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Manfred Blechschmidt 17 September 1923 in Bermsgrun 1 Dezember 2015 1 in Schwarzenberg war ein deutscher Heimat und Mundartschriftsteller Er lebte in Aue und Schwarzenberg und wurde durch zahlreiche Publikationen in erzgebirgischer Mundart sowie Sachbucher uber das Erzgebirge bekannt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn eines Technikers war nach seiner Schulzeit zunachst als Waldarbeiter tatig 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und als Soldat im Zweiten Weltkrieg eingesetzt Er gelangte im April 1945 in US amerikanische Kriegsgefangenschaft Nach seiner Entlassung wurde er von sowjetischen Soldaten aufgegriffen und inhaftiert sodass er erst im November 1946 in die Heimat zuruckkehren konnte 3 Als Forstanwarter im vogtlandischen Unterlauterbach lernte Blechschmidt Ende der 1940er seine Frau Ingeborg Delling 1930 2019 kennen die er 1949 heiratete 4 5 Ab 1950 studierte er an der Forstakademie Tharandt und arbeitete nach seinem Studium als Revierforster und Forsteinrichter in Bockau Ab 1954 war er Direktor der Volkshochschule Aue und Fachlehrer fur Biologie Er absolvierte von 1960 bis 1963 ein Padagogikstudium am Institut fur Lehrerbildung in Auerbach und anschliessend bis 1966 an der Padagogischen Hochschule in Erfurt Blechschmidt engagierte sich in der DDR im Kulturbund in dem er unter anderem als Redaktionsleiter der Zeitschrift Gluckauf Heimat und Kulturblatter des Kreises Aue Sa tatig war Er war zudem Aussenlektor des VEB Friedrich Hofmeister Verlags Leipzig fur erzgebirgische und vogtlandische Mundartdichtung Fur seine Verdienste um die Kulturarbeit wurde ihm am 7 Oktober 1959 die Verdienstmedaille der DDR verliehen 6 Blechschmidt bemuhte sich agitatorisch um einen neuen sozialistischen Heimatbegriff um zeitgemasse Mundartdichtungen und lieder 7 und um den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft 8 So publizierte er 1959 die These dass der Begriff Heimat von der herrschenden Klasse im Kapitalismus missbraucht wird um die Volksmassen zu verfuhren Mit der Argumentation dass ein Arbeiter sich unter kapitalistischen Verhaltnissen weder daheim noch geborgen noch wohl fuhlen konne kam er zu dem Schluss dass Heimat nur da sein konne wo wir in Frieden arbeiten und den Sozialismus aufbauen konnen und die Freiheit des Menschen gewahrleistet sei 9 Kritisch ausserte er sich 1976 zu den wenigen erschienenen erzgebirgischen Liedpostkarten der letzten Jahrzehnte Sie konnten aber die guten Traditionen nicht fortsetzen oder auf eine hohere unseren sozialistischen Verhaltnissen entsprechende Stufe anheben 10 Manfred Blechschmidt war Mitglied der SED 3 und gehorte dem Bezirkslektorat fur schreibende Arbeiter im Bezirk Karl Marx Stadt an 11 Fur seine bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiete der erzgebirgischen Mundartdichtung insbesondere in dem Buch Viel Troppen machen e Wasser in dem er die Mundartdichtung nutzt um gegen Aberglaube Spiessburgertum und Ruckstandigkeit anzukampfen erhielt er am 19 November 1960 den Kunstpreis des Bezirks Karl Marx Stadt In einer zugehorigen Wurdigung wurde betont dass Blechschmidt immer wieder gegen Heimattumelei und fur eine neue sozialistische Heimatliebe ein tritt 6 Im selben Jahr veroffentlichte er gemeinsam mit Friedrich Barthel die Anthologie Stimmen der Heimat in der erstmals umfassend Mundartdichtungen erzgebirgischer und vogtlandischer Mundart zusammengefasst und die Mundartautoren vorgestellt wurden 1982 publizierte er in den Sachsischen Heimatblattern einen grundlegenden Beitrag uber Die marxistisch leninistische Auffassung zum Heimatbegriff und seine Anwendung in der Folklorepflege 