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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Erzgebirgisch Begriffsklarung aufgefuhrt Dieser Artikel bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Erzgebirgisch erzgebirgisch Arzgebirgsch 1 ist ein deutscher Dialekt der heute noch im oberen westlichen Teil des Erzgebirges aber auch in einem sehr kleinen Teil des Oberharzes in Niedersachsen gesprochen wird Oberharzisch Er ist bisher nur wenig sprachwissenschaftlich erforscht Der von den Sprechern als eigenstandig wahrgenommene Dialekt wird in der Dialektologie dem Ostmitteldeutschen zugeordnet 2 Da eine der Grenzen der Verschiebung von anlautendem germ p jedoch zwischen dem Erzgebirgischen und dem Meissenischen verlauft etwa erzgebirgisch Pfund gegenuber meissenisch Fund Pfund wird ersteres vereinzelt auch dem oberdeutschen Ostfrankischen zugerechnet 3 ErzgebirgischGesprochen in Deutschland Sachsen Niedersachsen bis 1946 auch Tschechoslowakei Nordwestbohmen Sprecher ca 500 000LinguistischeKlassifikation Indogermanisch GermanischWestgermanischDeutschMitteldeutschOstmitteldeutsch dd dd Erzgebirgisch dd dd Offizieller StatusAmtssprache in keinem LandAufgrund der immer starkeren Vermischung mit dem Obersachsischen der Abwanderung grosser Bevolkerungsteile und der damit verbundenen Abkehr dieser vom Erzgebirgischen insbesondere seit 1989 verringert sich die Sprecheranzahl zusehends Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitungsgebiet und Geschichte 2 Sprachverwandtschaft mit oberdeutschen Dialekten 3 Unterdialekte 4 Grammatik Phonologie 4 1 Konsonanten 4 2 Vokale 4 3 Betonung 5 Grammatik Morphologie 5 1 Das Substantiv 5 1 1 Grammatisches Geschlecht 5 1 2 Bildung der Falle 5 1 3 Bildung der Mehrzahl 5 2 Der Artikel 5 3 Das Pronomen 5 3 1 Personalpronomen 5 3 2 Possessivpronomen 5 4 Die Praposition 5 5 Das Adjektiv 5 5 1 Kongruenz 5 5 2 Steigerung 5 6 Das Verb 5 6 1 Infinitiv Partizipien 5 6 2 Prasens 5 6 3 Prateritum 5 6 4 Perfekt Plusquamperfekt 5 6 5 Futur 5 6 6 Konjunktiv 5 6 7 Imperativ 5 6 8 Passiv 6 Ein weiteres Sprachbeispiel 7 Textbeispiel 8 Wortschatz 8 1 Substantive 8 2 Verben 8 3 Sonstige Worter 8 4 Ausrufe 9 Erzgebirgisches Wort des Jahres 10 Literatur 10 1 Grammatiken und andere sprachwissenschaftliche Veroffentlichungen 10 2 Sonstige Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseVerbreitungsgebiet und Geschichte Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet nbsp Verbreitung des Erzgebirgischen und der Nachbardialekte in Sachsen nach Gunter Bergmann 1986Das Erzgebirgische umfasst drei Gruppen Westerzgebirgisch Osterzgebirgisch und Vorerzgebirgisch Bauern aus dem mainfrankischen Raum siedelten sich seit Mitte des 12 Jahrhunderts im Erzgebirge an und brachten ihren Dialekt mit der dem Westerzgebirgischen zugrunde liegt Bei den anderen beiden Gruppen handelt es sich um Mischformen mit dem Obersachsischen Das Erzgebirgische wird heute hauptsachlich im Erzgebirgskreis gesprochen daneben im Suden des Landkreises Mittelsachsen im Sudosten des Landkreises Zwickau sowie in Lichtenstein Eine weitere Sprechergemeinschaft findet sich im Oberharz in der Region von Clausthal Zellerfeld Niedersachsen die Vorfahren letztgenannter waren Bergleute die im 16 Jahrhundert aus dem Erzgebirge dorthin auswanderten Noch 1929 wurde Erzgebirgisch auch in anderen Teilen der heutigen Landkreise Mittelsachsen Sachsische Schweiz Osterzgebirge sowie in Chemnitz und Zwickau gesprochen In diesen Gebieten setzten sich inzwischen Mundarten der thuringisch obersachsischen Dialektgruppe durch Bis 1945 war das Erzgebirgische auch im angrenzenden Bohmen beheimatet Zu nennen ist vor allem die Region Kaaden Duppau in deren Mundart eine Sammlung von erzgebirgischen Wortern Redensarten und Anekdoten veroffentlicht wurde siehe Literatur Die Verteilung der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus der damaligen Tschechoslowakei vertriebenen Deutschbohmen auf ganz Deutschland beschrankte jedoch in der Folge den Gebrauch der Mundart grossteils auf die eigene Familie Trotz zahlloser in Mundart verfasster Kurzgeschichten Gedichte und Lieder ist bisher keine Norm der Verschriftlichung des Erzgebirgischen allgemein anerkannt die 1937 vom sachsischen Heimatverein aufgestellten Richtlinien werden seitens der Autoren kaum berucksichtigt Eine linguistische Analyse dieser Mundart basiert daher hauptsachlich auf Feldforschung Fehleinordnung des Erzgebirgischen als landliche Variante des Sachsischen vgl hierzu z B in Ethnologue behindern Pflege und Erhalt des Dialekts ebenfalls Gelegentlich wird das Werk des Volksdichters und Sangers Anton Gunther 1876 1937 als sprachlicher Massstab des Dialekts angesehen Sprachverwandtschaft mit oberdeutschen Dialekten BearbeitenDie Gemeinsamkeiten mit den oberdeutschen Dialekten sind im Erzgebirgischen an der klaren Tendenz zu erkennen das deutsche Verbprafix er durch andere Prafixe der im Erzgebirgischen und im Bairischen oder ver im Bairischen und Schwabischen zu ersetzen z B westerzgeb derschloong tɔɰʃloːŋ erschlagen derzeeln tɔɰtseːln erzahlen Auch der Gebrauch der Partikel fei faɪ typisch fur Ostfrankisch und Bairisch ist auch im Erzgebirgischen weit verbreitet Weiterhin ist auch im Ostfrankischen und Bairischen die Lautentsprechung des deutschen o ɔ zu dialektalem u ʊ z B westerzgeb huus huːs Hose sowie die starke o Farbung des deutschen a z B westerzgeb hoos hoːs Hase zu finden Ein weiterer Punkt ist der Verlust von