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Gordon Alexander Craig 26 November 1913 in Glasgow Schottland 30 Oktober 2005 in Portola Valley Kalifornien war ein US amerikanischer Historiker und Schriftsteller schottischer Herkunft Seine Arbeitsschwerpunkte waren deutsche Geschichte und Diplomatieforschung Gordon Craig 1991 mit dem Orden Pour le Merite Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen Auswahl 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer vorubergehend alleinerziehende Vater Craigs wanderte zunachst nach Toronto Kanada und dann 1925 nach Jersey City in den Vereinigten Staaten aus 1 Gordon wurde im Kindesalter US amerikanischer Staatsburger Er studierte zunachst in den USA und erwarb seinen akademischen Abschluss in Geschichtswissenschaft an der Princeton University Sein Vorbild dort war der Historiker Walter Buzzer Hall 1884 1962 1 Im Sommer 1935 bereiste er das erste Mal Deutschland mit einer Studentengruppe Sein Arbeitsstipendium das ihm ermoglichte in teilnehmender Beobachtung die Entwicklung des nationalsozialistischen Staates und den Alltag der Bevolkerung unter dem Nationalsozialismus in Deutschland aus nachster Nahe zu studieren begrundete den lebenslangen Arbeitsschwerpunkt des jungen Historikers Im Anschluss erhielt er ein zweijahriges Rhodes Stipendium und verbrachte es am Balliol College der Universitat Oxford in Grossbritannien Seine akademischen Lehrer dort waren Benedict Humphrey Sumner und Llewellyn Woodward 2 Wahrend des Zweiten Weltkriegs diente er beim United States Marine Corps und im Office of Strategic Services OSS Von daher ruhrt laut Auskunft seines ehemaligen Studenten Michael Sturmer seine genaue Kenntnis und Vorliebe fur das Thema Deutschland Gemass dem Satz know your enemy also er kenne deinen Gegner hatte er damals den Auftrag alles uber die Psychologie Traditionen und Befehlstaktiken der Wehrmacht als preussisch deutscher Armee zusammenzutragen und zwecks Instruktion der US Offiziere aufzuschreiben Durch diese Tatigkeit gewann er so viel vertieftes Interesse an und Liebe zu seinem Gegenstand dass er lebenslang dabei blieb Nach dem Krieg lehrte er an den Universitaten Yale und Princeton wo er von 1950 bis 1961 eine Professur innehatte Seine Vorlesungen waren ausserordentlich gut besucht 1 Von 1961 bis zu seiner Emeritierung 1979 lehrte er an der Stanford University in Kalifornien 1962 wurde Gordon A Craig Gastprofessor an der Freien Universitat Berlin und erhielt 1983 deren Ehrendoktorwurde 1965 hielt er die Harmon Memorial Lecture in Military History an der United States Air Force Academy in Colorado Springs Craig galt als Doyen der US amerikanischen Geschichtswissenschaft war jahrelang Prasident der American Historical Association und ein Jahrzehnt von 1975 bis 1985 stellvertretender Vorsitzender der internationalen Historikervereinigung Comite International des Sciences Historiques CISH 2 Die Beschaftigung mit der deutschen Geschichte stand stets im Zentrum von Craigs Schaffen Seine Studie Die preussisch deutsche Armee 1640 1945 aus dem Jahr 1955 brachte ihm in Fachkreisen internationale Beachtung ein Sein 1982 erschienenes Buch The Germans deutscher Titel Uber die Deutschen war der Versuch das deutsche Volk einer angelsachsischen Leserschaft nahezubringen stiess aber auch in Deutschland auf grosse Resonanz Es befasst sich mit der Entwicklung Deutschlands vom Dreissigjahrigen Krieg bis zum Ende des 20 Jahrhunderts und setzt sich auch mit dem Kontrast zwischen der deutschen Kultur und den dunklen Seiten der deutschen Geschichte insbesondere dem Nationalsozialismus auseinander Ein weiteres bedeutendes Werk Craigs ist das Buch Deutsche Geschichte 1866 1945 Die differenzierte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte aus der Perspektive des auslandischen Historikers ist das bleibende Verdienst Craigs Er wandte sich gegen die nach dem Zweiten Weltkrieg weit verbreitete Vorstellung der deutsche Nationalcharakter sei bestimmt durch eine Vorliebe fur autoritare Herrschaftsformen und Militarismus Zugleich kritisierte er Versuche den