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Sachsisch ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Sachsisch Begriffsklarung aufgefuhrt Das Obersachsische ist ein Teil der thuringisch obersachsischen Dialektgruppe die ihrerseits zum Ostmitteldeutschen gehort Gesprochen wird es in Sachsen dem sudostlichen Sachsen Anhalt und je nach sprachlichem Einzelkriterium kleineren oder grosseren Teilen des ostlichen Thuringen fruher auch im benachbarten deutschsprachigen Teil Bohmens Karte der Verbreitung der mitteldeutschen Mundarten Obersachsisch Nr 8 in dunklem OlivgrunDas Obersachsische grenzt an das Thuringische das Ostfalische das Nordobersachsisch Sudmarkische das Schlesische das Nordbairische und das Ostfrankische Mit dem umgangssprachlich als Sachsisch bezeichneten Idiom ist in der Regel nicht der Dialekt sondern der Regiolekt Sachsens gemeint Inhaltsverzeichnis 1 Sprachraum 2 Basisdialektale Merkmale 3 Situation im 20 und 21 Jahrhundert 4 Mundartautoren 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseSprachraum BearbeitenDas Obersachsische bildet eine uneinheitliche Sprachlandschaft Die im folgenden Absatz skizzierte Gliederung der Basismundarten basiert auf phonologischen und morphologischen Daten aus dem spaten 19 und der ersten Halfte sowie Mitte des 20 Jahrhunderts diejenige im letzten Absatz auf der Auswertung von 66 Variablen der Wenkersatze aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Den Hauptbereich des Obersachsischen nimmt das Meissnische ein in dessen Gebiet auch Dresden liegt und das von Borna im Westen bis Pirna im Osten reicht Nordwestlich schliesst das Osterlandische an wozu auch Leipzig gehort und das sich von Grimma im Suden bis Bitterfeld im Norden erstreckt Die obersachsisch schlesischen Ubergangsmundarten im Osten umfassen die Oberlausitz sowie bis zur Vertreibung der deutschsprachigen Bevolkerung 1945 den anschliessenden Grenzsaum Bohmens alles in allem sind sie jedoch schon stark schlesisch ausgerichtet Die obersachsisch thuringischen Ubergangsmundarten im Westen liegen bereits auf thuringischem Boden und reichen von Altenburg bis je nach Kriterium gegen Jena und Erfurt Die in Sudwestsachsen gesprochenen Mundarten des Vogtlandischen und des Erzgebirgischen in dessen nordlichsten Auslaufern die Stadt Chemnitz liegt bilden hingegen Ubergangsmundarten zum Ostfrankischen und weisen damit auch dem Oberdeutschen zugerechnete Merkmale auf ebenso die einst anschliessenden deutschbohmischen Dialekte sie werden deshalb nicht immer zum Obersachsischen gerechnet Das im Norden um Torgau bis gegen Cottbus gesprochene Nordobersachsische schliesslich hat ein niederdeutsches Substrat und wird deshalb ebenfalls nicht immer zum Obersachsischen gezahlt 1 Dialektometrische Daten die noch weitere sprachliche Kriterien beiziehen und damit eine andere Gewichtung der Einzeldaten erhalten bestatigen dieses Bild teilweise indem im Sudwesten des Obersachsischen das Vogtlandische und das Erzgebirgische und im Norden das Nordobersachsische ebenfalls als selbstandige Mundartlandschaften Sud Ostmitteldeutsch und Nord Ostmitteldeutsch sichtbar werden Das Meissnische hingegen verteilt sich auf das westliche Ost Ostmitteldeutsch und das ostliche Zentral Ostmitteldeutsch und hat auch Anteil am Sud Ostmitteldeutsch und das Osterlandische verteilt sich auf Zentral Ostmitteldeutsch und Nord Ostmitteldeutsch 2 Alles in allem bestatigt sich damit das Bild der traditionellen Dialektologie dass im Suden ein Ubergangsgebiet zum Oberdeutschen und im Norden ein Ubergangsgebiet zum Niederdeutschen vorliegt wogegen der reinmitteldeutsche zentrale Teil des Obersachsischen nur schwierig sinnvoll zu untergliedern ist Basisdialektale Merkmale BearbeitenWie viele andere deutsche Dialekte kennt auch das Obersachsische die Entrundung von