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Dieser Artikel befasst sich mit dem Politiker Otto Strasser Zu dem gleichnamigen Musiker siehe Otto Strasser Musiker Otto Johann Maximilian Strasser auch Strasser 10 September 1897 in Windsheim Mittelfranken 27 August 1974 in Munchen war ein deutscher nationalsozialistischer Politiker Er benutzte auch die Pseudonyme Otto Bostrum Ulrich von Hutten Michael Geismaier sowie die Kurzel D G und G D 1 Nach kurzer Mitgliedschaft in der SPD um 1920 gehorte er von 1925 bis 1930 der NSDAP und von 1956 bis 1962 der Deutsch Sozialen Union an und fuhrte von 1931 bis 1938 die politische Kampforganisation Schwarze Front Otto Strasser bei einer DSU Veranstaltung 1957 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und politisches Wirken 1 1 Werdegang 1 2 Nationalsozialistischer Aktivist 1 3 Untergrundaktivitat und Flucht 1 4 Exil und Ruckkehr nach Deutschland 2 Weltanschauliche Einordnung und Wirkung 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und politisches Wirken BearbeitenWerdegang Bearbeiten Otto Strasser war das mittlere von funf Kindern des bayerischen Juristen und Staatsbeamten Peter Strasser 1855 1928 und seiner Ehefrau Pauline Strobel 1873 1943 Er trat im August 1914 als 17 jahriger Kriegsfreiwilliger in die Bayerische Armee ein und wurde von der Munchner Illustrierten als jungster Kriegsfreiwilliger Bayerns vorgestellt Im Ersten Weltkrieg wurde er einige Male verwundet und im November 1917 zum Leutnant der Reserve befordert und mit dem Eisernen Kreuz I Klasse ausgezeichnet 2 In seiner Armeezeit trug er wegen des Abonnements einer sozialdemokratischen Zeitschrift den Spitznamen der rote Leutnant 3 1919 soll er wie sein funf Jahre alterer Bruder Gregor Strasser als Mitglied des Freikorps Epp an der Niederschlagung der Munchner Raterepublik mitgewirkt haben Armin Nolzen hat 2013 in seinem NDB Artikel uber Gregor Strasser darauf hingewiesen dass es fur die Mitgliedschaft der Bruder in dem Freikorps uber ihre spateren Selbstdarstellungen hinaus keine belastbaren Nachweise gibt 4 Im gleichen Jahr ging Otto zum Studium der Wirtschaftswissenschaften nach Berlin Wohl 1919 oder 1920 wurde er Mitglied der MSPD Im Widerstand gegen den Kapp Putsch fuhrte er 1920 eine paramilitarische Gruppe Rote Hundertschaft und trat aus Unzufriedenheit mit dem Verhalten der sozialdemokratischen Parteifuhrung im Zusammenhang mit dem Bruch des Bielefelder Abkommens im gleichen Jahr wieder aus der Partei aus Nach seiner Promotion in Staatswissenschaften 1921 an der Universitat Wurzburg trat er als Hilfsreferent ins Reichsernahrungsministerium in Berlin ein wo er bis 1922 oder 1923 tatig war und anschliessend in die Privatwirtschaft wechselte 2 5 6 Nationalsozialistischer Aktivist Bearbeiten Schon als Kolumnist der im sozialdemokratischen Vorwarts in der Zentrumszeitung Germania und in der jungkonservativen Zeitschrift Das Gewissen veroffentlichte setzte sich Strasser fur das Denken von Arthur Moeller van den Bruck und dessen mitteleuropaische Reichsidee ein Nach dem Einzug seines Bruders Gregor fur die NSDAP Ersatzorganisation Volkischer Block in den bayerischen Landtag im Fruhjahr 1924 engagierte er sich in der volkischen Bewegung und verfasste zahlreiche politische Artikel So schrieb er unter dem Pseudonym Ulrich von Hutten fur den Kurier fur Niederbayern 5 Im gleichen Jahr kam aus seiner ersten Ehe mit einer Frau namens Maria sein Sohn Paul zur Welt und er heiratete in zweiter Ehe die Englanderin Ella Young geb Fassbender 5 Otto Strasser trat am 20 November 1925 in die NSDAP Mitgliedsnummer 23 918 ein und baute zusammen mit seinem Bruder und Joseph Goebbels einen linken Parteiflugel auf Die Bruder Strasser beherrschten die Berliner Parteiorganisation