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Als Rotes Wien wird die osterreichische Hauptstadt Wien in der Zeit von 1919 bis 1934 bezeichnet als die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschosterreichs SDAP bei den Wahlen zu Landtag und Gemeinderat wiederholt die absolute Mehrheit erreichte Die sozialdemokratische Kommunalpolitik dieser Jahre war gepragt von umfassenden sozialen Wohnbauprojekten und von einer Finanzpolitik die neben dem Wohnbau auch umfangreiche Reformen in der Sozial Gesundheits und Bildungspolitik unterstutzen sollte Die Sozialdemokratie bildete durch ihre Stellung in Wien einen Machtfaktor der sich als Blockade gegen die uneingeschrankte Realisierung einer Politik zu Lasten der Lohnabhangigen erwies 1 einen Gegenpol zur Politik der Christlichsozialen Partei CS die damals in den anderen Bundeslandern und auf Bundesebene regierte Das Rote Wien endete 1934 als Burgermeister Karl Seitz infolge des osterreichischen Burgerkrieges seines Amtes enthoben und verhaftet wurde und die aus der CS hervorgegangene Vaterlandische Front VF auch in Wien die Macht ubernahm Karl Marx HofDa die Sozialdemokraten seit 1945 wieder ununterbrochen den Burgermeister und die Mehrheit im Wiener Landtag und Gemeinderat stellen wird der Begriff von politischen Gegnern mitunter auch als polemische Bezeichnung fur die von der SPO dominierte Stadtverwaltung verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Gesellschaftliche Bedingungen 2 Kommunalpolitik 3 Kommunalpolitische Schwerpunkte 3 1 Stadtischer Wohnungsbau und Verkehr 3 2 Finanzpolitik 3 3 Sozial und Gesundheitspolitik 3 4 Bildungspolitik 3 5 Kultur und Freizeit 4 Politiker 5 Opposition und Kritik 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGesellschaftliche Bedingungen Bearbeiten nbsp Lindenhof erbaut 1924 1925 mit der Wohnbausteuer nbsp Wohnhausanlage Friedrich Engels Platz erbaut 1930 1933 mit der WohnbausteuerNach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Donaumonarchie wurde in Osterreich die Republik ausgerufen Bei den Gemeinderatswahlen am 4 Mai 1919 waren erstmals Frauen und Manner aus allen Schichten berechtigt den Gemeinderat zu wahlen Die Sozialdemokratische Partei in Wien errang die Mehrheit Obwohl die Volksvertreter nun freie Hand hatten standen sie vor einer schwierigen Aufgabe Beamte aus Gebieten die zum Ausland geworden waren kehrten zu Tausenden in ihre Heimatlander zuruck Fluchtlinge aus dem zeitweise russisch besetzten Galizien und ehemalige Soldaten der k u k Armee kamen zumindest vorubergehend nach Wien Die neuen Staats und Zollgrenzen zur Tschechoslowakei und Ungarn woher Wien bis dahin versorgt worden war machten Lebensmittellieferungen nach Wien schwierig Mit Hilfe der flachendeckend bestehenden sozialistischen Konsumvereine gelang es die Lebensmittelversorgung der Stadt sicherzustellen Im neuen Osterreich wurde die Hauptstadt als Wasserkopf als viel zu gross fur das kleine Land betrachtet Dazu kam die kriegsbedingte Hyperinflation der erst 1925 die Wahrungsreform von der Krone zum Schilling folgte Bis dahin hatten Lohne und Gehalter oft schon wenige Stunden nach Auszahlung drastisch an Wert verloren In den uberfullten Mietwohnungen und Notunterkunften mit sparlichen sanitaren Einrichtungen grassierten Krankheiten wie Tuberkulose Wiener Krankheit spanische Grippe und Syphilis Zur extremen Wohnungsnot kam die hohe Zahl der Arbeitslosen