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Iwein ist ein um das Jahr 1200 in Versen verfasster mittelhochdeutscher Artusroman von Hartmann von Aue Hartmann ubertrug den Yvain ou Le Chevalier au lion von Chretien de Troyes frei aus dem Altfranzosischen Iwein der Held des Romans ist einer der Ritter der Tafelrunde am Hofe Konig Artus Fresko aus dem Iwein Zyklus auf Schloss Rodenegg Iwein kampft mit Aschelon Askalon Inhaltsverzeichnis 1 Der Iwein im Werk Hartmanns 2 Stoff und Quelle 3 Handlung 3 1 Prolog 3 2 Erster Handlungszyklus 3 3 Versagen und Wahnsinn Iweins 3 4 Zweiter Handlungszyklus 4 Erzahlstruktur und Motive 4 1 Doppelwegschema 4 2 Elemente des Marchens 4 3 Politisch gesellschaftliche Akzentuierung 5 Rezeptionsgeschichte 5 1 Uberlieferung 5 2 Illustrationen zum Iwein 5 3 Editionsgeschichte 5 4 Moderne Rezeption 6 Textausgaben 7 Forschungsliteratur 7 1 Zu den Iwein Fresken auf Rodenegg 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDer Iwein im Werk Hartmanns BearbeitenHartmann von Aue gilt mit seinem um 1180 bis 1200 entstandenen Roman Erec als Begrunder der deutschen Artusepik Der Iwein ist sein zweiter hofischer Roman er gilt aus stilistischen Grunden als letztes der insgesamt vier erzahlerischen Werke Hartmanns Zwischen dem Erec und dem Iwein entstanden die beiden legendenhaften Erzahlungen Gregorius und Der arme Heinrich Der Iwein muss um 1205 vorgelegen haben da Wolfram von Eschenbach in seinem Parzival auf ihn Bezug nimmt Als fruhestes Entstehungsdatum wird das Jahr 1190 angenommen Sprachuntersuchungen lassen es moglich erscheinen dass der Iwein in zeitlicher Nahe zum Erec begonnen die Arbeit daran aber nach ungefahr 1000 Versen abgebrochen wurde Als Grund dafur konnte der Tod des Auftraggebers in Betracht kommen Erst spater hatte Hartmann nach dieser These den Roman vollendet In wessen Auftrag der Iwein entstand ist nicht bekannt Als Mazene ohne die ein mittelalterlicher Dichter nicht hatte arbeiten konnen kommen in erster Linie die Zahringer aber auch die Staufer oder Welfen in Betracht Wie in der hofischen Epik ublich sind alle Erzahlungen Hartmanns in vierhebigen Paarreimen geschrieben Stoff und Quelle Bearbeiten nbsp Im Gegensatz zu den deutschen Handschriften des Iwein wurde der Yvain von Chretien de Troyes in Frankreich prachtig illustriert Hier Iwein im Kampf mit Gawein Princeton University Library Garrett MS 125 um 1295 Hartmanns unmittelbare Quelle war der altfranzosische Roman Yvain ou Le Chevalier au lion von Chretien de Troyes der entweder um 1177 oder zwischen 1185 und 1188 entstanden ist Im Gegensatz zur sehr freien Ubertragung des Erec blieb Hartmann bei der Ubersetzung des Iwein enger an seiner franzosischen Vorlage Da die Themen der hofischen Epik inzwischen bei den deutschen Horern bekannt waren konnte er nun auf ausfuhrliche erlauternde Exkurse verzichten Der Themenkreis um Konig Artus gehort der Matiere de Bretagne an ursprunglich mundlich uberlieferten keltischen Stoffen die mit den Bearbeitungen Chretiens in die europaischen Literaturen Eingang fanden Handlung BearbeitenProlog Bearbeiten Wie fur mittelalterliche Epen ublich beginnt Hartmann die Erzahlung mit einem Prolog V 1 30 Ein Gattungshinweis auf die Artusdichtung geht in programmatische Aussagen uber die Sinnvermittlung der Dichtung uber Artus wird als ritterliches Vorbild gepriesen dessen Name unsterblich sei Daran schliessen sich Selbstaussagen Hartmanns an die in ganz ahnlicher Weise auch schon dem Armen Heinrich vorangestellt waren Ein riter