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Ein Hypokaustum oder eine Hypokauste Latein hypocaustum zu griech ὑpokaiein hypokaiein darunter anzunden darunter verbrennen davon ὑpokaystos hypokaustos von unten gebrannt beheizt ist eine Flachenheizung Hypokaustenheizung bei der warme Luft in geschlossenen Schachten oder Rohren zirkuliert und Warme an die Oberflache abgibt Als massive Warmetrager werden vor allem Fussboden oder Wande eingesetzt aber auch massive Sitzbanke oder andere Bauteile Die Warmeabgabe erfolgt durch Strahlung wobei die warme Luft in Ofen ausserhalb der zu beheizenden Raume erzeugt wird und im Gegensatz zur Warmluftheizung nicht in den Raum gelangt Diese Form der Heissluftheizung stammt aus der romischen Antike und wurde zuerst nur in Thermen spater dann generell in romischen Hausern eingesetzt Heute werden Hypokausten nach den Technischen Regeln Ofen und Luftheizungsbaus gebaut Funktionsschema eines Hypokausten mit Ofen und Warmeverteilung uber Fussboden und Rohren in der Wand Inhaltsverzeichnis 1 Hypokaustensystem 1 1 Antike Konstruktion 1 2 Moderne Konstruktion 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHypokaustensystem Bearbeiten nbsp Schnittmodell einer romischen Therme im Kastell Saalburg Links im Bild befindet sich das eigentliche Badehaus mit Fussbodenheizung rechts im Bild der HeizraumAntike Konstruktion Bearbeiten Es sind zwei Hypokausten Heizsysteme bekannt einige hatten neben der Fussbodenheizung zusatzlich in den Wanden senkrecht verbaute einem Rauchrohr ahnliche Hohlziegeln tubuli die mit dem Hypokaustum direkt verbunden waren und im Raum als mannhohe verschliessbare Rohren herausragten Diese sogenannte Tubulation der Wande sorgte fur eine gleichmassigere Erwarmung der Raume Die Konstruktion besteht aus einem Feuerraum fornax mit dem davorliegenden Heizerstand lat praefurnium fur den Heizer durch ein Feuerloch fuhrte ein subterrestrischer backofenahnlich gewolbter Heizkanal hypocausis auch furnus oder Fuchs genannt zu einem unter dem aufgehangten Fussboden Suspensura liegenden Heizraum lat hypocaustum und Abzugen fur die heisse Luft und die Abgase Das tiefergelegte Praefurnium lag meist im Freien und war uber ein paar Stufen zu erreichen Der Bereich der mit Warm beziehungsweise Heissluft beschickten Unterflurheizung bestand aus im Abstand von etwa 30 bis 40 cm aufgeschichteten etwa 30 bis 60 cm hohen Ziegel oder Steinturmchen pilae die zunachst eine grossere Deckplatte trugen Auf dieser Platte lag die grosse Tragplatte auf der der Estrich aufgebracht war Der Boden auf dem die Ziegelturmchen stehen ist mit einer leichten Schragung gestaltet die vom Heizkanal in Richtung Rauchabzug leicht ansteigt Kamineffekt Die gesamte Konstruktion des Fussbodens war etwa 10 bis 12 cm dick und benotigte mindestens mehrere Stunden wenn nicht ein oder zwei Tage zur volligen Durchwarmung Von dem unter dem beheizten Raum gelegenen Heizraum stromte die heisse Luft in die Wandkanale tubuli die auf diese Weise auch die Wande beheizten Tubulatur Wandheizung Die heissen Abgase ziehen unter dem Fussboden durch und entweichen durch die auf der gegenuberliegenden Seite befindlichen Abzuge meist in den Raumecken Eine direkte Beheizung der Zimmer uber den Estrich und die Rauchfangwande scheint nicht beabsichtigt gewesen zu sein da die Dicke der Estriche von 15 cm bis zu sogar 50 cm mit geringer Warmeleitungsfahigkeit hergestellt wurden Im Romerkastell