silbenschliessendem n nach langen Vokalen der im Erzgebirgischen weit verbreitet auftritt z B lichtensteinisch Huuschdee huːʂʈeː Hohenstein gemeint ist die Stadt Hohenstein Ernstthal in der ubrigens nicht Erzgebirgisch sondern ein meissnischer Dialekt gesprochen wird Selten tritt dieses Phanomen in einsilbigen kurzvokalischen Wortern auf bei denen dann der Vokal gelangt wird z B maa mʌː Mann Auch die vor allem im lichtensteinischen oft praktizierte Auslassung des Schwa e geschrieben e und seltener auch des ɪ kurzes i ist typisch im Oberdeutschen z B lichtenst Reedlz ɣeːtˡl ts Rodlitz der Ort Rodlitz wurde in den 1990er Jahren nach Lichtenstein eingemeindet Die folgende Tabelle verdeutlicht die Ahnlichkeit des Erzgebirgischen zu den ubrigen oberdeutschen Dialekten Zur Kontrolle wird das Osterlandische mit aufgelistet X steht dafur dass das entsprechende Merkmal in den meisten Unterdialekten vorhanden ist x bedeutet dass es nur in Randgebieten auftritt Merkmal Erzgebirgisch Ostfrankisch Bairisch Osterreichisch Alemannisch OsterlandischErsetzung von er durch der ver X X der ver ver fei X X X o u Entsprechung X X X n Tilgung X X X X Schwa Tilgung X X X X xZusammenfall von ch und sch x XUnterdialekte BearbeitenIn der Literatur wird grundsatzlich zwischen West und Osterzgebirgisch unterschieden Der Unterschied zwischen den beiden Unterdialekten ist betrachtlich die Grenzen sind jedoch fliessend Wahrend dem Westerzgebirgischen noch ein bemerkbarer Einfluss durch das Oberfrankische zugeschrieben wird sind im Osterzgebirgischen vor allem meissenische Elemente zu finden Im Wesentlichen wird auf die grossen Unterschiede zwischen Ost und Westerzgebirgisch und die zahlreichen Ubereinstimmungen zwischen Westerzgebirgisch Vogtlandisch und Frankisch hingewiesen Besonders an den Grenzen zum meissnischen Sprachraum sind die Ubergange fliessend was mancherorts eine eindeutige Zuordnung zum Erzgebirgischen oder zum sogenannten Sachsischen unmoglich macht Der Dialekt der erzgebirgischen Sprachkolonie im Oberharz entwickelte sich seit der Besiedlung relativ eigenstandig Es wird angenommen dass er sich bezuglich der Lautlehre seit Anfang des 17 Jahrhunderts nicht weiter verandert hat im Gegensatz zu Flexionslehre und Wortschatz welche vor allem den nordthuringischen Einflussen unterworfen waren Bedingt durch die Besiedlungsgeschichte ist das Oberharzische durch eine weitgehende Ubereinstimmung mit dem Westerzgebirgischen gepragt wahrend sich osterzgebirgische Spracheinflusse nur im geringen Umfang durchsetzen konnten Zum Beispiel verwendet der osterzgebirgische Dialekt wie auch der meissnische das Wort ni ch nɪ c als Negation wogegen im Westerzgebirgischen net nɛt gebraucht wird Wegen der fehlenden Sprachgrenze findet man in manchen Gegenden beide Versionen nebeneinander vor allem an der Grenze von Ost zum Westerzgebirgischen oder zum Meissnischen Ein weiterer Beleg fur die Verwandtschaft des meissnischen und des osterzgebirgischen Dialektes kann auch in der Abwandlung des standarddeutschen kl und gl bzw kn und gn am Wortanfang in tl resp tn gesehen werden z B dlee tˡleː klein dnuchng tⁿnʊxŋ Knochen Zusammenfassend lassen sich also vier Dialekte feststellen Dialekt Verbreitungsgebietheute Fruhere zusatzliche GebieteMittelerzgebirgisch westlicher osterzgebirgischer Dialekt ehemaliger Mittlerer Erzgebirgskreis mit den Stadten Olbernhau und Marienberg sowie im ehemaligen Landkreis Annaberg Nordhalfte Sudetenland Weipert Brandau Kallich und in benachbarten Orten Westerzgebirgisch ehemalige Landkreise Aue Schwarzenberg Annaberg Sudhalfte Sudetenland Dreieck von Graslitz uber Schlackenwerth bis Pressnitz Osterzgebirgisch ehemalige Landkreise Dippoldiswalde Mittweida Westen Suden Freiberg Nordwesten Suden Sudetenland um St Katharinaberg Nordwesterzgebirgisch auch Vorerzgebirgisch ehemalige Landkreise Chemnitzer Land Region Lichtenstein Stollberg ZwickauOberharzisch Region Clausthal Zellerfeld und St Andreasberg Niedersachsen Grammatik Phonologie BearbeitenWie erwahnt existiert keine einheitliche Rechtschreibung Um die Sprachdaten in diesem Artikel trotzdem nahe an ihrer tatsachlichen Aussprache niederzuschreiben muss eine Konvention gefunden werden Konsonanten Bearbeiten Die Schreibung der Konsonanten folgt weitgehend den im Bairischen ublichen Notationen In der folgenden Tabelle werden die in den wichtigsten erzgebirgischen Mundarten vorkommenden Sprachlaute als IPA Zeichen dargestellt Dahinter findet sich die Schreibung fur den entsprechenden Laut die in diesem Artikel angewendet wird sofern sie sich vom IPA Zeichen unterscheidet bilabial labio dental alveolar post alveolar retroflex palatal velar uvular glottalstl sth stl sth stl sth stl sth stl sth stl sth stl sth stl sth stl sth Asp Plosive kʰ k Nicht asp Plosive p b t d k g Affrikaten pf ts z tʃ tsch ʈʂ tsch Frikative f v w s ʃ sch ʂ sch c ch x ch ɣ r x ch hNasale m n ŋ ng laterale Approximanten lzentrale Approximanten j ɰ r In keinem Unterdialekt kommen die postalveolaren tʃ ʃ und die retroflexen ʈʂ ʂ Laute im Kontrast vor d h jeder Unterdialekt hat nur postalveolare oder nur retroflexe Laute Die Unterscheidung zwischen ʂ ʃ und c ist vor allem im Nordwestdialekt nicht gegeben hier kommt nur ʂ vor das jedoch trotzdem je nach Herkunft als sch oder ch geschrieben wird Die stimmlosen unaspirierten Plosive b d g neigen vor allem zwischen Nasalen m n ng und Vokalen dazu stimmhaft zu werden Dies ist jedoch nur eine Tendenz und wird in der Schreibung nicht