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Dieser Artikel behandelt das Fabelwesen zu anderen Bedeutungen siehe FEE Das deutsche Wort Fee bezeichnet eine Art von ubernaturlichen Wesen aus Kunst und Religion Unter einer Fee wird heute oft eine schone magisch begabte Frau verstanden die Menschen gegenuber meist gut aber auch bosartig auftreten kann 3 4 Die Figur der Fee stammt aus der franzosischen Literatur aus der sie zwei Mal ins Deutsche sowie in viele andere Sprachen ubernommen wurde Was unter einer Fee genau vorgestellt wird unterscheidet sich je nach zeitlichem und regionalem Kontext Die heute populare Vorstellung von Feen als winzigen Frauen und ihre Assoziation mit Blumen wurde von William Shakespeare 1564 1616 erfunden Englische Kunstler des 18 Jahrhunderts erganzten dieses Bild um Insektenflugel Die Vorstellung der winzigen geflugelten und naturverbundenen Fee wurde schliesslich durch die viktorianische Literatur des 19 Jahrhunderts weit verbreitet 1 2 Kinderbuchillustration von Warwick Goble 1920 Die genaue Herkunft der Figur ist unklar Das Wort taucht in der altfranzosischen und normannischen hofischen Dichtung des 12 Jahrhunderts erstmals als fae bzw fay auf Es stammt von lateinisch fata Schicksal und war ursprunglich vermutlich ein Verb bzw Adjektiv das in etwa verzaubern und verzaubert bedeutete Das Wort wurde in der franzosischen Dichtung wohl benutzt um keltische Sagenfiguren zu beschreiben Daraus entwickelte sich eine beliebte Kategorie von Figuren die uber den Einfluss der franzosischen Kultur auch in die mittelalterliche Dichtung des weiteren Europas einging insbesondere als fei in die deutsche und als fairy in die englische Die Feen der mittelalterlichen Dichtung waren meist schone machtige und magisch begabte Manner und Frauen die als Helfer oder Geliebte der menschlichen Protagonisten auftreten Bekannte Beispiele sind Morgan le Fay und der Feenkonig Oberon Unter dem Einfluss der italienischen Literatur entstand Ende des 17 Jahrhunderts in Frankreich die Gattung des Feenmarchens conte des fees In diesen fur das Publikum der literarischen Salons verfassten Geschichten treten haufig die namensgebenden guten oder bosen fees auf etwa in der Rolle der Feenpatin Das Genre der Feenmarchen wurde im 18 Jahrhundert auch im deutschen Sprachraum popular und die Figur der fee als Fee zum zweiten Mal ins Deutsche ubernommen Ein bekanntes Feenmarchen ist Dornroschen in dem mehrere gute und eine bose Fee uber das Schicksal der Prinzessin entscheiden Mit der normannischen Eroberung Englands kam die mittelalterliche franzosische Feendichtung auf die Britischen Inseln Aus der hofischen Kultur ubernahm die angelsachsische Bevolkerung den Begriff fairy Mehrzahl fairies fur die elves genannten Wesen ihrer eigenen Tradition Die Feen wurden damit auch zu schadlichen Wesen die beispielsweise Krankheiten bringen oder Kinder stehlen und gegen Wechselbalger austauschen Gleichzeitig entstand die Idee dass die fairies in einem ebenfalls fairy genannten Feenland leben dass von einem edlen und schonen Konigspaar regiert wird dem Feenkonig und der Feenkonigin Sehr einflussreich wurde das Feenbild das der fruhneuzeitliche Schriftsteller William Shakespeare Ein Sommernachtstraum entwarf Seine Vorstellung von den fairies beeinflusste nicht nur die Kunst sondern wirkte auch wieder auf die Volkserzahlungen und den Feenglauben zuruck Unter anderem durch den Einfluss der conte des fees Literatur setzte sich im 19 Jahrhundert eine heute typische Vorstellung durch Fairies sehen aus wie winzige Menschen mit Insektenflugeln sind mit Tieren und Pflanzen verbundene Naturgeister und sie haben eine besondere Verbindung zu Kindern Uber die englische Literatur sowie durch die Darstellungen in Filmen insbesondere Disneyfilmen wie Peter Pan 1953 wurde diese Vorstellung weltweit verbreitet Das englische Wort fairy hat daneben eine viel breitere Bedeutung als das deutsche Fee In der englischsprachigen Forschungsliteratur wird fairy auch oft als etischer Sammelbegriff fur alle moglichen ubernaturlichen Wesen verwendet unabhangig davon wie diese Wesen von den Akteuren selbst genannt werden 5 So konnen beispielsweise die Elben und Unholde aus fruhneuzeitlich deutschen Texten in der englischen Fachliteratur als fairies bezeichnet werden 6 Die Geschichte der Feentraditionen ist durch eine starke Wechselwirkung zwischen Volkskultur und literarischer Kultur gepragt 7 Volkserzahlungen Literatur Kinofilme und andere Medien beeinflussen sich gegenseitig in ihrer Darstellung der Feen Dies hat wiederum eine Ruckwirkung auf die Menschen die an diese Zwischenwesen 8 glauben Was sie berichten gesehen und erlebt zu haben ist oft abhangig davon wie die Feen im jeweiligen kulturellen Kontex vorgestellt werden 9 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Fees im franzosischen Sprachraum 2 1 Fays im Mittelalter 2 2 Fees in der Fruhen Neuzeit 3 Fairies im englischen Sprachraum 3 1 Fairies im Mittelalter 3 2 Fairies in der Fruhen Neuzeit 3 3 Fairies in der Moderne 4 Feen im deutschen Sprachraum 4 1 Feien im Mittelalter 4 2 Feen in der Neuzeit 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDie genaue Wortgeschichte von Fee und Fairy ist unklar und umstritten Im 12 Jahrhundert taucht in der hofischen Dichtung altfranzosischer und anglonormannischer Sprache erstmals das Wort fai fae oder fay auf