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Der Kulturbund der DDR war eine kulturelle Massenorganisation in der Deutschen Demokratischen Republik DDR von 1974 bis 1990 Sein Vorlaufer war der Deutsche Kulturbund der 1958 aus dem Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands hervorgegangen war Dieser war am 8 August 1945 von Johannes R Becher und anderen Intellektuellen mit Genehmigung der Sowjetischen Militaradministration SMAD im britischen Sektor von Berlin gegrundet worden als eine interzonale plurale und uberparteiliche Sammlungsbewegung fur intellektuell Interessierte aller Art auf der Basis von Antifaschismus und Humanismus und mit dem Ziel nationaler Wiedergeburt und der Wiedergewinnung des Vertrauens und der Achtung der Welt 1 Ab 1949 wurden dem Kulturbund durch Verordnung der Deutschen Verwaltung fur Volksbildung diverse kleinere kulturelle Vereine angeschlossen Spater diente der Kulturbund der DDR Staatspartei SED zur Schaffung einer sozialistischen Kultur in der Gesellschaft Zahlreiche Schriftsteller gehorten dem Kulturbund an darunter Willi Bredel Fritz Erpenbeck Bernhard Kellermann Victor Klemperer Anna Seghers Bodo Uhse Ehm Welk Christa Wolf Arnold Zweig Sein erster Prasident war Johannes R Becher Nach der Wende wurde der Kulturbund der DDR 1990 in den Verein Kulturbund e V umgewandelt 2 Logo des KulturbundesFriedenskundgebung des Kulturbundes in der Deutschen Staatsoper Admiralspalast in Berlin 1948 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte bis 1949 Berlin und SBZ 1 1 Vorlaufer in der Emigration 1 2 Planungen innerhalb der KPD 1944 45 1 3 Grundung 1 4 Parteioffen antifaschistisch 1 5 Innere Struktur 1 5 1 Zeitschrift Aufbau 1 5 2 Regionalverbande 1 5 3 Kommissionen 2 In den westlichen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland 3 Geschichte nach 1949 DDR 3 1 Angeschlossene Organisationen und Gruppen 3 2 Das Ende des Kulturbundes der DDR 1990 4 Prasidenten des Kulturbundes der DDR 5 Kulturbund e V 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte bis 1949 Berlin und SBZ BearbeitenVorlaufer in der Emigration Bearbeiten Im Marz 1939 grundeten deutsche Emigranten in Grossbritannien und in Schweden den Freien Deutschen Kulturbund der als Vorlaufer des Kulturbundes der DDR angesehen werden kann 3 Planungen innerhalb der KPD 1944 45 Bearbeiten Die Idee fur den Kulturbund nahm im Herbst 1944 konkretere Formen an als die KPD Fuhrung in Moskau ein Aktionsprogramm entwickelte zu dem auch ein ausfuhrlicher Abschnitt Kulturpolitik und Volksbildung gehorte Der expressionistische Dichter und Kommunist Johannes R Becher damals dort im Exil und im Zentralkomitee der KPD leitete die Kulturkommission und plante bereits im September 1944 im Nachkriegsdeutschland einen Verband fur Kulturschaffende einzurichten Dieser sollte sich nicht KPD nah sondern nach allen Seiten offen prasentieren und der Umerziehung von Intellektuellen und Kunstlern im Sinne eines sozialistischen Menschenbilds dienen Vorbild waren ahnliche Zusammenschlusse in Exillandern wie England oder Schweden 4 Nach seiner Ruckkehr ins zerstorte Berlin stellte Becher bei der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland SMAD den Antrag auf die Zulassung eines Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands Er erhielt am 25 Juli 1945 die Zulassung fur Berlin am 31 Juli 