Waren die letzten Jahrzehnte der Habsburgermacht unter dem Signum hoffnungslos aber nicht ernst gestanden so gab es jetzt viele die einen dusteren Ernst der Lage diagnostizierten wo sich endlich konstruktive Moglichkeiten fur soziales und politisches Handeln zeigten Fur die pragmatische Mehrheit bestand allerdings die vordringlichste Aufgabe darin diese Moglichkeiten zu nutzen Im neuen Osterreich gab es fur die Intellektuellen genug positive Arbeit Fur Leute wie Hans Kelsen und Karl Buhler gab es wenig Grund zum Zweifel an der Moglichkeit Werte im praktischen gesellschaftlichen Leben zu verwirklichen Eine Verfassung musste ausgearbeitet ein Parlament eingerichtet das funktionierende System einer sozialen Demokratie in Gang gebracht werden Es war in den Augen der Pragmatiker eine Zeit des Aufbaus und des Optimismus 2 Der tristen materiellen Ausgangslage standen also beachtliche intellektuelle Ressourcen gegenuber Der spater weltbekannte Sigmund Freud Arthur Schnitzler Karl Kraus Friedrich Torberg und viele andere Wissenschaftler Kunstler Publizisten und Architekten die in Wien lebten standen der Aufbauarbeit der sozialdemokratischen Stadtverwaltung positiv gegenuber und beteiligten sich nicht an der grundsatzlichen Gegnerschaft der Christlichsozialen Partei zum Reformwerk Kommunalpolitik BearbeitenDie Bundespolitik der Rot Schwarzen Koalition 1918 1920 brachte bereits sieben Tage nach der Ausrufung der Republik den gesetzlich verankerten Achtstundentag und in der Folge die Arbeitslosenversicherung Auch die Arbeiterkammer als gesetzliche Interessensvertretung der Arbeiter und Angestellten entstand zu dieser Zeit Der Reformeifer der Sozialdemokraten wurde jedoch mit zunehmendem Abstand zum Kriegsende von den Christlichsozialen immer weniger geteilt Die Koalition zerbrach 1920 danach waren die Sozialdemokraten im Gesamtstaat bis 1945 in Opposition oder im Untergrund Umso mehr bemuhten sie sich Wien wo sie praktisch allein regieren konnten zur Musterstadt sozialdemokratischer Gesellschaftspolitik zu machen Ihre Politik wurde damals als spektakular betrachtet und in ganz Europa beachtet Die Konservativen hassten diese Politik teilweise konnten jedoch vorerst gegen die Wahlerfolge der Sozialdemokraten in Wien nichts ausrichten Wien war seit Jahrhunderten auch Hauptstadt des nunmehrigen Bundeslandes Niederosterreich gewesen Mit seiner starken sozialdemokratischen Majoritat und den Sozialdemokraten aus dem niederosterreichischen Industrieviertel um Wiener Neustadt stellten die Roten auch den ersten demokratischen Landeshauptmann von Niederosterreich Albert Sever Da sich das Bauernland nicht von den Roten regieren lassen wollte die Wiener Sozis sich hingegen von der konservativen Landbevolkerung nicht in ihre Kommunalpolitik dreinreden lassen wollten waren die beiden grossen Parteien bald darin einig das rote Wien vom schwarzen Niederosterreich zu trennen Diese Trennung wurde 1920 in der neuen Bundesverfassung beschlossen der zufolge Wien seit 10 November 1920 die Rechte eines selbststandigen Bundeslandes hatte und auch sofort seine eigene Stadtverfassung beschloss Die Aufteilung der mit Niederosterreich gemeinsamen Institutionen wurde 1921 im Trennungsgesetz vereinbart am 1 Janner 1922 war das alte Land Niederosterreich definitiv Geschichte Wien wurde 1920 eines der Lander der Republik Der Burgermeister war nun auch Landeshauptmann der Stadtsenat auch