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Bodo Uhse 12 Marz 1904 in Rastatt 2 Juli 1963 in Ost Berlin war ein deutscher Schriftsteller Journalist und politischer Aktivist NSDAP KPD SED Bodo Uhse auf dem Deutschen Schriftstellerkongress 1950 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit Jugend und Familie 1 2 Engagement auf der ausserst Rechten und linke Positionen 1 3 Hinwendung zum Kommunismus 1 4 Neuanfang in der SBZ und der DDR 2 Tod Grabstatte und Gedenken 3 Werke Auswahl 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit Jugend und Familie Bearbeiten Uhse war Sohn eines preussischen Offiziers Seine Kindheit verbrachte er durch die standigen dienstlichen Versetzungen seines Vaters an unterschiedlichen Orten Nach der Trennung seiner Eltern wohnte er in Braunschweig bei seinen Grosseltern und schloss sich dort der Wandervogel Bewegung an Sein Berufsziel war zunachst Offizier wie der Vater zu werden Durch den Zusammenbruch des deutschen Kaiserreiches 1918 wurden derartige Hoffnungen zerschlagen und er zog zu seinem Vater nach Berlin wo er eine Oberrealschule besuchte Dort knupfte er Kontakte zu paramilitarischen Verbanden und beteiligte sich 1920 als 16 Jahriger als Meldeganger beim Kapp Putsch Sein Bruder Hans Jurgen war mit der Fliegerin und spateren Erotik Unternehmerin Beate Uhse verheiratet Er starb im Mai 1944 bei einem Flugungluck 1 Engagement auf der ausserst Rechten und linke Positionen Bearbeiten 1921 wurde er Volontar in der Redaktion des Bamberger Tagblattes das im Besitz des Tabakindustriellen Richard von Michel Raulino war Noch im selben Jahr schloss er sich dem Bund Oberland an wo er viele Personlichkeiten der deutschnationalen und volkischen Szene wie beispielsweise Julius Streicher kennenlernte Durch die Aufmarsche des Bundes Oberland kam es zu mehreren Zusammenstossen mit Kommunisten sowie Sozialdemokraten und wegen der Haltung zur Frage der franzosischen Besatzung an der Ruhr auch mit Nationalsozialisten an denen auch Uhse beteiligt war Erst spater verbundeten sich der Bund Oberland und die NSDAP Am 25 Juli 1927 trat er in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 65 000 2 an deren linken Flugel er sich anschloss und arbeitete in der Redaktion des nationalsozialistischen Donauboten in Ingolstadt Er war ein Protege der Gebruder Otto und Gregor Strasser stieg rasch auf und wurde Chefredakteur der Zeitung Als er 1928 allerdings gegen die NS Kandidatur von Franz Ritter von Epp einem seiner Ansicht nach reaktionaren Mann protestierte wurde er entlassen Durch Gregor Strassers Vermittlung gelangte er nach Schleswig Holstein wo er Ortsgruppenleiter in Itzehoe wurde 3 Von 1929 an leitete er dort auch die neu gegrundete nationalsozialistische Schleswig Holsteinische Tageszeitung als Chefredakteur Dabei geriet er in Konflikt mit dem Gauleiter Hinrich Lohse als er einen Beitrag ablehnte der gegen die militante Landvolkbewegung gerichtet war Uhse steuerte immer offener im Blatt einen linken Kurs 1929 wurde er als NSDAP Mandatar in den Stadtrat von Itzehoe gewahlt und freundete sich gleichzeitig mit dem Kommunisten Bruno von Salomon an Die Folge davon war ein Studium der Schriften von Lenin und 1930 die Herausgabe des Beiblattes Der Proletarier das gegen den nach Uhses Einschatzung burgerlichen Kurs Adolf Hitlers gerichtet war Als er sich mit anderen Parteilinken zudem fur eine Abspaltung von der NSDAP aussprach kam es zum endgultigen Bruch und am 1 August 1930 zum offiziellen Ausschluss aus der NSDAP Hinwendung zum Kommunismus Bearbeiten nbsp Bodo Uhse links und Theo Harych 1954Uhse schloss sich der Splittergruppe Kampfgemeinschaft Revolutionarer Nationalsozialisten KGRNS um Otto Strasser an wurde Chefredakteur der NS Briefe und feierte den bewaffneten Kampf der Landvolkbewegung Dies war allerdings nur eine Zwischenstation um sich schliesslich endgultig der KPD zuzuwenden die 1930 zudem eine starkere nationalistische Position in ihrem Parteiprogramm vertrat Ab 1931 wurde Uhse von der Parteifuhrung als Symbolfigur fur die nun einsetzende verstarkte kommunistische Agitation unter der Landbevolkerung aufgebaut analog zu dem ehemaligen Nationalsozialisten Leutnant Richard Scheringer der unter Reichswehrsoldaten fur die KPD werben sollte 4 Nach