der geleret was unde ez an den buochen las swenner sine stunde niht baz bewenden kunde daz er ouch tihtennes pflac daz man gerne hœren mac da kert er sinen vliz an er was genant Hartman und was ein Ouwaere der tihte diz maere Ein Ritter hatte Schulbildung genossen und las in Buchern wenn er mit seiner Zeit nichts besseres anzufangen wusste dichtete er sogar Er verwandte seine Bemuhungen auf das was vergnuglich zu horen ist Er hiess Hartmann und war von Aue Der hat auch diese Geschichte gedichtet Hartmann von Aue Iwein V 21 30 G F Benecke K Lachmann L Wolf Ubersetzt von Thomas Cramer Berlin New York 1981 Erster Handlungszyklus Bearbeiten nbsp Zwei Szenen aus den Iwein Fresken auf Schloss Rodenegg Der Stein an der Quelle wird begossen links und der Waldmensch rechts Der Roman beginnt mit einem Pfingstfest am Artushof dem Inbegriff hofischer Festlichkeit Dort hort Iwein die Erzahlung des Ritters Kalogreant die von Hartmann als Roman im Roman gestaltet ist Kalogreant berichtet wie er von einer gastlichen Burg kommend auf eine Lichtung voll wilder Tiere gelangt sei in deren Mitte ein riesiger hasslicher und unkultivierter wilder Mann gestanden habe der sich jedoch nicht als Unmensch sondern als friedlicher Hirte herausstellte Kalogreants Versuch das Geheimnis einer magischen Brunnenidylle im Wald zu ergrunden auf das ihn der wilde Mann aufmerksam machte scheitert aber vollig Mit dem Begiessen eines Steins lost er ein gewaltiges Unwetter aus fordert damit die Verteidigung der Quelle durch Askalon den Landesherrn und Huter des magischen Brunnens heraus wird von diesem besiegt und muss ohne Pferd und Rustung heimkehren Die misslungene aventiure des Artusritters Kalogreant ist fur den Artushof die legitime Herausforderung die Schmach zu rachen Iwein der als Verwandter Kalogreants doppelt von der Schande betroffen ist kommt einem Zug des gesamten Hofes zuvor und reitet heimlich in das Brunnenreich Die aventiure wiederholt sich wird aber zum todlichen Ernst fur Askalon Iwein verfolgt den todlich verwundeten fliehenden Askalon bis in dessen Burg Das heruntergelassene Falltor durchtrennt Iweins Pferd er selbst bleibt unverletzt ist aber in der Torhalle eingeschlossen Nur mit Hilfe von Lunete der Vertrauten der Burgherrin Laudine gelingt es Iwein den Burgmannern zu entgehen Aus Dankbarkeit fur fruhere Hilfe am Artushof erhalt er von Lunete einen Ring der ihn unsichtbar macht Der tote Askalon wird von seiner schonen Frau Laudine beklagt Durch ein Fenster sieht Iwein die Herrin und entbrennt in Minne zu ihr Da die Wunden des Toten durch die Anwesenheit des Totschlagers wieder zu bluten beginnen Bahrprobe beginnt eine burleske Suche nach dem Unsichtbaren Abermals lost Lunete die paradoxe Situation und uberzeugt Laudine dass der Sieger uber Askalon dessen wurdiger Nachfolger als Ehemann Landesherr und Brunnenhuter sei In einer komodiantischen Inszenierung da alle Beteiligten uber die Absichten der anderen informiert sind kommen sich Iwein und Laudine unter Vermittlung Lunetes naher Bald wird die Hochzeit gefeiert Nun kommt der Artushof zur Quelle und Iwein muss seine Rolle als Brunnenhuter erstmals erproben Dies gelingt gegen Keie den exemplarischen missgunstigen Ritter des Artushofes Der ganze Hof feiert nun die Heirat von Iwein und Laudine Damit ist die Handlung zu einem vorlaufigen Ende gekommen Iwein ist neben der ere des Sieges unverhofft auch eine Ehefrau und Landesherrschaft zugefallen Versagen und Wahnsinn Iweins Bearbeiten nbsp Iwein wird aus dem Wahnsinn