und entwickelten ein eigenstandiges ideologisches Profil gegenuber dem suddeutschen Parteiflugel um Adolf Hitler Sie konzipierten zunachst gemeinsam mit Goebbels der als enger Mitarbeiter Gregor Strassers im Rheinland und in Westfalen agierte einen antikapitalistischen sozialrevolutionaren Kurs fur die Partei Dieser Flugel der NSDAP unterstutzte teilweise auch Streiks der sozialdemokratischen Gewerkschaften und trat fur eine Anlehnung Deutschlands an die Sowjetunion ein Trotzdem war der Strasser Flugel antimarxistisch gepragt Er betrachtete Marxismus und Kapitalismus gleichermassen als Kinder des Liberalismus und wandte sich gegen die Halbheit der Parteifuhrung unter Hitler nur den Marxismus zu bekampfen und sich dem rechtsnationalen burgerlichen Milieu etwa der DNVP und damit den fuhrenden Kreisen der Unternehmer und Kapitalistenschaft anzunahern Gleichzeitig beklagte man die Verbonzung der nationalsozialistischen Fuhrungselite die man als Folge dieser Annaherung begriff 7 Am 1 Marz 1926 trat Strasser in den von seinem Bruder gegrundeten Kampfverlag ein den Otto Strasser leitete wahrend sein Bruder das Gros der publizistischen Beitrage lieferte 2 Miteigentumer neben den Strasser Brudern und zeitweilig Schriftleiter des Verlags war Hans Hinkel 8 Der Verlag fungierte zunachst als Sprachrohr des linken Flugels der NSDAP und verbreitete die an Rudolf Jung angelehnten Ideen eines nationalen Sozialismus oder National Sozialismus 5 Er geriet Ende der 1920er Jahre zunehmend in Konflikt mit der Parteifuhrung besonders mit dem Berliner Gauleiter Joseph Goebbels der vor allem die Unabhangigkeit der Plattform beargwohnte Auf Hitlers Angebot vom 22 Mai 1930 den Verlag fur 120 000 Reichsmark zu kaufen ging Otto Strasser nicht ein Infolge des Richtungskampfes in der NSDAP der Mitte 1930 von Hitler und Goebbels verscharft wurde sodass zahlreiche Strasser Anhanger entmachtet wurden trat er stattdessen am 4 Juli 1930 aus der Partei aus und publizierte seine Kampfschrift Die Sozialisten verlassen die NSDAP Darin kritisierte er unter anderem die fehlende Unterstutzung des Nationalsozialismus fur Mahatma Gandhi und den indischen Freiheitskampf und verdeutlichte seine Ablehnung der Munchener Parteifuhrung Grosse Wirkung konnte er damit allerdings nicht erzielen da sein innerparteilich weit beliebterer Bruder Gregor in der Partei verblieb und seine parteiinterne Machtbasis bis zu seinem Sturz Ende 1932 zielstrebig ausbaute Gregor Strasser distanzierte sich offentlich von dem Schritt seines Bruders und versicherte Hitler seiner vollen Loyalitat 7 Nach Einschatzung von Joachim Fest bedeutete die Trennung aber auch fur seine Position in der Partei die letztlich entscheidende Schwachung Das Ausscheiden Otto Strassers beendete nicht nur ein fur allemal den sozialistischen Grundsatzstreit in der NSDAP es bedeutete auch einen erheblichen Machtverlust fur Gregor Strasser der seither keine Hausmacht und keine Zeitung mehr besass 9 Otto nutzte den Kampfverlag nun fur eigene Zwecke und grundete mit wenigen Anhangern darunter Bruno Ernst Buchrucker die Kampfgemeinschaft Revolutionarer Nationalsozialisten KGRNS Mit der zunachst nur etwa 800 Mitglieder zahlenden Organisation versuchte Strasser neben unzufriedenen und enttauschten Nationalsozialisten die den Legalitatskurs der Partei nicht mittragen wollten auch Mitglieder und Sympathisanten der KPD zu gewinnen und trat auch bei Diskussionsveranstaltungen von Anarchisten auf 10 Strassers Bemuhungen erwiesen sich als kontraproduktiv denn statt national gesinnte Kommunisten zum Anschluss an seine Kampfgemeinschaft zu bewegen traten viele Mitglieder darunter auch Fuhrungskader wie Bodo Uhse zur KPD uber 7 Im Mai 1931 schlossen sich der Gruppe die damals rund 