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Reinhard Kuhnl 25 Mai 1936 in Schonwerth Tschechoslowakei 10 Februar 2014 in Marburg war ein deutscher Politikwissenschaftler Bekannt wurde er vor allem durch seine Arbeiten zur Geschichte und Interpretation des Faschismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsschwerpunkte 3 Mitgliedschaften 4 Schriften Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKuhnl hatte im Sudetenland wo er aufwuchs besonders brutale Formen faschistischer Herrschaft dann Krieg und Flucht erlebt und war nach 1945 als Fluchtlingskind aufgewachsen Abitur Studium und Promotion musste er sich hart erkampfen 1 Er studierte Geschichte Politikwissenschaft Germanistik und Soziologie in Marburg und Wien 1965 wurde er im Bereich Politikwissenschaft der Universitat Marburg bei Wolfgang Abendroth mit einer Arbeit uber die nationalsozialistische Linke promoviert Kurz nach seiner Habilitation 1971 die kumulativ erfolgte 2 wurde er im selben Jahr als Professor der Politikwissenschaft an die Universitat Marburg berufen Das Habilitationsverfahren selbst verlief nicht reibungslos Der unmittelbar beteiligte Historiker Ernst Nolte ubte auch mit der Veroffentlichung von Leserbriefen Kritik an der wissenschaftlichen Qualitat der vorgelegten Schriften Kuhnls Kuhnl selbst antwortete mit einem Leserbrief Wolfgang Abendroth verteidigte ihn als Erstgutachter und sorgte fur die Fortfuhrung des Verfahrens Kuhnl hatte das Verfahren der Habilitation bereits im Sommer 1969 beantragt und legte mehrere Schriften als Grundlage vor Neben Nolte legten zunachst zwei weitere Gutachter negative Bewertungen vor doch Ernst Otto Czempiel anderte spater seine Bewertung Im Januar 1971 stimmte schliesslich erst die Fachbereichsversammlung ab am nachsten Tag erfolgte eine Abstimmung in der Fakultat die beide das Verfahren fur Kuhnl positiv abschlossen 2 1972 war Kuhnl einer der Initiatoren der Grundung des Bundes demokratischer Wissenschaftler BdWi 1973 folgte eine einjahrige Gastprofessur in Israel an der Universitat Tel Aviv auf Einladung von Walter Grab In den 1970er und 1980er Jahren war Kuhnl einer der bekanntesten Reprasentanten der Marburger Schule in der deutschen Politikwissenschaft Im Jahr 2001 wurde er emeritiert Der bedeutendste Teil seiner Arbeiten wurde in bis zu 14 Sprachen ubersetzt In den letzten Jahren seines Lebens litt er an der Alzheimer Krankheit Zu seinen akademischen Schulern gehorten u a Dietrich Heither Karen Schonwalder Gudrun Hentges Axel Schildt und Gerd Wiegel 1984 kandidierte er bei der Europawahl fur die Friedensliste Zu Ehren von Reinhard Kuhnl fand am 10 Juli 2015 auf Einladung des BdWi und weiteren Kooperationspartnern das Symposium 3 Aktualitat der Faschismustheorie Historische Forschung und aktuelle Entwicklungen der politischen Rechten statt Zu den Referenten zahlten Kurt Patzold Axel Schildt Magdalena Marsovszky Julian Bruns Kathrin Glosel Natascha Strobl Gudrun Hentges und Gerd Wiegel Dokumentiert wurde das Symposium zu Ehren von Reinhard Kuhnl 1936 2014 in einem Reader 4 Forschungsschwerpunkte BearbeitenSchwerpunkte seiner Forschung lagen vor allem in der Faschismusforschung Er veroffentlichte Arbeiten sowohl zum deutschen als auch zum internationalen Faschismus von dessen Entstehung bis in die Gegenwart Weitere Schwerpunkte bilden Analyse und Kritik von Ideologien Untersuchungen zur Geschichte und Struktur burgerlicher Herrschaft einerseits und Menschenrechtsbewegungen andererseits Kuhnls Buch Formen burgerlicher Herrschaft Liberalismus Faschismus erlebte in den 1970er Jahren sehr hohe Auflagen war aber auch scharfer Kritik ausgesetzt weil es den Eindruck erweckte dass der Unterschied zwischen Liberalismus und Faschismus lediglich formaler Natur sei Mitgliedschaften Bearbeitenseit 1968 Mitglied im Bund demokratischer Wissenschaftler BdWi bei der Neugrundung des Bundes 1972 erhielt er bei der Vorstandswahl die meisten Stimmen Er war bis 1975 und dann wieder von 1982 bis 2001 Vorstand Mitglied der Stiftung GegenStand Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW bis April 2011 Mitherausgeber der Blatter fur deutsche und internationale PolitikSchriften Auswahl BearbeitenMonographien Die nationalsozialistische Linke 1925 1930 Verlag Anton Hain Meisenheim am Glan 1966 Dissertation Universitat Marburg 1965 Das Dritte Reich in der Presse der Bundesrepublik Kritik eines Geschichtsbildes