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Christoph Heinrich Myller 1740 in Zurich 1807 ebenda war ein Schweizer Gymnasialprofessor In die deutsche Literaturgeschichte ging der Schuler Johann Jacob Bodmers mit seinen Editionen mittelalterlicher Handschriften ein Die Schreibweise seines Namens mit y anstatt mit u wahlte er zum einen aus Grunden der Originalitat zum anderen folgte er darin einer Marotte seines Lehrers der diese Schreibweise zum Beispiel auch fur die Schreibung seiner Heimatstadt Zyrich bevorzugte weil er sie fur die altere ursprunglichere und damit bessere hielt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Samlung 2 1 Entstehung 2 2 Bearbeitungen 2 3 Zeitgenossische Aufnahme 3 Werke 4 LiteraturLeben BearbeitenMyller wurde 1740 in der Schweiz geboren Aus politischen Grunden musste er 1767 seine Heimat verlassen ging nach Berlin und lehrte dort zwischen 1767 und 1788 am Joachimsthalischen Gymnasium Philosophie und Geschichte Dann kehrte er nach Zurich zuruck seine Ausweisung aus der Schweiz war 1772 aufgehoben worden wo er 1807 verstarb Die Samlung BearbeitenMyllers wichtigste Publikation ist die Samlung deutscher Gedichte aus dem XII XIII und XIV Jahrhundert Sie erschien in den Jahren 1784 1787 in drei Banden in Berlin In dieser Ausgabe wurden viele bedeutsame epische und lyrische Texte der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters erstmals ediert und so einem neuzeitlichen Publikum bekannt gemacht So bietet die reiche Textsammlung das Nibelungenlied den Parzival des Wolfram von Eschenbach den Iwein den Gregorius und den Armen Heinrich des Hartmann von Aue den Tristan des Gottfried von Strassburg den Eneasroman des Heinrich von Veldeke sowie Flore und Blanscheflur und andere mehr oder weniger vollstandigen Texte samt einigen Sangspruch Dichtersammlungen Minneliedern Tierbispiln und einigen Maeren Entstehung Bearbeiten Die Samlung ist nicht Myllers alleiniges Werk Zu grossen Teilen bearbeitete er erste Abschriften Bodmers und bereitete sie fur die Publikation vor Noch heute stellt die Frage danach welche Teile der Abschriften von Bodmer und welche von Myller stammen einen grossen Bestandteil der Forschung um diese Edition dar Sicher jedoch ist dass das Zustandekommen der Publikation eindeutig auf die Initiative des Schulers zuruckgeht 1780 wandte Myller sich in einem personlichen Brief mit seinem Editionsplan an Bodmer der jedoch nicht reagierte und den Brief unbeantwortet liess Daraufhin wahlte Myller den offentlichen Weg Mit einem Aufruf zur Subskription des Projektes in der Gelehrtenzeitschrift Deutsches Museum setzte er Bodmer unter Druck Dieser sandte ihm daraufhin seine Abschriften des Nibelungenliedes Dies ist der Grund dass dieses die Ausgabe anfuhrt Bearbeitungen Bearbeiten Neben dem Nibelungenlied befindet sich im ersten Band der Parzival Wolframs den Bodmer bereits 1753 veroffentlicht und bearbeitet hatte Immer wieder hatte dieser das Parzival Thema aufgegriffen und aus Grunden der wie er meinte leichteren Rezipierbarkeit in Hexameter Singe denn provenzalische Muse von Parzival etwas oder zu Balladen die er fur eine epische Gattung hielt umgeformt Dabei hatte er stets seine Bearbeitungen neben Abschriften der mittelhochdeutschen Texte gestellt da es sein eigentliches Anliegen war letztere dem Publikum naherzubringen Die Samlung Myllers nun besteht aus reinen Auszugen aus den Handschriften wobei naturlich jeder Editor meint Verbesserungen anfuhren zu durfen Die Abschriften Bodmers wechseln sich mit denen Myllers aus dem Codex St Gallen 857 ab Dabei korrigiert Myller einige Fehler Bodmers Zeitgenossische Aufnahme Bearbeiten Der erste Band ist auch von historischem Interesse Hier widmet Myller seine gesamte Edition Seiner Durchlaucht Karl Friedrich Marckgrafen zu Baaden und Hochberg u s w in tiefster Ehrfurcht Das ihm 1782 zugesandte Exemplar ein Vordruck nahm dieser an und liess es zunachst positiv bestatigen Aus dem Jahre 1784 dem eigentlichen Erscheinungsjahr ist jedoch folgender Brief uberliefert Hochgelahrter lieber Getreuer Ihr urtheilt viel zu