6000 Mitglieder hatte kurzzeitig auch Anhanger des gescheiterten Stennes Putschs an die aus der SA ausgeschlossen worden waren 1929 heiratete Otto Strasser seine dritte Frau Gertrud Schutz 1905 1978 Aus der Ehe gingen die Tochter Hannelore 1931 und der Sohn Gregor 1935 2019 den er nach seinem ermordeten Bruder nannte hervor 7 2 Wegen Bedeutungslosigkeit nach der Trennung von der NSDAP musste er den Kampfverlag in dem insgesamt acht Zeitungen und Zeitschriften erschienen 2 zum 1 Oktober 1930 schliessen Im September 1931 bildete Strasser aus der KGRNS heraus den nach ihrem Publikationsorgan benannten Kampfbund Schwarze Front wobei er finanziell von dem ehemaligen Freikorpsfuhrer und Kapp Putschisten Hermann Ehrhardt unterstutzt wurde Er unternahm verschiedene Versuche seine fruheren Verlagspublikationen unter verschiedenen Namen Der Nationale Sozialist Die Deutsche Revolution Die Schwarze Front neu zu etablieren die alle ohne jede Wirkung blieben Die Blatter erreichten nie mehr als 10 000 Abnehmer trotz zeitweiliger Unterstutzung durch andere rechte Splittergruppen Untergrundaktivitat und Flucht Bearbeiten Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde die Schwarze Front am 15 Februar 1933 von den NS Behorden verboten 5 Strasser emigrierte zunachst nach Osterreich und ging spater nach Prag In der Tschechoslowakei stand Strasser unter Polizeischutz Es kam zu mehreren Attentatsversuchen auf ihn durch die Gestapo 7 Strasser hielt bis Ende 1933 unter anderem Kontakt zu Rudolf Kustermeier von der linkssozialistischen Widerstandsgruppe Roter Stosstrupp die gezielt auch oppositionelle Nationalsozialisten fur einen Umsturz zu aktivieren versuchte 11 Am 3 November 1934 wurde Strasser ausweislich der dritten Ausburgerungsliste aus Deutschland ausgeburgert 12 Von Prag aus leitete er seine Widerstandsorganisation Schwarze Front die Zeitungen und Flugschriften herausgab und einen Untergrundsender betrieb Dieser geheime Kurzwellensender der sich in dem ehemaligen Hotel Zahori bei Slapy nad Vltavou im Bezirk Prag West befand wurde von dem emigrierten Rundfunkpionier Rudolf Formis geleitet der sowohl fur die Technik als auch fur das Programm zustandig war Anfang 1935 liess Reinhard Heydrich den Sender der den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge war durch einen Terroranschlag ausschalten Die verdeckt in der Tschechoslowakei operierenden SS Agenten Alfred Naujocks und Werner Gottsch griffen die Senderaume in dem Prager Hotelgebaude am 25 Januar 1935 an und ermordeten Rudolf Formis Die Aktion erregte grosses Aufsehen die Tater entkamen jedoch nach Deutschland Diplomatische Proteste der Tschechoslowakei blieben folgenlos Strasser wurde wegen des Betriebs des illegalen Senders vor Gericht gestellt und zu einem halben Jahr Gefangnis verurteilt musste die Strafe aber auf Intervention des tschechoslowakischen Justizministers nicht verbussen 13 Noch im Januar schickte Strasser seine schwangere Frau mit der gemeinsamen dreijahrigen Tochter aus Sicherheitsgrunden auf die griechische Insel Samos wo sie im Mai den Sohn Gregor Peter Demosthenes zur Welt brachte In einem Telegramm an Hitler nannte Strasser seinen Sohn Gregor II 14 Sein in der Tschechoslowakei gegrundetes Aktionskomitee der Deutschen bezeichnete Strasser in grober Selbstuberschatzung als deutsche Regierung im Exil Andererseits wurde die Gefahrlichkeit seiner Organisation fur das Regime offenbar auch vonseiten der NS Fuhrung uberschatzt die in den 1930er Jahren viel Energie fur seine Verfolgung aufwandte Goebbels soll Otto Strasser als Hitlers Feind Nummer eins bezeichnet haben 7 14 allerdings lasst sich fur diesen haufig kolportierten Ausspruch kein von den eigenen Berichten Strassers unabhangiger Beleg auffinden