1945 fur die Sowjetische Besatzungszone das Gebiet der spateren DDR Grundung Bearbeiten nbsp Feier zum ersten Jahrestag 1946 In der ersten Reihe Max Pechstein links Arthur Werner rechts und Herbert Ihering 2 von rechts Am 4 Juli 1945 traten die Initiatoren allen voran Becher erstmals vor die Offentlichkeit bei einer Kundgebung im Grossen Sendesaal des Berliner Rundfunks Das Interesse war gross Etwa 1500 Teilnehmer begaben sich in das Haus des Rundfunks in der Masurenallee Johannes R Becher Bernhard Kellermann Eduard Spranger und andere 5 hielten Reden und schrieben dem Kulturbund die Funktion eines geistigen und kulturellen Parlaments unseres Landes zu Er solle als nationale Einheitsfront der deutschen Geistesarbeiter fur die Vernichtung der Naziideologie auf allen Lebens und Wissensgebieten und die moralischen Gesundung des deutschen Volkes kampfen Zwei Monate spater am 8 August 1945 fand in den Raumen der Kammer der Kulturschaffenden in der Schluterstrasse dem ehemaligen Sitz der Reichsfilmkammer die Grundungskonferenz statt Becher wurde einstimmig zum Prasidenten der Schriftsteller Bernhard Kellermann der Maler Karl Hofer und am 12 Februar 1946 der Altphilologe Johannes Stroux zu Vizeprasidenten gewahlt 6 7 Den Posten des Generalsekretars nahm der Journalist Heinz Willmann ein 8 Ehrenprasident des Kulturbundes wurde Literaturnobelpreistrager Gerhart Hauptmann Parteioffen antifaschistisch Bearbeiten nbsp Titelblatt der Broschure anlasslich des zweijahrigen Bestehens 1947 Wie von Becher schon in Moskau geplant floss die KPD Nahe des Prasidiums nicht in die Agenda vom Sommer 1945 ein Im Gegenteil das Grundungsmanifest gab sich offensiv parteineutral Der Kulturbund ist eine unabhangige und uberparteiliche Bewegung Als solche wurde er gegrundet nur als eine solche kann er bestehen seine Aufgaben erfullen und hat er eine Zukunft Somit ist es ein Akt der Selbstbehauptung wenn wir uns gegen jeden Eingriff seitens einer Partei aufs entschiedenste wehren Es ware die Selbstauflosung schrieb Becher in der Zeitung Sonntag 9 Er bezog sich damit indirekt auf Anfeindungen des Kulturbunds durch die politische Rechte die die Mitglieder des Kulturbunds als sogenannte Kulturschaffende also als schlecht getarnte Parteisoldaten der KPD diffamierten Becher konterte Als unverdachtig gilt in diesen Kreisen nur derjenige der eine gewissenlose antibolschewistische Hetze betreibt und mit dem Gedanken eines neuen Kriegs spielt Der erste von sieben Leitsatzen des Grundungsmanifests lautete Vernichtung der Naziideologie auf allen Lebens und Wissensgebieten Kampf gegen die geistigen Urheber der Naziverbrechen und der Kriegsverbrechen Kampf gegen alle reaktionaren militaristischen Auffassungen Sauberung und Reinhaltung des offentlichen Lebens Zusammenarbeit mit allen demokratisch eingestellten weltanschaulichen religiosen und kirchlichen Bewegungen Die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit war primares erklartes Ziel Entsprechend begrusste der Prasidialrat des Kulturbunds den Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher er ging ihm aber nicht weit genug Wir konnen nicht begreifen dass Angeklagte freigesprochen wurden die in entscheidendem Masse die Schuld an der Machtergreifung durch eine Verbrecherclique tragen Die Freispruche legen die Befurchtung nahe gewisse Kreise im Ausland wollten nur die oberste