gerettet Schloss Schwerin Auf Drangen seines Freundes Gawein der Iwein das verligen Erecs als warnendes Beispiel vorhalt verlasst Iwein schon kurz nach der Hochzeit Laudine und zieht auf Turnierfahrt und aventiure aus Laudine fordert von Iwein das Versprechen ein nach Jahr und Tag zuruckzukehren Dieser Zeitraum bedeutet eine rechtswirksame Frist nach deren Ablauf Anspruche an mogliche Usurpatoren abgelaufen sein wurden Dieses Wissen wird beim Horer Leser vorausgesetzt und im Roman nicht naher thematisiert Der schmerzliche Abschied der Liebenden ist von Minneharmonie gepragt In einem Dialog zwischen dem Erzahler und Frau Minne wird thematisiert dass Iwein und Laudine ihre Herzen getauscht haben was zu folgenreichen Konsequenzen fuhren wird Iwein gibt sich den Aufregungen der Turniere hin und bemerkt erst zu spat dass er die ihm aufgetragene Frist bereits um sechs Wochen versaumt hat Lunete klagt ihn offentlich vor der Artusrunde als Verrater an und nimmt ihm den Ring Vor dem Artushof ist seine Ehre dahin und Laudine bricht jede Verbindung mit Iwein ab Damit hat Iwein seine Identitat verloren vom durch melancholia ausgelosten 1 Wahnsinn 2 ergriffen reisst er sich die Kleider vom Leib und wird zum Wilden im Wald Die einzige soziale Bindung ist eine wortlose Tauschbeziehung zu einem Einsiedler Erst durch die Hilfe der Dame von Narison und ihrer Begleiterin die ihn mit einer von der Fee Feimorgan hergestellten Wundersalbe von seinem Wahnsinn heilen kommt Iwein wieder zur Besinnung Seine fruhere Identitat als Ritter erscheint ihm wie ein Traum Er muss erkennen dass er nicht mehr zur hofischen Gesellschaft gehort Zweiter Handlungszyklus Bearbeiten Iwein befreit das Land der Dame von Narison von dem Grafen Aliers der Anspruche darauf erhebt Die Dame von Narison und das ganze Land wunschen sich ihn zum Landesherrn doch er will dies nicht und bricht ubersturzt auf Noch zwei weitere Male schlagt er im Verlaufe der Geschichte aus Treue zu Laudine eine Heirat aus Iwein rettet einen Lowen vor einem Drachen Dieser bleibt nun treu an seiner Seite und gibt Iwein eine neue Identitat als der Ritter mit dem Lowen Der Zufall fuhrt ihn wieder an die Quelle zuruck wo ihn die Erinnerung an seinen Verlust ohnmachtig vom Pferd sturzen lasst Iwein ist nahe daran seinen Verstand erneut zu verlieren Da findet er bei der Quelle Lunete die wegen ihrer Rolle bei der Heirat und Iweins Treuebruch untriuwe zum Tode verurteilt ist Nur ein Gerichtskampf kann noch ihre Unschuld beweisen die Frist dafur lauft am folgenden Tag ab Iwein erkennt seine Schuld an und sichert Lunetes Verteidigung zu Unmittelbar danach verpflichtet er sich aber auch seinem Gastgeber zur Hilfe im Kampf gegen den Riesen Harpin am nachsten Morgen und gerat damit in einen Terminkonflikt Iwein besteht aber mit Hilfe des Lowen den Kampf mit dem Riesen rechtzeitig so dass er auch Lunete erfolgreich verteidigen kann Die Kampfer der Anklage erleiden diejenige Strafe die eigentlich Lunete zugedacht gewesen ware Sie werden auf dem Scheiterhaufen verbrannt Laudine die den Lowenritter in seiner neuen Identitat nicht erkennt erfahrt davon dass diesem Lowenritter die Huld einer Dame entzogen worden sei Sie verurteilt dies unwissend dass sie selber diese Dame ist Da die Beziehung beider noch nicht geklart ist verlasst Iwein Laudine wieder Er ubernimmt nun die Verteidigung der jungeren Tochter des Grafen vom Schwarzen Dorn in einem Erbstreit gegen ihre altere Schwester Gemeinsam mit dem Madchen macht Iwein sich auf den Weg und gelangt