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Leopold Kunschak 11 November 1871 in Wien 13 Marz 1953 ebenda war ein osterreichischer Politiker CS VF OVP Gedenktafel am Haus Hernalser Hauptstrasse 54 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Antisemitismus 3 Ehrungen 3 1 Benennungen von Strassen und Gassen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLeopold Kunschak war der Sohn eines Fuhrwerksunternehmers Er musste schon als Kind in Heimarbeit Dochte in Wachskerzen einziehen Der Vater hatte finanzielles Ungluck gehabt und war fruh gestorben so musste die Mutter ihn und seine Geschwister als Wascherin alleine durchbringen Zuerst begann Kunschak eine Lehre als Schriftsetzer wechselte jedoch aus gesundheitlichen Grunden zum Sattlergewerbe 1 Er fand in der Simmeringer Waggonfabrik als Industriesattler Arbeit Im Jahr 1889 kam er zum ersten Mal als Unbeteiligter mit einem Streik dem der Wiener Tramwaybediensteten in Beruhrung 2 Dieses Ereignis bei dem er auch verhaftet wurde weckte sein Interesse fur soziale Fragen 1 Kunschak grundete 1892 den Christlichsozialen Arbeiterverein durfte selbst seinem Verein vorerst gar nicht beitreten da er noch nicht das gesetzlich geforderte Beitrittsalter von 24 Jahren hatte Grossjahrig ubernahm er 1895 dessen Leitung und war von 1897 bis 1934 Obmann des Vereins Ab 1 Janner 1896 erschien die von Kunschak gegrundete und bis 1928 redigierte Christlich sociale Arbeiter Zeitung bis 1900 unter dem Titel Freiheit 1 Leopold Kunschaks Bruder Paul erschoss am 11 Februar 1913 den sozialdemokratischen Reichsratsabgeordneten Franz Schuhmeier Das Todesurteil im nachfolgenden Prozess wurde spater in 20 Jahre Kerkerhaft umgewandelt und Paul Kunschak wurde 1918 bei der allgemeinen politischen Amnestie nach dem Ersten Weltkrieg begnadigt Nach dem Begrabnis des Abgeordneten Schuhmeier erhielt die Polizeidirektion in Wien von der Polizei Munchen die telegraphische Mitteilung dass der Tischlergehilfe Franz Freiberger nach Wien abgereist sei um wie er sich geaussert hatte den Tod Schuhmeiers zu rachen und Leopold Kunschak den Bruder des Morders zu toten Nach Einlangen der Verstandigung wurden Streifungen in ganz Wien vorgenommen eine Verstandigung ging auch unverzuglich an Burgermeister Weiskirchner und an Leopold Kunschak ab dessen Haus unter polizeiliche Bewachung gestellt wurde Noch im Laufe der Nacht ermittelte die Polizei den Aufenthaltsort Freibergers der in einem kleinen Gasthaus das Abendessen eingenommen und sich in das Mannerheim in der Meldemannstrasse begeben hatte Um die Nachtruhe nicht zu storen erfolgte seine Festnahme erst in den Morgenstunden Bei der korperlichen Durchsuchung Freibergers wurde ein Revolver gefunden der mit zwei Patronen geladen war ferner fand man beim Verdachtigen auch eine dreikantige scharf zugespitzte Feile die er fur den Fall dass der Revolver versagen sollte als Stichwaffe zum Einsatz bringen wollte 3 Leopold Kunschak hatte verschiedene politische Funktionen inne 1904 1934 Mitglied des Wiener Gemeinderats 1907 1911 Reichsratsabgeordneter 1913 1919 Landesausschussmitglied in Niederosterreich 1919 1920 Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung 1920 1934 Abgeordneter zum Nationalrat 1920 1921 Obmann der christlichsozialen Reichsparteileitung 1921 