Saalburg ist ein Hypokaustum sehr gut erhalten geblieben Untersuchungen an der Anlage zeigten dass die Warmezufuhr in die Raume vermutlich erst eingeleitet wurde nach dem die Innenwande und Pfeiler des Hypokaustums aufgeheizt das Feuer abgebrannt war und Luftzufuhr sowie Feuerloch verschlossen wurden Der 20 cm dicke Fussboden konnte sich nur leicht erwarmen die Warmezufuhr erfolgte hauptsachlich uber die Tubuli in den Wanden die zu diesem Zweck geoffnet wurden Das Hypokaustum diente so als Warmespeicher Eine Ventilation erfolgte uber einen tiefergelegten Vorraum seitlich vom Praefurnium angelegt Mittels einer verschliessbaren Offnung konnte durch Frischluftzufuhr eine Ventilation sowohl der Feuerung als auch der Warmluft uber die Tubuli bzw der Zimmer gesteuert werden Der Romer Gaius Sergius Orata um 90 v Chr gilt als Erfinder in der Antike Hypokausten hatten einen ausgesprochen hohen Energieverbrauch so dass Archaologen heute davon ausgehen dass wahrend der spateren romischen Besiedlung im Umfeld von Siedlungen die Walder wegen ihrer Verwendung als Brennstoff abgeholzt wurden 1 Eine Weiterentwicklung fur Bauten mit relativ geringem Warmebedarf ist die romische Kanalheizung Eine Rekonstruktion gibt es zum Beispiel in den Reiss Engelhorn Museen in Mannheim aber auch in fast jedem Museum provinzialromischer Hinterlassenschaft nbsp Romische Fussbodenheizung Romisches Freilichtmuseum Hechingen Stein nbsp Tubuli der Wandheizung in der Terme del Foro in Ostia Antica nbsp Exemplar in Reinheim nbsp Rekonstruktion im Romermuseum Schwarzenacker nbsp Rekonstruktion des Bades in Carnuntum nbsp Hypokaustum unter dem Boden in einer romischen Villa in Vieux la Romaine in der Nahe von Caen FrankreichModerne Konstruktion Bearbeiten nbsp Skizze eines modernen Hauses mit solarer HypokaustenheizungHeutzutage versteht man unter einer Hypokaustenheizung immer noch dasselbe Prinzip Die Luft wird dabei nicht immer durch einen Ofen sondern auch durch Solarenergie z B Luftkollektoren erwarmt Moderne Hypokausten werden beispielsweise als Rohre in Decken einbetoniert oder direkt als Kalksandsteinwande gemauert Hypokausten werden als alternative Heizung verwendet sie haben eine grossere Oberflache als ein Stand Heizkorper dadurch benotigen sie fur die gleiche Raumtemperatur eine geringere Oberflachentemperatur etwa 30 Grad Celsius was weniger Konvektion erzeugt Dieses ruhigere Warmeklima wird als angenehmer wahrgenommen und trocknet die Raumluft weniger aus Die Luftumwalzung findet nicht im gleichen Ausmass wie bei einer konventionellen Warmluftheizung statt was ein besseres Raumklima fur Allergiker schafft Seit alters her und immer noch ist die koreanische Ondolheizung eine dem Hypokaustum ahnliche Art von Fussbodenheizung Bei Wintergarten wird mitunter ein sogenanntes Hypotauscher System eingesetzt mit dem eine Uberhitzung bzw Zugluftprobleme vermieden werden konnen In der warmen Luft im Wintergarten verdunstet Wasser Giesswasser oder Springbrunnenwasser die aufgestiegene feuchte Luft wird an der hochsten Stelle des Wintergartens abgesaugt und durch Hypokausten Rohre am kalteren Boden geleitet Dort kondensiert der Wasserdampf und die freigesetzte Kondensationsenthalpie wird an den Boden abgegeben Die feuchtearme aber deswegen nicht unbedingt kalte Luft wird dann wieder in den Wintergarten geleitet um im Kreislauf den Wintergarten abzukuhlen Geschichte BearbeitenArchaologisch lasst sich nachweisen