auf die Burg zum Schlimmen Abenteuer wo er gegen zwei Riesen kampfen muss um dreihundert gefangene und in ein Arbeitshaus eingesperrte adlige Damen befreien zu konnen Anschliessend reitet Iwein mit seiner Begleiterin zum Artushof wo es zu dem Gerichtskampf kommt Die Verteidigung der Schwester hat ausgerechnet Iweins Freund der musterhafte Artusritter Gawein ubernommen Unerkannt kampfen Iwein und Gawein gegeneinander ohne dass einer den anderen besiegen kann Nachdem die Dunkelheit eingebrochen und der Kampf auf den folgenden Tag verschoben worden ist erkennen Iwein und Gawein im Gesprach einander wieder Konig Artus bringt die altere Schwester durch eine Fangfrage dazu sich zu verraten und verhilft der jungeren Schwester zu ihrem Recht Jetzt gibt Iwein sich zu erkennen und wird freudig wieder in die Artusrunde aufgenommen Obwohl Iwein grosse Ehre erlangt hat ist er sich sicher dass er an Liebeskummer sterben wird Erneut in der Tarnung als Lowenritter kehrt er an den Hof Laudines zuruck gewinnt diese aber erst nach einer komodiantischen Intrige Lunetes zuruck Laudine verpflichtet sich unter Eid dem Lowenritter der den Stein am Brunnen begossen hat zu helfen die Gunst seiner Dame zuruckzuerlangen Damit muss Laudine Iwein vergeben der seine Reue beteuert und verspricht ihre Huld nie wieder zu verspielen Beide erneuern ihre Ehe und ihre Liebe Erzahlstruktur und Motive BearbeitenDoppelwegschema Bearbeiten Wie beim Erec ist der Iwein nach dem Schema eines Doppelweges strukturiert In einem ersten Kursus gewinnt Iwein Ehre Landesherrschaft und die Hand der schonen Laudine verliert aber alles durch eigene Schuld wieder Dadurch gerat er in eine Krise und muss in einem zweiten Erzahlzyklus durch erneute ritterliche Taten und einen Lernprozess das gesellschaftliche Ansehen und die Gunst seiner Frau zuruckgewinnen Im Iwein besteht das Versagen des Helden einerseits darin den Schutz der Quelle und damit Laudines zu vernachlassigen andererseits verstosst er gegen die ihm gesetzten Fristen Beide Versaumnisse muss Iwein in den aventiuren des zweiten Handlungszyklus korrigieren Er ubernimmt die Verteidigung schutzloser Frauen und lernt andererseits mit Terminvorgaben umzugehen Erst in seiner neuen Identitat als Lowenritter erlangt er diejenigen Eigenschaften die ihm im ersten Handlungszyklus fehlten und seine Erfolge deshalb unvollkommen machten zumal diese eher durch Lunetes List als selbst erworben waren Elemente des Marchens Bearbeiten nbsp Lunete gibt Iwein den unsichtbar machenden Ring Szene aus dem Iwein Zyklus auf Schloss Rodenegg Auf die Tradition des Artusstoffes aus keltischen Feenerzahlungen gehen die Marchenelemente zuruck die im Iwein augenfallig sind Laudine ist noch erkennbar als Quellenfee ihr Brunnenland ist eine Anderswelt in der Gesetze herrschen die nicht erklart werden mussen Um die schone Laudine zu gewinnen muss Iwein eine Freierprobe bestehen Das Begiessen des Steines bei der Quelle zieht ein Unwetter nach sich und hat ohne weitere Begrundung einen Zweikampf zur Folge Dass Lunete uber einen Ring verfugt der den Trager unsichtbar macht Iwein durch eine magische Salbe von seinem Wahnsinn geheilt wird und Riesen die Ordnung bedrohen fugt sich in diese marchenhafte Logik Politisch gesellschaftliche Akzentuierung Bearbeiten Obgleich die marchenhaften Elemente der Geschichte noch deutlich zu erkennen sind hat Hartmann sie stark zugunsten einer realistischen Darstellung reduziert die an die Erfahrungen seines Publikums anknupft Anders als die Heldendichtung