mittelhochdeutsch o oː u uː und ue zu e eː i und iː so dass etwa base fur bose und Biehne fur Buhne gesprochen wird Ebenfalls mit anderen Dialektgruppen gemeinsam ist die binnendeutsche Konsonantenschwachung etwa Kardoffeln fur Kartoffeln und Babba fur Papa Wie fast im gesamten Ostmitteldeutschen wird mittelhochdeutsches e zu a gesenkt sodass es auch im Obersachsischen Schwaster Schwester schlacht schlecht heisst Wie im Thuringischen weitgehend ausgeblieben ist die Apokope so heisst es dialektal balde oder im Hause nicht wie in den meisten anderen deutschen Mundarten bald im Haus 3 Im Unterschied zum Thuringischen lautet der Infinitiv auf en und nicht e aus Gemeinsam mit dem Ostthuringischen ist dem Obersachsischen die Monophthongierung der mittelhochdeutschen Diphthonge ei ou oi etwa Been fur Bein und Boom fur Baum wofur das Erzgebirgische und Vogtlandische einheitliches langes aː kennen Je nach lautlicher Umgebung und damit regional unterschiedlich stark ausgepragt ist die Hebung von mittelhochdeutsch eː o und oː zu iː u und uː so heisst es verbreitet etwa Schnii Schnee Ufen Ofen eingeschrankter gilt etwa Duchter Tochter und noch regionaler Vulg Volk 3 Gesammelt wurde der obersachsische Wortschatz in Karl Muller Fraureuths Worterbuch der obersachsischen und erzgebirgischen Mundarten 1911 und 1914 sowie im vierbandigen Worterbuch der obersachsischen Mundarten das nach langeren Vorarbeiten zwischen 1994 und 2003 erschienen ist Situation im 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenIn der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts wurden die Basismundarten laut Horst Becker hauptsachlich noch im Sudwesten Sudosten und Nordosten des obersachsischen Gebiets gesprochen namlich im Erzgebirge und im Vogtland in der sudlichen Lausitz sowie im Tal der Elbe und der Schwarzen Elster zwischen Riesa Hoyerswerda und Wittenberg Etwas weniger prasent waren sie uberdies im Raum Grimma Dobeln Riesa und um Bitterfeld 4 1953 stellte Rudolf Grosse in seiner Arbeit zur Mundart und Umgangssprache im Meissnischen fest dass die ursprungliche Mundart zwischen Zwickauer Mulde und Elbe nahezu ausgestorben war so dass es schwierig war Gewahrsleute fur die Mundart zu finden 5 Laut Beat Siebenhaar ist der obersachsische Dialekt im Sinne eines geschlossenen Sprachsystems mit klaren Regeln in Aussprache Wortbildung und Syntax in der zweiten Halfte des 19 bis Anfang des 20 Jahrhunderts weitgehend ausgestorben Die Basisdialekte wurden seither von Regiolekten abgelost die je nach Ort Region und Sprecher unterschiedlich stark ostmitteldeutsch gepragt sind 6 7 8 Mundartautoren BearbeitenLene Voigt Hilmar Muckenberger Anton GuntherLiteratur BearbeitenHorst Becker Gunter Bergmann Sachsische Mundartenkunde Max Niemeyer Verlag Halle Saale 1969 Gunter Bergmann Upper Saxon In Charles V J Russ Hrsg The Dialects of Modern German A Linguistic Survey Routledge London 1990 ISBN 0 415 00308 3 S 290 312 Gunter Bergmann Hrsg Sachsisches Volksworterbuch 2 Auflage Lehmstedt Leipzig 2013 ISBN 978 3 937146 81 2 Rudolf Grosse Mundart und Umgangssprache im Meissnischen In Zeitschrift fur Mundartforschung Band 21 4 1953 S 240 249 Rainer Hunecke Karlheinz Jakob Die obersachsische Sprachlandschaft in Geschichte und Gegenwart Winter Heidelberg 2012 Werner Konig dtv Atlas zur deutschen Sprache 1 Aufl Munchen 1978 seither zahlreiche weitere und uberarbeitete Auflagen Marie Josephine Rocholl Ostmitteldeutsch eine moderne Regionalsprache Eine Untersuchung zu Konstanz und Wandel im thuringisch obersachsischen Sprachraum Deutsche Dialektgeographie Band 118 Olms Hildesheim Zurich New York 2015 Viktor M Schirmunski Deutsche Mundartkunde Hrsg und kommentiert von Larissa Naiditsch Peter Lang Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 631 59973 0 Beat Siebenhaar Der sachsische Dialekt