ausgedruckt Eine wichtige und fur Erzgebirgisch typische Lautveranderung betrifft das r Folgt ihm einer der Laute k g ch oder ng das sind die velaren Konsonanten so wird zwischen den beiden Lauten ein j eingeschoben So wird zum Beispiel Baarg dt Berg paːɰjk gesprochen Das j wird nicht geschrieben da sein Auftreten vollstandig vorhersagbar ist Der velare Zentralapproximant ɰ wird meistens als Velarisierung des davorstehenden Vokals realisiert In den IPA Transkriptionen in diesem Artikel wird konsequent ɰ verwendet Vokale Bearbeiten Die hier vorgeschlagene Schreibung der Vokale basiert teilweise auf der offiziellen Orthografie des Schweizerdeutschen teilweise auf der des Bairischen Hinter dem IPA Zeichen folgt die Schreibung des entsprechenden Vokals falls diese sich unterscheiden vorne fastvorne zentral fasthinten hintenung ger ung ger ung ger ung ger ung ger geschlossen i ufast geschlossen ɪ i ʊ u halbgeschlossen e omittel e e halboffen ɛ e ʌ a ɔ e o fast offen ae a offen aAlle Unterdialekte haben entweder a oder ae nie beide Steht ein Schwa vor einem r in der gleichen Silbe so wird es als ɔ gesprochen aber weiterhin als e geschrieben Die hinteren hohen Vokale u ʊ sind oft tendenziell ungerundet Lange wird durch Doppeltschreibung des betreffenden Vokals oder Konsonanten ausgedruckt Es gibt die Langvokale ii ee ee aa uu oo und aa Neben diesen allgemeinen orthographischen und phonetischen Regeln ist zu beachten dass die Vokale ausser a und Schwa deutlich zentralisiert gesprochen werden d h die hinteren Vokale a o u werden weiter vorn gesprochen als im Deutschen die vorderen Vokale ee e und i werden weiter hinten gesprochen als es im Deutschen der Fall ist Kurze Vokale die vor einer betonten Silbe stehen werden in der Aussprache zu Schwa reduziert z B gremadig kxeˈmʌtɪk Grammatik Steht in einer Silbe ein kurzer Vokal vor einem r so wird der Vokal oft lang ausgesprochen z B Aarzgebeergsch In den Mundarten die in hoheren Lagen gesprochen werden wird aa oft als oo gesprochen Die Aussprache als aa ist jedoch vor allem in geschlossenen Silben also solchen in denen dem Vokal ein oder mehrere Konsonanten folgen der Normalfall Da im angrenzenden Sachsischen in den entsprechenden Wortern auch aa gesprochen wird ist die Ubergeneralisierung in den ans Sachsische angrenzenden Dialekten wohl ein Phanomen des Sprachkontakts Betonung Bearbeiten Wie im Deutschen variiert die Betonung je nach Herkunft des Wortes Im Erzgebirgischen ist dabei deutlicher die Tendenz zu erkennen auch bei Fremdwortern franzosischer Herkunft die Betonung auf die erste Silbe zu legen z B biro ˈpiːɣo Buro Zumeist verbleibt bei franzosischen Lehnwortern jedoch der Akzent auf der letzten Silbe z B dridewaar txɪteˈvʌːɰ Gehsteig von frz trottoir Bei Fremdwortern lateinischer oder griechischer Abstammung liegt der Akzent entweder auf der vorletzten oder auf der drittletzten Silbe z B gremadig kxeˈmʌtɪk Grammatik Grammatik Morphologie BearbeitenDas Substantiv Bearbeiten Grammatisches Geschlecht Bearbeiten Es werden drei grammatische Geschlechter unterschieden Gemass der traditionellen germanistischen Grammatiktheorie werden sie maskulin mannlich feminin weiblich und neutral sachlich genannt Die folgende Tabelle enthalt einige Beispiele Die Zuordnung zu einem Geschlecht entspricht in der Regel der des Standarddeutschen Geschlecht Worter Ubersetzung Geschlecht im Dt mannlich moo maa Mann m gung Junge m baam Baum m weiblich fraa Frau w sub Suppe w dasch Tasche w sachlich kind Kind s maadl Madchen s dridewaar Trottoir s Gehsteig m dunnl Tunnel m s Bildung der Falle Bearbeiten Anders als das Hochdeutsche kennt das Erzgebirgische keinen produktiven Genitiv mehr Soll ein Besitzverhaltnis das A des B ausgedruckt werden mussen andere Konstruktionen verwendet werden Ist der Besitzer menschlich oder zumindest belebt so wird zumeist eine Struktur mit Dativ und Possessivpronomen bevorzugt dem B sein A In den ubrigen Fallen kann man nur mit der Praposition f u n dt von arbeiten das A von B Bei nicht abstrakten Possessoren bildet man auch oft Komposita wie dt Haustur fur Tur des Hauses Beispiele Nordwestdialekt 1 n Hans seine hitschdem Hans seine Fussbank die Fussbank von Hans 2 de fansder fun den hausdie Fenster von dem Haus die Fenster des Hauses Am Substantiv selbst kann nur der Dativ im Plural ausgedruckt werden Dies geschieht mit einem Suffix n das mit verschiedenen Konsonanten verschmelzen kann und das bei Substantiven die bereits ihre Mehrzahl mit n bilden entfallt Nominativ und Akkusativ sowie der Dativ in der Einzahl sind endungslos Jedoch kann oft an Artikeln Adjektiven und Possessivpronomen der Fall eindeutig bestimmt werden Auch Personalpronomen bilden zumeist fur jeden der drei Falle eigene Formen Die folgende Tabelle zeigt einige Paradigmen erzgebirgischer Substantive mit einem bestimmten Artikel Fall Zahl dt Baum dt Tasche dt KindNominativ Singular der baam de dasch s kindDativ Singular n baam der dasch n kindAkkusativ Singular n baam de dasch s kindNominativ Plural de beeme de daschn de kinnerDativ Plural n beemm n daschn n kinnernAkkusativ Plural de beeme de daschn de kinnerBildung der Mehrzahl Bearbeiten Wie im Hochdeutschen gibt es viele verschiedene Formen der Mehrzahlbildung Verschiedene Endungen wie e er n und s kommen ebenso zum Einsatz wie eine Ablautbildung das heisst eine Anderung des Stammvokals Einige der Endungen gehen mit einer Umlautbildung einher Einige Substantive bilden im Erzgebirgischen ihren Plural