Dieses scheint auf lateinisch fata Schicksal von fatum das Gesagte zuruckzugehen In der alteren Forschung wurde angenommen dass fruhmittelalterliche Autoren dies als ein Singularwort fur die Gottin fehlgedeutet und daraus wiederum den Plural fatae die Gottinnen gebildet hatten Mit fatae seien sowohl die romischen Schicksalsgottinnen Parcae als auch die in Dreiergruppen auftretenden keltischen Matronae bezeichnet worden Im Altfranzosischen sei schliesslich das t verloren gegangen so dass fata zu fa a und fae geworden sein soll Dieses Wort habe zunachst eine magisch begabte Frau bezeichnet daraus sei spater faierie als Wort fur Zauberei und das Feenland entstanden Dieses wiederum sei als Pluralform fur die magischen Wesen fehlverstanden und fairie als neuer Singular gebildet worden 10 Diese sehr spekulative und im Detail unbelegte Wortgeschichte ist ab den 1980er Jahren vom Anglisten und Volkskundler Noel Williams 1952 2021 in Frage gestellt worden Williams weist darauf hin dass die altfranzosischen und mittelenglischen Begriffe etwa fee fae fay fairy meist als Verben verzaubern und Adjektive bzw Partizipien verzaubert verwendet wurden Das Wort modifiziert oft ein Nomen etwa fairy knit magischer Ritter tritt aber nur sehr selten selbst als eines auf Tatsachlich habe sich aus dem lateinischen fata also ein Begriff entwickelt der in etwa vom Schicksal bestimmt englisch fated bedeutet habe Damit seien Phanomene bezeichnet worden die ausserhalb menschlicher Kontrolle lagen 11 Englisch fairy italienisch fada und spanisch fada oder hada seien alle parallel und unter gegenseitiger Beeinflussung aus diesem Begriff entstanden Daraus habe sich erst allmahlich die Bedeutung als Gattungsbezeichnung fur magische Wesen entwickelt Williams nimmt an dass das altfranzosische fay in der hofischen Literatur als ein Sammelbegriff verwendet wurde mit dem verschiedene ubernaturliche Wesen aus den Traditionen der keltischsprachigen Bevolkerung der Bretagne und der Britischen Inseln zusammengefasst wurden Dabei habe es sich um eine Fremdbezeichnung gehalten die Kelten selbst hatten keinen ubergeordneten Gattungsbegriff dieser Art gehabt 12 Williams konnte aus englischen Texten bis 1829 ein Korpus von etwa 50 verschiedenen Schreibweisen fur fairy Faerie Pharie Feyrie Ffeyre usw sammeln Dabei durfte es sich um graphemische Varianten des Phonems fɛeri bzw fei handeln Dazu kommen wohl verwandte Begriffe die volksetymologisch aufgrund von Homonymie oder Homophonie gebildet wurden So ist der Ausdruck farefolkis wohl aus fair folk schones Volk zusammengesetzt einem weit verbreiteten Euphemismus fur fairies 13 Das franzosische Wort wurde zweimal ins Deutsche ubernommen Zuerst wurde im Hochmittelalter die altfranzosische fae in die mittelhochdeutsche Dichtung als Fei Feie oder Feine ubernommen und hielt sich anschliessend bis ins Fruhneuhochdeutsche als Kompositum in den Fabelwesen Meerfei und Waldfei Danach ging das Wort wieder verloren Im 18 Jahrhundert wurde unter dem Einfluss der beliebten Conte des fees Literatur siehe unten die franzosische fee als Fee erneut ins Deutsche entliehen Der von manchen Autoren unternommene Versuch das altere Fei widerzubeleben setzt sich nicht durch Im 19 Jahrhundert entstand schliesslich das Verb feien Vor oder gegen etwas gefeit zu sein bedeutet durch Feenmacht davor geschutzt zu sein In der Infektionsepidemiologie existiert die davon abgeleitete Fachbezeichnung stille Feiung Feien wurde unter Ruckgriff auf das mittelalterliche Fei bzw auf das mittelhochdeutsche Verb feinen gleicher Bedeutung neu gebildet 14 15 16 Fees im franzosischen Sprachraum BearbeitenFays im Mittelalter Bearbeiten nbsp Konig Artus und Morgana Buchmalerei aus der Suite de Merlin 14 Jahrhundert In den Chanson de geste altfranzosischen Heldenliedern des 12 und 13 Jahrhunderts tauchen erstmals als fai fae oder fay bezeichnete Manner und Frauen auf Die moderne Forschungsliteratur zahlt auch solche Wesen zu den Feen die in den mittelalterlichen Texten nicht so genannt werden den so bezeichneten Figuren aber ahneln Damit werden etwa auch die magischen Figuren bei Marie de France zu den Feen gerechnet Die heute als Feen zusammengefassten Wesen sind so unterschiedlich dass es unmoglich ist zu definieren was diese Feen ausmacht 17 Diese schonen weisen machtigen und magisch begabten Figuren treten haufig als Beschutzer Berater oder Geliebte der ritterlichen Helden auf und machen ihnen wertvolle Geschenke wie Waffen Kleidung und magische Gegenstande Diese Wesen spiegeln in ihrem Lebensstil die Idealvorstellungen der zeitgenossischen menschlichen Elite wider Die Geschichten lassen haufig offen ob diese Figuren nur magisch begabte Menschen oder ubermenschliche Wesen sind Die wohl einflussreichste dieser Erzahlungen war das Lied von Huon de Bordeaux das den zwergenhaften Konig Auberon einfuhrt Die Geschichte handelt vom Ritter Huon der den Sohn Karls des Grossen totete und zur Suhne eine Reihe eigentlich unmoglicher Aufgaben bestehen muss Diese gelingen ihm mit der Hilfe Auberons 18 19 Im 13 Jahrhundert entstand die Gattung des hofischen Romans Der einflussreiche Autor Chretien de Troyes begrundete hier die sogenannte Artusepik um Konig Artus und die Ritter der Tafelrunde Chretien lasst eine Reihe von fays auftreten darunter die beruhmte Morgan le Fay beschrieb diese Figuren aber meist als menschlich Morgana