Strassers Fuhrungsstil bei der Schwarzen Front zeigt nach Ansicht vieler Beobachter dass er den Aufgaben der Fuhrung einer Widerstandsorganisation im Untergrund nicht gewachsen war Die Prager Zentrale wurde seit 1933 von inneren Auseinandersetzungen geschwacht und blieb ausseren Angriffen gegenuber schutzlos nicht zuletzt aufgrund der Unterwanderung der Fuhrungskader durch Gestapo Agenten Der Organisationsleiter Friedrich Beer Grunow sah die Ursachen vor allem in Strassers hochtrabender Art 1938 sagte er sich von Strasser los und wurde kurz danach von der Gestapo ermordet Dies schien das Ende der Organisation zu bedeuten 7 Im gleichen Jahr veroffentlichte Otto Strasser zusammen mit dem Weltbuhne Autor Kurt Hiller die Prager Erklarung ein nationalrevolutionares Manifest das sich gegen den Hitler Staat und fur ein neues Deutschland aussprach Im Herbst 1938 musste Strasser Prag verlassen und zog uber Frankreich in die Schweiz wo sich seine Familie seit Mitte 1935 aufhielt Auch hier verhinderte die Schweizer Polizei zwei Attentate auf ihn 1939 wurde er von den Nationalsozialisten zu Unrecht beschuldigt gemeinsam mit dem britischen Geheimdienst das Attentat von Georg Elser auf Adolf Hitler in Auftrag gegeben zu haben 15 Strasser tauchte mit Unterstutzung des inoffiziellen Schweizer Nachrichtendienstes Buro Ha unter Hans Hausamann und des sozialdemokratischen Zurcher Nationalrats Hans Oprecht unter und gelangte uber Frankreich und Spanien nach Portugal wo er mit Hilfe seines Bruders Paul 1895 1981 der dem Benediktinerorden angehorte und mit Ordensnamen P Bernhard hiess in einem Kloster Unterschlupf fand Seine Familie liess er in der Schweiz zuruck 1940 bis 1946 war er mit der Deutschspanierin Margarita Senger liiert der Frau des in die Sowjetunion gefluchteten Gesundheitsministers der spanischen Volksfrontregierung Juan Planelles 1900 1972 1941 wanderte er mit Hilfe britischer Agenten uber die Bermudas nach Kanada aus 2 5 14 Exil und Ruckkehr nach Deutschland Bearbeiten Aus seinem Exil heraus griff er in Buchern Zeitschriften und Flugblattern die Herrschaft der NSDAP in Deutschland an Seine publizistische Doppelstrategie bestand darin einerseits im Ausland Aufklarung uber Hitlers Person Herrschaftspraxis und politische Zielsetzungen zu betreiben so unterstutzte er amerikanische Geheimdienste bei der Erstellung eines Psychogramms von Hitler und andererseits subversives Material nach Deutschland schmuggeln zu lassen Er selbst vertrat weiterhin das politische Leitbild eines Sozialismus auf nationaler Basis grundgelegt in seinem bereits 1932 veroffentlichten und 1936 erganzten Aufsatz Aufbau des deutschen Sozialismus und warf Hitler Verrat an der eigentlichen nationalsozialistischen Idee und die Morde vor allem den an seinem Bruder Gregor im Rahmen des sogenannten Rohm Putsches vor In Kanada grundete er das Free German Movement das unter Exilanten und Auslandsdeutschen fur den bewaffneten Kampf gegen das NS Regime warb dabei jedoch an einer antisemitischen Programmatik festhielt und unter anderem deswegen von den alliierten Regierungen nicht unterstutzt wurde 5 Nach dem Krieg loste Strasser das Free German Movement auf und grundete 1948 den Bund fur Deutschlands Erneuerung mit dem er eine Ruckkehr zu christlichen Werten und ein berufsstandisches Parlament propagierte 5 Jetzt veroffentlichte Otto Strasser seine Erinnerungen an die parteiinternen Flugelkampfe aus der Zeit vor 1933 auch auf Deutsch unter dem Titel Hitler und ich 1948 nachdem er sie zunachst auf Franzosisch verfasst und 1940 unter dem Titel Hitler et moi beim Verlag Grasset in Paris herausgebracht hatte Strasser bemuhte sich lange Zeit vergeblich um die Genehmigung seiner Ruckkehr nach Deutschland die erst durch eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom November 1954 moglich wurde Erst am 16 Marz 1955 betrat Strasser wieder deutschen Boden 16 Versuche einer erneuten politischen Betatigung etwa zur Bundestagswahl 1957 mit der Partei Deutsch Soziale Union DSU die gegen die Westbindung der Bundesrepublik Deutschland eintrat blieben erfolglos 2 Danach zog sich Otto Strasser zunehmend ins Privatleben zuruck 6 Mit seiner Familie die er nach seiner Ruckkehr aus Ottawa 1955 in Wetzwil bei Herrliberg Nahe Zurich wiedergetroffen hatte 17 pflegte er allerdings nur sporadische Besuchskontakte Nach Einschatzung seines Sohnes der ihn eher wie einen Onkel erlebte war er sehr einseitig an Politik und Geschichte aber wenig an anderem interessiert 14 In den 1960er Jahren lebte er in einem mit Akten Buchern und Zeitungsausschnitten vollgestopften Raum in einer Wohnung in der Ainmillerstrasse in Munchen Schwabing die seine Schwester Olga 1899 ihm zur Verfugung stellte 2 17 1962 schrieb er ein zusammenfassendes Resumee seiner politischen Tatigkeit unter dem Titel Der Faschismus In diesem Buch skizzierte Strasser die Weltanschauungen Hitlers und Mussolinis und setzte seinen eigenen Sozialismus von deren Faschismus ab Ein Buch mit dem beziehungsreichen Titel Mein Kampf veroffentlichte er 1969 beim Heinrich Heine Verlag in Frankfurt mit einem Vorwort von Gerhard Zwerenz Das Buch das als politische Autobiographie vermarktet wurde 2 enthielt eine vom Verlag uberarbeitete Fassung der bereits 1958 im Selbstverlag erschienenen Strasser Schrift Exil 8 1971 unternahm Strasser eine Vortragsreise in die Vereinigten Staaten bei der er vor insgesamt 10 000 Menschen sprach und auf grosses Medieninteresse stiess 7 1973 heiratete er seine letzte Frau Hilde Renate Moller 1939 mit der er bereits einige Jahre zusammenlebte 5 Nach seinem Tod in Munchen wurde er Ende August 1974 in Witten a d Ruhr beigesetzt 2 und einige Monate spater nach Dinkelsbuhl in das Familiengrab seiner Eltern umgebettet 18 Weltanschauliche Einordnung und Wirkung BearbeitenAnders als bei zahlreichen anderen prominenten Nationalsozialisten steht in Strassers Veroffentlichungen nicht der Antisemitismus im Vordergrund sondern seine Vorstellung von einem nationalen Sozialismus den er nach 1945 als Solidarismus bezeichnete 19 Nach Ansicht des israelischen Historikers Robert S Wistrich waren er und der linke Flugel der NSDAP dennoch nicht weniger rassistisch und antisemitisch eingestellt als der von Hitler gefuhrte rechte 20 Strassers am 1 August 1929 in den Nationalsozialistischen Briefen erschienener Artikel Vierzehn Thesen zur deutschen Revolution formulierte einen radikalen Antisemitismus und warnte vor der angeblichen Bevormundung durch das artfremde Judentum 5 7 6 Der Historiker Henning Kohler stellte in seiner Rezension zu Patrick Moreaus 1983 erschienener Monografie uber Strassers Kampfgemeinschaft und die Schwarze Front fest von einer linken oder sozialistischen Einstellung konne bei ihm nicht die Rede sein sondern es handele sich um einen aggressiven antisemitischen Nationalismus der sich revolutionar gebardete und von antikapitalistischen Ressentiments lebte 21 Der Historiker Christian Striefler schrieb zehn Jahre spater es sei der grundsatzliche Unterschied zwischen dem Klassenkampf der Kommunisten und dem Rassenkampf der Strasser vorschwebte gewesen der Otto Strasser davon abgehalten hat ganz zu den Kommunisten uberzutreten 22 In der zweiten Halfte der Dreissiger Jahre schwachte Strasser seine judenfeindliche Rhetorik allerdings ab und suchte den Kontakt mit Juden um sich als deren Verbundeter im Widerstandskampf gegen Hitler zu inszenieren So uberredeten er und Beer Grunow 1936 den judischen Jugendlichen Helmut Hirsch aus Stuttgart der