Schicht der Nazis unschadlich machen Als Mindestmassnahme forderte der Kulturbund eine Enteignung dieser Verbrecher Zweites erklartes Ziel in der Entstehungsphase des Kulturbunds war die Erziehung unseres Volkes und seiner Jugend Im Motto zur Ausstellung Chemnitzer Kunstler stellen aus hiess es 1946 Das Volk an die Kunst heranzufuhren ist die grosse Aufgabe des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands noch wichtiger aber ist es den Kunstler an das Volk zu fuhren 10 Heinrich Deiters und Heinrich Schacht arbeiteten dazu ein Padagogisches Manifest aus Unter den Mitgliedern sei so die Autoren die Zahl der Lehrer zu gering immerhin 20 8 in der Mark Brandenburg aber nur 7 8 in Mecklenburg Vorpommern Anteil der Padagogen im Kulturbund regional 1947Mark Brandenburg 20 8 Thuringen 14 01 Gross Berlin 14 Sachsen Anhalt 12 1 Mecklenburg Vorpommern 7 8 Beispiel In Thuringen waren 14 01 der dortigen Kulturbund Mitglieder Padagogen Von Dezember 1945 bis Januar 1946 veranstaltete der Kulturbund in Berlin die mutmasslich erste grossere Ausstellung bildender Kunstler 11 Innere Struktur Bearbeiten nbsp Bertolt Brecht Mitte auf der Friedenskundgebung des Kulturbundes 1948 12 Vom 20 bis 21 Mai 1947 fand in Berlin der 1 Bundeskongress statt Die Gruppen des Kulturbunds waren jetzt nach dem Wohnprinzip organisiert eine zwanglose Geselligkeit wird allerorts angestrebt Diesem Bestreben dienen auch die Klubhauser die es in Berlin und in anderen Stadten gibt Allein in Berlin organisierten sich unter dem Dach des Kulturbunds 40 Gruppen Viele trafen sich im Klub der Kulturschaffenden Dort war im Februar auch der Leiter der SMAD Marschall Sokolowski zu Gast und betonte begleitet von Mitgliedern des Beethoven Quartetts und russischen Volksliedern seine Solidaritat mit den Ideen des Kulturbunds Der Sekretar des Kulturbunds bedauerte in seiner Schrift zum zweijahrigen Bestehen des Kulturbunds eine einseitige Konzentration auf den Osten Die Treffen fanden vor allem in der sowjetischen Zone statt wahrend in den anderen Zonen die geeigneten Moglichkeiten schwerer zu finden sind Es gab Wahlverfahren fur die Vorstande innerhalb der einzelnen Gruppen sowie fur die Landes und Bundesleitung Der Kulturbund hatte eine eigene ideologische Abteilung unter der Leitung des 1946 aus dem Exil in Mexiko zuruckgekehrten Schriftstellers Alexander Abusch Abusch leitete auch die regelmassigen Sendungen des Kulturbunds im Berliner Sender die vor allem aus Streitgesprachen bestanden zum Beispiel uber Verfassungsfragen und die studentische Jugend Bei Letzterer sei eine Politikverdrossenheit zu bemerken dafur ein umso starkerer Drang nach naturwissenschaftlichen Studien schrieb Willmann 1947 Sozialstruktur im Kulturbund 1949 13 Angestellte 27 4 Padagogen 12 4 Arbeiter 11 7 Hausfrauen 9 8 Handwerker 6 7 Studenten Schuler 5 8 Buhne Film Musik 4 1 Bildende Kunstler Architekten 3 6 Techniker Ingenieure 3 4 Wissenschaft und Forschung 3 Dichter Schriftsteller Journalisten 1 6 Bauern 1 5 Theologen Ingenieure 0 3 Sonstige 8 7 Beispiel 12 4 der Kulturbund Mitglieder waren Padagogen Zeitschrift Aufbau Bearbeiten Als theoretisches Print Medium brachte der Kulturbund im September 1945 die kulturpolitische Monatszeitschrift Aufbau in Umlauf die bis Juli 1958 mit anfangs stark wachsender Auflage erschien 1945 20 000 Exemplare 1946 150 000 Exemplare