Nationalsozialismus als Betriebsunfall der deutschen Geschichte ohne tiefere Wurzeln darzustellen So hielt Craig schon die Grundung des deutschen Kaiserreichs 1871 durch Otto von Bismarck fur eine Tragodie und verwies auch auf die problematische Rolle der preussisch deutschen Armee als Staat im Staate Craig interpretierte die deutsche Geschichte des 19 und beginnenden 20 Jahrhunderts als Auseinandersetzung zwischen aufgeklartem Geist und autoritarer Macht ein Konflikt der meist zugunsten der Macht entschieden wurde Craig war ein herausragender Reprasentant der internationalen Geschichtswissenschaft Trotzdem blieb er bescheiden Auf die Frage was er hatte sein mogen hat er einmal geantwortet Ein besserer Historiker Die Neigung zur selbstironischen Distanz war eines der auffalligsten Merkmale des Gelehrten obwohl viele seiner Werke langst als Klassiker gelten Craig betonte dass Geschichte keine exakte Wissenschaft sei sondern eine humanistische Disziplin Als Diener der Muse Klio mussten die Historiker erneut lernen Geschichte und Literatur miteinander zu verbinden Diese Kunst beherrschte Craig in hohem Masse Immer wusste er interessant zu erzahlen mit einer Prise Altershumor und einem Sinn furs Anekdotische Vor allem verstand er es die schone Literatur als Quelle fur die Geschichtsschreibung nutzbar zu machen Zur Vertiefung seines Hintergrundwissens uber die wilhelminische Epoche widmete er sich unter anderem mit Begeisterung den Romanen Theodor Fontanes dem er eines seiner schonsten Bucher gewidmet hat An Fontanes Romanen ruhmte er die Fahigkeit tiefer in die gesellschaftliche Wirklichkeit und die Klassenkonflikte seiner Zeit einzudringen als die Zopf Professoren die Zunft Historiker es je vermocht hatten An ihm als Kenner und Liebhaber der deutschsprachigen Literatur schatzten vor allem seine Studenten und seine Leser dass er mit viel Sprachgefuhl und Lebendigkeit formulierte fernab von trockenem Fachjargon Ein besonders enges Verhaltnis verband Craig mit Berlin wo er in den 1960er Jahren als Gastprofessor lehrte Seit Jahren arbeitete er an einem Buch uber die Berlin Romane des 20 Jahrhunderts konnte es jedoch nicht mehr zu Ende schreiben Gordon Alexander Craig starb am 30 Oktober 2005 im Alter von 91 Jahren in einem kalifornischen Seniorenheim Auszeichnungen Auswahl BearbeitenMitglied der American Academy of Arts and Sciences 1962 Mitglied der American Philosophical Society 1963 3 Historikerpreis der Stadt Munster 1981 Grosses Bundesverdienstkreuz 1983 Korrespondierendes Mitglied der British Academy 1986 4 Goethe Medaille 1987 Mitglied des Ordens Pour le Merite 1990 Preis der Max Geilinger Stiftung 1991Schriften Auswahl BearbeitenThe Second Chance America And The Peace Princeton University Press 1944 mit Felix Gilbert Hrsg The Diplomats 1919 1939 Princeton University Press 1953 The Politics of the Prussian Army 1640 1945 The Clarendon Press Oxford 1955 Die preussisch deutsche Armee 1640 1945 Staat im Staate Droste Dusseldorf 1960 Athenaum Verlag Konigstein 1980 From Bismarck to Adenauer Aspects of German statecraft Johns Hopkins Press Baltimore 1958 Deutsche Staatskunst von Bismarck bis Adenauer Droste Dusseldorf 1961 The Battle of Koniggratz Prussia s victory over Austria 1866 Lippincott Philadelphia New York 1964 Koniggratz Zsolnay Wien Hamburg 1966 Lubbe Bergisch Gladbach 1977 ISBN 3 404 00724 7 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1987 ISBN 3 423 10820 7 Europe since 1815 Holt Rinehart and Winston New York 1964 Geschichte Europas im 19 und 20 Jahrhundert Zwei Bande Beck Munchen Band 1 Vom Wiener Kongress bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1815 1914 1978 ISBN 3 406 07214 3 Band 2 Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart 1914 1975 1979 ISBN 3 406 07215 1 Einbandige Sonderausgabe Geschichte Europas 1815 1980 Vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart Beck Munchen 1983 ISBN 3 406 09567 4 3 vollig uberarbeitete und revidierte Aufl ebd 1989 ISBN 3 406 33634 5 War Politics And Diplomacy Praeger New York 1966 Krieg Politik und Diplomatie Zsolnay