oder die Karlsepik hat die Artuswelt fur deutsche Horer keine Anbindung an historische Realitat Der fiktive Stoff dient aber als Folie fur ideale Handlungsmuster des Publikums Rechtsfristen und Gerichtskampfe werden durchgangig thematisiert Iweins Weg kann als ein adliges Identifikationsmuster gedeutet werden sowohl fur ministerialisches Dienstethos als auch fur rechte Landesherrschaft Rezeptionsgeschichte BearbeitenUberlieferung Bearbeiten nbsp Handschrift A des Iwein 2 Viertel 13 Jahrhundert Heidelberg Universitatsbibliothek Cpg 397 f 78r Der Iwein gehort zu den am breitesten uberlieferten Romanen aus der Zeit um 1200 Mit 33 Handschriften 16 vollstandige und 17 Fragmente von Anfang des 13 bis ins 16 Jahrhundert 3 sind mehr Handschriften erhalten als etwa vom Tristan des Gottfried von Strassburg Nur die Romane Wolframs von Eschenbachs Parzival Willehalm wurden noch haufiger kopiert als der Iwein Fur das letzte Sechstel des Textes ab Vers 6654 konkurrieren zwei unterschiedliche Fassungen mit verschiedenen inhaltlichen Akzenten Die Handschrift B Giessen UB Hs 97 enthalt 128 Plusverse gegenuber Handschrift A Heidelberg UB Cpg 397 beide aus dem zweiten Viertel des 13 Jahrhunderts und den ubrigen fruhen Handschriften Die jungste Handschrift findet sich im Ambraser Heldenbuch das Hans Ried um 1510 fur Kaiser Maximilian I zusammenstellte Soweit sich Besitznachweise der Handschriften erbringen lassen wurde der Iwein fast ausschliesslich in adligen Kreisen rezipiert Eine bemerkenswerte Ausnahme davon macht die Handschrift a um 1410 1415 4 Die Lagenbezeichnungen mit hebraischen Zeichen sowie verschiedene Texteingriffe deuten auf einen Juden als Schreiber hin Aus einem nachgetragenen Einnahmeverzeichnis von 1433 kann man schliessen dass die obersachsische Handschrift einem Kaufmann gehorte moglicherweise war auch dieser Jude Direkte oder indirekte Zitate des Iwein sind bei verschiedenen mittelalterlichen Autoren zu finden Besonders ist hier die ironisch spottelnde Bezugnahme Wolframs von Eschenbach im Parzival zu nennen Wirnt von Grafenberg ubernimmt in seinem Wigalois etwa 370 Verse aus dem Iwein Motivische Zitate lehnen sich in zahlreichen Artusromanen an Hartmanns Romane an ohne diese explizit zu nennen Nach 1480 dichtet Ulrich Fuetrer eine stark gekurzte Neufassung des Iwein in 297 Titurelstrophen wobei er als Vorlage je nach Forschungsmeinung ausschliesslich Hartmanns Text 5 oder diesen und Nebenquellen benutzte 6 Sein Iban ist der vierte von sieben Artusromanen in seinem Buch der Abenteuer Die Uberlieferung des Iwein findet im 16 Jahrhundert ein Ende Der Roman hat keine Prosaauflosung erfahren und wurde auch nicht in gedruckte Volksbucher ubernommen Illustrationen zum Iwein Bearbeiten Der Iwein ist schon fruh Gegenstand bildlicher Darstellung geworden Ungewohnlich ist dabei dass keine einzige Buchillustration uberliefert ist der Stoff dagegen mehrfach auf Wandmalereien und einem Wandteppich dargestellt wurde Burg Rodenegg nbsp Wandmalerei aus dem Iwein Zyklus auf Schloss Rodenegg Iwein im Kampf mit Askalon Die kunstlerisch anspruchsvollsten Illustrationen sind die erst 1972 73 von Nicolo Rasmo freigelegten und anschliessend sorgfaltig restaurierten Iwein Wandbilder in einem Palas auf Burg Rodenegg bei Brixen Sudtirol Die romanischen Darstellungen sind die fruhesten profanen Wandmalereien im deutschsprachigen Raum Nachdem man die Bilder nach kunsthistorischen Kriterien zunachst unmittelbar nach 1200 ansetzen wollte tendiert die neuere Forschung zu