ist bei ihm Artus Schwester Morgana und Auberon werden erst in der Literatur des 15 Jahrhunderts zu Vertretern einer eigenen Spezies namens Feen 20 21 Die franzosische hofische Literatur wurde im mittelalterlichen Europa ausserordentlich popular ihre Stoffe und Motive wurden u a auch in der englischen und deutschen Dichtung aufgegriffen s u Sehr beliebt war das Motiv der feenhaften Geliebten dass haufig in Erzahlungen verarbeitet wurde die in der modernen Forschung als Falle von gestorter Mahrtenehe klassifiziert werden Dabei handelt es sich um Geschichten in denen ein menschlicher Mann eine Liebesbeziehung mit einer ubernaturlichen Frau eingeht Diese Beziehungen scheitern oft daran dass der Mann ein von seiner Geliebten gefordertes Tabu bricht und sie ihn daher wieder verlasst Manchmal gelingt dem Mann spater eine Versohnung mit der Frau und sie nimmt ihn zuruck Fur das adelige Publikum lag der Reiz dieser Dichtungen in dem Ausbruch aus den Regeln der Feudalgesellschaft bei gleichzeitiger Erfullung adeliger Wunschvorstellungen Der ritterliche Held wird nicht in eine arrangierte Ehe gezwungen sondern geht eine durch Liebe und Erotik gepragte Beziehung ein die Fee schenkt ihm Reichtum die Herrschaft uber ihr Reich und macht ihn durch die gemeinsamen Kinder zum Stammvater eines besonderen Adelsgeschlechts Zeitgenossische Theologen missbilligten diese Erzahlungen haufig da Feen in ihrem Weltbild nur als Damonen erklart werden konnten Um diesen Konflikt zu entscharfen wurde in den Dichtungen oft Wert darauf gelegt die Feen als gute Christinnen darzustellen und vom Damonenverdacht zu befreien 22 Die Figur der Fee ist im Laufe der Zeit immer weiter abgeschwacht worden bis sie schliesslich zu einer gewohnlichen Hofdame wurde Bei Marie de France erscheinen Feen noch als machtige andersweltliche Herrscherinnen und Zauberinnen die auch gegenuber Mannern selbstbewusst auftreten konnen Bei Chretien de Troyes und schliesslich Hartmann von Aue wurden Macht und Auftreten der Feen verringert insbesondere wenn die Feen in diesen jungeren Geschichten schliesslich durch Heirat mit einem Ritter in die hofische Gesellschaft integriert werden 23 Die mittelalterliche Feendichtung war fiktiv galt dem Publikum aber nicht notwendigerweise als unrealistisch Feen und Magie sowie die Drachen Riesen und anderen Fabelwesen die in diesen Geschichten auftauchen erschienen im mittelalterlichen Weltbild als durchaus plausibel Am Ubergang zur Fruhen Neuzeit versuchte der einflussreiche Gelehrte Paracelsus mit seiner Elementargeisterlehre solche Ideen von der Mahrtenehe zu rationalisieren Bei der mittelalterlichen Feendichtung handelt es sich daher nicht um phantastische Literatur d h um Literatur die bewusst Unrealistisches beschreibt 24 Fees in der Fruhen Neuzeit Bearbeiten Ende des 17 Jahrhunderts entstand in Frankreich aus dem Genre der fable heraus die neue Gattung des conte de s fees dt Geschichten uber Feen in der die Protagonisten mit guten und bosen fees interagieren Diese Erzahltradition kombinierte Volkserzahlungen mit den Normen der hofischen Literatur Wichtige Autoren der ersten Phase 1690 1705 waren Marie Catherine d Aulnoy Marie Jeanne Lheritier de Villandon Charles Perrault und andere Diese Autoren formten Volkserzahlungen nach dem Vorbild des hofisch heroischen und des psychologischen Romans um Dies zeigt sich etwa in der beschriebenen Standeordnung den Abenteuerszenen der prunkvoll beschriebenen Architektur und Kleidung sowie der zentralen Rolle des Themas Liebe 25 In der zweiten Phase ab 1705 wird der conte de fees durch die franzosische Rezeption orientalischer Erzahlungen beeinflusst etwa durch Antoine Gallands Ubersetzung von Tausendundeine Nacht 1704 1717 Der Einfluss zeigt sich nicht nur in neuen Handlungsorten sondern auch in der Thematik um Traume und Seelenwanderung sowie in der expliziter werdenden Erotik 26 Gleichzeitig verliert die Gattung zunehmend ihren Bezug zu den Volkserzahlungen und baut stattdessen auf ihre eigene Tradition auf Die Geschichten werden ironisch und moralisierend Die Feen die gattungstypisch in das Leben der Menschein eingreifen werden hier zu deren aufklarerischen Lehrern Zu den vielen Autoren der zweiten Phase gehoren u a Antoine D hamilton Jacques Cazotte Marie Madeleine de Lubert 1702 1785 und Themiseul de Saint Hyacinthe 1684 1746 Auch Jean Jacques Rousseau verfasst ein Feenmarchen La reine Fantasque 1754 Voltaire pragte das eigene Untergenre des contes philosophiques 27 Der conte de fees war eine Literaturgattung des Ancien Regime und endete mit der Franzosischen Revolution 1789 28 Der conte des fees erwies sich als ausserordentlich popular und seine Geschichten gingen im Laufe der Jahrhunderte in das Repertoire der Volkserzahlungen ein Tatsachlich handelt es sich wohl bei vielen der im 19 und 20 Jahrhundert im franzosischen Sprachraum gesammelten Volksmarchen tatsachlich um an die Voraussetzungen des mundlichen Erzahlens angepasste Geschichten aus der hofischen conte des fees Literatur des 18 Jahrhunderts 29 Im Franzosischen hat conte de fees genau wie das davon abgeleitete englische fairy tale und das italienische racconto di fate heute etwa die gleiche breite Bedeutung wie das deutsche Wort Marchen unabhangig davon ob in den Geschichten Feen auftreten 30 31 Das Genre des conte des fees wurde von der Grafin Marie Catherine d Aulnoy erfunden