www.wikidata.de-de.nina.az
Kurt Ranke 14 April 1908 in Blankenburg Harz 6 Juni 1985 in Stadensen bei Uelzen war ein deutscher Volkskundler Germanist Altertums und Erzahlforscher Kurt Ranke 1980 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKurt Ranke studierte 1927 30 Germanistik Volkskunde Geschichte Kirchengeschichte und Philosophie in Bonn und Munchen ab Wintersemester 1930 31 in Kiel 1 Dort wurde er 1933 bei dem Germanisten Carl Wesle mit einer der komparatistischen Methode verpflichteten Studie uber den Komplex der Brudermarchen promoviert Die monographische Arbeit Die zwei Bruder erschienen in Helsinki 1934 untersuchte das zentrale Thema des Kampfes gegen einen Unhold basierte auf rund 1150 Fassungen und sorgte fur internationales Aufsehen 2 Der 1932 in die NSDAP eingetretene Wissenschaftler SA 1933 3 wurde nach einer einjahrigen Mitarbeit am Deutschen Worterbuch in Berlin Assistent Wesles in Kiel 1934 40 1938 habilitierte er sich mit einer Arbeit uber indogermanische Totenverehrung erschienen in Helsinki 1951 1940 wurde er zum Privatdozenten fur das Fach Volks und Altertumskunde ernannt konnte aber die wissenschaftliche Laufbahn wegen Einberufung zum Wehrdienst erst 1948 in Kiel fortsetzen Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ihm zunachst auf Anordnung der Britischen Militarregierung jegliche Mitwirkung im deutschen Erziehungswesen untersagt Ranke fand Arbeit als Hilfsarbeiter in einer Getreidemuhle Nach dem Abschluss des Entnazifizierungsverfahrens Kategorie V Entlastet konnte er 1948 als Dozent an die Christian Albrechts Universitat in Kiel zuruckkehren Wissenschaftlicher Rat 1956 1951 Ernennung zum ausserplanmassigen Professor 1958 zum ausserordentlichen Professor 1960 erhielt Ranke den Ruf an die Georg August Universitat Gottingen als Nachfolger Will Erich Peuckerts und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1973 1977 wurde er als ordentliches Mitglied der Philologisch historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen aufgenommen 4 Wirken BearbeitenBereits 1957 hatte Ranke in Kiel die Arbeitsstelle Enzyklopadie des Marchens begrundet sowie die Fabula Zeitschrift fur Erzahlforschung Herausgeber Band 1 23 1958 82 und die Herausgabe der Enzyklopadie des Marchens eines Handworterbuchs zur historischen und vergleichenden Erzahlforschung initiiert Editionsphase ab 1973 Ranke zahlt zu den Mitbegrundern der International Society for Folk Narrative Research und war erster Prasident der Gesellschaft 1962 74 Ehrenprasident seit 1974 Weitere editorische Tatigkeiten waren die Mitwirkung bei den Folklore Fellows Communications Band 187 239 Helsinki 1963 87 und bei der Neuauflage des Reallexikons der Germanischen Altertumskunde 1968 85 In seinen fruhen Forschungen betrieb R vor allem sprach und kulturwissenschaftliche Untersuchungen zu Brauch und Volksglauben die er bis in die 1950er Jahre und daruber hinaus fortsetzte 5 Die Erzahlforschung wurde unter vergleichenden Aspekten und in Anlehnung an die geographisch historische Methode Rankes zentrales Forschungsgebiet Einen reprasentativen Querschnitt deutschsprachiger zwischen 1860 und 1960 gesammelter meistenteils unveroffentlichter Texte erschien innerhalb der von Richard M Dorson edierten Reihe Folktales of the World 1966 eine wichtige kommentierte Sammlung europaischer Schwanke und witziger Erzahlungen folgte 1972 Als zentrale Forschungsaufgaben betrachtete Ranke die Fragen nach dem Alter der Vermittlung und der Verbreitung von Erzahltypen und motiven Zahlreiche seiner kleineren und grosseren Studien beschaftigen sich mit dem Problem der Kontinuitat und der Abhangigkeit mundlich und schriftlich uberlieferter Erzahlungen Mehrere Studien galten der Funktion von Marchen und anderen Erzahlformen sowie damit zusammenhangenden Gattungsproblemen Der Frage einer Differenzierung der Gattungen mass er jedoch im Vergleich mit der schopferischen Gestaltungskraft der Erzahler eine untergeordnete Rolle zu Dezidiert ausserte er sich zu allgemeinen Problemen und Erscheinungen der einfachen Formen Andre Jolles der Volkserzahlung Er begriff sie als mundliche und schriftliche Denkmaler weniger morphologisch denn als Urformen einfachster Aussagen menschlicher