einer Datierung zwischen 1220 und 1230 Obwohl die Malereien als Iwein Fresken bekannt sind handelt es sich tatsachlich um al secco aufgetragene Bilder wie dies zur Zeit ihrer Entstehung ublich war Dadurch konnten solche Wandbilder grundsatzlich leichter abblattern und sind deshalb meist schlechter erhalten Da jedoch die Iwein Illustrationen lange verdeckt waren haben sie sich bemerkenswert gut erhalten Inschriften identifizieren die Figuren eindeutig als das Personal des Hartmannschen Romans Ywain Aschelon Luneta und Laudine Ein anderer Roman etwa die franzosische Version Chretiens kommt damit nicht als Quelle in Betracht Der Zyklus besteht aus elf Bildern die nur Szenen aus dem ersten Teil des Iwein darstellen etwa bis Vers 2300 In einer Ecke des Raumes klafft eine Lucke Dass dort ein weiteres Bild existierte ist wahrscheinlich aber nicht zu beweisen Hypothetisch bleibt die Frage ob weitere Bilder verloren gegangen sind sei es an der Holzdecke oder in einem anderen Raum des Palas Indizien fur diese Vermutung gibt es nicht ausser der irritierenden Feststellung dass die bildliche Erzahlung unvermittelt abbricht Der kleine nur vier mal sieben Meter grosse Raum zu ebener Erde verfugte wahrscheinlich uber einen Kamin war also ein Wohnraum sogenannte Trinkstube Als Motivation fur die Wandmalereien kommt deshalb nur der Wunsch nach gesellschaftlicher Reprasentation in Frage Dies lasst weitreichende Schlusse auf die Textrezeption des hofischen Artusromans im Allgemeinen und des Iwein im Speziellen zu Der Iwein dient als Statussymbol und Muster adligen Selbstverstandnisses nbsp Laudine berat sich mit den Wurdentragern Kopie im Schloss Schmalkalden Hessenhof in SchmalkaldenIm Hessenhof in Schmalkalden Thuringen ebenfalls aus der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts ist in einem Gewolbekeller ein Illustrationszyklus mit 23 Szenen erhalten von ursprunglich 26 dieser ist jedoch fur Besucher nicht zuganglich Eine 1 1 Raumkopie befindet sich in einem Gewolbekeller unter der Schlosskirche vom Schloss Wilhelmsburg Burg RunkelsteinUm 1400 entstanden weitere Wandbilder mit exemplarischen Helden der hofischen Dichtung in der Burg Runkelstein bei Bozen Sudtirol Dort bilden Iwein Parzival und Gawein eine Trias der besten und vorbildlichsten Ritter MaltererteppichIwein und Laudine daneben Lunete als Assistenzfigur erscheinen als eines der exemplarischen Paare auf dem sogenannten Maltererteppich der um 1320 1330 im Kloster St Katharina Adelhausen entstand heute Augustinermuseum Freiburg im Breisgau In einer weiteren Szene erschlagt Iwein Askalon am Brunnen Vermutlich stammt der Teppich aus der Aussteuer der Nonne Anna Malterer In den Medaillons des Teppichs sind Minnesklaven dargestellt Manner die in Abhangigkeit von einer Frau geraten sind Ausser Iwein sind dies Samson Aristoteles und Vergil Editionsgeschichte Bearbeiten Christoph Heinrich Myller ein Schuler Johann Jakob Bodmers veroffentlichte 1784 eine erste Textedition des Twein Iwein nach einer mittelalterlichen Handschrift und 1786 folgt Karl Michaeler mit einer zweisprachigen Ausgabe Die Iwein Edition von Georg Friedrich Benecke und Karl Lachmann von 1827 7 blieb bis heute in verschiedenen Neubearbeitungen die massgebliche Textedition die spater von Thomas Cramer und von Max Wehrli ubersetzt wurden Die kritische Edition bevorzugte Handschrift A Eine Neuedition von Volker Mertens 2004 basierte erstmals auf Handschrift B als Leithandschrift Diese Handschrift war 1964 von H M Heinrichs als Faksimile