Landesregierung der Gemeinderat auch Landtag Durch den neuen Status als Bundesland war es der Stadt Wien erstmals moglich selbstandig Steuern zu erheben Damit war die eigenstandige Politik der Gemeinde Wien wie sich die Stadt ihren Rang herunterspielend nannte gesichert Kommunalpolitische Schwerpunkte BearbeitenStadtischer Wohnungsbau und Verkehr Bearbeiten nbsp Eroffnung der elektrischen Stadtbahn am 3 Juni 1925Wegen der extremen Wohnungsnot wurde die Schaffung von neuen Wohnungen das wichtigste Ziel der Sozialdemokraten Mit dem Wohnanforderungsgesetz des Bundes von 1919 konnte bereits eine bessere Auslastung der Wohnungen erzielt werden Weil der vom k k Gesamtministerium 1917 verordnete und sogleich auf Wien erstreckte Mieterschutz RGBl 34 und 36 1917 die Mietzinse auf Vorkriegsniveau festschrieb lohnte sich das Bauen fur Privatleute nicht mehr Mangels Nachfrage von privater Seite waren Bauland und Baukosten fur die Gemeinde gunstig Von 1925 bis 1934 entstanden auf diese Weise uber 60 000 Wohnungen in Gemeindebauten Grosse Wohnblocks wurden um Hofe mit weiten Grunflachen gebaut Beruhmte Beispiele sind der Karl Marx Hof oder der George Washington Hof Die Wohnungen wurden nach einem Punktesystem vergeben Familien oder Personen mit einem Handicap erhielten Pluspunkte Die neuen Wohnungen wurden zu 40 Prozent aus dem Ertrag der im Land Wien eingefuhrten Wohnbausteuer finanziert der Rest vornehmlich durch die Fursorgeabgabe eine vierprozentige Lohnsummensteuer die von den Unternehmen im Wesentlichen auf die Konsumenten uberwalzt wurde 3 Damit konnte die Mietzinsbelastung in den stadtischen Wohnungen fur einen Arbeiterhaushalt auf vier Prozent des Einkommens gesenkt werden wahrend es vorher 30 Prozent waren Bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit wurde der Mietzins gestundet Ein weiteres grosses Infrastrukturprojekt der Zwischenkriegszeit war die Eroffnung der Wiener Elektrischen Stadtbahn im Jahr 1925 Sie basierte auf der Infrastruktur der Dampfstadtbahn aus Kaiserzeiten die von der Gemeinde Wien weitgehend ubernommen und nach jahrelangem Stillstand elektrifiziert und reaktiviert wurde Finanzpolitik Bearbeiten Massgebliche Personlichkeit in der Finanzpolitik des Roten Wien war Hugo Breitner Finanzstadtrat von 1919 bis 1932 Breitner der stark von den Ideen Rudolf Goldscheids beeinflusst wurde ubernahm dessen These von der Finanz Autarkie der offentlichen Haushalte d h er lehnte es ab durch Kreditaufnahmen in Abhangigkeit zu Banken und Finanzinstitutionen zu geraten Ein zentrales Prinzip der Breitner schen Finanzpolitik war es demnach laufende Aufgaben aber auch Investitionen aus den laufenden Steuereinnahmen zu finanzieren Breitner vertrat eine grundsatzlich deflationistische Haltung und verfolgte den Grundsatz des Budgetausgleichs In diesem Zusammenhang achtete er auch konsequent darauf dass stadtische Betriebe kostendeckend arbeiteten und das notige Kapital fur ihre Investitionen ebenfalls selbst erwirtschafteten 4 Die Wiener Sozialdemokraten fuhrten landesgesetzlich neue Abgaben ein die zusatzlich zu den Bundessteuern erhoben wurden von Kritikern nach Finanzstadtrat Hugo Breitner Breitner Steuern genannt Luxus wurde speziell besteuert Auf Reitpferde grosse Privatautos Dienstpersonal in Privathaushalten Hotelzimmer Restaurants Kaffeehauser Hundebesitz Nachtlokale Bordelle und andere Luxusguter und einrichtungen wurde eine Luxussteuer