ihnen als ehemaliger Angehoriger der dj 1 11 von Eberhard Koebel vermittelt worden war einen Bombenanschlag auf das Nurnberger Reichsparteitagsgelande zu veruben Ein Gestapo Agent verriet die geplante Aktion Hirsch wurde gefasst vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und im Juni 1937 hingerichtet 1938 schlug Strasser in seiner Prager Erklarung vor Juden entweder unter ein nobles Minderheitenrecht zu stellen oder sie beim Bekenntnis zur deutschen Nation ohne Abstrich als gleichberechtigte Deutsche zu behandeln Mitautor war Kurt Hiller ein judischer Pazifist und Kampfer fur die Rechte sexueller Minderheiten der den italienischen Faschismus und den Kraftkerl Mussolini bewundert hatte 23 Karl Otto Paetel 24 und Erich Muller haben Otto Strasser als Nationalbolschewisten beschrieben Gegen eine solche Einordnung protestierte Louis Dupeux Otto Strasser und seine engeren Freunde waren nie Nationalbolschewisten lediglich der radikale Ton ihrer revolutionaren Bekenntnisse und ihre zeitweilige Annaherung an die Kommunisten erklaren die irrtumliche Annahme 25 Im Hintergrund steht die Frage inwieweit die Zeichnung der Strasser Bruder als Nationalbolschewisten die in der Literatur bis heute vertreten wird 26 letztlich dazu dienen kann ihre Identifikation mit dem Nationalsozialismus herunterzuspielen Fur Strasser blieb der Begriff Nationalsozialismus immer positiv besetzt Noch in seinem 1939 in der Schweiz erschienenen Buch Europa von Morgen stellte er Tomas Garrigue Masaryk als tschechischen Ur Nationalsozialisten dar In oberflachlicher Betrachtungsweise unterstutzt durch die Idealisierungen und Legenden die Otto Strasser selbst uber seinen ermordeten Bruder verbreitete wird manchmal auch verkannt dass Otto und Gregor Strasser unterschiedliche Strategien verfolgten Wahrend Otto nach seiner Trennung von der NSDAP einen aussichtslosen Privatkrieg gegen Hitler fuhrte 24 distanzierte sich sein in der Partei weitaus einflussreicherer Bruder nicht von dem Regime und konnte nach Meinung einiger Zeitzeugen und Autoren zeitweise auf eine Rehabilitierung und Beteiligung an der Macht hoffen 27 Der ZEIT Autor Rolv Heuer brachte den Gegensatz innerhalb des Bruderpaars 1969 auf die Formel Gregor fehlte Ottos Mut Otto fehlte Gregors Macht 8 Otto Strasser selbst versuchte sich nach 1945 zu einer Art Widerstandskampfer Nr 1 gegen Hitler zu stilisieren 8 Auch Claus Wolfschlag ein Autor der Jungen Freiheit betonte in seinem Buch Hitlers rechte Gegner 1995 Strassers Gegnerschaft zum nationalsozialistischen Regime Manche Anhanger der Neuen Rechten versuchen Strasser auf dieser Grundlage als akzeptables weltanschauliches Vorbild hinzustellen das vom negativen politischen Erbe des Nationalsozialismus unbelastet sei 28 Nach Einschatzung des Verfassungsschutzes des Landes Thuringen uben die nationalrevolutionaren Theorien Strassers ahnlich wie die Ideen von Ernst Rohm erheblichen Einfluss auf das Gedankengut nicht weniger zeitgenossischer Neonationalsozialisten Neonazis aus 29 In der NPD gibt es seit langem eine starke strasseristische Stromung deren vordergrundige Sozialkritik und sozialistische Rhetorik nach Strassers Vorbild vor allem im Osten Deutschlands auf Resonanz stosst Auch fur Freie Kameradschaften und Autonome Nationalisten spielen sowohl die theoretischen Ansichten Strassers uber den revolutionaren Nationalsozialismus als auch die Asthetik seiner Selbstinszenierung eine grosse Rolle Im Ausland sind unter Rechtsextremen in England besonders bei der British National Front aber auch in Frankreich den USA oder Russland vielfach Bezugnahmen auf Strasser zu beobachten 7 Schriften BearbeitenEntwicklung und Bedeutung der deutschen Zuckerrubensamenzucht o O o J DNB 571267017 Rechts und