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Die Bibliothek der Kunstgeschichte B D K ist eine 84 Titel umfassende Buchreihe mit 88 Nummern zu Themen der bildenden Kunst aus dem Leipziger Verlag E A Seemann Der erste Band erschien 1921 mitten in der Inflationszeit und die Reihe endete 1925 mit Erreichen der Bandnummer 88 obwohl ursprunglich 500 Bande geplant waren Heinrich Wolfflin Das Erklaren von Kunstwerken B D K 1 Lesezeichen zur Bibliothek der Kunstgeschichte von 1921 Vorder und Ruckseite Inhaltsverzeichnis 1 Editionsgeschichte 2 Schicksal von Autoren in der NS Zeit 3 Ausstattung und Preis 4 Reihenwerbung 5 Nicht erschienene Titel 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEditionsgeschichte BearbeitenDie von dem renommierten osterreichischen Kunstwissenschaftler und Denkmalpfleger Hans Tietze herausgegebene und um vier von ihm selbst verfasste Bande bereicherte Reihe sollte mit dem Band Das Erklaren von Kunstwerken von Heinrich Wolfflin eroffnet werden Allerdings gelangte er erst nach den zuvor veroffentlichten Banden 2 bis 9 der ersten Lieferung in die Buchhandlungen 1 Nach Vorlage der ersten zehn Reihentitel gab der Buchforscher G A E Bogeng im Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel einen langeren Ruck und Ausblick des Vorhabens Bis Weihnachten 1921 war die Herausgabe von insgesamt 20 Banden geplant tatsachlich erschienen jedoch nur 15 Ausweislich eines der Reihe beigegebenen Lesezeichens von 1921 siehe Abb war verlagsseitig vorgesehen ab 1922 monatlich vier Ausgaben aufzulegen so dass sich jahrlich eine Anzahl von 48 ergeben und etwa 1931 die komplette Reihe vorgelegen hatte 1922 folgten jedoch nur weitere 35 Nummern darunter die erste Doppelnummer 19 20 Donatello von Oskar Wulff so dass nur die Bandnummer 50 mit Curt Glasers Paul Cezanne erreicht wurde Im Folgejahr hatte sich das Ausgabetempo weiter verlangsamt so dass Ende 1923 erst die Nummer 70 Veit Stoss von Wilhelm August Luz und bis Ende 1924 sogar nur weitere 10 Titel im Handel waren Dem letzten Band von 1924 Romische Portrats von Guido Kaschnitz von Weinberg folgten 1925 nur noch acht Nummern in sechs Banden der Band Deutsche Barockbildhauer von Leo Bruhns war als Dreifachband B D K 85 87 erschienen dann war die Reihe mit B D K 88 an ihr Ende gelangt Mit einem Abriss zur franzosischen Malerei der Gegenwart einer Analyse des damaligen Pariser Kunstschaffens mit solchen Meistern wie Matisse Picasso Utrillo Braque oder Leger hatte der Herausgeber selbst den letzten Band der Reihe abgeliefert Die vorliegenden Titel muten in ihrer Abfolge wie ein Kaleidoskop der Kunstgeschichte ohne Zusammenhang zwischen den einzelnen Banden an aber dies war genau die Absicht des Herausgebers Da nach seiner Auffassung viele der alt gewohnten kunstgeschichtlichen Handbucher nicht mehr befriedigen sondern knappe ernsthafte Belehrung moderne Problemstellung und buchgewerblich gelauterte Form 2 gesucht war teilte Tietze das gesamte Gebiet der Kunstgeschichte von der Urzeit bis zur Moderne in 500 kleine Abschnitte ein deren jedem ein Reihenband gewidmet werden sollte ohne dass die einzelnen Bande einem bestimmten Ausgabesystem gefolgt waren Als potenzielle Kaufer wurden sowohl Studierende wie Kunstliebhaber gesehen Tietze konnte zur Mitarbeit an der Reihe viele angesehene Kunstwissenschaftler teilweise von Weltrang gewinnen der an der Reihe mitwirkende Wolfflin erweiterte den Autorenkreis durch viele seiner Schuler So haben u a zum Teil wiederholt Georg Dehio Der spatgotische Kirchenbau in Oberdeutschland Wolfgang Stammler Die Totentanze Wilhelm Waetzoldt Bildnisse deutscher Kunsthistoriker August Grisebach Deutsche Baukunst im XVII Jahrhundert Betty Kurth Der deutsche Bildteppich der Gotik Anny E Popp Nicolo und Giovanni Pisano die Ehefrau des Herausgebers Erica Tietze Conrat