Erster Chefredakteur war der spatere DDR Kulturminister Klaus Gysi gefolgt ab Januar 1949 von Bodo Uhse SED Zu den Autoren der ersten Ausgaben gehorten unter anderem Gunther Weisenborn Georg Lukacs Walter Schirmer und Ernst Niekisch Die Zeitschrift erschien im Aufbau Verlag 1946 kamen die Zeitung Sonntag 14 und als Mitteilungsblatt Die Aussprache 15 hinzu Auch einige Kommissionen des Kulturbunds publizierten mit eigenen Schriften 16 Der Kulturbund beklagte dass die Westmachte deutsche Verlage behinderten indem sie ihnen den Erwerb von Ubersetzungsrechten an Buchern verbaten nur die Sowjets gingen damit freizugig um sodass die ersten Publikationen des Aufbau Verlags Ubersetzungen von Gorki Turgenjew Puschkin und Tolstoi waren Am 8 Oktober 1947 untersagte die amerikanische am 12 November 1947 die britische Militarregierung jegliche Aktivitaten des Kulturbunds in ihren Sektoren Regionalverbande Bearbeiten nbsp Turschild des Kulturbund der DDR in Dippoldiswalde heute im DDR Museum PirnaIn den Landern der Sowjetischen Besatzungszone bildeten sich manchmal in den Privatwohnungen von Kunstlern innerhalb weniger Monate die Regionalverbande des Kulturbunds zur demokratischen Erneuerung Deutschlands am 10 Juli 1945 in der Provinz Brandenburg Vorsitzender August Grisebach am 26 August in Mecklenburg Vorpommern Vorsitzender Willi Bredel am 23 September in Sachsen Wolfram von Hanstein CDU am 1 Oktober in Thuringen Initiatoren Franz Hammer Walter Wolf KPD am 13 Oktober in Sachsen Anhalt Vorsitz Siegfried Berger In der SBZ gab es Anfang 1949 auf Kreisebene 26 Kreissekretariate des Kulturbunds im August 1949 bereits 99 zudem 28 Kulturhauser 38 Klubs der Kulturschaffenden und 214 Geschaftsstellen mit insgesamt 447 Angestellten In der britischen Besatzungszone wurde Ende Oktober 1946 von Herbert Eulenberg der Regionalverband Nordrhein Westfalen des Kulturbunds zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegrundet Kommissionen Bearbeiten Parallel zum Aufbau der Regionalverbande richtete das Prasidium des Kulturbunds Kommissionen und Arbeitsgemeinschaften fur bestimmte Themenbereiche ein 1946 Kommission Erziehung 1946 Kommission Musik 1946 Werkbund fur Architektur Design und Kunsthandwerk 1947 Kommission Studenten Daraus entstanden 1947 48 Hochschulgruppen 1947 Kommission Fotografie Presse und Funk Jugend 1947 Kommission Erziehung Film 1947 Philosophische Gesellschaft 1949 Kommission Philatelie 1950 Kommission bildende KunstIn der Zeit zwischen 1946 und 1948 schwenkte der Kulturbund auf die Linie der SED ein Wahrend 1946 die Kommission Erziehung ein Padagogisches Manifest ausarbeitete das wegen seiner angeblich konservativen Ausrichtung scharfe Kritik der Kommunisten auf sich zog sicherte 1948 der Kulturbund der SED die volle Unterstutzung und dem FDGB die enge Zusammenarbeit zu 17 Diese Unterordnung stellte den Kulturbund mit Hilfe der Tragerbetriebe auf eine solide finanzielle Basis und sorgte fur eine Grundabsicherung seiner Mitglieder In den westlichen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland BearbeitenDie drei westlichen Besatzungsmachte sahen im Kulturbund ein Parteiorgan der KPD bzw der SED Deshalb bildeten sich im Westen Regionalverbande mit anderen Namen etwa in Frankfurt die Freie deutsche Kulturgesellschaft oder in Munchen mit Beteiligung Karl Sallers 18 die Kulturliga Unter der Auflage