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Das Gebaude Schluterstrasse 45 im Berliner Ortsteil Charlottenburg wurde 1911 1912 als Mehrfamilienwohnhaus von der Bauunternehmung Boswau amp Knauer fur den Reprasentanten der Hypothekenabteilung der Stuttgarter Lebensversicherungsbank AG Robert Leibbrand erbaut 1 Es ist ein gelistetes Baudenkmal 2 Haus Schluterstrasse 45 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Uberblick 1 2 Oskar Skaller 1 3 Yva 1 4 Filmkammer der Reichskulturkammer 1 5 Kammer der Kunstschaffenden 1 6 Hotel Bogota 1 7 Neue Nutzung seit 2015 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUberblick Bearbeiten Ab 1921 ist der Kaufmann Max Nedim als Eigentumer angegeben der dort auch wohnte 3 jedoch ab 1922 mit Wohnort Konstantinopel ausgewiesen wird Ab 1932 ist B Libermann Ausland Besitzer des Hauses 4 ab 1939 ist kein Eigentumer mehr verzeichnet an dieser Stelle heisst es ungenannt 5 Das Haus wurde 1942 enteignet arisiert und in ein Geschaftshaus umgewandelt in dem aber weiterhin Privatpersonen wohnten Im selben Jahr zog die Reichsfilmkammer der Reichskulturkammer mit ihrem Leiter Hans Hinkel ein Nach 1945 liess die sowjetische Besatzungsmacht hier die Kammer der Kulturschaffenden als deren Rechtsnachfolgerin grunden Sie organisierte im Juli 1945 die erste Kunstausstellung nach dem Krieg Oskar Skaller Bearbeiten Oskar Skaller 6 dessen Familie laut Berliner Adressbuch von 1919 bis 1932 in der Schluterstrasse wohnte war Unternehmer in den Bereichen Sanitatsbedarf sowie Herstellung und Vertrieb von Verbandstoffen chirurgischen Instrumenten Moblen fur Krankenhauser und Arzneimitteln Neben der Oskar Skaller AG 7 war er auch an der M Pech AG 8 beteiligt einem Sanitatshaus das bis in die 2000er Jahre existierte Er hatte bedeutende Sammlungen persischer Keramik und impressionistischer Gemalde u a von Vincent van Gogh Es existierte von ihm ein Portrat aus dem Jahr 1924 von Max Liebermann das jedoch seit der Beschlagnahme und Versteigerung 1942 verschollen ist 9 Im Erdgeschoss trafen sich bei der Familie Oskar Skaller Kunstler und Politiker Auf einem der Feste soll der junge Klarinettist Benny Goodman aufgetreten sein Yva Bearbeiten nbsp Fotografin Yva nbsp Treppe zu Yvas AtelierIn der Zeit als Wohnhaus beherbergte das Gebaude unter anderem die Fotografin Yva eigentlich Else Ernestine Neulander Simon die die Lehrmeisterin von Helmut Newton und Bill Godwin war 5 Das Atelier und die Wohnung die sie mit ihrem Ehemann Alfred Simon bewohnte befanden sich in der vierten und funften Etage Auf der Treppe zwischen den Etagen und auf dem Dachgarten entstanden viele ihrer beruhmten Modefotos Zeitweise beschaftigte Yva in ihrem Studio bis zu zehn Angestellte Helmut Newton arbeitete ab 1936 zunachst als Lehrling bei ihr spater als Assistent Heute erinnert in der vierten Etage des Hauses eine kleine Ausstellung an Yva Auf Grund der Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben vom 12 November 1938 musste sie ihr Atelier schliessen und die gemeinsame Wohnung aufgeben Am 1 Juni 1942 wurden sie und ihr Mann von der Gestapo verhaftet und am 13 Juni mit dem 15 Osttransport in das Vernichtungslager Sobibor deportiert Ein Teil der Deportierten kam in das nahe gelegene KZ Majdanek Da fur diesen Transport keine Transportlisten existieren ist das genaue Schicksal von Else und Alfred Simon unbekannt Es wird angenommen dass beide kurz nach der Ankunft ermordet wurden Offiziell wurden sie am 31 Dezember 1944 fur tot erklart 10 Im Jahr 1940 gab es gemass dem Berliner Adressbuch hier ein Fremdenheim betrieben von Frau L Werner die bereits vorher als Bewohnerin des Hauses eingetragen ist 11 Filmkammer der Reichskulturkammer Bearbeiten Nachdem 1942 ein Bombenangriff der