anders als im Deutschen So verwendet man meistens die Endung n ohne Umlautbildung um Nomen auf e l in den Plural zu setzen Aber auch andere Worter unterscheiden sich in der Wahl ihrer Pluralendung Beispiele Nordwestdialekt Singular Erzg Singular Dt Plural Erzg Plural Dt beer Beere beer Beerenfuuchl Vogel fuuchl n Vogelgaar Jahr gaar Jahrenaachl Nagel naachl n Nagelnaal Westerzg Nagel neel Nagelmaadl Madchen maadl n Madchenmaad Westerzg Madchen meed oder maad Madchenmast Mast masd e neben mosd n Mastenkind Kind kin er Kinderbarg Park baarg s Parksfuus Fuss fiis Fussewaang Wagen weeng e Wagenis schoof Schaf de scheef SchafeDer Artikel Bearbeiten Das Erzgebirgische unterscheidet drei Arten von Artikeln Die emphatischen betonten definiten bestimmten Artikel werden verwendet um auf ein oder mehrere bestimmte Individuen hinzuweisen Im Deutschen werden hierfur die Demonstrativpronomen dies bzw jen verwendet Die unbetonten bestimmten Artikel entsprechen in ihrer Bedeutung fast jenen im Deutschen In der Einzahl kommen wie im Deutschen ausserdem indefinite unbestimmte Artikel zur Anwendung Anders als im Deutschen werden fur mannliche Personennamen im Dativ und Akkusativ obligatorisch die unbestimmten Artikel verwendet fur alle anderen Personennamen jedoch die unbetonten bestimmten Alle Artikel kongruieren in Kasus Numerus und Genus mit ihrem Bezugswort Die betonten bestimmten Artikel konnen auch ohne Bezugswort vorkommen und konnen dann die nur sehr selten gebrauchten Personalpronomen der dritten Person ersetzen Wie das Deutsche verwendet auch das Erzgebirgische Negativ Artikel kein Sie ahneln den unbestimmten Artikeln jedoch nicht so sehr wie das im Deutschen der Fall ist Die Formen der Artikel lauten im Nordwestdialekt wie folgt Form mannlich weiblich sachlichunbestimmte ArtikelNominativ Singular e ne eDativ Singular n ner nAkkusativ Singular n ne eunbetonte bestimmte ArtikelNominativ Singular der de sDativ Singular de n der de nAkkusativ Singular de n de sNominativ Plural deDativ Plural nAkkusativ Plural debetonte bestimmte ArtikelNominativ Singular daar dii dasDativ Singular daan deen daar daan deenAkkusativ Singular daan deen dii dasNominativ Plural diiDativ Plural daann deennAkkusativ Plural diinegative ArtikelNominativ Singular kee keene keeDativ Singular keen keener keenAkkusativ Singular keen keene keeNominativ Plural keeneDativ Plural keennAkkusativ Plural keeneDer Artikel n passt sich davorstehenden Konsonanten in der Aussprachestelle an Nach p pf f w und m verandert er sich zu m nach k g ch wenn als x oder x gesprochen und ng lautet er ng Beispiele 3 S kind had s n Hans gesaad skʰɪnt hʌtsn hʌns kesʌːt Das Kind hat es dem Hans gesagt 4 Der Hans had das buuch ng maa gaam tɔɰ hʌns hʌt tʌs puːxŋ mʌː kaeːm Der Hans hat dieses Buch einem Mann gegeben 5 E schiins dleedl had dii aa e ʂiːns tˡleːtˡl hʌt tiː ʌː Ein schones Kleidchen hat sie diese an 6 Ch hab m kinern kee gald gaam ʂhʌpm kʰɪnɔɰn kʰeː kaelt kaeːm Ich habe den Kindern kein Geld gegeben Das Pronomen Bearbeiten Personalpronomen Bearbeiten Wie bei den bestimmten Artikeln werden auch bei den Personalpronomen betonte und unbetonte Formen unterschieden Die betonten Formen werden verwendet wenn der betreffende Handlungsteilnehmer besonders hervorgehoben werden soll Phonologisch sind die betonten Pronomen eigenstandige Worter wogegen die unbetonten Formen meist nur aus einem einzelnen Konsonanten oder Vokal bestehen Fur die dritte Person gibt es keine betonte Form stattdessen mussen die betonten Formen des bestimmten Artikels verwendet werden Dies erscheint fur Aussenstehende oft unhoflich Anders als bei Substantiven werden bei den Personalpronomen die Falle sowohl im Singular als auch im Plural noch unterschieden Sie lauten Person Zahl Genus Nominativ Dativ Akkusativbetonte Personalpronomen1 Person Singular iich miir miich2 Person Singular duu diir diich3 Person Singular mannl daar daan deen dann deen3 Person Singular weibl dii daar dii3 Person Singular sachl das daan deen das1 Person Plural miir uns uns2 Person Plural iir eich eich3 Person Plural dii daann deenn diiHoflichkeitsform sii iinn siiunbetonte Personalpronomen1 Person Singular i ch mer mich2 Person Singular de du der dich tsch3 Person Singular mannl er n n3 Person Singular weibl se er se3 Person Singular sachl s n s1 Person Plural mer uns uns2 Person Plural er eich eich3 Person Plural se n seHoflichkeitsform se iin n seDie Pronomen die ch enthalten haben stattdessen im Nordwestdialekt sch Das unbetonte Pronomen der zweiten Person Singular lautet de wenn es nach dem Verb steht und du wenn es davor steht Anders als im Deutschen werden fur die Hoflichkeitsform eigene Pronomen verwendet Beispiele 7 Had er s n schuu gesaad hʌtɔɰsn ʂuː kesʌːt Hat er es ihm schon gesagt 8 Ch hab deenn nischd gaam ʂhʌp tɛːnn nɪʂt kaeːm Ich habe denen ihnen nichts gegeben Possessivpronomen Bearbeiten Die Possessivpronomen werden nach Fall Zahl und Geschlecht des Substantivs dekliniert das sie naher bestimmen Ihre Stamme lauten Person Genus Singular Plural1 Person mei n un s e r 2 Person dei n ei e r 3 Person mannl sei n iir 3 Person weibl iir iir 3 Person sachl sei n iir In den Pronomen des Singulars entfallt das n wenn keine Endung O oder die Endung n antritt In der ersten Person Plural entfallt das s ausser im Nordwestdialekt In der ersten und zweiten Person Plural entfallt das e zumeist wenn eine vokalisch anlautende Endung antritt Die Deklinationsendungen lauten Form mannlich weiblich