und nachhaltig gepragt Sie verfasste etwa ein Drittel aller Geschichten der ersten Phase 32 1697 erschien ihre Geschichtensammlung Les contes des fees die der neuen Gattung ihren Namen geben sollte D Aulnoy erfand damit erstmals einen Gattungsnamen fur die im Deutschen heute als Marchen bezeichneten Geschichten und wies darin den ubernaturlichen Wesen namens fees einen zentralen Platz zu Sie las ihre Geschichten in den literarischen Salons von Paris vor als Unterhaltung fur erwachsene Adelige vor allem Frauen Auch die von d Aulnoy inspirierten weiteren Autoren des Genres waren vielfach Frauen die sog conteuses wie Marie Jeanne Lheritier de Villandon Henriette Julie de Murat 1668 1716 und Catherine Durand 1650 1712 33 Der Literaturwissenschaftler Jack Zipes macht mehrere Grunde dafur aus weswegen Geschichten uber fees fur die Frauen so attraktiv waren Erstens konnten sie sich mit diesen machtigen weiblichen Wesen identifizieren und mit Feengeschichten einen Gegenpol gegen ihr durch die Vorschriften des Adels und der katholischen Kirche stark eingeschranktes Leben setzen Mit Feengeschichten liess sich zudem verschleierte Kritik an den als dekadent verlogen und misshandelnd dargestellten Institutionen Staat und Kirche uben Daneben treten fees in Volkserzahlungen und nun in der Literatur haufig als Hebammen Kindermadchen und Patinnen auf also als magische Versionen von wichtigen Bezugspersonen der Frauen 34 Wahrend die fruhere Forschung davon ausging dass d Aulnoy und die conteuses einheimische franzosische Volksmarchen ihrer Zeit verarbeitet hatten ist heute klar dass sie deutlich durch altere italienische Literatur inspiriert waren vor allem die Geschichtensammlungen von Giambattista Basile und Giovanni Francesco Straparola 35 Einen wichtigen Einfluss stellte auch das aus Italien stammende Operngenre feerie dar prunkvoll inszenierte Geschichten in denen fees Hexen Gottinnen und andere ubernaturliche Wesen auftreten 36 Es lasst sich zudem eine starke Intertextualitat feststellen D Aulnoy und die conteuses schrieben ihre Texte mit vielen Anspielungen auf die antike Literatur z B die Metamorphosen des Ovid und vielleicht auch auf mittelalterliche oder volkstumliche Geschichten von Morgan le Fay und Melusine 37 Fairies im englischen Sprachraum Bearbeiten nbsp Das Frontispiz der Erstausgabe von Edmund Spensers epischem Gedicht The Faerie Queene Nach der normannischen Eroberung Englands 1066 fuhrten die neuen Herrscher die franzosische Sprache und Kultur und damit auch die franzosische hofische Dichtung mit ihren fays als Elitenkultur ein 38 19 Das englische Wort fairy erscheint erstmals im mittelenglischen Auchinleck Manuscript um 1330 und bleibt in seiner Verwendung lange auf die hofische Literatur romance lay beschrankt Das Wort wurde zunachst meist als Adjektiv gebraucht und bedeutet seltsam magisch oder verzaubert 39 Erst im 15 Jahrhundert wird es zur Bezeichnung fur bestimmte Wesen 40 Ob das in der angelsachsischen Dichtung verbreitete Wort faege todgeweiht vielleicht durch weibliche Schicksalsmachte wie Walkuren zuvor einen Einfluss auf das franzosische Wort ausgeubt hatte ist unklar 41 Einflussreiche britische Volkskundler des 20 Jahrhunderts wie Katharine Mary Briggs 1898 1980 und Jeremy Harte hatten die von ihnen erforschten fairy Traditionen mit essentialistischen Vorannahmen betrachtet Das heisst sie gingen von einer einzigen oft keltischen Tradition aus die uber alle Jahrhunderte hinweg und in allen Regionen im Wesentlichen die Gleiche gewesen sei Die vielen sozialen Veranderungen zwischen Mittelalter und Moderne hatten also keinerlei Auswirkungen auf das Weltbild der bauerlichen Bevolkerung gehabt Neuere Studien widmen sich dagegen meist Spezialaspekten etwa den sozialen Funktionen von fairy Geschichten und wie diese die kulturelle und politische Situation ihrer Zeit widerspiegeln Der Historiker Ronald Hutton legte in einem 2014 erschienenen Artikel erstmals einen umfassenden geschichtswissenschaftlichen Uberblick uber die britischen fairy Traditionen vor In dieser Arbeit verfolgt er die historischen Veranderungen dieser Traditionen vom 11 bis zum 17 Jahrhundert 42 Hutton unterscheidet zwei grosse Phasen der britischen fairy Tradition das Spatmittelalter und die Fruhe Neuzeit Zwischen den beiden Phasen verortet er die Entstehung der Idee vom Feenreich sowie die Ubernahme dieser Vorstellung aus der hofischen Literatur in die breite Bevolkerung Fairies im Mittelalter Bearbeiten Nach Hutton fallt die erste Phase in das Spatmittelalter 43 Mitte des 13 Jahrhunderts lassen sich hier drei verschiedene Traditionsstrange erkennen Erstens ein auf die Angelsachsen zuruckgehender Glaube an verfuhrerische aber schadingende elves Zweitens die internationale hofische Literatur uber schone und machtige fays s o Und drittens schliesslich die gelehrten Texte von Autoren wie Giraldus Cambrensis Gervasius von Tilbury William of Newburgh und anderen Diese Autoren der dritten Traditionslinie sammelten Berichte von angeblichen Kontakten zwischen Menschen und nichtmenschlichen Wesen die sich nicht in die theologische Unterscheidung von Engeln und Damonen einordnen liessen Im Gegensatz zur rein fiktiv angelegten hofischen Dichtung wurden die Geschichten aus diesen gelehrten Sammlungen als tatsachlich passiert prasentiert Weder insgesamt noch innerhalb der drei genannten Traditionsstrange