Alliierten das Gebaude der Reichsfilmkammer zerstort hatte nahm sie das Haus Schluterstrasse 45 zum Sitz Die Institution unter Hans Hinkel erfasste und kontrollierte die Filmschaffenden in Deutschland und war fur sie ein Treffpunkt von grosser existenzieller Bedeutung Ein Ausschluss kam einem Berufsverbot gleich Im Vorfuhrsaal der Filmkammer uberprufte Hinkel neue Filme vor ihrer Freigabe wobei manchmal neben Joseph Goebbels auch Adolf Hitler erschien Kammer der Kunstschaffenden Bearbeiten Nachdem die Rote Armee Berlin erobert hatte bestimmte am 6 Juni 1945 die sowjetische Besatzungsmacht das unversehrte Haus zum Sitz der Kammer der Kulturschaffenden Sie folgte damit einer Anregung von Paul Wegener den sie als Prasidenten einsetzte Dem Prasidium der Kammer gehorten Fritz Erpenbeck Michael Bohnen Erich Otto und Eduard von Winterstein an 12 Ihre Aufgabe war u a die Entnazifizierung der Kulturschaffenden wobei sich die unversehrten Papiere der Reichskulturkammer als Fundgrube erwiesen NS Stars wie Heinz Ruhmann Gustaf Grundgens und Wilhelm Furtwangler erschienen im Haus nunmehr zur Entnazifizierung Das Haus im britischen Sektor wurde zum Ort der ersten unzensierten Berliner Kunstausstellung nach dem Krieg mit Werken von Max Beckmann Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt Rottluff sowie im August 1945 der Grundung des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands Die Tatigkeit der Kammer endete im August 1946 als auch der Kulturbund seinen Sitz in den sowjetischen Sektor Berlins verlegte Hotel Bogota Bearbeiten nbsp Baldachin vor dem EingangNach der Ruckubertragung an die Erben des enteigneten Besitzers verkauften diese in den 50er Jahren das Gebaude an den DGB der es als Bildungsstatte betrieb und es 1964 wieder verkaufte Nach nochmaligem Umbau des Hauses wurden 1964 vier Hotels in der ersten Etage die Pension Jahn in der zweiten der Rheinische Hof und in der dritten der Bergische Hof in dem Gebaude begrundet von denen das Hotel Bogota die ehemaligen Atelierraume von Yva im vierten und funften Geschoss umfasste Das Hotel erhielt seinen Namen von Heinz Rewald der in den 1930er Jahren nach Bogota der Hauptstadt Kolumbiens auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung emigriert war 13 Bei seiner Ruckkehr brachte er einige Mobel und Dekorationsgegenstande mit die er zur Ausstattung des Hotels benutzte Im Laufe der Jahre ubernahm Rewald die anderen Pensionen sodass sich das Hotel Bogota schliesslich uber das ganze Haus erstreckte und inzwischen 115 Zimmer hatte Im Jahr 1976 ubernahm Familie Rissmann das Hotel das zuletzt von Joachim Rissmann gefuhrt wurde 14 Er hat sich intensiv mit der Geschichte des Hauses auseinandergesetzt und sie dokumentiert Daher entwickelte er das Haus in Anknupfung an dessen von Yva begrundete Tradition zu einem Haus der Fotografie in dem seit Ende 2004 an einem Photoplatz in wechselnden Ausstellungen Fotografien gezeigt werden Helmut Newton besuchte 2002 das ehemalige Atelier von Yva das seit Beginn der 2020er Jahre von der Familie Rissmann als Wohnung benutzt wird und bemerkte Nichts hatte sich verandert selbst der Kronleuchter hing noch an der Decke 15 Im Jahr 2005 kaufte Thomas Bscher das Burgerhaus 2006 ubernahm Joachim Rissmann die Fuhrung des Hotels 16 Die Berliner Fotografin Karen Stuke ubernachtete von November 2012 bis Dezember 2013 im Hotel Bogota in 43 Zimmern und fertigte dort jeweils Bilder mit der Camera obscura deren Belichtungszeit der Dauer ihres Schlafes entsprach 17 Im Mai 2013 kundigte Bscher den Mietvertrag wegen hoher Mietschulden 18 Dagegen haben eine Reihe bekannter Kunstler unter dem Motto Bogota darf nicht sterben protestiert 19 darunter Hanna Schygulla Eva Mattes Ulrich Matthes Lars Eidinger Martin