erhoben Um ihren praktischen Nutzen darzustellen rechnete die Stadtverwaltung vor welche sozialen Einrichtungen nur aus der Dienstbotensteuer finanziert wurden die der Wiener Zweig der Familie Rothschild zu begleichen hatte Die neue Wohnbausteuer war ebenfalls progressiv ausgestaltet Aufgrund des noch in der Endphase des Ersten Weltkriegs eingefuhrten Mieterschutzes und der nominell eingefrorenen durch die Inflation entwerteten Mietzinse war der vor 1914 dominierende private Mietwohnungsbau zum Erliegen gekommen Die Wohnbausteuer diente nun dazu den Wohnungsbau seitens der Gemeinde wieder anzukurbeln dennoch betrug auch im obersten Segment die Gesamtbelastung von Miete plus Wohnbausteuer nur 20 bis 37 Prozent Durch diese Massnahmen wurden die niedrigen Einkommen entlastet und die hoheren belastet Die stark progressive Ausgestaltung der Wohnbausteuer fuhrte z B dazu dass 0 5 Prozent der Immobilien fast 45 Prozent des Steueraufkommens der Wohnbausteuer erbrachten Trotz allen Unkenrufen aus Wirtschaftskreisen konnte Wien den prozentuellen Anteil seiner Arbeitslosen im Vergleich mit dem ubrigen Osterreich oder mit Deutschland senken Investitionen der Gemeinde wurden direkt durch Steuereinnahmen und nicht uber Kredite finanziert Damit blieb man unabhangig von Kreditgebern und das Budget wurde nicht durch Schuldzinsen belastet Auch die Mietzinse der stadtischen Wohnungen konnten dadurch tief gehalten werden In weiten Kreisen der Wiener Bevolkerung fanden die Breitner Steuern Zustimmung da sich diese so die herrschende Meinung insbesondere gegen Spekulanten und Kriegsgewinnler richteten deren Lebensstil als provokant und unmoralisch empfunden wurde Somit erlangten die Gemeindeabgaben des Roten Wien auch eine symbolische Bedeutung als Zeichen einer neuen Moral aus Arbeit und Sparsamkeit die der augenscheinlich verantwortungslosen Verschwendung durch die wohlhabenden Schichten gegenubergestellt wurde 5 Andererseits musste Hugo Breitner der es im Unterschied zu den Sozialdemokraten seit 1945 grundsatzlich ablehnte Sozialleistungen aus Krediten zu finanzieren diese Leistungen kurzen als die Bundesregierung anfangs der dreissiger Jahre begann das Rote Wien uber den Landerfinanzausgleich finanziell deutlich zu benachteiligen Sozial und Gesundheitspolitik Bearbeiten nbsp Kinderubernahmestelle der Gemeinde Wien heute Julius Tandler FamilienzentrumDie stadtische Sozial und Gesundheitspolitik wurde durch gunstige Leistungen der stadtischen Gas und Elektrizitatswerke und der Mullabfuhr verbessert Fur jeden Saugling bekamen Mutter gratis ein Waschepaket damit kein Wiener Kind mehr in Zeitungspapier gewickelt werden musste Zur Erleichterung der Berufstatigkeit der Mutter und um der Verwahrlosung von Kindern auf der Strasse vorzubeugen wurden Horte Kindergarten und Kinderfreibader eingerichtet Die medizinische Versorgung der Bevolkerung war kostenlos Es gab Angebote fur Kuraufenthalte und Ferienkolonien sowie offentliche Bader und Sportanlagen zur Korperertuchtigung Nach den Worten des Sozial und Gesundheitsstadtrates Julius Tandler war man sich der gesamtgesellschaftlichen Dimension dieser Massnahmen bewusst Was wir fur die Jugendhorte ausgeben werden wir an Gefangnissen ersparen Was wir fur Schwangeren und Sauglingsfursorge verwenden ersparen wir an Anstalten fur Geisteskranke Tandler grundete 1925 die Kinderubernahmestelle der Gemeinde Wien Der Steigerung der Sozialausgaben