12 Von seiner Grundung im Oktober 1963 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1989 leitete Blechschmidt zunachst einige Jahre ehrenamtlich das Erzgebirgsensemble Aue das sich damals der Pflege von fortschrittlichen Traditionen des erzgebirgischen Brauchtums 13 8 verschrieben hatte So sehen wir unsere Arbeit schrieb 1969 Manfred Blechschmidt in der aktiven Stellungnahme zur Wirklichkeit und Gegenwart 25 mal gastierte das Erzgebirgs Ensemble oder Gruppen davon bei den Streitkraften die zum Schutze der sozialistischen Errungenschaften an unseren Grenzen standen Wir erfullten diesen Auftrag gern weil wir diesen Genossen etwas zu sagen hatten und auch verstanden wurden 13 Er hatte massgeblichen Einfluss auf das Entstehen von Kulturveranstaltungen wie dem Fest des Lichtes und des Tanzes in Aue und dem Fest des Liedes und der Freude ein 1963 erstmals ausgetragener Vorlaufer des Lichtlfests in Schneeberg 7 Zudem war er 1983 im Rahmen der Kulturbundarbeit Grundungsmitglied der Ortsgruppe Aue der Goethe Gesellschaft 14 Am 14 Juni 1968 wurden Blechschmidt der Staatspreis fur kunstlerisches Volksschaffen 1 Klasse 15 und 1973 die Johannes R Becher Medaille in Gold 7 16 verliehen Weitere Ehrungen waren 1981 der Kulturpreis Kurt Barthel des Bezirkes Karl Marx Stadt gemeinsam mit Klaus Walther 17 18 1984 die Kurt Barthel Medaille durch das Ministerium fur Kultur sowie der 1988 verliehene Vaterlandische Verdienstorden in Bronze Zudem war er seit 1980 Ehrenvorsitzender der Kreisleitung Aue des Kulturbundes 19 Seit 1984 wirkte Blechschmidt als freischaffender Schriftsteller Er war seit 1960 16 Mitglied des Schriftstellerverbands der DDR und gehorte nach der Wende dem Verband deutscher Schriftsteller in Sachsen an Im Laufe seines Schaffens entstanden uber 60 Bucher davon etwa ein Drittel in erzgebirgischer Mundart Er publizierte mehrere heimatkundliche Bucher uber das Erzgebirge und Vogtland wie das Bergland Mosaik Das grosse Buch vom Vogtland und Silbernes Erzgebirge die in zahlreichen Auflagen erschienen Daneben entstanden drei Theaterstucke fur Laienspieler 27 regionalgeschichtliche Broschuren 57 neue Mundartlieder und mehr als 1000 meist heimatkundliche Beitrage in Kulturzeitschriften Wochen und Tageszeitungen z B ein wochentlicher Beitrag in der Wochenendbeilage der Chemnitzer Tageszeitung Freien Presse 7 Viele seiner Artikel verwendete er dabei mehrfach Seit 1990 war er zudem einer der Herausgeber des Heimat und Hauskalenders aus dem Erzgebirge und Vogtland In einer Besprechung des 1991 erschienenen Erzgebirgs Lexikon kritisierte der Historiker Helmut Brauer zahlreiche Unausgewogenheiten sachliche Fehler und Widerspruche innerhalb der Darstellungen Blechschmidts Die Kritik summierte er mit den Worten auch ein Tourist hat ein Recht darauf exakt informiert zu werden 20 Anlasslich seines 90 Geburtstages und des Jubilaums 50 Jahre Erzgebirgsensemble Aue ist Blechschmidt im Dezember 2013 mit dem Schwarzenberger Edelweiss der Stadt Schwarzenberg 21 und im Januar 2014 mit der Bruckenehrennadel der Stadt Aue 22 geehrt worden Blechschmidt lebte bis 1991 in Aue und zog dann nach Erla Nachdem er sein letztes Lebensjahr im Pflegeheim Albert Schweitzer Haus in Schwarzenberg verbracht hatte starb er Anfang Dezember 2015 im Alter von 92 Jahren 8 Seinen heimatkundlichen Nachlass hatte Blechschmidt kurz zuvor dem Heimat und Schulverein Erla Crandorf ubergeben 23 Seit November 2019 ist im Herrenhof des Eisenwerks Erla die Manfred Blechschmidt Stube eingerichtet in der sein Wirken gewurdigt und Teile seines Nachlasses prasentiert werden 24 25 Eine im Februar 2012 als Lebensbeichte angekundigte Autobiografie 3 ist bislang nicht erschienen