Parr und Ilja Richter der 2013 den Film Hotel Bogota Eine einmalige Geschichte drehte 20 Der Fotograf Rainer Strzolka arbeitete 2013 an einer Gesamtdokumentation der Raumlichkeiten Das Hotel schloss endgultig zum 30 November 2013 Am 1 Dezember fand dort ein Tag der offenen Tur zum Abschied statt bei dem auch Einrichtungsteile verkauft wurden Danach wurde das Interieur versteigert um einen Teil der aufgelaufenen Mietschulden begleichen zu konnen 21 Im Keller befand sich das Buro des 1989 verstorbenen Architekten Eckart Muthesius dessen Einrichtung von den Nachfolgern weiterbenutzt wird Neue Nutzung seit 2015 Bearbeiten Nach einer umfangreichen Sanierung in den Jahren 2014 und 2015 dient das Gebaude seit 2016 als Buro und Geschaftshaus Prominenter Mieter war unter anderem der Designer Wolfgang Joop mit neuem Firmensitz und einem Atelier fur die Modemarke Wunderkind in der ehemaligen Wohnung von Yva in der vierten und funften Etage Die Firma Wunderkind ist inzwischen ausgezogen Die ehemalige Wohnung von Yva wird nunmehr von einer Rechtsanwaltskanzlei genutzt Im Erdgeschoss befinden sich seit Oktober 2018 der Concept Store The Corner Berlin sowie eine Niederlassung des franzosischen Susswaren Herstellers Maison Laduree 22 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hotel Bogota Sammlung von Bildern nbsp Commons Yva Sammlung von Bildern Eintrag 09096420 in der Berliner Landesdenkmalliste Hotel Bogota In Bezirkslexikon auf berlin de Abgerufen am 2 Juni 2013 Hotel Bogota mit Photoplatz Hotel Bogota Die bewegende Geschichte einer Herberge Beitrag bei Deutschlandfunk Kultur von Michael Reitz 18 November 2013Einzelnachweise Bearbeiten Schluterstrasse 45 In Berliner Adressbuch 1912 Teil 3 S 765 LDL Mietshaus Schluterstrasse 45 abgerufen am 2 Juni 2013 Schluterstrasse 45 In Berliner Adressbuch 1921 Teil 3 S 759 Schluterstrasse 45 In Berliner Adressbuch 1932 Teil 4 S 1176 a b Schluterstrasse 45 In Berliner Adressbuch 1939 Teil 4 S 1164 Skaller Oskar in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 705 Oskar Skaller AG Freunde Historische Wertpapiere M Pech AG fur den sanitaren Bedarf Freunde Historische Wertpapiere Bildnis Oskar Skaller Lost Art Koordinierungsstelle Magdeburg Stolpersteine Schluterstr 45 Bezirkslexikon auf berlin de abgerufen am 3 Juni 2013 Schluterstrasse 45 In Berliner Adressbuch 1940 Teil 4 S 1154 Zur Kammer der Kunstschaffenden siehe Barbel Schrader Die erste Spielzeit und die Kammer der Kunstschaffenden In Ursula Heukenkamp Hrsg Unterm Notdach Nachkriegsliteratur in Berlin 1945 1949 Erich Schmidt Berlin 1996 ISBN 3 503 03736 5 S 229 266 Andreas Wenderoth Der Reiz der kleinen Risse Memento vom 3 September 2013 im Internet Archive PDF 663 kB In Die Zeit Nr 30 2013 S 55 Susanne Schilp Die Reste des Hotels Bogota Joachim Rissmann raumt sein Lager 10 Oktober 2016 Berliner Woche abgerufen am 26 Juli 2022 Susanne Kippenberger Schluterstrasse 45 In Der Tagesspiegel 5 Juli 2003 abgerufen am 2 Juni 2013 Die Zeit 13 Juli 2013 S 55 Kommunale Galerie Ausstellungen Hotel Bogota Abgerufen am 18 November 2021 Andreas Conrad Hotel Bogota wird demnachst 50 Jetzt hat der Vermieter gekundigt In Der Tagesspiegel 4 Mai 2013 abgerufen am 2 Juni 2013 Susanne Kippenberger Bogota darf nicht sterben In Der Tagesspiegel 31 Mai 2013 abgerufen am 2 Juni 2013 Hotel Bogota Eine einmalige Geschichte Datensatz der IMDB Hiltrud Bontrup Berliner Hotel Bogota Ende Legende In Spiegel Online 15 November 2013 abgerufen am 15 November 2013 Shop in Shops The Corner und Laduree eroffnen Concept Store in Berlin Abgerufen am 3 Januar 2019 englisch 52 500503 13 317063 Koordinaten 52 30 1 8 N 13 19 1 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schluterstrasse 45 Berlin amp oldid 238433453