www.wikidata.de-de.nina.az
Hans Karl Tietze geboren 1 Marz 1880 in Prag Osterreich Ungarn gestorben 11 April 1954 in New York war ein osterreichisch US amerikanischer Kunsthistoriker Aufnahme von Georg Fayer 1927 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Wurdigung 4 Veroffentlichungen Auswahl 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenHans Tietze stammte aus einer assimilierten judischen Familie die 1894 von Prag nach Wien ubersiedelte und zum Protestantismus konvertierte Er studierte Kunstgeschichte an der Universitat Wien bei Franz Wickhoff und Alois Riegl und wurde 1903 mit einer Dissertation uber Die Entwicklung des typologischen Bilderkreises des Mittelalters promoviert 1905 heiratete er seine Kommilitonin Erica Conrat Sie hatten zwei Tochter Walburg Rusch Graphikerin 1915 2011 und Veronica 1918 1927 wie die Sohne Christopher Tietze Mediziner 1908 1984 und Andreas Tietze Turkologe 1914 2003 die wie sie emigrieren mussten Nach zweijahrigem Aufenthalt in Rom trat Tietze 1906 in die Zentralkommission fur Denkmalpflege das heutige Bundesdenkmalamt ein und wurde dort von Max Dvorak mit der Bearbeitung der Osterreichischen Kunsttopographie betraut 1908 habilitierte er sich an der Universitat mit einer Studie uber Annibale Carraccis Galerie im Palazzo Farnese und seine romische Werkstatte und wurde 1909 Privatdozent 1919 Extraordinarius Im selben Jahr wurde er als Ministerialreferent fur Museen und Denkmalpflege an das Unterrichtsministerium berufen wo er bis 1925 wirkte In der Zwischenkriegszeit betatigte sich Tietze der sozialdemokratischen Stadtverwaltung des roten Wien nahestehend als Kunstkritiker und engagierter Forderer der zeitgenossischen Kunst Seit Errichtung der austrofaschistischen Diktatur 1933 hielt er sich haufig im Ausland vor allem in Amerika auf 1938 emigrierte er mit seiner Frau endgultig in die USA war aber letztlich von dortigen kulturellen Defiziten enttauscht da seine weitere wissenschaftliche Arbeit der fruheren offentlichen Wirksamkeit entbehrte Wirken BearbeitenHans Tietze war in seiner wissenschaftlichen Tatigkeit ungemein vielseitig und leistete in praktisch allen Sparten des kunsthistorischen Spektrums Hervorragendes Als Schuler von Franz Wickhoff und Alois Riegl war Tietze zunachst vom stilkritischen und formanalytischen Denken der Wiener Schule der Kunstgeschichte gepragt das er 1913 im Kompendium Die Methode der Kunstgeschichte zusammenfasste In weiterer Folge schloss er sich jedoch seinem alteren Freund Max Dvorak auf dem Weg zu einer starker inhaltsbezogenen geisteswissenschaftlichen Kunstgeschichte an von der insbesondere seine extensive Auseinandersetzung mit dem zeitgenossischen Expressionismus getragen wird Als Denkmalpfleger bewaltigte Tietze von seiner Frau tatkraftig unterstutzt die monumentale Aufgabe der Erstellung der Osterreichischen Kunsttopographie Nicht hoch genug einzuschatzen ist aber auch sein Einsatz gemeinsam mit Max Dvorak zur Erhaltung des osterreichischen Kunstbesitzes gegen die Reparationsanspruche der Siegerstaaten nach Ende des Ersten Weltkrieges Als Ministerialbeamter entwarf Tietze ein umfassendes Konzept zur Reorganisation der Wiener Museen das zwar nur teilweise verwirklicht wurde in seinen Grundgedanken aber bis heute Gultigkeit hat Die historische Dimension der Kunstgeschichte war fur Tietze nicht von einem sensiblen Gegenwartsbewusstsein zu trennen und er verkorperte selbst in hochstem Mass eine von ihm propagierte lebendige Kunstwissenschaft In zahllosen publizistischen und organisatorischen Aktivitaten war er bemuht das zeitgenossische Kunstschaffen der Offentlichkeit naherzubringen und eine Vermittlerrolle zwischen Kunstlern und Publikum zum beidseitigen Nutzen auszuuben Mit vielen bedeutenden Kunstlern verband das Ehepaar Tietze eine enge Freundschaft Oskar Kokoschka malte 1909 das heute im Museum of Modern Art in New York befindliche Doppelbildnis Der Bildhauer Georg Ehrlich schuf zwei Bronzebusten von Hans und Erica Tietze heute in der Osterreichischen Galerie Belvedere in Wien Neben all seinen anderen Aktivitaten hielt Hans Tietze regelmassig Vorlesungen und Ubungen an der Universitat Wien Im amerikanischen Exil ubte er lediglich 1938 39 eine Gastprofessur an der University of Toledo aus und wurde erst kurz vor seinem Tod fur ein Semester an die Columbia University berufen Aus seinen Forschungsthemen seien Albrecht Durer die venezianische Kunst des 15 und 16 Jahrhunderts und die osterreichische Barockmalerei hervorgehoben