Denk und Gefuhlsinhalte Homo narrans die Einblicke in verschiedene Kulturkreise ermoglichten 6 Von einzelnen Genres interessierten Ranke vor allem Sage und Schwank Innerhalb der Wissenschaftsorganisation liegen Rankes Verdienste in der Wiederbelebung und Fortentwicklung der internationalen Erzahlforschung nach 1945 7 Engagiert war er an der Neuorientierung des Fachs Volkskunde beteiligt Grundung der Volkskundlichen Landesstelle in Gottingen und der Aussenstelle in Rotenburg Wumme und setzte sich fur eine grossere Eigenstandigkeit und Erweiterung des volkskundlichen Forschungs und Lehrbetriebs ein 8 Werke BearbeitenDie zwei Bruder Eine Studie zur vergleichenden Marchenforschung Helsinki 1934 Folklore Fellows Communications 114 Indogermanische Totenverehrung 1 Der dreissigste und vierzigste Tag im Totenkult der Indogermanen Helsinki 1951 Folklore Fellows Communications 140 Rosengarten Recht und Totenkult Hamburg 1951 Schleswig holsteinische Volksmarchen Band 1 3 Kiel 1955 1958 1962 Hrsg Internationaler Kongress der Volkserzahlungsforscher in Kiel und Kopenhagen 19 8 29 8 1959 Vortrage und Referate Berlin 1961 Hrsg Folktales of Germany Translated by Lotte Baumann Chicago 1966 Folktales of the World Hrsg European Anecdotes and Jests Ubers Timothy Buck Copenhagen 1972 European Folklore Series 4 European Anecdotes and Jests Die Welt der einfachen Formen Studien zur Motiv Wort und Quellenkunde Berlin New York 1978 Aufsatzsammlung ISBN 3 11 007420 6 Literatur BearbeitenFritz Harkort Karel C Peeters Robert Wildhaber Hrsg Volksuberlieferung Festschrift fur Kurt Ranke zur Vollendung des 60 Lebensjahres Gottingen 1968 Rolf Wilhelm Brednich Kurt Ranke zum 75 Geburtstag Wissenschaftliche Bilanz der letzten Jahre In Fabula 24 1983 S 1 3 ders Schriftenverzeichnis ebda S 4 7 Elfriede Moser Rath Kurt Ranke und sein Gottinger Team In Fabula 24 1983 S 8 10 Stefaan Top In memoriam Prof Dr Kurt Ranke 1908 1985 In Volkskunde 86 1985 254 f Lauri Honko Kurt Ranke 1908 1985 In NIF Newsletter 13 4 1985 S 15 f Fritz Paul Kurt Ranke 1908 1985 In Gottinger Gelehrte Die Akademie der Wissenschaften zu Gottingen in Bildnissen und Wurdigungen 1751 2001 Hrsg von Karl Arndt Gerhard Gottschalk und Rudolf Smend Bd 2 Gottingen 2001 S 696 f Hannelore Jeske Sammler und Sammlungen von Volkserzahlungen in Schleswig Holstein Neumunster 2002 S 166 170 ISBN 3 529 02491 0 Hans Jorg Uther Ranke Kurt In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 145 f Digitalisat Hans Jorg Uther Die Enzyklopadie des Marchens Ein Jahrhundertprojekt vor dem Abschluss In Arbeitskreis Bild Druck Papier Tagungsband Graz 2015 Munster u a 2016 S 142 148 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kurt Ranke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kurt Ranke im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Fritz Harkort Kurt Ranke In Fritz Harkort Karel C Peters Robert Wildhaber Hrsg Volksuberlieferung Festschrift Kurt Ranke Gottingen 1968 S XIII f Johannes Bolte Rezension In Zeitschrift fur Volkskunde Nr 43 1934 S 232 233 Harm Peer Zimmermann Vom Schlaf der Vernunft Deutsche Volkskunde an der Kieler Universitat 1933 1945 In Hans Werner Prahl Hrsg Uni Formierung des Geistes Universitat Kiel im Nationalsozialismus Band 1 Kiel 1995 S 171 274 hier 224 231 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 196 Oliver Haid Ranke Kurt In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 24 Berlin New York 2003 S 129 132 W F H Nicolaisen Kurt Ranke und Einfache Formen In Folklore Band 100 1989 S 113 119 W F H Nicolaisen Ranke Kurt 1908 1985 In Mary E Brown B A Rosenberg Hrsg Encyclopedia of Folklore and Literature Santa Barbara u a 1998 S 538 f Hans Jorg Uther Ranke Kurt In Enzyklopadie des Marchens Band 11 Berlin New York 2004 S 207 213 Normdaten Person GND 118749099 lobid OGND AKS LCCN n50053928 VIAF 102321161 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ranke KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher Volkskundler Germanist Altertums und ErzahlforscherGEBURTSDATUM 14 April 1908GEBURTSORT Blankenburg HarzSTERBEDATUM 6 Juni 1985STERBEORT Stadensen Uelzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Ranke Germanist amp oldid 233336413