der Unabhangigkeit vom Kulturbund der DDR durfte im April 1951 der Kommunist Johann Fladung von Nordrhein Westfalen aus den bundesweit agierenden Demokratischen Kulturbund Deutschlands DKBD 19 aufstellen Der DKBD geriet rasch unter Verdacht eine Tarnorganisation zu sein die Spionage fur den Osten trieb In Bayern verbot man ihn 1953 wegen Verfassungsfeindlichkeit liess ihn wie bundesweit auch jedoch 1955 wieder zu 1959 wurde er in NRW wieder verboten Der DKBD ist eine Vereinigung die sich nach Zweck und Tatigkeit gegen die verfassungsmassige Ordnung richtet und daher nach Art 9 Abs 2 GG verboten ist Innenminister NRW Verbot 2 Marz 1959 rechtswirksam 4 Dezember 1973 sic erstmals offentlich bekanntgegeben am 13 Marz 1974 Fladung wurde 1964 wegen Staatsgefahrdung angeklagt Das Verfahren wurde wegen Verhandlungsunfahigkeit des Angeklagten eingestellt Auch gegen seine mitangeklagte Frau und eine weitere Angeklagte Grete Hoffmann wurde das Verfahren eingestellt Die Zeitschrift des Kulturbunds im Westen hiess zunachst Kulturaufbau Aussprache und Mitteilungsblatt fur Freunde und Mitglieder des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands Monatszeitschrift fur Kunst Literatur Wissenschaft sie hatte Illustriertenformat Ab Heft 4 1950 wurde als Herausgeber der Progress Verlag Johann Fladung Dusseldorf Stockum angegeben statt wie zuvor der Kulturbund Ab 1951 hiess sie dann Heute und Morgen Illustrierte Monatszeitschrift Mitarbeiter waren u a Ernst Bloch und Hans Mayer Ab 1956 gab es den neuen Titel Geist und Zeit Eine Zweimonatsschrift fur Kunst Literatur Wissenschaft Redakteur und Verleger war stets Fladung ab 1956 kam zusatzlich Herbert Burgmuller dazu Sie wurde ersatzlos 1961 eingestellt 20 Geschichte nach 1949 DDR BearbeitenIm Kulturbund der DDR gab es auf allen Ebenen Nomenklaturkader der SED die Auswahl dieser Funktionare bedurfte der Zustimmung der jeweiligen Parteigremien Gemessen an anderen Massenorganisationen der DDR waren die Mitglieder des Kulturbundes jedoch verhaltnismassig schwach an die SED gebunden Die Amter im Kulturbund waren keine Karriere sondern Abstellungs und Versorgungsposten 21 Die uberwaltigende Mehrheit der 1985 uber 260 000 Mitglieder des Kulturbundes der DDR bestand aus Heimatfreunden und Sammlern die im Kulturbund die einzige Moglichkeit sahen sich uberregional organisieren zu konnen nur rund ein Drittel waren Kunstler im klassischen Sinn Wahrend die Verwaltungsgremien des Kulturbundes die Politik der Partei propagierten waren die Arbeitsgruppen selbst unpolitische Nischen so stellte der Kulturbund eine Fluchtburg fur Burger der DDR dar die Vereine und Gesellschaften aus der Vorkriegszeit wiederbeleben wollten und an entsprechende soziale Kontakte anknupfen wollten 22 Zahlreiche Schriftsteller traten dem Kulturbund der DDR nicht bei und organisierten sich stattdessen zum Beispiel im 1950 gegrundeten Schutzverband der Autoren dem spateren Deutschen Schriftstellerverband der DDR oder im 1949 gegrundeten Berliner Schriftsteller Verband Die zentrale Figur in der Grundungsphase des BSV Berlin war Walther Victor der am 23 Dezember 1949 an den Prasidenten des Kulturbunds Becher schrieb Mit der Rechtsberatung und Interessenvertretung allein ist es nicht getan Diese Kritik nahm Becher ernst und schrieb kurz darauf an das kleine Sekretariat der SED Ich halte es jetzt fur