staatswissenschaftliche Dissertation Universitat Wurzburg 1921 92 Seiten Aufbau des deutschen Sozialismus Wolfgang Richard Lindner Verlag Leipzig 1932 Die deutsche Bartholomausnacht Reso Verlag 30 Zurich 1935 Wohin treibt Hitler Darstellung der Lage und Entwicklung des Hitlersystems in den Jahren 1935 und 1936 Verlag Heinrich Grunov Prag I 1936 Hitler tritt auf der Stelle Oxford gegen Staats Totalitat Berlin Rom Tokio Neue Tonart in Wien NSDAP Kehraus in Brasilien Die dritte Front Band 1937 6 Grunov Prag 1937 Kommt es zum Krieg Periodische Schriftenreihe der Deutschen Revolution Band 3 Grunov Prag 1937 Europa von morgen Das Ziel Masaryks In Weltwoche Zurich 1939 Hitler und Ich Asmus Bucher Band 9 Johannes Asmus Verlag Konstanz 1948 Der Faschismus Geschichte und Gefahr Politische Studien Band 3 Olzog Munchen u a 1965 Mein Kampf Eine politische Autobiographie Streit Zeit Bucher Band 3 Heinrich Heine Verlag Frankfurt am Main 1969 Literatur BearbeitenWolfgang Abendroth Das Problem der Widerstandstatigkeit der Schwarzen Front PDF 477 kB In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Jahrgang 8 Heft 2 Munchen 1960 S 181 187 Wilhelm Grabe Otto Strasser In John M Spalek Konrad Feilchenfeldt Sandra H Hawrylchak Hrsg Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933 Band 3 USA Teil 2 Bern 2001 S 502 536 Reinhard Kuhnl Die nationalsozialistische Linke 1925 1930 Hain Meisenheim am Glan 1966 ISBN 3 445 10503 0 Patrick Moreau Nationalsozialismus von links die Kampfgemeinschaft Revolutionarer Nationalsozialisten und die Schwarze Front Otto Strassers 1930 1935 Oldenbourg Stuttgart 1985 ISBN 3 421 06192 0 Armin Nolzen Strasser Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 479 481 Digitalisat Karl Otto Paetel Otto Strasser und die Schwarze Front des wahren Nationalsozialismus In Politische Studien Zweimonatsschrift fur Politik und Zeitgeschehen Band 8 Hanns Seidel Stiftung Munchen 1957 ISSN 0032 3462 S 269 281 Otto Ernst Schuddekopf Linke Leute von rechts Die nationalrevolutionaren Minderheiten und der Kommunismus in der Weimarer Republik Kohlhammer Stuttgart 1960 DNB 454493304 Stefan Wannenwetsch Unorthodoxe Sozialisten Zu den Sozialismuskonzeptionen der Gruppe um Otto Strasser und des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes in der Weimarer Republik Moderne Geschichte und Politik Band 23 Peter Lang Frankfurt am Main 2010 ISBN 3 631 61374 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Strasser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Otto Strasser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Otto Strasser in den Historischen Pressearchiven der ZBW Otto Strasser Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Aufruf der Otto Strasser Gruppe vom 4 Juli 1930 Die Sozialisten verlassen die NSDAP Einzelnachweise Bearbeiten Otto Strasser In Onlinekatalog der Deutschen Nationalbibliothek a b c d e f g h i j Gerhard J Bellinger Brigitte Regler Bellinger Schwabings Ainmillerstrasse und ihre bedeutendsten Anwohner Ein reprasentatives Beispiel der Munchner Stadtgeschichte von 1888 bis heute 2 durchgesehene Auflage BoD Norderstedt 2013 S 354 f in der Google Buchsuche Rainer Dohse Der dritte Weg Neutralitatsbestrebungen in Westdeutschland zwischen 1945 und 1955 Holsten Verlag Hamburg 1974 ISBN 3 87356 001 1 S 167 Armin Nolzen Strasser Gregor In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 478 f Digitalisat a b c d e f g h i j Armin Nolzen Strasser Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 479 481 Digitalisat a b c Otto Strasser 1897 1974 tabellarischer Lebenslauf In LeMO Abruf vom 11 April 2017 a b c d e f g h i j Dietmar Gottfried Nazis gegen Hitler In Telepolis 23 September 2012 a b c d Rolv Heuer Mehr Krull als Tell In Die Zeit Nr 16 