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August Grisebach 4 April 1881 in Berlin 24 Marz 1950 in Heidelberg war ein deutscher Kunsthistoriker August Grisebach Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 August Grisebach Preis 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Entlassungsurkunde von 1937August Grisebach war ein Sohn des Architekten Hans Grisebach und ein Enkel des Botanikers August Grisebach Sein Sohn Hans Grisebach war Biochemiker und Hochschulprofessor seine Tochter Manon Andreas Grisebach ist Literaturwissenschaftlerin und ehemalige Politikerin bei den Grunen Die Tochter Eveline aus erster Ehe 1922 2001 eine Arztin war seit 1951 mit dem Zoologen Erich von Holst verheiratet nbsp Grabstatte von August und Hanna Grisebach auf dem Heidelberger Bergfriedhof in der Waldabteilung Abt WBGrisebach studierte ab 1901 an der Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin bei Adolph Goldschmidt und vor allem bei Heinrich Wolfflin Kunstgeschichte Im Jahr 1906 wurde er bei Wolfflin mit einer Dissertationsschrift uber Das deutsche Rathaus der Renaissance promoviert Im Jahr 1910 erfolgte seine Habilitation uber Der Garten in Karlsruhe Wahrend des Ersten Weltkrieges war er in Brussel Schreibkraft Im Jahr 1919 erhielt er seine erste Professur in Hannover und von 1920 bis 1930 war er Ordinarius fur Kunstgeschichte an der Universitat Breslau In den Jahren 1929 und 1930 hielt er sich als wissenschaftlicher Gast an der Bibliotheca Hertziana in Rom auf Im Jahr 1930 wurde er auf den Kunsthistorischen Lehrstuhl der Universitat Heidelberg berufen Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten im Deutschland 1933 wurde er behordlich verfolgt Versuche ihn auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums zu entlassen scheiterten zunachst Im Jahr 1937 erfolgte seine Zurruhesetzung als judisch Versippter wegen seiner judischen Ehefrau Hanna Er verliess Heidelberg und verbrachte die Jahre zwischen 1937 und 1946 in Timmendorfer Strand an der Ostsee und in Potsdam im inneren Exil Bei einem Treffen von Kunstlern in der Wohnung des Malers Otto Nagel in Rehbrucke bei Potsdam am 10 Juli 1945 wurde Grisebach zum Vorsitzenden des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in der Provinz Brandenburg gewahlt 1 Im Jahre 1946 kehrte er nach Heidelberg zuruck und wurde 1947 nach langen burokratischen Hindernissen rehabilitiert seine Zurruhesetzung wurde ruckwirkend in eine Emeritierung mit den Rechten und Pflichten eines aktiven Ordinarius umgewandelt 1947 wurde er auch als ordentliches Mitglied in die Heidelberger Akademie der Wissenschaften aufgenommen 2 Grisebach starb 1950 und wurde auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt Das uber einem Brunnen liegende Aschengrab liegt abgeschieden am nordlichen Hang Ein kleiner Granitfindling aus rotem Sandstein tragt Namen und Lebensdaten Grisebachs und seiner Frau Hanna 3 Rezeption BearbeitenGrisebach gehorte nicht zu jenen Altmeistern der Kunstgeschichte welche ihr Fach so nachhaltig gepragt haben dass sie selbst zum Forschungsgegenstand aufruckten Seine Bedeutung hatte er als Lehrer und Vermittler ob als Autor viel gelesener Bucher Broschuren und Zeitungsartikel als Festredner und Vortragender im Rundfunk oder aber und vor allem als Universitatsdozent und Lehrer seiner Schuler Einer von ihnen der deutsch amerikanische Schriftsteller und Publizist Hans Sahl der in den fruhen zwanziger Jahren von Grisebach in Breslau promoviert wurde schrieb nach dem Tod seines Lehrers Durch ihn habe ich jenen Respekt fur das Geistige und Noble in der Kunst kennengelernt der mich seitdem nicht mehr verlassen hat Er war der Aristokrat unter den Kunsthistorikern und wer mit ihm in Beruhrung kam veredelte sich wurde ein besserer Mensch Er stellte sich nicht vor das Kunstwerk er liess es selbst sprechen aus seinen eigenen Gesetzen heraus machte er es uns verstandlich Er war wahr und aufrichtig und gutig und dabei doch nicht weich oder nachgiebig sondern stark und streng in seinen Anschauungen und von reinster Gesinnung Er gehorte zum Besten was der deutsche Geist hervorgebracht hat und wenn ich in all den Jahren des Grauens an Deutschland dachte und einen Trost suchte so habe ich an ihn gedacht Maurer 2007 S 10f August Grisebachs gehort neben Kurt Gerstenberg zu den Begrundern der systematischen deutschen Kunstgeographie Sein Forschungsgebiet wurde im Zweiten Weltkrieg entweder zerstort oder ruckte als dessen Folge aus dem geographischen Blickwinkel Die alte deutsche Stadt das deutsche Rathaus die Stadte Danzig und Breslau die Kunstlandschaft Schlesiens die Kunst Karl Friedrich Schinkels 1949 erschien Grisebachs letztes grosses Werk Auch wenn der Titel Die Kunst der deutschen Stamme und Landschaften kurz nach dem Krieg noch keineswegs auf Unbehagen stiess so wurde die Thematik doch bald von den Diskursen der funfziger und sechziger Jahre verdrangt Dass Grisebachs Begrifflichkeit zunehmend missverstandlich wurde ist insofern tragisch als auch eine kritische Lekture seiner Schriften selbst dort nichts Verfangliches entdecken kann wo es dem Thema und der Entstehungszeit nach nicht gerade ferngelegen hatte Dass