dringend notwendig den Schutzverband deutscher Autoren zu renovieren und aus ihm einen richtigen Schriftstellerverband zu machen 23 Der Kulturbund der DDR gehorte zur Dachorganisation Nationale Front der DDR und war mit 22 Abgeordneten in der Volkskammer vertreten 24 Der Kulturbund war Herausgeber der Wochenzeitung Sonntag 1954 wurde die Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse in Berlin auf Initiative des Kulturbunds zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegrundet und 1966 in URANIA Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse umbenannt In der Sitzung am 28 November 1989 trat das gesamte Prasidium des Kulturbundes zuruck Sein Prasident Hans Pischner nahm an der Sitzung nicht teil In einem Brief hatte er seinen Rucktritt aus Altersgrunden eingereicht und zugleich erklart er werde fur einen Neuanfang beratend tatig sein 25 Angeschlossene Organisationen und Gruppen Bearbeiten Anfang der 1980er Jahre gingen aus verschiedenen Zentralen Arbeitskreisen unter anderem der Esperanto Verband im Kulturbund der DDR die Gesellschaft fur Denkmalpflege die Gesellschaft fur Natur und Umwelt einschliesslich des Zentralen Fachausschusses fur Touristik und Wandern die Gesellschaft fur Heimatgeschichte und die Gesellschaft fur Fotografie hervor Weitere landesweit agierende Gruppen im Kulturbund waren die Klubs der Intelligenz die Pirckheimer Gesellschaft Bucher und Grafiksammler mit der Zeitschrift Marginalien der Zentrale Arbeitskreis Friedrich Schiller und der Philatelistenverband der DDR im Deutschen Kulturbund Weitere Interessengemeinschaften im Kulturbund Interessengemeinschaft fur Denkmalpflege Kultur und Geschichte der Hauptstadt Berlin u a Herausgeber der Schriftenreihe Miniaturen zur Geschichte Kultur und Denkmalpflege BerlinsDas Ende des Kulturbundes der DDR 1990 Bearbeiten Nachdem sich die meisten der dem Kulturbund angehorigen Unter Organisationen bereits aufgelost hatten oder sich in Auflosung befanden beschloss ein ausserordentlicher Bundeskongress des Kulturbundes im Mai 1990 die Fortsetzung des Kulturbunds Siehe Bericht der UKPV Deutscher Bundestag 16 Wahlperiode 23 Drucksache 16 24661990 Der Kulturbund wandelte sich um in einen rechtsfahigen Verein mit dem Namen Kulturbund e V Die Archive des Kulturbundes befinden sich heute grossteils im Bundesarchiv im Bereich SAPMO Die Ziele des Bundes werden einleitend zusammengefasst Kulturelle Massenorganisation Grundung mit der Aufgabe die besten Deutschen aller Berufe und Schichten in einer deutschen Erneuerungsbewegung zu sammeln um die geistigen Uberreste des Faschismus zu vernichten Zahlreiche Arbeits und Interessengemeinschaften Arbeits und Freundeskreise Fachausschusse und Fachgruppen mit ehrenamtlicher Leitung z B auf den Gebieten Heimatgeschichte Denkmalpflege Natur und Umwelt Philatelie Esperanto Fotografie Kunst und Literatur Kleine Galerien und Klubs der Intelligenz in fast allen Kreisstadten der DDR 1958 Umbenennung in Deutscher Kulturbund 1972 in Kulturbund der DDR Mai 1990 Kulturbund e V Dachverband und Bildung von Landesverbanden Im Bundesarchiv folgt eine ausfuhrliche Organisationsgeschichte 26 Prasidenten des Kulturbundes der DDR Bearbeiten nbsp Ausweis fur Mitglieder des Kulturbundes der DDRJohannes R Becher 1945 1958 Max Burghardt 1958 1977 Hans Joachim Hoffmann 1977 Hans Pischner 1977 1989 25 Kulturbund