Wien Hamburg 1968 erweiterte und aktualisierte Neuausgabe ebd 2001 ISBN 3 552 05153 8 Germany 1866 1945 The Clarendon Press Oxford 1978 ISBN 0 19 822113 4 Deutsche Geschichte 1866 1945 Vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches Beck Munchen 1980 ISBN 3 406 07815 X ebd 1999 ISBN 3 406 42106 7 The Germans Putnam New York 1982 ISBN 0 399 12436 5 Uber die Deutschen Ein historisches Portrait Beck Munchen 1982 ISBN 3 406 08834 1 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1985 ISBN 3 423 10408 2 Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste in den Jahren 1982 und 1983 mit Alexander L George Force and Statecraft Diplomatic Problems of Our Time Oxford University Press 1983 ISBN 0 19 503115 6 Zwischen Krieg und Frieden Konfliktlosung in Geschichte und Gegenwart Beck Munchen 1983 ISBN 3 406 09858 4 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1988 ISBN 3 423 10925 4 The End of Prussia University of Wisconsin Press 1984 ISBN 0 299 09730 7 Das Ende Preussens Acht Portrats Beck Munchen 1985 ISBN 3 406 30600 4 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1989 ISBN 3 423 11059 7 The Triumph of Liberalism Zurich in the Golden Age 1830 1869 Scribner New York 1988 ISBN 0 684 19062 1 Geld und Geist Zurich im Zeitalter des Liberalismus 1830 1869 Beck Munchen 1988 ISBN 3 406 33311 7 The Politics Of The Unpolitical German Writers And The Problem Of Power 1770 1871 Oxford University Press 1995 ISBN 0 19 509499 9 Die Politik der Unpolitischen Deutsche Schriftsteller und die Macht 1770 1871 Beck Munchen 1993 ISBN 3 406 37327 5 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1996 ISBN 3 423 04701 1 Theodor Fontane Literature and History in the Bismarck Reich Oxford University Press 1999 ISBN 0 19 512837 0 Uber Fontane Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 42642 5 Politics and Culture in Modern Germany Essays from The New York Review of Books Society for the Promotion of Science and Scholarship Palo Alto 1999 ISBN 0 930664 22 1 Ende der Parade Uber deutsche Geschichte Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 47618 X Kritik in Kurze Unaufgeregt Rezension von Wilhelm von Sternburg Die Zeit Nr 35 21 August 2003 Literatur BearbeitenHenning Kohler Hrsg Deutschland und der Westen Vortrage und Diskussionsbeitrage des Symposions zu Ehren von Gordon A Craig Colloquium Verlag Berlin 1984 ISBN 3 7678 0638 X Wolfgang Ribbe Gordon Craig 1913 2005 In Jahrbuch fur die Geschichte Mittel und Ostdeutschlands Bd 51 2005 S 471 473 Dieter Borchmeyer Was ist deutsch Die Suche einer Nation nach sich selbst Berlin 2017 S 214 220 ISBN 3 927783 43 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gordon A Craig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Gordon A Craig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Deutschland den Deutschen erklaren Nachruf von Volker Ullrich in Die Zeit Nr 46 10 November 2005 Zum Tod des Historikers Gordon Craig Michael Sturmer im Gesprach mit Stefan Koldehoff im Deutschlandfunk 2 November 2005 Gordon A Craig beim Orden Pour le Merite Nachlass bei der Stanford UniversityEinzelnachweise Bearbeiten a b c Lisa Trei Gordon A Craig renowned historian of Germany dead at 91 Stanford Report 4 November 2005 Nachruf engl abgerufen am 13 August 2012 a b James J Sheehan Gordon Craig US historian wrestling with Germany s past The Guardian 30 November 2005 Nachruf engl abgerufen am 13 August 2012 Member History Gordon A Craig American Philosophical Society abgerufen am 30 Juni 2018 Deceased Fellows British Academy abgerufen am 17 Mai 2020 Normdaten Person GND 118522558 lobid OGND AKS LCCN n79119354 NDL 00465030 VIAF 36988266 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Craig Gordon A ALTERNATIVNAMEN Craig Gordon AlexanderKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Historiker Deutschland Experte und SchriftstellerGEBURTSDATUM 26 November 1913GEBURTSORT Glasgow SchottlandSTERBEDATUM 30 Oktober 2005STERBEORT Portola Valley Kalifornien USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gordon A Craig amp oldid 218972552