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Die Bahrprobe auch Bahrrecht und Scheines Recht lat ius cruentationis Blutungsrecht war im Mittelalter ein Gottesurteil Ordal mit dem man in einem Mordfall den Morder zu finden hoffte oder mit dem ein des Mordes Angeklagter seine Unschuld zu beweisen versuchte Der Verdachtige wurde an die aufgebahrte Leiche gefuhrt Er hatte daraufhin seine Hand auf die Wunde zu legen und in einer festgelegten Eidformel seine Unschuld zu schworen Fing die Leiche wieder an zu bluten galt der Verdachtige als schuldig andernfalls als unschuldig Die Bahrprobe basierte auf der Annahme dass der Geist des Verstorbenen noch im Korper vorhanden war lebender Leichnam und durch das Bluten den Verlust seines Korpers rachen wollte Als alteste die Bahrprobe als Prozessinstitut beschreibende Rechtsquelle des deutschen Raumes gilt das Freisinger Rechtsbuch von 1328 Art 273 wonach man das Prozedere des Gottesurteils sogar an bereits bestatteten Mordopfern durchfuhren sollte Die Bahrprobe ist im Nibelungenlied erwahnt und wurde in Einzelfallen noch bis in das 17 und 18 teilweise sogar noch im 19 Jahrhundert 1 angewandt Dabei erfuhr sie allerdings einen Funktionswandel vom Inquisitionsmittel zum Indiz Doch scheint sie stets nur als subsidiares Auskunftsmittel sozusagen als letzter Ausweg in Betracht gekommen zu sein Im Zuge der Aufklarung wurde sie endgultig aus dem Rechtsleben entfernt Bekannt geworden ist die Bahrprobe an Hans Spiess in Ettiswil anno 1503 Bahrprobe des Hans Spiess Miniatur in der Luzerner Chronik des Diebold Schilling Burgerbibliothek 1513 Literatur BearbeitenHans Kurt Claussen Hrsg Freisinger Rechtsbuch Germanenrechte N F Abt Stadtrechtsbucher Bohlau Weimar 1941 Art 273 mit nhd Ubers Wolfgang Schild Alte Gerichtsbarkeit Callwey Munchen 1980 S 18 20 mit Abb ders Zur strafrechtlichen Behandlung der Toten in Norbert Stefenelli Hrsg Korper ohne Leben Bohlau Wien 1998 S 855ff Werner Ogris Art Bahrprobe In Albrecht Cordes Heiner Luck Dieter Werkmuller Ruth Schmidt Wiegand Hrsg Handworterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 2 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Band I Erich Schmidt Verlag Berlin 2008 Sp 408 410 ISBN 978 3 503 07912 4 Francesco Paolo de Ceglia Saving the Phenomenon Why Corpses Bled in the Presence of their Murderer in Early Modern Science In Francesco Paolo de Ceglia Hrsg The Body of Evidence Corpses and Proofs in Early Modern European Medicine Brill Leiden Boston 2020 S 23 52 doi 10 1163 9789004284821 003 Einzelnachweise Bearbeiten Max Dollner Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933 Ph C W Schmidt Neustadt a d Aisch 1950 OCLC 42823280 Neuauflage anlasslich des Jubilaums 150 Jahre Verlag Ph C W Schmidt Neustadt an der Aisch 1828 1978 Ebenda 1978 ISBN 3 87707 013 2 S 309 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bahrprobe amp oldid 237458856