e V BearbeitenDie Arbeit des Kulturbundes wird seit 1990 von einem Verein Kulturbund e V bzw Kulturring in Berlin weitergefuhrt 27 Siehe auch BearbeitenBekannte Funktionare des KulturbundesLiteratur BearbeitenErnst Niekisch Grundung des Kulturbundes In Ilse Spittmann Gisela Helwig Hrsg DDR Lesebuch Band 1 Von der SBZ zur DDR 1945 1949 Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1989 ISBN 3 8046 8742 3 S 214 217 Magdalena Heider Politik Kultur Kulturbund Zur Grundungs und Fruhgeschichte des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands 1945 1954 in der SBZ DDR Bibliothek Wissenschaft und Politik Band 51 Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1993 Helmut Meier Der Kulturbund der DDR in den 70er Jahren Bestandteil des politischen Systems und Ort kultureller Selbstbestatigung In Evemarie Badstubner Hrsg Befremdlich anders Leben in der DDR Dietz Berlin 2000 ISBN 3 320 01986 4 S 599 625 Heterogenitat und Konsistenz Zur Herausbildung und Entwicklung des Kulturbundes in der DDR Konferenzbeitrage Pankower Vortrage 30 Helle Panke Berlin 2001 Gerd Dietrich Kulturbund In Gerd Rudiger Stephan Andreas Herbst Christine Krauss Daniel Kuchenmeister Detlef Nakath Hrsg Die Parteien und Organisationen der DDR Ein Handbuch Dietz Berlin 2002 ISBN 3 320 01988 0 S 530 559 Dieter Schiller Der V Bundestag des Kulturbundes im Februar 1958 Eine programmatische Wendung auch im politischen Vorfeld In Jahrbuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung 4 Jahrgang Heft 1 2005 S 46 60 Helmut Meier Der Kulturbund im politischen System der DDR in den siebziger Jahren Hefte zur DDR Geschichte Band 62 Helle Panke Berlin 2008 OCLC 46631783 Karl Heinz Schulmeister Begegnungen im Kulturbund Edition Zeitgeschichte Band 28 Kai Homilius Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 89706 827 8 Ulrike Kopp Karl Kneschke und die Beweggrunde zum Kulturbund fur demokratische Erneuerung Deutschlands In Weimarer Beitrage 60 Jahrgang Heft 2 2014 S 245 265 Andreas Zimmer Der Kulturbund in der SBZ und in der DDR Eine ostdeutsche Kulturvereinigung im Wandel der Zeit zwischen 1945 und 1990 Springer Fachmedien Wiesbaden 2019 ISBN 978 3 658 23552 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kulturbund der DDR Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kurt Uwe Baldzuhn Der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in Sachsen Anhalt Hinrich Ederlein Geschichte des DDR Kulturbunds am Beispiel der Region Dahme Spreewald Zur Veranstaltung 70 Jahre Kulturbund 4 Juli 2015Einzelnachweise Bearbeiten Gerd Dietrich Kulturbund In Gerd Rudiger Stephan u a Hrsg Die Parteien und Organisationen der DDR Ein Handbuch Dietz Berlin 2002 ISBN 3 320 01988 0 S 537 ff Dieter Schiller Der V Bundestag des Kulturbundes im Februar 1958 Eine programmatische Wendung auch im politischen Vorfeld In Jahrbuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Heft I 2005 Jurgen Kuczynski Memoiren Koln 1983 S 300 302 Magdalena Heider Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands In Martin Broszat Hermann Weber Hrsg SBZ Handbuch Staatliche Verwaltungen Parteien gesellschaftliche Organisationen und ihre Fuhrungskrafte in der Sowjetischen Besatzungszone Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 1993 ISBN 3 486 55262 7 S 714 f Kommunisticeskaja Partija Sovetskogo Sojuza Hrsg Manifest und