1969 Joachim Fest Hitler Eine Biographie Ullstein Verlag Berlin 1973 ISBN 3 549 07301 1 S 394 Horst Blume Nationalrevolutionare aus anarchistischer Sicht In Schwarzer Faden Nr 9 1982 S 51 58 online Dennis Egginger Gonzalez Der Rote Stosstrupp Eine fruhe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus Lukas Verlag Berlin 2018 S 26 67 Michael Hepp Hrsg Die Ausburgerung deutscher Staatsangehoriger 1933 45 nach den im Reichsanzeiger veroffentlichten Listen Band 1 Listen in chronologischer Reihenfolge K G Saur Verlag Munchen New York u a 1985 Nachdruck 2010 ISBN 978 3 11 095062 5 S 5 Katerina Capkova Michal Frankl Unsichere Zuflucht die Tschechoslowakei und ihre Fluchtlinge aus NS Deutschland und Osterreich 1933 1938 Bohlau Koln 2012 ISBN 978 3 412 20925 4 S 90 a b c d Jorg Krummenacher Der Fluchtpunkt Schweiz und Hitlers Feind Nummer eins In NZZ 8 November 2008 abgerufen am 12 April 2017 Peter Koblank Waren Secret Service und Otto Strasser die Geldgeber von Georg Elser Online Edition Mythos Elser 2005 Herbert Elzer Bonn oder Paradise Die Bundesregierung der SPD Parteivorstand und die umstrittene Ruckkehr des NS Dissidenten Otto Strasser aus Kanada 1948 1952 In Jahrbuch Extremismus amp Demokratie 24 Jg 2012 Nomos Baden Baden 2012 S 72 101 a b Otto Strasser In Der Spiegel Nr 2 1955 S 34 online Himmler ubergibt eine Urne mit der Nummer 16 In Landshuter Zeitung 16 Februar 2006 Otto Strasser und der Solidarismus In Arbeiter Zeitung Wien 12 Janner 1949 S 2 oben rechts Robert S Wistrich Wer war wer im Dritten Reich Anhanger Mitlaufer Gegner aus Politik Wirtschaft Militar Kunst und Wissenschaft Harnack Verlag Munchen 1983 ISBN 3 88966 004 5 S 264 Zum grundsatzlichen Antisemitismus Strassers siehe auch das Glossar Rechtsextremismus der Brandenburgischen Landeszentrale fur politische Bildung Memento vom 21 Februar 2009 im Internet Archive Henning Kohler Nationalsozialismus von links Otto Strassers Schwarze Front In Die Zeit 6 September 1985 abgerufen am 6 Juli 2022 Christian Striefler Kampf um die Macht Kommunisten und Nationalsozialisten am Ende der Weimarer Republik Propylaen Verlag Berlin 1993 ISBN 3 549 05208 1 S 110 Kurt Hiller Mussolini und unsereins In Die Weltbuhne Wochenschrift fur Politik Kunst Wirtschaft 12 Januar 1926 ZDB ID 7607 7 OBV a b Karl Otto Paetel Zur Geschichte des deutschen Nationalbolschewismus Musterschmidt Verlag Gottingen 1965 Louis Dupeux Nationalbolschewismus in Deutschland 1919 1933 kommunistische Strategie und konservative Dynamik deutsch von Richard Kirchhoff Beck Munchen 1985 ISBN 3 406 30444 3 S 407 Marlene Laruelle Die europaischen Ursprunge des Eurasianismus In Martin Aust und Daniel Schonpflug Hrsg Vom Gegner lernen Feindschaften und Kulturtransfers im Europa des 19 und 20 Jahrhunderts Campus Frankfurt am Main 2007 S 170 Peter D Stachura Gregor Strasser and the Rise of Nazism Allen amp Unwin London u a 1983 ISBN 0 04 943027 0 S 123 Wolfgang Benz Strasser Otto In derselbe Hrsg Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Band 8 Nachtrage und Register De Gruyter Saur Berlin 2015 ISBN 978 3 11 037932 7 S 129 abgerufen uber De Gruyter Online Verfassungsschutzbericht Thuringen 2003 PDF S 21 Verleger des Reso Verlags war der Schweizer Rene Sonderegger Normdaten Person GND 118755749 lobid OGND AKS LCCN n81089357 VIAF 113345086 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Strasser OttoALTERNATIVNAMEN Strasser Otto Johann Maximilian vollstandiger Name Strasser Otto Geismaier Michael Pseudonym KURZBESCHREIBUNG nationalsozialistischer PolitikerGEBURTSDATUM 10 September 1897GEBURTSORT Windsheim MittelfrankenSTERBEDATUM 27 August 1974STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php 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