sachlichNominativ Singular O e ODativ Singular n er nAkkusativ Singular n e ONominativ Plural eDativ Plural nAkkusativ Plural eAuffallig ist dass dieses Paradigma mit drei Buchstaben auskommt namlich e n und r Beispiele 9 mei hund maɪ hʊnt mein Hund 10 eirer schwasder aɪɣɔɰ ʂvastɔɰ eurer SchwesterBei den Pronomen der dritten Person setzt sich wie bei den Substantiven die Dativ Konstruktion immer mehr durch 11 daar iire dasch taːɰ iːɣe tʌʂ dieser ihr ihre Tasche ihre Tasche vgl 12 daar fraa iire dasch die Tasche dieser Frau Die Praposition Bearbeiten Vor allem im Westerzgebirgischen aber auch in Lichtenstein findet man folgende Konstruktion 13 nei n der schdadhinein in der Stadt in die Stadt hinein Die eigentliche Praposition n dt in entfallt in Lichtenstein nie im Westerzgebirgischen durch noch konsequenteren n Schwund jedoch meistens Dadurch sieht es aus als ware nei die Praposition Zu beachten ist auch dass das betreffende Ziel nicht wie im Deutschen mit dem Akkusativ steht sondern mit dem Dativ Dass eine Bewegung gemeint ist wird durch nei ausgedruckt Diese Konstruktion ist auch mit vielen anderen Prapositionen moglich draa der kerch an der Kirche bei der Kirche Das Adjektiv Bearbeiten Kongruenz Bearbeiten Adjektive kongruieren in Kasus Numerus Genus und Definitheit mit ihrem Bezugswort Anders als im Deutschen unterscheiden jedoch sich im Erzgebirgischen die Formen ohne Artikel nicht von denen mit unbestimmtem Artikel Deutsch Erzgebirgischteur em Schmuck deier n schmukeinem teur en Ring n deier n ringDie folgende Tabelle enthalt alle Kongruenzsuffixe an Adjektiven Form mannlich weiblich sachlichohne Artikel mit unbestimmtem ArtikelNominativ Singular er e e sDativ Singular n er nAkkusativ Singular n e e sNominativ Plural eDativ Plural nAkkusativ Plural emit bestimmtem ArtikelNominativ Singular e e eDativ Singular n n nAkkusativ Singular n e eNominativ Plural nDativ Plural nAkkusativ Plural nWeitere Beispiele 14 e gruus er maa e kxuːsɔɰ mʌː ein grosser Mann 15 daar schiin n fraa taːɰ ʂiːnn fxaː dieser schonen FrauSteigerung Bearbeiten Der Komparativ wird mit dem Suffix er gebildet Der Vergleichsgegenstand erhalt dabei jedoch anders als im Deutschen die Praposition wii wie Der Superlativ entsteht mit der Endung e sd An beide Endungen werden dann die Kongruenzsuffixe angefugt Beispiele 16 e gres e r er maa wii daar e kxɛsɔɣɔɰ mʌː viː taːɰ ein gross er er Mann als er dieser 17 der schen sd n fraa tɔɰ ʂɛnstn fxaː der schonsten FrauDas Verb Bearbeiten Wie auch im Deutschen kongruiert das finite Verb im Erzgebirgischen mit dem Subjekt des Satzes nach Person und Zahl Wird die Verbform mit einem Hilfsverb gebildet ist dieses Hilfsverb das finite Verb im Satz und unterliegt der Kongruenz Morphologisch werden zwei Zeitformen unterschieden Prasens und Prateritum Das Prateritum wird produktiv allerdings fast nur bei stark gebeugten Verben verwendet Die ubrigen Zeitformen namlich Perfekt Plusquamperfekt Futur I und Futur II mussen mit Hilfsverben gebildet werden Dabei werden Prateritum und Perfekt gleichwertig verwendet Das Plusquamperfekt druckt die Vorzeitigkeit einer Handlung gegenuber einer anderen in der Vergangenheit aus Das Futur II wird hauptsachlich dann angewendet wenn eine Vermutung uber eine vergangene Handlung abgegeben wird wie z B im Deutschen Er wird wohl wieder nicht da gewesen sein Infinitiv Partizipien Bearbeiten Der Infinitiv das Partizip I und das Partizip II werden im Erzgebirgischen mit folgenden Affixen gebildet Form schbiil Dt spiel schwach gebeugt gii Dt geh stark gebeugt sei Dt sei unregelmassig hab Dt hab unregelmassig weer Dt werd unregelmassig Infinitiv schbiil n gii n sei n ha m weer nPartizip I schbiil end gii end sei end haa md weer ndPartizip II ge schbiil d ge gang ng ge waas n ge ha d ge wur nPrasens Bearbeiten Wie auch im Deutschen muss man im Erzgebirgischen zwischen stark und schwach gebeugten Verben unterscheiden Im Prasens das gegenwartige oder zukunftige Handlungen ausdrucken kann werden fur die beiden Klassen folgende Endungen verwendet Person Zahl schbiil Dt spiel schwach gebeugt gii Dt geh stark gebeugt sei Dt sei unregelmassig hab Dt hab unregelmassig weer Dt werd unregelmassig 1 Person Singular schbiil O gii O bii O hab O weer O2 Person Singular schbiil sd gi i sd bi sd ha sd wer sd3 Person Singular schbiil d gi i d is ha d wer d1 Person Plural schbiil n gii n sei O ha m weer n2 Person Plural schbiil d gii d sei d hab d weer d3 Person Plural schbiil n gii n sei O ha m weer nWie am Beispiel des Hilfsverbs ham Dt haben ersichtlich verschmelzen die Suffixe n auch hier mit einigen Konsonanten des Stammes Oftmals wird das Prasens im Erzgebirgischen periphrastisch also mit einem Hilfsverb gebildet Hierzu wird das normale Prasens des Hilfsverbs tun mit dem Infinitiv des Verbs kombiniert Beispiele hierfur finden sich bereits in der alteren erzgebirgischen Literatur 4 Prateritum Bearbeiten Wie erwahnt wird das Prateritum produktiv nur von den stark gebeugten Verben gebildet Fur die schwach gebeugten muss stattdessen Perfekt verwendet werden was sich jedoch auch bei den starken Verben immer mehr durchsetzt In der Bildung des Prateritums unterscheiden sich einige Worter zum Deutschen So ist zum Beispiel schmegng dt schmecken ein stark gebeugtes Verb im Erzgebirgischen schmoog dt schmeckte Auch das Verb fraan dt fragen bildet ein starkes Prateritum fruuch dt fragte Folgende Endungen werden verwendet um die Kongruenz zum Subjekt anzuzeigen Person Zahl