1932 Obmann der christlichsozialen Landesparteileitung Wien 4 1934 1938 Mitglied des Staatsrates 1 nbsp Wiener Zentralfriedhof Ehrengrab von Leopold KunschakAufgrund seiner demokratischen Einstellung war Kunschak ein Gegner der Heimwehr und von Engelbert Dollfuss Weil er mit Dollfuss Kurs zur Einrichtung einer autoritaren Verfassung nicht einverstanden war schied er 1933 aus der Parteileitung aus 1 Er war auch gemeinsam mit Johann Staud der wichtigste politische Exponent des Freiheitsbundes und trat wahrend der Februarkampfe 1934 als Vermittler zwischen den Parteien auf Im autoritaren Standestaat gehorte er dem Staatsrat an und arbeitete ab 1935 in der Sozialen Arbeitsgemeinschaft einer Organisation mit der die Arbeiterschaft fur die Vaterlandische Front gewonnen werden sollte Nach dem Anschluss Osterreichs an den NS Staat im Marz 1938 wurde Kunschak seiner Amter enthoben und fur zwei Monate inhaftiert Nach seiner Entlassung wurde er polizeilich uberwacht 1944 wurde er erneut verhaftet 1 Nach dem Zweiten Weltkrieg unterzeichnete er am 27 April 1945 gemeinsam mit Karl Renner Adolf Scharf und Johann Koplenig die Osterreichische Unabhangigkeitserklarung Ab 1945 war er wieder Mitglied des Wiener Gemeinderates von 1945 bis 1946 auch Vizeburgermeister Auch an der Grundung des OAAB und der OVP beteiligte er sich Von 1945 bis zu seinem Tod amtierte er als Prasident des Nationalrates er starb funf Tage vor Ablauf seiner Amtsperiode Kunschak wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bestattet Antisemitismus BearbeitenKunschak den mit Burgermeister Lueger eine enge Freundschaft verband trat als Antisemit in Erscheinung So geisselte er die judenliberale Presse und sah die christlich sozialen Arbeiter von judischen Arbeitgebern gefahrdet 5 Bereits 1919 hatte er einen Gesetzentwurf uber Die Rechtsverhaltnisse der Judischen Nation entwickelt aber auf Anraten seines Parteiobmanns Ignaz Seipel nicht veroffentlicht 1936 publizierte Kunschak in einer Zeitschrift des Reichsverbandes christlicher Arbeitervereine Osterreichs einen ahnlichen Entwurf der einen Judenkataster eigene Schulen sowie Zugangsbeschrankungen fur Juden zu den Universitaten und zum offentlichen Dienst vorsah 6 Beim Hauptappell des Freiheitsbundes am 15 Marz 1936 sagte Kunschak Entweder lost man die Judenfrage rechtzeitig nach den Eingebungen der Vernunft und Menschlichkeit oder sie wird gelost werden in der Form des vernunftlosen Tieres in der es seinen Feind angeht in Formen wildgewordenen und unbandigen Instinkts Mitteilungen des Freiheitsbundes Sonderausgabe Marz 1936 7 Die 2013 in der Kritik an Kunschak wiederholte Behauptung Kunschak habe sich auch nach der NS Zeit offentlich als Antisemiten bezeichnet basierte auf einem Text im Zurcher Israelitischen Wochenblatt am 7 Dezember 1945 Als Replik darauf wurde 2013 angefuhrt das angebliche Bekenntnis Kunschaks sei 1945 in keiner osterreichischen Tageszeitung erwahnt worden und scheine auch in den damals sehr detaillierten Polizeiberichten nicht auf Der auf 1945 bezogene Vorwurf sei daher nicht aufrechtzuerhalten dieser Auffassung wurde stark widersprochen 8 Im Marz 2023 wurde bekannt dass es ein weiterer Beleg fur Kunschaks Antisemitismus nach dem Zweiten Weltkrieg existiert Im Archiv der Jerusalemer Holocaust Gedenkstatte