Mantegna oder Emmy Wellesz Die buddhistische Kunst von Gandara die Reihe mit Beitragen aus ihren Forschungsgebieten bereichert Schicksal von Autoren in der NS Zeit BearbeitenLeider sollten sich nicht wenige der Reihenautoren wegen ihrer Herkunft oder ihrer kulturpolitischen Positionen schon gut ein Jahrzehnt nach dem Beginn der Reihe auf den Listen der von den nationalsozialistischen Behorden Verfolgten und oder Emigrierten wiederfinden wie der Herausgeber selbst und seine Ehefrau sowie u a Erwin Panofsky Die Sixtinische Decke Max J Friedlander Die niederlandischen Manieristen Curt Glaser Karl With Japanische Baukunst oder Franz Roh Hollandische Landschaftsmalerei des XVII Jahrhunderts Fast allen verfolgten Autoren gelang die Flucht ins Ausland Dort konnten sie ihre wissenschaftliche Karriere in vielen Fallen fortzusetzen und mit weiteren gewichtigen kunstwissenschaftlichen Veroffentlichungen in Erscheinung treten Wohl nur August L Mayer Der spanische Nationalstil des Mittelalters uberlebte die antisemitischen Verfolgungsmassnahmen in den besetzten Landern wahrend des Zweiten Weltkriegs nicht Im Ergebnis intensiver Nachforschungen zunachst des Kunstbeschaffers von Hermann Goring Bruno Lohse und schliesslich durch bezahlten Verrat des Kunsthandlers Louis Delcleve wurde der 1936 nach Frankreich emigrierte Mayer 1944 in Monte Carlo verhaftet und nach Auschwitz deportiert wo er vermutlich ermordet wurde Noch ungeklart ist das spurlose Verschwinden der 1891 in Ostrau heute Ostrava geborenen Anny E Popp einer Schulerin Max Dvoraks die 1936 spurlos verschwunden ist Sie war in den 1920er und 1930er Jahren eine fuhrende Expertin der Wiener Schule der Kunstgeschichte fur Michelangelo und die italienische Renaissance Ihre letzte Veroffentlichung stammt von 1936 in der Londoner Fachzeitschrift Burlington Magazine 3 Andere Autoren dagegen bezogen besonders ab 1933 antisemitische und oder volkische Positionen wie Wilhelm Pinder Die Pieta oder seine Schuler Alfred Stange und Leo Bruhns und machten so im NS Staat weiter Karriere in der Kunstwissenschaft Wolfgang Stammler beteiligte sich als Ordinarius an der Universitat Greifswald sogar aktiv an der dortigen Bucherverbrennung 1933 nbsp Hans Tietze Romische Barockportrats B D K 62 2 EinbandvariantenAusstattung und Preis BearbeitenBis auf den einzigen reinen Textband B D K 1 mit dem die Reihe eroffnet worden war enthielt jeder Normalband eine kunstwissenschaftliche Abhandlung auf acht Seiten ab Band 82 verdoppelte sich die Seitenzahl dem zumeist ein weiterfuhrendes Literaturverzeichnis angehangt war ein Verzeichnis der Abbildungen und 20 schwarz weisse Abbildungstafeln die beidseitig auf 10 Seiten Kunstdruckpapier gedruckt waren Bei den beiden Mehrfachbanden 19 20 und 85 87 war eine entsprechend grossere Zahl von Text und Abbildungsseiten vorhanden dagegen enthielt der Doppelband 48 49 Kurt Gerstenberg Ideen zu einer Kunstgeographie Europas zwar 26 Textseiten jedoch nur 16 Abbildungstafeln Laut Impressumsangaben wurde die Reihe durchgehend bei Ernst Hedrich Nachf gedruckt und die Atzungen fuhrte die Firma Kirstein amp Co aus beides in Leipzig ansassige Unternehmen Stets ist im Impressum das Erscheinungsjahr der Bande eingetragen Auflagenhohen konnen den Banden aber nicht entnommen werden Die Bande im Format von 12 17 5 cm wurden in marmorierte Kunstlerhandpapiere gebunden wobei nicht selten mehrere unterschiedliche Einbandpapiere fur eine Bandnummer eingesetzt wurden und trugen ein weiss schwarzes quadratisches Titelschild 6 6 cm Das Titel und ein sehr schmales Ruckenschild wurden aufgeklebt Dabei enthielt das quadratische Titelschild die Reihenbezeichnung die Angaben von Autor und Buchtitel sowie die Bandnummer Letztere beiden Angaben sind auch auf dem Ruckenschild zu finden Ganz am Anfang betrug der Verkaufspreis der Reihenbande 