herausgebracht worden Moderne Rezeption Bearbeiten 1780 setzte mit Bodmers Fabel von Laudine die neuzeitliche Hartmann Rezeption ein Gerhard Anton von Halem verfasste 1789 auf der Grundlage von Myllers Edition die Rokoko Adaption Ritter Twein August Klughardt komponierte in der Nachfolge Richard Wagners 1879 eine erfolglose Iwein Oper Felicitas Hoppe erzahlt in Iwein Lowenritter die Geschichte fur Kinder nach Moritz Eggert komponierte nach diesem Stoff zum Libretto von Andrea Heuser eine sog Familienoper die im Jahr 2022 in Bonn uraufgefuhrt wurde Textausgaben BearbeitenHartmann von Aue Iwein Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch Zweisprachige Ausgabe Neuubersetzung von Rudiger Krohn mit Kommentar von Mireille Schnyder Stuttgart 2011 ISBN 978 3 15 010798 0 Iwein Hartmann von Aue Text der siebenten Ausgabe von Georg Friedrich Benecke und Karl Lachmann Ubersetzung und Nachwort von Thomas Cramer 4 uberarbeitete Auflage Berlin 2001 ISBN 3 11 016084 6 Hartmann von Aue Gregorius Der arme Heinrich Iwein Hrsg und ubersetzt von Volker Mertens Frankfurt am Main 2004 Bibliothek des Mittelalters 6 Bibliothek deutscher Klassiker 189 ISBN 3 618 66065 0 Wolfgang Mohr Hartmann von Aue Iwein Mit Beobachtungen zum Vergleich des Yvain von Chrestien von Troyes mit dem Iwein Hartmanns Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 441 Kummerle Verlag Goppingen 1985 ISBN 3 87452 672 0 Hartmann von Aue Iwein aus dem Mittelhochdeutschen ubertragen mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Max Wehrli Zweisprachige Ausgabe Manesse Bibliothek der Weltliteratur 3 Auflage Zurich 1995 ISBN 3 7175 1760 0 Hartmann von Aue Iwein Hrsg v Lambertus Okken Ausgewahlte Abbildungen und Materialien zur handschriftlichen Uberlieferung Goppingen 1974 Litterae 24 Forschungsliteratur Bearbeiten Eine umfassende Aufstellung von 1927 bis 1997 bieten die bei Hartmann von Aue aufgefuhrten Bibliographien Christoph Cormeau Wilhelm Stormer Hartmann von Aue Epoche Werk Wirkung Arbeitsbucher zur Literaturgeschichte 2 uberarbeitete Auflage Munchen 1993 ISBN 3 406 37629 0 Xenja von Ertzdorff Hartmann von Aue Iwein und sein Lowe In Die Romane von dem Ritter mit dem Lowen Herausgegeben von Xenja Ertzdorff unter redaktioneller Mitarbeit von Rudolf Schulz Chloe Band 20 Amsterdam 1994 ISBN 90 5183 568 X S 287 311 Hubertus Fischer Ehre Hof und Abenteuer in Hartmanns Iwein Vorarbeiten zu einer historischen Poetik des hofischen Epos Forschungen zur Geschichte der alteren deutschen Literatur Band 3 Munchen 1983 ISBN 3 7705 1828 4 Gert Kaiser Textauslegung und gesellschaftliche Selbstdeutung Aspekte einer sozialgeschichtlichen Interpretation von Hartmanns Artusepen Frankfurt am Main 1973 ISBN 3 89104 100 4 Burkhardt Krause Zur Psychologie von Kommunikation und Interaktion Zu Iweins Wahnsinn In Jurgen Kuhnel Hans Dieter Muck Ursula Muller Ulrich Muller Hrsg Psychologie in der Mediavistik Gesammelte Beitrage des Steinheimer Symposions Goppingen 1985 Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 431 Volker Mertens Laudine soziale Problematik im Iwein Hartmanns von Aue Zeitschrift fur deutsche Philologie Beiheft 3 Berlin 1978 ISBN 3 503 01264 8 Silvia Ranawake verligen und versitzen das Versaumnis des Helden und die Sunde der Tragheit in den Artusromanen Hartmanns von Aue In Chretien de Troyes and the German Middle Ages Papers from an international symposium Ed with an introd by Martin H Jones and Roy Wisbey Cambridge 1993 ISBN 0 85991 356 2 S 19 35 Kurt Ruh Zur Interpretation von