gii Dt geh stark gebeugt sei Dt sei unregelmassig hab Dt hab unregelmassig weer Dt werd unregelmassig 1 Person Singular ging O waar O had O wurd O2 Person Singular ging sd waar sd had sd wurd sd3 Person Singular ging O waar O had e wurd e1 Person Plural ging ng waar n had n wurd n2 Person Plural ging d waar d had ed wurd ed3 Person Plural ging ng waar n had n wurd nPerfekt Plusquamperfekt Bearbeiten Perfekt und Plusquamperfekt werden mit einer gebeugten finiten Form von sei oder hab und dem Partizip II des Hauptverbs gebildet Beispiele 18 Miir sei gasdern a f der keerms gangng anhoren miːɰ saɪ kaestɔɰn a e f tɔɰ kʰɛːɰms kʌŋŋ Wir sind gestern auf das Volksfest gegangen 19 Ch had s n aawer gesaad anhoren ʂhʌtsn ʌːvɔɰ kesʌːt Ich hatte es ihm aber gesagt Futur Bearbeiten Sowohl Futur I als auch Futur II werden mit Prasens Formen des Hilfsverbs weer werden gebildet Im Futur I steht dabei der Infinitiv des Hauptverbs im Futur II jedoch das Partizip II und der Infinitiv von sei sein oder hab haben Beispiele 20 Murng werd der Hans naach Kams faarn anhoren moːɰjŋ vɛɰt tɔɰ hʌns nʌːx kʰaems fʌːɰn Morgen wird der Hans nach Chemnitz fahren 21 Er werd wuu wiider ned doo gewaasn sei anhoren ɔɰ vɛɰt vuː viːtɔɰ nɛt toː kevaːsn saɪ Er wird wohl wieder nicht da gewesen sein Konjunktiv Bearbeiten Ein produktiver Konjunktiv Moglichkeitsform wird nur von den meisten Hilfsverben ausser von weer werden sowie von einigen haufig gebrauchten stark gebeugten Verben gebildet Bei allen anderen Verben muss der Konjunktiv des Hilfsverbs duun tun mit dem Infinitiv des Vollverbs verwendet werden Die Formen unterscheiden sich von denen des Prateritums nur durch den Umlaut und lauten wie folgt Person Zahl gii Dt geh stark gebeugt sei Dt sei unregelmassig hab Dt hab unregelmassig duu Dt tu unregelmassig 1 Person Singular geng O waar O hed O daad O2 Person Singular geng sd waar sd hed sd daad sd3 Person Singular geng O waar O hed e daad O1 Person Plural geng ng waar n hed n daad n2 Person Plural geng d waar d hed ed daad ed3 Person Plural geng ng waar n hed n daad nImperativ Bearbeiten Die Befehlsform Imperativ lautet in der Einzahl bei allen Verben wie die erste Person im Prasens Um den Plural zu bilden wird ein d an diese Form angefugt Beispiel 22 Bii nur maa ruich anhoren piː neɰ mʌː ɣʊɪʂ Sei endlich ruhig Passiv Bearbeiten Die Passivformen werden wie im Deutschen mit dem Hilfsverb weer Dt werden und dem Partizip II des Vollverbs gebildet weer kann dann in alle Formen auch mit weiteren Hilfsverben gebracht werden Beispiel 23 Wii werd dee das gemachd anhoren viː vɛɰt tɛː tʌs kemʌxt Wie wird denn das gemacht Ein weiteres Sprachbeispiel Bearbeiten Dialekt von Lichtenstein 24 Wuu kimsd dee duu ize haar anhoren vuː kʰɪmst teː tuː ɪtse haːɰ Wo kommst denn du jetzt her 25 Das kaa i ch der fei ni saan anhoren tʌs kʰʌː ɪ ʂ tɔɰ faɪ nɪ sʌːn Das kann ich dir aber nicht sagen Bemerkungen zu Satz 25 Entsprechend der oben erlauterten Orthographie spricht man kaa nicht wie man im Deutschen Co z B in Co Trainer ausspricht sondern der Vokal ist eher ein sehr weit hinten gesprochenes a Das Gleiche gilt naturlich fur saan Das Personalpronomen i ch lautet in der schnellen Aussprache meist nur ch Schnell gesprochen konnte man den Satz B auch so schreiben S kaa ch der fei ni saan anhoren Dabei klingt der Anfang wie ein zweisilbiges Wort skʰʌːʂtɔɰ kumm dt kommen ist im Erzgebirgischen ein Ablautverb das heisst dass in der zweiten und dritten Person Singular im Prasens ein anderer Stammvokal verwendet wird als in den ubrigen Formen vgl kʰɪmst Dt kommst Auch dies spricht fur eine nahe Verwandtschaft mit dem Bairischen Die Aussprache mit ɪ ist dort wie auch in einigen anderen oberdeutschen Mundarten verbreitet Textbeispiel Bearbeiten nbsp Mundartgedicht uber Sosa nbsp Ortspyramide Thalheim Erzgeb Erzgebirgisches GedichtDer folgende Textausschnitt enthalt die Einleitung sowie die erste Strophe eines Clausthaler Hochzeitsgedichts von 1759 und ist im Oberharzdialekt geschrieben 5 Ass t r Niemeyer seine Schustern in de Kerch zur Trau kefuhrt prengt ae Vugelsteller Vugel un hot Baeden kratelirt is k schaen den 25 Oktober 1759 Clasthol kedrueckt bey den Buchdruecker Wendeborn Klick auf mit enanner ihr statlig n Harrn Do stellt sich d r Toffel aach ein aus der Farrn Hahr hot sich ju kraets schunt de Fraehaet kenumme Su iss r aach diesmohl mit reiner kekumme Se hahn ne ju suest wos ze luesenAkekahn Ich hoh schiene Vugel wolln sie se besahn UbersetzungAls der Niemeyer seine Schusterin in die Kirche zur Trauung gefuhrt hat bringt ein Vogelhandler Vogel und hat beiden gratuliert dies ist geschehen am 25 Oktober 1759 Clausthal gedruckt beim Buchdrucker Wendeborn Gluck auf miteinander ihr stattlichen Herren Da stellt sich der Tolpel auch ein aus der Ferne Er hat sich ja gerade schon die Freiheit genommen So ist er auch diesmal mit hereingekommen Sie haben ihm ja sonst was zum verdienen gegeben Ich habe schone Vogel wollen Sie sie sich anschauen A Das Verb luesen entstammt wohl dem Niedersachsischen Es wurde laut Borchers 1929 liːsen gesprochen das Erzgebirgische kennt kein u und bedeutet so viel wie verdienen Geld einnehmen Faschingsspruche welche die Kinder beim Betteln von Haus zu Haus aufsagen Iich bi a klanner kenich Ich bin ein kleiner Konig Gabt mr net ze wenich Gebt mir nicht zu wenig Losst mich net ze lange stii Lasst mich nicht zu lange stehn Iich will e heisl weddergii Ich will ein Hauslein weiter geh n Iich bi a klanner zwarch Ich