auf das Dreifache der Vorkriegszeit stand eine Reduktion der Sauglingssterblichkeit unter den osterreichischen Durchschnitt und der Tuberkulose um die Halfte gegenuber nbsp Feuerhalle SimmeringZu den Massnahmen der sozialdemokratisch orientierten Kommunalpolitik gehorte auch die Errichtung der Feuerhalle Simmering als erstes osterreichisches Krematorium Die Befurworter der Feuerbestattung vor allem der am 15 April 1904 gegrundete Arbeiter Zweig des Feuerbestattungsvereins Die Flamme 6 hatten sich seit Jahrzehnten fur die Errichtung von Krematorien in Osterreich eingesetzt diesbezugliche Antrage waren von den Behorden aber stets zuruckgewiesen worden 1921 genehmigte schliesslich der Wiener Gemeinderat die Errichtung eines Krematoriums in Wien Am 17 Dezember 1922 erfolgte die feierliche Eroffnung der Feuerhalle Simmering durch Burgermeister Reumann obwohl ein noch am Vortag vom christlichsozialen Minister Richard Schmitz eingebrachter Antrag dies verhindern sollte Es folgte eine Klage gegen Reumann beim Verfassungsgerichtshof der schliesslich 1924 zugunsten der Feuerhalle entschied Bildungspolitik Bearbeiten nbsp Kindergarten im GoethehofTrotz eingeschrankter Kompetenzen da Bildung Sache des Bundes war wurde in Wien eine Schulreform in Angriff genommen Otto Glockel der von 1919 bis 1920 sozialdemokratischer Unterrichtsminister in Osterreich war wurde als Leiter des Wiener Stadtschulrates zur treibenden Kraft der Wiener Schulreform Die Bildungsreform profitierte davon dass das Wien Sigmund Freuds und Alfred Adlers eine Hochburg der noch jungen Tiefenpsychologie war Am Schaltbrett der Erziehung in der Lehrerausbildung in der Elternberatung usw wirkten vor allem individualpsychologisch ausgebildete Lehrer Arzte und Sozialarbeiter Neue Formen der Schulorganisation Arbeitsschule der Schulermitbestimmung und der Erwachsenenbildung wurden erprobt Der kostenlose Schulbesuch und Stipendien sollten allen Schichten gleiche Bildungschancen ermoglichen und das Volk zur demokratischen Mitbestimmung befahigen Nach der Theorie des Austromarxismus war es notwendig Kinder und Erwachsene zunachst zu bilden und zu kultivieren damit sie dann in einem spateren Schritt als neue Menschen den Sozialismus verwirklichen konnten Die Sozialdemokratie sah sich insofern zuvorderst als Bildungsbewegung Trotz Widerstanden aus kirchlich konservativen Kreisen wurde der Religionsunterricht von der Kirche getrennt Im Schloss Schonbrunn bestand unter der Leitung von Otto Felix Kanitz von 1919 bis 1924 die Schonbrunner Erzieherschule eine padagogische Ausbildungseinrichtung der damaligen osterreichischen Kinderfreunde Kultur und Freizeit Bearbeiten nbsp Statue Aufklarung Karl Marx HofDie Sozialdemokratische Partei kummerte sich in Institutionen die man heute Vorfeldorganisationen der Partei nennen wurde um den kulturellen sportlichen und gesellschaftlichen Sektor Gefordert wurden uber funfzig sozialdemokratische Vereine fur verschiedenste Interessen eingeschlossen Sportvereine zur Kraftigung des Korpers fur den Kampf der Arbeiterbewegung Neben dem eigentlichen Vereinszweck gab es immer auch Bildungsarbeit und Geselligkeit Obwohl in diesen Vereinen selbst das Privatleben der Parteimitglieder sozialistisch gestaltet wurde blieben die meisten Parteimitglieder zu Hause der kleinburgerlichen Welt verhaftet Einige Vereine bestehen teils unter geandertem Namen bis heute beispielsweise Arbeiter