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Otto Ernst Schuddekopf 20 November 1912 in Berlin 19 Oktober 1984 in Braunschweig war ein deutscher Historiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenSchuddekopf wurde 1912 in Berlin Charlottenburg geboren Er besuchte ein Gymnasium in Potsdam bevor er im Oktober 1931 ein Studium der Politischen Geographie Psychologie Philosophie Geschichte und Deutschen Literatur an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin aufnahm 1931 lernte er uber Ernst Niekisch den Rechtsintellektuellen Friedrich Hielscher kennen Hielscher hatte einen Kreis von Mannern um sich versammelt die er sowohl intellektuell als auch religios anleitete Schuddekopf war zwar an der Gruppe interessiert konnte sich aber zunachst nicht entschliessen ihr beizutreten Erst seit 1934 arbeitete er uneingeschrankt mit Im selben Jahr begann er ein Studium am Institut fur Wehrpolitik und Wehrgeographie der Berliner Universitat wo er 1938 mit einer Arbeit zur britischen Marinepolitik zum Dr phil promoviert wurde 1 Nach seiner Promotion wurde er zunachst wissenschaftlicher Mitarbeiter in der kriegswissenschaftlichen Abteilung der Luftwaffe Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Schuddekopf im Februar 1940 Soldat Nach einem Fronteinsatz war er seit Dezember 1941 bei der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Oberkommandos der Wehrmacht tatig Uber Verbindungen des Hielscher Kreises wurde ihm schliesslich 1942 eine Stelle im Reichssicherheitshauptamt RSHA der SS angetragen Dort war er im Amt VI Auslands SD in der Abteilung D Westen als Referent fur England tatig Schuddekopf war zustandig fur Spionage gegen Grossbritannien und arbeitete eng mit Walter Schellenberg zusammen dem Leiter von Amt VI 1943 wurde er auch zum SS Obersturmfuhrer ernannt 2 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Fall des NS Regimes 1945 stellten Hielscher und sein Kreis sich konsequent als Widerstandsgruppe dar Die Gruppe habe nicht nur vereinzelt Verfolgten zur Flucht verholfen sondern auch den aktiven Widerstand zumindest geplant Tatsachlich versteckte Hielscher etwa den Kommunisten Alfred Kantorowicz zeitweise in seiner Wohnung 3 Der Darstellung der Gruppe zufolge sei sowohl der Posten Schuddekopfs im Reichssicherheitshauptamt als auch derjenige Wolfram Sievers als Geschaftsfuhrer der Forschungsgemeinschaft Ahnenerbe Teil des Plans gewesen fur den Fall eines Umsturzes zentrale Stellen in Partei und Verwaltung durch Kreisangehorige zu besetzen Hielscher sei auch uber die Planung des Attentats vom 20 Juli 1944 informiert gewesen Heute ist die Position des Kreises umstritten Die Widerstandstatigkeit des Kreises wird zwar von der neueren Forschung etwa dem einflussreichen Historiker Michael H Kater und der deutschen Sozialwissenschaftlerin Ina Schmidt die 2004 eine wichtige Dissertation vorgelegt hat bestatigt 4 Im Fall des hochrangigen SS Offiziers Schuddekopf vor allem aber im Fall Sievers der an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt war ist jedoch schwer zu ermitteln wo die behauptete Widerstandstatigkeit begann wo sie endete und stattdessen Mitschuld anfing Kurz vor Kriegsende kam Schuddekopf Anfang April 1945 zu seiner Frau nach Braunschweig wo er sich nach dem Einmarsch der Alliierten bei der amerikanischen Militarkommandantur meldete Dort gab er an dass er im Reichssicherheitshauptamt tatig gewesen war und nannte Namen und Adressen der Mitglieder des Hielscher Kreises die bezeugen sollten dass er zum Widerstand gehort habe Er wurde im Camp 020 Gefangnis Latchmere House in Sudwest London interniert wo er dem britischen Security Service gegenuber ausfuhrliche Angaben uber das Britische Freikorps die Versendung von Agenten nach Irland zur Vorbereitung einer Invasion und uber den Spionagefall Cicero alias Elyesa Bazna machte 5 In Schuddekopfs Haftzeit versuchten Hielscher und weitere ehemalige Mitglieder des Kreises seine Widerstandstatigkeit mithilfe von Berichten und eidesstattlichen Erklarungen zu beweisen Daraufhin wurde das bereits eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen Schuddekopf schliesslich im Oktober 1948 eingestellt Im Marz 1949 wurde er im Zuge der Entnazifizierungsuntersuchungen entlastet 6 In der Sowjetischen Besatzungszone wurden seine Schriften Die britische Marinepolitik 1938 Britische Gedanken uber den Einsatz des Luftheeres 1939 und Die Stutzpunktpolitik des Deutschen Reiches 1890 1914 1941 auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 7 1953 arbeitete Schuddekopf als Dozent fur Geschichte und war Mitherausgeber des Internationalen Jahrbuchs fur Geschichts und Geographieunterricht Seine Bucher wurden stark rezipiert als besonders einflussreich gilt seine Studie uber den Nationalbolschewismus in der Weimarer Republik Linke Leute von Rechts 1960 8 Ausserdem beschaftigte er sich mit dem kommunistischen Intellektuellen und Funktionar Karl Radek 9 Auch seine Quellensammlung zur Reichswehr in der Weimarer Republik wurde ausnehmend positiv aufgenommen