vorteilhafft von denen Gedichten aus dem 12 13 und 14 Seculo deren Druck Ihr befordert habet und zur Bereicherung der Teutschen Sprache so brauchbar haltet Meiner Einsicht nach sind solche nicht einen Schuss Pulver werth und verdienten nicht aus dem Staube der Vergessenheit gezogen zu werden In meiner Bucher Sammlung wenigstens wurde Ich dergleichen elendes Zeug nicht dulten sondern herausschmeissen Das Mir davon eingesandte Exemplar mag dahero sein Schicksal in der dortigen grossen Bibliothek abwarten Viele Nachfrage verspricht aber solchem nicht Euer sonst gnadiger Konig Frch Diese Anekdote wird im Allgemeinen zitiert um auf die mangelnde Wertschatzung von Literatur durch den grossen Kurfursten hinzuweisen Jedoch nicht nur dieser reagierte distanziert auf die Ausgabe mittelalterlicher Literatur So dient der Bericht Friedrich Heinrich von der Hagens daruber dass die letzten Exemplare von Myllers drittem Band in einem Breslauer Kaufladen als Tuten verwendet wurden ebenfalls als Beleg der Missbilligung des Projektes durch das breite Publikum Von dem literarischen Publikum und der Fachwelt jedoch dazu gehorten u a Gottsched der Gottinger Hainbund Lessing und Herder wurde die Edition durchgehend positiv aufgenommen Lange Jahre griffen auch die mittelalterbegeisterten Autoren der Romantik wie August Wilhelm Schlegel Ludwig Tieck oder Friedrich de la Motte Fouque fur ihre Nachdichtungen mittelalterlicher Stoffe auf Myllers wie auch auf Bodmers Editionen zuruck die somit die Basis vieler Rezeptionsprozesse der genannten Texte darstellten In der Wissenschaftsgeschichte wurden sie dann ab den 20er Jahren des 19 Jahrhunderts von den teilweise heute noch gultigen textkritischen Editionen Karl Lachmanns abgelost Werke BearbeitenFolgende Werke wurden von Ch H Myller herausgegeben Samlung deutscher Gedichte aus dem XII XIII und XIV Jahrhundert Erster Band Der Nibelungen Liet Eneidt Got Amur Parcival Der arme Heinrich Von der Minnen Dis ist von der Wibe List Dis ist von dem Pfennige Berlin 1784Samlung deutscher Gedichte aus dem XII XIII und XIV Jahrhundert Zweiter Band Welcher enthaltet Tristan Meister Alexander s Gesang Meister Stolle s Gesang Des Helleviur s Gesang Meister Singolf s Gesang Tristan des von Vribert Meister Kelyn s Gesang Meister Ellis von der Leyne Gesang Meister Rudinger s Gesang Meister Gervelyn s Gesang Des Urenheimer s Gesang Shynnenberger s Gesang Flore und Blancheflur H Walther s von der Vogelweide Gesang Twein Herman Damen s Gesang Des Gutere s Gesang Ein Altdeutsches Meister Gesangbuch Freygedank Des unvurtzaghete n Gesang Des Goldener s Gesang Berlin Spener 1785 Samlung deutscher Gedichte aus dem XII XIII und XIV Jahrhundert Dritter Band Conrad von Wuerzburg vom Trojanischen Kriege Fragmente und kleinere Gedichte Berlin Spener 1787 Literatur BearbeitenJakob Baechtold Muller Christoph Heinrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 22 Duncker amp Humblot Leipzig 1885 S 521 Wolfgang Bender Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger Metzler Stuttgart 1973 Sammlung Metzler 113 Johannes Cruger Die erste Gesammtausgabe der Nibelungen Rutten amp Loening Frankfurt am Main 1884 Albert M Debrunner Das guldne schwabische Zeitalter Johann Jakob Bodmer und das Mittelalter als Vorbildzeit im 18 Jahrhundert Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1996 Epistemata Reihe Literaturwissenschaft Bd 170 Ursula Schulze Das Nibelungenlied Reclam Stuttgart 1997 Anna Stussi Muller Myller Christoph Heinrich In Deutsches Literatur Lexikon Biographisch Bibliographisches Handbuch 3 Aufl Francke Bern 1968 ff Bd 10 Sp 1442f Werner G Zimmermann Muller Christoph Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 350 f Digitalisat Normdaten Person GND 117575410 lobid OGND AKS LCCN no2002059524 VIAF 30317025 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Myller Christoph HeinrichKURZBESCHREIBUNG Schweizer Gymnasialprofessor HerausgeberGEBURTSDATUM 1740GEBURTSORT ZurichSTERBEDATUM 1807STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christoph Heinrich Myller amp oldid 214499737