Europaische Verlagsanstalt Frankfurt am Main 1966 Die NPD Struktur Programm und Ideologie einer neofaschistischen Partei Voltaire Berlin 1967 mit Rainer Rilling Christine Sager Die NPD Struktur Programm und Ideologie einer neofaschistischen Partei Suhrkamp Frankfurt am Main 1969 Deutschland zwischen Demokratie und Faschismus Zur Problematik der burgerlichen Gesellschaft seit 1918 Hanser Munchen 1969 4 revidierte Auflage 1972 Formen burgerlicher Herrschaft Liberalismus Faschismus Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1971 176 178 Tausend 1990 mit Martin Greiffenhagen Johann Baptist Muller Totalitarismus Zur Problematik eines politischen Begriffs List Munchen 1972 ISBN 3 471 61556 3 Die von F J Strauss reprasentierten politischen Krafte und ihr Verhaltnis zum Faschismus Pahl Rugenstein Koln 1972 Faschismustheorien Ein Leitfaden Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1979 aktualisierte Neuauflage Distel Heilbronn 1990 Der Faschismus Ursachen Herrschaftsstruktur Aktualitat Eine Einfuhrung Distel Heilbronn 1983 4 uberarbeitete Auflage 1998 Die Weimarer Republik Errichtung Machtstruktur und Zerstorung einer Demokratie Ein Lehrstuck Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1985 uberarbeitete Neuauflage Distel Heilbronn 1993 Nation Nationalismus nationale Frage Was ist das und was soll das Pahl Rugenstein Koln 1986 ISBN 3 7609 1046 7 Gefahr von rechts Vergangenheit und Gegenwart der extremen Rechten Distel Heilbronn 1990 ISBN 3 923208 23 5 2 Auflage 1991 Digitalisat Memento vom 2 Juni 2014 im Internet Archive 3 Auflage 1993 Deutschland seit der Franzosischen Revolution Untersuchungen zum deutschen Sonderweg Distel Heilbronn 1996 ISBN 3 929348 10 1 Herausgeberbande Arno Klonne Kurt Lenk Wolf Rosenbaum amp Gerhard Stuby Der burgerliche Staat der Gegenwart Formen burgerlicher Herrschaft II Hrsg von Reinhard Kuhnl Rowohlt Reinbek 1972 ISBN 3 499 11536 0 Geschichte und Ideologie Kritische Analyse bundesdeutscher Geschichtsbucher Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek 1973 ISBN 3 499 11656 1 Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten Pahl Rugenstein Koln 1975 ISBN 3 7609 0173 5 mit Gerd Hardach Die Zerstorung der Weimarer Republik Pahl Rugenstein Koln 1977 ISBN 3 7609 0289 8 mit Karen Schonwalder Sie reden vom Frieden und rusten zum Krieg Friedensdemagogie und Kriegsvorbereitung in Geschichte und Gegenwart Pahl Rugenstein Koln 1986 ISBN 3 7609 1063 7 Vergangenheit die nicht vergeht Die Historiker Debatte Dokumentation Darstellung und Kritik Beitrage zum Historikerstreit Pahl Rugenstein Koln 1987 ISBN 3 7609 1114 5 mit Gudrun Hentges und Guy Kempfert Antisemitismus Geschichte Interessenstruktur Aktualitat Distel Verlag Heilbronn 1996 ISBN 3 929348055 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Reinhard Kuhnl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kuhnl Reinhard Hessische Biografie Stand 19 September 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Gudrun Hentges und Gerd Wiegel Asthetik des Widerstands als Handlungsmaxime 17 11 2011 Reinhard Kuhnl zum 75 Geburtstag Kirsten Knaack Abriss der Faschismustheorie Reinhard Kuhnls Klaus Jurgen Muller Faschismus und Burgertum In Zeit 12 Januar 1973 Rezension zu Kuhnls Faschismus Theorie dargestellt in dessen Werk Formen burgerlicher Herrschaft I Liberalismus Faschismus Reinhard Kuhnl Faschismus Rechtsextremismus Ursachen Nutzniesser Gegenpositionen Vortrag vom 23 November 2000 Reinhard Kuhnl Zur geschichtlichen Entwicklung der Menschenrechte Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Nachruf 10 Februar 2014 Nachruf von Kurt Patzold DKP 13 Februar 2014Einzelnachweise Bearbeiten Frank Deppe Volksbildner in Demokratie und Antifaschismus Reinhard Kuhnl 25 5 1936 10 2 2014 Zeitschrift Sozialismus 3 2014 S 57 59 a b Karl Heinz Janssen Habilitation eines Marxisten In Die Zeit Nr 6 1971 5 Februar 1971 zeit de BdWi Aktualitat der Faschismustheorie Abgerufen am 9 September 2020 BdWi Aktualitat der Faschismustheorie Abgerufen am 9 September 2020 Normdaten Person GND 118725084 lobid OGND AKS LCCN n50046178 VIAF 205367648 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kuhnl ReinhardKURZBESCHREIBUNG deutscher PolitologeGEBURTSDATUM 25 Mai 1936GEBURTSORT SchonwerthSTERBEDATUM 10 Februar 2014STERBEORT Marburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reinhard Kuhnl amp oldid 226812087