Er verfasste aber auch grundlegende Werke uber die Kulturgeschichte Wiens Von 1921 bis 1925 gab er im Leipziger E A Seemann Verlag die 85 Titel umfassende Reihe Bibliothek der Kunstgeschichte heraus in der er auch mit mehreren eigenen Arbeiten vertreten war Wurdigung BearbeitenIm Jahr 1965 wurde in Wien Donaustadt 22 Bezirk die Tietzestrasse nach ihm benannt Im Herbst 2004 wurde in Wien eine Internationale Hans Tietze und Erica Tietze Conrat Gesellschaft gegrundet welche sich die Pflege des Gesamtwerkes des Kunsthistoriker Ehepaares zur Aufgabe gemacht hat Anlasslich des 125 Geburtstages von Hans Tietze wurde an seinem ehemaligen Wohnhaus in 1190 Wien Armbrustergasse 20 eine Gedenktafel enthullt Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDie illuminierten Handschriften in Salzburg Leipzig 1905 Die Denkmale des Benediktinerstiftes St Peter in Salzburg Wien 1913 Die Methode der Kunstgeschichte Leipzig 1913 Die Entfuhrung von Wiener Kunstwerken nach Italien Eine Darlegung unseres Rechtsstandpunktes mit einem offenen Brief an die italienischen Fachgenossen von Max Dvorak Wien 1919 Deutsche Graphik der Gegenwart Verlag E A Seemann Leipzig 1922 Bibliothek der Kunstgeschichte 37 Domenico Martinelli und seine Tatigkeit in Osterreich Wien 1922 Die Zukunft der Wiener Museen Wien 1923 Geisteswissenschaftliche Kunstgeschichte In Johannes Jahn Hrsg Die Kunstwissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen Leipzig 1924 S 183 198 Lebendige Kunstwissenschaft Zur Krise der Kunst und Kunstgeschichte Wien 1925 Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Durers 1 Augsburg 1928 Die Kunst in unserer Zeit Wien 1930 Gerhart Frankl Wien 1930 Wien Kultur Kunst Geschichte Wien Leipzig 1931 Die Juden Wiens Geschichte Wirtschaft Kultur Wien Leipzig 1933 Tizian Leben und Werk Wien 1936 Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Durers 2 Basel Leipzig 1937 1938 The Drawings of the Venetian Painters in the 15th and 16th Centuries New York 1944 gemeinschaftlich mit E Tietze Conrat Tintoretto The Paintings and Drawings Phaidon London 1948 deutscher Text Tintoretto Gemalde und Zeichnungen Phaidon London 1948 Durer als Zeichner und Aquarellist Wien 1951 Literatur BearbeitenErnst Gombrich Hrsg Essays in Honor of Hans Tietze 1880 1954 Gazette des Beaux Arts New York 1958 mit vollstandiger Bibliographie der Schriften von Hans Tietze und Erica Tietze Conrat Eva Frodl Kraft Hans Tietze 1880 1954 In Osterreichische Zeitschrift fur Kunst und Denkmalpflege Band 34 1980 S 53 63 Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Saur Munchen 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 1165 Almut Krapf Weiler Zur Kunstpolitik des Tietze Kreises In Isabella Ackerl Rudolf Neck Hrsg Geistiges Leben im Osterreich der Ersten Republik Wissenschaftliche Kommission zur Erforschung der Geschichte der Republik Osterreich Band 10 Verlag fur Geschichte und Politik Wien 1986 ISBN 3 7028 0253 3 S 77 103 Almut Krapf Weiler Lowe und Eule Hans Tietze und Erica Tietze Conrat eine biographische Skizze In Belvedere Zeitschrift fur bildende Kunst Band 5 Heft 1 1999 S 64 83 Ulrike Wendland Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler Teil 2 L Z Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11339 0 S 689 699 Theodor Bruckler Ulrike Nimeth Personenlexikon zur osterreichischen Denkmalpflege 1850 1990 Berger Horn 2001 ISBN 3 85028 344 5 S 272 273 Almut Krapf Weiler Hrsg Hans Tietze Lebendige Kunstwissenschaft Texte 1910 1954 Schlebrugge Wien 2007 ISBN 3 85160 105 X Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans Tietze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Hans Tietze in der Deutschen Digitalen Bibliothek Hans Tietze im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Eintrag zu Hans Tietze im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Hans Tietze auf Wiener Kunstgeschichte gesichtet Volltext Marija Nujic Wiener Schule Hans Tietze als Kunstsoziologe und sein Einfluss auf Michael Baxandall Neue kunstwissenschaftliche Forschungen 2 2016 in vd Dateiformaten vorhanden hier pdf Online ISSN 2363 7781Normdaten Person GND 117381845 lobid OGND AKS LCCN n84059969 VIAF 64086392 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tietze HansALTERNATIVNAMEN Tietze Hans KarlKURZBESCHREIBUNG osterreichischer KunsthistorikerGEBURTSDATUM 1 Marz 1880GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 11 April 1954STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Tietze amp oldid 235586217