bin ein kleiner Zwerg Un kumm net ibbern barch Und komm nicht ubern Berg Gabt r mr ne mark Gebt ihr mir eine Mark Do bi iich widder stark Dann bin ich wieder stark Wortschatz BearbeitenWie in allen Dialekten gibt es auch im Erzgebirgischen Worter die man als Aussenstehender nicht oder nur sehr schwer verstehen kann Dazu gehoren Verkurzungen langer Worter aber auch viele Worter die andere Dialekte ja sogar einige erzgebirgische Unterdialekte nicht kennen Die folgenden Tabellen enthalten einige Beispiele Substantive Bearbeiten Wort Aussprache Nordwestdial Ubersetzung Bemerkungenaarb werzg ˈaːɰp Arbeit nur im Westdialektaardabl ˈaːɰˌtaepl Kartoffel wortl Erdapfelaaziizeich ˈʌːˌtsiːˌtsaɪ ʂ Kleidung wortl Anziehzeugabort ˈʌpɔɰt Toilettebambis Kartoffelpuffer wohl zu dt Pampebargmoo Bergmann im Mittleren Erzgebirgebeg ˈpɛk Backerberemed ˌpɛɣeˈmɛt Weihnachtspyramideberschd ˈpɛɰʂʈ Burstebuss plural bussen Bursche Sohn im Mittleren Erzgebirgeburschdwich ˈpʊɰʂʈvɪʂ Besen wortl Borstenwisch er auch baasndibl ˈtɪpl Tasse wortl Topfchendraambuch ein Unaufmerksamer wortl wohl Traumbuchdridewaar ˌtxɪteˈvʌːɰ Gehsteig vgl frz trottoirfauns ˈfaʊ ns Ohrfeige auch faunstfeier Feuerfuuchlbaarbaam ˈfuːxl ˌpaːɰˌpaːm Eberesche wortl Vogelbeerbaumfursool Flur wortl Vorsaalgack Jackegewiegtes Hackfleischgogd Jagd im Mittleren Erzgebirgegoocher ˈkaeːxɔɰ Jagergudsager ˈkʊtsˌʌkɔɰ Friedhof wortl Gottesackerhamml kleines Happchen Brotstuck 6 handsching handsch Handschuh im Mittleren Erzgebirgehem ˈhɛm Hemd Heimhiidraabradl ˈhiːˌtxʌːˌpxaetl Serviertablett wortl Hintragebrettchenhitsch ˈhɪʈʂ Fussbankhuchtsch ˈhʊxʈʂ Hochzeit auch Huchzichkriibl schlechter Mensch wortl regional Kriebel Kreppel verkummerter Apfel Fruchtmumiekro alte Frau vielleicht von Krahelader ˈlaetɔɰ Leiter auch leddermaad Madchen wortl Maid es existiert auch wie im Hochdeutschen die Verniedlichung maadlmatz grossere Menge Ansammlungmiinsln Weidenkatzchennaamitsch ˈnʌːmɪʈʂ Nachmittag auch noochmiddicholieng Anliegen im Mittleren Erzgebirgepfaar ˈpfaːɰ Pferdporzello Porzellan im Mittleren Erzgebirgereeng ˈɣeːŋ Regenrunksn grosses Brot Stucksammel Brotchen wortl Semmelschdagng ˈʂʈaekŋ Stecken Stockschduub ˈʂʈuːp Wohnzimmer Stube scheier haader ˈʂaɪ ɔɰˌhʌːtɔɰ Scheuerlappenschmiich ˈʂmiːʂ Zollstock wortl Schmiegeschnubbdichl Taschentuch wortl Schnupftuchlein vgl tschechisch snuptychel seechams Ameise vgl luxemburgisch seichamse gefordert durch den Aberglauben das Gift wurde durch anseichen urinieren ubertragensidichfir Hinterwaldlerdorf vielleicht von sieh dich vorunnernachtn Rauhnachte Unternachte in dieser Zeit darf keine Wasche gewaschen oder aufgehangt werdenwottgack Wattejacke im Mittleren Erzgebirgezemitschasn tseˈmɪʈʂˌasn Mittagessen wortl Zumittagessenzerwansd ˈtsɛɰˌvʌnst Akkordeon wortl ZerrwanstVerben Bearbeiten Die folgende Tabelle enthalt einige Beispiele insbesondere wird jedoch auf die umfangreiche Sammlung von I Susanka siehe Literatur verwiesen Da das Erzgebirge ein sehr niederschlagreiches Gebiet ist gibt es zahlreiche Worter fur verschiedene Formen des Regnens Wort Aussprache Nordwestdial Ubersetzung Bemerkungenarben arbeiten im Mittleren Erzgebirgebeschnorng genau ansehen im Mittleren Erzgebirgebesuudln peˈsuːtl n beschmutzen wortl besudelnblaatschn ˈplʌːʈʂn stark regnen Platzregen bleegng ˈplɛːkŋ laut schreien wortl blaken vgl bloken braachln brennen zu sdt bregeln i s v die Sonne brennt heiss buchn schlagen besiegen wortl pochen rum daaln faulenzen sich rakeln a dalfrn anfassen antatschendeebern ˈteːpɔɰn toben schimpfenderlaam werzg tɔɰˈlaːm erleben nicht im Nordwestdialekt draaschn ˈtxʌːʂn stark regnen Dauerregen dschinnorn rutscheneisagn ˈaɪ sʌkŋ einfullen einpacken wortl einsacken gaungzn winseln gahnengiigln un gagln rumfuchteln mit einem spitzen Gegenstand auf gniedln aufknotengogn jagengwestern ˈkvɛstɔɰn immer wieder rein und raus gehenhuhnacksch spottisch im Mittleren Erzgebirgeiinln schauen lugen westerzgebirgisch oft auch spaergn kambln ˈkʰaempl n sich prugeln Verniedlichung von kampfen nur bei Kinderringkampfenkuddln trinkennarng d wu nirgendwo im Mittleren Erzgebirgeodln mit Jauche dungenollmeitoch schon immer im Mittleren Erzgebirgeogereimelt mit Raureif bedeckt im Mittleren Erzgebirgeostandsch anstandig im Mittleren Erzgebirge rum maarn langsam sein rum modln langsam seinruscheln gieh Schlitten fahren gehenschurn Schnee schippen schiebenschlosn stark regnen Platzregen schlurksn pfuschen schlurfend gehenseeng urinieren wortl seichensiifern ˈsiːfɔɰn leicht nieseln vgl saufen german Gottin Sifurschn vergeudenvrhunebibln verunstalten vgl verhohnepipeln verhohnenwachln zungeln flackern Feuer zu bayr ost wacheln wedelnwiibln un wabln Gewimmel wimmeln zu mhd wibel Kafer und dt wabernunnerenner unsereiner jemand wie ich im Mittleren Erzgebirgezutschn ausschlurfenSonstige Worter Bearbeiten Wie viele deutsche Dialekte ist auch das Erzgebirgische sehr reich an Adverbien Die Verwendung und Ubersetzung von fei beispielsweise ist sehr vielfaltig Es kommt sowohl in Aufforderungen Gii fei wag Geh endlich weg als auch in Aussagen s reengd fei es regnet ubrigens zum Einsatz Fei bekraftigt oder verstarkt oft im Sinne von echt bzw wirklich dr Omd war fei schii der Abend war wirklich schon des gett fei net das geht echt nicht Wort Aussprache Nordwestdial Ubersetzung Bemerkungenalber irre verruckt zu dt albernbill bissl bisschendoddisch irre verruckt wild wohl zu dt stottern bzw Hottentottedorwalle dabei obwohl derweil i S v Ich