dass die Bader in Gortys Arkadien bereits im 3 Jh v Chr unterirdische Raumheizungssysteme aufwiesen Nach den antiken romischen Autoren Plinius der Altere Plin Nat 9 168 und Valerius Maximus Val Max 9 1 1 war Gaius Sergius Orata aus Puteoli der Erfinder der Hypokaust Heizung Dieser soll um 80 v Chr ein Wasserbecken uber einem Hohlraum in Auftrag gegeben haben wodurch eine Beheizung von unten ermoglicht wurde um das Wachstum seiner Fisch und Schalentierzucht zu beschleunigen 2 Der romische Architekt Vitruv hinterliess im 1 Jahrhundert v Chr die Beschreibung einer Hypokaustenheizung fur Bader Er machte keine Angaben uber die Tubulation der Wande zu Heizungszwecken gab aber eine Anweisung zur Hohlverkleidung der Wande mit Warzenziegeln tegulae mammatae zu dem ausgesprochenen Zweck die Wand trocken zu legen Vitruv zeigte eine Pfeilerstellung in Verbindung mit der Verkleidung der Wand wobei die Abmessungen dieser Ziegelpfeiler dieselben sind wie bei den Hypokaustenpfeilern laterculi bessales Bei dieser Trockenlegung handelt es sich um eine einzelne Pfeilerreihe nicht um den schwebenden Boden Vitruv erwahnte auch nicht die Verbindung von Pfeilerstellungen mit schwebenden Boden und Hohlwanden zum Zweck der Durchleitung von Heizgasen Ebenso schwieg er uber die Benutzung solcher Hypokaustenheizungen fur Wohnhauser Fur die Beurteilung der Hypokaustenheizungen war neben Vitruvs Bauanleitung lange Zeit auch eine Zeichnung des Architekten Rusconi aus dem Jahr 1553 einflussgebend die aber eine falschliche Darstellung eines vermeintlich altromischen Bades in den Thermen des Titus zeigt Literatur BearbeitenGustav Fusch Uber Hypokausten Heizungen und mittelalterliche Heizungsanlagen zugleich Dissertation 1910 an der Technischen Hochschule Hannover Hannover Gebruder Janecke 1910 Fotomechanischer Nachdruck der 1 Auflage Wiesbaden Berlin Pfriemer im Bauverlag 1986 ISBN 978 3 7625 2506 6 und ISBN 3 7625 2506 4 Inhaltsverzeichnis Fritz Kretzschmer Hypokausten In Saalburg Jahrbuch 12 1953 S 8 41 Heinz Otto Lamprecht Heizung In Der Neue Pauly DNP Band 5 Metzler Stuttgart 1998 ISBN 3 476 01475 4 Sp 258 261 Hans Christian Grassmann Die Funktion von Hypokausten und Tubuli in antiken romischen Bauten insbesondere in Thermen Erklarungen und Berechnungen Archaeopress Oxford 2011 ISBN 978 1 4073 0892 0 Rezension in Sehepunkte 14 2014 Nr 3 Hannes Lehar Die romische Hypokaustheizung Berechnungen und Uberlegungen zu Leistung Aufbau und Funktion Shaker Aachen 2012 ISBN 978 3 8440 0796 1 Auszug Michael Herrmann Jurgen Weber Hrsg Ofen und Kamine Raumheizungen fachgerecht planen und bauen 7 Auflage vollstandig uberarbeitet Beuth Verlag 2011 ISBN 978 3 410 21307 9 S 250 Robert J Forbes Studies in Ancient Technology Band 6 Heat and Heating Refrigeration Light E J Brill Leiden 1966 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hypokaustum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rekonstruktion einer Hypokaustheizung Skizzierte Darstellung eines Hypokaustums und weitere Literaturangaben Moderne HypokaustenheizungEinzelnachweise Bearbeiten Hannes Lehar Romische Heizsysteme und ihr Verbrauch Wie viel Wald frisst die Heizung einer romischen Stadt Archaologische Berichte 27 2017 203 214 auf books ub uni heidelberg de 1 Heizung Koninklijke Brill NV 2006 doi 10 1163 1574 9347 dnp e505680 Normdaten Sachbegriff GND 4139572 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hypokaustum amp oldid 236395536