und wird bis heute viel genutzt 10 Ausserdem begann er mehrmals damit Material fur eine Darstellung der Widerstandstatigkeit des Hielscher Kreises zusammenzutragen ein Plan den er aber nicht mehr verwirklichte 11 Der 1973 mit dem Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes geehrte Wissenschaftler starb 1984 Schriften Auswahl BearbeitenDie wehrgeographischen und strategischen Grundlagen der britischen Marinepolitik vom Beginn des Imperialismus bis zum Ende des Weltkrieges 1880 bis 1918 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1938 Auch im Buchh u d T Die britische Marinepolitik Wehrgeographie und strategische Grundlagen 1880 bis 1918 Veroffentlichungen des Instituts fur allgemeine Wehrlehre der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin H 2 Britische Gedanken uber den Einsatz des Luftheeres Mittler Berlin 1939 Die Stutzpunktpolitik des Deutschen Reiches 1890 1914 Junker und Dunnhaupt Berlin 1941 Schriften fur Politik und Auslandskunde H 74 Die Deutsche Innenpolitik im letzten Jahrhundert und der konservative Gedanke Die Zusammenhange zwischen Aussenpolitik innerer Staatsfuhrung und Parteiengeschichte dargestellt an der Geschichte der Konservativen Partei 1807 bis 1918 Verlag Albert Limbach Braunschweig 1951 Beitrage fur den Geschichtsunterricht Quellen und Materialien fur die Hand des Lehrers Das Heer und die Republik Quellen zur Politik der Reichswehrfuhrung 1918 bis 1933 Hannover Frankfurt am Main 1955 Linke Leute von Rechts Die nationalrevolutionaren Minderheiten und der Kommunismus in der Weimarer Republik Stuttgart 1960 Neuauflage Nationalbolschewismus in Deutschland 1918 1933 Frankfurt am Main 1973 ISBN 3 548 02996 5 Karl Radek in Berlin Ein Kapitel deutsch russischer Beziehungen im Jahre 1919 In Archiv fur Sozialgeschichte Band 2 1962 S 87 166 Zwanzig Jahre westeuropaischer Schulgeschichtsbuchrevision 1945 1965 Tatsachen und Probleme Limbach Braunschweig 1966 119 S Schriftenreihe des Internationalen Schulbuchinstituts Band 12 Herrliche Kaiserzeit Mit einer Einfuhrung von Hans Joachim Schoeps Ullstein Berlin u a 1973 Bis alles in Scherben fallt Die Geschichte des Faschismus Bertelsmann Gutersloh 1974 Der deutsche Widerstand gegen den Nationalsozialismus Seine Darstellung in Lehrplanen und Schulbuchern der Facher Geschichte und Politik in der Bundesrepublik Deutschland Im Auftrag der Forschungsgemeinschaft 20 Juli e V 1 Aufl Diesterweg Frankfurt am Main Munchen u a 1977 Geschichte lehren und lernen 1 Zugl ersch in Schriftenreihe d Forschungsgemeinschaft 20 Juli Der Erste Weltkrieg Bertelsmann Lexikon Verlag Gutersloh 1977 ISBN 3 570 05021 1 Literatur BearbeitenIna Schmidt Der Herr des Feuers Friedrich Hielscher und sein Kreis zwischen Heidentum neuem Nationalismus und Widerstand gegen den Nationalsozialismus SH Verlag Koln 2004 ISBN 3 89498 135 0 zugleich Diss an der Universitat Hamburg bei Stefan Breuer 2002 vgl Rezension bei H Soz u Kult Weblinks BearbeitenArchiv des Instituts fur Zeitgeschichte Munchen Berlin Findmittel Online Bestand ED 398 PDF 62 kB Anmerkungen Bearbeiten Zum Werdegang Schuddekopfs vgl Schmidt Der Herr des Feuers S 255f Dort auch ein Foto Schuddekopfs Vgl Schmidt Der Herr des Feuers S 256f Anm 657 mit Literatur und Quellen Dazu Ina Schmidt Der Herr des Feuers S 258 Michael Kater Das Ahnenerbe der SS 1935 1945 Ein Beitrag zur Kulturpolitik des dritten Reiches Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1974 S 322f dort S 322 einen Widerstand des Kreises Hielscher hat es wirklich gegeben selbst wenn daruber heute kaum etwas verlautbart ist Schmidt Der Herr des Feuers Koln 2004 Dazu Berthold Petzinna Rezension zu Schmidt Ina Der Herr des Feuers Friedrich Hielscher und sein Kreis zwischen Heidentum neuem Nationalismus und Widerstand gegen den Nationalsozialismus Koln 2004 in H Soz u Kult 29 Juli 2004 der die Widerstandstatigkeit des Hielscher Kreises durch Schmidts Arbeit fur erwiesen halt Eintrag Schuddekopf im britischen National Archive englisch Vgl Schmidt Der Herr des Feuers S 285 Vgl die Listen von 1946 und 1948 bei polunbi de Vgl dazu die Rezensionen Klaus Werner Epsteins in Historische Zeitschrift 193 1961 S 676 681 und G Barracloughs in International Affairs 37 Nr 4 1961 S 517 Vgl etwa Karin Wieland Totalitarismus als Rache in Alfons Sollner Ralf Walkenhaus Karin Wieland Hrsg Totalitarismus Eine Ideengeschichte des 20 Jahrhunderts Akademie Verlag Berlin 1997 S 117 141 hier S 121 die ihn als fruhen Kenner Radeks hervorhebt Vgl die Rezension Gordon A Craigs in The American Historical Review 62 Nr 1 1956 S 135f Vgl dazu Schmidt Der Herr des Feuers S 288 292 Normdaten Person GND 101157912X lobid OGND AKS LCCN n50002873 VIAF 42297786 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schuddekopf Otto ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker und SS ObersturmbannfuhrerGEBURTSDATUM 20 November 1912GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 19 Oktober 1984STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Ernst Schuddekopf amp oldid 213302417