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Johann Heinrich Hans Hinkel 22 Juni 1901 in Worms 8 Februar 1960 in Gottingen war ein NSDAP Funktionar Journalist Reichstagsabgeordneter Ministerialbeamter und SS Gruppenfuhrer im nationalsozialistischen Deutschen Reich Hans Hinkel in der Uniform eines SS Brigadefuhrers 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 SS Dienstgrade 3 Auszeichnungen 3 1 Auszeichnungen in der Zeit des Nationalsozialismus 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHinkel Sohn des Wormser Metzgermeisters Johann Hinkel und seiner Ehefrau Eva Elisabetha geb Dannheimer 1 studierte nach dem Abitur in Worms ab 1919 Staatswissenschaft und Philosophie in Bonn 2 Bereits 1919 hatte er sich der Burschenschaft Sugambria Bonn angeschlossen 3 4 Nach einer Auseinandersetzung mit franzosischen Besatzungssoldaten wurde er aus dem Rheinland ausgewiesen und setzte daher sein Studium in Munchen fort 5 ohne einen Abschluss zu erreichen 2 1920 trat er dem Freikorps Oberland sowie am 4 Oktober 1921 2 erstmals der NSDAP bei Mitgliedsnummer 4 686 6 Ebenfalls 1921 wurde er SA Mitglied bis 1928 1923 nahm er am Hitlerputsch teil 6 und floh anschliessend nach Niederbayern Von Juni 1924 bis November 1926 fungierte er als Herausgeber der Volkischen Innwacht bzw Inn und Salzachwacht in Neuotting 2 Nach dem Verbot und der Wiederzulassung der NSDAP trat er zum 20 Dezember 1926 erneut der Partei bei Mitgliedsnummer 48 945 7 6 Im September 1926 war er Geschaftsfuhrer der NSDAP Gauleitung Hessen Nassau in Kassel 1927 war er mit dem Aufbau des Kampfverlages der Gebruder Gregor und Otto Strasser in Berlin befasst 2 Als dessen Schriftleiter gehorte ihm im Folgejahr ein Drittel des Verlages 8 Als Otto Strasser 1930 die NSDAP verliess blieb Hinkel in der Partei Er wurde im selben Jahr Reichstagsmitglied fur die NSDAP zudem NSDAP Presseleiter des Gaues Berlin Herausgeber der Deutschen Kultur Wacht 2 und war bis 1932 Redakteur fur die Berliner Ausgabe des Volkischen Beobachters Daneben war er im volkisch gesinnten antisemitischen Kampfbund fur deutsche Kultur tatig Sein Eintritt in die SS erfolgte 1931 SS Nummer 9 148 9 6 Nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 wurde Hinkel Reichsorganisationsleiter des Kampfbundes fur deutsche Kultur KfdK und Dritter Geschaftsfuhrer der Reichskulturkammer Ab Juli 1933 uberwachte Hinkel als Staatskommissar und Reichskulturwalter den Kulturbund Deutscher Juden der am 15 Juli 1933 gegrundet und am 11 September 1941 durch die Gestapo Berlin aufgelost wurde In dieser Funktion sorgte Hinkel fur eine Abschottung von den nicht judischen Kunstlern Seit 1935 war Hinkel im Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda als Sonderbeauftragter fur Kulturpersonalien zustandig Sonderreferat Hinkel Judenfragen In dieser Funktion war der SS Offizier und Blutordenstrager insbesondere fur die Verdrangung judischer Deutscher aus dem Kulturbetrieb verantwortlich die sogenannte Entjudung Hinkel war unter anderem die treibende Kraft hinter dem Druck der auf den popularen Schauspieler Joachim Gottschalk ausgeubt wurde sich von seiner judischen Frau zu trennen 6 Im Oktober 1940 noch Ministerialdirigent und als solcher u a zustandig fur die Truppenbetreuung stieg Hinkel bis Mitte 1941 zum Ministerialdirektor auf 2 Hinkel war von 1927 bis 1938 mit Anna geb Danzer aus Neuotting verheiratet Aus der schliesslich geschiedenen Ehe waren zwei gemeinsame Kinder hervorgegangen 5 Am 25 September 1942 heiratete Hinkel dann in Berlin 1 Anita Spada Kambeck Die Sangerin geb 1913 in Essen war als Mitglied des Scala Ensembles im Oktober 1939 nach einer Denunziation wegen regimekritischer Ausserungen u a auf Betreiben von Joseph Goebbels fur