Hartmanns Iwein In Hartmann von Aue Herausgegeben von Hugo Kuhn und Christoph Cormeau Wege der Forschung Band 359 Darmstadt 1973 S 408 425 Werner Schroder Laudines Kniefall und der Schluss von Hartmanns Iwein Abh d Akad d Wiss u Lit Geistes u sozialwiss Kl 2 1997 Fr Steiner Stuttgart 1997 ISBN 3 515 07081 8 Zu den Iwein Fresken auf Rodenegg Bearbeiten Achim Masser Die Iwein Fresken von Rodenegg in Heimatbuch Rodeneck Geschichte und Gegenwart Herausgegeben von A Rastner und E Delmonego Rodeneck 1986 Seite 127 142 Volker Schupp Die Ywain Erzahlung von Schloss Rodenegg in Literatur und bildende Kunst im Tiroler Mittelalter Die Iwein Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Literatur und bildender Kunst Innsbrucker Beitrage zur Kulturwissenschaft Germ Reihe 15 Innsbruck 1982 Seite 1 23 ISBN 3 85124 088 X Volker Schupp und Hans Szklenar Ywain auf Schloss Rodenegg Eine Bildergeschichte nach dem Iwein Hartmanns von Aue Sigmaringen 1996 ISBN 3 7995 4248 5 Helmut Stampfer Oskar Emmenegger Die Ywain Fresken von Schloss Rodenegg Maltechnik und kunsthistorische Bedeutung Veroffentlichungen des Sudtiroler Kulturinstitutes Band 9 Athesia Tappeiner Verlag Bozen 2016 ISBN 978 88 6839 207 9Siehe auch BearbeitenIarlles y Ffynnawn Die Herrin der Quelle Weblinks BearbeitenIwein digital Universitatsbibliothek Heidelberg abgerufen am 11 Februar 2020 E Texte und Abbildungen der Handschriften Handschriftencensus Verzeichnis der Handschriften Die Iwein Fresken im Hessenhof in Schmalkalden Abbildung Iweins auf dem Maltererteppich Iwein als mittelhochdeutsches Horbuch kostenlos Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Dietrich Haage Die heilkundige Frau in Dichtung und Realitat des deutschen Mittelalters In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 11 1993 S 107 132 hier S 108 f Vgl auch Wolfram Schmitt Der Wahnsinn in der Literatur des Mittelaltrs am Beispiel des Iwein Hartmanns von Aue In Jurgen Kuhnel Hans Dieter Muck Ursula Muller Ulrich Muller Hrsg Psychologie in der Mediavistik Gesammelte Beitrage des Steinheimer Symposions Goppingen 1985 Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 431 Christoph Cormeau Hartmann von Aue in Verfasserlexikon 2 Auflage Bd 3 1981 Sp 500 520 und ders Hartmann von Aue in Verfasserlexikon 2 Auflage Bd 11 2004 Sp 590 vgl auch das Verzeichnis des Handschriftencensus Die fruheren Datierungen in das 14 Jh sind wegen der Analyse der Wasserzeichen uberholt vgl Peter Jorg Becker Handschriften und Fruhdrucke mittelhochdeutscher Epen Eneide Tristrant Tristan Erec Iwein Parzival Willehalm Jungerer Titurel Nibelungenlied und ihre Reproduktion und Rezeption im spateren Mittelalter und in der fruhen Neuzeit Wiesbaden 1977 S 64 Vgl Carlsson Alice Ulrich Fuetrer und sein Iban Riga 1927 Vgl Rudolf Zenker Ivainstudien Niemeyer Halle a S 1921 Iwein der riter mit dem lewen Hrsg von Georg Friedrich Benecke und Karl Lachmann Berlin 1827 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Ritter der Tafelrunde Konig Artus Galahad Lancelot Gawain Sir Lionel Owein fab Urien Iwein Tristan Gareth Bedivere Keie Sir Lucan Parzival Palamedes Bors Sir Griflet Pelleas Sir Ector Dagonet Erec Mordred Ither von GaheviezWerke von Hartmann von Aue Erec Gregorius Der arme Heinrich Iwein nbsp Dieser Artikel wurde am 1 Juni 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Werk GND 4113852 1 lobid OGND AKS LCCN no2006030288 VIAF 3145910983027061536 Abgerufen von https de wikipedia org w 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