lasst sich eine systematisierte Lehre von den fairies feststellen aber Elemente aus diesen drei Strangen kommen spater in den heute als fairies bezeichneten Wesen zusammen In der um 1330 entstandenen Auchinleck Manuscript Handschrift finden sich die altesten englischsprachigen Erzahlungen in denen explizit als fairy bezeichnete Wesen auftreten Sir Launfal Sir Degare und Sir Orfeo Diese Wesen konnen weiblich oder mannlich sein der Vater des Titelhelden Sir Degare beispielsweise ist ein fairy knyghte 44 Die fairies der mittelenglischen Dichtung sind keine eigene Spezies sondern sehen aus und verhalten sich wie Menschen sie verlieben sich in Menschen nehmen diese in ihr Reich auf und zeugen Kinder mit ihnen Oft werden sie als fromme Christen beschrieben 45 Was sie von Menschen unterscheidet sind ihr Aufenthalt in nur schwer zu betretenden Welten sowie ihre magischen Fahigkeiten Die Feenwelt wird in Landschaft Gesellschaft und hofischem Leben als der Menschenwelt entsprechend beschrieben unterscheidet sich von dieser aber durch opulenten Reichtum und gewisse magische Elemente beispielsweise endlos brennende Kerzen 46 Sie zeigen auch dieselbe Gewalttatigkeit wie sie die Menschen in diesen Geschichten begehen die fairies kampfen toten foltern und vergewaltigen 47 Gleichzeitig erweisen die mannlichen und weiblichen fairies sich ihren menschlichen Partnern gegenuber aber auch als treue Geliebte 48 Hier verortet Hutton auch die Gleichsetzung von fairies und elves sowie die Entstehung der Idee von einer magischen Parallelwelt namens fairy 49 So reist der Held in Sir Orfeo in das Reich des Pluto dem King of Fayre und in Geoffrey Chaucers Erzahlung Sir Thopas 1387 mochte der Protagonist the Queen of Faierye fur sich gewinnen Das Feenreich fairy in dem fairy king und fairy queen uber das Volk der fairies bzw elves herrschen entwickelte sich zu einem beliebten Motiv der englischen Literatur und wurde im 15 Jahrhundert auch in der hofischen Literatur von Schottland und Wales ubernommen Beispielsweise wird im Buchedd Collen der Vita eines walisischen Monchs die Sagengestalt Gwyn ap Nudd nun nicht nur als Konig von Annwn bezeichnet sondern auch als King of the Fairies Ebenfalls im 15 Jahrhundert ubernahm die einfache englischsprachige Bevolkerung die Idee vom Feenreich fairy und nahm fairies als Bezeichnung fur die von ihnen vorher als elves bezeichneten Wesen an Damit entstand eine Art Systematisierung in der die verschiedenen Wesen des Volksglaubens nun als ein Volk aus einem parallelen Konigreich verstanden wurden Es finden sich etwa Gerichtsakten zu Frauen die angaben von den feyry magisches Wissen und die Fahigkeit zum Heilen gewonnen zu haben Andersherum wurden die fairies nun fur Krankheiten verantwortlich gemacht sie werden also mit den schadlichen Aspekten der elves belegt Fairies in der Fruhen Neuzeit Bearbeiten Als zweite Phase und gleichzeitigen Hohepunkt der britischen fairy Tradition macht Hutton das Zeitalter der Reformation und Renaissance 1560 1640 aus Die fairies und ihr Reich waren in diesem Zeitraum ein sehr beliebtes Thema in Literatur und Theater gleichzeitig waren der Glaube an diese Wesen bzw das Spekulieren uber sie auch unter Gelehrten und in der normalen Bevolkerung verbreitet 50 Im Bereich der Renaissanceliteratur waren die wohl einflussreichsten Autoren William Shakespeare A Midsummer Night s Dream um 1596 und Edmund Spenser The Faerie Queene um 1595 beide begrundeten mit ihren Werken ein anhaltendes literarisches Interesse am Thema der fairies 51 Mittelalterliche Figuren wie Robin Goodfellow und der Feenkonig Oberon wurden hier zu ihrer heutigen Form ausgebaut Durch den Einfluss Spensers wird das Feenreich nun haufiger als von einer Konigin regiert vorgestellt zuvor traten eher mannliche Konige auf 52 Das fairyland in dem die ewig jungen und schonen Monarchen in Reichtum leben und sich der Musse hingeben konnen wurde zu einer beliebten Allegorie auf den Adel Insbesondere Elisabeth I wurde in Werken oft als fairy queen dargestellt Henry Prince of Wales spielte in einem Maskenball selbst den fairy king Oberon Literarische Werke uber das Land der fairies dienten aber auch der Kritik am als hedonistisch verurteilten Lebensstil des Adels 53 54 Diese literarische Tradition verarbeitete einige Elemente der Volkserzahlungen und wirkte auch wieder auf diese zuruck Dies lasst sich beispielsweise an der Korpergrosse der fairies nachvollziehen In englischen Volkserzahlungen wurden fairies oft als kleinwuchsig beschrieben sie seien so gross wie menschliche Kinder Dieses Narrativ wurde von Shakespeare ubernommen und zum komodiantischen Effekt auf eine winzige Grosse gebracht In A Midsummer Night s Dream stellt er der menschengrossen Feenkonigin Titania ein Gefolge aus winzigen Dienern bei die so klein sind dass sie in die Schalen von Ahornfruchten klettern konnen Im kurz darauf erschienenen Romeo and Juliet 1597 ist dann auch die Feenkonigin Mab so klein dass sie in einem Wagen fahrt der aus einer Haselnussschale gebaut wurde 55 Die Idee von den winzigen fairies wurde in der Folge nicht nur von anderen Schriftstellern ubernommen sondern findet sich seit 1620 auch zunehmend in Volkserzahlungen 56 Gleichzeitig scheint der Glaube an fairies in der Bevolkerung auch starker verbreitet gewesen zu sein als zuvor Darauf deutet zum Beispiel hin dass es zwischen 1595 und 