In Matthias Donath Andre Thieme Sachsische Mythen Edition Leipzig Leipzig 2011 S 91 99 Vorversion online Beat Siebenhaar Ostmitteldeutsch Thuringisch und Obersachsisch In Joachim Herrgen Jurgen Erich Schmidt Hrsg Deutsch Sprache und Raum Ein Internationales Handbuch der Sprachvariation Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Band 30 4 de Gruyter Mouton Berlin Boston 2019 ISBN 978 3 11 026129 5 S 407 435 Peter Wiesinger Phonetisch phonologische Untersuchungen zur Vokalentwicklung in den deutschen Dialekten Studia Linguistica Germanica Band 2 1 und 2 2 Bande 1 und 2 Walter de Gruyter Berlin 1970 passim dazu eine Zusammenfassung in Band II S 340 343 Peter Wiesinger Das Obersachsische falschlicherweise mit Das Oberfrankische betitelt In Werner Besch Ulrich Knoop Wolfgang Putschke Herbert Ernst Wiegand Hrsg Dialektologie Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektologie Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Band 1 2 Walter de Gruyter Berlin New York 1983 S 862 865 dazu Karten 47 4 und 47 12 Weblinks Bearbeiten nbsp Saggssche Desdwiggi Sachsische Test Wikipedia nbsp nbsp Commons Kategorie Obersachsisch Sammlung von Bildern und Audiodateien Literatur von und uber Obersachsische Dialekte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sachsisch im Dialektatlas der Deutschen Welle Das Sachsisch verschwindet aus der Serie Uberland bei Zeit Online Dies n Ardiggl off Saggssch anguggng Diesen Artikel auf Sachsisch lesenEinzelnachweise Bearbeiten Abschnitt nach Horst Becker Gunter Bergmann Sachsische Mundartenkunde Max Niemeyer Verlag Halle Saale 1969 Gunter Bergmann Upper Saxon In Charles V J Russ Hrsg The Dialects of Modern German A Linguistic Survey Routledge London 1990 S 290 312 Peter Wiesinger Phonetisch phonologische Untersuchungen zur Vokalentwicklung in den deutschen Dialekten Studia Linguistica Germanica Band 2 1 und 2 2 Bande 1 und 2 Walter de Gruyter Berlin 1970 Peter Wiesinger Das Obersachsische falschlicherweise mit Das Oberfrankische betitelt In Werner Besch Ulrich Knoop Wolfgang Putschke Herbert Ernst Wiegand Hrsg Dialektologie Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektologie Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Band 1 2 Walter de Gruyter Berlin New York 1983 S 862 865 dazu Karten 47 4 und 47 12 Beat Siebenhaar Ostmitteldeutsch Thuringisch und Obersachsisch In Joachim Herrgen Jurgen Erich Schmidt Hrsg Deutsch Sprache und Raum Ein Internationales Handbuch der Sprachvariation Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Band 30 4 de Gruyter Mouton Berlin Boston 2019 ISBN 978 3 11 026129 5 S 407 435 hier S 413 416 mit Berufung auf Alfred Lameli Roland Kehrein Stefan Rabanus Language and Space Vol 2 Language Mapping An international Handbook of Linguistic Variation de Gruyter Berlin New York ISBN 978 3 11 019609 2 a b Gemass Becker Bergmann 1969 Bergmann 1990 Konig 1978 Siebenhaar 2019 Wiesinger 1970 und Worterbuch der obersachsischen Mundarten Horst Becker Gunter Bergmann Sachsische Mundartenkunde Max Niemeyer Verlag Halle Saale 1969 Rudolf Grosse Mundart und Umgangssprache im Meissnischen In Zeitschrift fur Mundartforschung Band 21 4 1953 S 240 Ein Leipziger Sprachforscher ist sich sicher Sachsischer Dialekt weitgehend ausgestorben Memento vom 26 August 2014 im Internet Archive In Leipziger Internet Zeitung 17 Februar 2011 Heidrun Boger Sachsisch stirbt aus In Neues Deutschland 6 Juli 2011 Interview mit Beat Siebenhaar Marie Josephine Rocholl Ostmitteldeutsch eine moderne Regionalsprache Eine Untersuchung zu Konstanz und Wandel im thuringisch obersachsischen Sprachraum Deutsche Dialektgeographie Band 118 Olms Hildesheim Zurich New York 2015 Normdaten Sachbegriff GND 4120293 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Obersachsische Dialekte amp oldid 235381883