Werke Auswahl BearbeitenHolzerzeugung ausserhalb des Waldes Die Astung Stimmen der Heimat Dichtungen in erzgebirgischer und vogtlandischer Mundart von den Anfangen bis zur Gegenwart 1 A 1960 2 A 1965 Zusammen mit Friedrich Barthel VEB Friedrich Hofmeister Leipzig Viel Troppen machen e Wasser Dorfgeschichten in erzgebirgischer Mundart 1960 Ne Filbis Dav sei Laabnswaag 1 E armes Luder derf net traame VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 1968 Bergland Mosaik Ein Buch vom Erzgebirge gemeinsam mit Klaus Walther Greifenverlag zu Rudolstadt 1 Auflage 1969 Dr Vugelbeerbaam Alte und neue Lieder in erzgebirgischer Mundart VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 1970 Ne Filbis Dav sei Laabnswaag 2 Dr Appelbaam daar bluht zer Lust VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 1970 Behut eich fei dos Licht Ein Weihnachtsbuch des Erzgebirges VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 1973 Die silberne Rose Europaische Bergmannssagen Greifenverlag Rudolstadt 1974 Fichtelberggebiet Zusammen mit Klaus Walther und Christoph Georgi VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1975 Ben Wasserhaus de Habutt bluht Gedichte Lieder und Geschichten in erzgebirgischer Mundart VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 1977 Bohmische Spaziergange Reisen zwischen Cheb und Usti nad Labem VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1978 Vogtland Bilder Miniaturen einer Landschaft Zusammen mit Klaus Walther Greifenverlag zu Rudolstadt 1979 Polezeier Bummermann Geschichten in erzgebirgischer Mundart Zusammen mit Hans Meu VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig Leipzig 1981 Auersberggebiet Zusammen mit Klaus Walther und Christoph Georgi VEB F A Brockhaus Verlag 1983 Vom Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel zum volkseigenen Betrieb Nickelhutte Aue Zusammen mit Klaus Walther VEB Nickelhutte Aue Hrsg 1985 Anton Gunther aus seinem Leben und Werk Gluck auf Beitrage zur Pflege der erzgebirgischen und vogtlandischen Folklore Band 31 32 Schneeberg 1988 Vom Eisenhammer im Tal zum volkseigenen Betrieb Halbzeugwerk Auerhammer Zusammen mit Klaus Walther VEB Halbzeugwerk Auerhammer Hrsg 1988 Erz Gebirgs Lexikon gemeinsam mit Klaus Walther Chemnitz 1991 Vogelbeerzeit 1994 Der hundertjahrige Kalender fur das Erzgebirge und Vogtland 1995 Engel und Bergmann Weihnachten im Erzgebirge Verlag Husum 1995 Das Erzgebirgsjahr Altis Verlag 1996 Gescheitheiten die mer esu vun de Leit hart Sprichworter und Redensarten in erzgebirgischer Mundart Sachsenbuch Verlagsgesellschaft 1996 Silbernes Erzgebirge Zusammen mit Klaus Walther und Christoph Georgi Chemnitzer Verlag 1998 ISBN 3 928678 41 8 Das erzgebirgische Krauterbuch Altis Verlag 1998 Das grosse Buch vom Vogtland Reisen zwischen Elster und Saale Zusammen mit Klaus Walther Chemnitzer Verlag 1999 Schwammezeit Eine Auswahl der schonsten Geschichten in erzgebirgischer Mundart Zusammen mit Linde Detlefsen Chemnitzer Verlag 2001 Die 156 Strophen des altberuhmten erzgebirgischen Heiligobndliedes Altis Verlag 2001 Mein Weihnachtsbuch Altis Verlag 2002 Of dr Ufenbank Ein Erzgebirgs Almanach Zusammen mit Uwe Tippner und Gunther Lutz Verlagsgesellschaft BERGstrasse mbH Aue 2006 Heimat und Hauskalender Aus dem Erzgebirge und dem Vogtland Zusammen mit Christoph Georgi Verlag Bild und Heimat 2009 2010 2011 Bei uns zu Hause Chemnitzer Verlag 2010 ISBN 978 3 937025 58 2 Weihnachtliches Brauchtum im Erzgebirge Altis Verlag Friedrichsthal 2010 ISBN 978 3 910195 60 8Literatur BearbeitenElvira Werner Mundart war und ist seine Inspiration In Erzgebirgische Heimatblatter 25 2003 H 5 S 23 25 ISSN 0232 6078 Schriftsteller der DDR Meyers