1614 zu einer Haufung von Trickbetrugereien kam in denen Geld dafur verlangt wurde Menschen mit der fairy queen in Kontakt zu bringen 57 58 Hexenprozessakten zeigen dass uberall auf den Britischen Inseln Menschen fairies und vor allem die fairy queen als Quellen ihrer ubernaturlichen Fahigkeiten angaben Von den fairies wollten sie meist Heilkunst und Wahrsagerei gelernt haben 59 Schottische Hexentheoretiker darunter Konig James VI hielten den Kontakt mit fairies dagegen fur ein zentrales Merkmal der Hexerei Menschen die angaben mit fairies Umgang gehabt zu haben oder von denen dies behauptet wurde wurden verfolgt Die Theologen waren sich uneins daruber ob fairies nun real existierende Damonen oder nur eine durch den Teufel oder schlechte psychischer Verfassung verursachte falsche Einbildung seien In England spielte der Vorwurf vom Umgang mit fairies eine viel kleinere Rolle hier wurden angeblichen Hexen stattdessen beschuldigt mit einem spiritus familiaris umzugehen Auch Hofmagier wie Simon Forman und John Dee versuchten fairies zu beschworen und zu kontrollieren Trotz der grossen Popularitat des fairy Themas im 16 und 17 Jahrhundert gab es keine einheitliche Lehre und Beurteilung bezuglich dieser Wesen So konnte James VI Menschen fur ihren angeblichen Umgang mit fairies verfolgen lassen wahrend sein Sohn Henry gleichzeitig als edler fairy king Oberon auftrat 60 Hutton nimmt dennoch an dass im fruhneuzeitlichen England Wales und den schottischen Lowlands eine homogene Vorstellung vom fairy realm mit seinen fairy monarchs entstanden sei Diese habe sich im Laufe der Zeit zu der regionalen Vielfalt diversifiziert die spater moderne Volkskundler aufgezeichnet haben Hutton vermutet dass die Konstruktion des fairy realms ahnlich verlaufen sei wie die Entwicklung der Hexenlehre Diverse mittelalterliche Vorstellungen seien im 15 Jahrhundert von Gelehrten aufgegriffen modifiziert und zu einem koharenten System zusammengefasst worden 61 Fairies in der Moderne Bearbeiten Die britische fairy Tradition durchlief seit dem 17 Jahrhundert noch weitere Veranderungen etwa was die popularen Vorstellungen vom Aussehen dieser Wesen betrifft Als einflussreich erwies sich hier die Gleichsetzung von fairies und Sylphen den fliegenden Luftgeistern aus der Elementargeisterlehre des Paracelsus In seinem satirischen Epos The Rape of the Lock 1717 beschrieb der englische Dichter Alexander Pope die Sylphen erstmals mit Insektenflugeln 62 Im Laufe des 18 Jahrhunderts kam es zu einer Vermischung der fairies mit Popes geflugelten sylphs Fur die Verbindung der beiden Wesen und die anschliessende Popularisierung dieser neuen Vorstellung von geflugelten fairies waren vor allem die drei englischen Maler William Blake Thomas Stothard und Johann Heinrich Fussli verantwortlich Sie schufen Gemalde und Buchillustrationen mit sylphs und fairies die sie mit naturalistisch detailliert gemalten Insekten und Fledermausflugeln darstellen Gefederte Flugel blieben Engeln vorbehalten 63 Einflussreich wurden insbesondere Stothards Illustrationen zur 1797 erschienenen Auflage von Rape of the Lock Hier stellte er die sylphs die Pope in Anlehnung an Shakespeares fairies als winzige Menschen beschreibt erstmals mit Schmetterlingsflugeln dar 64 Im 19 Jahrhundert wurden fairies in Gemalden Literatur und Theaterauffuhrungen schliesslich standardmassig mit Insektenflugeln dargestellt Dass fairies Flugel tragen ist in Grossbritannien heute eine weit verbreitete Vorstellung 65 Ebenfalls einen grossen Einfluss auf die Vorstellung von den fairies hatte die Illustratorin Cicely Mary Barker 1895 1973 mit ihren ab den 1920ern erschienenen sehr beliebt gewordenen Flower Fairies Bildbanden fur Kinder Darin werden fairies als Kinder mit Schmetterlings und anderen Insektenflugeln dargestellt die pflanzenhafte Kleidung tragen und sich in der Natur zwischen Pflanzen aufhalten 66 Auch die Assoziation von fairies mit der Natur geht letztlich auf Shakespear zuruck Als Anspielung auf den landlichen Charakter der Tradition hatte er fairies mit Namen wie Peaseblossom Erbsenblute und Mustardseed Senfkorn auftreten lassen die mit Pflanzenteilen und anderen Naturmaterialien umgehen 67 Im 19 Jahrhundert beginnt die wissenschaftliche Beschaftigung mit fairies Einerseits als volkskundliche Erforschung des Glaubens an diese Wesen und der Geschichten uber sie andererseits in einem naturwissenschaftlichen Streit um ihre Existenz Anhaltendes offentliches Interesse weckte die Kontroverse um die sogenannten Cottingley Fairies Um ihre Eltern auszutricksen hatten die damals zehn und funfzehnjahrigen Madchen Frances Griffiths und Elsie Wright 1917 im Dorf Cottingley Fotoaufnahmen von fairies produziert Die Aufnahmen zeigen winzige geflugelte Frauen die zwischen Pflanzen umhertanzen Der Theosoph Edward Gardner sowie der Spiritist und beruhmte Autor Arthur Conan Doyle wurden auf die Fotos aufmerksam und prasentierten sie 1920 der Offentlichkeit als Beweise fur die Existenz von fairies und anderen feinstofflichen Wesen Der Streit um die Echtheit der Bilder wurde bis 1983 ausgetragen als die beiden Frauen zugaben Papierfiguren fotografiert zu haben 68 An der Affare um die cottingley fairies lasst sich erkennen dass fairies seit dem 20 Jahrhundert weithin als winzige geflugelte Frauen vorgestellt werden Dies druckt sich auch in Sichtungsberichten aus Wahrend