einige Wochen in das KZ Ravensbruck verschleppt worden Seither hatte sie ihre Einstellung zum Regime jedoch offenbar geandert 10 so dass Goebbels bei der Hochzeit sogar als Trauzeuge fungierte 11 nbsp Hans Hinkel li neben Ernst Kaltenbrunner Mitte unter den Zuschauern eines Prozesses vor dem Volksgerichtshof nach dem 20 Juli 1944Ende 1942 ubernahm Hinkel im Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda die Leitung der Filmabteilung Hinkel organisierte Probevorfuhrungen von Filmen vor Propagandaexperten Einrichtungen und Behorden Propagandafilme wurden laufend auf ihre Wirksamkeit getestet Da die antisemitische Filmpropaganda eine Kernfrage des Nationalsozialismus beruhrte dienten diese Testvorfuhrungen zugleich auch als Mittel um den gesamten Propagandaapparat auf eine gemeinsame radikale Linie einzuschworen In der SS hatte er ab April 1943 den Rang eines Gruppenfuhrers inne 12 Im Marz 1944 wurde Hinkel neuer Reichsfilmintendant 6 Mitte des Jahres war er auch Vizeprasident der Reichskulturkammer 2 Er sorgte dafur dass in der Endphase des Krieges mehr als die Halfte aller mannlichen Angehorigen der deutschen Spielfilmindustrie als Soldaten und beim Volkssturm zwangsdienstverpflichtet wurden Im Zuge der Schauprozesse vor dem Volksgerichtshof nach dem Attentat vom 20 Juli 1944 zeigte sich Hinkel an der Seite Ernst Kaltenbrunners als Zuschauer im Gerichtssaal 1945 wurde Hinkel zunachst durch die US Amerikaner in Dachau interniert 5 und 1947 wegen seiner Verwicklung in den Raub polnischer Kulturguter nach Polen uberstellt 6 Seine samtlichen Veroffentlichungen darunter die von ihm herausgegebenen Schriften Handbuch der Reichskulturkammer und Judenviertel Europas wurden in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 13 14 Ein 1949 von der Hauptkammer Munchen in Abwesenheit eroffnetes Entnazifizierungsverfahren gegen den im Warschauer Gefangnis Mokotow einsitzenden Hinkel endete mit einem Urteil uber zwei Jahre Haft im Arbeitslager als Hauptschuldiger unter Anrechnung der bisher erlittenen Inhaftierung Man kam zu der Einschatzung dass Hinkel nach Goebbels unzweifelhaft der massgebendste und ruhrigste Trommler fur die Werbung zum NS und zwar von der allerersten Zeit an gewesen sei Hinkel konnte schliesslich 1952 aus Polen in die Bundesrepublik Deutschland zuruckkehren 6 wo er in einem erneuten Verfahren vor dem Entnazifizierungs Hauptausschuss Hildesheim nunmehr lediglich als Minderbelasteter eingestuft wurde 2 Hinkel schloss am 5 Mai 1956 in Gottingen eine dritte Ehe Er verstarb dort am 8 Februar 1960 1 SS Dienstgrade BearbeitenSS Sturmbannfuhrer seit 15 September 1935 9 SS Obersturmbannfuhrer seit 30 Dezember 1935 9 SS Standartenfuhrer seit 20 April 1936 9 SS Oberfuhrer seit 30 Januar 1937 9 Auszeichnungen BearbeitenAuszeichnungen in der Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Blutorden der NSDAP 9 Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP Gau Traditionsabzeichen Berlin in Silber Dienstauszeichnung der NSDAP I Stufe 10 Dienstjahre und II Stufe 15 Dienstjahre SS Ehrendegen 9 SS Ehrenring Totenkopfring 9 Ehrenwinkel der Alten Kampfer Kriegsverdienstkreuz I Klasse ohne Schwerter Medaille zur Erinnerung an den 13 Marz 1938 Medaille zur Erinnerung an den 1 Oktober 1938Siehe auch BearbeitenNationalsozialistische Filmpolitik Liste wichtiger Politiker und Funktionstrager der NSDAP Osterreichische FilmgeschichteLiteratur BearbeitenPetra Burgstaller Zukunft Spiel Am Beispiel der Kinderstadt Mini Salzburg Wien Lit Verlag 2005 Kap 3 3 1 Das Buro Hinkel Katrin Diehl Die judische Presse im Dritten Reich Zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung Tubingen Niemeyer 1997 Conditio Judaica 17 Kap II 5 Hans Hinkel eine Annaherung