Taschenlexikon VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1975 S 53 54Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Manfred Blechschmidt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Manfred Blechschmidt in der Sachsischen Bibliografie Erzgebirgsautoren Manfred Blechschmidt Kurzbiografie und Portrat von Manfred Blechschmidt beim Chemnitzer VerlagEinzelnachweise Bearbeiten Traueranzeige In Freie Presse 4 Dezember 2015 abgerufen am 4 Dezember 2015 Manfred Blechschmidt In Kurschners Deutscher Literatur Kalender 2014 2015 Band I A O Band II P Z Walter De Gruyter Incorporated 2014 S 88 ISBN 978 3 11 033720 4 a b c Erik Kiwitter Das letzte Buch eine Art Lebensbeichte in Freie Presse Schwarzenberger Zeitung vom 10 Februar 2012 S 13 Beate Kindt Matuschek Die Brautschuhe hat der Schuster aus Bettlaken genaht Ingeborg und Manfred Blechschmidt feiern diamantene Hochzeit in Freie Presse Schwarzenberger Zeitung vom 2 September 2009 Beate Kindt Matuschek Bucherberge stapeln sich bis unters Dach in Freie Presse Schwarzenberger Zeitung vom 5 September 2009 a b Manfred Blechschmidt erhielt den Kunstpreis in Gluckauf Heimat und Kulturblatter des Kreises Aue Sa 8 1961 Heft 1 S 1 a b c d Elvira Werner Mundart war und ist seine Inspiration in Erzgebirgische Heimatblatter 25 2003 Heft 5 S 23 25 ISSN 0232 6078 a b c Klaus Walther Manfred Blechschmidt gestorben Ein Autor der fur das Erzgebirge lebte in Freie Presse 2 Dezember 2015 S 3 Manfred Blechschmidt Heimat Heimatliebe und Heimattumelei in Gluckauf Heimat und Kulturblatter des Kreises Aue Sa 6 1959 Heft 4 S 69 71 Die Liedpostkarte in der erzgebirgischen Musikfolklore in Erzgebirge 1976 Ein Jahrbuch fur sozialistische Heimatkunde Stollberg 1976 S 65 ND vom 30 August 1967 S 4 Sachsische Heimatblatter 28 1982 Heft 1 S 39 41 a b Manfred Blechschmidt Von fortschrittlichen Traditionen und ihrer Weiterentwicklung in Der Heimatfreund fur das Erzgebirge 14 1969 Heft 2 S 2 Goethe Jahrbuch 122 2005 S 440 ISBN 978 3 89244 884 6 ND vom 15 Juni 1968 S 5 a b Werner Schuder Hrsg Kurschners Deutscher Literatur Kalender 1984 59 1984 S 104 ISBN 3 11 009677 3 ND vom 4 Juni 1981 S 6 Werner Schuder Hrsg Kurschners Deutscher Literatur Kalender 1984 59 1984 S 1597 ISBN 3 11 009677 3 Michael Martischnig Volkskundler in der Deutschen Demokratischen Republik heute Mitteilungen des Instituts fur Gegenwartsvolkskunde Sonderband 4 Selbstverlag des osterreichischen Museums fur Volkskunde Wien 1990 S 26 28 ISBN 3900359466 Helmut Brauer Bemerkungen zum Erzgebirgs Lexikon von Manfred Blechschmidt und Klaus Walther Chemnitz 1991 in Erzgebirgische Heimatblatter 14 1992 Heft 4 S 28 ISSN 0232 6078 Frank Nestler Stadt ehrt verdienstvolle Burger mit Edelweiss in Freie Presse Schwarzenberger Zeitung v 18 Dezember 2013 S 10 Andreas Troger Grosse Verdienste um Kultur und Sport in Freie Presse Schwarzenberger Zeitung v 27 Januar 2014 S 10 Beate Kindt Matuschek Manfred Blechschmidt hinterlasst reichen Heimatschatz in Freie Presse Schwarzenberger Zeitung v 9 Dezember 2015 S 10 Beate Kindt Matuschek Stadt setzt Manfred Blechschmidt ein besonderes Denkmal in Freie Presse Schwarzenberger Zeitung v 23 November 2019 S 11 Frank Nestler Ruck mer nazamm beim Hutzenohmd in Freie Presse Schwarzenberger Zeitung v 29 November 2019 S 11 Normdaten Person GND 121034240 lobid OGND AKS LCCN n84208483 VIAF 74698586 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Blechschmidt ManfredKURZBESCHREIBUNG deutscher SchriftstellerGEBURTSDATUM 17 September 1923GEBURTSORT Bermsgrun Deutsches ReichSTERBEDATUM 1 Dezember 2015STERBEORT Schwarzenberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manfred Blechschmidt amp oldid 237202190