Flugel in alteren Berichten fast nicht vorkamen beschreiben Menschen im 20 und 21 Jahrhundert die von ihnen angeblich gesehenen fairies haufig mit solchen 69 In der Forschungsliteratur findet sich seit dem 19 Jahrhundert bis heute durchgehend die These dass der Glaube an fairies fruher starker verbreitet gewesen ware und nun in der jeweiligen Gegenwart der Autoren fast verschwunden sei Die kanadische Volkskundlerin Sabina Magliocco halt dem Umfragen entgegen die zeigen dass auch in der Gegwart viele Menschen an als fairies bezeichnete Wesen glauben oder deren Existenz zumindest fur moglich halten Der Glaube an fairies hangt dabei u a von der Subkultur der Befragten ab In ihrer eigenen Umfrage unter Neopaganen im englischen Sprachraum gaben 57 an fairies selbst gesehen oder gespurt zu haben 70 Viele von ihnen erzahlten Geschichten vom Kontakt mit diesen Wesen Die fairies die diese gegenwartigen Neopagenen beschreiben unterscheiden sich allerdings deutlich von denen der traditionellen englischen Uberlieferung Magliocco fuhrt Ronald Huttons Studie uber die Entwicklung der britischen fairies s o fur das 19 und 20 Jahrhundert weiter und macht hier zwei tiefgreifende Veranderungen fest die zu den von ihr aufgezeichneten modernen Vorstellungen fuhrten Die erste Veranderung stellt die Idee dar dass fairies als Freunde und Beschutzer von Menschen auftreten v a von Kindern In der vormodernen Volksuberlieferung galten fairies oft als boshafte und gefahrliche Wesen die Kinder stehlen und Krankheiten bringen In Buchern aus dem sog Goldenen Zeitalter der Kinderliteratur 1860er 1920er und deren Bearbeitungen in spateren Disneyfilmen wird ihnen stattdessen oft die Rolle als elternhafte Beschutzer z b die Feenpatinnen in Pinocchio und Cinderella 1950 oder als kindliche Freunde und sexuelle Fantasien v a Tinkerbell in Peter Pan 1953 zugewiesen 71 Die Verniedlichung der fairies zu Figuren der Kinderliteratur hatte ihren Ursprung in englischen Ubersetzungen der franzosischen conte de fees Literatur s o 72 Die zweite Veranderung betrifft die Vorstellungen dass fairies Wachter der Natur seien Sie werden nun als Naturgeister vorgestellt die unter der fortschreitenden Umweltzerstorung leiden und die Menschen daher zum Umweltschutz animieren und ihnen beibringen konnen wieder im Einklang mit der Natur zu leben Auch diese Idee stammt aus der Kinderliteratur Nicht nur Barkers flower fairies etablierten die Vorstellung von fairies als Naturgeistern Als Kritik an der damaligen Industrialisierung und Urbanisierung wurden eine ganze Reihe von Geschichten verfasst die davon erzahlen wie die fairies durch die Umweltzerstorung aus England vertrieben werden und sich eine neue Heimat suchen mussen bspw Rudyard Kipling Dymchur Flit 1906 Andrew Lang und May Kendall That Very Mab 1885 73 Wahrend fairies in vormodernen Traditionen als ambivalent bis schadlich galten und man meist versuchte ihnen aus dem Weg zu gehen suchen die Neopaganen gezielt nach Kontakt mit ihnen um sie als Freunde Beschutzer und Lehrer zu gewinnen Magliocco bezeichnet diese Entwicklung als die Zahmung der Feen the Taming of the Fae 74 Feen im deutschen Sprachraum BearbeitenFeien im Mittelalter Bearbeiten Ende des 12 Jahrhunderts wurde die franzosische hofische Dichtung um Konig Artus im deutschen Sprachraum ubernommen und weiterentwickelt Zu den Figuren der arturischen Welt gehort auch die weibliche fay s o die in die mittelhochdeutsche Dichtung als fei feie oder feine ubersetzt wird So wurde etwa Morgan le Fay zur Feimurgan Die Figur der Fee kam wohl aus alteren keltischen Erzahlungen in die Artusepik welche Elemente der mittelhochdeutschen Feenfigur noch darauf zuruckgehen ist in der Forschung umstritten 75 Neben den Frauenfiguren die in den mittelalterlichen Texten explizit als fei o a bezeichnet werden zahlt die moderne Forschung auch solche Figuren zu den Feen die zwar nicht so genannt wurden aber Ahnlichkeiten mit ihnen aufweisen Die Germanistin Michaela Wiesinger hat sechs Feenmarker zusammengetragen anhand derer feenhafte Frauenfigur identifiziert werden konnen Das erste Merkmal ist Magisches Feen verfugen sowohl uber magische Gegenstande und Zaubertranke als auch uber magische Fahigkeiten wie Hellsichtigkeit und Heilkunde Zweitens Wunderbare Tiere und Figuren Mit den Feen verbunden sind magische Tiere und Fabelwesen wie Drachen und Riesen Das dritte Merkmal sind die Tabus Als Teil der fur die Feen typischen Marteneheerzahlungen erlegen sie ihren ritterlichen Geliebten Tabus auf s o Viertens leben Feen in einer Abgeschiedenen Behausung ausserhalb der hofischen Welt ihr oft anderweltlicher Aufenthaltsort kann vom Ritter haufig nur durch einen schwierigen Ubertritt descensus erreicht werden Funftens sind Feen mit dem Element Wasser verbunden sie tauchen an Quellen und Gewassern auf oder halten sich hinter einer Grenze aus Wasser auf etwa jenseits eines Flusses oder auf einer Insel Sechstens schliesslich verfugen Feen uber Feenboten die beispielsweise ihre Nachrichten uberbringen oder den Weg zu ihrem Aufenthaltsort weisen Auch Frauen die in einem mittelalterlichen Text explizit eine Fee genannt werden erfullen oft nicht alle diese Merkmale wahren andererseits auch mannliche Figuren zumindest einige Feenmarker besitzen konnen 76 Die mittelhochdeutsche Dichtung endete um 1300 und mit ihr auch die Figur der Fee Im deutschen Sprachraum