Friedrich Geiger Einer unter Hunderttausend Hans Hinkel und die NS Kulturburokratie In Matthias Herrmann Hanns Werner Heister Hrsg Dresden und die avancierte Musik im 20 Jahrhundert Teil II 1933 1966 Laaber Laaber Verlag 2002 Musik in Dresden 5 S 47 61 Michael H Kater Gewagtes Spiel Jazz im Nationalsozialismus Kiepenheuer und Witsch Koln 1995 ISBN 3 462 02409 4 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 249 250 Herbert Freeden Judisches Theater in Nazideutschland Frankfurt Main u a Ullstein 1985 S 40ff Jurgen Kuhnert Ideologie und Geschaft die Firma F Bruckmann und ihre Kooperation mit dem NS Kulturfunktionar Hans Hinkel In Archiv fur Geschichte des Buchwesens 70 2015 S 15 54 Peter Patzelt Ein Burokrat des Verbrechens Hans Hinkel und die Entjudung der deutschen Kultur In Markus Behmer Hrsg Deutsche Publizistik im Exil 1933 bis 1945 Personen Positionen Perspektiven Festschrift fur Ursula E Koch Lit Munster 2000 S 307 317 Alan E Steinweis Hans Hinkel and German Jewry 1933 1941 In Leo Baeck Institute Yearbook 38 1993 S 209 219 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans Hinkel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Hans Hinkel in den Historischen Pressearchiven der ZBW Hans Hinkel in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Hans Hinkel in den Akten der Reichskanzlei Hans Hinkel Interview zu den Themen Nationalsozialismus und Kunst 4 4 1933 Website des Deutschen Pressemuseums im Ullsteinhaus Abgerufen am 22 Juni 2015 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Geburtsurkunde Nr 709 1901 im Geburtenregister der Stadt Worms Stadtarchiv Worms a b c d e f g h i Katrin Hammerstein Hans Hinkel In Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien 29 Marz 2019 abgerufen am 4 Mai 2020 deutsch Georg Schwartzer Hrsg Adressbuch des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes Stand vom 1 August 1919 Max Schlutius Magdeburg 1919 S 126 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 2 F H Winter Heidelberg 1999 ISBN 3 8253 0809 X S 342 343 hier S 342 a b c Jurgen Kuhnert Ideologie und Geschaft Die Firma F Bruckmann und ihre Kooperation mit dem NS Kulturfunktionar Hans Hinkel In Historische Kommission des Borsenvereins des deutschen Buchhandels e V Hrsg Archiv fur Geschichte des Buchwesens Band 70 Walter de Gruyter GmbH Berlin Munchen Boston S 15 54 a b c d e f g h Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 S 249 250 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 15750707 Rolv Heuer Mehr Krull als Tell In Die Zeit 18 April 1969 Ausgabe 16 69 a b c d e f g h SS Personalkanzlei Hrsg Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP Stand vom 1 Dezember 1937 Berlin 1937 S 18f Michael H Kater Gewagtes Spiel Jazz im Nationalsozialismus 1 Auflage Kiepenheuer amp Witsch Koln 2017 ISBN 978 3 462 41106 5 Goebbels Joseph Tagebucheintrag vom 26 September 1942 In Nationalsozialismus Holocaust Widerstand und Exil 1933 1945 Online Datenbank De Gruyter 05 05 2020 Dokument ID TJG 5520 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 S 257 Liste der auszusondernden Literatur H Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Zentralverlag abgerufen am 1 Mai 2019 Liste der auszusondernden Literatur I und J Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Zentralverlag abgerufen am 1 Mai 2019 Normdaten Person GND 116897007 lobid OGND AKS LCCN n2003125595 VIAF 20443521 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hinkel HansALTERNATIVNAMEN Hinkel Johann HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP MdR Journalist und MinisterialbeamterGEBURTSDATUM 22 Juni 1901GEBURTSORT WormsSTERBEDATUM 8 Februar 1960STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Hinkel amp oldid 238696962