Grisebach vor und in den Jahren des Zweiten Weltkriegs also in den Jahren der eigenen Verbannung an der Kunst der deutschen Stamme und Landschaften arbeitete zeigt eine fehlende formale Abgrenzung zur Zeitgeschichte Wenn Grisebach von Volksstamm Heimat oder Geblut sprach tat er dies in einem Sinn der von den Inhalten welche die Nationalsozialisten diesen Begriffen gaben nicht weiter hatte entfernt sein konnen Es ging Grisebach gerade nicht um das Deutschtum als einem homogenen gegen die Nachbarn stehenden Block sondern um kulturelle Landschaften deren entscheidender Wert er in den historisch gewachsenen regionalen Eigenheiten sah Maurer 2007 S 11 f Hebt aber eine Zeit an so Grisebach in seinem Vorwort die den Wert der Tradition uberhaupt in Frage stellt dann hat freilich auch die aus Stamm und Landschaft hervorwachsende Kunst ihren Wurzelboden verloren Grisebach 1949 S 18 Diese Zeit hatte langst begonnen und Grisebachs Kunst der deutschen Stamme und Landschaften musste wie der Epilog zu einer grundlich vergangenen Zeit wirken Dabei war Grisebach sehr im Gegensatz zu manchem seiner beruhmteren Kollegen nie ein Anwalt der tempi passati Wenn auch kein Verkunder der Moderne war er doch Historiker genug um der Gegenwart die ihr eigenen Formen nicht nur zuzugestehen sondern die Schaffung solcher von ihr auch abzufordern Die Uberzeugung aber dass diese Erneuerungsarbeit ihren Anspruch auf Nachfolge nur behaupten kann wenn sie aus dem Kontinuum des Geschichtlichen heraus wirksam ist war eine der Nachkriegszeit vielleicht etwas zu anstrengende Position August Grisebach Preis BearbeitenAm 15 Oktober 2007 vergab das Institut fur Europaische Kunstgeschichte der Universitat Heidelberg Grisebachs ehemaliges Institut erstmals den seither jahrlich ausgelobten August Grisebach Preis fur eine herausragende Promotion Der mit 1000 Euro dotierte Preis wurde bis 2020 vom Verleger Franz Philipp Rutzen gestiftet Seit 2021 wird er von der Manfred Lautenschlager Stiftung gGmbH gestiftet 4 Publikationen BearbeitenDas deutsche Rathaus der Renaissance Berlin 1907 Dissertation Universitat Berlin 1906 Danzig Statten der Kultur Bd 6 Mit Zeichnungen von Paul Renner Leipzig 1908 Nachdruck Augsburg 1999 Der Garten Eine Geschichte seiner kunstlerischen Gestaltung Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1910 doi 10 5962 bhl title 18989 Habilitationsschrift TH Karlsruhe 1910 Die Baukunst im 19 und 20 Jahrhundert Heft 1 Handbuch der Kunstwissenschaft Lieferung 59 Berlin 1915 Deutsche Baukunst im XVII Jahrhundert Bibliothek der Kunstgeschichte Bd 14 E A Seemann Leipzig 1921 Karl Friedrich Schinkel Leipzig 1924 Neuauflage Karl Friedrich Schinkel Architekt Stadtebauer Maler Munchen Zurich 1981 Die alte deutsche Stadt und ihre Stammeseigenart Berlin 1930 Romische Portratbusten der Gegenreformation Romische Forschungen der Bibliotheca Hertziana Bd 13 Leipzig 1936 Die Kunst der deutschen Stamme und Landschaften Wien 1946 Literatur BearbeitenPeter Betthausen Peter H Feist Christiane Fork Metzler Kunsthistoriker Lexikon Zweihundert Portrats deutschsprachiger Autoren aus vier Jahrhunderten Metzler Stuttgart Weimar 1999 ISBN 3 476 01535 1 Dagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803 1932 Hrsg Rektorat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Bd 2 1803 1932 Springer Berlin u a 2012 ISBN 978 3 642 70761 2 Wolfgang Eckhardt Grisebach August Karl Eduard Rudolf Arnold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 97 f Digitalisat Golo Maurer August Grisebach 1881 1950 Kunsthistoriker in Deutschland Mit einer Edition der Briefe Heinrich Wolfflins an Grisebach Rutzen Ruhpolding 2007 ISBN 978 3 938646 27 4 Paul Trommsdorff Der Lehrkorper der Technischen Hochschule Hannover 1831 1931 Bibliothek der Technischen Hochschule Hannover 1931 S 112 Ulrike Wendland Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler Teil 1 A K Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11339 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons August Grisebach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber August Grisebach im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Magdalena Heider Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in Martin Broszat Hermann Weber Hrsg SBZ Handbuch Staatliche Verwaltungen Parteien gesellschaftliche Organisationen und ihre Fuhrungskrafte in der Sowjetischen Besatzungszone Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 1993 ISBN 978 3 486 55262 1 S 717 Mitglieder der HAdW seit ihrer Grundung 1909 August Grisebach Heidelberger Akademie der Wissenschaften abgerufen am 8 Juli 2016 L Ruuskanen Der Heidelberger Bergfriedhof im Wandel der Zeit Verlag Regionalkultur 2008 S 224 Website des Instituts fur Europaische Kunstgeschichte der Universitat Heidelberg 1 Normdaten Person GND 11685555X lobid OGND AKS LCCN n2006000059 VIAF 37678078 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grisebach AugustKURZBESCHREIBUNG deutscher KunsthistorikerGEBURTSDATUM 4 April 1881GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 24 Marz 1950STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title August Grisebach Kunsthistoriker amp oldid 237376641