Abstinentenbund Auto Motor und Radfahrerbund ARBO Arbeitsgemeinschaft fur Sport und Korperkultur ASKO Wiener Arbeiter Turnverein WAT Arbeiter Samariter Bund ASB Sozialistische Arbeiter Jugend SAJ Freie Schule KinderfreundeIm Juli 1926 wurden in Wien ein Automobil Blumenkorso ein Riesenfeuerwerk auf der Hohen Warte das Arbeiter Turn und Sportfest 60 000 Teilnehmer und das Deutsche Turnerfest 50 000 Teilnehmer gefeiert Im September 1926 fand die Enthullung des Dr Karl Lueger Denkmals 60 000 Teilnehmer statt 1928 war Wien Veranstaltungsort des 10 Deutschen Sangerbundesfestes an dem laut Polizeibericht uber 200 000 Personen teilnahmen 1929 gab es einen Gewerbefestzug einen Katholikentag und ein Sozialistisches Jugendtreffen als Grossveranstaltungen 7 1928 1931 baute die Stadtverwaltung das Prater Stadion Es wurde im Juli 1931 mit der II Arbeiterolympiade eroffnet Die Auffuhrung des Films Im Westen nichts Neues nach dem Roman von Erich Maria Remarque fuhrte zu tagelangen sturmischen Gegenkundgebungen der Nationalsozialisten Im September 1933 das Parlament war bereits ausgeschaltet trafen einander Hunderttausende aus In und Ausland beim Katholikentag der 250 Jahre nach 1683 mit einer grossen Turkenbefreiungsfeier verbunden wurde Nun blieben kulturelle und sportliche Massenveranstaltungen dem sich formierenden Standestaat vorbehalten der traditionelle Maiaufmarsch war den Sozialdemokraten 1933 bereits verboten worden 8 Politiker Bearbeiten nbsp Tafel an einem Wiener Gemeindebau mit Hinweis auf die Wohnbausteuer und Nennung von Karl Seitz Hugo Breitner Franz Siegel und Anton Weber nbsp Grabstein von Franz Siegel mit Hinweis auf das Neue Wien Die politische Fuhrung des Roten Wien lag bei den Stadtsenaten und Landesregierungen Reumann Seitz I II und III Fur die sozialdemokratisch orientierte Kommunalpolitik stehen vor allem folgende Mandatare Jakob Reumann 1919 1923 erster sozialdemokratischer Burgermeister Karl Seitz Burgermeister 1923 bis zu seiner gewaltsamen Entfernung aus dem Rathaus 1934 Hugo Breitner Finanzstadtrat Robert Danneberg Landtagsprasident Julius Tandler Sozial und Gesundheitsreformer Otto Glockel SchulreformerOpposition und Kritik BearbeitenDie wesentliche Stutze der Herrschaft der SDAP in Wien war die Arbeiterschaft deren Wahlpotential die Christlichsoziale Partei die bedeutendste Oppositionspartei im Roten Wien nie ausschopfen konnte Ausserdem hatte die CSP durch ihren vehementen Antisemitismus die geschaftsschaffenden Juden als potentielle Wahlerschaft vergrault Gab es nach der Landtags und Gemeinderatswahl 1923 noch eine grossere Anzahl an Fraktionen im Gemeinderat reduzierten sie sich 1927 auf zwei Parteien SDAP und CSP Die CSP angefuhrt vom moderaten aber antisemitischen Leopold Kunschak kritisierte die Politik des Roten Wien teilweise heftig Statt Kommunalbauten wollte die CSP lieber das laut ihr bei der SDAP vernachlassigte Genossenschaftssystem ausbauen Ignaz Seipel befurchtete eine staatliche Abhangigkeit der gemeinen Bevolkerung und eine architektonische Verwahrlosung Auch die Finanzierungspolitik von Finanzstadtrat Hugo Breitner wurde abgelehnt die CSP wollte lieber Anleihen aufnehmen als breitgefacherte Steuern zu erheben Nach 1945 war es genau umgekehrt Die Trennung von Bildung und Kirche war den Konservativen ein Dorn im Auge ausserdem befurchtete man eine verstaatlichte Erziehung Mit dem Einzug der osterreichischen NSDAP