dem Reichstagsbrand 1933 geriet Uhse wie andere Kommunisten unter den Druck des sich etablierenden NS Staates und setzte sich nach Paris ab Hier wurde er ein prominenter Vertreter der KPD Exilpublizistik gegen das Dritte Reich und unterhielt Verbindungen zu Ernst Niekisch Am 3 November 1934 wurde er aus Deutschland ausgeburgert und trat 1935 in die Exil KPD ein Im Juni desselben Jahres nahm er neben Johannes R Becher und Bertolt Brecht am Ersten Internationalen Schriftstellerkongress teil Bei Ausbruch des Spanischen Burgerkrieges meldete er sich als Freiwilliger und wurde Politkommissar 1938 kehrte er krank nach Frankreich zuruck emigrierte 1939 in die USA wo er weiterhin fur die KPD tatig war und 1940 weiter nach Mexiko wo er gemeinsam mit Ludwig Renn in der Bewegung Freies Deutschland aktiv war Weiter organisierte er Ausreisevisa nach Mexiko fur bedrohte Schriftsteller die in Frankreich seit dem Einmarsch der Wehrmacht im Mai 1940 auf eine Gelegenheit zur Ausreise warteten 1945 heiratete Uhse Alma Agee eine Amerikanerin judischer Herkunft Neuanfang in der SBZ und der DDR Bearbeiten 1948 kam Uhse mit seiner Frau deren Sohn aus erster Ehe Joel Agee und dem gemeinsamen Sohn Stefan 1946 1973 zuruck nach Deutschland und liess sich in der Sowjetischen Besatzungszone nieder wo er 1949 Chefredakteur des im Aufbau Verlag erscheinenden Periodikums Aufbau Kulturpolitische Monatsschrift Mit literarischen Beitragen wurde das er bis zu dessen Einstellung 1958 leitete Von 1950 bis 1954 war Uhse Abgeordneter der SED in der Volkskammer von 1950 bis 1952 Erster Vorsitzender des Deutschen Schriftstellerverbandes im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands 1956 ubernahm er die Funktion eines Sekretars der Sektion Dichtkunst und Sprachpflege der Akademie der Kunste und war Vertreter der DDR beim P E N Kongress in London Als mit dem XX Parteitag der KPdSU die Verbrechen Stalins bekannt wurden fuhrte dies bei Uhse zu einer tiefen Krise zumal er in einer Romantrilogie den antifaschistischen Widerstand in Deutschland und die fuhrende Rolle der Sowjetunion preisen wollte Sein Stiefsohn Joel Agee schrieb nach seinem Tod dass er im angetrunkenen Zustand davon gesprochen habe sein Leben verpfuscht sein Talent vergeudet und seine Seele an den Schweinehund Stalin verkauft zu haben 1960 scheiterte seine Ehe worauf Alma Agee mit beiden Sohnen nach New York zog Uhse wohnte von 1960 bis 1963 in Berlin Friedrichshain Strausberger Platz 19 Nach einem Aufenthalt in Kuba 1961 erkrankte Bodo Uhse der Kettenraucher und Alkoholiker war schwer Viele seiner Tatigkeiten musste er einstellen und sein Amt als Chefredakteur von Sinn und Form 1963 war nur von kurzer Dauer Tod Grabstatte und Gedenken Bearbeiten nbsp Ehrengrab von Bodo Uhse auf dem Dorotheenstadtischen Friedhof in Berlin MitteBodo Uhse starb am 2 Juli 1963 im Alter von 59 Jahren in Berlin an einem Hirnschlag In einem von Anna Seghers und Willi Bredel unterzeichneten Nachruf der Akademie der Kunste der DDR wurde der Verstorbene als einer der hervorragendsten essayistischen Interpreten der grossen humanistischen Literatur der deutschen franzosischen spanischen und englischen Sprache gewurdigt 5 Bei der Trauerfeier die am 5 Juli 1963 im Plenarsaal der Akademie der Kunste stattfand sprachen erneut Seghers und Bredel Worte des Gedenkens Anschliessend erfolgte die Beisetzung auf dem Dorotheenstadtischen Friedhof an der Berliner Chausseestrasse Die Grabrede hielt Alfred Kurella 6 Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestatte von Bodo Uhse Grablage CH 1 9 seit 1997 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet Die Widmung wurde im Jahr 2021 um die ubliche Frist von zwanzig Jahren verlangert 7 Der Lyriker Jens Gerlach widmete Uhse in den Dorotheenstadtischen Monologen ein Gedicht 8 1986 wurden in Berlin Hellersdorf eine Strasse und in Lichtenberg die 1983 eroffnete Bibliothek am Tierpark nach ihm benannt 9 Werke Auswahl BearbeitenSoldner und Soldat Roman Editions du Carrefour Paris 1935 mehrfach wiederaufgelegt zuletzt Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 1992 ISBN 978 3 7466 0140 3 Leutnant Bertram Roman 1944 Wir Sohne Roman 1948 Die heilige Kunigunde im Schnee und andere Erzahlungen 1949 Die Brucke 3 Erzahlungen 1952 