Ansprachen von Bernhard Kellermann Eduard Spranger u a Gehalten bei d Grundungskundgebung des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands am 4 Juli 1945 im Haus d Berliner Rundfunks Aufbau Verlag Berlin 1945 Gerd Dietrich Kulturbund In Gerd Rudiger Stephan u a Hrsg Die Parteien und Organisationen der DDR Ein Handbuch Dietz Berlin 2002 ISBN 3 320 01988 0 S 533 Dem ersten Prasidialrat gehorten ferner folgende Akademiker an Walter F Schirmer Max Vasmer Holtzmann Hofmann und Robert Havemann An Schriftstellern kamen ausser Becher und Kellermann Herbert Ihering Paul Wiegler und Theodor Bohner Aus Film und Theater Paul Wegener Eduard von Winterstein Karlheinz Martin und Ernst Legal Bildende Kunst Hofer und Renee Sintenis Musikwissenschaft Bernhard Bennedik Willmann ist auch Autor der ersten Verbandspublikation Zwei Jahre Kulturbund erschienen im Selbstverlag 1947 Die Fakten zum Grundungspersonal des Kulturbunds sind diesem Buch entnommen Sonntag Berlin Ausgabe 10 1947 Katalog der Ausstellung in der Chemnitzer Kaufstatte Merkur SLUB Dresden Ausstellung bildender Kunstler Abgerufen am 18 November 2022 deutsch Die Kundgebung fand am 24 Oktober 1948 in der Deutschen Staatsoper Admiralspalast in Berlin statt und stand unter dem Motto Verteidigung des Friedens ist Verteidigung der Kultur Auf dem ADN Foto von links nach rechts Julius Hay Bert Brecht Ernst Legal Alexander Abusch Heider SBZ Handbuch S 732 Wochenzeitung ab 7 Juli 1946 Startauflage 200 000 Exemplare Chefredakteure Gunter Brandt dann Heinrich Goeres zunachst ab Juli 1946 unregelmassig spater monatlich erschienen Kommission Fotografie Fotografie Zeitschrift fur kulturpolitische asthetische und technische Probleme der Fotografie ab Juli August 1947 monatlich Philatelisten Sammler Express zweimal monatlich Marz 1947 bis 1961 Auflage 28 000 Urania Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse Urania popularwissenschaftliche Zeitschrift monatlich ab Februar 1947 Quelle hierfur Heider SBZ Handbuch nach einer gemeinsamen Arbeitstagung mit dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund FDGB und der Gewerkschaft Kunst und Schrifttum am 28 29 Oktober 1948 Karl Saller war 1956 Prasident des vom Kulturbund in Dresden veranstalteten Deutschen Kulturtages Grunderin Jo Mihaly KPD Siehe Deutsches Literaturarchiv Hg Deutsche literarische Zeitschriften 1945 1970 Ein Repertorium S 320 Nr 416 Gerd Dietrich Kulturbund In Gerd Rudiger Stephan u a Hrsg Die Parteien und Organisationen der DDR Ein Handbuch Dietz Berlin 2002 ISBN 3 320 01988 0 S 530 559 Ulrike Kopp Heimat DDR im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands In Berliner Blatter Ethnographische und ethnologische Beitrage 31 2003 S 97 Zitiert nach Jurgen Engler Geistige Fuhrer und arme Poeten Autorenbilder der Nachkriegszeit In Ursula Heukenkamp Hrsg Unterm Notdach Verlag Schmidt Berlin 1996 ISBN 3 503 03736 5 S 85 Eine typische jedoch schwankende Grossenordnung waren 22 Kulturbundvertreter in der mit 500 Abgeordneten besetzten Volkskammer 1981 1986 a b Kulturbund fur mehr eigene Verantwortung In Neues Deutschland 29 November 1989 ISSN 0323 3375 S 4 argus bstu bundesarchiv de Website des Kulturbund e V Normdaten Korperschaft GND 4033554 9 lobid OGND AKS LCCN n50065890 VIAF 152010860 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kulturbund der DDR amp oldid 237346954