in den Gemeinderat im Jahr 1932 wurde das Klima im parlamentarischen Gremium immer rauer 9 Siehe auch BearbeitenDauerausstellung Das Rote Wien im Waschsalon Karl Marx HofLiteratur Bearbeiten chronologisch Inge Podbrecky gehen sehen und geniessen Funf Routen zu gebauten Experimenten von Karl Marx Hof bis Werkbundsiedlung Falter Verlag Reihe City Walks 2 revidierte Ausgabe Wien 2013 ISBN 978 3 85439 489 1 Harald A Jahn Das Wunder des Roten Wien Band I Zwischen Wirtschaftskrise und Art deco Phoibos Verlag Wien 2014 ISBN 978 3 85161 075 8 Harald A Jahn Das Wunder des Roten Wien Band II Aus den Mitteln der Wohnbausteuer Phoibos Verlag Wien 2014 ISBN 978 3 85161 076 5 Rob McFarland Georg Spitaler und Ingo Zechner Hg Das Rote Wien Schlusseltexte der zweiten Wiener Moderne 1919 1934 De Gruyter Berlin Boston 2020 ISBN 978 3 11 064162 2 Helmut Weihsmann Das Rote Wien Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919 1934 Edition Spuren Wien 2019 ISBN 978 3 85371 456 0 Werner Michael Schwarz Georg Spitaler Elke Wikidal Das Rote Wien 1919 1934 Ideen Debatten Praxis Birkhauser Basel 2019 ISBN 978 3 0356 1957 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rotes Wien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie Rotes Wien im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Geschichte des Roten Wien 1918 1934 private Homepage wien at Kommunaler Wohnbau Memento vom 30 November 2005 im Internet Archive dort Das Rote Wien Ein audiovisueller Guide fur Smartphone Tablet und PC zu Bauten und Einrichtungen des Roten Wien Neue Zurcher Zeitung vom 2 Juni 2014 Rundgang durch den Wiener Karl Marx Hof Die rote Festung steht nochEinzelnachweise Bearbeiten Emmerich Talos Walter Manoschek Zum Konstituierungsprozess des Austrofaschismus in Emmerich Talos Walter Neugebauer Hrsg Austrofaschismus Beitrage uber Politik Okonomie und Kultur 1934 1938 Verlag fur Gesellschaftskritik Wien 1984 ISBN 3 900351 30 9 S 32 Allan Janik Stephen Toulmin Wittgensteins Wien Simon amp Schuster New York 1973 Hanser Munchen 1984 S 321 f Wolfgang Maderthaner Von der Zeit um 1860 bis 1945 in Peter Csendes Ferdinand Opll Hg Wien Geschichte einer Stadt von 1790 bis zur Gegenwart Bd 3 Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 2006 ISBN 978 3 205 99268 4 S 175 545 hier S 355 Wolfgang Maderthaner Von der Zeit um 1860 bis 1945 in Peter Csendes Ferdinand Opll Hg Wien Geschichte einer Stadt von 1790 bis zur Gegenwart Bd 3 Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 2006 ISBN 978 3 205 99268 4 S 175 545 hier S 353ff Wolfgang Maderthaner Von der Zeit um 1860 bis 1945 in Peter Csendes Ferdinand Opll Hg Wien Geschichte einer Stadt von 1790 bis zur Gegenwart Bd 3 Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 2006 ISBN 978 3 205 99268 4 S 175 545 hier S 354 Der Kampf um die Feuerbestattung in Wien in Salzburger Wacht Nr 156 15 Juni 1929 S 8 Online auf ANNO Zugriff am 15 August 2018 80 Jahre Wiener Sicherheitswache Hrsg Bundespolizeidirektion Wien Jugend und Volk Wien 1949 S 55 58 80 Jahre Wiener Sicherheitswache Hrsg Bundespolizeidirektion Wien Jugend und Volk Wien 1949 S 59 62 Markus Benesch Die Geschichte der Wiener Christlichsozialen Partei zwischen dem Ende der Monarchie und dem Beginn des Standestaates PDF 15 1 MB Universitat Wien 2010 abgerufen am 4 September 2014 Dissertation Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rotes Wien amp oldid 237443319