besteht keine Kontinuitat zwischen der Fee des Mittelalters und der Fee die im 18 Jahrhundert erneut aus der franzosischen Literatur ubernommenen wurde 77 Feen in der Neuzeit Bearbeiten Die franzosische conte de fees Literatur s o wurde auch in den deutschen Landern beliebt und ab den 1760ern ins Deutsche ubersetzt 78 Fur dieses Genre wurde die Gattungsbezeichnung Feenmarchen erfunden und die Figur der fee als Fee eingedeutscht Das Wort Fee stammt also aus der Literatur und kommt in Volkserzahlungen des deutschen Sprachraumes nicht vor 79 Uber diesen Einfluss der franzosischen Literatur gelangten die Feen in einige deutsche Marchentexte etwa Dornroschen KHM 50 80 Das deutsche Feenmarchen durchlief die umgekehrte Entwicklung des franzosischen Wahrend in Frankreich aus Volkserzahlungen hofische Literatur wurde nahert sich das in Deutschland ubernommene Genre den einheimischen Volkserzahlungen an Zentrale Autoren des fruhen deutschen Feenmarchens Christoph Martin Wieland Christian August Vulpius u a verfassten Geschichten mit aufklarerischer Intention Wieland schrieb uber die bose Fee Fanferlusch Ab den 1780er Jahren schrieben Autoren wie Wilhelm Christoph Gunther Geschichten die sich starker der einheimischen Volksuberlieferung zuwandten Die Gattung der deutschen Feenmarchen wurde im 19 Jahrhundert durch das romantische Kunstmarchen und Sammlungen von aufgezeichneten Volksmarchen verdrangt 81 Literatur BearbeitenGunter Dammann Conte de s fees In Kurt Ranke Hrsg Enzyklopadie des Marchens Handworterbuch zur historischen und vergleichenden Erzahlforschung Band 3 De Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 008201 2 Spalte 131 149 Jean N Goodrich Fairy Elves and the Enchanted Otherworld In Albrecht Classen Hrsg Handbook of Medieval Culture Fundamental Aspects and Conditions of the European Middle Ages Band 1 De Gruyter Berlin Boston 2015 ISBN 978 3 11 026659 7 S 431 464 englisch Ronald Hutton The Making of the Early Modern British Fairy Tradition In The Historical Journal Band 57 Nr 4 2014 S 1135 1156 englisch Sabina Magliocco The Taming of the Fae Literary and Folkloric Fairies in Modern Paganism In Shai Feraro und Ethan Doyle White Hrsg Magic and Witchery in the Modern West Celebrating the Twentieth Anniversary of The Triumph of the Moon Palgrave Macmillan Cham 2019 ISBN 978 3 030 15549 0 S 107 130 Hannah Priest The King o fairy with 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Worterbuch der deutschen Sprache Abgerufen am 18 August 2022 Williams 1984 Sp 799 Beispielsweise Goodrich 2015 462 Williams 1984 Sp 794 Franz Winter Zwischenwesen Engel Damonen Geister In Johann Figl Hrsg Handbuch Religionswissenschaft Religionen und ihre zentralen Themen Tyrolia Verlag und Vandenhoeck amp Ruprecht Innsbruck Wien Gottingen 2003 ISBN 3 7022 2508 0 S 651 662 Hier S 651 Magliocco 2019 127 Williams 1997 S 462f Williams 1997 S 463 465 Williams 1997 S 468 Williams 1997 S 459 461 Eintrage Fee und gefeit in Duden Das Herkunftsworterbuch 6 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Herausgegeben von der Dudenredaktion Dudenverlag Berlin 2020 ISBN 3411040769 S 259 305 Eintrage Fee und gefeit in Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache Bearbeitet von Elmar Seebold 25 durchgesehene und erweiterte Auflage Walter de Gruyter Berlin und Boston 2011 S 283 339 Eintrage Fee und feien In Digitales Worterbuch der deutschen Sprache Abgerufen am 23 September 2023 Priest 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folgt Hutton 2014 S 1138 1141 Priest 2008 12f Priest 2008 19f 37ff Priest 2008 24f 31f 34f Priest 2008 21 24 Priest 2008 40 Dieser Absatz folgt Hutton 2014 S 1142 1146 Sofern nicht anders angegeben folgen die Ausfuhrungen zur Fruhen Neuzeit Hutton 2014 S 1147 1152 Williams 1984 Sp 794 Williams 1984 Sp 798 Hutton 2014 S 1151 Jean N Goodrich Fairy Elves and the Enchanted Otherworld In Albrecht Classen Hrsg Handbook of Medieval Culture Fundamental Aspects and Conditions of the European Middle Ages Band 1 De Gruyter Berlin Boston 2015 ISBN 978 3 11 026659 7 S 431 464 hier S 463 englisch Marjorie Swann The Politics of Fairylore in Early Modern English Literature In Renaissance Quarterly Band 53 Nr 2 2000 S 449 473 hier S 454 ff englisch Williams 1984 Sp 795 Hutton 2014 S 1150 Jean N Goodrich Fairy Elves and the Enchanted Otherworld In Albrecht Classen Hrsg Handbook of Medieval Culture Fundamental Aspects and Conditions of the European Middle Ages Band 1 De Gruyter Berlin Boston 2015 ISBN 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267f Magliocco 2019 110 124 Magliocco 2019 113 119 Williams 1984 Sp 795 Magliocco 2019 119 123 Magliocco 2019 110f 123f Wiesinger 2018 50 Wiesinger 2018 50 54 Eberhard W Funcke Morgain und ihre Schwestern Zur Herkunft und Verwendung der Feenmotivik in der mittelhochdeutschen Epik In Acta Germanica Jahrbuch des sudafrikanischen Germanistenverbandes Band 18 1985 S 1 64 Hier S 49 Dammann 1981 Sp 139 142 Gertrud Scherf Nixen Wichtlein und Wilde Frauen Eine Kulturgeschichte der Naturgeister in Bayern Allitera Munchen 2017 ISBN 978 3 86906 986 9 S 109 Leander Petzoldt Kleines Lexikon der Damonen und Elementargeister 3 Auflage C H Beck Munchen 2003 1990 ISBN 978 3 406 66928 6 S 72 Dammann 1981 Sp 139 142 Normdaten Sachbegriff GND 4325485 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fee amp oldid 237599482