blieb dabei wollte ich gehendingenauf ˌtɪŋeˈnaʊ f bergauf nach oben eemol einmal im Mittleren Erzgebirgeemende eˈmɛnde moglicherweise wortl am Endeenuseja nun so deshalb wortl ei nun so jafeeder ˈfeːtɔɰ vorwarts weiter vgl engl furtherfei ˈfaɪ aber namlich endlich ziemlichfiir ˈfiːɰ vor auch in Zusammensetzungengaaling ˈgaeːlɪŋ heftig vehement wortl jahlingsgalle gellhae jaheier ˈhaɪ ɔɰ dieses Jahr wortl heuerhem ˈhɛm nach Hause wortl heim auch e hem oder hamhiimundriim ˌhiːmʊnˈtxiːm auf beiden Seiten wortl huben und drubenhinewiider ˌhɪneˈviːtɔɰ hin und her wortl hin und wiederhutzelich verschrumpelt geschrumpft faltigize ˈɪtse jetzt von itzundlewandsch lebendig im Mittleren Erzgebirgenaachert ˈnʌːxɔɰt nachher auch noochertsnumero nunmehroltvatersch altmodisch im Mittleren Erzgebirgepupsch kummerlich im Mittleren Erzgebirgerausmochen ernten im Mittleren Erzgebirgezam ˈtsʌm zusammenzamnamsch sparsam wortl zusammennehmend auch zamnamitzomgeroten in Streit geraten im Mittleren ErzgebirgeAusrufe Bearbeiten Die im Erzgebirgischen verwendeten Interjektionen unterscheiden sich teilweise stark von denen im Standarddeutschen Aufgrund des vom Bergbau gepragten Sprachgebiets wird im alltaglichen Gebrauch auch heute noch sehr verbreitet der Bergmannsgruss Glig auf oder zusammengezogen Gauf deutsch Gluck auf verwendet Soll eine negative Aussage bejaht werden sagt man Ujuu ˈʊjuː mancherorts auch Ajuu ˈajuː deutsch Doch In der Zwickauer Form Oia ist die Abstammung von Oh ja noch am deutlichsten erkennbar Wird hingegen eine positive Aussage verneint verwendet man E scha ˈɛ ˌʂʌ deutsch Nein Dieser Ausruf wird auch allerdings mit einer anderen Intonation zum Ausdruck der Uberraschung eingesetzt Erzgebirgisches Wort des Jahres BearbeitenSeit 2017 organisieren der Erzgebirgsverein und die Tageszeitung Freie Presse Abstimmungen zum erzgebirgischen Wort des Jahres Die Siegerworter waren 2017 Sperrguschn neugierige Personen 2018 kaabsch makelig beim Essen 2019 Lorks schlechte Ware Ausschuss 2020 dambern lange Zeit fur etwas brauchen 2021 ausbuzeln ausschlafen 2022 nausbelzen an die frische Luft schicken 7 Literatur BearbeitenGrammatiken und andere sprachwissenschaftliche Veroffentlichungen Bearbeiten Friedrich Barthel Der vogtlandisch westerzgebirgische Sprachraum Kulturgeographische Untersuchungen zum Grenzproblem Diss Universitat Leipzig Grafenhainichen 1933 Friedrich Barthel Nachwort Mundart und Mundartdichtung des Erzgebirges und Vogtlandes In Manfred Blechschmidt Hrsg Stimmen der Heimat Dichtungen in erzgebirgischer und vogtlandischer Mundart von den Anfangen bis zur Gegenwart 2 durchgesehene Auflage Friedrich Hofmeister Leipzig 1965 S 349 364 Horst Becker Sachsische Mundartenkunde Entstehung Geschichte und Lautstand der Mundarten Sachsens und Nordbohmens Dresden o J etwa 1938 Manfred Blechschmidt Von der Mundart im Erzgebirge In Muttersprache 96 1986 S 53 57 Oswin Bottger Der Satzbau der erzgebirgischen Mundart Inaugural Dissertation Leipzig 1904 Internet Archive Erich Borchers Sprach und Grundungsgeschichte der erzgebirgischen Kolonie im Oberharz Marburg 1929 Ernst Goepfert Die Mundart des sachsischen Erzgebirges nach den Lautverhaltnissen der Wortbildung und Flexion dargestellt Mit einer Uebersichtskarte des Sprachgebietes Leipzig 1878 Internet Archive Elvira Werner Mundart im Erzgebirge Hrsg Sachsische Landesstelle fur Volkskultur Weiss Grun Band 17 Druck und Verlagsgesellschaft Marienberg 1999 ISBN 3 931770 18 4 Sonstige Literatur Bearbeiten Waltraud Krannich Worterbuch der erzgebirgischen Mundart Chemnitzer Verlag Chemnitz 2018 ISBN 978 3 944509 58 7 Harald Kraut Gunter Claussnitzer Herbert Kaden Albrecht Kirsche Osterzgebirgsche Mundarten 800 Redewendungen und Zitate Freiberg 2009 Louis Kuhnhold Erzahlungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart Eigenverlag 1928 Irmtraud Susanka Wie mir drham geredt homm Unsere Mundart im Bezirke Kaaden Duppau Verlag des Kaadener Heimatbriefs Bayreuth o J ohne ISBN Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary erzgebirgisch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Erzgebirgisch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eine westerzgebirgische Wortliste und Literaturtipps Eine Wortliste der Thalheimer Mundart Einige mundartliche Geschichten Interaktives Worterbuch der erzgebirgischen MundartEinzelnachweise Bearbeiten Hendrik Heidler s 400 Seiten Echtes Erzgebirgisch Wuu de Hasen Hoosn haassn un de Hosen Huusn do sei mir drhamm Das Original Worterbuch 5 Auflage BoD Norderstedt 2020 S 28f ISBN 978 3 7347 6356 4 Statt vieler Peter Wiesinger Die Einteilung der deutschen Dialekte In Werner Besch u a Dialektologie Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektogie Berlin New York 1983 HSK 1 S 807 900 mit Karten 47 4 und 47 5 Gerade in sudetendeutscher Literatur ist der Topos des Ostfrankischen zu finden bspw in der Geschichte der Sudetenlander z B bei Anton Gunther siehe z B s Da Uf nbank Zitiert in Borchers 1929 siehe Literatur Seiten 135 136 Orthografie nach Borchers ae oe und ue sind jedoch in Borchers als a o bzw u mit daruberstehendem kleinen e geschrieben Liste in erzgebirgisch de Abgerufen am 20 Februar 2017 Website Erzgebirgsverein Sperrguschn 2017 kaabsch 2018 Lorks 2019 dambern 2020 ausbuzeln 2021 nausbelzen 2022 nbsp Dieser Artikel wurde am 9 Mai 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4152982 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erzgebirgisch amp oldid 228194045