Die Patrioten Roman 1954 Tagebuch aus China 1956 Mexikanische Erzahlungen 1957 Die Aufgabe Eine Kollwitz Erzahlung 1958 Gestalten und Probleme 1959 Reise in einem blauen Schwan Erzahlungen 1959 Sonntagstraumerei in der Alameda 1961 Im Rhythmus der Conga Ein kubanischer Sommer 1962Siehe auch BearbeitenExilliteraturLiteratur BearbeitenWolfgang Bauer Nachdenken uber Bodo Uhse in Das Blattchen 16 Jg Nr 14 vom 8 Juli 2013 Thomas Diecks Uhse Bodo In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 551 553 Digitalisat Renata von Hanffstengel Mexiko im Werk von Bodo Uhse Das nie verlassene Exil Peter Lang Frankfurt 1995 Exil Studien 4 ISBN 0 8204 2683 0 Patrick Moreau Nationalsozialismus von links Die Kampfgemeinschaft Revolutionarer Nationalsozialisten und die Schwarze Front Otto Strassers 1930 1935 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1985 Studien zur Zeitgeschichte 28 ISBN 3 421 06192 0 Lenka Reinerova Es begann in der Melantrichgasse Erinnerungen an Weiskopf Kisch Uhse und die Seghers Aufbau Berlin u a 1985 Walter Schlevoigt Untersuchung zu den Romanen Leutnant Bertram Wir Sohne und Die Patrioten Erstes Buch Abschied und Heimkehr von Bodo Uhse und zur offentlichen Verstandigung uber diese Romane bis Anfang der achtziger Jahre Diss phil Universitat Magdeburg 1986 Susanne Romer Hans Coppi junior Hrsg Aufbruch Dokumentation einer Zeitschrift zwischen den Fronten Reprint Folbach Koblenz 2001 ISBN 3 923532 70 9 Vorwort Peter Steinbach Birgit Schmidt Wenn die Partei das Volk entdeckt Anna Seghers Bodo Uhse Ludwig Renn u a Ein kritischer Beitrag zur Volksfrontideologie und ihrer Literatur Unrast Munster 2002 ISBN 3 89771 412 4 Klaus Walther Bodo Uhse Leben und Werk Volk amp Wissen Berlin 1984 Schriftsteller der Gegenwart 13 Gunter Caspar Hrsg Uber Bodo Uhse Ein Almanach Aufbau Berlin u a 1984 Kay Dohnke Von den merkwurdigen Memoiren eines jungen Mannes Bodo Uhses Exilroman Soldner und Soldat als Dokument deutscher Geschichte Nachwort zu B U Soldner und Soldat Aufbau Berlin o J verm um 1995 S 299 325 Bernd Rainer Barth Uhse Bodo In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bodo Uhse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Bodo Uhse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Bodo Uhse in der Deutschen Digitalen Bibliothek Elizabeth Shaw Steinlithographie Portrat von Bodo Uhse 1959 Birgit Schmidt Ein zerrissenes Leben Zum 100 Geburtstag des Schriftstellers Bodo Uhse in jungle world 17 Marz 2004 Bodo Uhse Archiv bei der Akademie der Kunste Berlin Uhse in Mexiko 35 Nennungen durchsuchbarEinzelnachweise Bearbeiten Carl Freytag Erinnern und Erzahlen der Spanische Burgerkrieg in der deutschen und spanischen Literatur und in den Bildmedien Gunter Narr Verlag 2005 ISBN 978 3 8233 6168 8 S 360 Anm 33 google de abgerufen am 28 Juli 2019 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 45460319 Gerhard Schulz Aufstieg der NSDAP Krise und Revolution in Deutschland Propylaen Frankfurt am Main Berlin Wien 1975 S 706 Christian Striefler Kampf um die Macht Kommunisten und Nationalsozialisten am Ende der Weimarer Republik Propylaen Berlin 1993 S 135 Bodo Uhse verstorben In Berliner Zeitung 3 Juli 1963 S 2 Trauerfeier fur Bodo Uhse In Neue Zeit 6 Juli 1963 S 2 Ehrengrabstatten des Landes Berlin Stand August 2021 PDF 2 3 MB S 79 Auf Webseite der Senatsverwaltung fur Umwelt Mobilitat Verbraucher und Klimaschutz Abgerufen am 24 Juli 2022 Vorlage zur Kenntnisnahme Anerkennung Verlangerung und Nichtverlangerung von Grabstatten als Ehrengrabstatten des Landes Berlin PDF 195 kB Abgeordnetenhaus von Berlin Drucksache 18 3959 vom 4 August 2021 S 2 6 Abgerufen am 24 Juli 2022 Jens Gerlach Dorotheenstadtische Monologe Aufbau Verlag Berlin 1972 S 135 141 Bodo Uhse Strasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert https www buergerhaushalt lichtenberg de vorschlag umbenennung der bodo uhse bibliothekNormdaten Person GND 118625152 lobid OGND AKS LCCN n50046812 NDL 00459343 VIAF 41853765 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Uhse BodoKURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller SED MdVGEBURTSDATUM 12 Marz 1904GEBURTSORT RastattSTERBEDATUM 2 Juli 1963STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bodo Uhse amp oldid 237686050