Yad Vashem fand der Historiker Florian Wenninger einen Bericht des World Jewish Congress Zwei Mitarbeitern gegenuber erklarte der OVP Politiker demnach er war immer Antisemit aber niemals Rassenantisemit 9 In einigen Biografien wie jener von Franz Stamprech wird der Aspekt von Kunschaks Antisemitismus ausgeblendet 4 Ehrungen BearbeitenLeopold Kunschak war Ehrenmitglied der KaV Norica Wien im CV heute OCV 10 Seit 1965 wird jahrlich am 13 Marz von der OVP der Leopold Kunschak Preis verliehen 1946 wurde er anlasslich seines 75 Geburtstags vom Wiener Gemeinderat einstimmig zum Ehrenburger Wiens ernannt und war damit der Erste im wiedererstandenen Osterreich der derart gewurdigt wurde 11 Eine Wohnanlage wurde 1950 nach ihm benannt Leopold Kunschak Hof 11 Simmeringer Hauptstrasse 116 118 1951 war er einer der Preistrager des Karl Renner Preises 12 13 Im Jahr 1971 wurde in Wien Hernals 17 Bezirk der Leopold Kunschak Platz nach ihm benannt 1978 wurde anlasslich seines Todestages mit einer Briefmarke seiner gedacht 14 Benennungen von Strassen und Gassen Bearbeiten Quelle 15 Aschbach Markt Kunschakstrasse Bruck an der Leitha Leopold Kunschak Strasse Deutsch Wagram Leopold Kunschak Gasse St Polten St Georgen am Steinfelde Leopold Kunschak Strasse Gerasdorf bei Wien Leopold Kunschak Gasse Gunselsdorf Kunschakstrasse Ober Grafendorf Leopold Kunschak Strasse Perchtoldsdorf Leopold Kunschak Gasse Stockerau Leopold Kunschak Gasse Zistersdorf Leopold Kunschak GasseSchriften BearbeitenArbeiterfrage und Christentum 1905 Volkstum und Arbeiterschaft 1928 Osterreich 1918 34 1934 Steinchen vom Wege 1937Literatur BearbeitenFranz Bauer Leopold Kunschak als Politiker Wien 1950 Dissertation Universitat Wien Franz Stamprech Leopold Kunschak Portrat eines christlichen Arbeiterfuhrers Freiheit Wien 1953 Gustav Blenk Leopold Kunschak und seine Zeit Portrat eines christlichen Arbeiterfuhrers Europa Verlag Wien u a 1966 Anton Pelinka Stand oder Klasse Die christliche Arbeiterbewegung Osterreichs 1933 bis 1938 Europa Verlag Wien u a 1972 ISBN 3 203 50400 6 Veroffentlichungen des Ludwig Boltzmann Instituts fur Geschichte der Arbeiterbewegung Politik fur den Menschen 15 Jahre Leopold Kunschak Preis Kuratorium des Leopold Kunschak Preises Wien 1980 Gustav Otruba Kunschak Leopold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 301 f Digitalisat Ludwig Reichhold Leopold Kunschak Karl von Vogelsang Institut Politische Akademie Wien 1988 Biographische Daten von Leopold Kunschak In Niederosterreichische Landtagsdirektion Hrsg Biographisches Handbuch des NO Landtages 1861 1921 NO Landtagsdirektion St Polten Druck ISBN 3 85006 166 3 Stand 1 Janner 2005 Online Version PDF 843 kBWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Leopold Kunschak Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von Leopold Kunschak im Gesamtkatalog des Osterreichischen Bibliothekenverbundes Literatur von und uber Leopold Kunschak im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Teilnachlass von Leopold Kunschak im Gesamtkatalog des Osterreichischen Bibliothekenverbundes Leopold Kunschak auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Eintrag zu Leopold Kunschak im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Kurt Bauer Der Anschluss und der Judenhass einer