6 4 und bei Erscheinen des verspateten Bandes 1 bereits 8 Mark 5 Der letzte in der Deutschen Nationalbibliothek registrierte Verkaufspreis fur Alfred Stanges Lucas Moser und Hans Multscher B D K 40 von 1922 betrug 300 Mark Nach der Wahrungsstabilisierung Ende 1923 kosteten die Normalbande bis zur Nummer 80 1 50 Mark bevor der Verkaufspreis 1925 auf eine Mark abgesenkt wurde Der in jenem Jahr erschienene Dreifachband 85 87 wurde dementsprechend fur drei Mark abgegeben 6 Der Gesamteindruck der Bandchen lasst eine gestalterische Nahe zur ausserlich ahnlich ausgestatteten Insel Bucherei erkennen die ubrigens Ende der 1920er Jahre auch mit Einbanden aus Marmorpapier experimentierte Abbildungen von Banden nbsp Oskar Wulff Donatello B D K 19 20 Doppelband nbsp Leo Bruhns Deutsche Barockbildhauer B D K 85 87 Dreifachband nbsp Hans Tietze Die franzosische Malerei der Gegenwart B D K 88 Letzter Band nbsp nbsp H Wolfflin Das Erklaren von Kunstwerken B D K 1 Werbeseite fur die Reihe Werbeblatt mit Verzeichnis der Bande 1 25Reihenwerbung BearbeitenAuf die erschienenen und die in Vorbereitung befindlichen Bande machte der Verlag mit schmalen Einlegestreifen Lesezeichen in den Banden selbst aufmerksam Diese Aufstellungen liegen fur die Nummern 1 bis 10 bis 15 bis 20 bis 25 bis 30 bis 50 oder die letzte Ausgabe bis 80 vor die haufig dem Band mit der die Aufstellung abschliessenden Nummer beilagen Zumeist enthalten sie zusatzlich die verlagsseitige Erlauterung des Projekts in verschiedenem Umfang teilweise auch Werbung fur andere Seemann Titel Die Auflistung der 80 Bande erforderte aber schon ein Doppelblatt Ausnahmsweise ist dem Band 1 eine Werbeseite mit den ersten 15 Titeln beigebunden Zusatzlich wurden Werbeblatter mit einer Aufstellung der erschienenen Bande gedruckt Ausweislich der Angaben auf den Einlegestreifen sollen fur die Reihe auch Programmhefte mit d em vollstandigen Inhaltsverzeichnis aller 500 Bande bei den Buchhandlungen vorratig gewesen sein Nicht erschienene Titel BearbeitenTrotz mehrfacher Ankundigung auf den Werbeeinlegern zur Reihe sind unter anderen folgende Titel nicht erschienen R Graul Das Kunstgewerbe unter Ludwig XIV F W Storck Deutsche Zeichner des 19 Jahrhunderts F B Halle Barock und Klassizismus in Russland oder F Sarre Persische Miniaturen Sie fielen schliesslich der Reiheneinstellung 1925 zum Opfer Literatur BearbeitenHeide Bideau Hans Tietzes Bibliothek der Kunstgeschichte In Librarium Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen Gesellschaft 48 2005 S 179 192 Digitalisat Christian Fuhrmeister Susanne Kienlechner Tatort Nizza Kunstgeschichte zwischen Kunsthandel Kunstraub und Verfolgung Zur Vita von August Liebmann Mayer mit einem Exkurs zu Bernhard Degenhart und Bemerkungen zu Erhard Gopel und Bruno Lohse In Ruth Heftrig Olaf Peters Barbara Schellewald Hrsg Kunstgeschichte im Dritten Reich Theorien Methoden Praktiken Akademie Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 05 004448 4 S 405 429 Digitalisat Weblinks BearbeitenBande der Bibliothek der Kunstgeschichte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Digitalisate von 63 Titeln Universitatsbibliothek Heidelberg Einzelnachweise Bearbeiten Vergleiche Borsenblatt Nr 277 vom 28 November 1921 S 1766 1 Bibliothek der Kunstgeschichte Lesezeichen E A Seemann Leipzig o J 1921 Josef Vojvodik Anny E Popp Art Historian of the Vienna School Disappeared and Forgotten Karls Universitat Prag 2021 20 S Digitalisat Heide Bideau Hans Tietzes Bibliothek der Kunstgeschichte S 180 Heinrich Wolfflin Das Erklaren von Kunstwerken E A Seemann Leipzig 1921 S 31 ohne Paginierung Vergleiche die Angaben zu den einzelnen Ausgaben im Bestandsverzeichnis der Deutschen Nationalbibliothek Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bibliothek der Kunstgeschichte amp oldid 237715443