkanischen Sanden als Puzzolan um die Verfestigung unter Wasser zu erreichen Die Nutzung des gebrannten Kalks stammt ebenfalls von den Phoniziern und wurde von den Griechen ubernommen die diesen ca 300 v Chr in Unteritalien fur den Bau des sogenannten Emplektons verwendeten Dieses gilt als Vorbild fur das von den Romern entwickelte opus caementicium Mit dem Zerfall des romischen Reiches wurden weniger grosse Bauwerke errichtet Im Mittelalter wurden weiterhin hydraulische Bindemittel verwendet Ziegelmehl als kunstliches Puzzolan bis ins 19 Jahrhundert hinein Naturliche Puzzolane wie Trass fanden vor allem in Nordeuropa Anwendung Die Suche nach einer Alternative zur Herstellung eines hydraulischen Bindemittels fuhrte Mitte des 19 Jahrhunderts schliesslich zur Entwicklung des Portlandzementes Literatur BearbeitenLinda M Seymour et al Hot mixing Mechanistic insights into the durability of ancient Roman concrete In Science Advances Bd 9 Nr 1 Januar 2023 doi 10 1126 sciadv add1602 Stavros K Kourkoulis Fracture and failure of natural building stones Applications in the restoration of ancient monuments 1 Auflage Springer Dordrecht 2006 ISBN 1 4020 5076 3 Heinz O Lamprecht Opus caementitium Bautechnik der Romer 5 Auflage Bau und Technik 2001 ISBN 3 7640 0350 2 Jochen Stark Bernd Wicht Geschichte der Baustoffe 1 Auflage Bauverlag Berlin 1998 ISBN 3 7625 3472 1 Fritz Scheidegger Aus der Geschichte der Bautechnik Bd 1 Grundlagen 2 Auflage Birkhauser Basel 1994 ISBN 3 7643 5069 5 Miron Mislin Geschichte der Baukonstruktion und Bautechnik Von der Antike bis zur Neuzeit Eine Einfuhrung 1 Auflage Werner Verlag Dusseldorf 1988 ISBN 3 8041 2684 7 Heinz O Lamprecht Bauwerke aus romischem Beton Herausgegeben anlasslich der Dauerausstellung Opus Caementitium Romische Baustoffe im Romisch Germanischen Museum Beton Verlag Dusseldorf 1987 Weblinks Bearbeiten2000 Jahre alter Beton Auf Suddeutsche de vom 16 Dezember 2014 Geheimnis des romischen Betons entratselt Vulkanasche macht romische Betonbauten tausende Jahre langer haltbar als die heutigen Auf scinexx de vom 7 Juni 2013 Jonas Klimm Wie romischer Beton Risse von allein flickt in Spektrum de vom 6 Januar 2023Einzelnachweise Bearbeiten Michael Scott Althistoriker in Minute 21 bis 26 von zdfinfo ZDF 2015 Das unsichtbare Rom Geheimnisvolle Unterwelt Ein Film von Harvey Lilley Eine Produktion von BBC History Production 2014 Deutsche Bearbeitung Docland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Opus caementicium amp oldid 236077043