OVP Ikone auf derstandard at 12 Marz 2013 Archivaufnahmen mit Leopold Kunschak im Onlinearchiv der Osterreichischen MediathekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Gertrude Enderle Burcel Johannes Kraus Christlich Standisch Autoritar Mandatare im Standestaat 1934 1938 Hrsg Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes und Osterreichische Gesellschaft fur historische Quellenstudien Wien 1991 ISBN 3 901142 00 2 S 138 140 Thomas Chorherr Grosse Osterreicher Ueberreuter Wien Heidelberg 1985 ISBN 3 8000 3212 0 Innsbrucker Nachrichten 18 Februar 1913 Ausgabe Nr 40 Seite 8 a b Georg Hans Schmit Im Namen Gottes des Allmachtigen christlich deutsch berufsstandisch Ausgewahlte Aspekte uber den Stand und die Perspektiven der Forschung uber das christlichsoziale Lager in den Jahren 1929 bis 1918 In Florian Wenninger Lucile Dreidemy Hrsg Das Dollfuss Schuschnigg Regime 1933 1938 Vermessung eines Forschungsfeldes Bohlau Wien Koln Weimar 2013 ISBN 978 3 205 78770 9 S 141 158 hier S 154 156 Kurt Bauer Der Anschluss und der Judenhass einer OVP Ikone In Der Standard Wien 13 Marz 2013 und Website des Blattes vom 12 Marz 2013 Strassennamen Wiens seit 1860 als Politische Erinnerungsorte PDF 4 2 MB S 66ff Forschungsprojektendbericht Wien Juli 2013 Emmerich Talos Wolfgang Neugebauer Austrofaschismus Politik Okonomie Kultur 1933 1938 7 Auflage LIT 2014 Paul Mychalewicz Wie unbelehrbar war Leopold Kunschak wirklich In Der Standard Wien 16 Marz 2013 und Website des Blattes vom 15 Marz 2013 OVP Ikone aber auch Antisemit Der ambivalente Herr Kunschak Abgerufen am 15 August 2023 osterreichisches Deutsch Biographie Kunschaks auf der Webseite des OCV vom 7 November 1946 Leopold Kunschak Ehrenburger der Stadt Wien Memento des Originals vom 3 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wien gv at Wiener Rathauskorrespondenz 13 Dezember 1951 Blatt 2230 Wiener Rathauskorrespondenz 26 Janner 1952 Blatt 111 Katholisches Farbstudententum in Osterreich 1933 1983 Hrsg Wiener Stadtverband des MKV S 14 Heinz Arnberger Nicht Orte des Gedenkens Benennungen nach Prominenten im offentlichen Raum In Heinz Arnberger Claudia Kuretsidis Haider Hrsg Gedenken und Mahnen in Niederosterreich Erinnerungszeichen zu Widerstand Verfolgung Exil und Befreiung mandelbaum verlag 2011 Prasidenten des osterreichischen Nationalrates Erste Republik Prasidenten der Provisorischen Nationalversammlung Dinghofer Fink Seitz HauserPrasident der Konstituierenden Nationalversammlung SeitzPrasidenten des osterreichischen Nationalrates Weiskirchner Miklas Gurtler Eldersch RennerZweite Republik Kunschak Hurdes Figl Maleta Waldbrunner Benya Gratz Poder Fischer Khol Prammer Bures Kostinger Sobotka Bundesparteiobmanner der OVP Kunschak Figl Raab Gorbach Klaus Withalm Schleinzer Taus Mock Riegler Busek Schussel Molterer Proll Spindelegger Mitterlehner Kurz Nehammer Normdaten Person GND 118725432 lobid OGND AKS LCCN n93062176 VIAF 15487714 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kunschak LeopoldKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Politiker CS VF OVP LandtagsabgeordneterGEBURTSDATUM 11 November 1871GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 13 Marz 1953STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold Kunschak amp oldid 236435060